Black Wedding - Kapitel 5


Richie

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12.08.2023
Schamsituation

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Black Wedding

Kapitel 5

 

„Hat es einen Grund, dass du dir jetzt gerade euer Hochzeitsalbum anschaust?“

Maria kuschelt sich wieder zu Jo auf die Couch. Es ist angenehm warm und beide sehen keinen Anlass, sich etwas überzuziehen.

Jo fühlt sich ein wenig ertappt. „Vielleicht muss ich mein schlechtes Gewissen ein wenig triggern?“

„Hast Du eins?“

„Du nicht?“

 

Die Hochzeit sollte Mitte Mai stattfinden. Bei der Frage, wo die Trauung vorgenommen werden sollte, wurde kurzzeitig die subversive Idee geäußert, man könne ja zum Schein in eine Kirche eintreten, um sich eine feierliche Zeremonie in einer Kirche zu erschleichen, und gleich darauf wieder verworfen. Um die Amtsstube des Standesamtes kam man wohl nicht herum. Dafür musste für die Feier ein möglichst altes Schloss her. Ausgerechnet Mark, der jetzt öfter mit bei ihnen im Salon saß, kannte die richtige Location.

Hatte Simon die Silvesterparty schon akribisch geplant, so lief er jetzt zu Höchstform auf. Mitte März nahmen Melly und Maria Jo mit in ihr Zimmer und machten ernste Gesichter. Melly fing an: "Jo, pass auf, wir haben beide beschlossen, vorab mit dir zu reden, obwohl Simon eine Überraschung daraus machen will. Simon hat mit uns besprochen, wie er sich die Hochzeit vorstellt. Und auch wie seine Braut aussehen sollte. Das Kleid wird nicht das Problem sein, auch wenn du das, wenn es nach ihm geht, mit verbundenen Augen anprobieren sollst.

"Ist das sonst nicht umgekehrt? Da darf doch der Bräutigam das Kleid vorab nicht sehen, oder?", lachte Jo.

"Bei anderen vielleicht", erwiderte Maria schief grinsend. Melly fuhr fort: "Er hat auch ganz genaue Vorstellungen, wie deine Haare zu dem Kleid aussehen sollen."

"Nicht schon wieder der Undercut!", stöhnte Jo.

"Nein", lachte Maria, "der ist aus der Diskussion."

"Ihr sollt es mir nicht verraten, stimmt’s?"

Beide nickten.

"Und, wird es gut aussehen?"

"Fantastisch, wenn du mich fragst. Simon hat natürlich Recht. Auf normalen Hochzeiten sticht die Braut mit ihrem Kleid von vorn herein aus der Masse der Gäste heraus. Zu deiner Hochzeit werden alle mächtig aufgestylt erscheinen, ich natürlich auch. Da muss die Braut erstmal noch einen draufsetzen", erklärte Maria.

"Wo ist dann das Problem?"

"Es ist, vorsichtig ausgedrückt, unkonventionell."

Schweigen.

"Also Jo, ich mache nichts, was du nicht willst. Wenn du also sagst, ich soll dir alles vorher erzählen, ist das für mich entscheidend, nicht irgendwelche Geheimanweisungen von Simon. Dann kannst du selber entscheiden", sagte Maria und Melly nickte bekräftigend.

"Lacht mich bitte nicht aus und erzähl es bloß keinem weiter! Irgendwie hat die Vorstellung, nicht zu wissen, was ihr mit mir vorhabt, etwas total Faszinierendes", gestand Jo. Melly grinste: "Ich glaube, ich weiß was du meinst."

"Werde ich Haare behalten, Maria?"

"Na klar, mehr als ich, das kannst du mir glauben."

"Und werde ich schön sein?"

"Die heißeste Braut, die ich jemals gesehen habe, versprochen", schwor Maria. Mit leicht unsicherer Stimme erklärte Jo: "Gut, ich vertraue euch. Und ich bin auch bereit für etwas Extremeres. Wenn ihr mich aber verschandelt seht ihr mich im Leben nie wieder, das schwöre ich."

Die beiden anderen, nun auch etwas unsicher geworden, nickten.

"Ach, übrigens, kann ich mich mit dem Kleid tatsächlich auf der Straße oder vor meiner Oma sehen lassen. Beim M’era Luna hätte man gesehen, wenn ich unter meinem Höschen nicht perfekt enthaart gewesen wäre. Ihr wart ja dabei."

"Keine Sorge, das ist jugendfrei"

"Hoch geschlossen oder mit einem ordentlichen Dekolleté?"

"Deine Tüten werden schon schön zur Geltung kommen, Süße", lachte Melly.

"Wieso?"

"Ach, ich habe da so eine Idee."

"Erzähl! Sofort!", riefen beide.

 

Der Plan bestand darin, dass sich Jo zwei Wochen vor dem Ereignis ein großes Tattoo auf ihr Dekolleté stechen ließ. Das Geld hatte sie problemlos zusammensparen können, schließlich gab sie sonst kaum welches aus, wenn sie mit Simon zusammenlebte. Den Entwurf hatte sie schon im Vorfeld mit dem Tätowierer entwickelt. Es war ein Schmetterling, ein Nachtfalter, in der Draufsicht, mittig über ihrem Brustansatz platziert. Der Schwanz reichte dabei beinahe bis zwischen die Brüste, der Kopf bis über die Drosselgrube. Die Flügel waren weit gespreizt und erreichten mit ihren Spitzen jeweils die Schultern. Sie sahen aus, als würden sie aus schwarzer Spitze bestehen. Die Flügel zeigten Risse, die mit groben Stichen geflickt waren. Ein düsteres Motiv, vorherrschend schwarz ausgeführt, aber mit violetten Reflexen. Auch der Schatten war grau-violett gehalten. Das Ganze nahm praktisch den gesamten Bereich oberhalb von Jos Brüsten ein. Ein Großteil der Fläche war mit Farbe gefüllt worden, nur wenige helle oder weiße Areale waren verblieben. Nach einer einzigen Mammutsitzung kam Jo völlig erledigt mit dem Taxi zurück in den Erlenweg, wo sie von ihren beiden Freundinnen ungeduldig erwartet wurde.

"Zeig her!", rief Melly sofort und als Jo die leichte Bluse fallen ließ und man die Ausmaße unter der Folienabdeckung sah, waren erst ein Luftschnappen und dann ein schriller Schrei Marias zu hören.

"Mein Geschenk für Simon. Meint ihr, ihm gefällt es?"

"Wenn es ihm nicht wenigsten halb so gut gefällt wie mir ist er ein Vollidiot. Mein Gott, ist das groß geworden", stöhnte Maria.

Die beiden hatten Simon kurzerhand für die zwei Wochen vor der Hochzeit aus seinem eigenen Haus geworfen. Schließlich solle die Braut, die dort ja nach seinen Vorstellungen hergerichtet wird, auch für ihn eine Überraschung sein. Simon zog widerspruchslos zu seinem Vater. Jo fand, zwei Wochen wären eine endlose Zeit.

Das Tattoo heilte gut und war bei den Anproben des Brautkleides kein Problem. Melly versicherte ihr, dass es komplett zu sehen sei. Die Anproben fanden tatsächlich mit verbundenen Augen statt. Jo fühlte nur, dass das Kleid aus glattem, kühlem Stoff war und man ein Korsett eingearbeitet hatte. Erleichterung bei ihr, hatte sie doch in Korsetts immer die beste Figur. Rita beteiligte sich ebenfalls aktiv an den Vorbereitungen und war eingeweiht worden. Mark und Matti hatten Schweigegelübte ablegen müssen und dann bleiben dürfen. Auf sie war Verlass.

 

Jo blättert wieder das Album mit den Hochzeitsfotos durch. 

„Hier, Simon ausnahmsweise allein fotografiert. Ich habe fast weiche Knie bekommen, als er mich morgens so vor dem Standesamt erwartet hat.“

 

Simon stand da, komplett in Weiß, damit hatte sie nicht gerechnet. Weiße hohe Stiefel, eine enge weiße Hose mit auffälliger silberner Gürtelschnalle, ein mit vielen Rüschen besetztes weißes Hemd mit hohem Stehkragen, darum ein weißes Tuch aufwändig gebunden. Er trug darüber einen weißen Frack und stand auf dem Foto etwas breitbeinig mit auf die Kamera gerichtetem selbstsicherem Blick. Und dann die Haare. Jetzt wusste sie, wo Maria drei Tage zuvor fast die ganze Nacht verbracht hatte. Auf Simons Kopf waren anstelle der knapp schulterlangen Haare jetzt unzählige ganz dünne Dreads, die ihm bis über die Schulterblätter reichten und von denen ihm immer wieder die eine oder andere ins Gesicht fiel. Einziger Kontrast: die dunklen Augenbrauen. Einziger Farbtupfer: eine kleine dunkelrote Blüte am Revers. Jo war überwältigt gewesen und auch Simon sah zuerst nur nervös aus, dann verschlug es ihm tatsächlich die Sprache. Das lag natürlich auch am Tattoo, von dem er nicht den Anflug einer Ahnung gehabt hatte.

Jo suchte ein Bild von sich heraus. Ja, das schwarze Taftkleid, dass oberhalb des Korsetts endete und damit Dekolleté und Schultern komplett frei ließ, dabei ihre Brüste zusätzlich anhob, brachte das Tattoo besser zur Geltung, als sie es sich hätte vorstellen können. Ihre alte Unzufriedenheit mit ihrer Figur war ab sofort Vergangenheit. Natürlich war das Kleid alles andere als brav, aber nicht frivol. Am sehr schlicht gehaltenen Korsett setze ein Rock an, der im hinteren Bereich aufwändig mit mehreren Lagen unterschiedlicher schwarzer Spitze gearbeitet war und den Boden berührte. Der Saum stieg nach vorne dramatisch an und erreichte dort allenfalls die Länge eines sehr kurzen Miniröckchens. darunter trug sie ein schwarzes Spitzenhöschen, das man spätestens beim Hinsetzen sah, sofern Jo nicht augenblicklich die Schenkel schloss oder die Beine übereinanderschlug. Wer genau hinsah konnte den Piercingschmuck hindurchblitzen sehen. Auf den offiziellen Hochzeitsfotos blieb er natürlich unsichtbar. Sie selbst hatte sich dann gegen eine schwarze Netzstrumpfhose und für einen schwarzen Strumpfhaltergürtel und Strapse, die natürlich komplett sichtbar blieben entschieden. Sie liebte mittlerweile solche Strümpfe an ihren schlanken, schön geformten Beinen und wollte zu ihrer Hochzeit keinesfalls darauf verzichten. Ihre Füße steckten in abenteuerlich hohen schwarten Schuhen und ausnahmsweise nicht in kniehohen Stiefeln. Ihre Finger- und Zehennägel hatte sie nicht schwarz, sondern in einem dunklen violett lackiert. So weit war alles sehr schön und gelungen, aber durchaus im Rahmen dessen, was man von einer Gothic-Hochzeit erwarten durfte, fand Jo. Wäre da nicht die Frisur gewesen.

Am Vortag der Hochzeit war Jo schon frühzeitig mit Maria in deren Salon gefahren. Sie hatte Jo offiziell als Kundin eingetragen. Die Grundlagen müsse sie dort erledigen, erklärte Maria. Nach dem Waschen zog sie mit dem Kamm eine Linie, an der Spitze des linken Ohres beginnend, senkrecht über den Kopf verlaufend bis zum rechten Ohr. Alle Haare vor diesem Scheitel nahm sie zusammen und steckte sie hoch. Die Haare auf der hinteren Hälfte, die Jo beinahe bis zum Poansatz reichten, wenn sie nass und schwer waren, kämmte Maria gründlich durch und schnitt nur minimal die Spitzen. Dann fing sie an, die Haare auf Wickler zu drehen. Das dauerte lange und Jo biss sich auf die Lippen, um nicht zu fragen, ob sie etwa mit Lockenpracht auf dem Kopf heiraten werde. Aber sie hatten schließlich verabredet, dass sie keine Fragen stellen würde. Tatsächlich trug Maria eine nicht sehr angenehm riechende Flüssigkeit auf und setzte sie unter die Wärmehaube. Anschließend wurden die Haare ausgespült und eine andere Chemikalie wurde aufgetragen. Jo hatte noch nie eine Dauerwelle gehabt, aber bei allem, was sie darüber wusste, musste das eine sein. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.

"Wenn wir einmal hier sind, färbe ich auch gleich die Ansätze nach", erklärte Maria und machte sich ans Werk. Dann föhnte sie das Ganze und stufte alles nochmals durch. Im Spiegel erkannte Jo, dass sie tatsächlich Locken auf dem Hinterkopf hatte. Ihr fiel außerdem auf, dass die Haare vor dem anfangs gezogenen Scheitel komplett unbehandelt geblieben waren. Verdammt, hatte Maria dort das Nachfärben der Haaransätze vergessen? Wieder musste sie sich stark beherrschen, nicht nachzufragen. Kurz drauf erklärte Maria ihr Werk hier für beendet.

"Den Rest machen wir zu Hause. Ich habe heute eigentlich frei. Und lass das mit dem Geld. Das habe ich schon erledigt."

In der Öffentlichkeit wollte Jo so halbfertig keinen Kaffee trinken, so kamen sie noch vor dem Mittag im Erlenweg an und belegten das obere Bad. Die über Jos Rücken fallenden Locken nahm Maria zusammen und band sie so fest in einen Pferdeschwanz, dass sie glatt am Kopf anlagen.

"Jetzt wird’s ernst, Schätzchen", lachte Maria, "ich bin sowas von aufgeregt. Nicht erschrecken!"

Sie nahm die noch immer auf der vorderen Hälfte von Jos Kopf fixierten Haare in die Hand und schnitt sie mit einer Schere radikal kurz. Jo zuckte zusammen. Was sollte das werden, fragte sie sich. Vollends unruhig wurde sie, als sie spürte, dass die vordere Hälfte ihres Kopfes mit der Haarschneidemaschine bearbeitet wurde. Da war nur ein kleiner Aufsatz drauf gewesen, erinnerte sich Jo. Maria schor ihr also wirklich alle Haare bis auf wenige Millimeter ab! Jo versuchte, einen Blick in den Spiegel zu erhaschen.

"Hey, das ist gegen die Abmachung, Jo", erinnerte sie Maria und nahm eine Packung Kaltwachsstreifen vom Schrank. Jo brach der Schweiß aus und endlich brach es aus ihr heraus: "Was machst du da um Gottes Willen?"

"Du hast gesagt, du vertraust uns. Also bleib dabei, ja? Es ist ohnehin zu spät. Ich nehme die Wachsstreifen, weil Rasieren morgen schon wieder blöd aussähe. Du weißt das doch am besten. Beiß einfach die Zähne zusammen, Süße, das geht vorbei."

Mit den letzten Worten hatte sie einen Wachsstreifen auf dem Oberkopf direkt dort aufgebracht, wo seit Monaten Jos Haaransatz verlief. Sie drückte ihn fest an. Dann durchzuckte Jo ein kurzer heftiger Schmerz. Sie hatte fast vergessen, wie fies der Anfang damals gewesen war. Maria wiederholte den Vorgang unzählige Male. Einzig der Schmerz, der im Schläfenbereich besonders intensiv war, hielt Jo davon ab, über das Ergebnis weiter nachzudenken. Endlich drang Marias Stimme an ihr Ohr, die das Schlimmste für überstanden erklärte und nun mit der Pinzette nachkorrigierte. Dabei erzählte sie drauflos: "Klar, ich hätte das einfach rasieren können, das sieht man ja ab und an mal. Hat mir aber nie richtig gefallen, weil da immer so ein dunkler Schimmer bleibt, den man dann wegschminken muss. So, Schluss mit der Geheimniskrämerei!"

Maria drehte Jo in Richtung Spiegel. Nach einem kurzen Blick konnte sie vor Tränen nichts erkennen. Für das, was sie dort sah, kannte sie keinen Ausdruck. Maria hatte inzwischen den Zopf wieder gelöst, so dass Jo auf ihrem Hinterkopf eine schöne Mähne mit mittelgroßen Locken erkennen konnte. Der gesamte vordere Teil ihres Kopfes war dagegen komplett haarlos, zum Teil leicht gerötet.

"Das soll eine Hochzeitsfrisur sein?", fragte sie ehrlich entsetzt.

"Jo, das ist genau deine Frisur, da waren Melly und ich uns sicher. Du warst immer so auf deine Stirnpartie fixiert, da war das doch fast eine logische Konsequenz. Schau doch mal, wie fantastisch glatt das geworden ist. Ich hatte eigentlich nur Angst, dass da irgendein verstecktes Muttermal oder so zum Vorschein kommen könnte."

"Aber das ist doch irgendwie", sie suchte nach dem richtigen Wort, "grotesk, findest du nicht?"

"Grotesk ist meine Frisur genauso", erwiderte Maria, "Aber das tragen etliche. Sowas hier habe ich noch nie gesehen. Oder vielleicht letztes Jahr auf dem WGT ein oder zwei", räumte sie ein. Es traf zu, mehrere Frauen waren ihr im vergangenen Jahr auf Festivals mit ähnlichen Frisuren begegnet. Jo hatte in ihnen aber irgendwelche bewunderungswürdigen Fabelwesen gesehen, die nichts mit einem kleinen Goth-Mädchen wie ihr zu tun hatten. Wobei ihr jetzt wieder einfiel, dass sie damals mehrfach darüber nachgedacht hatte, wie wohl Melly mit solchen Haaren aussähe. Bei ihr hätte sie es damals schon faszinierend gefunden. Konnte auch sie sich wirklich so präsentieren? Würden andere es nicht lächerlich finden? 

Sie lag seit einer Stunde auf dem Bett und versuchte sich auszuruhen, konnte aber vor Aufregung einfach nicht schlafen oder überhaupt entspannen. Zu tun gab es für sie heute auch nichts mehr, was zur Ablenkung hätte dienen können. Da hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Melly! Endlich konnte sie vielleicht mit Maria und Melly einen Sekt zur Entspannung trinken. Außerdem konnte sie nicht länger allein sein. Sie stürmte aus ihrem Zimmer die Treppe hinunter und prallte beinahe mit Mark und Rita zusammen. Beide blieben wie angewurzelt stehen und starten ihr ins Gesicht, obwohl sie, wie ihr jetzt einfiel, komplett nackt vor ihnen stand. Rita erwachte als erste aus der Erstarrung, nahm ihren Kopf in beide Hände, küsste die glatte weiche Haut darauf und murmelte: "Fühlt sich das schön an!"

"Du bist echt die coolste Sau, die ich kenne", brach es aus Mark heraus.

"Hab ich’s doch von Anfang an gewusst, das ist genau dein Ding, Jo. Sonst hätte ich schon mit Simon diskutiert, kannst du glauben", begeisterte sich Melly. Alle saßen jetzt beim Kaffee in der Küche und waren ganz aufgeregt. Jo durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Hier zwischen ihren Freunden fühlte sich alles ganz normal, ganz selbstverständlich an. Sie sah außergewöhnlich aus. Jedes Mal, wenn sie durch die Diele ging, blieb sie vor dem Spiegel hängen. Aber es war ihre Hochzeit und es musste außergewöhnlich sein. Dann schossen ihr wieder ganz alltägliche Situationen durch den Kopf, in denen sie sich mit so einem Outfit nicht vorstellen konnte. Mit solchen Haaren kann man doch nur total aufgedonnert aus dem Haus gehen, dachte sie. Widerspruch bei den anderen. Maria holte ein dünnes violettes Tuch, dass sie wie zu einem breiten Schal zusammenfaltete und Jo um den Kopf band. Da das Tuch natürlich hinter den Ohren verlief und am Hinterkopf gebunden war, fiel bei näherem Hinsehen schon auf, dass die Schläfen haarlos waren. Aber die hinten herausquellende schwarze Lockenmähne zog den Blick auf sich und es wirkte wie ein mit einem Tuch gebändigter Haarschopf. Jo fand, dass es richtig gut aussah und beruhigte sich, vorerst auch so in den Supermarkt gehen zu können. Melly setzte gegen Abend und bevor sie mehr als zwei Gläser getrunken hatte ein Testschminken an, schaffte es aber nicht, die anderen davon abzuhalten, ihnen ins Bad zu folgen. Eine auffällige Variante nach der anderen wurde als gut aber nicht perfekt verworfen. Dann hatte Melly den richtigen Einfall.

"Minimalismus, Freundinnen und Freunde", dozierte sie, "ist hier angesagt. Jo bekam ein blasses Makeup, neben künstlichen Wimpern kam nur schwarzer Kajal an die Augen. Die Lider schminkte Melly nur am äußeren Ende und nach oben auslaufend schwarz, was die Augen ein wenig katzenhaft und vergrößert erscheinen ließ. Augenbrauen wurden unter allgemeiner Zustimmung verworfen.

"Und jetzt der Knaller, Mädels. Eigentlich wollte ich es bei komplettem Nudelook für die Lippen belassen. Aber das wäre schade. Wie werden die anderen Gäste alle geschminkt sein, Lippenstift meine ich? Richtig. Schwarz, Anthrazit, weiß, blutrot. Was wird niemand erwarten? Rosé!"

Sprachlosigkeit. Melly ereiferte sich: "Jo ist die Braut. Sie hat als einzige morgen das Recht, einen blass rosa Mund zu tragen."

Letztlich stimmten alle Melly vorbehaltlos zu, als sie ihnen die fertige Jo präsentierte.

"Bemerkt ihr das minimale Rouge auf ihren Wangenknochen?", fragte sie verschwörerisch in die Runde. Kopfschütteln, "Genau. Soll man auch nicht. Aber es wirkt, glaubt mir!"

 

Von der Hochzeit sprach man auch jetzt, mehr als zwei Jahre später, noch. Zweifellos war das Kleid wunderschön. Aber völlig aus dem Rahmen fiel zweifellos die übrige Aufmachung der Braut. Schließlich war hier nicht Leipzig, wo sie eine Woche später allerdings auch zu den Hinguckern gehörte, sondern eine normale moderne Großstadt mit einer kleinen Gothic-Szene. Schon das Tattoo war außergewöhnlich auffällig. Aber Haare und Makeup sprengten alles, was dort jemals beim Standesamt erschienen war. Das schwarze Haar floss in einzelnen lockigen Strähnen über Jos Rücken. Durch die Locken hatte es eine erstaunliche Fülle, obwohl die Haarmenge drastisch verringert worden war. Jo musste ständig darin herumspielen, es entweder nach hinten streichen und so dem Fotografen ihre niedlichen kleinen Ohren präsentieren und es auch nach vorn über die Schultern fallen lassen. Im Haar war ein kleiner Tüllschleier befestigt, der aber nur nach hinten über das Haar fiel. Die übrige Kopf- und Gesichtshaut war von makellos heller Hautfarbe, nur wenig blasser geschminkt. Das sparsame Makeup der Augen wirkte wegen der künstlichen Wimpern trotzdem dramatisch. Die vollen Lippen in zartem Rosa bildeten einen frischen Kontrast zum übrigen Schwarzweiß. In den Ohren trug Jo große silberne Ohrringe mit schwarzen Steinen, passend zu einem Anhänger, den sie an einem Samtband eng um den Hals trug. Ergänzt wurde das ganze nur durch die schwarzen Titankugeln der Piercings in den Wangen, die dort mittlerweile kleine Grübchen gebildet hatten, den schwarzen Septumring und noch zwei ebenfalls schwarze Piercings pro Ohr.

 

Jo schaut sich ein weiteres Foto, auf dem sie und Simon von ihren Gästen draußen vor dem Rathaus gefeiert werden, genau an.

„Ist eigentlich irgendwen aufgefallen, dass ich hier gar kein Höschen getragen habe?“

„Nein! Was? Ich habe dich morgens doch angezogen. Da haben wir noch über das durchsichtige Nichts von einem Slip gelästert.“

Jo grinst. „Stimmt. Da konnte man wirklich jedes Piercing einzeln erkennen. Ich fand den aber total süß. Jedenfalls gab es doch direkt nach der Trauung ein paar Fotos in diesem kleinen Saal mit den großen Spiegeln. Die ganze Zeit habe ich uns beide darin gesehen. Ich weiß gar nicht, was mich am meisten angemacht. Natürlich Simon, vor allem, wie er mich dauernd angesehen hat. Aber auch ich selbst. Klingt irgendwie sonderbar.“

„Überhaupt nicht! In deiner Aufmachung warst Du die ultimative Erotik-Prinzessin, wenn man auf Gothic steht.“

„Na jedenfalls habe ich beim Hinausgehen die Gelegenheit genutzt und Simon in die Damentoilette gezerrt. Das war der schnellste Sex meines Lebens. Tür zu, Simon hat mich hochgehoben, der Rocksaum war ja vorn praktisch kurz. Und, na ja, der Slip war im Weg. Simon hat das teure Ding einfach zerrissen. Ersatz konnte ich erst später aus meiner Tasche zaubern. Beinahe hätte ich den Brautstrauß noch dort liegenlassen. Ab da konnte ich mich jedenfalls wieder besser auf die Hochzeit konzentrieren.“

 

Jo dachte an die Zeit nach ihrer Hochzeit. Sie musste lächeln. Der erste Schock war noch am Vortag einer vorsichtigen und spätestens am Hochzeitstag einer hemmungslosen Begeisterung für ihr neues Aussehen gewichen. Jo fragte sich, ob sie überhaupt noch Augenbrauen aufmalen könnte, wenn sie denn wollte. 

Zum WGT, eine Woche nach der Hochzeit, reisten Simon und Jo in beinahe unveränderter Hochzeitsaufmachung. Lediglich das Kleid hatte Jo im vorderen Bereich noch etwas kürzen lassen.

Etwa zwei Wochen später machten sich erste Härchen auf Jos Vorderkopf bemerkbar, denen sie beherzt mit der Pinzette zu Leibe rückte. Wenn es mehr auf einmal wurden, nahm sie Maria und deren Wachsstreifen in Anspruch. An den Anblick ihres halb enthaarten Kopfes hatte sie sich zur eigenen Überraschung schnell gewöhnt. Hatte sie in ihrem ersten Schock noch reflexartig überlegt, wie lange es wohl dauern würde, bis diese 'Hochzeitsfrisur' wieder herausgewachsen sein würde, verschwende sie nun keinen Gedanken mehr daran. Sie war immer wieder fasziniert von dem Eindruck völliger Haarlosigkeit, der bei Fotos oder im Spiegel entstand, wenn ihr schwarzes Haar durch einen dunklen Hintergrund beinahe unsichtbar wurde. Manchmal verstärkte sie den Effekt noch dadurch, dass sie die schwarze Mähne zu einem Zopf straff zurückband. Und sie liebte es, wenn Simon sie auf den frisch epilierten Kopf küsste, was er bis heute gern tat. Dann fing die Dauerwelle an herauszuwachsen. Maria föhnte die Locken zum Test heraus und nach Wochen floss wieder langes glattes Haar über Jos Rücken. Beide fanden das auch sehr attraktiv, aber Jo hatte sich so in ihren voluminösen lockigen Hinterkopf verliebt, dass seit dem die Dauerwelle regelmäßig erneuert wurde. Im Alltag nahm Jo die Haare auch gern im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen, was bei den Locken ebenfalls attraktiv aussah. In diesem Zusammenhang wurde auch die einzige Frisurenveränderung der vergangenen zwei Jahre vorgenommen. Maria hatte dabei den Haaransatz vom Oberkopf ausgehend nicht senkrecht auf die Ohrspitze zu, sondern leicht nach hinten verlaufend wenige Zentimeter hinter dem Ohr verlaufend in den Nacken geführt. Jo hatte sich dafür sogar nochmals der schmerzhaften Erstenthaarungsprozedur unterzogen. Bei offenem Haar sah man beinahe keinen Unterschied. Bei einem Pferdeschwanz oder hochgesteckten Haaren sah das nach Meinung beider Mädchen wesentlich besser aus.

Da Jos Ohren nun nicht mehr unter den Haaren verschwanden, hatte sie diesen in den Monaten nach der Hochzeit ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Jenny durfte sich austoben und hatte das linke Ohr mit neun, das rechte mit elf weiteren Piercings geschmückt. Schrittweise waren auch die Lobes auf nun zehn Millimeter gedehnt worden.


Kommentare

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gabi335 schrieb am 13.08.2023 um 07:05 Uhr

Danke für die mega geile Geschichte. 

Trägt Jo an ihren Schamis auch ein Glöckchen das je nach Anlass größenmässig angpasst wird?

Ganz liebe 💘 Grüße 

Gabi

selena333 schrieb am 13.02.2024 um 18:56 Uhr

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