Marlenes Entführung - Kapitel 5


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Die beiden uniformierten Personen führten Marlene einen langen, schwach beleuchteten Korridor entlang, dessen Betonwände und -böden keinerlei dekorativen Elemente aufwiesen. Leuchtstoffröhren flackerten über dem Kopf und warfen ein unheimliches Licht auf den trostlosen Gang.

Das Sicherheitspersonal bewegte sich mit geübter Effizienz, und ihre Schritte hallten von den Wänden wider. Marlene spürte, wie sie sie musterten und beurteilten. Immer noch war sie von der Hüfte abwärts nackt, BH und Bluse waren verschoben und entblössten ihre eine Brust. Ihre Schuhe lagen irgendwo verloren. Aber die Wachleute schienen nicht an ihrer Nacktheit interessiert zu sein. Marlene konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Schließlich erreichten sie eine schwere Metalltür, die eine der Wachen mit einer Schlüsselkarte aufschloss. Drinnen sah Marlene eine Reihe kleiner, fensterloser Zellen, von denen jede für einzelne Gefangene ausgelegt sein musste.

Ihre Begleiter führten sie zu der am weitesten entfernten Zelle und hielten an, um sie mit einer Geste zum Eintreten aufzufordern. Marlene zögerte, ihr Blick wanderte zu der verstärkten Stahltür und den dicken Gittern, die sie bald einsperren würden.

Mit einem Gefühl der Resignation trat Marlene in die Zelle, ihre Bewegungen waren langsam und zögerlich. Die Wachen folgten ihr dicht auf den Fersen und verriegelten die Tür mit einem lauten Klacken, das sie zusammenzucken liess.

„Dreh dich um und halt die Fesseln ans Gitter“, befahl einer von ihnen. Seine Stimme hallte von den kalten Metallwänden wider.

Marlene gehorchte und streckte ihre gefesselten Hand- und Fußgelenke in Richtung der Gitterstäbe, ihr Herz raste mit einer Mischung aus Angst und Beklemmung. Die Wache griff danach und zog Marlene mit einem Ruck näher ans Gitter. Sie schrie in den Knebel und konnte sich nur knapp auf den Beinen halten. Die Gitterstäbe waren eiskalt an ihrem nackten Po. Marlene keuchte, als das Metall ihre Haut berührte, und ein Schauer lief ihr über den Rücken bei der Erkenntnis, dass sie nun völlig der Gnade ihrer Entführer ausgeliefert war.

Mit raschen, effizienten Bewegungen durchtrennte die Wache die Kabelbinder und befreite Marlene von ihren Fesseln. Sie spürte sie eine Welle der Erleichterung, weil sie dachte, die Tortur sei endlich vorbei. Aber ihre Erleichterung war nur von kurzer Dauer, schon als sie die Arme senkte, durchfuhr sie die schreckliche Erkenntnis -- dass die Wachen sie von den Fesseln befreiten, bedeutete nur, dass sie hier auch ohne Fesseln nicht herauskommen würde.

Sie bekam kaum mit, dass auch die Kabelbinder an ihren Knöcheln weggeschnitten wurden.

“Umdrehen.”

Wie in Trance gehorchte Marlene. Tränen liefen ihr über die Wangen.

Der Wärter, der vorhin gesprochen hatte, trat vor und griff mit seiner behandschuhten Hand durch die Gitterstäbe, um den Knebel aus Marlenes Mund zu entfernen. Als der Stoff abfiel, stieß sie einen zittrigen Atemzug aus und ihre ausgedörrten Lippen öffneten sich zu einem stummen Schrei der Verzweiflung.

Die Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu, und sie öffnete den Mund, um ihre Entführer anzuflehen, in der Hoffnung, dass sie Gnade walten lassen würden.

„Bitte, wo bin ich?“, verlangte sie zu wissen, und ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung. „Was habt ihr mit mir vor? Seht ihr nicht, dass ich Angst habe? Helft mir, bitte!“

Aber die Wachen blieben teilnahmslos, ihre Gesichter ausdruckslose Masken, während sie ihre Bitten ignorierten. Marlenes Herz sank, als sie erkannte, dass diese beiden nicht ihre Feinde waren, sondern lediglich die Vollstrecker eines verdrehten Systems, das sie kaum verstand.

Tränen flossen weiter aus ihren Augen, als ihr der Ernst ihrer Lage bewusst wurde. Sie war Kräften ausgeliefert, die sie nicht kontrollieren konnte, und hatte keine andere Wahl, als die Schrecken zu ertragen, die sie an diesem Ort erwarteten.

Die andere Wache brachte einen Plastikbecher, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Betonboden, genau zwischen die Gitter. „Das ist alles, was du im Moment bekommst“, sagte sie knapp, bevor sich beide zum Gehen wandten.

Marlene sah ihnen nach, sobald die Tür hinter ihnen zufiel, griff sie nach dem Becher und trank gierig. Ihre Kehle war ausgedörrt und sie sehnte sich nach mehr als nur ein paar Schluck Wasser. Der Hunger in ihrem Magen nagte hartnäckig und erinnerte sie daran, dass sie seit der Mittagspause nichts gegessen hatte. Inzwischen musste es Nacht sein.

Als das Geräusch der sich zurückziehenden Schritte verstummte, blieb Marlene mit ihren Gedanken allein, und die kalte Realität ihrer Situation wurde ihr bewusst. Sie war eine Gefangene, eine Ware, die man kaufen und verkaufen konnte, ohne Hoffnung auf Flucht oder Rettung.
 

Woanders

“So.” Die Sicherheitsleute hatten Marlene weggebracht und Miss C wandte sich den beiden Entführern zu. Sie betrachtete sie mit einem ruhigen, fast amüsierten Gesichtsausdruck, ihre Stimme war sanft wie Seide, als sie sprach. „So, so, so. Sieht aus, als hättet ihr euch in eine ziemliche Zwickmühle gebracht, nicht wahr?“

Die beiden warfen sich nervöse Blicke zu. “Sie sah genau so aus wie auf dem Bild!”, protestierte der eine, “woher sollten wir wissen..”
“Indem ihr sie auf die Tätowierung prüft,” schnitt sie ihm kalt das Wort ab.
Der Entführer wurde rot. “Die Stelle war..”

Diesmal schnitt ihm sein Kumpel das Wort ab. “Egal auch jetzt. Der Fehler ist passiert. Kaufen Sie das Mädchen jetzt, oder nicht? Sonst nehmen wir sie wieder mit.”

Miss C liess sich von der Drohung nicht beeindrucken. Sie nahm ruhig wieder das Wort an sich. “Wir beide haben ja bereits Geschäfte gemacht,” sie nickte dem ruhigeren der beiden zu. “Für Sie,” das ging an den anderen, “erkläre ich gern nochmal meine Konditionen.”

Der Angesprochene trat unruhig von einem Fuss auf den anderen. Ihm war anzumerken, dass er sich in dieser Situation wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlte. Sein Blick wurde von Minute zu Minute finsterer und sein muskulöser Körper schien sich anzuspannen, als wäre er bereit, bei der geringsten Provokation in Aktion zu treten.

“Da das Ganze keine Auftragsarbeit war, würde ich die Katze im Sack kaufen,” erklärte Miss C in einem gemessenen und geschäftsmäßigen Ton. Den Einwand der beiden Entführer erstickte sie direkt im Keim: “Keine Auftragsarbeit von MIR,” betonte sie. “Darüber, was passiert wäre, wenn ihr die Richtige geschnappt hättet, brauchen wir nicht sprechen. Ich würde also die Katze im Sack kaufen,” fuhr sie fort. “Ich weiss nicht, wer dieses Mädchen ist, wie schnell sie vermisst wird, wer nach ihr suchen würde. Ich weiss nicht, ob sie krank ist, was sie schon alles durchgemacht hat, wie schnell sie bricht und wofür sie taugt. Und ihr,” sie hob amüsiert eine Augenbraue, “wisst das alles offensichtlich auch nicht, sonst hättet ihr sie mir gar nicht gebracht.”

Der eine Entführer knurrte. „Das ist doch völlig egal! Der Punkt ist, sie ist heiß, und sie ist hier. Wir verlangen einen fairen Preis!“

Der andere Entführer hörte dem Ganzen ungeduldig zu. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und trommelte mit den Fingern in einem langsamen Rhythmus auf seinen Bizeps. Ein Hauch von Langeweile färbte seinen Gesichtsausdruck, seine Augen wurden leicht glasig, als er darauf wartete, dass sie zu Ende sprach.

Miss Cs Lächeln war kalt wie Stahl, während sie wartete, bis der Entführer sein Poltern beendet hatte. Dann fuhr sie fort als wäre sie gar nie unterbrochen worden. “Ich habe also zwei Angebote für Sie beide. Erstens.” Sie hob einen Finger. “Ich mache Ihnen einen fairen Preis, der beinhaltet, dass ich das Mädchen noch untersuchen und begutachten lassen muss, bevor ich sie verkaufen kann. Immerhin habe ich einen Ruf zu wahren. Minderwertige Ware zu verkaufen kann ich mir nicht leisten. Oder zweitens.” Sie hob einen zweiten Finger. “Sie geben selbst ein Gutachten in Auftrag, um zu prüfen ob sie gesund und fähig ist. Dazu kommt natürlich Kost und Logis für die Zeit. Wenn das Gutachten zum Schluss kommt, dass sie sehr wertvoll ist, mache ich Ihnen selbstverständlich einen sehr viel besseren Preis. Aber im anderen Fall, wenn sich herausstellt, dass sie Ramsch ist, bleiben Sie auf den Auslagen sitzen.”

Der besonnenere der beiden Entführer erkannte direkt das gierige Glitzern in den Augen seines Kumpels und schüttelte den Kopf. “Nein. Der faire Preis, zu dem wir die Kleine direkt hier lassen und keine weiteren Scherereien mehr mit ihr haben, von was für einer Summe reden wir da?”

In Miss Cs Körperhaltung war der Hauch eines anerkennenden Nickens erkennbar. “Das wären dann dreitausend. Bar, sauber, ohne weitere Bedingungen.”

Das Gesicht des anderen wurde knallrot. “Das ist pure Abzocke!”, fauchte er. “Die Kleine ist scharf, jeder wird sie ficken wollen. Für die andere hätten wir mindestens fünfzig gekriegt!”

Miss C hob eine Augenbraue, die einzige Gefühlsregung auf den Ausbruch. “Nehmen Sie sie gerne wieder mit,” sagte sie kalt. “Ich berechne dann nur die Kosten und Risiken, die mir bisher entstanden sind. Und die Risiken sind nicht unerheblich, wenn man bedenkt, dass Sie nicht in der Lage waren, die richtige Person zu entführen.”

Der andere Entführer stellte sich zwischen Miss C und seinen Kumpel, bevor dieser explodieren konnte. Er wusste, dass man gegenüber Miss C besser nicht handgreiflich wurde. Er streckte ihr die Hand hin. “Wir nehmen den Deal. Legen Sie noch fünfhundert obendrauf für Kundenbindung? Sie waren meine erste zweite Wahl.”

Für einen Moment geriet Miss Cs Gelassenheit ins Wanken, ein Anflug von Überraschung durchzog ihre eleganten Züge. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, ein Hauch von Verärgerung glitt über ihre Gesichtszüge, bevor sie ihre Haltung wiederfand und deutlich amüsiert wirkte. Ein leises, fast musikalisches Lachen entwich ihren Lippen, als sie den Kopf schüttelte. “Kundenbindung. Allerhand.”

Ein paar Augenblicke lang herrschte angespannte Stille. Dann schlug Miss C ein und schüttelte die Hand des Entführers. “Für Sie machen wir viertausend,” sagte sie zu seiner Überraschung. “Einen schönen Tag noch.”

Und damit verschwand sie aus der Tür.

Nur ihre Assistenz blieb zurück. Der erfahrenere Entführer wusste bereits, dass die Geldtransaktion über diese abgewickelt werden würde.

Beide Männer atmeten auf. Das verlorene Kopfgeld tat zwar weh. Aber sie waren mit einem blauen Auge davongekommen – und mehr Geld als sie davor besessen hatten.


Kommentare

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eckedort schrieb am 11.09.2024 um 12:29 Uhr

die ihrer beschriebenen Optik ein Schnäppchenpreis, zumal es das Ende ihres bsiherigen Lebens bedeuten wird 

 

papikleini schrieb am 12.09.2024 um 13:36 Uhr

wieder sehr schön freue mich schon auf die nächste runde 

Viele liebe Grüße! 

RJceiter schrieb am 16.09.2024 um 06:21 Uhr

Super!