Weeslower Chroniken V - 2002 - Jasmin - Kapitel 5 - Die Wachmänner


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18.01.2022
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Weeslower  Chroniken V  - 2002 -  Jasmin - Kapitel 5 – Die Wachmänner

 

Gegen sechs Uhr am späten Nachmittag waren sie fertig. Das Ganze hatte viele Stunden gedauert, dennoch fühlte sich Jasmin jetzt wieder topfit, sie war vollkommen aufgekratzt. Sie hätte noch stundenlang weitermachen wollen, doch die anderen drängten zum Aufbruch.

Als erstes beeilte sich Nadine fortzukommen, sie war längst über die vereinbarte Zeit, ihr Freund wartete auf den Schichtwechsel mit Sara, ihrer Tochter. Doch zuvor gab sie Jasmin noch schnell ihre Telefonnummer.

„Versprochen? Du kommst vorbei!“

„Klar! Unheimlich gern. Erstmal bin ich auf Mallorca. Aber in etwas mehr als zwei Wochen bin ich wieder da. Wenn das Wetter schön ist, komme ich sofort mal.“ Und ohne Max, fügte sie für sich in Gedanken hinzu. Irgendwie passte er gerade nicht in diese Vorstellung hinein, fand sie.

Nadine hob lachend den Zeigefinger. „Und auf Mallorca – kein Badezeug! Du kommst mir mit vollkommen nahtloser Bräune zurück, hörst Du? Auf Malle gibt es nämlich auch FKK-Strände.“

„Abgemacht.“

Sie standen im Foyer, beide noch immer nackt, Nadine umarmte die Jüngere, drückte sie an sich und wünschte einen schönen Urlaub. Nach einem Kuss auf den Mund griff sie sich ihre Kleider, Schuhe und Tasche und eilte hinaus zu ihrem Wagen. Jasmin sah ihr hinterher und beobachtete, dass die schöne Dunkelhaarige gleich so, ohne sich anzuziehen, in einen Renault Twingo, der neben Louises A4 stand, einstieg und losfuhr.

Daniela verabschiedete sich als erste, Weber folgte ihr schnell, denn er musste noch nach Berlin weiterfahren. Er bedankte sich sehr herzlich bei Aron und Jasmin für den wunderschönen Nachmittag und natürlich auch für ihren persönlichen – „körperlichen“ – Einsatz, dann bei seinem Fotografen.  „Die Gage bekommt natürlich Ihr beide.“ meinte er zum Abschied zu den beiden.

Auch Ralph wollte noch ins Studio und schon einiges für die Auswahl am nächsten Tag vorbereiten, daher drängte er seinen Partner, sich fertig zu machen.

Jasmin trat an Aron heran und nahm beinahe schüchtern seine Hand. „Oder soll ich Dich mitnehmen?“ fragte sie vorsichtig.

„Gern. Wohin fährst Du?“

Gute Frage, dachte Jasmin. Eigentlich wollte sie… Ach was… Sie verwarf ihre Pläne.

In ihr nachdenkliches Schweigen hinein fragte Aron erneut: „Zu mir oder zu Dir?“

Da sie kleiner war als er, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm heraufzuschauen. „Egal.“

Aron umarmte sie fest und küsste sie. Dann wandte er sich zu Ralph. „Du kannst losfahren. Jasmin nimmt mich mit.“

Ralph grinste und verabschiedete sich von den beiden. „Viel Spaß noch, Ihr beiden! – Ach, hier, der Schlüssel, für die Tür hier. Bring ihn mir morgen früh vorbei, Aron, dann gebe ich ihn am Mittag Weber zurück.“

Der Schlüssel war immer von einem zum nächsten weitergereicht worden, und nun war er bei Aron und Jasmin gelandet.

Sie waren die beiden letzten.

 

„Wollen wir nicht einfach hierbleiben“ schlug Aron vor. „Es ist allerschönstes Wetter, viel zu schön, um nach Hause zu fahren…“

„Und wir haben das ganze Hotel für uns…“ ergänzte sie.

Sie gingen in die Küche und fanden den angebrochenen Weißwein, der in der zweiten Szene ausgeschenkt wurde, und sechs Flaschen Bier.

 „Zum Essen haben wir nichts, nur die Reste vom Kuchen.“

„Egal, wer will denn essen?“

„Ich.“ meinte Aron. „Lass uns einen Pizzaservice anrufen. Wir haben schließlich die ganze Nacht vor uns…“

 

Die Wartezeit nach der Bestellung verbrachten die beiden mit wichtigen Telefonaten. Jasmin erstattete zunächst einmal Louise, ihrer Chefin, Bericht. Dann rief sie ihren Freund Max an, erzählte ihm in zensierten Ausschnitten von dem, was den Tag über passiert war, und dass sie noch bliebe, weil alle zusammen noch irgendwo was essen gehen wollten und sie dann im Hotel bleiben könne. Sie würde morgen Mittag da sein, wenn er einträfe – Max wohnte nicht bei ihr in Berlin, er studierte in Hannover -, damit sie noch packen könnten für den nächsten Tag, an dem sie nach Mallorca flogen.

Eine halbe Stunde später fuhr ein roter Kleinwagen auf den Hof. Aron trat heraus und winkte ihn zur Eingangstür. Dort wartete Jasmin, nach wie vor splitternackt. Der Bote, ein schmächtiger, pickliger Jüngling machte große Augen und brauchte drei Anläufe, ehe er fehlerfrei den Rechnungsbetrag genannt bekam.

Nach dem Essen auf dem Badesteg gingen die beiden nochmals schwimmen. Es waren die längsten Tage, und die Sonne stand auch um acht Uhr noch hell am Himmel.

Anschließend liebten sich Aron und Jasmin erstmals. Dazu gingen sie in den Holzpavillon am See, der für Massagen und Yoga gedacht und mit weichen Matten ausgelegt war. Mit seinem herrlichen Schwanz, seinen kräftigen und einfühlsamen Händen, mit seiner flinken Zunge beglückte er sie so wunderbar, wie er es versprochen hatte – zehnmal besser als Max.

Ihre lauten Lustschreie vermischten sich mit dem Abendgesang der Wasservögel.

 

Schließlich machten sie sich auf den Weg über die in der Dämmerung liegende Wiese und zogen um ins schon dunkle Hotel.

Gerade, als sie den Hintereingang erreicht hatten, fanden sie sich plötzlich im grellen Schein einer starken Taschenlampe wieder.

"Halt! Was machen Sie hier?!" rief laut eine kräftige Männerstimme.

Reflexartig umschlang Jasmin den nackten Mann an ihrer Seite. Sie waren beide so geblendet, dass sie niemanden erkennen konnten.

"Wir... wir..." stammelte Jasmin los.

Aron hatte sich als erster gefasst. "Und wer sind Sie?!"

"Wachdienst!" bellte es zurück.

Aron erfasste nun die Situation und trat mutig einen Schritt vor. "Wir gehören zum Hotel. Bitte nehmen Sie die Lampe herunter, wir können ja gar nichts sehen..."

Der Mann leuchtete nun auf den Boden vor ihren Füßen. Sie konnten schemenhaft einen großen Mann in dunkler Uniform erkennen.

"Wir können das alles erklären." fuhr Aron fort. "Machen Sie doch bitte Licht an! Gleich da, neben Ihnen, neben der Tür."

Der Mann schaute tatsächlich zur Seite und entdeckte den Schalter. Plötzlich standen alle drei im hellen Licht der Außenbeleuchtung der Terrasse.

Während sich Jasmin eng an Aron schmiegte, um Schutz zu suchen, aber auch um ihre Blöße zu verdecken, verhandelte dieser weiter mit dem immer noch misstrauischen Wachmann.

"Ich hole die Polizei." warnte der. "Wenn Sie hier irgendwelche Schwierigkeiten machen, hole ich die Hunde aus dem Wagen....

"Das müssen Sie nicht. Wir machen Ihnen keine Schwierigkeiten." beschwichtigte nun Jasmin mit zittriger Stimme, die sich erstmals traute, etwas zu sagen. "Wir beide gehören zum Hotel. Mein Name ist Jasmin Bischoff, ich arbeite für Herrn Weber, den Inhaber, für das Werbeteam. - Wir waren bloß mal schwimmen..."

Nun erschien noch ein zweiter Wachmann.

"Was ist das denn?" fragte der sogleich. Er war sogar noch größer als der erste.

Mit einer bewundernswerten Geduld erklärte nun Aron ihm, wer sie waren.

"Wir müssen die Polizei holen..." meinte der eine zum anderen.

"Nein, müssen Sie nicht. - Rufen Sie bitte Frau Bodenhein an, Daniela Bodenhein. Das ist die Geschäftsführerin hier. Sie wird Ihnen alles bestätigen."

"Bodenhein?" sagte der eine. "Den Namen kenne ich. Das ist tatsächlich die Chefin hier."

"Ich weiß. So eine Blonde." meinte der andere. "Ich rufe jetzt unsere Zentrale an. Die haben die Nummer." Er zückte sein Handy und wählte, während der andere die beiden nicht aus den Augen ließ.

"Dürfen wir nicht wenigstens reinkommen? Unsere Sachen liegen im Foyer." bat Jasmin vorsichtig.

"Nein!" meinte der eine Mann, der sie bewachte, schroff. "Hier habe ich Sie im Blick."

Der andere hatte die Zentrale erreicht, den Fall geschildert und die Nummer von Daniela bekommen.

"Die hätte ich Ihnen auch geben können..." meinte Jasmin etwas genervt.

"Ruhe!" Er wählte, und nach dem gefühlt zwanzigsten Klingeln hatte er eine Verbindung. Er entschuldigte sich sogleich, dass er so spät noch anriefe, dann erklärte er, wer er sei und was passiert sei. "Zwei junge Leute. Kamen von draußen vom Baden, sagen sie. Und alle beide sind unbekleidet." Er nickte. "Nein, nicht Bauer. Bischoff. Ja, Jasmin Bischoff, das hat sie gesagt... Ich soll Sie Ihnen geben? Ja, natürlich."

Er reichte dem nackten blonden Mädchen das Handy.

 

"Hi, Daniela, ja ich bin´s. Du, es ist mir echt furchtbar peinlich, aber wir sind noch geblieben, Aron und ich, und jetzt hat uns der Wachdienst aufgestöbert." Sie klang jetzt schon wieder bemerkenswert ruhig, fast heiter. Dann lachte sie sogar. "Stimmt, ja, wir sind noch immer nackt. Wir waren gerade im See baden, und jetzt lassen die beiden Wachmänner uns nicht mehr zu unseren Klamotten... Ja, mache ich. Ciao - und entschuldige, dass wir Dich noch so spät belästigt haben."

Sie gab das Telefon zurück, und Daniela erteilte dem Mann Anweisungen.

Als alles aufgeklärt war, entschuldigten sich die beiden Wachleute aufrichtig.

Aron winkte ab. "Sie haben nur Ihren Job gemacht. Wir hätten ja auch irgendwelche Eindringlinge sein können. - Wollen Sie ein Bier?! Ich muss jetzt unbedingt eines haben."

 

Kurz darauf standen alle vier im Foyer und prosteten einander zu. Und weder Jasmin noch Aron hatten sich in der Zwischenzeit etwas angezogen. Sie blieben einfach so, und genossen die ungewöhnliche Situation.

 

Anschließend fielen die beiden auf dem Zimmer wieder über einander her. Sie liebten einander, bis sie endlich nach und nach gegen vier Uhr morgens, als die erste Dämmerung hereinbrach, eng aneinander gekuschelt, selig und total erschöpft einschliefen,

 

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Kommentare

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andy011 schrieb am 21.01.2022 um 08:48 Uhr

Ist eine schön Reihe

:-)

 

selena333 schrieb am 04.03.2024 um 19:32 Uhr

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