Vanessas wichtiger Termin (Laura und Vanessa II)
Vorbemerkung
Die nachfolgende Geschichte setzt "Hinter der Badezimmertür (Laura und Vanessa I)" vom 08.05.2011 fort.
Ältere, unter dem Nickname "Caliente" von mir veröffentlichte Geschichten mit den Hauptfiguren Laura und Vanessa, gehören nicht mehr zum Kanon dieser Serie!
Vanessas wichtiger Termin
Es klopft an der Tür. Meine fünfminütige Galgenfrist ist also abgelaufen. Waren es wirklich nur fünf Minuten? Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber gemessen an der Vielzahl von Gedanken, die mir durch den Kopf gewirbelt sind, während ich allein war, haben sie sich eher wie eine halbe Stunde oder so angefühlt.
Ich seufze nur einmal leise, reagiere sonst aber nicht auf das Klopfen. Vielleicht eine Sekunde später wird die Tür geöffnet. Sie ist wahrscheinlich bewusst so herum in die Wand eingelassen, dass sie beim Öffnen den Blick vom Flur aus in den Raum verdeckt. Frau Kramer, eine kleine, aparte Mittvierziegerin, kommt wieder herein und schließt die Tür zügig hinter sich.
Ich beobachte sie dabei aus dem Augenwinkel, während ich mit meinen Blicken scheinbar die Oberfläche ihres Schreibtischs fixiere, den Kopf leicht gesenkt, so dass meine offenen, etwas mehr als schulterlangen blonden Haare mein Gesicht seitlich verdecken.
"So, Frau Herrmann", hebt sie zunächst noch unbeschwert mit ihrer gewinnend freundlichen Stimme an, ehe ihr schnell mein wohl kaum zu verbergendes Unwohlgefühl gewahr wird.
Frau Kramer sucht den Blickkontakt mit mir. Sie zieht kurz scherzhaft eine Schippe und lacht mich dann, wohl auf eine ansteckende Wirkung hoffend, aufmunternd an. "Och, jetzt schauen Sie doch nicht so unglücklich! Dafür gibt es wirklich keinen Grund - ich tue Ihnen ganz bestimmt nichts!"
Ich seufze erneut, diesmal stumm in mich hinein, bevor ich meine angespannte Körperhaltung - die Beine aneinander gepresst, das linke Bein leicht eingeknickt, die linke Hand auf meinem rechten Oberschenkel ruhend und mit der rechten Hand meinen linken Unterarm umfassend - etwas lockere und Frau Kramers Lachen zaghaft erwidere.
Denn im Grunde genommen hat sie ja Recht, vernünftig betrachtet brauchte ich wirklich keine Angst vor ihr zu haben. Und dass ich heute jetzt überhaupt hier stehe, verängstigt und voller Entsetzen, egal was mein Verstand mir eigentlich sagen müsste, habe ich mir schließlich auch ganz allein selbst zuzuschreiben.
Eine völlig beiläufig gestellte Frage hätte mir das alles hier ersparen können, aber ich hatte mich nicht getraut, sie zu stellen. Zu überrascht war ich von Vanessas, mir angesichts unserer Beziehung zueinander so ungewöhnlich freimütig und vertraulich scheinenden, Äußerung gewesen, und zu sehr hatte diese meine vom in der Luft liegenden Frühling ohnehin schon tüchtig durcheinander gewirbelten und mich in den Wahnsinn treibenden Hormone in spontane Wallung versetzt, als dass ich mit der notwendigen Berechnung darauf hätte reagieren können.
Es sind nun schon rund ein halbes Jahr, das Vanessa mich jeden Donnerstag nach der Schule zu mir nach Hause begleitet, wo wir zunächst gemeinsam zu Mittag essen, und anschließend zusammen unsere Lateinischhausaufgaben erledigen und Übungsaufgaben lösen. Der Erfolg ihres Nachhilfeunterrichts hat sich bei mir rasch eingestellt, in Gestalt einer stabilen Vier auf dem Halbjahreszeugnis. Wenn ich die bis Ende des Schuljahres halten kann, dann habe ich mein Latinum in der Tasche.
Jedoch, persönlich nähergekommen sind wir einander dabei bisher eigentlich nicht. Noch nicht einmal auf einer harmlosen, freundschaftlichen Ebene. Unsere Gespräche jenseits von lateinischer Grammatik und Vokabeln drehten sich immer nur um oberflächliche und belanglose Dinge - wie die Schule, das Wetter, das Fernsehprogramm und solche Sachen eben. Niemals irgendwie privatere oder vertraulichere Themen. Bloß reiner Small Talk. Es schien wie verhext. Bis auf dieses eine Mal, an jenem ersten Donnerstag im April.
"Nein, ich weiß", bringe ich schließlich noch schüchtern hervor.
Aus Frau Kramers sanftem Blick scheint eine fast schon mütterliche Zuneigung zu mir zu sprechen. Vorsichtig schiebt sie mir meine langen Haare über die Schultern nach hinten. "Sie sind wirklich sehr tapfer, Frau Herrmann - wenn ich das in Ihrem Alter noch so sagen darf?", zwinkert sie.
Darf sie meinetwegen. Nur trifft "tapfer" es leider wirklich nicht. "Komplett von Sinnen" wäre der vielleicht passende Ausdruck. Ich fasse es immer noch nicht, was ich hier eigentlich tue. Und noch weniger, wie ich mich überhaupt zu dieser bescheuerten Aktion hinreißen lassen konnte!
Der äußere Auslöser dafür war natürlich Vanessa gewesen. Wie sie an einem ungewöhnlich warmen und sonnigen Apriltag neben mir in unserer Küche stand, ihre brünette Haarmähne im Licht seidig schimmerte, ihr wunderschöner Busen sich unter einem dünnen, langärmligen Cashmere Sweater wölbte, unter dem sie am Morgen jenes Tages vielleicht wieder schwarze Dessous angezogen hatte, nachdem sie geduscht und ihre Haare nackt vor einem Spiegel stehend geföhnt hatte.
Und wie sie mich plötzlich fragte, ob es mir recht wäre, wenn wir uns in der folgenden Woche ausnahmsweise an einem anderen Tag zum Lernen treffen würden, denn am nächsten Donnerstag hätte sie einen anderen, wichtigen Termin. Ganz ohne dass ich danach gefragt hatte, verriet sie mir sogar, was für einen Termin - und das, obwohl wir sonst nie über persönliche Dinge miteinander sprachen!
Was sie zur näheren Begründung ihrer Bitte noch erwähnt hatte, hatte mich mit voller Wucht getroffen, und mein Herz auf der Stelle noch aufgeregter zum Rasen gebracht, als Vanessas bloße Anwesenheit sowieso schon. Meine Konzentration auf das gemeinsame Lernen war fortan dahin, vor allem aber auch mein Vermögen, mir Vanessas scheinbare Gesprächigkeit zu Nutze zu machen, und durch die richtigen, geschickt als harmloses, informatives Interesse gestellten Nachfragen meine erwachte lüsterne Neugier zu stillen.
"Seien sie ganz entspannt", lächelt Frau Kramer.
Entspannung, die Frau hat gut reden. Wie entspannt wäre sie wohl an meiner Stelle? Seit Minuten schon ringe ich innerlich um Ruhe und Gefasstheit, versuche, mich nicht von meinem Entsetzen überwältigen zu lassen.
Zugegeben, wie ich an Frau Kramers Stelle diese furchtbaren Worte gegenüber einer 18-Jährigen, die ich seit kaum einer Viertelstunde kenne und für die es meines Wissens das erste Mal ist, über die Rampe gebracht hätte, weiß ich selbst nicht. Denn schließlich galt es für sie dabei, eine ganze Reihe von Fettnäpfen geschickt zu vermeiden:
Ich bin einerseits kein Kind mehr, also durfte sie mich unmöglich so behandeln, musste zugleich aber auch berücksichtigen, dass ich trotzdem noch sehr jung bin, was es mir erfahrungsgemäß wohl um so schwerer machen würde. Sie musste taktvoll und schonend vorgehen, hatte aber unbedingt jede Gefahr eines Missverständnisses in Folge mangelnder Deutlichkeit zu vermeiden, das die Situation für beide Seiten nur noch unangenehmer gemacht hätte.
Frau Kramer hatte sich für eine augenzwinkernde, beinahe schon schelmische Formulierung entschieden, ganz ohne dadurch verhehlen zu wollen, dass es auch ihr nicht leicht fiel:
"Für Ihre körperliche Untersuchung, Frau Herrmann, müssten Sie dann jetzt einmal die Hüllen fallen lassen." Sie hatte eine winzige Pause eingelegt, ehe sie die Katze endültig aus dem Sack ließ: "Und zwar bitte komplett!"
Ohne eine weitere Unterbrechung, um eine Reaktion meinerseits auf ihre Worte abzuwarten, war sie noch im gleichen Atemzug sanft fortgefahren: "Einmal ganz ausziehen. Das kann ich Ihnen bei dieser Untersuchung leider nicht ersparen, aber selbstverständlich lasse ich Sie dafür nun einen Moment allein. Reichen Ihnen fünf Minuten?"
Was ich bis zu diesem Moment schon hinter mir gehabt hatte, war nicht der Rede wert gewesen: zuerst mit einem Plastikbecherchen auf die Toilette gehen und eine Urinprobe abgeben. Dann im Labor ein Hör- und Sehtest, Blutdruck- und Pulsmessung, Entnahme einer Blutprobe aus einer Armvene, kurz die Schuhe ausziehen zum Messen und Wiegen. Das alles hatte eine Sprechstundenhilfe gemacht.
Anschließend hatte ich, nun schon im eigentlichen Untersuchungszimmer, Frau Kramer kennengelernt. Wir plauderten zuerst ein wenig nett und zwanglos, um einander etwas kennenzulernen und das Eis ein wenig zu brechen. Ich erzählte ihr dabei unter anderem, dass eine Freundin mich auf das Angebot dieser Untersuchung aufmerksam gemacht hatte.
Schließlich leitete Frau Kramer das Gespräch fließend in eine kurze Befragung zu Vorerkrankungen, Krankheiten in der Familie, Alkohol, Zigaretten, Drogen, meinen Ess- und Schlafgewohnheiten, Problemen in der Schule oder mit meinen Eltern über. Alles noch ganz harmlos und unspektakulär.
Aber dann kam auf einmal die Ansage: jetzt bitte nackt ausziehen!
Natürlich hätte ich mich auch ganz einfach weigern, und die Praxis sofort ebenso ungehindert wie folgenlos wieder verlassen können. Der Grund, dass ich das nicht getan habe, liegt wohl schlicht darin, dass mir manchmal der Mut fehlt, im richtigen Moment das Richtige zu sagen, und ich stattdessen lieber stumm noch größeres Ungemach auf mich nehme - Hauptsache, ich muss nur nichts sagen, das mich meinem Gegenüber lächerlich erscheinen lassen könnte. In gewisser Weise hat mich jene Schwäche ja auch überhaupt erst in diese Lage hineingeritten.
"Wäre es okay für dich, wenn wir uns kommende Woche ausnahmsweise an einem anderen Tag zum Lernen treffen - Mittwoch, oder Freitag?", hatte Vanessas gefragt, während wir zusammen bei mir in der Küche gestanden hatten.
"Ja, klar doch", war meine spontane Antwort gewesen. Was hätte ich auch schon dagegen haben sollen?
"Oh, super!", hatte Vanessa fröhlich gestrahlt. Und ganz ohne dass ich nach dem Grund für ihren Wunsch gefragt hätte gleich munter weitergeplappert: "Ich habe nächsten Donnerstag nämlich einen Termin zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung bei meiner Hausärztin, Frau Kramer - und der ist mir wirklich unheimlich wichtig! Ich hab das schon mit vierzehn zum ersten Mal mitgemacht, und seitdem regelmäßig jedes Jahr. Diesen Monat bin ich nun mal wieder an der Reihe. Aber wenn ich nicht den kommenden Donnerstag genommen hätte, dann hätte ich noch bis nächsten Monat warten müssen, was ich nur sehr ungern gewollt hätte. Also hab ich einfach mal zugesagt, weil ich mir schon dachte, das würde kein Problem für dich sein."
Während Vanessa mich dankbar und glücklich anlächelte und sich dabei einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, hatte ich ihre letzten Worte schon kaum noch wirklich mitbekommen, denn in meinem Kopf wirbelten längst Gedanken durcheinander, die mich schlagartig in höchste Erregung vesetzten: Vanessa. Arzt. Untersuchung. Vorsorge. Was wird da wohl mit ihr gemacht? Und vor allem: muss sie sich da ausziehen? Blöde Frage, mit Sicherheit muss sie das. Bloß, wie weit? Nur bis auf die Unterwäsche, oder sogar - ganz? Also, im Klartext - nackt? Die Vorstellung raubte mir regelrecht den Verstand.
Es waren schon eine ungewöhnliche Menge privater Informationen gewesen, die mit einem Mal aus der sonst so schüchternen und zurückhaltenden Vanessa heraussprudelte. Möglicherweise hätte ich ihr dazu also, mit der richtigen Frage, auch noch etwas mehr entlocken können. So à la: "Also, wenn ich mal ganz doof fragen darf - worum geht es denn bei so einer Vorsorgeuntersuchung genau, was passiert da?" Scheinbar war sie, aus welchem Grund nun auch immer, in jenem Moment ja gerade irgendwie dazu aufgelegt gewesen, über das Thema zu plaudern.
Aber ich Schaf war nicht weiter darauf eingegangen. Zu sehr war ich damit beschäftigt gewesen, die sich in meinem Kopf formenden Bilder einer nackten Vanessa auf einer Untersuchungsliege unter Kontrolle zu bekommen. Und nur Minuten später war die Chance, wenn es sie denn gegeben wirklich je hatte, dann auch schon wieder vertan.
Die Bilder jedoch waren geblieben. Und an eben jenem Donnerstag, als Vanessa nicht zum Lernen bei mir war, sondern ich allein zu Hause und sie bei Frau Kramer, während ich jede Minute mit der Vorstellung zubrachte, dass sie gerade jetzt, in diesem Moment, nackt bei ihrer Ärztin sein könnte und darüber beinahe die Wände hoch ging, fasste ich meinen verrückten Entschluss. Ich musste einfach in Erfahrung bringen, ob es nur eine Fantasie, oder doch tatsächlich so war. Und dazu sah ich nur eine Möglichkeit: ich suchte die Rufnummer der Hausarztpraxis von Frau Kramer aus den Gelben Seiten heraus, und vereinbarte mir selbst einen Termin - zur Vorsorgeuntersuchung!
"Stellen Sie sich bitte einmal ganz gerade hin, Beine geschlossen, Knie durchgedrückt, die Arme locker herabhängen lassen", weist Frau Kramer mich freundlich an. Und fügt dann noch mit einem aufmunternden Schmunzeln augenzwinkernd hinzu: "Wenn es Ihnen vielleicht hilft, sich etwas sicherer zu fühlen, dann denken Sie doch einfach daran, dass Ihnen hier nichts passiert, das Ihre Freundin nicht auch schadlos überstanden hätte!"
Ich muss ein hörbares Schlucken unterdrücken, während ich der Anweisung Folge leiste. Plötzlich kommt mir jene Erkenntnis wirklich zu Bewusstsein, die in den vergangenen Minuten noch völlig von meiner Scham und meiner Wut über meine eigene Dummheit, mich überhaupt in diese peinliche Situation begeben zu haben, verdrängt worden war - obwohl ich damit doch eigentlich nur genau das herausfinden wollte!
Frau Kramers arglos gesprochene Worte lassen meine Stimmung schlagartig von schamhafter Beklommenheit in ein Gefühl prickelnder Erregtheit umschlagen. Die Atmosphäre im Untersuchungsraum tut ein Übriges dazu. Es ist ein wunderschöner, warmer Frühlingstag Anfang Mai. Zwischen den halb geöffneten Lamellenjalousien hindurch strömt das Sonnenlicht herein. Hinter ihnen sind die Fenster gekippt, ich höre die Geräusche des emsigen Treibens auf der Einkaufstraße drei Stockwerke unter uns. Fast bin ich versucht, einfach die Augen zu schließen und zu träumen.
Von Vanessa, wie sie frisch geduscht, elegant gekleidet, verführerisch duftend und gut gelaunt hier in der Praxis eintrifft. Genau wissend, was sie erwartet, schließlich ist es für sie ja nicht das erste Mal. Wie Frau Kramer sie begrüßt, nach der Vorbesprechung im Untersuchungsraum alleinlässt und Vanessa sich dann aus ihren Kleidern schält, um sich tatsächlich völlig nackt untersuchen zu lassen.
Es ist nicht nur ein Traum, es hat sich wirklich so abgespielt!
Frau Kramer beginnt die Untersuchung damit, meinen Körper rundherum und von Kopf bis Fuß in Augenschein zu nehmen, während ich mich ganz vom Gefühl meiner Nacktheit durchströmen lasse. Das in den Raum fallende Sonnenlicht streichelt meine Haut, unten von der Straße dringen Schritte, Stimmen, Gelächter, Rufen, Motorengeräusche und andere aktustische Zeugnisse der geschäftigen Betriebsamkeit in der Stadt herein.
Während dort draußen das tägliche Leben an einem sonnigen Frühlingstag seinen munteren Gang geht, stehe ich hier drinnen, hinter den Fenstern einer Arztpraxis im vierten Stock eines innenstädtischen Büro- und Geschäftshauses, splitternackt vor einer mir eigentlich völlig fremden Frau, die dem Alter nach meine Mutter sein könnte, und lasse meinen Körper von ihr inspizieren.
Vanessa kennt genau dieses Gefühl auch, sinniere ich weiter, während ich Frau Kramers Anweisungen stumm Folge leiste: "Strecken Sie bitte die Arme ganz nach oben aus. Neigen Sie sich so weit Sie können in der Hüfte nach links, dann nach rechts. Beugen Sie sich so weit Sie können nach vorn und versuchen Sie, mit ihren Fingerspitzen den Boden zu berühren, die Knie dabei durchgedrückt lassen."
Und sie machte nicht den Eindruck, ihren einmal vereinbarten Termin deshalb nicht verschieben zu wollen, damit sie das hier schnell hinter sich haben würde. Ganz im Gegenteil, Vanessa hatte vielmehr so gewirkt, als würde sie sich auf die Untersuchung freuen!
Frau Kramer tastet meine Beckenknochen ab, während ich meinen Oberkörper wie verlangt zu beiden Seiten neige, und fährt, während ich gebückt stehe, die obersten Fingerglieder auf dem Boden, meine Wirbelsäule entlang. Anschließend schaut sie mir ins Gesicht und lächelt mich voll ehrlicher Warmherzigkeit verständnisvoll an. Ich erwidere das Lächeln.
Was Vanessa wohl regelmäßig durch den Kopf geht, während sie nackt hier steht, und Frau Kramers Blicke und Hände auf ihrem Körper spürt? Ob sie sich im Stillen mit dem Gedanken vergnügt, dass wahrscheinlich jeder in der Schule - die Jungs natürlich sowieso, aber durchaus ebenso die Mädchen, und mit Sicherheit sogar auch mancher Lehrer - jetzt bestimmt gerne Mäuschen würden spielen wollen?
Die Blicke, die ihr Körper auf sich zieht, können Vanessa jedenfalls unmöglich entgangen sein. Und ich glaube ja, sie forciert diese sogar auch - maßvoll, aber doch bewusst, mit ihren dezenten Dekolletés, eng sitzenden Jeans und den ihren Busen betonenden T-Shirts und Blusen.
Ich muss unwillkürlich an Vanessas Busen denken, während ich, wie von Frau Kramer geheißen, mit ausgebreiteten Armen eine gedachte Linie auf dem Fußboden entlang balanciere, immer einen Fuß genau vor den anderen setzend. Ich kenne ihn nur unter ihrer Kleidung verborgen, höchstens mal durch ein dünnes T-Shirt oder ein luftiges Sommerkleid zu erahnen. Aber das reicht mir schon, um zu wissen, dass er wunderschön sein muss.
Wie wunderschön, dass weiß neben Vanessa selbst mindestens auch noch Frau Kramer. Denn schließlich hat sie ihn ja schon unverhüllt gesehen. Und nicht nur ihren Busen, seufze ich stumm und voller Neid in mich hinein. Frau Kramer gibt mir unterdessen ihre nächste Anweisung. Brav gehe ich, wie es von mir verlangt wird, einige Schritte in meinem ganz normalen Gang durch den Raum, einmal bis zur Tür und wieder zurück.
"Bitte setzen Sie sich jetzt auf die Untersuchungsliege", sagt Frau Kramer mit einer Handbewgung in die entsprechende Richtung, als ich wieder bei ihr angekommen bin.
Ich stütze mich seitlich mit den Händen auf dem Möbelstück ab, rutsche mit dem Po darauf und schlage die Beine übereinander, während ich Frau Kramer beim Durchsuchen einiger Schubladen eines im Untersuchungszimmer stehenden Schranks beobachte.
Mein Unterbewusstsein nutzt die kurze Pause, und lässt meinem Mund schnell jene Frage entgleiten, die ich bei drei vorherigen Gelegenheiten - dem Gespräch mit Vanessa, der telefonischen Terminvereinbarung mit Frau Kramers Praxis und schließlich auch dem Vorgespräch - zu stellen versäumt, oder besser gesagt, zu stellen mich nicht getraut hatte: "Was wird denn noch alles gemacht?"
Sofort darauf ärgere ich mich über diese dämliche Formulierung meiner Frage, die mich nicht nur als wohl von unreifer Ungeduld getrieben dastehen lässt, sondern in ihrer unpersönlichen Konstruktion auch den Eindruck hinterlassen muss, als empfände ich diese Untersuchung als ein vermittels höherer Gewalt über mich hereingebrochenes Übel, und sähe mich keineswegs als die selbstbestimmte Patientin, die ihre delikate Situation aus der Vernunft und Selbstverantwortung einer jungen Erwachsenen heraus eingegangen ist - so wie Vanessa es schon getan hat, als sie noch deutlich jünger war als ich heute!
Eine bessere Korrektur als der hastig angebrachte Nachsatz: "Nur so interessenhalber gefragt", fällt mir aber nicht ein, und auch diesen Satz bereue ich schon, kaum dass ich ihn ausgesprochen habe. Er klingt wiederum so, als geschähe hier etwas mit mir, das mich eigentlich nichts anginge, und dem ich mich auch nicht entziehen könnte. Beides ist aber falsch.
Frau Kramer hält mit dem Suchen in den Schubladen inne, und schaut freundlich lächelnd zu mir herüber. Ihr scheint weder meine Frage, noch die Art, auf die sich sie gestellt habe, blöd vorzukommen.
"Sie sind eine bemerkenswerte junge Frau", lobt sie mich, in ihrer Stimme liegt ehrliche Begeisterung. Ich schlucke, etwas peinlich berührt, sage aber nichts zu diesem Kompliment.
"Die meisten meiner jungen Patientinnen, die diese Untersuchung überhaupt wahrnehmen - und von den jungen Herren wollen wir mal gar nicht reden", ihre Worte klingen mit keinem Stück vorwurfsvoll, sondern eher besorgt, "kommen mit ihren Eltern her, und wollen das selbst eigentlich gar nicht."
Frau Kramer hält kurz inne, und macht ein nachdenkliches Gesicht. Worüber sie aber auch gerade grübeln mag, es dürfte sie mit Sicherheit so sehr beschäftigen wie mich jener Gedanke, der mir bei ihren Worten spontan durch den Kopf schießt.
Vielleicht lässt Vanessa das hier ja gar nicht so freiwillig über sich ergehen, wie sie mir gegenüber getan hat? Was, wenn es in Wahrheit ihre Eltern sind, die das so wollen? Nun gut, sie ist inzwischen achtzehn, und kann vor dem Gesetz tun und lassen, was sie will. Aber sie geht noch zur Schule, wohnt zu Hause, und ist von ihren Eltern finanziell abhängig. Was, wenn diese sie quasi erpressen?
Das werde ich hier und heute nicht herausfinden können. Aber immerhin doch etwas anderes, dass mir in diesem Zusammenhang auf den Nägeln brennt. Und wie ich Frau Kramer in ein Gespräch verwickeln konnte, und wie sie auf meine Fragen reagiert, gibt mir den Mut, meine Frage zu stellen.
"Sind die Eltern dann bei der Untersuchung - dabei?"
"Nein", schüttelt Frau Kramer entschieden den Kopf, "nein, auf keinen Fall. Es sei denn, die Patientin selbst möchte das ausdrücklich so. Manche fühlt sich doch wohler, wenn sie bei der Untersuchung nicht allein mit mir ist.
Frau Kramer scheint kurz zu überlegen, ehe sie fortfährt: "Ehrlich gesagt war ich etwas überrascht, als Sie mir im Vorgespräch erzählten, eine Freundin hätte Sie auf diese Untersuchung gebracht, und Ihnen auch mich empfohlen."
"Warum?", frage ich ehrlich ratlos.
"Weil Sie allein hier sind. Unter diesen Umständen hätte ich gedacht, Sie würden Ihre Freundin vielleicht gern zur seelischen Unterstützung mitbringen." Frau Kramer legt eine weitere kurze Pause ein. "Oder es hätte natürlich auch die Möglichkeit bestanden, zwei Termine direkt hintereinander zu vereinbaren. Dann hätte Sie bei der Untersuchung Ihrer Freundin dabei sein, und schon mal schauen können, was Sie erwartet."
Bei dem von Frau Kramer arglos gezeichneten Bild einer innigen Mädchenfreundschaft bekomme ich einen Kloß im Hals. Wie gerne wäre ich Vanessa so nah, wie Frau Kramer es glaubt, wahrscheinlich ohne mit Sicherheit zu wissen, von wem ich rede. Sie geht wie selbstverständlich davon aus, dass wir einander nackt kennen, und die jeweils nächste Bezugsperson für die andere sind, auch in intimsten Situationen.
In Wahrheit ist Vanessa aber eigentlich nur meine Schulkameradin, eines von fast fünfzig Mädchen in meiner Jahrgangsstufe, und meine Nachhilfelehrerin.
Doch schon die bloße Illusion, die Rolle, in die ich Frau Kramer gegenüber plötzlich geschlüpft bin, ist für mich so schön, dass ich diese Blase jetzt nicht zum Platzen bringen will. Ich muss also ein wenig flunkern, um die Situation aufzulösen.
"Eigentlich wollte ich zusammen mit ihr herkommen", schwindele ich, "aber das hat terminlich nicht gepasst. Wir machen ja schon nächstes Jahr um diese Zeit Abitur, und so."
Frau Kramer nickt lächelnd und verständnisvoll.
"Also, fahre ich hastig fort, "habe ich Vanessa -", ich realisiere zu spät, dass mir ihr Name herausgerutscht ist, so gerne habe ich hier ihre engste Vertraute gegegeben, aber das ist ja eigentlich auch egal, denn Frau Kramer kann sie, wegen der Schweigepflicht, sowieso nicht auf mich ansprechen, und setze meinen Satz darum nahtlos fort, "auch gar nicht befragt, was hier denn passiert."
Ich schaffe es, ein Kichern hervorzubringen. "Sonst hätte ich mich vielleicht doch nicht getraut."
Meine Worte scheinen Frau Kramer ehrlich zu bewegen. "Um so mehr bin ich von Ihnen beeindruckt, dass Sie gekommen sind. Und, das meinte ich, als ich Sie gerade 'bemerkenswert' genannt habe, dass Sie jetzt auch von Ihrem Recht Gebrauch machen, mich zu fragen, was ich noch mit Ihnen vorhabe. So selbstbestimmt und kritisch sind nicht viele junge Frauen in Ihrem Alter. Die meisten kommen gar nicht erst, und von denen, die kommen, wollen die meisten nur schnell alles hinter sich bringen, und gar nicht verstehen, wie diese Untersuchung abläuft, und warum."
Aber bevor sie mir das endlich erklärt, will Frau Kramer scheinbar noch etwas anderes loswerden. "Bitte grüßen Sie Vanessa ganz herzlich von mir, und sagen Sie ihr, Sie hätten sich eine dicke Umarmung und eine Einladung auf einen Kaffee verdient!"
Es kann eigentlich kein Zweifel mehr bestehen, dass Frau Kramer genau weiß, welche Vanessa ich meine - sofern sie überhaupt mehrere Patientinnen dieses Namens in meinem Alter hat. Und aus ihren Augen und ihrer Stimme spricht eine fast mütterliche Zuneigung zu uns beiden - sowie die Freude einer Mutter, wie nahe ihre erwachsenen Töchter einander stehen, und wie reif und vernünftig sie sind. Ich muss mir alle Mühe geben, nicht unter dem kalten Schauer zu zittern, den diese warme und liebevolle Charade mir den Rücken hinunterlaufen lässt.
"Aber um Ihnen nun endlich ihre Frage zu beantworten", setzt Frau Kramer schließlich an, und holt gleich noch etwas aus, "zuerst hat Frau Diesing, meine Sprechstundenhilfe, im Labor einige Tests mit Ihnen durchgeführt, und ich habe Ihnen anschließend eine Reihe Fragen zu ihrem gesundheitlichen Hintergrund, Situation und Geschichte gestellt. Dann musste ich Sie auch schon bitten, sich ganz frei zu machen, damit ich einmal ihren gesamten Körper äußerlich in Augenschein nehmen konnte, um einen Eindruck von Ihrer allgemeinen Verfassung und möglichen ersten Krankheitssymptomen zu gewinnen. Diese Teile kann man als Voruntersuchung zusammenfassen."
"Dann ist also", denke ich laut mit, "was jetzt kommt die - "
"Hauptuntersuchung", ergänzt Frau Kramer, "richtig, wobei wir damit auch schon begonnen haben. Sie besteht aus einer gründlichen Untersuchung all Ihrer Körperorgane und -funktionen, einmal von Kopf bis Fuß. Angefangen haben wir gerade mit ihrem Skelett, ihrer Haltung und ihrem Bewegungsapparat."
"Und was gehört noch alles dazu?", frage ich, mittlerweile in erster Linie auf eine Weise fasziniert von dieser strengen, logischen Systematik, die scheinbar zu einer Vorsorgeuntersuchung gehört, und für einen Augenblick vergessend, dass was ich höre mir selbst unmittelbar bevorsteht.
"Die Sinnesorgane", erklärt Frau Kramer weiter, "wie Augen und Ohren, die Stirn- und Nasennebenhöhlen, der Hals und Rachen, die Lymphknoten, die Verdauungsorgane, die Genitalien, das Nervensystem, die Haut, das Rektum, bei Ihnen als Frau auch das Brustgewebe und die Brustdrüsen - "
"Und was hoffen Sie dabei zu finden?", unterbreche ich sie.
Ich hatte mir nie Gedanken über so was gemacht. Auch hatte ich mich nicht ernsthaft gefragt, warum ich mir eigentlich spontan ausmalte, Vanessa würde sich für ihre Vorsorgeuntersuchung nackt ausziehen müssen - was, dachte ich überhaupt, würde dort genau mit ihr gemacht, und warum? Ich weiß es nicht. Es ist einfach eine, jedenfalls wenn es andere betrifft heimlich erregende, Ur-Angst aller Teenager, sich beim Arzt einmal nackt ausziehen zu müssen, weil es wie eine entwürdigende Schikane erscheint, hinter der man einen tieferen Sinn gar nicht erst für möglich hält.
"Nun, nichts", lacht Frau Kramer, und korrigiert sich dann, "also ich meine damit, dass Sie gesund sind. Was ich aber feststellen kann sind eine ganze Reihe gesundheitlicher Probleme, die zum Teil sehr belastend oder sogar gefährlich für Sie werden können, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Von zum Beispiel Hautproblemen, über Bluthochdruck, bis hin zu Frühstadien von Krebs."
Kaum hat sie ihren Satz beendet, klopft es an der Tür, die Sekunden darauf geöffnet wird. Auf Grund der Richtung, in die sie öffnet, muss Frau Kramers Arzthelferin Frau Diesing einmal um sie herum gehen, anstatt dass sie nur kurz den Kopf hereinstecken könnte.
Sie ist nicht sehr viel älter als ich, vielleicht Anfang zwanzig, zierlich und hübsch. Sie sieht mich nackt auf der Untersuchungsliege sitzen. Für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blicke. Sie sagt nichts, schaut dann zu Frauer Kramer. "Könnten Sie bitte einmal kurz kommen? Es ist wichtig!"
"Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, Frau Herrmann", sagt Frau Kramer, ehe sie Frau Diesing folgt und die Tür von außen wieder schließt. Ich bleibe allein im Raum zurück.
Mein Blick fällt auf den Stuhl vor Frau Kramers Schreibtisch, auf dem meine Kleider liegen, und den Schreibtisch selbst, auf dem ich meinen Schmuck und meinen Haargummi abgelegt habe. Jetzt wäre die Gelegenheit, mich einfach schnell wieder anzuziehen und Frau Kramer zu sagen, ich hätte es mir doch anders überlegt!
Sie könnte nichts dagegen unternehmen, würde mich wahrscheinlich noch nicht einmal für verrückt halten, sondern hätte sogar Verständnis für meine Angst und würde hoffen, ich käme demnächst doch noch einmal wieder. Aber das müsste ich ja nicht, es könnte mir völlig egal sein, was Frau Kramer von mir denkt, ich sähe sie ja niemals wieder, wenn ich es nicht wollte.
Ich tue es aber nicht. Ich stehe nicht auf, um mich bereits wieder anzuziehen. Ich bleibe auf der Untersuchungsliege sitzen und warte darauf, dass Frau Kramer zurückkommt, um mich zu untersuchen.
Ich gehe im Geiste noch mal ihre Erläuterungen durch. Die Untersuchung wird bestimmt noch mindestens eine halbe Stunde dauern, und ich werde die ganze Zeit über völlig nackt sein. Frau Kramer wird auch meinen Busen anschauen und berühren, meine Scheide, und meinen Po.
Niemand dort draußen, denke ich mir, während ich den Geräuschen aus der Fußgängerzone lausche, und ein warmer Frühlingswind die senkrecht aufgereihten Lamellenjalousien vor dem Fenster schaukeln und aneinanderstoßen lässt, weiß, was gerade hinter den Fenstern dieses Raumes geschieht.
Auf dem Weg hierher bin ich mitten unter ihnen flaniert, frühlingshaft gekleidet in ein kurzärmliges, ausgeschnittenes Top, Shorts und Ballerinas. Und mancher hat mir sicherlich interessiert und bewundernd hinterhergeschaut, und sich gefragt, wie ich wohl nackt aussehe? Er konnte nicht ahnen, dass ich auf dem Weg zum einem Arzttermin war, bei dem ich mich tatsächlich nackt ausziehen musste!
Vergnügt schmunzele ich ob dieses Gedankens in mich hinein. Und er führt mich noch weiter, er führt mich zu Vanessa!
Auch sie weiß vermutlich nicht, dass es jemanden in ihrem Umfeld gibt, der sie nicht nur kennt und heimlich bewundert, sondern nunmehr auch weiß, was sie regelmäßig einmal im Jahr tut! Aber ich weiß es nun, und ich werde dieses Erfahrung auch bis zuletzt mit ihr teilen!
Frau Kramer, die Vanessa nackt kennt und so untersucht hat, kennt nun auch mich nackt, und wird mich so untersuchen.
Ich müsste das nicht über mich ergehen lassen, und es ist auch längst nicht mehr die Angst davor, mich mit einer scheinbar zickigen Panikreaktion lächerlich zu machen, die mich davon abhält, mein Unternehmen abzubrechen.
Das könnte ich nicht nur tun, es wäre vor mir selbst eigentlich sogar nur die Rückkehr zur Rationalität in meinem Denken. Denn überhaupt hier herzukommen, war angesichts meiner Motive eigentlich pure Verrücktheit.
Ich wollte wissen, ob Vanessa sich bei ihrer Vorsorgeuntersuchung nackt ausziehen musste. Die Vorstellung, dass sie es musste, faszinierte mich deshalb so sehr, weil ich es mir als eine für sie unangenehme, demütigende Situation ausmalte, etwas, dass ich selbst niemals hätte erleben wollen.
Um aber herauszufinden, ob meine Fantasie eben nur eine Fantasie war, oder doch Realität, meldete ich mich selbst bei Vanessas Hausärztin zu dieser Untersuchung an - und befand mich so gesehen in der Falle. Musste sie sich nackt ausziehen, würde ich das auch tun müssen. Musste sie es aber nicht, wäre ich dennoch enttäuscht gewesen.
Ich bin nicht enttäuscht worden. Ich musste mich gleich nach ein paar Tests und einem Vorgespräch ganz nackt ausziehen, und weiß daher nun, dass Vanessa das genauso tun musste. Ich weiß bereits jetzt, dass Frau Kramer Vanessa nicht nur nackt kennt, sondern auch, dass sie schon ihre intimsten Körperteile untersucht hat.
Das steht mir noch bevor, doch es macht mir keine Angst mehr. Ich fühle mich sicher, und stark,. Ich weiß, dass ich das durchstehen kann. Genau wie Vanessa.
Seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe, bewundere ich nicht nur ihre Schönheit, sondern vor allem ihre Haltung, ihren Habitus, ihre Ausstrahlung. Wie sie sich, scheinbar wissend um die Wirkung ihres Erscheinungsbildes, souverän und erhaben unter ihren Mitmenschen bewegt. Und, wie ich seit eben weiß, wie sie daraus wohl auch die Kraft schöpfen muss, selbst eine höchst intime Situation wie diese Untersuchung mit ungebrochenem Stolz über sich ergehen zu lassen.
Das kann ich aber auch, wie ich inzwischen gelernt habe! Endlos lange Minuten habe ich schon nackt in einem Raum mit Frau Kramer verbracht, und bin selten so respektvoll, zuvorkommend und warmherzig behandelt worden. Auch Frau Diesing hat mich, wenn auch nur kurz, und nur auf der Untersuchungsliege sitzend, nackt gesehen. Sie ist fast noch in meinem Alter, und alles andere als unattraktiv. Ich konnte nicht nur vor Frau Kramers, sondern auch vor ihren Blicken bestehen.
Ich muss vor dieser höchst intimen Herausforderung, die Vanessa - die ich so sehr liebe und bewundere, wie manchmal beneide und heimlich mit ihr rivalisiere - erfolgreich meistern kann, nicht zurückschrecken! Ich kann das genauso durchstehen, und werde das jetzt auch tun!
Die Tür wird wieder geöffnet, Frau Kramer kommt zurück, und schließt die Tür ebenso schnell wieder hinter sich.
"So, Frau Herrmann", sagt sie schwungvoll, "sind Sie bereit?"
"Ich bin bereit!", antworte ich in optimistischem, fast herausforderndem Tonfall, und hebe dabei die Augenbrauen...
- Ende Teil II -
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