Weeslower  Chroniken V  -  2002 -  Jasmin - Kapitel 8 - Auf der Bühne


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19.01.2022
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Weeslower  Chroniken V  -  2002 -  Jasmin - Kapitel 8 - Auf der Bühne

 

Als Jasmin in den Saal zurückkam, hatte die Band die Musik unterbrochen. Weber stand auf der Bühne und redete gerade. Jasmin kam es so vor, als hätte man auf sie gewartet. Er winkte sie hinauf. Aron stand bereits an seiner Seite. Auch das noch, dachte sie, was hat er wohl vor?

Weber sprach derweil, während sie, immer noch barfuß, die fünf Stufen zu dem Podest hochstieg: „Ich möchte mich sehr herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie heute meine Gäste sind – und mich bei allen bedanken, die dieses Projekt möglich gemacht haben.“ Dann zählte er, etwas zu lang, wie Jasmin fand, ganz viele Namen und Funktionen auf, darunter auch Louise und Ralph. „Und nicht zuletzt bei jenen beiden hier“. Mit diesen Worten breitete er seine Arme aus und deutete auf Aron und Jasmin, die ihm zu beiden Seiten standen. Er wartete den freundlichen anhaltenden Applaus ab und erzählte kurz die Geschichte vom Foto-Shooting.

Etwa fünfzig Gäste befanden sich noch im Saal. Jasmin hasste es, vor großen Gruppen zu stehen. Schon vor ihrer Schulklasse fiel ihr das schwer, und das hier waren viel mehr und lauter Unbekannte. Und nun musste sie auch noch diese Geschichte mit anhören, sich und die anderen an die Nacktfotos erinnern lassen. Wieder färbten sich ihre Wangen rot. Am liebsten wäre sie weggerannt. Aber das wäre genauso peinlich gewesen. Also riß sie sich zusammen und schaute starr über die Leute hinweg auf die andere Seite des Saals. Dorthin hatten gerade zwei Helfer die lebensgroßen Poster aus der Eingangshalle hinein getragen. Sie sah sich selbst gegenüber stehen, ihrem splitternackten Abbild. Das alles hatte sie für einige Zeit völlig verdrängen können. Doch nun hatte sie das Gefühl, ihre Ohren seien taub, so sehr rauschte das Blut durch ihre Adern. Sie wollte jetzt nur schnell weg von dieser Bühne. - Musste er das alles auch noch erzählen? Alle ausdrücklich darauf hinweisen? Dass sie es war, die hier vor aller Augen auf all den Plakaten und Fotos splitternackt zu sehen war - und dass sie das auch noch quasi freiwillig mitgemacht hatte... etwa aus Spaß an der Freude...?! – Und dann stand sie hier auch noch in diesem sexy Nichts von einem Kleid, das ihre Konturen so genau abbildete als wäre sie beinah nackt… - Als den Zuhörern klar wurde, dass die beiden nur ganz zufällig beim Fotoshooting eingesprungen waren, gab es begeisterten Beifall. Jasmin selbst hatte gar nicht mehr richtig zugehört, aber sie ahnte, dass der Applaus ihr galt. Sie verharrte in ihrer angestrengten, bemüht geraden Haltung, traute sich, einen kurzen Blick ins Publikum zu werfen. Sie fand Nadines aufmunterndes Lächeln. Nadine fing an, sie nachzumachen, mit durchgedrücktem Rücken und Händen, von denen sie nicht wusste, wohin, und die vor dem Schoß miteinander rangen. Als Jasmin ihre Parodie erkannte, musste sie wider Willen lächeln. Sie schaute zur Seite zu Aron, der komisch die Augen verdrehte angesichts der Weitschweifigkeit Webers. Auch darüber musste sie schmunzeln. Sie atmete durch, dann sah sie Louise, die ihr zunickte, dann Lissy, die den Daumen hob, dann Daniela, und sie erkannte, es war ein Heimspiel. Jasm´n, entspanne Dich, sagte sie sich.

 

„Und nun möchte ich zu unserer Verlosung kommen. Auf Ihrer Einladungskarte haben Sie eine Nummer. Wenn Sie diese nun in die Hand nehmen und vergleichen mögen. Jasmin, möchtest Du die Lose hier aus dieser Trommel ziehen?“ Sie war erleichtert, nicht mehr nur herumstehen zu müssen, sondern etwas tun zu dürfen. „Und Du Aron, lies bitte zunächst einmal vor, welcher Preis vergeben wird.

Er bekam das Mikro, den Zettel und las laut: „Dritter Preis: Tageskarte für die Therme einschließlich Bademantel und Handtuch für zwei Personen.“ Nadine zog ein Los, gab es Weber. „Nummer 32.“

Ganz vorne reckte eine ältere Dame ihre Hand hoch. „32 bin ich.“ Weber bat sie nach oben, Küsschen von Aron links und rechts, Küsschen von Jasmin, Küsschen und Glückwunsch von Weber.

„Zweiter Preis: Ein Wochenende zu zweit in der Honeymoon Suite.“ „Nummer 121.“

Niemand meldete sich. „121“ wiederholte Aron. Keine Meldung.

„Okay, ich nehme es!“ scherzte der Landrat, der von irgendwoher plötzlich wieder aufgetaucht war und nun ganz vorne stand. Er schien schon reichlich angetrunken und wankte leicht.

Er wurde überhört, also tönte er lauter: „Aber nur zusammen mit ihr!“ und er wies auf Jasmin.

„Ekel.“ dachte sie nur. Wie lüstern der mich anstarrt. Sie musste unbedingt wegschauen, ehe er noch ihren Blick erfassen konnte. Wieder sah sie sich auf dem Poster gegenüber, die Szene am Badesteg – in Nahaufnahme… - Wie bitte?!

Als Weber merkte, dass Jasmin nicht zugehört hatte, berührte er ihre Schulter. „Das Los? Der erste Preis.“ Er wandte sich dem Publikum zu „Nochmal: Eine goldene Mitgliedskarte. Alles zum halben Preis im Eden, zeitlich unbegrenzt.“

Doch da unterbrach ihn der laute Zwischenruf des angetrunkenen Landrats: „Verlost Ihr auch die Plakate? Ich will eines!“

Weber stand einen Moment schweigend da, dann deutete er Daniela mit einem Kopfnicken an, dass sie sich um den armen Mann kümmern sollte. „Wenn Sie das möchten…“ meinte er nachsichtig, doch da erhob sich ein überraschend lauter Applaus aus den Reihen.

Jasmin brach innerlich fast in sich zusammen. - Was sollte das nun?! Weber spürte ihre Nervosität. „Nur Mut…“ flüsterte er ihr zu, „ist ja gleich vorbei.“

„Hoffentlich.“ brachte sie nur mühsam heraus.

„Okay,“ sagte Weber laut ins Mikro und machte schon wieder Handzeichen an seine Leute, „dann ziehen wir jetzt ein Los für eines der beiden Plakate dort hinten.“ Er winkte seinen Helfern, die Plakate heranschaffen. Nun sollte Jasmin also zuerst genau das Plakat verlosen, auf das sie zuvor geschaut hatte. Es stand jetzt neben ihr, fast zwei Meter hoch, und sie war darauf schräg von vorn komplett nackt abgebildet, am Steg sitzend, die Beine im Wasser baumelnd,  Busen voll im Bild, der Schoß zwischen den Beinen gut erkennbar rasiert, ihr Gesicht zwar offen der Kamera zugewandt, der Blick aber verträumt nach unten ins Wasser gerichtet. Im Hintergrund lag übrigens, nicht fokussiert und daher etwas verschwommen, die schöne Nadine, ebenso nackt, ausgestreckt auf dem blanken Holz. - Reiß Dich irgendwie zusammen, sagte sich Jasmin, und spiele mit!

Das Plakat ging nicht etwa an den Landrat, sondern an irgendeinen Behördenvertreter. Jasmin gratulierte ihm, als er auf die Bühne heraufkam, zwang sich zu einem Lächeln. Dabei hatte sie permanent das Gefühl, von den Blicken der Zuschauer, insbesondere der Männer, durchgescannt zu werden, durch ihr dünnes Kleid hindurch, und von allen genauso nackt gesehen zu werden wie sie es auf dem Plakat neben sich war. Nachher, wenn das hier vorbei ist, besaufe ich mich endgültig, dachte sie. 

„Sie halten sich tapfer, Jasmin!“ meinte Weber leise zu ihr und sah sie lächelnd dabei an. „Und Sie sind wunderschön dabei!“

Das zweite Plakat war doch ein anderes als erwartet, es zeigte Aron unter der Außendusche, auf dem nun Jasmin verschwommen im Hintergrund auf einer Liege lag. Aron durfte es verlosen. Die ganze Aufmerksamkeit richtete sich nun auf ihn, was ihr ganz gut tat. Sie konnte nun tatsächlich einfach nur als schmückendes Beiwerk dabeistehen, klatschen und sogar lächeln.

Da rief Ralph, der ebenfalls schon etwas angeheitert war, in Arons Richtung: „Ausziehen! Ausziehen!“. Erst waren alle etwas irritiert, dann aber fiel der Landrat, der von Daniela längst an den Rand des Saales komplimentiert worden war, von dort aus ein. "Ausziehen! Aber beide!" Zwei, drei Männer folgten, dann auch die ersten Damen, und innerhalb weniger Augenblicke hallte dieser Ruf durch den ganzen Saal.

Jasmin schluckte. Sie wollte sofort von der Bühne herunter, doch Weber hielt sie geistesgegenwärtig am Arm fest. Schlimmer noch: Aron nestelte schon grinsend an seinem Hemd und provozierte damit nur umso lauteres Gejohle. Und schon war er aus dem Hemd heraus und zeigte seinen perfekten Oberkörper. Nun schauten alle zu Jasmin hin.

Sie suchte hilfesuchend den Blick von Louise. Doch die war nirgendwo zu sehen. Stattdessen erblickte sie Nadine. Und die nickte zunächst nur stumm und grinste frech. Dann zeigte sie einen erhobenen Daumen und formte mit den Lippen ´mach es!`.

Zwischenzeitlich hatte man neben sie noch ein weiteres Plakat gestellt, das nur sie zeigte: in Großaufnahme frontal nackt aus dem See steigend. Zwischen ihren Schamlippen war ihre wie so oft leicht hervorquellende Klitoris deutlich zu erkennen. Als sie das sah, biß sie sich auf die Lippen und schloss die Augen. Sie hätte sich am liebsten hinter dem Plakat versteckt.

Nun umfasste Hans Weber behutsam ihre Hand mit beiden Händen und sie hörte ihn leise zu sich sagen: „Es wäre wirklich wunderbar, wenn Sie das täten. Dieses eine Mal noch... Es wäre die Krönung dieses Abends, dieser Eröffnung.“

Sie wandte sich ihm zu und schaute ihn mit ihren großen, tiefgründig dunklen Augen an. Alles in ihr war Ohnmacht, sie spürte, dass sie auf unerklärliche Weise viel zu wenig Kraft zur Gegenwehr besaß. „Ich soll mich ausziehen? Vor allen Leuten?“ fragte sie ungläubig.

"Ich weiß, es klingt verrückt. Aber ich kann die Leute da unten verstehen. Auch ich fände es wunderbar, wenn Sie noch einmal die nackte Muse dieses Projektes wären..."

Sie schloss erneut die Augen. Kurz meldete sich ihre Vernunft: Du bist verrückt, wenn Du das tust… Und doch - Jasmin atmete tief durch. Sie hatte keine Wahl, das wusste sie. Auch wenn sie nicht wusste, wohin das alles führen sollte.

Mittlerweile war es im Saal völlig ruhig geworden, alle schauten gebannt auf die Bühne zu der wunderhübschen, blonden jungen Frau, die sich im leisen Zwiegespräch mit Hans Weber befand, und warteten. Warteten tatsächlich geduldig und schweigend, was das hübsche Mädchen dort oben auf der Bühne wohl tun würde. Man hätte das Fallen einer Stecknadel hören können. Sogar der Landrat schwieg jetzt und starrte.

 

Das achtzehnjährige Mädchen dort oben versuchte verzweifelt, so etwas wie eine innere Stimme zu hören, die ihm einen Rat geben könne. Was soll ich bloß tun? Ich könnte einfach von der Bühne gehen. Empört. Beleidigt. War es nicht eine gemeine Unverschämtheit, ein junges, irgendwie wehrloses Mädchen in aller Öffentlichkeit so zu nötigen, sich auszuziehen? Eine Rücksichtslosigkeit, es überhaupt auszurufen, geschweige denn, tatsächlich zu erwarten! Ich könnte jetzt genauso gut das Treppchen wieder hinunter steigen und gehen. Ich könnte mich zu Recht aufregen und ärgern. Und jeder im Saal würde das irgendwann, vielleicht mit dann wieder nüchternem Kopf, später auch nachvollziehen und verstehen können - und sich selbst dafür schämen. - Aber ich kann nicht. Ich wäre eine riesige Enttäuschung. Für alle hier. Für Louise. Für Nadine. Für Weber. Und wahrscheinlich sogar für mich selbst.

"Erwecken Sie die Plakate zum Leben!" flüsterte leise Weber in ihr Ohr.

Sie öffnete endlich ihre Augen, schaute auf das Plakat neben sich. Da stand sie. Splitternackt. Lebensgroß. Lebensecht. Mit diesen Plakaten, das wusste sie, umgab ihre Nacktheit kein Geheimnis mehr, alles lag offenbar. Das Plakat wirkte wie ein Spiegel. Das bin ich, so sehe ich aus. Jasmin Bischoff, achtzehn Jahre alt, aus Berlin. Mein Gesicht, mein Körper. Nackt, natürlich und ebenso echt.

Schließlich wagte sie den Blick ins Publikum. Jetzt stand dort auch Louise. Ihre Blicke trafen sich. Louise, hilf mir! Doch Louise nickte ihrer bildhübschen Auszubildenden sogar noch aufmunternd zu, legte die Hände bittend aneinander. – Was hindert mich also noch? Meine Chefin jedenfalls nicht. Schamhaftigkeit? Schüchternheit? Ach Jasmin, zu spät, das hättest Du Dir vorher überlegen sollen.- ´Es ist doch nur Nacktheit´, hörte sie Aron im Geiste sagen. - Und hier ist es Deine Rolle, nackt zu sein, denn Du bist jetzt das Model. Das Gesicht und der Körper des `Eden`.

Und es ist Weeslow! Dein Weeslow! Dein neues Zuhause!

All das verging in wenigen Sekunden, für sie fühlte es sich wie Stunden an. Sie gab sich einen Ruck, trat einen Schritt vor und legte ihre Finger an die Träger ihres Kleides. Sie wusste selbst nicht mehr, was sie tat. Sofort brandete ein unvorstellbarer Jubel auf. Sie zog die Träger von den Schultern und schob sie  langsam an ihren Oberarmen hinab.

Als sie fast ihre wunderschönen Brüste befreit hatte, hielt sie inne. „Jetzt wieder Du…“ meinte sie zu Aron.

Aron zog sich die Schuhe aus, die Socken, begleitet von rhythmischem Klatschen. „Jetzt Du…“ sagte er zu ihr.

„Nein…“ Jasmin schüttelte den Kopf. „Dann wäre ich ja schon fertig.“ flüsterte sie leise.

Er zog seine Hose aus und stand nur noch in seinem schwarzen Slip da. „Nun?“

Sie nahm wieder den Stoff zwischen die Finger und schob ihn langsam über ihre wundervollen festen Brüste. Ihr erster öffentlicher Strip, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie wartete einen Moment den Jubel ab, dann ließ sie den Stoff über ihren flachen Bauch bis zu den Hüften sinken, hielt wieder inne. „Zusammen?“

Da rutschte das Kleidchen fast von selbst das letzte Stück herab und blieb auf ihren Füßen liegen. Es war passiert... 

´Es ist doch nur Nacktheit´, dachte sie wieder. Und in der Tat, es war doch nur Nacktheit, natürliche, wunderschöne, jugendliche, sommerliche, ja, sogar unschuldige Nacktheit. Ihren makellos schönen Körper umfasste eine vollkommen gleichmäßige Sonnenbräune, nahtlos von Kopf bis Fuß, weit intensiver als auf all den erst zwei Wochen alten Fotos um sie herum zu sehen war.

Sie schloss noch einmal die Augen und atmete durch. So stehe ich jetzt hier... Dann traute sie sich, durch halb zugekniffene Augen in den Saal zu schauen. Und spürte, dass sie das Schlimmste bereits hinter sich hatte. Wieder sah sie Louise, dann Daniela, schließlich schaute sie zu Weber. Alle strahlten sie an, vor allem letzterer. Und mit einem Mal war sie richtig stolz auf sich. Sie trat aus dem Kleid heraus, hob es auf und warf es übermütig ins Publikum.

Und natürlich hatte ein jeder bemerkt, dass Jasmin unter ihrem Kleinen Schwarzen nicht weiter als blanke Haut trug. Aber was zählte das jetzt noch? Kurz schaute sie an sich selbst herab. Nahtlos gebräunte Haut, Idealgewicht, ihr Schambereich glatt, rein und gepflegt. Sie schaute zu Aron. Nahtlos gebräunte Haut, Idealgewicht, im Schambereich glatt, rein und gepflegt. Passt gut zusammen, fand sie. Sie hatte nicht nur ihr Idealgewicht, sondern auch ihr inneres Gleichgewicht wieder.  

Sie blieb für die restliche Zeit so auf der Bühne, zusammen mit dem ebenfalls splitternackten Aron, sie beide Gesicht und Körper des Romantik Hotel Garden Eden CO. Und gerade, weil er dabei war, ihr ganz nahe, in derselben Situation, begann sie, sogar so etwas wie Spaß daran zu haben, jetzt wo alles entschieden war. Es war wie beim Foto-Shooting, fand sie: War man erst mal nackt vor allen Leuten, hatte man diese Hemmschwelle erst einmal überwunden, dann war es plötzlich gar nicht mehr so schlimm, dann gewöhnte man sich ganz schnell daran.

"Du hast mir gefehlt." flüsterte sie ihm ins Ohr.

"Du mir auch. Ich denke, das hier haben wir gleich hinter uns. Ich möchte jetzt rauf zur Honeymoon Suite.“

"Ich auch. Das volle Programm?"

"Das volle Programm!"

 

Plötzlich war Max da. Mitten im Raum. Er war sichtlich wütend, er kämpfte sich durch die Tür in den Raum, behindert von zwei Angestellten, die ihn vergebens nach seiner Einladung gefragt hatten und ihn versuchten aufzuhalten.

 

„Was machst Du hier?!“ schrie er sie an, als er sie mitten auf der Bühne entdeckte. Dann erst registrierte er, dass seine Freundin nackt war. Vollkommen nackt. Zusammen mit einem anderen Mann. Inmitten anonsten lauter angezogener Leute. Er blieb verdutzt stehen und hörte auf, sich zu wehren. „Was… machst… Du… da?“ fragte er, immer langsamer und leiser werdend. 

 

Jasmin stand wie angewurzelt und starrte auf ihn herab, ohne auch nur eine Sekunde lang ihre Blöße zu bedecken. Dann schritt sie die Stufen herab und langsam auf Max zu. Die Menge teilte sich vor ihr. Aron wollte sie zurückhalten. „Nein, ich muss zu ihm. - Max, ich kann Dir das erklären…“

 

„Haut ab!“ rief Max wütend zu Weber und Aron, die sie zu ihm begleiteten. „Das ist meine Freundin!“ Er griff nach ihrem Arm und wollte sie hinausziehen.

Jasmin wehrte den Griff ab. „Lass mich! Ich komme auch so mit!“ Sie deutete mit einem Blick über die Schulter den anderen an, dass es okay sei, wenn sie sie mit ihm allein ließen.

Im Foyer waren einige erstaunte Gäste, die sich gerade zum Gehen bereit machten, daher gingen sie in einen dunklen Seitenflur.

Er fing wieder an, sie zu fragen, was das hier solle, was sie hier tue, erzählte dann jedoch hastig seine eigene Geschichte. Er sei bei sich in Hannover angekommen, und habe heute früh die Fotos im Internet entdeckt. Natürlich hatte er vom `Garden Eden` gehört, sie hatte ihm schon vor dem Urlaub viel davon erzählt, und er war neugierig gewesen, was das für ein Projekt war, das seine Freundin so beschäftigte. Aber was waren das für Fotos! Lauter Nacktfotos von ihr, total offen und explizit dicht dran. Er hatte sie dann nicht erreicht, auch Louise nicht, und ihre Mutter habe ihm erzählt, sie sei heute hier bei dem Eröffnungsempfang. Und jetzt das! Nackt! Was hatte das alles zu bedeuten?!

Je länger er redete, desto ruhiger wurde er, desto leiser, denn Jasmin hatte sich auf eine Bank gesetzt und still zu weinen angefangen.

„Was musst Du jetzt nur von mir denken?“ schluchzte sie und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.

„Weiß nicht. Erklär´s mir einfach!" Er setzte sich zu ihr.

„Ach Max…“

 

….

 

Sie gingen nicht mehr zurück zum Fest. Sie fuhr mit ihm heim. Aus der Honeymoon Suite wurde nichts. Nicht einmal von Aron verabschiedet hatte sie sich. Von niemanden. Aber die hatten sich bestimmt denken können, weshalb. Das war auch erstmal nicht das Wichstigste. Sie wusste nicht wie, aber sie überstand diese Nacht und den nächsten Tag mit Max, ehe er wieder nach Hannover abreiste. Sie hatte versucht, sich ihm zu erklären. Die Geschichte mit Aron ließ sie natürlich aus. Und während sie erzählte, spürte sie, dass sie eigentlich gar nicht wollte, dass er sie verstand. Dass er ihr verzieh. Denn Max war in diesem Moment schon Geschichte. Sie wollte es nur noch würdevoll, behutsam und freundschaftlich hinter sich bringen, das war das Mindeste, was er, der Gute, verdient hatte. Und doch, es musste ein Ende sein, alles andere wäre Lüge gewesen.

 

 


Kommentare

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