Martina - Teil 1 - Einleitung


Juanita22

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04.07.2024
Schamsituation
büro demütigung cmnf
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Der 22.06.2010 war einer dieser unerträglich heissen Sommertage. Normalerweise liebte ich mein Büro in der Rapperswiler Altstadt, mit Blick auf das Schloss und nur einen Katzensprung vom Zürichsee entfernt. Ab Temperaturen über 30 Grad offenbarte der charmante Altbau allerdings seine Schwächen. Die Hitze setze mir mächtig zu, daran konnte auch der summende Ventilator in der Ecke nichts ändern, der schon den ganzen Tag chancenlos gegen die schweisstreibenden Temperaturen ankämpfte. Ich starrte meinen Bildschirm an. ‘Nur noch zwei Stunden.’, dachte ich. ‘Nach einem Sprung in den See und einem erfrischenden Bier mit meinen Kumpels wird der scheiss Arbeitstag nur noch eine flüchtige Erinnerung sein.’ Ein schüchternes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Larissa, unsere Lehrtochter, streckte ihren blonden Lockenkopf durch die Tür. «Dario, hast du kurz Zeit? Der Drucker spinnt schon wieder.» «Klar.» Ich folge Larissa aus dem Büro, den Gang entlang und dann links in einen engen, schlauchförmigen Raum, den wir als Kopierraum und Papierlager nutzten. «Ich habe noch richtig viel zu tun.», sagte sie frustriert. «Ich wollte nur kurz die Rechnungen einscannen.» Theatralisch zeigte sie auf das kleine Display des Gerätes, auf dem eine kryptische Fehlermeldung zu sehen war. «Ich kümmere mich darum.», versicherte ich ihr. «Du kannst die Rechnungen hierlassen.» 

«Danke Dario!» Mit einem erleichterten Lächeln drückte Larissa mir die Unterlagen in die Hand. Die oberste Rechnung des kleinen Papierhaufens stach mir dabei sofort ins Auge. Schmunzelnd nahm ich den Namen des Absenders in der Kopfzeile wahr: G Romano Reinigungen. Die kleine Firma meines Onkels Beppe war mir keineswegs unbekannt. Sie war sein ganzer Stolz und oft einziges Gesprächsthema an Familienanlässen. Überrascht stellte ich fest, dass das Begleitschreiben einen ganz ordentlichen Eindruck machte. So viel Professionalität hätte ich dem alten Dummschwätzer gar nicht zugetraut. Meine Augen glitten über die Seite. 

«Larissa!» Die junge Frau war schon fast um die Ecke gebogen. «Ja?» «Was sind das genau für Rechnungen?» «Unterhalts- und Reinigungsarbeiten, Mythenstrasse 20. Sind schon gezahlt, ich muss sie nur noch ablegen. Warum?» ,fragte sie mit gerunzelter Stirn. «Einfach so. Wer betreut die Mythenstrasse 20?» «Frau Thalmann.» «Alles klar.» antwortete ich gespielt lässig. Sie nickte mir nochmals zu und marschierte aus dem Raum. Meine Augen starrten immer noch den letzten Teil des Begleitschreibens an. ‘Freundliche Grüsse’ stand dort, gefolgt von ‘Guiseppe Romano’. Dazwischen eine ordentliche Unterschrift…und ich war mir ganz sicher, dass das nicht die Unterschrift von meinem Onkel war.

 

Das Telefonat mit dem guten Beppe bestätigte meinen Verdacht. Er hatte noch nie einen Auftrag an der Mythenstrasse und das Überweisungskonto stimmte auch nicht mit seinem Geschäftskonto überein. Kaum hatte ich das Problem mit dem Kopierer gelöst und alle Unterlagen eingescannt, verschanzte ich mich in meinem Büro. Als Informatiker hatte ich praktisch unbegrenzten Zugriff auf alle Daten und Tools unserer Firma. Ich überprüfte alle Überweisungen auf das Konto bei der Bank Linth, das nicht zur G Romano Reinigungen gehörte. Die kleinen Summen addierten sich über die Jahre zu einem massiven Betrag. Augenblicklich wurde mir bewusst, dass es sich bei der ganzen Sache nicht um ein Kavaliersdelikt handelte. Mein Bauch kribbelte vor Aufregung. Die Beträge unterschieden sich genauso wie die betroffenen Objekte. Die Sachbearbeiterin war aber immer dieselbe. Martina Thalmann.


 

 

Eine ganze Woche versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass ich diese Situation nicht ausnutzen sollte. Ich wollte das richtige tun. Doch jedes Mal, wenn ich es mir erlaubte vorzustellten, wie ich Frau Thalmann damit konfrontierte, dass ich ihr kleines Geheimnis kannte, explodierten meine Fantasien. ‘Wie weit könnte ich es treiben?’ Martina Thalmann hatte eine wichtige Position in unserer kleinen Firma. Sie war um die vierzig, ein ganzes Stück älter als ich, hatte breite Hüften und ein stolzes Lächeln. Das Selbstbewusstsein einer erfolgreichen Frau. Beruflich hatte sie einiges zu verlieren, persönlich aber noch viel mehr. ‘Wie weit würde sie gehen, um ihre Familie zu schützen?’ Nach ein paar Recherchen war ich mir sicher, dass sie beim Ausmass ihrer Betrügereien mit einer Freiheitsstrafe rechnen müsste. ‘Wäre sie bereit dazu, sich meinen Demütigungen zu widersetzen, wenn Sie dafür ihre zwei Kinder im Stich lassen müsste?’

 

Es war Dienstag, kurz nach 12 Uhr. Ich schnappte meine Schlüssel und mein Portemonnaie und machte mich auf den Weg in die Altstadt. Nach einem kurzen Spaziergang überquerte ich den Fischmarktplatz und peilte das Dieci an. Es dauerte nicht lange, bis ich den Tisch entdeckte, an dem Martina sass und sich, wie jeden Dienstag, Pizza und Tiramisu mit Seeblick gönnte. Ich atmete tief durch und marschierte direkt auf sie zu. «Guten Appetit!» Martina hob erschrocken Ihren Kopf. Ich gab ihr keine Zeit zu antworten. «Darf ich mich zu Ihnen setzen?» Sie schluckte ihren Bissen herunter und antwortete: «Natürlich, setzen Sie sich.» Nur Ihre Augen verrieten, wie sehr sie sich meine sofortige Abwesenheit wünschte. Mit einem süffisanten Grinsen nahm ich Platz. «Essen Sie öfter hier?» «Ab und zu. Ich geniesse die Ruhe hier sehr.» «Natürlich.» Ich nickte verständnisvoll und beobachtete sie. Eine unangenehme Spannung machte sich zwischen uns breit. Genervt suchte sie nach den richtigen Worten: «Möchten Sie auch etwas bestellen? Oder sind Sie auf dem Weg?» «Weder noch. Ehrlicherweise wusste ich, dass ich Sie hier finde. Ich muss dringend etwas mit Ihnen besprechen.» Martina gab sich jetzt keine Mühe mehr sonderlich höfflich zu sein. «Das müssen wir sicherlich nicht jetzt besprechen.» Ich hielt ihrem Blick Stand und antwortete ihr eine Spur leiser, damit uns niemand hörte. Es war so weit, ich platze vor Aufregung. «Ich kenne Ihr Geheimnis. Wie Sie unsere Firma abzocken. Wir besprechen das besser jetzt, oder soll ich direkt zur Polizei?» Es dauerte einen Moment, bis sie verstand, was ich gerade zu ihr gesagt hatte. Ihr genervter Blick verwandelte sich schlagartig. Die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben. Sie versuchte noch stotternd ein paar Worte herauszuwürgen, bevor sie mich wie paralysiert anstarrte. Ich ergriff die Chance sofort. «Du hörst mir jetzt genau zu und sagst kein Wort mehr! Wenn ich auch nur einen Mucks von dir höre, stehe ich auf und melde alles was ich weiss. Verstanden?» Sie nickte schockiert. «Du hast verdammtes Glück. Ich habe kein Interesse daran dein Leben und deine Familie zu zerstören und dein scheiss Geld ist mir auch egal. Du musst dir vorerst keine Sorgen machen. Ich gebe dir bis am Freitag Zeit. Mach dir bis dann Gedanken, wie du mir dafür danken möchtest. Beleidige mich nicht mit deinem Vorschlag.» Langsam erhob ich mich von meinem Platz und schaute ihr in das verängstigte Gesicht. «Denk nicht du bist smarter als ich. Ich bin auf alles vorbereitet.», schwindelte ich sie an. «Bis am Freitag, 19 Uhr, in meinem Büro.» Ich zwinkerte ihr zu und verliess das Restaurant.


Kommentare

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eckedort schrieb am 04.07.2024 um 20:58 Uhr

Ein klasse Einstieg würde ich sagen

Bin sehr gespannt was sie ihm vorschlägt, aber noch viel neugieriger auf das was er mit ihr erleben will und wohl auch wird

ariadne74 schrieb am 06.07.2024 um 12:17 Uhr

Spannender Anfang. Bin gespannt....

AnnabellaX schrieb am 28.10.2024 um 14:10 Uhr

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