„Die Kunst braucht mehr nackte Männer - und Frauen!“ - von einem Multitalent, das auszog, um ausgezogen zu werden - Teil 2


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Vielen Dank für das Lob und auch für die kritische Reaktion in Sachen „einseitige WEIBLICHE Nacktheit“! Da ich auf der Schambereich-Seite auch auf nackte Männer gestoßen war – sowohl in schriftlicher als auch in bildlicher Form -, dachte ich, das wird nicht so streng gehandhabt. Aber mit dem größten Vergnügen baue ich in die Fortsetzung meiner Geschichte zwei nackte Frauen ein. Dass auch Hauptperson Michael wieder seine Klamotten los wird – wer will´s verhindern bei diesem Knebelvertrag mit seiner Künstleragentur? Ich hoffe, der Text gefällt Euch wieder bzw. trotzdem.

 

Was war das für ein verrückter Tag: Erst hatte ich meiner Bankberaterin aus Dankbarkeit dafür, dass sie mir mit der Zahlung meiner Kreditraten noch ein wenig Zeit lässt, vor versammelter Belegschaft die Füße geküsst, danach wurde ich bei meinem ersten Einsatz für die „Künstleragentur Graf“ splitternackt ausgezogen und gefesselt. Am nächsten Morgen kam mir das alles unwirklich vor. Wie ein Traum. Wie ein Albtraum? Naja, wie man´s nimmt. Denn irgendwie hatte ich das alles ja freiwillig getan und es hatte mir Lust bereitet. Ich hätte nur „Stopp!“ sagen müssen, dann hätte das alles nicht stattgefunden. Stattdessen ließ ich es bereitwillig mit mir geschehen. Welchen Grund hatte ich also, mich bei Frau Meisinger und den Grafens zu beschweren? Andererseits: Ist das eine Art, jemanden ins kalte Wasser zu schmeißen? Die Grafens hätten mich wenigstens fragen können, ob ich auf der Geburtagsfeier nackt auftreten will.

Um zehn Uhr am Vormittag hatte ich den Fototermin bei der Künstleragentur, da würde der gestrige Tag so oder so Gesprächsthema sein. Ich fuhr also wieder zu dem weißen, etwas protzigen Bungalow am Stadtrand, klingelte an der Tür, und ein paar Augenblicke später stand die attraktive Herrin des Hauses vor mir. Sie trug ein schwarzes Lederkostüm, sehr hohe schwarze Pumps und schwarze Strümpfe. Ein toller Kontrast zu ihren blonden Haaren! Noch bevor ich etwas sagen konnte, drückte mich Frau Graf an ihren wohlgeformten Körper und flötete begeistert: „Toll gemacht, Michael! Die Auftraggeber und auch unsere Julia waren voll des Lobes für Sie! Freundlich, humorvoll, devot, gut gebaut – genau so jemanden brauchen wir.“

Frau Graf zog mich in einen ziemlich großen Raum, in dem diverses Foto-Equipment, also Kamera, Scheinwerfer, Hintergrundleinwand und so weiter aufgebaut war.

„Die Fotografin wird gleich hier sein“, erklärte Frau Graf. „Lassen Sie uns die Zeit nutzen, um Sie offiziell in die Graf-Familie aufzunehmen!“

„Ich dachte, ich würde schon für Sie arbeiten“, entgegnete ich leicht irritiert.

Frau Graf lachte. „Selbstverständlich arbeiten Sie für uns. Aber wir Künstler wollen doch mehr sein als bloß Geschäftspartner, habe ich recht?“

In dem Moment kam Herr Graf mit einem kleinen Tablett herein, auf dem sich vier gefüllte Sektkelche befanden.

„Die Zeremonie kann beginnen!“, verkündete Herr Graf gut gelaunt.

Dann stellte er das Tablett auf einem Tischchen ab und gesellte sich zu seiner Frau und mir. Die beiden nahmen vor mir Aufstellung und dann sagte Herr Graf in gespielt würdevollem Ton: „Künstler Michael, meine holde Gattin, Gräfin Tanja, und ich, Graf Roland, erklären uns hiermit bereit, dich als unseren Diener an unserem Hof aufzunehmen. Bist du dir dieser Würde bewusst?“

„Diener?“, fragte ich erstaunt. Und nachdem mich Frau Graf bittend ansah, beschloss ich, diesen etwas seltsamen Spaß mitzumachen. „Verzeihung, Herr Graf, ich bin mir der Würde bewusst, Euer Diener sein zu dürfen.“

„Dann trifft sich ja alles zum Besten“, fuhr der Agentur-Chef fort. „Und nun: Knie vor deiner Herrin und deinem Herrn nieder!“

Ich tat, wie geheißen. Den nächsten Teil dieser seltsamen Aufnahmezeremonie, oder wie immer man das nennen will, übernahm Frau Graf:

„Diener Michael, sprich mir nach!“, sagte sie ebenso übertrieben feierlich wie ihr Mann und faltete ein Blatt Papier auseinander. Dann begann sie vorzulesen: „Ich, Michael, gelobe, meiner Herrin und meinem Herren treu und gehorsam zu dienen.“ Ich sprach das nicht ganz so feierlich nach. Frau Graf fuhr fort: „Die Wünsche meiner Herrin und meines Herren sind mir Befehl, und ich werde sie mit Freuden erfüllen.“

Wieder machte ich den Papagei.

„Ich werde meine Herrin und meinen Herren von nun an mit 'Euer Durchlaucht' anreden.“ Naja, wenn es ihnen Spaß macht … also sprach ich auch das nach.

„Nachdem du dies alles gelobt hast, Diener Michael, gib uns ein Zeichen deiner Demut!“

Ein Zeichen meiner Demut? Was meinte sie damit? War es nicht demütig genug, dass ich hier vor den beiden kniete und mich praktisch zum Leibeigenen erklärte? Die beiden Grafens sahen mich auffordernd an, und angesichts meiner Erlebnisse vom Vortag fiel mir auf die Schnelle nichts anderes ein, als noch eine Etage tiefer zu gehen und erst die Pumps der Gräfin und dann die vermutlich handgenähten Budapester des Grafen zu küssen. Die Grafens ließen es geschehen, woraus ich schloss, das sie so etwas in der Art von mir erwartet hatten.

Es klingelte an der Haustür.

„Ich gehe öffnen, und du Diener bleibst liegen!“, sagte der Hausherr, der nun wohl auch mein Herr war, und verschwand aus dem Raum.

„Das ist die Fotografin“, erklärte die Haus-Herrin.

„Sollte ich da nicht besser aufstehen?“, fragte ich vorsichtig.

„Auf keinen Fall!“, bestimmte Frau Graf, also blieb ich liegen und harrte der Ereignisse, die da (von oben) auf mich zukommen würden.

Herr Graf kam mit einer molligen, etwa dreißigjährigen Frau zurück. Sie trug Bluse, Faltenrock und dunkelbraune Wildlederpumps.

„Komm herein, liebe Mona“, flötete der Hausherr. „Dein Objekt ist auch schon hier. Es liegt dir quasi zu Füßen.“

Die Gastgeber und die mollige Frau lachten amüsiert. Frau Graf forderte die Fotografin auf, näher zu treten – ganz nah -, und schon küsste ich ein weiteres paar Schuhe. Dann wurde mir erlaubt, aufzustehen. Herr Graf verteilte die vier Sektkelche – allerdings ungleich: der Fotografin reichte er eines, seiner Frau zwei und sich selbst nahm er das letzte. Frau Graf führte eines ihrer beiden Gläser bis knapp unter den kräftig rot geschminkten Mund, öffnete diesen einen Spalt und ließ einen Speicheltropfen in das Glas laufen. Dann gab sie es an die Fotografin weiter, die es ihr gleich tat, und zum Schluss spuckte Herr Graf in den Sektkelch, woraufhin er ihn mir feierlich überreichte. Dann ergriff er das Wort: „Zum Abschluss dieser feierlichen Zeremonie zur Aufnahme eines neuen Mitglieds in die Künstlerfamilie Graf lasst uns jetzt anstoßen!“ Also stießen wir an, und als alle ihr Glas zum Mund führten und tranken, tat ich es ebenso. Nach einem kleinen – quasi symbolischen - Schluck von der Sekt-Speichel-Cuvée setzte ich das Glas wieder ab, doch Frau Graf sagte mit Nachdruck: „Was ist los, Michael? Austrinken!“.

Ich leerte mein Glas, wobei ich das Gefühl nicht los wurde, dass mich die anderen drei Anwesenden amüsiert und spöttisch beobachteten.

Dann ging´s an die Arbeit. Mona knipste die beiden Scheinwerfer an und fotografierte mich erst in einem kitschigen Glitzeranzug, wie ihn vielleicht ein Zauberer trägt. Ich musste verschiedene Posen einnehmen, die sie mir vorgab. Das Ehepaar Graf sah dabei zu und brachte den einen oder anderen Wunsch an, den Mona und ich erfüllten. Keine besondere Sache, ein ganz normales Foto-Shooting. Danach musste ich ein Batman-Kostüm anziehen – genau, das Batman-Kostüm, mit dem ich gerade auf dem Weg zu einem Auftrag bin. Wieder vielleicht zwei Dutzend Bilder.

Dann sagte Frau Graf: „Und hier ist das nächste Heldenkostüm für dich“, und überreichte mir einen Lendenschurz à la Tarzan.

„Muss das sein?“, fragte ich. „In so was möchte ich eigentlich nicht auftreten.“

„Na hör mal, mein Guter, du kannst doch nicht jeden Auftrag splitternackt absolvieren!“ Was für ein gelungener Scherz des „Grafen“ ... Zumindest schienen er und die beiden Frauen das zu finden. Nachdem sie genug darüber gelacht hatten, sagte Frau Graf versöhnlich: „Ach komm schon, Michael, der Tarzan-Schurz steht dir bestimmt gut.“ Dann klimperte sie noch ein bisschen mit den langen Wimpern, und schon war mein Widerstand gebrochen.

Ich zog mich aus und machte den Tarzan. Tja, und dann kam das letzte Kostüm dran. Und das war … richtig: gar keins!

„Und jetzt kommt der angenehmste Teil an meinem Job“, sagte Fotografin Mona mit einem süffisanten Lächeln, „das Modell ist nackt.“

„Ist es nicht!“, protestierte ich. „Nacktfotos mache ich nicht!“

„Warum nicht?“, erkundigte sich die Gräfin mit gespieltem Erstaunen. „Wie sollen wir dich nackt vermitteln, wenn es keine entsprechenden Fotos von dir gibt? Die Kunden wollen doch nicht die Katze im Sack kaufen.“

Ich schüttelte entschieden den Kopf, aber angesichts der Tatsache, dass ich nur einen Lendenschurz trug, der nur das Nötigste bedeckte, wirkte ich wohl nicht sonderlich respekteinflößend. „Ich habe nicht vor, noch einmal nackt aufzutreten!“, erklärte ich.

Der Graf hatte für meine künstlerischen Pläne nicht das geringste Verständnis. „Einmal nackt, immer nackt“, erklärte er lapidar. „Außerdem hast du unterschrieben, dass du keinen Auftrag ablehnen darfst. Hast du das vergessen?“

Ich erinnerte mich an die seltsame Klausel im Vertrag und auch an die ausstehenden Raten meines Autokredits, was ein ziemlich ungutes Gefühl in meinem Magen verursachte.

Jetzt kam die „Good Cop/Bad Cop-Nummer“, denn Frau Graf machte plötzlich auf „verständnisvoll“: „Schau, Michael, nackte Frauen sieht man allerorten: auf der Bühne, in Zeitschriften, auf Gemälden. Aber was ist mit den nackten Männern? Mona, mein Mann und ich sind der Überzeugung: Die Kunst braucht mehr nackte Männer! Und dein athletischer Körper kann sich doch wirklich sehen lassen. Aber wenn du dich unwohl bei dem Gedanken fühlst, dich jetzt auszuziehen, dann hilft dir vielleicht das hier ...“ Die Gräfin hatte plötzlich ihr Smartphone in der Hand, tippte zwei Tasten und sagte: „Du kannst kommen, Schätzchen!“.

Dann ging die Tür auf - und die schöne Julia trat ein. Die schöne Tänzerin Julia von der Geburtstagsfeier am Vortag! Würdig wie eine Königin setzte sie langsam einen Fuß vor den anderen. Ich befürchte, mir ist die Kinnlade bis zum Boden runter geknallt, denn heute trug Julia keinen Glitzer-Mini, kein Jäckchen und auch keinen Zylinder - sondern sie war splitternackt!

Sie hatte (und hat immer noch) den durchtrainierten und doch grazilen Körper einer Tänzerin, die Taille war schmal, der Bauch flach, Brüste und Pobacken präsentierten sich dagegen in den perfektesten Rundungen (kann man „perfekt“ überhaupt steigern? Ja, im Fall von Julia kann man!). Die Beine waren auch ohne High Heels lang und wohlgeformt.

„Hallo Bühnenpartner!“, hauchte die nackte Königin mit der blonden Löwenmähne, „höchste Zeit, dass ich mich für deinen tollen Einsatz gestern revanchiere.“

Sie kam auf uns zu, dann ging sie wie ein Kätzchen auf alle viere und küsste erst Mona und dann der Gräfin und zum Schluss dem Grafen die Schuhe. Als sie sich wieder erhob, wandte sich mir zu und löste, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, den Knoten auf der linken Seite meines Lendenschurzes.

Ich war noch immer viel zu verdutzt, um reagieren zu können. So ließ ich es geschehen, dass mich Julia nackt auszog. Und ich ließ es auch geschehen, dass Mona begann, Fotos von Julia und mir zu machen. Julia poste und lächelte geübt, ich tat irgendwie mein Bestes. Dann wandte sich Mona an ihre Auftraggeber: „Tanja, Roland, ich brauche eure Hilfe. Tanja macht bitte den Anfang. Nimm dir bitte einen Stuhl und setz dich direkt vor Michael hin! Und jetzt schlag das rechte Bein über das linke!“

Als die Gräfin die gewünschte Position eingenommen hatte, war ich wieder an der Reihe. „Und nun, Michael“, befahl Mona, „knie dich hin! Jetzt küsse Tanjas rechten Schuh! Und jetzt leck den Schuh ab!“

Ich gehorchte; warum, das kann ich nicht wirklich sagen. Ich hätte schließlich einfach mein Zeug packen und gehen können. Stattdessen kniete ich splitternackt vor einer Frau und leckte minutenlang ihren rechten Schuh – wobei alle paar Sekunden ein Bild von mir und dem Damenbein gemacht wurde. Okay, ich geb´s zu: Tanja Grafs Füße zu küssen, kostete mich nicht wirklich Überwindung. Anders war die Sache, als Roland Graf auf Monas Anweisung hin Tanjas Rolle übernehmen sollte.

„Bitte nicht!“, flehte ich. „Die Kunden könnten die Fotos falsch deuten und mich für Schwulenpartys buchen. Das möchte ich aber nicht. Ich mache Euch ein Angebot, Eure Durchlaucht, Graf Roland: Ich küsse Euch jederzeit die Füße, wenn Ihr wollt, aber bitte ohne Kamera!“

„Hast du etwas gegen Homosexuelle?“, fragte mich der Graf.

„Nein, überhaupt nicht. Aber ...“

„Was aber?! Hast du schon vergessen, was du vorhin gelobt hast?“

Ach ja, dass ich die Befehle der Grafens ohne Widerspruch befolgen werde. Ich hatte das ganze zwar eher für einen Spaß gehalten, aber meine neuen „Chefs“ schienen diesbezüglich keinen Spaß zu verstehen.

Der Graf war noch nicht fertig mit seiner Gardinenpredigt: „Damit du ein für alle Mal weißt, was du bist, sagst du jetzt zehn Mal: 'Ich, Michael, bin der nackte Sklave von Gräfin Tanja und Graf Roland.'“

Vom angezogenen Künstler zum nackten Sklaven in einer halben Stunde – eine Karriere-Typ scheine ich nicht zu sein. Naja, dann sagte ich halt zehn Mal mein Straf-Sprüchlein auf: „Ich, Michael, bin der nackte Sklave von Gräfin Tanja und Graf Roland.“

Anschließend küsste und leckte ich unter dem beständigen Klicken der Kamera den rechten Schuh des Grafen.

Es dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit, bis die Angezogenen mit der Ausbeute der Foto-Session zufrieden waren. Mona knipste die Scheinwerfer aus und verabschiedete sich mit herzlichen Umarmungen und Küsschen auf die Wangen von ihren Auftraggebern. Die nackte Julia küsste ihr die braunen Wildlederpumps. Dann kam Mona auf mich zu und sagte freundlich: „Du hast echt Talent. Ich drück dir die Daumen für deine berufliche Zukunft. Und verkühl´ dich nicht!“

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer nackt war. So schnell kann man sich daran gewöhnen. „Vielen Dank!“, antwortete ich und beschloss, die hübsche, dralle Fotografin so zu verabschieden, wie Julia es getan hatte: Ich ging auf alle viere und küsste ihre Füße. Mona nahm diese Demutsgeste so selbstverständlich hin, als hätten wir uns die Hände geschüttelt. Auch die Grafens schienen nichts anderes von mir erwartet zu haben. Ich stand wieder auf, und die Fotografin verließ das Haus.

Dann sagte Gräfin Tanja: „Sklave Michael, du darfst dich anziehen und nach Hause fahren! Wir melden uns wieder bei dir. Übrigens empfehle ich dir, zu Hause stets nackt herumzulaufen, falls du das nicht ohnehin tust. So baust du die Hemmungen bei den Auftritten ab.“

Eigentlich wäre ich fast lieber geblieben, und zwar solang die nackte Julia hier war. Aber ich hatte schon kapiert: Den Grafens widerspricht man am besten nicht! So zog ich meine Kleider an, küsste der Gräfin und dem Grafen zum Abschied die Füße, konnte nicht widerstehen, das auch bei der immer noch nackten Julia zu machen, was sie mit einem bezaubernden Lächeln quittierte, und dann fuhr ich heim.

 

So endete dieser schräge Fototermin. Was dabei herausgekommen ist, zumindest die besten Aufnahmen, können sich Interessierte im Internet anschauen.

Seit damals ist etwas mehr als ein Jahr vergangen. Und ich kann sehr stolz und noch glücklicher verkünden, dass ich die schöne Julia schon öfter nackt gesehen habe. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr, jetzt muss ich mich um meinen aktuellen Auftrag kümmern, denn ich habe den Zielort erreicht: ein größeres Gasthaus in der Nachbarstadt. Im angebauten Saal findet eine Cosplay-Party statt. Also lauter Actionhelden, Fantasywesen und Anime-Fans vergnügen sich da drinnen. Dass ich dieses billige und gar nicht originalgetreue Batman-Kostüm (siehe Anfang Folge 1) anhabe, hat seinen Grund. Es ist quasi Absicht des Veranstalters, dass ich mich damit unsäglich blamiere. Und das tue ich vom ersten Augenblick an: Es ist unglaublich, wie toll und aufwändig die Kostüme der Partygäste sind. Die allermeisten Hellboys, Gandalfs, Feen, Drachenwesen und so weiter könnten ohne weiteres in Filmen auftreten. Zu meiner Freude laufen auch etliche bildschöne Mädchen in knappen Anime-Kostümen herum. Ich frage mich, ob man solche Kostüme von der Stange kaufen kann und was sie kosten? Das meiste ist wohl selbstgemacht bzw. von Profis maßgeschneidert. In meinen Batman-für-Arme-Klamotten ernte ich verächtliche Blicke.

Genauso geht es übrigens einem etwas fülligen dunkelblonden Mädchen, Anfang 20, das sich ein paar Rollen Mullbinden um den Körper gewickelt hat. Das Mullbindenkleid beginnt knapp oberhalb der Brustwarzen, was bei der üppigen Oberweite atemberaubend aussieht, und es endet knapp unterhalb des ausladenden aber straffen Pos. Auf der Vorderseite des Kleides steht in krakeliger schwarzer Schrift: „Come to Mummy“, also „Komm zur Mumie“. Zugegeben: ein aufwändiges Filmkostüm kann man ihren Aufzug nicht nennen, aber trotzdem sieht die Trägerin darin scharf wie eine Schiffsladung Chilischoten aus . Und deshalb erntet sie nicht nur hämische Blicke, sondern – vor allem von den männlichen Partygästen – auch solche, die sie „ausziehen“. Das dralle Mädchen, das übrigens ein hübsches Puppengesicht hat, scheint beide Arten von Blicken zu genießen. Eigentlich würde ich mich gern mit der scharfen Mumie ein wenig unterhalten, aber der erste Teil meines Auftrags lautet: Lauf eine halbe Stunde im Saal hin und her, beweg dich ein wenig auf der Tanzfläche, damit dich möglichst viele Leute sehen. Immer wieder höre ich hinter meinem Rücken Kommentare wie „Was hat denn diese Witzfigur hier zu suchen?“ oder „Sind wir jetzt im Kinderfasching?“. Die Kommentare jucken mich nicht, das Polyester-Kostüm dafür um so mehr.

Endlich ist es 22 Uhr, und damit beginnt der zweite Teil meines Auftrags. Ein Werwolf springt auf die kleine Bühne des Saals, nimmt den Kopf ab, woraufhin der Kopf eines etwa 30-jährigen Mannes mit schweißnass am Kopf klebenden Haaren zum Vorschein kommt. Er schnappt sich ein Mikrophon, der DJ lässt die Musik ausfaden, und Alles schaut gespannt in Richtung Bühne.

„Liebe Hexen, Magier, Einhörner, Wonderwomen und andere fantastische Wesen, ich bitte kurz um eure geschätzte Aufmerksamkeit.“ Der Werwolf hält das Mikrophon so nah an den Mund, dass das Gesagte ein wenig verzerrt über die Lautsprecher links und rechts von der Bühne kommt. „Denn wir kommen nun zu einem der Höhepunkte des heutigen Abends: zur Kür von Miss und Mister Cosplay.“

Die Partygäste jubeln und applaudieren.

„Und weil ihr alle – oder fast alle – euch so große Mühe gegeben habt und einfach unglaublich toll ausseht, küren wir nicht die schönsten Kostüme, sondern die am wenigsten schönen und gelungenen.“

Wieder Applaus und auch vereinzelte – aber wohl nicht ernst gemeinte, denn jeder weiß, welche Voraussetzungen Miss und Mister Cosplay erfüllen müssen – Buhrufe.

Der Werwolf grinst provozierend und fährt fort: „Die Wahl der Jury ist einstimmig ausgefallen.“

Der DJ spielt einen Tusch ab.

„Mister Cosplay ist die Plastik-Fledermaus im 9,95-Euro-Kostüm. Ich bitte Batman auf die Bühne!“

Unter Gejohle, Applaus und Buhrufen bahne ich mir einen Weg zur Bühne und steige die Stufen auf der rechten Seite hoch. Während ich Aufstellung nehme und mich von allen ausgiebig verachten lasse, moderiert der Werwolf weiter: „Und nun zu Miss Cosplay. Sie ist bildhübsch, aber doch ein bisschen zu underdressed für den heutigen Abend. Applaus für die Mullbinden-Mumie!“

Das dralle Mädchen bekommt auf seinem Weg zur Bühne nicht nur Gejohle, Buhrufe und Applaus, sondern auch anerkennende Pfiffe. Ein paar Augenblicke später steht es neben mir. Miss und Mister Cosplay werden interviewt, wir nennen unsere Namen – das Mädchen heißt übrigens Sophie - und erklären, woher um alles in der Welt wir unsere furchtbaren Kostüme haben. Die Agentur darf ich nicht erwähnen, stattdessen behaupte ich, ich hätte es noch schnell in einem Einkaufsmarkt mitgenommen, weil ich unbedingt auf der heutigen Party abfeiern wollte. Nach dem Kurz-Interview geht es zur „Preisverleihung“.

Der Werwolf erklärt den Ablauf derselben: „Schlechte Kostüme können wir natürlich nicht belohnen, deshalb ist der Preis für Miss und Mister Cosplay eine Strafe. Seht ihr beiden das ein?“

„Ja!“, jauchzt die sexy Mumie begeistert und erwartungsvoll. „Bestraft mich! Ich habe es nicht anders verdient.“

Ich spare mir eine Antwort, sie wäre ohnehin im Gejohle der Menge untergegangen.

„Teil eins eurer Strafe ist, dass ihr erst mal diese schrecklichen Kostüme ausziehen müsst“, kündigt der Moderator an. „Wo sind meine Assistenten?“

Eine Hexe in Minikleid und hochhackigen Overknee-Stiefeln sowie ein spätmittelalterlicher Landsknecht in Brustharnisch betreten die Bühne. Sie sind mit kurzen Messern bewaffnet. Die setzen sie bei der Mumie und mir an – und im wahrsten Wortsinn „ratzfatz“ sind wir unsere Kostüme los. Und nachdem mir die Hexe auch noch die Stiefel ausgezogen hat, stehen Miss und Mister Cosplay splitternackt, aber ohne den geringsten Kratzer abbekommen zu haben, vor einem Publikum, das sich vor Begeisterung kaum mehr einkriegt.

„Nun zum zweiten Teil eurer wohlverdienten Strafe. Dazu spendieren wir euch neue Kostüme.“

Der Werwolf muss nicht mehr sagen, denn Hexe und Landsknecht sind instruiert. Sie holen zwei Seile, die im hinteren Bereich der kleinen Bühne bereit liegen, und binden damit unsere Handgelenke im Rücken zusammen.

Der Werwolf ist wieder dran: „Ich hoffe, die Kostüme gefallen euch. Sie sind ein bisschen knapp, aber ihr beiden könnt das tragen. Und das werdet ihr auch für die nächsten zwei Stunden tun. Danach folgt der dritte und letzte Teil eurer Strafe. Und nun mischt euch wieder unters Partyvolk! Viel Vergnügen euch -“ er sieht Sophie und mich an, dann erhebt er seine Stimme nochmal und ruft in Richtung Publikum: „und vor allem euch!“

Unter dem Jubel des Publikum packen Hexe und Landsknecht das frischgekürte, frischausgezogene und frischgefesselte „Paar des Abends“ und führen es hinunter auf die Tanzfläche.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist alles nach Plan gelaufen, für die nächsten Stunden gibt es keinen Plan mehr – zumindest keinen, in den ich eingeweiht worden wäre. Was mich stutzig macht: Der Werwolf hat von einem dritten Teil unserer Strafe für schlechten Geschmack gesprochen. Was meint er damit? In zwei Stunden werde ich schlauer sein …

 

Fortsetzung folgt. Ich hoffe, Ihr hattet Spaß mit Folge 2. Schon mal herzlichen Dank im Voraus für Kommentare und Anregungen! Und wenn Ihr Ideen für Aufträge habt – Ihr wisst ja: Michael und Julia brauchen das Geld. ;)


Kommentare

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