Abifahrt (2)
Langsam stand ich auf und ging zum Fenster. Mein Zimmer, und das ein paar anderer Lehrer und Schüler war in einem großen Bungalow, die Anderen, die mitgefahren waren, wohnten ebenfalls in einem Bungalow, der direkt hinter dem, in dem mein Zimmer lag, stand. Ich wusste wo Jens Zimmer lag, ich konnte von meinem Fenster aus genau zu seinem sehen. Das Licht war nicht an- ganz bestimmt schlief er und träumte irgendetwas.
Aber genau konnte ich das nicht sagen, denn der Abstand war immer noch zu groß.
‚Ob er wohl nackt schlief?’, ging es mir durch den Kopf und so wie ich mich für diesen Gedanken schämte, erregte er mich auch. Dieser Gedanke bewegte mich dazu das zu tun, wovon ich schon die ganze Woche heimlich träumte:
Ich würde zu Jens gehen.
Jetzt.
So wie ich war.
Ich hatte ein durchsichtiges schwarzes Nachthemd an, dass gerade Mal die Hälfte meines Oberschenkels bedeckte. Am Saum und am Ausschnitt war es mit Spitzen besetzt.
Bevor ich die die Tür meines Zimmers öffnete, atmete ich noch einmal tief ein, dann wagte ich es und trat vor die Tür und lies sie leise ins Schloss fallen. Die ersten Schritte zu der Treppe, die mich hinaus in den Hinterhof führten würde, über den man musste wenn man zum zweiten Bungalow wollte, ging ich noch ganz normal, dann bekam ich etwas Panik.
Was, wenn mich ein Schüler, oder einer meiner Kollegen so sehen würde?!
Ich begann zu laufen und hastete die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinunter. Meine Hektik brachte mich allerdings in eine noch viel misslichere Lage:
Ich war schon am Ende der Treppe angekommen, und rannte durch die Tür, die mich auf den Innenhof brachte, als es passierte:
Ein Stück meines Nachthemds blieb in der Tür hängen, die sich sehr schnell geschlossen hatte. Ich hatte es erst nicht bemerkt und als ich weiter laufen wollte zerriss der dünne Stoff mit einem leisen ‚ratsch’.
Ich stieß einen erstickten Schrei aus. Nun stand ich hier splitternackt in einem geräumigen Innenhof, auf den jeden Moment jemand hätte treten können, oder auf dem mich jemand durchs Fenster hätte beobachten konnte. Als ob es etwas helfen würde legte ich einen Arm um meine Brust und lief etwas weiter, als ich wieder abrupt stehen blieb- ich sah einen meiner Schüler, der nur mit einem Handtuch bekleidet auf die Tür, die zu seinem Zimmer führte, zuging. Wahrscheinlich war er einer der wenigen gewesen, der noch länger gefeiert hatte und nun gerade vom Duschen kam- Duschen gab es nämlich nur im Hinteren Bungalow. Allerdings interessierte mich das relativ wenig, viel wichtiger war für mich die Frage was ich nun tun sollte, denn so, das war mir klar, durfte ich auf keinen Fall gesehen werden.
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