Eine Tür ging auf, schnelle Schritte eilten vorbei. Eine oder zwei Personen? Ich strengte mich an, konnte es aber nicht erspüren. Der Vorhang bewegte sich deutlich. Da gingen, nein, da liefen welche ganz nah am Vorhang vorbei. Aber ohne innezuhalten.

Was ging da vor?
Als die Schritte schon wieder leise wurden hörte ich deutlich eine mir zugut bekannte Stimme. Schwester Roberta sagte ziemlich aufgebracht: „Das wird noch richtig Ärger geben. Aber diese Suppen haben sich die Biester selber eingebrockt. Und die werden diese auch leer löffeln, dass sag ich Dir. Aber zunächst einmal müssen wir jetzt alles wie gestern besprochen umsetzen. Es kann doch nicht sein, dass nur weil in der Halle plötzlich die großen Lichter nicht mehr gehen, wir auf unsere wichtige Präsentation verzichten müssen. Wo kämen wir denn da hin. Und diese plötzlich flackernden Lichter im Speisesaal, so was hatten wir doch früher nicht. Wieso ausgerechnet heute alles? Das ist doch kein Zufall. Welches der Mädels hätte denn soviel technisches Geschick, um uns zu sabotieren? Die werden sich noch wundern. Bei der Telefonkonferenz vor 4 Wochen mit unserer Äbtissin, dem Abt und dem Afrikaner, habe ich noch gesagt, dass wir nur ein, höchstens 2 Mädchen liefern können. Sonst würde hier das Verschwinden zu sehr auffallen. Wir müssen verhindern, dass Fragen gestellt werden. Wir brauchen unbedingt Normalbetrieb. Aber vielleicht sollten wir doch dieses Mal ein Grüppchen senden, damit wir diese Querulantinnen endlich vollständig loswerden. Das wäre dann auch mal ein richtiges Exempel, die Mädels legen es doch regelrecht drauf an. Wir dürfen nur nicht die Abschlussstufen zu sehr dezimieren. Das würde dann irgendwelchen Eltern bei der Abschlussfeier auffallen. Mach Dir mal Gedanken, wer für die Afrikaner neben Anja und Sonja noch in Frage kommt. Ich dachte ja auch schon an Heidi und ihre Freundin Ines. Aber mit Heidi läuft es ja jetzt ganz gut. Ich denke wir können sie hier noch für die ein oder andere Aufgabe gut brauchen. Dieser Junge Andi ist ja ein ganz hübscher. Den haben sie wirklich passend hergerichtet. Wenn Anja ihren Ex sehen würde.“ Sie lachte leise. „ich hätte nicht gedacht, dass man einen Sack so vollspritzen kann.“ Was haben die nur mit Andi gemacht? Dann hörte ich die andere Stimme „Hast Du keine Sorge, dass die uns gerade hören?“ „Nein, sollen sie doch. In einer Woche sind die beiden doch eh in Afrika. Wem wollen sie denn da was ohne Stimme und zudem auf Deutsch erzählen?“ lachte sie erneut. Mir wurde schwarz vor Augen. „Wann werden wir das Geld bekommen? Wir müssen unbedingt das Dach von der Sporthalle noch vor dem Winter machen. Außerdem wolltest Du Dich nach einem anderen Hausmeister umsehen. Der wird bestimmt mehr Gehalt und Schweigegeld wollen.“ „Das würde ja auch dafürsprechen, dass wir bald noch weitere verkaufen. Vielleicht können wir ja noch einen besseren Preis aushandeln, wenn wir auf deren Wünsche mehr eingehen.“ „Dafür müssten wir sie aber bereits vollständig erzogen abgeben. Das bekommen wir doch neben dem Schulbetrieb nicht hin, oder?“ „ja, das sehe ich auch als Problem. Wir sollten aber mal drüber nachdenken, ob wir nicht ein oder zwei zu uns in die Klausur nehmen. Nein besser ins Männerkloster rübergeben. Die sollen uns dafür zwei Jungs im Austausch senden. Hast du dich schon erkundigt, was wir alles benötigen, um die Brandzeichen und Tätowierungen selber vornehmen zu können?“ „ich denke, dass ich in den kommenden Tagen die Mitteilung erhalten werde. Aber heute morgen ist ein Paket mit einem Testset gekommen, das können wir vielleicht morgen oder übermorgen mal ausprobieren.“

„Das wichtigste ist aber doch, dass diese jungen Menschen endlich kapieren, dass dieser Sex total überbewertet wird. Das es nicht nur Unsinn ist, sich dieser Lust zu geben, sondern zudem gefährlich ist. Das zerstört unsere ohnehin kaputte Gesellschaft doch ganz. Überall nackte Haut, in der Werbung, im Film, einfach überall. Schau Dir selbst diese beiden doch damals in der fünften so braven und züchtigen Kinder Anja und Sonja an. Und jetzt heute. In jedem Ohr mehrere Ohrringe, Sonja hat jetzt sogar einen Nasenstecker. Gezupfte Augenbrauen, schwarze Wimpern, Lidstrich und und und. Selbst Heidi werden wir noch erklären müssen, dass sie eine Naturschönheit ist und keine kurzen Röcke und Schminke tragen muss. Schwester Viola berichtete letztens von der Krankenstation, dass sich dort eine aus der siebten mit einer Sportverletzung meldete. String, komplett rasiert, Stecker in den Brustwarzen. Ich glaube es war dieses Mauerblümchen Tina. Und der war das nicht mal peinlich, als Viola das alles sah. Der Sache müssen wir auch noch nachgehen. Vielleicht eignet sie sich für den nächsten Schub, obwohl sie ja noch ein wenig jung ist. Aber das den Männern das alles so gut gefällt, dass die von solchen Äußerlichkeiten so geil gemacht werden. So wirklich kapier ich es nicht. Damals, vor jetzt gut 20 Jahren, als ich noch im profanen Leben war, da hatte ich mal einen Freund. Dem reichte es, wenn ich Kajal draufhatte. Der meinte schon, dass dies meine Einladung an ihn zur Entjungferung sei. Deshalb habe ich ihn dann auch verlassen. Mit Dir ist es mir hier viel lieber.“ Ich hörte sowas wie einen Kuss.“ „Aber heute wollen die Männer wohl viel viel mehr. Wobei ich den Eindruck habe, dass viele unserer Mädels da selber Freude dran haben, sich piercen zu lassen oder einfach geil aussehen zu wollen. Denen scheint das selbst auch zu gefallen. Warum sollten unsere Mädels hier sonst so rumlaufen, in diesen Hotpants oder viel zu kurzen Röcken. Du willst gar nicht wissen, wie es darunter aussieht. Die Sportlehrerin hat mir Dinge erzählt, für die mir die Worte fehlen. Und das alles, wo der alte taubstumme und halbblinde Hausmeister der einzige Mann im Haus ist. Deshalb nehme ich an, dass sie diese ganzen Äußerlichkeiten für sich selbst machen. Im Internet und diesen Jugendzeitschriften wird ihnen das ja alles vorgelebt. Unsere Maßnahmen, um diesen freizügigen Internetkonsum einzuschränken, werden ja alle umgangen. Es nützt halt nichts, wenn wir die Zugänge über diesen Server im Keller kontrollieren und diese Gören von ihren reichen Eltern Smartphones und Tablets mit Internetzugang bekommen. Deshalb müssen wir auch so darauf achten, dass hier niemand Fotos macht. Die könnten sonst ganz schnell irgendwo landen. Es würde sicherlich Eltern geben, die zwar eine strenge Erziehung gutheißen, aber vielleicht nicht mit unseren Methoden immer ganz einverstanden sind. Wir dürfen auf keinen Fall unseren Ruf beschädigen. Es ist ja jetzt schon schwierig genug passende Mädchen zu finden. Wenn wir jetzt wegen des neuen Vertrages mit den Afrikanern in jedem Jahrgang noch ein zwei Mädchen verlieren, darf das nicht zu Lasten unserer Abschluss-Quote gehen. Auch wenn wir dadurch Erlöse von Internats-Schulgeld in Höhe von 20 Schülern pro Jahr erhalten, plus noch dem, was uns alles das Leben angenehmer macht. Letztlich sind die Eltern unsere Kunden, nicht deren Kinder. Deren Wünsche müssen wir umsetzen, nicht die der meist verzogenen Blagen.“

„Meinst Du, wir sind bei Anja zu weit gegangen?“ „Nein, ich denke auf sie warten noch ganz andere Herausforderungen. In Afrika wird ihr neuer Besitzer sie nicht nur richtig erziehen, sondern natürlich auch zunächst sein Eigentum kennzeichnen. Meist mit Brandmalen auf den Venushügel, den Po oder auf die Schulter. Ich denke wir sollten andere Kulturen und Bräuche einfach akzeptieren, auch wenn wir da vielleicht etwas weiterentwickelt sind.“

Ich schreie und weine ganz laut in mich hinein. Mein Kopf ist kurz vor dem Zerplatzen vor Schmerzen durch diese Vorstellung. Warum musste ich das anhören? Ob Andi das auch gehört hat. Er ist so reglos hinter mir.