Brüste an die Küste
Brüste an die Küste
Schon seit vielen Jahren hatte unsere Familie ein Ferienhaus. Unsere Familie, das sind meine Schwester Julia, Inga – das bin ich – und natürlich unsere Eltern. Unser Haus war klein, aber es hatte den Vorteil, dass man dort nahe am Strand war, die ganze Zeit über nackt sein konnte und auch Nachbarn hatten – ebenfalls eine Familie mit zwei Töchtern im gleichen Alter mit ähnlichen Vorlieben. Natürlich konnten wir auch zuhause nackt sein, Julia und ich machten das sogar so oft es ging. Aber dort allein, zusammen mit den anderen beiden Mädels, war es etwas ganz anderes. Also verabredeten wir uns dort für die Ferien. Zudem hatten wir noch zwei Freundinnen, Louisa und Wiebke, eingeladen. Auch sie badeten beide freiheitlich. Louisa kannten wir schon lange, Wiebke allerdings noch nicht, aber da Louisa so oft und so positiv von ihrer guten Freundin gesprochen hatte, waren wir einverstanden.
Jetzt waren schon eine Woche Ferien. Ich war die ganze Zeit über nackt und freute mich auf einen vollkommen entspannten, völlig problemfreien Urlaub. Ich musste mir zum Glück nicht viel Gedanken über die Schule machen, aber aber so gänzlich zielfrei in den Tag hineinzuträumen, war schon ein lockender Gedanke. Da unser Haus am Rande der Stadt lag, war es dort vollkommen ohne Probleme möglich, die umliegende Gegend nackt mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erkunden. Wir hatten das schon oft gemacht. So waren auch Fotos entstanden. Ich bedenke zu erinnern, dass zu dieser Zeit das Fotografieren noch nicht so ubipräsent war wie heute. Man musste den Film entwickeln lassen, Abzüge bestellen, warten und manchmal war auch ein Aufkleber an der Tüte, der uns daran erinnerte, dass auch Minderjährige in den Fotolabors arbeiteten. Ich lag auf meinem Bett, träumte von der vor uns liegenden Zeit, versuchte mir Wiebke nach den lebhaften Beschreibungen Louisas vorzustellen und masturbierte immer wieder – auch, wenn ich auch noch andere Hobbys hatte.
Die beiden Mädels wollten mit dem Fahrrad zu uns kommen. Und so kamen sie dann eines Morgens mit ihren Rädern auf der Auffahrt. Passend zu unserer Urlaubsidee waren sie nackt zu uns geradelt. Das war kein Problem, da wir – ich erwähnte es schon – am Stadtrand wohnten und man von Louisa aus mit dem Fahrrad die Feldwege entlang radeln konnte. Man konnte weitflächig die Natur betrachten, die norddeutsche Knicklandschaft und da passten zwei hübsche nackte Frauen einfach wunderbar in das Bild. Sie stellten die Räder bei uns auf den Hof, stellten ihre Taschen ab und wir begrüßten uns mit einer liebevollen Umarmung. Wie sie uns glaubhaft versicherten, hatte sie auch schon seit einer Woche wie ich auf konsequenten Nacktbetrieb umgestellt, hatten mit dem Fahrrad die Landschaft in Schleswig-Holstein erkundet, hatten Nächte durchdiskutiert, gesungen, gelesen, Partituren studiert, getrunken. Louisa lebte auf einem alten Bauernhof mit unendlich viel Platz; es gab Äcker mit Gemüse, man konnte wunderbar nackt Trecker fahren – Louisa war darin sehr virtuos – und es gab sogar Alpakas, mit denen man mehr als erfolgreich als Angebot für Touristen Nacktwanderungen mit – jetzt kommt es norddeutsch – angeplünnten Menschen machen konnte. Kein Wunder, das die beiden Süßen so gerne nackt waren. Julia und ich hörten den entsprechenden Erzählungen Louisas, wie sich leicht denken lässt, sehr aufmerksam zu und ließen unsere Fantasie gleichzeitig tanzen und baumeln.
Wiebke stellte sich tatsächlich als nett, unkompliziert und – wir wollen es keinesfalls vergessen – auch als sehr hübsch heraus. Schnell schlossen wir sie in unser Herz. Und zudem wunderte mich eines, und es dauerte lange, bis sie mich davon überzeugte: Louisa hatte erzählt, dass Wiebke im Kirchenchor Sopran singe. Als ich das erste Mal ihre Stimme hörte, war ich von einem wirklich guten Alt überzeugt. Keine Erda, sondern eine Brünnhilde? Ihre Oberweite plädierte klar für Letzteres. Sowohl Julia als auch ich hatten sofort Lust darauf, mit ihr zu singen – nackt zu singen. Vielleicht als Rheintöchter an der Ostsee. Es musste ja nicht immer Bach sein. Und der Rhein ist nun einmal kein Bach.
Wir setzten uns auf die Terrasse, tranken einen Kaffee, frühstückten richtig mit Brötchen, Marmelade und Wachteleiern, die wir von unserem Nachbarn geschenkt bekommen hatten. Dann begannen wir zu quatschen, redeten dummes Zeug, alberten herum, diskutieren hoch intellektuelle Themen und schlugen uns die Bäuche voll. Unsere Mutter brachte uns noch ein paar Kirschtomaten, schenkte Kaffee nach und war genau so bekleidet wie wir. Diese Vorliebe teilte sie übrigens auch mit der von Nike und Nuria, unseren beiden Freundinnen aus den Ferienhäusern. Unsere Väter waren da etwas genanter. Immer sah man sie mit Hose und T-Shirt. So waren die Geschmäcker eben unterschiedlich.
Natürlich wollten wir nackt im Auto fahren. So packten wir dann unsere Sachen ein, verstauten endlos viele Lebensmittel und neben ein paar Flaschen Mineralwasser – sie dienten vor allem als Beruhigungsgetränke für unsere Eltern – auch reichlich Erwachsenengetränke. Julia setzte sich an das Steuer, da sie mehr Fahrpraxis als ich hatte. Es war nicht das erste Mal, dass ich mit Julia nackt Auto fuhr. Trotzdem war die Idee jedes Mal gewaltig aufregend.
„Seid ihr schon einmal nackt Auto gefahren?“, fragte ich die beiden Hübschen auf den Rücksitzen.
„Ich fahre am liebsten nackt!“, betonte Wiebke. „Aber am liebsten auf dem Fahrrad. Mit dem Fahrrad bin ich schon jede Menge nackt gefahren; es gibt in Norddeutschland wunderbare Wege hierfür – mit dem Auto allerdings noch nicht. Auf dem Fahrrad ist man vielleicht noch ein wenig hübscher, aber ich scheue natürlich keine neuen Erfahrungen.“ Als sie das Wort „natürlich“ aussprach, hatte es etwas von einem Ausrufungszeichen am Ende.
Für eine Fahrradtour war der Weg vielleicht doch etwas sehr lang. Aber es war kein Problem, das Haus in eineinhalb Stunden zu erreichen. Von der Fahrt selbst ist kaum etwas zu erzählen. Wir fühlten uns wohl, dachten manchmal darüber nach, wie seltsam die Situation war, genossen sie gerade deshalb und sehnten uns nach Urlaub. In unseren Gesprächen malten wir uns Gedanken aus, wie jene, plötzlich tanken zu müssen oder eine Panne zu haben. Nichts davon aber passierte. Die nächsten Tage sollten uns nur noch Entspannung bringen. Keine ernsthaften Probleme wälzen, nackt sein, in den Baumhäusern der Fantasie klettern.
Jetzt kommt es: Ich mag es, mir hübsche nackte Mädchen anzuschauen. Warum soll ich ein Geheimnis daraus machen? Kann mir jemand erzählen, was es Schöneres gibt als nackte schöne Titten? Ich mag das. Ich mag schöne nackte Frauen. Es gibt nur wenige Ausschlusskriterien. Das sind unrasierte Mösen, Tattoos, Tanlines und… jetzt kommt‘s: Plastikbrüste. Ich hasse Plastikbrüste. Ich mag es nicht, wenn Frauen sich künstlich hübscher machen und dabei doch nur häslicher werden. Julia meint in diesem Zusammenhang immer, ich könne auf hohem Niveau auf andere Frauen herabschauen. Aber das ist es nicht, nicht nach meinem Sinne. Gerade Plastikbrüste sind für mich entsetzlich. Ich kenne schöne schlanke und auch kleine Frauen, zu denen kleine Brüste gut passen. Nungut! Mag mich meine liebe Schwester Julia kritisieren. Wie so oft, hat sie nicht Unrecht, und es ist immer gut, ihr zuzuhören. Mögen meine Titten nach ihrem Geschmack ideal sein. Ich nehme mir diese Herablassung heraus. Plastik – niemals! Es gibt schon genug Plastik im Meer, Plastik auf Louisas Acker, in der Ostsee, den Weltmeeren. Wiebkes Ostsee war frei davon, wie man sagte. Schöne Küsse, wie man auf einer Postkarte schreibt. Schöne Ärsche findet man gar nicht so selten. Aber Wiebkes Oberbau war genau das, das man sich im Rückspiegel gerne anschaut und ich schaute damals bewundernd in den Rückspiegel. Ich hätte mich gerne – nun, man mag das als unhöflich gelten lassen – aber ich hätte mir gerne, nackt wie ich war, so wie ich war, gerne auf ihr einmal… kann der geneigte Leser diesen Satz mit den Wort „herunterholen“ ergänzen? So schwer erscheint es mir nicht zu sein, jedenfalls nicht wie Wiebkes Brüste. Mein Gott, war die Frau lecker.
Und jetzt kommt die ganz große Überraschung. Es gibt ein noch viel schlimmeres „no go“ für nackte Frauen. Ich hasse ungebildete Frauen, nackte ungebildete Frauen. Aber auch da durfte Wiebke alles zeigen. Man konnte, wie sich herausstellte mit ihr über Bach, über Uwe Johnson und über Heinrich Böll diskutieren, bis, wie meine Schwester sagte, die Lunge vor Gespräch platzte. Bach und Böll – bei ihr passte alles zusammen. Schöne Titten. Den Superlativ überlasse ich allen die des Ghettosuperlatives passend sind. Titten sind nur ein kleines Wort für eine so überragend schöne Sache. Meine Hände, so waren mir immer wieder gegenwärtig, waren mir Angst, sie nicht mehr unter Kontrolle halten zu können.
Dann fuhr Julia auf die Auffahrt unseres Feriendomizils. Ich schloss auf und wir gingen hinein. Tatsächlich war es recht klein, aber man konnte sich wohl fühlen. Julia und ich hatten ein gemeinsames Zimmer, die anderen Mädchen durften in dem Zimmer unserer Eltern übernachten. Zudem gab es noch eine Küche, ein Badezimmer, ein Wohnzimmer, welches gar nicht einmal so klein war, und einen kleinen Raum, den wir eigentlich nur als Lagerraum nutzten. Zudem gab es draußen noch eine hübsche Terrasse, auf der man mit zwei Familien ganz gut sitzen und grillen konnte. Nach diesem Rundgang holten wir unsere Sachen aus dem Auto, überzeugten uns, dass die Lebensmittel immer noch gut gekühlt waren und – keinesfalls unwichtig! – auch wie erinnerlich genügend Grillkohle im Hause war. Julia und ich hatten einen kleinen Karton mit Büchern dabei. Er wanderte in unser Zimmer.
„Zeigt ihr uns den Strand?“, fragte Wiebke dann. Natürlich. Nackt wie wir waren wollten wir natürlich auch baden. Und da die Nuria und Nike erst am nächsten Morgen kommen wollten, brauchten wir nicht auf sie zu warten. Wir steckten ein bisschen Kleingeld für ein Eis ein, griffen zu Handtüchern und machten uns, nach gegenseitigem Eincremen, auf den Weg. Sonnenschutzcreme erfüllt ja nicht nur ihren Zweck, sondern auch die Bedürfnisse der Fantasie. Man kann einer Freundin auch von hinten aushelfen und dabei von vorne träumen.
„Brüste an die Küste!“, meinte Louisa, was Wiebke mit einem „Ich küsste schon immer gerne Brüste!“ ergänzte. Wir waren albern, unreflektiert, naïv. Nirgendwo in diesem riesigen Universum gab es ein Problem. Nur eins: Nach einem Steinwurf von Weg spürten wir den heißen, kochenden Sand unter unseren Füßen. Es konnte ein sehr warmer, heißer Sommer ganz nach unserem Geschmack werden. Am Kiosk suchten wir uns ein Eis aus und verprassten unsere gesamte Barschaft. Als Eis im Bauch konnte uns das Kleingeld so auch nicht mehr verloren gehen. Wir schleckten, nahmen unsere Handtücher und setzten uns in den Sand. Für niemanden war es etwas Besonderes, dass wir hier nackt waren. In dem Laden in der Nähe des Strandes konnte man sogar nackt einkaufen, was wir beide, aber auch Nuria und Nike schon oft getan hatten.
Seltsamerweise sah man am Strand viele nackte Frauen, aber nur Männer, die mindestens mit einer Badehose bekleidet waren. Auch Wiebke und Louisa schienen sich damit sichtlich wohl zu fühlen. Wir schauten uns um und kommentierten. So schlecht sahen wir gar nicht aus. Ich fand uns alle vier, alle sechs als sehr hübsch. Alle pflegten wir die Vorliebe, unten herum rasiert zu sein, dafür aber das Haupthaar in aller Pracht wachsen zu lassen. Eine rasierte Scham war damals noch sehr selten zu bewundern und so freue ich mich heute unserer lobenswerten und mutigen Pionierarbeit. Mit dem langen Haupthaar war es allerdings auch etwas unpraktisch. Es gibt Frauen, die ihre Mähne kurz tragen – was ich als wenig feminin empfinde. Es gibt Frauen mit mittellangen Haar. Die sind aber die ganze Zeit damit beschäftigt, ihr Haar aus dem Gesicht zu streichen, was sie manchmal affektiert aussehen lässt. Die einzig feminine und praktische Art war die, die ich bevorzugte. Bei viel Wärme wurde es zwar sehr heiß und offen getragen konnte es auch kitzeln, aber ich löste das Problem mit einem herrlich langen Blondinenzopf, den man leicht zu einer Hochsteckfrisur auftürmen konnte. So saß ich einige gefühlte Dezimeter größer geworden am Strand, fragte mich, wie es meine Schwester mit offenen Haaren aushielt. Ich empfand mich nie als wenig hübsch, aber mit meinen weniger als 160cm in aufgerollter Länge konnte ich eine Aufstockung gut vertragen. Louisa und Wiebke lösten das Problem wie ich. Eine gefühlt meterhohe, gigantische Kartinshow des Lebens. Haare sind, nach hunderten von Millionen Jahren des Lebens die Erfindung der Säugetiere. Und das waren wir. Wir schauten uns gegenseitig an, Wiebke spürte natürlich die Blicke auf ihren recht großen, aber festen Brüsten und schien es zu genießen. Meine Bewunderung hatte sie! Mir kam die Idee, ihre Möpse zu küssen, hielt mich aber zurück. Immerhin kannten wir uns erst seit ein paar Stunden. Und ich staunte, war leckerfritzig, konnte mich nicht sattsehen: eingeheimnistet und umgeben von schönen Titten!
In das Wasser trauten wir uns allerdings nicht, da es seltsam kabbelig war. Viel zu lange kannten wir die Gegend und wussten, dass es nicht gut war, jetzt darin zu schwimmen. Die Ostsee gilt zwar im Gegensatz zur Nordsee als gutmütig, aber auch dann, wenn es keine grote Mandrenke wie 1362 in Rungholt gab, war es nicht ganz ungefährlich. Auch die Ostsee konnte man als heimeligen Badesee verkennen und manchmal ließ sie dann ihr verletztes Unterbewusstsein in Unwetter, in Gewalt ausleben. Wir saßen am Strand, schauten auf die Wellen, die am Horizont seltsame Schaumkronen trugen. Dann machten wir uns wieder zurück auf den Weg nach Hause.
Wir waren alle vier endlos müde. So packten wir uns in unsere Betten und poften eine Runde.
Aus der Runde wurden zwei Stunden und es war schon später Nachmittag, als wir uns mit einer Kanne Kaffee wieder unter den Lebenden zurückmeldeten. So langsam wurden wir hungrig. Nach dem ausgiebigen Frühstück war es ein Leichtes, auf das Mittagessen zu verzichten; nun aber wollten wir uns knurrenden Magens nicht länger eine Mahlzeit verweigern.
„Wollen wir einkaufen?“, fragte Wiebke. „Ich habe noch nie nackt eingekauft. Was für eine Fantasie! Kann man das hier?“
Eine gute Idee. Julia schlug vor, ein frisches Brot und etwas Aufschnitt zu kaufen. Immerhin wollten wir auch Grillen, aber das sparten wir uns für den nächsten Tag auf, wenn unsere beiden Nachbarinnen kommen würden. Und Wiebke sollte ihren Spaß haben. Es ist eine Sache, an einem gewohnten Ort nackt zu sein und die Freiheit zu genießen. Aber nackt an einem ungewöhnlichen Ort war etwas vollkommen anderes.
Wir nahmen uns ein paar Einkaufsbeutel in die Hand und zogen los. Selbstverständlich legten wir den Weg auf unseren Patten zurück. Manchmal kamen uns andere Menschen entgegen, aber niemand fand es ungewöhnlich, hier vier hübschen nackten Frauen zu begegnen.
Auf dem Parkplatz sahen wir dann, dass wir für unseren Geschmack ungewöhnlich hübsch, aber insgesamt tatsächlich nichts Ungewöhnliches waren. Wir konnten auch wieder mit beruhigender Beobachtung sehen, dass hier keine nackten Männer herumliefen. Aber nackte Frauen oder Frauen die zumindest mit nacktem Oberkörper herumliefen, waren überall. Für wen es interessiert mag ich es einfügen: Ich mag Männer, aber keine nackten Männer. Pech damit, keine so hübschen Dinger zu haben. Definitiv nicht. Hübsche Frauen sind immer hübsch. Hübsche Männer sind nackt nur ein paar Minuten hübsch. Wer mag, darf sich dieses Bild ausmalen. Und auch das sieht dann nicht wirklich ästhetisch, sondern eher zweckdienlich aus.
„Frauen sind eben auch hübscher!“, erklärte sich Louisa dieses und meinte: „schöne Brüste machen immer Spaß.“
An der Erklärung gab es von uns nichts auszusetzen.
Wir nahmen uns einen Einkaufswagen und gingen hinein. Kein Ladenbesitzer kam uns entgegen, um uns Hausverbot zu erteilen und so gesehen war es fast schon langweilig. Wir kauften Schwarzbrot und deckten uns mit Aufschnitt und Käse ein. Julia inspizierte noch einmal das Lager mit den alkoholischen Getränken und mit einer Flasche Ouzo zurückkehrend überlegte sie noch einmal und es gesellte sich freiwillig noch eine weitere hinzu.
Dann stellten wir uns an der Kasse an, rückten nach und nach empfindsam vorwärts und zahlten. Alles ging ganz selbstverständlich zu und trotzdem oder gerade deshalb und deswegen zeigte sich Wiebke begeistert.
Zuhause setzten wir uns auf die Terrasse und vertilgten mit Bärenhunger unser verdientes Abendbrot. Wein machte die Runde. Wir entschwebten etwas, genossen die heraufziehende Nacht und Louisa und Wiebke ließen sich Geschichten von uns und unseren Nachbarn erzählen. Dann erzählten sie von Alpakas, von Treckern, von – angezogenen – Menschen in der Begleitung. Wiederum revanchierten wir uns mit eigenen Erlebnisberichten. Es waren, phantasievoll leicht zu empfinden, allesamt Nacktgeschichten. Aus dem prickelnden Bauchgefühl wurde so nach und nach ein sattes, ein beruhigendes. Louisa entschlummerte für einen Augenblick, wurde dann aber von Wiebke durch einen Griff an ihre Hupen geweckt. Jetzt verstand ich endlich, wie es zu diesem Namen kommt. Manchmal ist man auch etwas begriffsstutzig.
Am nächsten Morgen waren wir gerade wach geworden, als Nike und Nuria auf das Nachbargrundstück fuhren. Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen, umarmten uns und tauschten Küsschen und würdigende Blicke unserer Nacktheit aus. Julia stellte die Mädchen vor. Dann halfen wir, alles in das Haus zu tragen. Es war zwar etwas kühler geworden, aber man konnte es nackt immer noch gut aushalten. Ganz im Gegenteil dankten wir der Abkühlung sogar. Nuria wollte einen Prosecco ausgeben und wir sagten nicht nein. Die Flaschen waren gekühlt. So ließ es sich gut leben.
Ich hatte mich schon lange auf ein Wiedersehen mit Nike gefreut. Wir beide hatten gemeinsame Interessen, beschäftigten uns mit Computern, Elektronik – wobei Nike auf diesem Gebiet wesentlich besser war als ich – programmierten, fachsimpelten. Nike hatte ihr Zimmer direkt unter dem Dachboden. Dort konnte man es gerade im Sommer nur nackt und mit Unmengen an Mineralwasser aushalten, während Nuria ein Stockwerk tiefer und kühler Violine spielend und darüber mit Julia in Gespräche aber auch in das Spiel vertieft war. Nuria spielte hervorragend, wobei Julia über weite Strecken mithalten konnte. Nike konnte zwar auch einiges auf dem Klavier zustande bringen – ja, jetzt kommt wieder das Standardbeispiel – die Mondscheinsonate war von ihr zu bewältigen, war aber im Kern mit anderen Fragen beschäftigt. Manchmal saßen Nike und ich dort oben, hörten von unten die Musik und dachten über irgendwelche Programmierprobleme nach. Manchmal dachten wir auch über den Zusammenhang von Softwareentwicklung und Komposition nach. Es zeigt, wie breit aufgestellt Nike ist; und in Wahrheit ist es das, was ich mehr an ihr bewundere als ihre schönen Titten. Nike brachte es auf diese Art fertig, in den Ferien tage- ja wochenlang nackt zu sein, und wenn man sie kannte, konnte man das daraus entstandene Selbstbewusstsein immer wieder spüren. Nackt musizieren, lesen – denn sie beschäftigte sich auch gerne mit guter Literatur – nackt programmieren und wenn es allzu warm wurde, nackt in den Gartenpool. Für einige Zeit hatte sie einmal einen Freund gehabt, der aber mit dieser Lebensweise gar nicht, nicht einmal ansatzweise zurecht kam und sich dann von ihr trennte. Ich dagegen mochte ihren Lebensstil. So waren wir über die Zeit uns sehr nahe gekommen, waren Freundinnen geworden, telefonierten stundenlang nackt und freuten uns auf gegenseitige Besuche.
Die beiden Schwestern räumten ein, was sie mitgebracht hatten. Dann machten wir uns zu einem gemeinsamen Spaziergang auf, redeten, was uns in den Sinn kam, kommentierten die Brüste anderer Frauen, steckten den großen Zeh in die Ostsee, die nun noch kabbeliger war. Es war kein gutes Zeichen. Wir kannten den Ort schon seit Jahren und hatten das Gefühl, dass ein Wetterumschwung bevor stand. Leider keine wirklich schöne Aussicht für Nacktferien.
Wieder zurück bereiteten wir den Grill vor. Wiebke und Louisa hatten wir zum Einkaufen von Meterbrot und Salatzutaten geschickt. Es war nämlich nicht schwer zu erraten, dass gerade Wiebke dieses gerne übernehmen würde.
Nike war beim Grillen sehr geschickt und so überließen wir es ihr gerne, sich mit dem Fleisch zu beschäftigen. Wir hatten Eingepacktes aus der Kühltruhe und frisches Fleisch. Damit begannen wir. Das Bier war durchgekühlt und wir ploppten. Ein wunderbares Gefühl, das kalte Getränk in sich zu spüren und den Grillduft in der Nase zu haben. Wiebke und Louisa hatten die Salate fertig und bald konnte auch Nike die ersten Würstchen präsentieren und Julia den Ouzo als Aperitif reichen. Wir schlugen uns die hübschen Bäuche voll, lobten Nikes Grillkenntnisse und wegen des ständig steigenden Alkoholpegels steigend unsere Brüste und Hintern. Aber irgendwann konnten wir nicht mehr weiter essen. Nike legte die letzten Fleischstücke auf den Grill, die wir dann abkühlen ließen und im Kühlschrank verstauten. Wir räumten ab, ich war entsetzlich müde und den anderen Mädels ging es auch nicht besser. Nike und Nuria verabschiedeten sich und fanden geradewegs des schnellsten Weges folgend geradewegs in unsere Betten.
Als wir wieder erwachten, war es erst später Nachmittag und dennoch wirkte alles sehr dunkel. Draußen sah es nicht gut aus. Den nächsten Tag sollten wir wohl im Hause verbringen; wir räumten noch die wichtigsten Sachen von der Terrasse, dann begann es zu regnen. Wind kam auf, es wurde ungemütlich. Und dennoch glaubten wir daran, dass es mit einer Runde Kaffee getan sei. Wir vier setzten uns in das Wohnzimmer und bemühten den Kaffeesatz für die Wetterprognose. Dann schaltete ich den Fernseher ein, um im Teletext etwas Näheres zu erfahren. Aber das klang nicht gut. Ein Sturmtief war im Anmarsch. Die wirkliche Lage machte uns das dennoch nicht klar. Wir schalteten uns durch die Programme, waren von den vielen Talkshows des neu entstandenen Privatfernsehens genervt und schauten noch einmal vernünftige Nachrichten. Dann wurde der Kasten wieder ausgemacht.
„Kein Badewetter,“ meinte Wiebke.
„Kein Wetter zum Einkaufen,“ meinte Louisa.
„Kein Nackteinkaufwetter,“ präzisierte Wiebke. Sie hatte darin wohl ihre Begeisterung gefunden.
„Wir werden die nächsten Tage schon durchkommen,“ meine Julia „die Kühlschränke sind gefüllt und wenn wir nicht grillen wollen, braten wir eben. Genügend Getränke haben wir auch. Zur Not auch einige Flaschen Mineralwasser.“
Keine erfreulichen Notreserven. Aber: Über mehr machten wir uns keine Gedanken.
Der Regen wurde stärker und der Wind steigerte sich. Das Telefon schellte. Es war Nuria. Die beiden wollten zu uns herüberkommen. Als wir ihnen die Tür aufmachten, war es draußen schon ungemütlich. Die beiden trockneten sich ab, Louisa hatte schon neuen Kaffee aufgesetzt und wir diskutierten die Lage. Zuerst waren wir nur darüber enttäuscht, dass es kein Nacktwetter mehr war. Keine von uns hatte ein prinzipielles Problem damit, sich ein T-Shirt überzuziehen, aber das entsprach nun gar nicht der Idee, mit der wir hierher gekommen waren. Oder wie Wiebke noch einmal klarstellt, sei sie nicht hierher gekommen, um nackt einzukaufen, nur um dann im schönen Zuhause mit einem T-Shirt die schönen Möpse zu bedecken. Jetzt war es endgültig klar, wie sehr sie zu uns passte. Nichts war abgesprochen und dennoch waren es unsere eigenen Worte. Schöne Worte für schöne Möpse. Unser Motto. Unser Schwur: nackt! Mit einem Schwur entstand auch die Schweiz, und sie besteht bis heute.
Im Haus war es immer noch sehr warm. Aber draußen wurde es immer ungemütlicher. Wir aßen von den übrig gebliebenen Salaten und knabberten an den Broten, an der Illusion unserer Erwartungen der Nacktferien, schauten uns an und fragten uns, wie sich die Lage wohl weiter entwickeln würde. Inzwischen wehten schon Äste über die Terrasse. Es war wohl besser, wenn Nuria und Nike bei uns übernachten würden. Die eine Nacht konnte man es schon einmal auf dem Sofa oder auf einer Liege aushalten. Wir schalteten noch einmal den Fernseher ein, diskutierten die gesamte Weltlage von Norden nach Süden, von Westen nach Osten und warteten endlich auf den Wetterbericht. Viel sagte er uns nicht. Man darf sich an die damalige Zeit erinnern. Der Wetterbericht war schon lange nicht mehr das, als was er oft herabgetan wird, es war kein Knochenwerfen, kein Lotteriespiel. Aber dennoch war es, nun schon eine Generation hinter uns liegend immer noch nicht von der Zuverlässigkeit, die wir heute kennen.
Ein Tag im Haus, was machte uns das schon. Mit diesem Gedanken schalteten wir wieder aus.
Wir beschäftigten uns noch mit ein wenig Weißwein, redeten über die großen Probleme der Musikgeschichte, der Literatur, über die theologischen Probleme der Informatik, die Weltlage, ob synthetische Urteile a priori möglich sind, über Pollocks Actionpainting und Gödels Unvollständigkeitstheorem. Nach Andrew Wiles Riesenerfolg diskutierte ich mit Nike darüber, ob man die Goldbach’sche Vermutung irgendwann einmal beweisen könnte und ob es sich bei der Zwölftonmusik um ein harmonisches oder – wie Julia immer wieder betonte – ein erkenntnistheoretisches Problem handelte. Wir waren nackt und lösten die großen, sogar die ganz ganz großen Probleme der Weltgeschichte. Zufriedener kann ein Mensch nicht sein. So weit waren wir von der Wetterprognose entfernt. Wir schwebten wohlsinnend träumend in der Umlaufbahn.
Dann krachten wir wieder auf die Erde. Nirgendswannimmer hatte ein Raumschiff einen dergleichen Absturz erlebt. Irgendwo in der Nähe war ein Blitz eingeschlagen. Man konnte kaum mit dem Zählen beginnen, dann knallte es brachial.
„Wir übernachten hier!“, meinte Nuria entschieden. Zu diesem Zeitpunkt klang es noch witzig. Aber so langsam verflog der wohlsinnend entspannte Humor.
Eineinhalb Stunden später schien sich das Wetter zu bessern. Wir bereiteten das Nachtlager vor. Julia trank mit Louisa und Nuria noch einen Ouzo, um schrecklichen und deshalb so gefährlichen Magenerkrankungen vorzubeugen. Dann wankten wir erfolgreich in Richtung Bett.
Darf ich ein Intermezzo einwerfen? Ich kann mich an eine Szene erinnern, die sich einige Zeit später ereignete. Louisa war immer schon eine recht begabte Sängerin gewesen und hatte hier ein Talent, weit weit von unseren üblichen protestantischen Kirchenchorfähigkeiten. Damals lag sie da, war nackt wie auch jetzt, wir waren alle nackt wie auch jetzt, schauten auf ihren nackten Bauch, auf dem sie ein bis zum Aufsetzer eingegossenes Ouzoglas gestellt hatte. Sie sang ihre Tonleitern, spannte die Bauchdecke an – und dennoch – man mag es kaum glauben – auch heute nicht – aber ich sah es damals mit eigenen Augen, sehe es auch heute noch mit eigenen Augen vor mir – das Glas hob und senkte sich mit Tonlage und Gesangsregister, dennoch verschüttete sich keinen Tropfen. Wir saßen um sie herum, beobachteten, schauten gespannt auf ihren wunderbar straffen Bauch, folgten ihren Übungen, stellten uns das „cum spirito sanctu“ vor und erwarteten ein verschüttetes Glas. Doch nichts passierte. Das Getränk blieb im Glas, ging auf und ab, folgte ihren schönen Bewegungen und nichts passierte – bis sie es endlich anhob und in einem Zug ausleerte. Es gab keinen Tropfen von ihrem Bauch abzulecken, nichts war in den Nabel gelaufen. Das war reiner Geist, reine Seele, protestantisch. Gibt es etwas Schöneres, als eine schöne nackte Frau auf den Bauch mit der h-moll Messe im Bauch zuzuschauen?
Die Welt ist tief und ich schlief. Dann erwachte ich aus tiefem Traum.
Es war früher Morgen. Draußen war es verdächtig dunkel. Man konnte den Wind pfeifen hören. Bleche schabten aufeinander und brachten nicht nur für empfindsame Nerven schmerzhafte Geräusche hervor. Ich machte einen Rundgang im Haus. Auch Nike und Nuria waren aufgestanden. Nuria beschrieb später einmal ihren Zustand als „verkatert aber schlagartig hellwach“. So in dieser Form ging es uns wohl allen. Es wurde so langsam klar, dass es nicht mehr nur um ein wenig Wind ging. Wir drückten uns die Nase an der Fensterscheibe platt. Ich erkannte unsere Fernsehantenne auf der Terrasse. Dann stand auch Louisa neben uns. Sie ging in Richtung Kaffeemaschine, kam nach einiger Zeit mit Bechern zurück. Eine großartige Idee. Sie machte aber das Wetter nicht besser, immerhin aber etwas erträglicher. Es wurde merklich kühler. Und so langsam wurde es auch klar, wie wenig zumindest die nächsten Stunden mit einem sorglosen Spaziergang oder vielleicht sogar entspanntem Bade in der Ostsee zu tun haben wird.
Dann begann es zu hageln. Der Übergang vom Regen zu kleinen Eiskörnern und zum Hagel vollzog sich in nur einem einzigen Augenblick eines Wimpernschlages. Die Eiskörner knallten plötzlich gewaltverherrlichend gegen die Scheiben, so dass wir uns erschrocken zurückzogen. Blicke wechselten sich. Wir waren – auch wenn wir es nicht aussprachen – verängstigt, sahen wir doch schon Sprünge in der Scheibe, Scherben und Wasser im Zimmer. Die Frage, was alles noch passieren könnte, kam auf. Das Haus war sicherlich solide gebaut und wir waren nicht zelten. Dennoch gab es immer wieder das ängstigende Geräusch kreischender Bleche, herumfliegender Gegenstände oder dem Prasseln des Hagels, das unsere unbeschwerte Stimmung mit einem Schlage vernichtete. Die schabenden Bleche waren das wohl objektiv harmloseste, aber es ängstigte gewaltig.
Um diese Zeit hätte es schon heller sein müssen. Wir tranken Kaffee und versuchten, etwas zu essen. Aber es kam keine Frühstücksstimmung auf. Wir waren müde, dennoch konnte niemand schlafen. Wir saßen herum, zogen uns Decken über und warteten ab, was passieren würde.
Bei einem Toilettengang stellte Louisa fest, dass es an der Haustür etwas hereingeregnet hatte. Ein kleiner See war entstanden. Wir wischten auf und ich kontrollierte noch einmal, ob noch irgendwo ein Fenster aufstand oder undicht war. Alles sah gut aus. Mit dem bisschen Wasser vor der Tür konnten wir noch zurecht kommen – wenn da nicht der Gedanke gewesen wäre, dass dort noch nie Wasser gestanden hatte. Wir versuchten, uns mit dem Gedanken zu beruhigen, der Wind würde nur etwas ungünstig stehen.
Ab und zu schlief dann doch eine von uns ein. Nike saß neben mir, ihr fielen die Augen zu, dann neigte sie sich zu mir, kam mit ihren Brüsten auf meinem linken Bein zum Liegen. In dieser Lage schlafen zu können, sprach für sich. Ab und zu stand eine von uns auf, um einen Rundgang zu machen. Wir waren besorgter, als wir es zugeben wollten. Aber alle Fenster waren dicht. Draußen sah es unheimlich aus, aber dieses Haus schien uns noch genügend Schutz bieten zu können. Und so nahm auch der Regen wieder ab. Der Hagel war schon vor einer Stunde vergangen. Aber die Angst war da, der Sturmriese könnte mit aller Destruktivität zurückkommen wie ein bösartiges Ungeheuer.
Draußen sah es auch nicht gut aus. Die Hagelkörner hatten sich schon längst in eine Pfütze verwandelt. Unsere Antenne lag immer noch im Garten und Nuria entdeckte ihren Grill am Rande unseres Grundstückes. Ich öffnete die Terrassentür, schloss sie aber gleich wieder. Zu kalt kam es uns entgegen, viel zu kalt für uns nackte Mädchen. Waren wir nicht für einen Sommerurlaub hier?
Der Fernseher nützte uns nun ohne Antenne nichts mehr. Wenn es uns nicht gelang, eine neue zu bauen, war der Fernseher nur noch der dicke Kasten mit Schnee auf der Glasröhre. Nike und ich überlegten. Wir brauchten ein wenig Antennenkabel für 60Ω. Beherzt ging Nike hinaus und riss kraftvoll ein paar Meter von der Antenne ab. Ein Brett war auch noch da, wir hatten in der Vorratskammer noch ein wenig Draht gefunden, der wohl für irgendeine Gartenarbeit gedacht war. Ich holte aus meinem Zimmer meinen Taschenrechner, etwas Papier, einen Schreibstift. Dann begannen wir zu rechnen. Schließlich begannen wir mit einer Schere Löcher in die Sperrholzplatte zu bohren und fädelten uns einen Dipol zusammen. Mit dem Antennenkabel zogen wir eine Schlaufe, mit der wir die 300Ω unseres Dipols auf 60Ω notdürftig angleichen konnten. Eine Stunde Bastelarbeit, eingesteckt, ein wenig gedreht und probiert – und: wer hätte es nicht glauben mögen, möge sich schamvoll niederknien – wir hatten ein Bild. Es rauschte, die Farben waren verwaschen, für den Teletext hatten wir nicht genügend Signal, aber wir konnten Nachrichten schauen. Wir mussten allerdings warten, bis es welche gab. Für Nachrichten reichte unsere Bastelarbeit.
Die anderen Mädchen staunten. Wir probierten noch ein wenig die Stellung der Antenne zu optimieren und hatten plötzlich ein einwandfreies Bild. Louisa hielt die Antenne, versuchte möglichst wenig zu wackeln und dann funktionierte sogar der Teletext.
„Toll!“, meinte Julia. „Ich habe eine Schwester, die mit einer Schere eine Antenne bauen kann. So kommen wir auf jeden Fall durch die Nacht.“
Wir konnten den Wetterbericht lesen.
Nach diesem sah es aber gar nicht gut aus. Das Schlimmste würde uns wohl noch bevorstehen. Mit Orkanstärke sollte uns der Wind um die Ohren pfeifen. An der Nordsee sollte Sturmflut sein und auch an unserer Küste der Pegel steigen – wenn auch nur gemäßigt. So beratschlagten wir.
„Wir müssen alles Brauchbare von drüben hierher holen,“ war Nuria überzeugt. Sie versuchte aus der Erinnerung aufzuzählen, was alles dabei war. Immerhin stellte sie uns Taschenlampen und Batterien in Aussicht: „Wir müssen damit rechnen, dass der Strom ausfällt.“
„Dann kann auch das Wasser ausfallen,“ zog Nike die richtige Schlussfolgerung. „Wir müssen Wasser speichern, brauchen Eimer und Töpfe.“
„Trauen wir uns hinüber?“, fragte Nuria.
Wir mussten wohl. Wohl war uns nicht.
Eigentlich war es idiotisch, nackt hinauszugehen. Aber darüber dachten wir seltsamerweise immer noch nicht nach. Wir waren immer noch im Urlaub.
Schon nach wenigen Augenblicken in dem Haus von Nike und Nuria wussten wir, dass wir alles richtig gemacht hatten. Hier roch alles nach Nässe und auch schnell fanden wir heraus, warum das so war. Ein Baum war neben dem Haus umgestürzt und hatte dabei das Dach beschädigt. Eine erschreckende Vorstellung, unsere beiden Lieben hätten hier den Tag verbracht. Es gab jetzt nur noch eines: Wir mussten alles hinüberbringen, was irgendwie nützlich war. Es gab Vorräte in der Küche, Töpfe, Pfannen, Eimer, die versprochenen Batterien, Bettwäsche, Kleinkram, sogar Blumentöpfe, Gummibänder, Knetmasse erschienen uns wertvoll. Jetzt entdeckten wir, dass der umgestürzte Baum auch das Auto beschädigt hatte und der Schaden sah nicht ganz gering aus. Natürlich konnten wir uns jetzt nicht darum kümmern. Nach und nach trugen wir alles in das andere Haus, so wie Robinson Crusoe es mit seinem Floß gemacht hatte, nur dass wir hier keine 28 Jahre auf einer Insel verbringen mussten – hofften wir. Louisa rutschte dabei aus. Ihr passierte aber nicht viel, außer dass sie hinterher am ganzen Körper dreckig war. Da wir aber noch Wasser hatten, war das kein Problem. Eine Ganzkörperinspektion durch uns alle – bei einer nackten Frau leicht durchzuführen – ergab keinerlei Verletzungen.
Jetzt waren wir schon besser ausgerüstet. Wir probierten erneut das Telefon, aber es blieb stumm. Einiges fehlte uns, und das Feuerzeug, welches wir auf der Terrasse beim Grillen hatten liegenlassen, blieb verschwunden, blieb schmerzlich vermisst.
Jetzt setzte auch wieder der Wind ein. Rechtzeitig hatten wir unsere Arbeiten abgeschlossen. Dann wurde es dunkel. Wir hatten Kerzen, aber kein Feuer. In einem unserer Eimer war Nikes alter Taschenrechner zu finden. Ich schaltete ihn ein und die altmodische LED-Anzeige begann zu leuchten. Die Akkus waren immer noch geladen. Das löste unser Problem. Mit einem Schlüssel hakte ich das Batteriefach auf und entnahm die Akkus. In der Küche suchte ich nach einem Topfschrubber, fand aber etwas noch viel Besseres: Stahlwolle. Der geneigte Leser wird sicherlich schon erahnen, was ich dann machte. Akkus haben einen recht niedrigen Innenwiderstand. Mit einem von Stahlwolle erzeugten Kurzschluss brachte ich sofort die Stahlwolle zu Glühen. Ein altes Stück Zeitung, eine Kerze, wir hatten Licht. So konnten wir auch die beiden drüben gefundenen alten Petroleumlampen zum Leuchten bringen.
„Toll!“, meinte Julia. „Ich habe eine Schwester, die mit einem Taschenrechner eine Kerze anzünden kann. So kommen wir auf jeden Fall durch die Nacht.“
„Hätte selbst der Ötzi wohlbesonnen nicht besser hinbekommen,“ fügte Louisa hinzu, was ich mit einem „Sehr gebauchpinselt!“ kommentierte.
Wir hatten das Problem tatsächlich gelöst, Feuer zu machen! Mit Stahlwolle, Nickelcadmiumakkus und nackten Brüsten waren wir die perfekten Steinzeitmädchen. Hübscher kann man nicht sein. In unserer Lage kann man nur eines sagen: Wir waren mit unseren nackten Hintern eingeheimnistet in unserer immer präsenter werdenden Nacktheit tatsächlich die perfekten Höhlenmädchen. Definitiv! Jetzt fühlte ich mich erst richtig nackt.
„Und so soll man nie etwas wegwerfen!“, erklärte ich. „Alles kann noch nützlich sein.“
Tatsache, das war nützlich: Wir konnten wieder unsere Brüste bewundern. Aber dafür gab es zu wenig Zeit. Wir mussten unbedingt unsere Gefäße mit Wasser füllen. Eimer, Töpfe, Gläser – alles wurde mit Wasser gefüllt. Aber die Befürchtung trat schnell ein; bald war auch das Wasser nicht mehr da. Ein Rinnsal, ein paar letzte Tropfen. Dann war Ruhe. Man mag einwenden, dass genügend davon vom Himmel fiel, aber keine wollte sich dem Risiko aussetzen, bei Hagel das Haus zu verlassen.
Wenn nicht der Wind stärker geworden wäre. Wir waren nackt, wir waren hübsch, wir waren verängstigt. Die ersten beiden Sachen waren klar, die dritte nicht schwer, uns einzugestehen. Inzwischen wussten wir, was in dieser Situation passieren konnte. Das beschädigte Dach des Nachbarhauses war allzu gegenwärtig und bestimmte unsere Gedanken. Wir waren auf einer schwankenden Insel. Kein Fernsehen für die Nachrichten, kein Strom, kein Wasser. Dann endlich fiel mir mein alter Elektronikbaukasten wieder ein, der aus irgendeinem Grunde immer noch im Flurschrank auf dem obersten Bord lag. Er war in den Jahren etwas unvollständig geworden, an anderen Stellen waren abgebrochene Kondensatoren ersetzt, aber ich setzte Hoffnungen auf ihn. Mit ihm steckte ich einen einfachen Reflexempfänger zusammen. An einigen Stellen musste ich etwas improvisieren, beriet mich mit Nike. Drei Transistoren, ein paar Bauteile, darunter ein schon etwas klapperiger Drehkondensator: das Problem war gelöst. Irgendwie hatte Nike derweil einen Batteriehalter aus Gummibändern und Knetmasse und Panzerband gebastelt, was ein wenig wie der berühmte Filter aus Apollo 13 oder dem Mondauto von Apollo 17 aussah. Als Antenne nahm ich die Anschlussschnur unseres Staubsaugers. Wir rollten ein paar Meter ab und konnten mit der Länge die Empfangsleistung abstimmen: Wir konnten Radio hören. Damals gab es auf Mittelwelle noch einige Sender zu empfangen. Heute mag es alles von tollen UKW-Empfängern bis zum Internetradio geben. Aber alles das ist in dieser Robinsonade nutzlos. Zudem sind fast alle Stationen abgeschaltet und es gibt endlos viele Störquellen, da heute alles über Funk übertragen wird. Die alte Technik hat schon etwas für sich. Wir konnten endlich Nachrichten hören.
„Toll!“, meinte Julia. „Ich habe eine Schwester, die mit einem Staubsauger Radio hören kann. So kommen wir auf jeden Fall durch die Nacht.“
Nackt lauschten wir Steinzeitmäuschen der Mittelwelle. Die Wellen sagten jedoch nichts Gutes. Uns interessierte Politik für den Augenblick nicht wirklich, wollten wir doch nur den Wetterbericht. Und der war so ernüchternd, dass uns nichts aufmunterte, nicht einmal unser erotischer Anblick. Tatsache: Wir waren immer noch nackt. Das lag aber nicht daran, dass Louisa beim Ausrutschen alle im Nachbarhaus vorhandenen T-Shirts in den Modder geschleudert hätte – hatte sie auch nicht –, sondern daran, dass wir eigentlich immer noch nicht verstanden hatten, was um ums herum vorging. Wir waren immer noch im Urlaub: hübsch, lecker, schön, Wiebkes ausladender Vorbau immer noch ein Hingucker – selbst bei Funzellicht. Wir waren abgelenkt. Dann kam der Baum und das beschädigte Dach wieder in das Gedächtnis zurück. Augenblicke der Entspannung prügelten sich mit den Augenblicken der Beunruhigung, der Angst. Wir schauten der brutalen Schlacht zu und wechselten ständig den Favoriten. Furcht, Entspannung, Normalität. Drohende Gefahr, Angst, Katastrophe.
Es war später Nachmittag geworden. So langsam bekamen wir Hunger. Ohne Strom zu kochen, ist keine leichte Aufgabe. Den Grill konnten wir nicht benutzen. Wir aßen kaltes Fleisch, Salatreste, etwas Brot. Es war unvernünftig, in dieser Situation Alkohol zu trinken, aber dennoch genehmigten wir uns eine Flasche Bier, da wir – peinlich ist es zuzugeben – kaum ausreichend Alkoholfreies im Hause hatten.
Wir wurden müde, trauten uns aber nicht, uns alle gleichzeitig schlafen zu legen. Nach kurzer Diskussion bekam ich die Genehmigung, mich für einige Stunden schlafen zu legen. Ich schwankte zu meinem Bett, legte mich hin.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich von den Sturmgeräuschen geweckt wurde. Jetzt wurde es unheimlich, zumal wir alle das beschädigte Dach vor Augen hatten und sahen, welche Folgeschäden dieses hatte. Wir hatten Mineralwasser, Knabberzeug. Damit konnten wir nur abwarten. Wir saßen im Wohnzimmer, waren immer noch nackt, als ob nichts geschehen wäre, hörten den Sturmgeräuschen zu, machten ab und zu einen Rundgang durch das Haus, kamen mit beruhigenden Nachrichten für die anderen zurück. Manchmal versuchten wir mit einem Blick durch die Fenster herauszufinden, was draußen geschah – aber da war nur die Nacht, die Dunkelheit, der Abgrund. Irgendwelche unbekannten Dinge flogen herum, von denen man aber kaum sagen konnte, worum es sich handelte. Unbekannte Flugobjekte, wie Nike seltsam scherzhaft sagte. Nike hatte auch den ernsthaften Verdacht, es seien Teile ihres sich nun langsam nach und nach abdeckenden Daches dabei. Wahrscheinlich hatte sie recht. Und wir hätten alle wissen müssen, dass dieses auch an diesem Hause passieren konnte.
Ich konnte mich erinnern, dass wir vor einiger Zeit, etwa letztes Jahr, hier einmal zu viert zusammengesessen waren und uns Gruselgeschichten erzählt und vorgelesen hatten. Der Bedarf daran, dieses zu wiederholen, war gering.
Es war seltsamerweise immer noch warm. Jeder vernünftige Mensch wäre schon längst auf die Idee gekommen, sich etwas anzuziehen, damit wir im Notfalle nicht nackt das Haus verlassen und nach draußen mussten. Aber irgendwie fühlten wir uns immer noch geschützt und dachten eher darüber nach, wie man sich eine warme Mahlzeit richten konnte, ohne ein offenes Feuer im Wohnzimmer oder in der Küche entfachen zu müssen. Wir kamen zu keiner wirklich vernünftigen Lösung. Ein abgebranntes Haus wäre in dieser Situation eher wenig zweckdienlich gewesen, und der Gedanke, herauszufinden, ob dieses dann durch den Regen gelöscht werde, war noch nicht einmal von intellektuellen Interesse. Durch Tollpatschigkeit den Stummfilm zu reanimieren, erschien uns als keine gute Idee.
Ab und zu knallte draußen Etwas. Irgendwelche Teile flogen herum und wir wurden uns immer sicherer, dass auch Teile des Nachbardaches dabei waren. Als es dann heller wurde, wurde es zur Gewissheit: Das Haus nebenan war jetzt „oben ohne“, war „topless“. Aber nicht einmal das war lustig. Manchmal meinten wir, es auch in unserem Hause im Gebälk knacken zu hören. Dann war es kaum noch möglich, weiterhin Zuversicht und den Anflug von Normalität zu spielen, die wir vor allem durch unsere Nacktheit zum Ausdruck brachten. Jeder vernünftige Mensch hätte sich auch irgendwie auf eine Flucht vorbereitet und mit ein paar Kleidungsstücke ausgerüstet. Immerhin erleichterte der beginnende Tag die Orientierung. Dann konnten wir sogar ein Teil des Daches in unserem Garten sehen. Wir waren uns jetzt ganz sicher und immer wieder machte eine von uns einen Rundgang durch unser Haus, das zumindest bisher so tapfer durchgehalten hatte.
Wir waren weder müde, eher noch hungrig. Unsere Nacktheit lenkte uns ein wenig ab, auch wenn ich kaum zu sagen weiß, worin diese Ablenkung denn nun bestand. Vielleicht lag es einfach auch daran, dass sie völlig deplatziert und irgendwie surrealistisch wirkte, wie sehr, mag die folgende Anekdote hinreichend zeigen. Es ging wider einmal um Wiebkes Brüste, die uns deshalb so sehr beschäftigten, weil sie schon recht groß, aber außerordentlich fest wirkten. Nichts hing. Louisa erzählte, wie oft schon der Verdacht aufgekommen war, diese bestünden hauptsächlich aus einem riesigen Silikonkern. Aber um alle Verdachtsmomente auszuschließen, ermunterte sie uns, uns von der Natürlichkeit selbst zu überzeugen. Alle Fünfe tasteten wir sie ab, sie ließ uns geduldig gewähren. Und wir alle kamen zu dem Schluss, dass hier die Natur und nur die Natur allein sich zeigte, zu welchen Wundern sie imstande ist. Für einen Augenblick hatten wir alles um uns herum vergessen, waren für eine Zeit nur noch von dem Gedanken bewegt, welches Wunder wir hier mit unseren Händen erfahren durften. Es krachte draußen wieder, und wir waren zurück im Hier und Jetzt.
Immer noch hatten wir weder Telefon, noch Strom, noch Wasser. So bestand unsere Hauptbeschäftigung vor allem in der Entwicklung von Plänen und Maßnahmen und dem Rätselraten, wie lange unser Kühlschrank ohne Strom noch kühlen würde. Überschätzen sollte man das nicht. Die heutige Energieeffizienz gab es damals noch nicht. Noch hatten wir genügend Wasser für die Toilettenspülung, so lange wie die gefüllte Badewanne reichte. Irgendwie konnten wir noch ein paar Stunden, kaum aber Tage aushalten. Dann aber konnte es schwierig werden.
Immerhin leistete uns unser improvisiertes Radio mit seiner Staubsaugerantenne noch gute Dienste. Wir konnten dem Wetterbericht folgen. Das war jetzt das Einzige, was uns wirklich interessierte. Ein paar Stunden, den Rest des Tages mussten wir noch durchhalten. Dann sollte der Sturm abziehen.
Ich schlief ein, merkte noch, wie ich in die Arme von Nike sank und mich dort zwischen ihren Brüsten wohl fühlte. Wir brauchten alle etwas Geborgenheit und als sie mir durch die Haare strich, fühlte ich mich sicher genug für das Reich der Träume. Nur eine Viertelstunde später wachte ich auf, mein erster Blick fiel auf Nikes schöne Titten. Dann bemerkte ich, dass ich vollkommen verquert auf dem Sofa gelegen hatte. Was scherte es mich, dass mir die anderen Mädchen die ganze Zeit über zwischen die Beine schauen konnten. Ich war verdreht, mir taten die Muskeln weh, ich konnte mich im ersten Augenblick kaum aufrichten.
„Wie sieht es aus?“, fragte ich.
„Lecker,“ meinte Louisa. „Eine hübsche Frau, die so wie du auf dem Sofa liegt, sieht immer lecker aus. Wir bedanken uns für diese Show.“
Ich erhielt Applaus.
„Und draußen?“, präzisierte ich notgedrungen meine Frage.
„Unverändert.“
Ich setzte mich jetzt ganz aufrecht hin, bemerkte die letzten Muskelverspannungen, trank einen Schluck Mineralwasser.
Uns blieb eigentlich nichts anderes übrig, als zu warten. Wir waren elendig müde, saßen in Zweiergruppen auf den Sofas und kuschelten. Dösten. Trösteten. Träumten. Schliefen.
Dann wachte ich auf. Nike wurde ebenfalls wach, als ich mich bewegte. Die anderen vier schliefen. Nikes Hand war zwischen meinen Beinen. Das konnte ich auch. Wir knutschten. Wecken wollten wir keine der anderen. Aber dennoch war es so weit. Wir wollten unseren Spaß haben. Und, um es kurz zu machen, wir hatten ihn auch. Draußen war Weltuntergang und wir trieben es miteinander.
Nach einem kurzen Augenblick schliefen wir beide wieder ein.
Es war sehr früher Morgen. Endlich waren wir wieder munter, wachten alle zur gleichen Zeit auf und so wie meine Schwester mit Nuria zusammen auf dem Sofa lagen, oder so wie Louisa in Wiebkes Brüsten hing, hatten wir wohl alle unser nächtliches Vergnügen gehabt.
Draußen war es ruhig. Die Sonne ging auf und es wurde langsam wieder Tag, den man auch so nennen konnte. Hoffnung stieg mit der Sonne am roten Himmel empor, östlich grüßt ihr Morgentraum.
So machten wir Pläne. Strom und Wasser hatten wir immer noch nicht und auch das Telefon blieb stumm. Damals war das die einzig wirkliche Möglichkeit, einigermaßen schnell zuhause Bescheid zu geben, wie es uns ging. Es mag altmodisch klingen. Allerdings dürfte es auch heute noch schwierig sein, eine E-Mail ohne Strom abzuschicken oder ohne funktionierende Relaisstationen ein Mobiltelefon zu nutzen.
Julia fand zwei Postkarten und Briefmarken. Wir schrieben schnell auf, was geschehen war. Ich machte mich auf den Weg zum Briefkasten, während die anderen Mädchen den Grill vorbereiteten und – wie Nuria sagte – klar Schiff machten.
Es waren nur 200 Meter. Nackt wie wir waren machte ich mich auf den Weg. Es war mir gar nicht erst in den Sinn gekommen, mir etwas anzuziehen, da wir, wie eine von uns so schön mit einem neu erfundenen Wort sagte, jetzt vollkommen durchgenackt waren. Draußen war alles ruhig. Niemanden traf ich, sah niemanden. Aber überall gab es in den Gärten Schäden zu sehen. Ein Baum war auf ein Auto gekracht und hatte dabei wohl für einen Totalschaden gesorgt. Abgerissene Dachrinnen, abgedeckte Ziegel. Teile, die wir als ein Stück abgerissenen Daches identifizierte. Ich schob die Karten in den Kasten und machte mich auf den Rückweg, wobei ich dieses Mal den Weg über den Strand nahm. Die Ostsee hatte sich etwas beruhigt, lud aber dennoch nicht zum Bade ein. Ich stand da, schaute zum Horizont. Es war ein schönes Plätzchen, das ich schon immer sehr gemocht habe. Also genehmigte ich mir einen Augenblick und setzte mich. Man hatte einen wunderbaren Ausblick bis zu den Träumen des Horizontes, konnte in der Ferne alles beobachten, war dennoch durch die Dünen geschützt und konnte – der geneigte Leser wird die Formulierung mit ausreichend Fantasie hinreichend auskosten können – sich auch mit sich selbst beschäftigen. Auch mit Nike hatte ich hier schon oft gesessen. Ich erinnerte mich daran, wie ich hinter ihr saß und sie meine Brüste auf ihrem Rücken spüren konnte. Damals hatte ich auch die Hände an ihre Titten gelegt und das Gefühl ausgekostet, das mich am ganzen Körper durchzog, mit dem Gedanken, was unendlich Schönes ich dort als Schatz in den Händen zu halten die Ehre hatte. Vielleicht hatte sie mit den Meinigen im Rücken ähnliche Gefühle. Ja, ich war mir sicher. Es gab nur das Hier und Jetzt. Die ganze Welt um uns war verschwunden, war hinabgetaucht in die Wellen des Meeres. Ich schloss für einen Augenblick die Augen und faste meine eigenen Brüste an, so wie ich es damals bei Nike getan hatte. Aber eines war noch anders: Es war nicht mehr die ruhige, unschuldige See, in der ich damals schon als Kind gebadet hatte. Und so dachte ich wieder an unser Haus und die anderen Mädchen.
Nachdenklich ging ich wieder zurück.
„Immer noch kein Strom, kein Wasser, kein Telefon,“ begrüßte uns Louisa, „aber der Grill glüht schon.“
Wir gingen auf die Terrasse. Dann machte ich mit Nike einen Rundgang um die beiden Häuser. Bei unseren sah eigentlich alles gut aus. Wir hatten eine abgerissene Dachrinne und die kaputte Fernsehantenne. Das andere Haus war allerdings unbewohnbar. Große Teile des Daches waren verschwunden. In dem Elternzimmer stand Wasser. Nike überlegte noch, ob es in dem Haus noch etwas Nützliches zu retten gab. Aber ihr fiel nichts ein und den Besuch im Haus verschoben wir auf später.
Wir hatten Hunger. Und ich war enorm durstig. Weil der Toilettengang im Moment etwas kompliziert war, hatten wir uns beim Trinken alle ein wenig zurückgehalten. Wiebke hatte Gläser besorgt und verteilte Mineralwasser. Wir leerten auf Ex. Zur Not konnte man ja bei etwas beruhigterem Wetter wieder in die Büsche gehen.
Wir legten Fleisch auf und endlich roch es wieder appetitlich nach Essen. Es war morgens um halb sechs, eine ungewöhnliche Grillzeit. Aber wir freuten uns darauf. Ehrlich gesagt, uns fiel auch keine andere Möglichkeit ein.
Der Kühlschrank hatte so tapfer wie unser Dach durchgehalten. Julia beugte sich hinab und zierte die Küche mit ihrem Anblick. Früher hätten wir wohl alle in so einer Situation auf einen Rest an Privatsphäre Wert gelegt. Jetzt war es uns egal. Es war uns egal, was es zu sehen gab. Auch Wiebke verhielt sich nicht anders, obwohl sie uns noch am wenigsten kannte. Aber diese Nächte hatten uns zusammengeschweißt, wir waren enge Freundinnen geworden. So schauten wir Julia genussvoll zu, was sie auch bemerkte. Kein Gedanke daran, dass es sie stören könnte. Manchmal kamen in diesen Situationen aber dann doch Kommentare wie „hübsche Möse“ oder Ähnliches. Wir nahmen alles mit Humor und waren tatsächlich durchgenackt. Den Sturm hatten wir gut überstanden, uns war bewusst, dass es alles hätte schlimmer kommen können; es war ein Gefühl wie bei Beethoven.
Dann verteilte ich Bier. Wir hatten keinen Platz dafür im Kühlschrank gehabt, aber es war immerhin trinkbar. Wir ploppten, stießen an und leerten wieder auf ex. Noch nie hatte ich mich so sehr nach einem Bier gesehnt. Damit roch das Grillfleisch noch einmal so gut.
Endlich, endlich gab es etwas Vernünftiges zu essen.
Einer unser acht Gartenstühle blieb verschwunden. Aber es reichte für uns. Wir tranken, aßen und ließen es uns gut gehen, alberten herum. Nachdem wir gesehen hatten, was alles passiert war, waren wir glücklich, euphorisch, alles so gut überstanden zu haben. Schlagartig wurde mir bewusst, wie viel Glück wir gehabt hatten.
Dann stand plötzlich mein Vater bei uns auf der Terrasse. Er sah sofort, dass es uns gut ging, seine angespannten Gesichtszüge erhellten sich; er nahm sich den letzten Stuhl und setzte sich zu uns. Ich begrüßte ihn mit einem Schmatzer, was ich sonst nie machte. Wir berichteten kurz, wie wir den Sturm überstanden hatten. Er war sichtlich beruhigt, vor allem, weil er den Schaden an dem anderen Haus schon gesehen hatte. Als er uns aber hatte lachen hören, war ihm klar, dass uns nichts passiert war. Mit der Dachrinne, der Antenne, dem verlorenen Stuhl war die Schadensliste auch nicht sehr lang. Dann erklärte er uns kurz, wie sie sich zu Hause gesorgt und mehrfach mit Nurias und Nikes Eltern telefoniert hatten. Julia erzählte von unseren Bastelarbeiten.
Plötzlich ging im Wohnzimmer das Licht wieder an. Offensichtlich war der Strom wieder da. Ich ging an das Telefon. Auch das funktionierte wieder. Nur das Wasser fehlte noch.
Nuria rief bei ihren Eltern an und berichtete recht ausführlich über Geschehnisse und Schäden.
Papa blieb ungefähr eine Stunde. Dann musste er wieder nach Hause: „Ihr seid zwar alle etwas verrückt, vielleicht sogar völlig verrückt, aber nicht unvernünftig. So wie wir Rockmusik in den 70-en gehört haben. Mit der Mischung kommt man gut durch das Leben.“
Wir waren satt, reichlich angeschickert und müde. Wir räumten zusammen, machten uns in Richtung Bett auf. Endlich konnten wir auch wieder etwas entspannter schlafen, konnte man doch in die Rückkehr der Normalität wieder Hoffnung haben.
Bis in den späten Nachmittag hinein war nichts von uns zu hören. Inzwischen floss auch das Wasser wieder. Wir konnten duschen und ganz entspannt auf die Toilette gehen. Wasser raus, Wasser rein. Verständlich, wenn man die schon reichlich verbrauchten Vorräte sah; die Badewanne war nicht einmal mehr zu einem Drittel gefüllt. Eine Dusche hatten wir alle nötig und selbstverständlich gab es auch Bedarf nach einer Rasur. Heute, um die Augenblick der Erinnerung an diese seltsamen Stunden zu vergegenwärtigen, kann ich mir kaum noch vorstellen, dass wir auf so etwas in dieser Situation noch Wert legten. Aber vielleicht gab es uns ein Stück von schmerzlich vermisster Normalität, da wir alle immer gut rasiert herumliefen. Bei einer Blondine wie mir kann man bei den ersten Stoppeln kaum etwas sehen. Trotzdem fühle ich mich so nicht wirklich gepflegt, vor allem aber nicht wirklich nackt. Und wir halfen uns gegenseitig. Vielleicht erklärt auch das etwas die damalige Situation. Mir ist jedenfalls noch jeder Augenblick und jeder Augenschein gegenwärtig.
Jetzt hatten wir alle das Bedürfnis, nach all diesen Tagen des Eingesperrtseins aus dem Haus zu kommen und ein wenig spazierenzugehen, um wieder frei atmen zu können, hatten wir doch alle unsere schickste Ausgehuniform an. Die Luft war wieder wärmer geworden und der Himmel blau, als ob nie etwas geschehen war. Unsere liebe Sonne begrüßte uns mit einer liebenden Umarmung. Julia stellte die Flaschen mit der Sonnenschutzcreme auf den Tisch. Nike nahm sich eine und begann, meine Brüste einzucremen. Bisher hatten wir uns alle nur beim Rücken ausgeholfen. Louisa hatte die Freude, Wiebke großflächig zu – vielleicht passt das Wort tatsächlich – bearbeiten. Nike bearbeitete mich weiter, beschäftigte sich mit dem Gesicht, den Armen, Rücken und vergaß auch den Bauchnabel nicht. Als sie noch weiter nach unten ging, zögerte sie für einen Augenblick.
„In der Nacht warst du weniger genant,“ meinte ich dann leise. Nikes Hände setzten die Reise fort und fanden sich dann zwischen den Beinen wieder. Es war ein seltsames Gefühl, zumal die anderen Mädchen zuschauten und ohne zu zögern nacheiferten.
Wir waren fertig. Nackt wie wir waren machten wir uns auf den Weg.
Wir hielten Ausschau nach unserem Gartenstuhl. Dann hatte Louisa Glück. Sie entdeckte ihn an einer Düne. Unversehrt steckte er kopfüber im Sand und war dabei so zugeweht, dass man ihn auch leicht hätte übersehen können. Ich befreite ihn aus seiner misslichen Lage, grub ihn aus, nahm ihn, lief mit ihm kurz nach Hause und stellte ihn zu den anderen. Dann ging ich zurück.
Der Sturm musste eine unglaubliche Wucht gehabt haben und auch die Ostsee wirkte immer noch sehr unruhig, definitiv kein Badewetter. In diesem Augenblick wurde uns bewusst, wie viel Glück wir gehabt hatten. Wir ließen den Gedanken für einen Augenblick an uns heran, nur um ihn dann wieder beiseite zu schieben. Endlich sollte der Alltag wieder da sein; Urlaub, so wie wir ihn uns vorgestellt hatten.
Wir hatten aber auch ebenso definitiv keine Lust mehr, nur am Strand nackt zu sein, überquerten die Straße, wählten eine kleine Nebenstraße und machten einen Umweg. Man schaute uns zu, nahm uns zur Kenntnis, irgendjemand macht ganz heimlich ein Foto, war wahrscheinlich nicht einmal der Einzige. So konnte man den Heimweg genießen. Dann kam uns ein junges Pärchen entgegen. Als sie uns sahen, tuschelten sie.
„Darf meine Freundin von mir mit euch ein Foto machen?“, fragte er uns dann.
Sie durfte.
Er stellte sich zwischen uns und die junge Frau machte zwei, drei Aufnahmen.
„Darf mein Freund ein Foto von euch machen, wenn ich mich dazwischen stelle?“, fragte sie dann.
„Nackt?“
Sie überlegte einen kurzen Augenblick, zog sie sich wortlos aus. Irgendwie hatte sie auf die Frage gehofft, war sich aber nicht wirklich sicher, ob sie genau diese Antwort hören wollte. Aber dann entschied sie sich, dass sie genau das hören wollte. Ohnehin hatte sie nicht viel an, nur ein T-Shirt und ein Rock, unter dem sie, wie sich schnell herausstellte, nichts Weiteres trug. Sie hatte kleine Titten – insofern passte sie nicht wirklich zu uns, aber sie passten zu ihrem schlanken Körper und deshalb – sie passte dann doch zu uns. Sandalen aus, Rock herunter, T-Shirt über den Kopf gezogen. Einen BH trug sie ebenso wenig wie wir. Nur wenige Sekunden und sie war auch so nackt wie wir.
Sie stellte sich in diesem schönen Naturkleid zwischen uns und ihr Freund drückte ein paar Mal ab.
„Ihr seid sehr süß,“ meinte sie dann. Uns allen gab sie ein Küsschen.
Wir gingen weiter. Ich drehte mich noch einmal um, um zu sehen, ob sie sich wieder angezogen hatte. Aber sie blieb nackt. Ihr Freund trug ihre wenigen Kleidungsstücke. Zur Altkleidersammlung, wie wir hofften.
„Wir haben sie inspiriert,“ sagte Wiebke dann.
„So gehört sich das auch. Wenn wir es nicht können – wer dann?“, meinte Julia.
Man konnte den beiden nur recht geben.
„Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie bekleidet herumläuft,“ fragten wir uns. In unserem Weltbild, so stellten wir fest, gab es für diese Haltung keine Grundlage.
Wieder zuhause, nach einer Runde gut temperierten Weißweines, fragte sich Julia, ob sich die Frau inzwischen wieder angezogen hatte, oder ob wir sie geheilt hatten. Wir waren uns nicht schlüssig. Auch eine weitere Runde vom Rebensaft half wenig bei der Beantwortung dieser Frage.
Immerhin hatten wir noch ein paar Tage Zeit. Irgendwann würden die Gutachter der Versicherung kommen. Ob wir uns dann zumindest für diese Zeit etwas anziehen wollten, war uns natürlich freigestellt. Aber nach diesem Sturm war die Lage bei der gesamten Versicherungsbranche so angespannt, dass mit einer frühzeitigen Begutachtung vor allem bei unserem Haus kaum zu denken war. Für das andere lag die Sache anders. Hier musste natürlich schneller gehandelt werden, da die Schäden durch das kaputte Dach immer schlimmer wurden. Nurias und Nikes Vater befürchtete nur, dass auch die Reparatur sich endlos hinziehen konnte, da sämtliche Handwerksbetriebe volle Auftragsbücher haben müssten. Wenn das Haus überhaupt noch zu retten war.
Am nächsten Morgen machten wir selbst noch einen Rundgang. Wir entdeckten keine weiteren Schäden, waren uns aber nicht wirklich sicher. Dann erschien uns doch einiges am Dach locker.
„Wir haben einen Dachschaden,“ meinte Julia dann am Telefon zu unserem Vater. Das hatte er, wie er seiner Tochter versicherte, schon immer gewusst. Nach einem kurzen, jetzt ernsthaft verlaufendem, Gespräch war klar, dass es besser sei, wenn wir das Haus verließen. Bei uns war das Haus und das Auto intakt. Bei unseren Nachbarn sah es anders aus. Wir konnten auch bei uns unseren Urlaub verbringen. Er wusste natürlich, warum wir enttäuscht waren. Hier waren wir alleine und kein Elternteil störte uns. Aber es war vernünftig.
Dann planten wir alles um und machten uns auf in Richtung von Nuria und Nike. Der Grund war ganz einfach: Deren Eltern hatten sich dazu entschieden, unsere Eltern zu besuchen. Eine bessere Lösung gab es nicht. Da wir jetzt nur noch einen Wagen übrig hatten, holte Nurias und Nikes Mutter ihre beiden Töchter ab. Sie war nackt, als sie bei uns klingelte.
Es hieß also Taschen packen. Noch einmal grillten wir ausgiebig, da wir nicht alles von dem hoffnungslos zu viel gekauften Fleisch mitnehmen wollten. Nike und Nuria wurden chauffiert. Wir vier anderen folgten in unseren. Julia fuhr wieder. Und so kamen wir dann doch noch zu den erwarteten vollkommen entspannten Nackttagen.
Kommentare
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schön geschrieben, schöne Geschichte
Das liest sich wie ein Jugendbuch. Nur dass immer mal wieder gesagt wird "wir waren nackt" "tolle Brüste" "mal nackt einkaufen, aber das stört niemanden" etc... ansonsten viel zu lesen, wenig los.
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