Black Wedding - Kapitel 6
Black Wedding
Kapitel 6
„Á propos schlechtes Gewissen“ Maria entnahm einem weiteren Karton einen Stapel großformatiger Fotos. „Es war doch eigentlich Melly, die uns ermuntert hat.“
„Hui, gehören die Bilder nicht in den Giftschrank?“
„Äh, vielleicht. Aber das war doch nicht die Frage.“
„Denkst du, es wäre nicht sowieso irgendwann passiert?“
Aber Maria hatte schon irgendwie recht. Im letzten November erkundigte sich Jo bei Melly vorsichtig nach Fotografen in der Gegend. Sofort war Mellys Neugier erwacht und Jo hielt ihren Fragen nicht lange Stand.
„Ich will Simon zu Weihnachten mit einem, naja, erotischen Fotokalender von mir überraschen. Oder findest du das zu spießig?“ fragte sie unsicher.
„Das kommt ganz darauf an, was man draus macht.“
Den darauf folgenden Heiligen Abend hatten sie erstmals zusammen im Erlenweg verbracht. Nachdem Simons Vater mit seiner Freundin heimgefahren waren und sich Marc und Rita in ihr Zimmer verabschiedet hatten, saßen Simon, Jo, Maria und Melly zusammengekuschelt auf der Couch vor dem brennenden Kamin und vor der dritten Flasche Rotwein. Jo zauberte ein DIN A 3-großes Geschenk hinter der Couch hervor und überreichte es, ein wenig verlegen, Simon. Wissendes Schmunzeln bei Melly und Maria, ein fragender Blick seitens Simon, der ungeduldig das Geschenkpapier aufriss.
„Ein Kalender…“
„Nicht irgendein Kalender!“ insistierte Melly.
Simon blieb bereits beim Januar hängen.
Das Foto zeigt Jo, nur mit einem schwarz glänzenden Korsett, das unterhalb ihrer Brüste endet, bekleidet. Sie sitzt auf dem Sims eines großen Kamins. In der Unschärfe des Hintergrundes erkennt man die etwas sanierungsbedürftige Wand eines kleinen Saals. Trotz der eher dunklen Ausleuchtung ist jedes Detail von Jos Körper zu erkennen. Das glänzend schwarze Haar trägt Jo hochgesteckt. Maria hatte eine fantastische Frisur auf ihrem Hinterkopf gezaubert. Das Makeup untypisch für Jo. Blutrot geschminkter Mund, dünn aufgezeichnete Augenbrauen im ansonsten blassen Gesicht. Der ernste Blick leicht gesenkt, aber doch in die Kamera gerichtet. Die Brust herausgestreckt, die durch das Korsett betonten Brüste zusätzlich angehoben durch hinter dem Kopf verschränkte Hände. Jo gefiel es, so ihre zarten und perfekt haarlosen Achseln zu zeigen. Die Nippel, geschmückt mit filigranen runden Nippelschieds, welche durch die Piercingstäbe fixiert werden, sind erkennbar aufgerichtet. Mit leicht gespreizten Beinen präsentiert sie ihre Pussy, deren Piercingschmuckt silbern glänzt. Trotz des wenigen Lichts ist sie schön ausgeleuchtet. Die sechs Labienpiercings hatte Jo über die Zeit auf sieben Millimeter Stärke gedehnt und trägt massive Ballclosure-Ringe.
Schweigen und drei erwartungsvolle Blicke auf Simon gerichtet. Jo war schon den ganzen Abend ungeduldig gewesen, hatte sich aber nicht getraut, dieses Geschenk schon in Anwesenheit der anderen zu überreichen. Die Aufnahmen waren unter der Regie von Melly deutlich expliziter ausgefallen, als sie sich das zu Beginn ihres Plans vorstellen konnte.
„Wow!“ entfuhr es schließlich Simon. Und er blätterte weiter.
Nächstes Bild. Ein leicht baufälliges Treppenhaus. Totale von oben. Jo liegt mit geschlossenen Augen Kopf abwärts mit leicht verrenkten Gliedmaßen auf den Stufen. Das ganze durch ein hartes, kaltes Licht brutal in Szene gesetzt.
Das Märzbild wirkt wie ein Schnappschuss. Jo durchschreitet einen kleinen Saal. Das Foto wurde aus einer tiefen Position von vorn aufgenommen. Sie trägt ihr Brautkleid. Den ohnehin gekürzten vorderen Kleidsaum rafft sie mit beiden Händen und präsentiert dem Betrachter ihre nackte Scham.
Simon blättert weiter schweigend von Monat zu Monat. Es wechseln eher romantische Aufnahmen, auf denen Jo sich beispielsweise vor einem barocken Schminktisch Strümpfe am Strumpfhaltergürtel befestigt, was im Spiegel schön zu sehen ist, mit rohen, verstörenden Motiven.
Auf dem Oktoberblatt ist eine vollständig entkleidete Jo zu sehen. Sie kniet auf dem rauen Dielenboden einer kleinen Kammer, Ihre Hände sind auf dem Rücken mit einem Riemen gefesselt. Vor ihr auf dem Boden steht ein Napf mit etwas, das an Katzenfutter erinnert. Von schräg oben fotografiert sieht man, wie Jo versucht hat, davon zu essen. Sie schaut auf in die Kamera. Speisereste kleben in ihrem immer noch geschminkten Gesicht.
Und schließlich das letzte Foto. Ein mit hartem Licht ausgeleuchteter verließartiger Raum. Keine Möbel. Jo hockt, mit dem Po auf den Fersen sitzen und völlig nackt in der Mitte. Das Makeup verschmiert, ein paar Tränenspuren über den Wangen, die Frisur zerstört. Einige feuchte Haarsträhnen kleben auf ihrem kahlen Vorderkopf. An den Nippeln hängen große Ringe. Zwischen den gespreizten Beinen eine Pfütze und, gestochen scharf abgebildet, ein feiner Strahl, der von den durch die schweren Piercings herabgezogenen Schamlippen auf den Boden plätschert.
Simon legte den Kalender bedächtig auf den Couchtisch, stand auf, kniete sich vor die unsicher schauende Jo.
„Wäre ich nicht längst mit dir verheiratet, würde ich dir hier auf der Stelle einen Antrag machen.“
„Gefällt es dir wirklich? Findest du es nicht irgendwie zu…extrem? Das letzte Bild. Ich habe mich mit Melly fast gestritten. Ich wollte das erst nicht machen. Aber dann ergab sich das aus der Situation. Und es war fast eine Challange. Ich hätte nie gedacht, dass ich vor einer Kamera einfach pullern kann. Aber die beiden hatten mir eine ganze Wasserflasche und viel Tee verpasst. Ich hatte ein richtiges Bäuchlein. Und dann lief das tatsächlich. Das war erleichternd und peinlich vor dem fremden Fotografen. Und später hat Melly so lange auf mich eingeredet, dass ich es tatsächlich in den Kalender genommen habe. Du findest das nicht, äh, ordinär?“
„Ich finde das, ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen, großartig, mutig, geil, was weiß ich?“
Als Jo nach einem minutenlangen Kuss wieder die Umgebung wahrnahm, zwinkerte Melly ihr verschwörerisch zu.
„Wollen wir ihm jetzt die ganze Geschichte erzählen?“
War da ein kurzes Erschrecken in Marias Gesicht? Auch Jo war sich nicht ganz sicher.
„Ach kommt! Wir sind hier doch unter uns und es ist nur fair Simon gegenüber.“
Melly stand auf und kam kurz drauf mit einer großformatigen Fotomappe wieder. Sie setzte sich auf die andere Seite der Couch, direkt neben Simon, der sie erwartungsvoll anschaute. Jo und Maria griffen fast gleichzeitig zu ihren Weingläsern und tauschten einen unsicheren Blick aus. Melly blätterte die Mappe durch und entnahm ihr ein Foto, das sie Simon in die Hand drückte.
Der kleine Saal. Staubiger Boden. Vor der Kamera stehen Jo und Maria, beide in High Heels. Sie stehen aufrecht nebeneinander. Jos linke hält Marias rechte Hand. Jo in der perfekten Aufmachung der vorherigen Portraits, mit dem knappen Korsett bekleidet. Maria trägt nur einen Harnisch aus etwa zwei Zentimeter breiten Lederriemen. Jeweils zwei Riemen umschließen ihre schlanken Oberschenkel, je ein Riemen verläuft von diesen beginnend auf der Vorderseite der Oberschenkel über die Leisten nach oben und trifft dort auf eine Art BH, dessen Dreiecke die eigentlich nicht vorhandenen Brüste einrahmen. In den erigierten Nippeln trägt Maria große silberne Ringe. Um den Hals ein Lederband mit einem vorderen Stahlring, an Hand- und Fußgelenken schwarze Ledermanschetten. Beide stehen exakt nebeneinander, haben die Köpfe aber zur jeweils anderen gedreht. Sie lächeln sich an. Das Krähentattoo auf Marias linker Schädelseite kommt gut zur Geltung.
Marias Tattoo! Sofort wurden in Jo die Gefühle wachgerufen, die dieses Tattoo bei ihr ausgelöst hatten. Im vorangegangenen Frühjahr muss es gewesen sein. Jo arbeitete an ihrem Computer, als die Tür aufging und Maria in ihr Dachgeschossbüro geschlichen kam. Nicht die fröhliche Maria, die sie kannte. Sie hatte gerötete Augen, musste geweint haben. Und sie sah verändert aus. Die aktuell in einem dunklen Violett gefärbten Haare, die Maria als eine Art breiter Mohawk auf einem etwa zehn Zentimeter breiten Streifen längs auf ihrem Kopf wachsen ließ, fielen über ihre linke Kopfseite und reichten dort bis zur Mitte ihres Ohrs. Die rechte Schädelseite und der Hinterkopf schimmerten glattrasiert wie meistens. Hinter dem linken Ohr unterhalb und dem seitlichen Hals, aber vor allem davor, in Richtung Stirn war schwarze Farbe zu sehen. Jo sprang auf und umarmte Maria.
„Was ist passiert, Liebes?“
„Ich glaube, ich habe einen Riesen Fehler gemacht“ schluchzte Maria. Sie griff unter ihr Haar, hob es an und strich es auf die andere Kopfseite. Jo ließ Maria los, trat einen Schritt zurück. Ihr stockte der Atem. Beinahe die gesamte linke Schädelseite wurde von einem dunklen Tattoo bedeckt. Jo erkannte sofort einen Raben oder eine Krähe, ein wenig stilisiert, eingebettet in Ornamente und Verzierungen. Der leicht geöffnete Schnabel überschreitet deutlich den seitlichen Haaransatz und endet auf der Stirn erst oberhalb des linken Auges. Die Halskette oder der Rosenkranz, die der Rabe im Schnabel trägt, hängt herab und verläuft über die Schläfe vor dem linken Ohr bis Ansatz des Kieferknochens, wo sie in einen Kreuzanhänger ausläuft. Hinter dem Ohr sind Krallen zu sehen. Die Schwanzfedern erstrecken sich bis zur Mitte des Hinterkopfes und seitlich bis auf den Hals. Jo stockte der Atem. Sie war sofort hin und hergerissen. Faszination. Abscheu. Erregung, Mitleid.
„Was hast du mit dir machen lassen?“
„Eigentlich war es ein Spiel zwischen Melly und mir. Uns beide haben diese Simon-Jo-Situationen, in denen Simon dich irgendeiner Veränderung unterzieht, angemacht. Ich habe gesagt, dass ich gerne mal in deiner Rolle wäre, dass das aber schwierig ist. Wir kennen uns schon länger und ich habe auch schon etliche Modifications. Gepierct oder tätowiert zu werden, das ist immer noch eine aufregende Situation für mich. Aber nichts, dass mein Leben verändert, das mich überwältigt. Melly hat dann gesagt, dass sie das total erregen würde. Sie war von der Idee angefixt und wir haben uns immer mal wieder entsprechende Situationen ausgemalt. Die Szenarien waren krass, das ging weit über Dirty Talk hinaus. Wir malten uns aus, dass Melly mir ein Schlafmittel verpasst und ich mit einem vollständig tätowierten Hals wieder zu mir komme. Oder ein großes Brandig auf der Pobacke bekomme. Sowas eben. Irgendwann hat Melly mich dann bei so einer Gelegenheit mal gefragt, ob ich ihr vertrauen würde. Und ich habe geantwortet, dass ich sicher wäre, dass sie nie etwas machen würde, das mich entstellt. Das sei doch selbstverständlich, sie bete mich an. Als Melly mich dann heute früh geweckt hat und ganz geheimnisvoll getan hat, war ich auch wirklich glücklich. Schließlich hatte ich das schon unzählige Male in meiner Fantasie durchgespielt. Dass es zu unserem Tattoostudio ging, hat mich dann auch nicht überrascht. Ich glaube, alles andere hätte mich enttäuscht. Es gehörte für mich zum Spiel, dass ich nicht frage. Und dass Melly mich nicht einweiht. Und natürlich war da die Unsicherheit. Was würde mit mir passieren. Alle unsere erotischen Fantasien der letzten Monate gingen mir durch den Kopf. Ich überlegte schlagartig, ob ich mit einem Handtattoo oder etwas ähnlich auffälligen leben könnte und war fast erleichtert, als Maik, der Tätowierer, mich aufforderte, mich auf die rechte Seite zu legen und meine Haare auf der anderen Seite zu fixieren. Krass, dachte ich. Aber auch flexibel. Ich kann es zeigen oder verstecken. Melly hielt meine Hand und nach dem Desinfizieren kam eine Vorlage auf die Haut, die ich natürlich nicht sehen durfte. Und nicht sehen wollte, das hätte den Nervenkitzel zerstört. Die vier Stunden waren die schmerzhaftesten, an die ich mich erinnern kann. Und trotzdem war ich sowas von erregt. Melly war immer ganz nah bei mir. Und ich habe mir ausgemalt, mit was für einem Motiv ich den Laden verlassen würde. Irgendwann keimte dann der Verdacht auf. Der Schmerz war nicht mehr über dem Ohr. Das war vor dem Ohr, fast die Stirn. Wo würde Maik aufhören. Ich bekam total Angst, Jo.“
Wieder fielen sich beide Mädchen in die Arme. Auch Jo musste nun weinen.
„Nach über vier Stunden war es fertig. Ich glaube, auch Melly war nun erschrocken. Sie hat mir beim Aufstehen geholfen und zum Spiegel geführt. Ganz vorsichtig hat sie gefragt, ob es mir gefällt. Ich war ehrlich schockiert. Ich glaube, ich habe kaum etwas gesagt. Melly war total lieb, hat mich nach Hause gebracht, versucht, über etwas anderes zu reden. Aber ich erkenne mich nicht wieder. Ich bin eine kleine Friseurin mit einer etwas auffälligen Frisur. Nicht so etwas.“
Maria schaute sich kurz in dem kleinen Wandspiegel an und musste sofort wieder wegblicken.
„Wie findest du es denn?“ schluchzte sie.
Bis jetzt war Jo vor allem von Mitleid überwältigt gewesen. Nun zog sie die Nase hoch, wischte sich die Augen trocken und drehte Maria ins Licht. Wieder wurde sie überwältigt von diesem frisch glänzenden Tattoo. Von der schieren Präsenz und der Größe. Aber auch vom Motiv und der Platzierung.
„Soll ich ehrlich sein? An Mellys Stelle hätte ich dir das nicht stechen lassen. Auf keinen Fall. Aber es ist großartig, überwältigend. Eine fremde Frau mit so einem Tattoo, irgendwo auf einem Festival, hätte ich angestarrt, ach, angebetet. Aber niemals hätte ich so eine Entscheidung für jemand anderen getroffen. Wahrscheinlich hätte ich mir nicht mal getraut, dir das Motiv vorzuschlagen. Einfach weil es dein Leben radikal verändern wird. Du bist jetzt eine heftig tätowierte Frau. Ich weiß das, die Leute betrachten einen anders. Und ich kann mein Dekolleté bei Bedarf verdecken. Streich Du mal deine Haare wieder auf die linke Seite! Siehst du. Schon um das Tattoo am Hinterkopf und Hals zu verdecken, müsstest Du die Haare fast schulterlang tragen. Lange Haare hochgesteckt ginge schon mal nicht. Und vorn“ Jo versuchte das Haar ein wenig in die Stirn zu streichen, „lässt sich nichts verstecken. Das Motiv geht überall weit über den Haaransatz hinaus, du müsstest ein Pony bis zu den Augenbrauen tragen. Dann blieben hier die Schläfe, die Wange immer noch sichtbar. Oh, das tut mir leid, das willst du nicht hören. Ich bin so ein Trampel!“
„Ich weiß das doch, ich habe das gerade vor dem Spiegel alles ausprobiert“ schniefte Maria. „Ich muss damit leben. Hast du das gerade ernst gemeint? Also das andere, was du vorhin gesagt hast?“
„Komm mal mit!“ Jo zog Maria mit sich mit und ins Mädchenbad. Sie schaltete die ganze Beleuchtung ein, schob Maria vor den Spiegel, nahm ihr Haar zusammen und kämmte es auf die rechte Kopfseite. Dann stellte sie sich schräg hinter Maria und blickte über deren Schulter in den Spiegel.
„Vergiss jetzt mal, dass du das bist! Was siehst du?“
Maria war schlicht gekleidet. Ein einfaches bauchfreies Top und eine enge schwarze Hose. Das Tattoo, das ihre gesamte linke Schädelhälfte bestimmte, war dadurch umso präsenter.
„Ich weiß es nicht. Du hast sicher recht. An einer anderen Frau würde ich das bewundern. Vermutlich ist es wirklich gut gemacht. Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt zu mir passt. Ich bin klein und dünn. Der Vogel ist riesengroß. Und ich weiß nicht, ob ich das bin, eine auffällig tätowierte Goth Bitch.“
„Jetzt mal von allem anderen abgesehen, Maria: Das Tattoo sieht gerade an dir absolut umwerfend aus. Ja, es ist groß und deshalb ist es noch auffälliger. Und viele werden dich anschauen. Aber das haben die Leute doch sonst auch schon gemacht. Du bist doch total mutig. Wer hat denn schon zweimal seine gepiercten Titten auf Festivals zur Schau gestellt, als sei es das Normalste der Welt? Ob du dich so siehst, kannst nur du selbst entscheiden. Wenn du in den Spiegel schaust, ist das eine Maria, die du liebhaben kannst? Du selbst entscheidest, ob du eine super geile stark tätowierte Goth Bitch sein willst.“
Maria schaute sich lange nachdenklich an, drehte den Kopf mal nach rechts, dann nach links, versuchte ein vorsichtiges Lächeln.
„Vielleicht hast du recht. Vielleicht bin ich die heißeste Gothic Mieze in der Stadt. Und vielleicht fühlt sich das sogar richtig an für mich.“
„Dann tut es das auch für mich. Ich glaube, ich habe mich gerade ein zweites Mal in dich verknallt.“
Maria hatte sich umgedreht und Jo in ihre Arme geschlossen. Jo fühlte Marias Lippen auf ihrem Mund. Ein vertrautes Gefühl. Sie tauschten häufiger mal einen flüchtigen Kuss aus. Jetzt dauerte es Minuten und Jo fühlte Marias Zunge, die sich einen Weg in ihren Mund suchte, als sich die Badtür leise öffnete. Marias Zunge zog sich zurück. Sie wirkte aber kein bisschen beschämt, als sie sich der etwas verlegen eintretenden Melly zuwandte.
„Es tut mir ehrlich leid, Maria. Ich glaube ich habe unsere Fantasien mit der Realität verwechselt und mich in eine Idee hineingesteigert. Und jetzt habe ich nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet. Ich kann verstehen, wenn du mich nicht mehr sehen willst, aber du sollst wissen, ich…“
Eine schallende Ohrfeige unterbrach Mellys Entschuldigungsrede. Ein roter Handabdruck bildete sich auf Marias Wange.
„Danke, Schatz!“ flüsterte Maria ihr ins Ohr. „Es war der extremste, schlimmste, geilste, irgendwas Tag meines Lebens. Aber mach das nie wieder! Zumindest nicht so.“
Jo wollte sich dezent zurückziehen, wurde aber von Maria aufgehalten.
„Du kommst auch mit, wir haben uns einen Kaffee verdient.“
Gemeinsam in der Küche wirkte Maria beinahe gelöst. Melly war noch immer verhalten und angespannt.
„Nach unseren ganzen Herumfantasierereien hatte ich das Gefühl, du wartest auf eine Initiative von mir.“
„Das habe ich auch, zumindest mit der Möglichkeit gerechnet.“
„Und Du hast mehrfach betonst, dass es etwas Extremes, Herausforderndes sein müsste, um für den richtigen Kick zu sorgen. Für mich hieß das, es musste irgendwie unumkehrbar, nicht einfach zu verstecken, kein kleines Geheimnis zwischen uns sein. Was hattest Du dabei denn im Sinn?“
„Es besteht ein gigantischer Unterschied zwischen Fantasie und Realität, wie ich seit heute weiß. Meine Tagträume, das waren auch extreme Ideen. Einmal hast du mich wie eine Puppe geschminkt, weißt du noch? Super dünne schwarze Augenbrauen, höher als die normalen, dicker Eyeliner, dunkler Lidschatten blutroter Mund mit dunklerer Kontur. Und du hast mir mich gefragt, ob du mir das permanent machen lassen sollst. Die Vorstellung hat mich tagelang begleitet, so geil fand ich die Vorstellung.“
„Hättest Du das denn gewollt? Hättest Du das mitgemacht?“
„Nein, ich glaube nicht. Ich variiere mein Makeup viel zu gern. Es war die Idee der unumkehrbaren Veränderung, glaube ich.“
„Na ja, das habe ich eben auch überlegt. Ein großes Backpiece? Kann man verdecken und würdest du dir vielleicht selbst irgendwann gönnen. Über den Hals habe ich nachgedacht. Erstens habe ich aber irgendwie keine schönen Motive gefunden und dann auch Angst gehabt, dass das zu krass wäre. Der Kopf war eigentlich sogar eine meiner ersten Ideen. Du hattest aber selbst mal davon gesprochen. Auch, dass du es charmant findest, weil man es ja unter den Haaren verstecken kann.“
„Das stimmt. Da hatten wir über etwas dezentes über oder hinter dem Ohr gesprochen. Die große Herausforderung wäre das vielleicht wirklich nicht gewesen, da hast du Recht.“
„Na und irgendwie sind Gesichtstattoos schon das Heftigste, was man tun kann. So eine dünne Linie vom Hals über das Kinn bis zur Unterlippe habe ich überlegt. Und verworfen.“
„Gott sei Dank. Finde ich gar nicht cool. Ein kleines Ornament unter dem Kinn, damit hättest du mich geschockt, aber ich hätte das sicher auch chic gefunden.“
„Na jedenfalls bin ich immer wieder auf den Kopf gekommen. Seit Jahren rasierst du die Seiten glatt, geradezu eine Einladung. Für den besonderen Reiz durfte das Motiv dann eben nicht genau am Haaransatz enden. Eigentlich dachte ich da nur ein wenig an hinter dem Ohr und an der Kotelette. Ich fand total süße Motive, bei denen gerade so zu sehen ist, dass sich da ein Tattoo versteckt. Oder bei denen ein zartes Ornament bis auf die Schläfe reicht. Dann war ich bei Maik und der hat mir beim nächsten Mal den Entwurf gezeigt. Mir war gar nicht bewusst, wie weit das in dein Gesicht geht, Liebes. Als die Vorlage heute aufkopiert war, habe ich mich erschrocken. Ich wollte das stoppen und dich erstmal vor den Spiegel schicken. Aber du warst so erwartungsvoll, so erregt, das wollte ich nicht verderben.“ Etwas kleinlaut: „Und, das gebe ich zu, schon den Entwurf an dir fand ich so krass, ich wollte dich genauso haben. Ich war voll die Egoistin.“
„Und, ist das jetzt, wo es passiert ist, wo du mich ständig damit siehst, immer noch so? Hast du mich zu der gemacht, die du wolltest? Würdest du es wieder so tun?“
„Puh! Wenn du mich deshalb verlässt, würde ich das verstehen und mich ein Leben lang dafür hassen. Wenn du damit nicht glücklich wirst, ist auch mein Leben zerstört. Ich hoffe, das ist nicht der Fall. Wenn wir vorher darüber gesprochen hätten und du mir die Entscheidung überlassen hättest, würde ich dir sofort wieder dein süßes Köpfchen tätowieren lassen, auch bis in dein schönes Gesicht hinein. Tut mir leid, aber das ist meine ehrliche Meinung.“
„So etwas ähnliches hat Jo vorhin auch schon gesagt.“
„So ist das auch, Süße. Du hast das nicht selbst gewollt und hättest dich wahrscheinlich nie selbst dazu entschieden. Du bist quasi gegen deinen Willen von einem schönen Mädchen zu einer atemberaubenden Frau gemacht worden. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass du das auch so fühlen kannst,“ mischte sich Jo wieder ein.
In diesem Moment kam Simon in die Küche, fiel beinahe in Ohnmacht und beendet damit die emotionale Aussprache.
Jo beobachtete ihre Freundin in den folgenden Tagen und Wochen genau. Waren da Anzeichen für Niedergeschlagenheit oder Trauer? Musste sie sich kümmern? Aber da war nichts. Seit dem denkwürdigen Nachmittag war Maria wieder ganz die alte. Oder nicht ganz. Jo erlebte sie sogar extrovertierter. Und der Kopf wurde nun täglich nachrasiert. Die Haare nur noch auf der rechten Seite getragen. Im Sommer kürzte Maria alle Haare auf eine Länge von höchsten einem Zentimeter. Die Stoppeln blondierte sie weiß und trug damit einen extra kurzen Mohawk. Den ließ sie dann allerdings wieder lang wachsen. Der Kontrast zwischen dem dunklen Tattoo und den weißblonden Haaren war viel krasser. Maria gestand Jo später, dass das ihre Absicht gewesen war.
Die Freundschaft zwischen Jo und Maria war seit dem denkwürdigen Tag noch einmal enger und intensiver geworden. Das führte dazu, dass Jo zwar meist die spektakulär tätowierte Freundin bewunderte aber in manchen sentimentalen Augenblicken in ihr auch die zerstörte Schönheit sah, die sie vorher gewesen war.
Das alles ging Jo durch den Kopf, während Maria sich auf der Couch an sie gekuschelt hatte. Sie wurde erst wieder in die Gegenwart zurückgeholt, als Melly Simon ein weiteres Foto reichte.
Eine Detailaufnahme. Jos entblößte linke Brust und Maria, die an ihrem Nippel saugt. Die Details scharf fokussiert und gut belichtet, der Hintergrund in der Unschärfe.
Jo sieht, wie Simon ihr einen Blick zuwirft, den sie nicht deuten kann. Zweifellos macht ihn das an. Vielleicht auch, dass sich Maria genau jetzt an sie schmiegt. Jo überlegt, ob sie Scham empfinden sollte. Wie Maria ist sie ein wenig beschwipst und deshalb entspannt. Nein, beschließt sie, es gibt nichts, wofür sie sich schämen müsste.
Und schon zieht Melly ein weiteres Bild aus der Mappe.
Jo sitzt auf einem antiken Stuhl, halb verdeckt von Maria, die rittlings auf ihrem Schoß sitzt. Aus der Perspektive der Kamera ist zu erkennen, wie intensiv der Kuss ist. Beide haben die Augen geschlossen. Man erkennt sogar Marias Zunge in Jos Mund. Die Szene wirkt wie von Kerzen beleuchtet und hat eine warme Atmosphäre.
Jo erinnerte sich an die Situation noch sehr intensiv. Sie hatten beide ihre wenigen Dessous abgelegt. Maria war auf ihren Schoß geklettert. Ihre Piercings drückten auf Jos haarlosen Venushügel. Sie verstand sofort, was Simon so abgehen ließ. Maria streckte ihren Rücken durch, um ihren winzigen Busen an Jos Brüste zu pressen. Dann neigte sie den Kopf nach rechts, berührte mit dem Mund ganz zart Jos Lippen und sie spürte sofort die Zunge, die in sie eindringen wollte. Sie stellte fest, dass das Foto das Intime der Situation perfekt eingefangen hatte. Es war auch viel weniger explizit als die Vorherigen. Fast ohne es zu merken, knabberte sie der an sie geschmiegten Maria am Ohr, was diese mit wohligem Schnurren quittierte.
„Schluss mit dem Kuschelsex!“ ruft Melly und präsentiert ein weiteres Foto. Leichtes Erschrecken bei Jo.
Auf einem verschlissenen Teppich in einem heruntergekommenen Salon knien links Jo, rechts Maria nebeneinander auf dem Boden. Mit ihren Brüsten berührt zumindest Jo den Boden, so weit streckt sie den Po nach oben. Maria tut es ihr gleich. Die direkt hinter den beiden etwas erhöht positionierte Kamera fängt vor allem die beiden Hintern ein. Jo hatte sich später beim Durchsehen erschrocken. Ihr war nicht klar gewesen, wie die von Melly initiierte Szene auf den Betrachter wirkt, dem hier nichts verborgen bleibt. Beide tragen noch die wenigen Dessous vom ersten Bild. Und sie haben beide einen Buttplug eingeführt. Jo den großen mit dem Ring. Die daran befestigte kurze Silberkette ist in einen ihrer Labienringe eingehängt. Mit der rechten Hand hatte sie sich abgestützt, mit der linken ihre Pobacke zur Seite gezogen. Schwarz lackierte Fingernägel auf weißer Haut. Die inneren Labien werden durch die Piercingringe etwas in die Länge gezogen. Einem Vergleich mit denen von Maria halten sie aber nicht stand. Diese sind mit ebenfalls insgesamt sechs Piercings geschmückt. Melly hatte die Piercings ihrer Geliebten aber konsequent gedehnt, so dass Maria jeweils Tunnel von vorne nach hinten mit vierzehn, zwölf und zehn Millimeter Durchmesser trug, durch die sie zu diesem Anlass eine Vielzahl dünnerer Ringe in unterschiedlichen Größen gezogen hatte. Die Schamlippen wurden auf eine Länge von wenigsten sechs Zentimeter herabgezogen. Im Vergleich zu Marias kleinem, aber runden Po wirkt die Pussy fast monströs. Im Po trägt Maria einen Plug mit einem langen, dunklen Pferdeschweif. Den hält sie mit der freien rechten Hand leicht zur Seite, um den Blick auf ihre Pussy zu gewähren. Zwischen beiden bleibt nur ein kleiner Abstand frei, aber man erkennt, dass sie sich anschauen. Maria streckt lasziv die Zunge heraus, Jo hat die Lippen leicht geöffnet.
Simon war ganz still. Melly beobachtete ihn interessiert und grinste. Jo bemerkte, wie Maria unter ihrem kurzen Rock an ihrer Pussy reibt.
„Na, kannst du noch?“ fragte Melly Simon.
Will sie wirklich alle Fotos zeigen? Schoss es Jo durch den Kopf. Auch die, auf denen sie Maria mit der Reitgerte den Po versohlt? Will sie das wirklich?
Melly präsentiert ein weiteres Bild.
Wieder eher eine Detailaufnahme. Scheinbar aus Marias Perspektive, die liegend an sich herabschaut, über ihren flachen Bauch und den sich frech vorwölbenden Venushügel bis zu ihrer Pussy, von der man freilich fast nichts sehen kann. Zwischen ihren aufgestellten Schenkeln kauert Jo, die gepiercte Zunge direkt zwischen Marias Schamlippen. Das sieht man aber nicht so genau. Der Fokus liegt auf dem Gesicht von Jo. Ihr Blick ist nicht gesenkt, aber auch nicht in die Kamera gerichtet. Jo schaut ganz offensichtlich am Objektiv vorbei und Maria in die Augen.
Bevor Jo ganz in die Erinnerung an die Situation eintauchen kann, gewinnt Simon seine Fassung wieder.
„Wie habt ihr das gemacht, ihr drei Hexen? Du warst doch dabei, Melly, oder? Und wo? Wann überhaupt?“
„Erstmal war das Jos Idee. Und ich hatte öfter mal für einen Fotografen gearbeitet und mochte seine Bilder. Ich habe mit ihm ein paar Ideen entwickelt und wollte unbedingt auch Maria dabeihaben. Emil, also der Fotograf, wusste von einem etwas heruntergekommenen Barockschlösschen. Da haben wir uns Anfang Dezember getroffen. Also das Haus oder Schloss war wirklich etwas verwahrlost. Aber Emil hatte sich Mühe gegeben und ein paar Räume waren mollig warm geheizt. Und dann hatten wir da einen total schönen Samstag, oder Mädels?“
„Erst dachte ich ja, ich soll Jo nur die Haare machen. Wie findest du das übrigens? Sieht doch spektakulär aus. Aber Melly meinte schon vorher, ich soll mich unbedingt hübsch machen, sie habe da so eine Idee. Und dann hat das mit Jo zusammen total Spaß gemacht. Äh, sieht man ja…“
„Naja, das hat sich zu einem Mellyding entwickelt“ mischte sich jetzt auch Jo ein. „Ich will eigentlich nur ein paar nette, ja, aufregende Fotos für dich machen und schwupps, bin ich Teil eines Riesen Events. Ich musste ein halbes Vermögen dafür aufwenden, meinen ganzen Piercingschmuck von Schwarz auf Silber umzustellen. Okay, finde ich jetzt eigentlich auch schöner.“
„Emil und Melly haben sich aber auch perfekt ergänzt. Das war total toll. Jo und ich haben uns eigentlich nur von einer Szene zu nächsten dirigieren lassen. Und die waren teilweise echt extrem. Ich weiß nicht, ob du die alle sehen solltest. Manchmal habe ich mich schon geschämt.“
„Ich auch. Aber das war es wert.“
„Ihr zwei wart eigentlich ein Selbstläufer. Emil oder ich haben uns eine Szene überlegt und Ihr habt dann einfach losgelegt. Das war total schön.“
„Ihr seid so unfair! Ich gebe Euch ein Heim, Gesellschaft, was weiß ich nicht alles. Und zu so einem Ereignis nehmt ihr mich nicht mit“ beschwerte sich Simon, nur halb im Scherz.
„Dann wäre es ja keine Überraschung gewesen. Aber sag mal, welches Bild gefällt dir besonders, also ich meine von denen hier?“ Melly zeigte auf die Mappe.
„Schwierig. Ich müsste mich zwischen dem Pobild und dem letzten entscheiden. Das kann ich aber nicht.“
„Und da wärst du gerne dabei gewesen, richtig?“ bohrte Melly nach.
„Unbedingt!“
„Was meint ihr? Tut ihr Simon den Gefallen?“
Jo realisierte, dass die Frage tatsächlich an sie und Maria gerichtet war. Was hatte Melly vor? Sollen wir…?
„Ich glaube ich hätte da Lust drauf.“ Maria kicherte. Sie schaute Jo erwartungsvoll an. „Oh Gott, sag jetzt nicht, dass das alles nur ein Scherz war und ich mich gerade blamiert habe!“
Jo war hin und hergerissen. Die kleine Bilderschau hatte sie heiß gemacht, das Gekuschel mit Maria zusätzlich. Im eigenen Kaminzimmer nackt herumzuposen war aber eine andere Sache. Andererseits, wenn Maria vor Simon keine Scham hatte, wo sollte ihr Problem liegen?
„Also hier, jetzt? Wie genau stellt ihr euch das vor?“ So nüchtern hatte sie sich gar nicht anhören wollen. Maria war aber so erleichtert, dass sie ihr einen Kuss gab und sie hinter sich herzog, die Treppe hoch, in ihr Zimmer.
„Macht keinen Unfug ohne uns!“ rief sie nach unten.
Kommentare
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Danke wieder für die mega geile Geschichte.
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Gabi
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