Dreharbeiten (Teil 1 von 7)
Guten Morgen,
hier mein Einstand, mein Debüt. Ich hoffe, dass die Geschichte Gefallen findet.
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Irgendwo im unteren Drittel der Liste kam ihr Zeigefinger zum Stillstand. „Das hier könnte was für Sie sein“, murmelte die Frau vom Arbeitsamt.
Ich war gespannt. Mein Abitur hatte ich in der Tasche, jetzt wartete ich auf den Beginn meines Studiums. Ein bisschen Urlaub mit einer Freundin wollte ich noch machen, aber dafür wäre ein wenig mehr Geld schon schön gewesen.
Mein erster Versuch hatte darin bestanden, selbstgemachten Schmuck zu verkaufen. Dafür hatte ich sogar eigens einen Online-Shop zusammengeklickt, aber das Geschäft kam nicht in die Gänge. Das hatte möglicherweise etwas damit zu tun, dass ich mehr Zeit damit verbrachte, den Online-Shop zu optimieren, als Schmuck zu produzieren, so dass mein Angebot etwas eingeschränkt war. Zudem war der Schmuck weder originell noch schön, das hatte ich am Ende eingesehen.
Daher saß ich nun hier beim Arbeitsamt, auf der Suche nach einem Aushilfsjob für einen recht kurzen Zeitraum. Ich wäre auch auf einem Müllfahrzeug mitgefahren und hätte die Tonnen ausgeleert, solange es gut bezahlt war, aber die Frau meinte, dass das für eine junge Frau wie mich wohl kaum das Richtige sei.
„Haben sie Tätowierungen?“, fragte die Frau nun.
„Bitte? Nein. Habe ich nicht.“ Worauf sollte das hier hinauslaufen?
„Also, ich hätte hier einen Job als Komparsin beim Dreh eines Filmes.“
Das klang nicht uninteressant. „Was ist das denn für ein Film?“
„Ja, so genau steht das hier nicht. Der spielt jedenfalls irgendwie vor ein paar Hundert Jahren, frühe Neuzeit. Sie brauchen eine Komparsin für den Kerker.“
„Huch! Und was muss ich da machen?“
„Nicht viel, nehme ich an. Einfach so im Kerker sitzen, würde ich vermuten. Am besten, Sie rufen da einfach mal an.“
„Wo finden die Aufnahmen denn statt?“, wollte ich wissen.
„In einer Burg, etwa sechzig Kilometer von hier. Sind sie mobil?“
Ich nickte stolz. Ich hatte mir einen gebrauchten Polo gekauft, was auch der Grund war, warum ich jetzt kein Geld mehr hatte.
„Und das ist, na ja, also, ein seriöser Film, wenn … wenn sie verstehen, was ich meine?“, stotterte ich und merkte, dass ich rot wurde.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Frau. „Ja, das kann ich Ihnen versichern“, antwortete sie. „Das ist eine große, renommierte Filmgesellschaft. Etwas anderes würden wir hier mit Sicherheit nicht vermitteln. Hier habe ich Ihnen die Telefonnummer aufgeschrieben, rufen Sie da mal an.“
Aufgeregt starrte ich das Telefon an, als ich wieder zuhause war. Sollte ich wirklich? Irgendwie klang das alles seltsam und ein wenig dubios. Andererseits brauchte ich Geld, und der versprochene Lohn für nur zwei oder drei Tage Arbeit klang wirklich gut. Und dann war da noch etwas anderes … Dass ich eine Rolle im Kerker bekommen sollte, hatte ein kribbelndes Gefühl in mir ausgelöst. So etwas hatte mich schon immer interessiert. Wenn meine Eltern eine alte Burg mit mir besichtigt hatten, fand ich die Folterkammer schon immer besonders interessant. Wenn ich Filme sah, in denen Frauen im Verlies schmachten mussten, brachte das immer eine ganze besondere Saite in mir zum klingen und führte zu Fantasien in meinem Kopf, für die ich mich irgendwie schämte.
Ich gab mir einen Ruck und wählte die Nummer. Es meldete sich eine gehetzt wirkende, genervt klingende Frau.
„Das Arbeitsamt hat mir Ihre Nummer gegeben“, sagte ich. „Sie sagte, sie würden eine Komparsin suchen, für … für den Kerker.“
Ich war überzeugt, dass sie mich jetzt anblaffen würde, dass die Rolle längst vergeben worden wäre. Das war jedoch nicht der Fall.
„Hm“, machte sie. „Ja, hier, allerdings. Da ist uns jemand abgesprungen. Au wei, da brauchen wir aber auch dringend jemanden, übermorgen soll da ja schon gedreht werden. Wie siehst du denn aus?“
Ich beschrieb ihr mein Erscheinungsbild. Mittelgroß, mittelblonde, mittellange Haare. Klingt ziemlich durchschnittlich, dachte ich.
„Dick, dünn?“, fragte die Frau.
„Weder noch.“ Mit meiner Figur war ich eigentlich ganz zufrieden.
„Hast du Tattoos?“
„Nein.“
„Volljährig?“
„Ja.“
„Okay. Normalerweise würde ich dich vorher sehen wollen, aber uns läuft die Zeit davon. Für die Rolle ist es auch beinahe egal, wie du aussiehst. Du hast den Job.“
Es war ein schöner, sonniger Frühsommertag, als ich mit meinem Polo zwei Tage später auf der Landstraße zu der angegebenen Adresse fuhr. Aber mein Magen verkrampfte sich vor Aufregung. Ich befürchtete nach wie vor, bei einem Pornodreh zu landen, bei dem ein grunzender, dicker Mann um die sechzig im weißen, fleckigen Unterhemd eine alte VHS-Kamera durch die Gegend schwenkte.
Zumindest diese Bedenken wurden bei meiner Ankunft am Drehort augenblicklich zerstreut. Ich stellte mein Auto auf einer Wiese ab, die zu einem improvisierten Parkplatz umfunktioniert worden war. Dort war eine unglaubliche Anzahl von Fahrzeugen aufgereiht, vom Pkw über Lieferwagen, Wohnmobile aller Größen bis hin zu Lastzügen, mit denen vermutlich die technische Ausrüstung transportiert wurde, Scheinwerfer, Kameras und so Zeug. Aber was wusste ich denn schon.
Ich geriet in einen Ameisenhaufen. Überall liefen geschäftige Menschen herum, verschwanden in den Wohnmobilen oder kamen heraus. Die Luft schien vor Betriebsamkeit zu summen. Ohne den Hauch einer Ahnung, an wen ich mich wenden sollte, wanderte ich staunend durch das Gewirr aus Menschen, Fahrzeugen und Equipment. In der Mitte hatte man eine Art Platz freigehalten, hier standen einige Bierzeltgarnituren, an denen Leute saßen und zu warten schienen.
Ich wandte mich an eine Frau, die einen netten Eindruck auf mich machte und erkundigte mich, wer wohl für mich zuständig sein mochte. Sie wies auf eine schwarz gekleidete Frau mit ebenfalls schwarzen Haaren, die kurzgeschnitten waren und in alle Richtungen standen. In den Händen hielt sie ein schwarzes Klemmbrett.
„Gott sei Dank, da bist du ja endlich!“, sagte sie, nachdem ich ihr meinen Namen genannt hatte. „Ab in die Maske mit dir!“
„Maske?“, fragte ich erstaunt. „Ich hätte nicht gedacht, dass man für den Kerker geschminkt werden muss.“
„Hast du eine Ahnung“, antwortete sie nur.
Ich fand das Wohnmobil, neben dessen Tür jemand einen Streifen Gaffer-Tape geklebt hatte, auf dem mit Edding „Maske Komparsen/Statisten“ geschrieben worden war. Hier war ich wohl richtig. Die Tür flog auf, nachdem ich geklopft hatte, und ein aufgekratzter Typ mit greller Brille, der sich als Eddie vorstellte, zog mich hinein.
„Einmal frisch machen für den Kerker, ja?“, scherzte Eddie und lachte.
„Ja, so ungefähr“, antwortete ich.
„Na, dann zieh dich mal aus“, forderte er mich auf.
„Ausziehen?“, fragte ich blöde.
„Ja, sicher, meinst du, du wirst in deiner Jeans und deinem Top im Kerker sitzen? Hopp, hopp!“
Ich zog meine Sandalen, mein Top und meine Jeans aus.
„Weiter!“, drängte Eddie. „Time is monkey!“ Wieder lachte er.
„Ich …“, stammelte ich. „Was werde ich denn dann anhaben?“
„Keine Ahnung, darum kümmern die sich vom Kostüm. Eddie macht nur Maske.“
Zögernd entledigte ich mich meiner Unterwäsche. Das war mir äußerst unangenehm, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war schon immer eine von den Schüchternen, Braven gewesen, ein wenig prüde vielleicht. Mich hier jetzt komplett entblättern zu müssen, passte mir überhaupt nicht. Aber für einen Rückzieher war es wohl zu spät. Zum Glück hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was mich sonst noch erwarten würde.
Splitternackt stand ich nun vor Eddie, vor Aufregung schwer atmend. Mit der linken Hand bedeckte ich meine sorgfältig rasierte Scham, mit dem rechten Arm versuchte ich meine Brüste zu bedecken.
„Schätzchen, ich gucke dir nichts weg!“, versuchte Eddie mich zu beruhigen. „Ich bin schwul. Und zwar sehr schwul.“
Mit geübten Bewegungen steckte er meine Haare hoch.
„Wie willst du mich denn eigentlich schminken?“, fragte ich.
Er machte sich an meinem Gesicht zu schaffen. „Erstens musst du fix und fertig aussehen, Süße. Du bist eine Gefangene im Kerker mit ungewissen Schicksal. Die gehen da nicht zimperlich mit dir um, vielleicht bist du auch schon einem peinlichen Verhör unterzogen worden. Da kannst du nicht aussehen, wie das blühende Leben.“
Eine Gefangene werde ich sein, dachte ich. Eingekerkert. Hilflos. Auch der Begriff „peinliches Verhör“ hatte sich bei mir festgesetzt. Ich schluckte. Das kribbelnde Gefühl machte sich wieder bemerkbar und ließ sich ganz klar in der Gegend meines Unterleibs lokalisieren.
„Und zweitens?“, fragte ich, während Eddie weiter an mir herumhantierte. Jetzt hatte er sich meine Haare vorgenommen.
„Bitte?“
„Du hast ‚erstens‘ gesagt, dann gibt es doch sicher auch ‚zweitens‘“.
„Ach so, ja, natürlich. Zweitens musst du dreckig sein. Die werden deine Zelle sicherlich nicht sorgfältig ausgefegt haben, bevor sie dich dort eingesperrt haben, oder?“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Wozu auch. Und falls sie dich schon verhört haben, werden sie die Folterbank, auf die sie dich gespannt haben, sicher auch nicht extra geschrubbt haben.“ Er lachte wieder.
Das kribbelnde Gefühl verstärkte sich. Auf die Folterbank gespannt, dachte ich. Uff!
„Also, sieh dir deinen Körper an, Süße. Frisch geduscht, so kann das nicht bleiben.“
„Und dafür willst du mich mit Dreck einreiben?“, fragte ich.
„Na ja, ich gehe nicht da raus und kratze den Matsch aus irgendeiner Pfütze. Wäre ja auch unhygienisch.“ Er schüttelte sich. „Das ist schon Schminke, aber sie sieht aus wie Dreck. Und damit ich die überall auftragen kann, musst du jetzt mal deine Hände da wegnehmen, Süße.“
Widerstrebend ließ ich meine Arme seitlich an meinem Körper herabhängen. Nun war ich wirklich nackt. Unbekümmert begann Eddie, meinen Körper mit seiner Dreckschminke zu beschmieren, beginnend an Hals und Schulter.
„Wieso musst du die Schminke denn überall auftragen?“, fragte ich unsicher. „Ich bekomme doch ein Kostüm, dann sieht man doch gar nicht mehr alles. Oder?“
„Ja, was weiß ich?“, gab Eddie zurück und warf einen Blick auf sein Klemmbrett. „Hier steht ‚Ganzkörper‘, und wenn das da steht, dann machen wir das auch. Lieber ein bisschen zu viel als ein bisschen zu wenig.“
Ich zuckte zusammen, als er meine Brüste berührte.
„Ganz ruhig, Süße“, sagte er. „Was sein muss, muss sein.“
Ich ließ ihn machen, und nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, konnte ich es richtig ein wenig genießen, wie er sich hingebungsvoll um meine Brüste kümmerte. Ich gab mein Bestes, ihm das nicht zu zeigen.
Als er unter den Armen und an den Hüften angekommen war, wurde es fies, denn ich bin kitzelig. Ich war froh, als er sich dem Rücken zuwandte.
„Armes Ding“, sagte Eddie von dort hinten. „So jung und hübsch, und dann einfach in den Kerker geworfen. Gott allein weiß, was sie dir dort alles antun werden.“
Sein Gerede regte meine Fantasie weiter an, und das Kribbeln wurde langsam unerträglich.
Eddie kam um mich herum, setzte sich auf einen Hocker mit Rollen und widmete sich meinem Bauch. Als er immer tiefer kam, wurde mir langsam mulmig zumute.
„Eddie, da unten … ich meine, das wird doch wohl wirklich nicht nötig sein, oder?“
„Das habe nicht ich zu entscheiden. Hier steht ‚Ganzkörper‘, das ist eindeutig. Ich mache das auch nicht gerne, glaube mir, Süße!“
Ich zuckte wieder zusammen, als er in den Bereich gelangt war, aus dem ich ihn lieber ferngehalten hätte.
„Oho!“, machte Eddie. „Der Gedanke an die bevorstehende Kerkerhaft scheint dich nicht ganz kaltgelassen zu haben, hm?“
Ich wäre vor Scham fast im Boden versunken und antwortete nicht. Es war ja auch nicht direkt eine Frage gewesen. Und Recht hatte er ja, der komische Vogel. Nachdem er sich hingebungsvoll um meine Pobacken und meine Beine gekümmert hatte, schminkte er mir noch einige Blessuren auf den Körper, Kratzer und kleinere Wunden. Nun war sein Werk vollkommen.
„Sieh dich mal im Spiegel an“, forderte er mich auf.
Ich erschrak, als ich mich in einem großen Spiegel betrachtete. War das wirklich ich? Ich sah aus, als wenn ich schon diverse Wochen schwer gelitten hatte, ein verhärmter Gesichtsausdruck, verfilzte und zerzauste Haare. Und darüber hinaus dreckig. Aber nicht so, als wäre ich in eine Jauchegrube gefallen, sondern dezenter, auf seltsame Art authentisch. Eddie verstand sein Handwerk.
„Jetzt muss ich dich noch fotografieren“, sagte Eddie.
„Was? Wozu das denn?“, fragte ich entsetzt.
„Hier steht, dass wir das morgen noch einmal machen sollen“, sagte er. „Und dafür muss ich wissen, wo ich dir die Kratzer und all das Zeug hingeschminkt habe, damit ich das morgen genauso wieder hinbekomme.“
Das klang logisch, dennoch fand ich es äußerst beschämend, mich von dem unbekannten Mann, von dem ich nicht mehr als seinen Vornamen wusste, fotografieren zu lassen. Er holte ein großes Smartphone hervor und lichtete mich aus diversen Perspektiven ab. Es war ein seltsames Gefühl, dass sich nun Nacktfotos von mir auf dem Telefon eines Fremden befanden. Wenn sie nicht zusätzlich schon den Weg in die große Cloud gefunden hatten.
Kommentare
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Sehr schön. Es bleibt spannend. Mach gern weiter, hast nen wirklich schönen Schreibstil.
Der Anfang war schon mal schön geschrieben, aber Teil 1 -7?
Das war doch hoffentlich nicht wirklich Teil 1-7!
Sondern nur der Anfang und der Rest kommt die Tage noch.
Bitte mach weiter, bin echt gespannt, wie es weitergeht.
Und vor allem, in was für eine Richtung es geht, ist schon mutig von dir beim Film mitzuspielen und nicht zu wissen, wie und was geschehen wird bzw. um was für eine Art Film es sich handelt.
@NIP_Freund: Teil 1 von 7, nicht Teil 1 bis 7. (c: Es wird weitergehen.
Cool, sorry, mein Fehler, aber mach weiter so!
Freu mich!
guter Anfang, und wie geht es weiter?
Bisher gut u flüssig geschrieben. Du erzeugst mit dem ersten Teil auch so ein gewisses Kribbeln das Du vielleicht beim scminken bekommen hast.
Bin gespannt wie es weiter geht
WOW!!!
Das ist echt interessant geschrieben.
Mit nur wenig Phantasie und Empathie fühlt man sich fast als wäre man dabei oder selber die Hauptperson. Freue mich schon darauf wenn es weitergeht.
Biiitte lass uns nicht zu lange warten.
Der erste Teil ist schon mal sehr interessant, weiter so
Danke
Ganz liebe 💘 Grüße
Gabi
Toll und spannend geschrieben
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