Das Schnitzel
„Meinst du nicht, dass wir damit eine Grenze übersreiten?“, fragte sie und strich sich die Haare zurück.
„Warum, es ist doch alles wie immer: Du stehst in der Küche und bereitest das Essen zu.“, kam es brummend von oben.
„Aber iss bin heute extra zum Fleischer gangen und hab Sweinesnitzel gekauft“, protestierte sie.
„Ein Pferd kommt mir auch nicht auf den Tisch!“, empörte er sich. Das Messer glitt durch die Panade, durchschnitt Bänder und Sehnen und zerteilte schließlich das zarte Muskelfleisch in mundgerechte Portionen.
„Swei Stunden hab ich in der Küche gestanden!“, es ploppte, „ Zwei Stunden stand ich da und hab die Dinger flachgeklopft! Ich hab sie in Ei gewendet und dann in Semmelbröseln, zweimal! Und dann knusprig ausgebacken! Weißt du, wie weit Fett spritzen kann?“ Vorsichtig befühlte sie die rauen Stellen auf ihren Armen.
„Dann hattest du ja genug Zeit, dich mit ihnen zu beschäftigen. Hast du ihnen noch Namen gegeben? Übrigens: Der Pfeffer fehlt!“, erwiderte er gelangweilt. Sanft strich er ihr über das Haar und drückte den Kopf zurück an seinen Platz.
„Aber iss wollte sehen, wie du diss freust! Und iss hab genauso viel Pfeffer genommen wie immer!“ Langsam spürte sie, wie ihre Knie auseinander rutschten und die Oberschenkel schmerzhaft gespreizt wurden. Sie wusste nicht, was ihr mehr wehtat: die Knie wegen dem harten Boden, die Schenkel vom Dehnen, das Loch von letzter Nacht oder die Lippen vom ständigen Reiben. Vorsichtig umklammerte sie die Stuhlbeine, um ihr Gewicht von den Knien auf den Oberkörper zu verlagern. Ein kleiner Tritt gegen den Brustkorb ließ sie wieder zurücksinken.
„Hilde, ich hab dir doch gesagt, dass ich in Ruhe essen will!“, rief er gereizt und schnitt sich schmatzend das nächste Stück ab. „Nicht nachlassen, zum Nachtisch muss er stehen!“
Er musste stehen. Natürlich. Aber leider stand er seit Jahren nur noch auf, wann er wollte. Vor allem: Wann ER es wollte. Schon oft hatte sie ihn gesehen, wie er erhobenen Hauptes dasaß und die bewundernden Blicke des Mädchens auf dem Bildschirm genoss. Vermutlich sprach sie nicht einmal Deutsch. Solange ihre Augen dabei glänzten, konnte sie auch sagen ‚Indien ist die Hauptstadt von Amerika‘, ‚Sauerstoff ist ein Metall‘ oder ‚Du notgeiler, faltiger alter Mann, der genug Geld hat, um sich die Illusion ewiger Jugend zu erkaufen, solltest du mich einmal anfassen, wird dir mein Freund den Schwanz abschneiden!‘, Hauptsache, er war ein großzügiger Mensch, den man anbeten konnte.
Sie atmete aus und begann stärker zu saugen. Ihre Geschmacksknospen wurden an seinem Faltenberg abgeschürft wie die Hände der Bergarbeiter, die irgendwann das Sonnenlicht hassten, weil sie es so selten sahen.
„So ist es besser!“, lobte er und strich mit der fettigen Hand über ihren Rücken.
Nach einer Weile des Schneidens, Schmatzens und Kauens fuhr er fort:
„Die Töle von Werners sollte man erschlagen! Jedes Mal, wenn ich rausgehe, kläfft mich das Vieh an! Springt am Zaun hoch, als wollte es mich töten! Keine Erziehung, das Mistding! Weißt du noch, wo ich meine Schrotflinte habe? Hilde! Hörst du mir überhaupt zu?“, vorsichtig zog er an ihren Haaren, aber nur soviel, dass es wehtat – sein Schwanz sollte weiterhin mit Wärme und Feuchtigkeit versorgt werden.
„Jaha!“, antwortete sie genervt und saugte etwas fester. Die Versuchung, seiner Spielzeugpistole einfach den Lauf abzubeißen, war jedes Mal da, aber sie hatte Angst, dass aus seinen Adern nur ekliger Schleim quellen würde. „Die Flinte musstest du vor Jahren abgeben, weil du einen Marder außerhalb der Jagdsaison ersossen hast!“
„Das Scheißvieh hatte nichts in meinem Garten zu suchen!“, brüllte er und wäre fast hochgesprungen. Pech für sie. „Dann nehme ich Rattengift! Haben wir Rattengift im Haus?“
„Nein. Wir haben doch keine Ratten, Siegfried!“, wandte sie ein.
„Dann verklage ich sie! Morgen gehe ich zum Gericht und verklage sie auf Ruhestörung!“, polterte er. Natürlich hatte er Unrecht. Morgen würde er genauso wie heute vor dem Fernseher sitzen und sich Vogeldokumentationen, Krimis und die SexySportclips ansehen. Morgens, mittags und abends bekam er einen Fick und das war es. Einen zum Wachwerden, einen vor dem Verdauungsschlaf und einen, damit ihm die Ödnis des Alltags nicht den Schlaf raubte. Außerdem war Hilde mit dem Haushalt und den Kindern nicht ausgelastet, es war gut, dass sie sich so etwas Anerkennung ervögeln konnte.
„Das isst eine gute Idee!“, pflichtete sie ihm bei und leckte ihn zur Belohnung einmal von oben bis unten ab, was ihm einen freudigen Schauer bescherte.
„Du bist eine tolle Frau, Hilde!“, sagte er und wuschelte ihr durchs Haar. „Du bist die beste Frau, die ich haben kann!“ Eine bessere würde er seinem Zustand auch nicht finden.
Siegfried aß noch eine Weile, während sich Hilde mit seinem schlaffen Schwert beschäftigte. Irgendwann klirrte das Besteck und er schob den Stuhl zurück. Tageslicht! Sie musste die Augen zusammen kneifen, so sehr blendete es, aber immerhin war die Luft frisch. Unter dem Tisch war es sehr stickig!
„So, und jetzt blas mich! Saug mich aus wie ein Trinkpäckchen! Zeig mir, wie gut du einen Mann glücklich machen kannst, du geiles Miststück! Mein Rohr ist so prall, dass jede Zange machtlos dagegen ist!“, leierte er alte Pornosprüche runter und fühlte sich wie ein junger Hengst. Leider wurde er davon auch nicht richtig steif. Seine kleine Fahne der Selbstüberzeugung wehte auf Halbmast.
Um irgendwann wieder vom Boden hochkommen zu können, spielte sie sein Spiel mit und legte den Turbogang ein. Sehnsüchtig saugte sie an der Quelle aller Glückseligkeit und blickte ihn zwischendurch mit einem Blick an, der sagte ‚Ich mach das doch richtig, oder?‘, und jedes Mal, wenn er sie durch seine gelben Zähnen anlächelte und ihr über den Kopf strich, saugte sie noch etwas heftiger. Ihre Mühen verfehlten ihr Ziel nicht. Tatsächlich stiegen nicht nur die Erregung und das Machtgefühl, sondern auch seine Lustfunzel. Als Belohnung schenkte sie ihm von Zeit zu Zeit ein Stöhnen. Nichts machte sie so geil wie in Schürze und T-Shirt auf dem Fußboden zu knien und einem stinkenden Mann ihre Aufwartung zu machen! Wenn sie jetzt daran dachte, wie süchtig sie früher nach seinem Schwanz gewesen war, wie sehr sie ihn angebetet und ihm prächtige Spitznamen wie Lanzelot und Mount Everest und Berliner Fernsehturm gegeben hatte, kamen ihr fast die Tränen. Salzwasser ist kein gutes Gleitmittel.
Siegfried entspannte sich und lehnte sich zurück. Sein Atem ging schneller. Immer fester presste er Hildes Kopf auf seinen Polder, sodass diese kaum noch Luft bekam und den Würgereiz nur dank der Gewohnheit unterdrücken konnte. Er spürte, wie sich seine Lungen mit frischer Luft füllten und sich ein Stöhnen in seinem Rachen zusammenbraute. Immer tiefer wurden die Züge, immer heftiger der Drang, dem Kribbeln in seinem Körper und seiner Seele durch Laute Ausdruck zu verleihen. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Mit einem verzweifelten Lustschrei, verlängert durch einige inbrünstige Atemzüge, stieß er sein mächtiges Gemächt in ihre Höhle und spritzte seine salzige Milch ab. Brav schluckte Hilde, wie gewollt, alles hinunter und leckte sich zufrieden über die Lippen.
Siegfried lächelte sie an. Dann zog er sie auf seinen Schoß und streichelte ihr über den Rücken. Mal wieder gab sie sich dem schönen Traum an seine starken Arme und die breiten Brustmuskeln hin. Damals konnte er sie wirklich noch halten. Heute musste sie aufpassen, dass er unbeschadet durch das Leben ging. Zuviel hatten Arbeitslosigkeit und Alter kaputt gemacht. Siegfried war einmal ein schöner Mann gewesen, und sie das junge, intelligente Mädchen an seiner Seite. Jetzt war er ein Wrack und sie Pflegekraft in einem Altersheim. Hilde hielt die Fahne, die er nicht mehr hochbekommen wollte. Es war ein bequemes Leben.
Nein, war es nicht. Der Stuhl war hart und schmal und wenn Siegfried aus seinem Orgasmus-Nickerchen aufwachte, würden ihm alle Knochen wehtun, wenn er nicht schon vorher runtergefallen wäre. Hilde musste ihn irgendwie weich auf der Tischplatte betten.
Hätte er sie doch nur im Bett gefickt, dann könnte sie sich das Dilemma sparen.
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