Weeslower Chroniken - Teil V - 2007 - Kapitel 4 - Mila und Julia - Nackte Tage in Weeslow II


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21.08.2019
Kunst
fkk
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Nach dem Gespräch war Mila noch verwirrter als zuvor. Was hatte sie falsch gemacht? Nadine hatte versucht, sich zu erklären, doch alles, was Mila verstanden hatte war, dass Nadine traurig war, enttäuscht - und vor allem eifersüchtig. Aber wie hätte Mila das denn vermeiden können, sie hatte doch nur getan, was Nadine wollte. Oder?

Sie kam herunter zu den anderen in die Küche. Julia bereitete Salat zu. Neben ihr stand eine Frau, die Mila erst auf den zweiten Blick wieder erkannte. Die polnische Nachbarin, die am Mittag im Auto vorbei gefahren war. Brünett, klein, sehr schlank, dabei sehr drahtig, muskulös, etwa Mitte dreißig.

Sie bemerkte Mila, als diese in die Tür trat und kam lächelnd auf sie zu.

„Ich bin Agata. Du musst Mila sein.“ sagte sie akzentfrei.

Auch Agata war vollkommen nackt. Intensiv und durchgehend gebräunt, mit einem perfekten, fein konturierten Six-Pack-Bauch und unten herum komplett blank, wie alle hier.

Sie umarmten einander und gaben sich Wangenküsschen, wobei Mila sich etwas herunter beugen musste.

Agata wies nach draußen. „Das ist Wiktor, mein Mann, bei Michael am Grill.“

Mila schaute auf die Terrasse. “Hallo.“ sagte sie leise.

Wiktor war ein Schrank, zwei Meter groß, kahlköpfig, breitschultrig, Muskel bepackt, an einigen Stellen an Armen und Rücken tätowiert, so gebräunt und perfekt durchtrainiert wie seine Frau. Ein schöner, wenn auch nicht allzu großer Schwanz baumelte friedlich vor ihm herum. Der Riese nickte Mila freundlich zu.

„Michael, darf ich Dich mal kurz sprechen?“

„Klar. Übernimmst Du?“ bat er seinen Freund, wischte sich die Hände an einer Schürze ab, die er dann jedoch sogleich ablegte, und kam zu Mila hinein. Sie führte ihn durch den Flur, hinaus in den Vorgarten, wo sie unter sich waren.

„Was ist mit Nadine los?“

Michael seufzte. „Ich habe es befürchtet. Und sie wohl auch. Sie hat den Besuch mit Dir immer wieder hinaus gezögert. - Sie ist in Dich verliebt.“ Er ließ die Worte einen Augenblick wirken. „Und Dich dann hier sofort mit Julia davoneilen zu sehen, das muss sie sehr geschmerzt haben.“

Mila schaute ihn betroffen an. „Aber das wollte ich nicht.“

Er nahm sie in den Arm. „Dich trifft auch keine Schuld. Ich glaube, Nadine kommt gerade mit ihrer Gesamtsituation nicht ganz klar.“

 

Am Abend sprachen Mila und Nadine nochmal miteinander. Nadine klärte Mila über ihren zwischenzeitlichen Entschluss auf. Sie wolle ihr Leben in Weeslow nicht erst im nächsten Jahr, sondern schon jetzt auf das Nötigste reduzieren. Und sie werde nicht wie geplant die Nachfolge von Daniela Bodenhain im Eden-Hotel übernehmen, wenn diese in Ruhestand gehe, sondern in Vollzeit in Berlin in der H:S weiterarbeiten, sie habe da schon länger ein entsprechendes Angebot von Reichenbacher. Für die Kinder sei es besser, wenn sie ihren Mittelpunkt allein in Berlin hätten. Michael wird schon darüber hinweg kommen.

„Und ich?“ fragte Mila ängstlich.

„Genau das wollte ich Dich fragen, Mila. Was möchtest Du?“

Es war seit langem das erste Mal, dass sie das von jemandem gefragt wurde. Erst recht von Nadine. Entsprechend überrumpelt war sie. Es machte ihr nicht leichter, dass in diesem Augenblick Julia ins Zimmer kam und sich an sie kuschelte.

„Ich liebe Dich.“ flüsterte Mila in den Hörer. „Und ich liebe Julia.“ ergänzte sie. Julia strahlte sie an. Deren vollen schönen Brüste schienen vor Freude zu vibrieren.

Und in diesem Moment wurde Mila klar, dass sie sich tatsächlich über alles in dieses junge, blonde Mädchen verliebt hatte. Nadine war ihre gute Freundin, ihre Vertraute, ja auch ihre Geliebte. Aber Julia gehörten ihr ganzes Herz und ihr ganzer Leib. Julia war ihre Zukunft.

Und nicht etwa ein Mann. Dieser zweite Gedanke schnürte ihr kurz die Kehle zu. Sie liebte eine Frau, so wie sie noch nie einen Mann geliebt hatte. Vielleicht auch niemals lieben würde. Sie musste fast neunzehn Jahre alt werden, um zu erkennen, wie viel eine Frau ihr bedeuten konnte.

Als Julia sich wieder erhob, um zu den anderen zurückzugehen, ging auch Mila nach draußen, aber nicht zur Terrasse, sondern vorn hinaus, und begab sich auf den Fußweg zum See. Sie musste nachdenken. Liebe ich wirklich Frauen? Anstelle von Männern? Oder beides? Sie war klug genug zu wissen, dass ihre bisherigen Erfahrungen in Sachen Liebe doch sehr übersichtlich waren, und sie das wohl noch gar nicht wissen konnte. Aber Julia hatte in ihr ganz andere Gefühle geweckt als alle anderen vorher, egal ob York und Jesse oder Nadine, und erst recht als alle anderen Schwärmereien vorher. Das, was diese drei Männer mit ihr gemacht hatten, war wunderbar gewesen. In dieser Hinsicht konnte sie Männer lieben – oder besser: begehren. Und sie als Männer auch bewundern und verehren. Nadine hingegen hatte sie sowohl begehrt als auch geliebt. Und als Frau auch bewundert. Doch in Julia war sie zum ersten Mal richtig verliebt. Nach nur zehn Stunden wusste sie dies mit Gewissheit.

Also was tun? Hier bleiben, in Weeslow? Das wäre das Größte. Und nur hier gelegentlich Nadine treffen? Schon dieser Gedanke hinterließ ein flaues Gefühl im Magen. Dazwischen wochenlanger Verzicht auf Nadine, auf York? Und auf Sara und Ivy? Gerade diese beiden süßen Racker fehlten ihr jetzt schon. Sie war doch deren Familienmädchen! Und Niklas? – Wie schön wäre es doch, wenn alle an einem Ort leben könnten.

Sie fand sich am See wieder. Ein kühler Wind kam über das Wasser herüber. Gleich würde es gewittern. Sie fröstelte und eilte zum Haus zurück.

Die Terrasse war verlassen, die Polen waren wohl gegangen. Mila hörte durch das offene Fenster des Schlafzimmers, wie Julia und Michael es oben trieben. Julia stöhnte laut, und auch Michael konnte sie deutlich hören. Das Bett knarzte laut. War auch sie eifersüchtig, weil sie Julia mit ihm teilen musste? Seltsam - nein, war sie nicht. Julia war schließlich sein Sommermädchen, er durfte das mit ihr machen. Und sie mit ihm. Und zudem: es war endlich. Danach… Ja, was danach? Egal, sagte sie sich, ging hinein und stieg die Treppe hoch.

Nur eine Nachtischlampe brannte im Zimmer. Michael steckte tief in Julia, die ihre Beine um seinen Rücken geschlungen hatte, und stieß kräftig zu. Mit jedem Stoß schwangen Julias großartigen Titten heftig mit. Doch zu Milas Überraschung entdeckte sie noch jemanden, im Schatten auf der anderen Seite des Zimmers, in einem Sessel sitzend. Wiktor. Er schaute den beiden zu und holte sich dabei einen runter. Von Agata keine Spur. Als er seinerseits Mila erblickte, hielt er erschrocken  inne und bedeckte seinen aufrecht stehenden Kolben mit beiden Händen. Ob ihn die anderen beiden noch gar nicht entdeckt hatten, fragte sich Mila sogleich. Doch an Michaels Grinsen erkannte sie, dass zumindest er von seinem Zuschauer wusste.

„Hilf ihm doch mal…“

Mila stand einen Moment unschlüssig in der Tür. Michael nickte ihr erneut auffordernd zu, ehe er sich wieder Julia widmete. Mila trat einen Schritt vor, zögernd, dann noch einen. Wiktor verstand allmählich, was auf ihn zukam. Er schüttelte den Kopf. Vermutlich wusste seine Frau nicht, dass er hier war. Und vermutlich war ihm das alles hier nicht erlaubt. Mila blieb stehen, sah ihn fragend an. Der Riese erhob sich, immer noch mit den Händen sein großes, steifes Glied verdeckend, und ging eilig an ihr vorbei. Mila ließ ihn passieren, doch dann lief sie hinterher.

„Wiktor! Warte!“

Tatsächlich blieb er auf der Treppe stehen und sah sich zu ihr um.

Mila kam auf ihn zu und umfasste mit beiden Händen seine starken Schultern. „Gute Nacht!“. Dann presste sie sich an ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn lang und ausgiebig, ließ von ihm ab, lächelte ihn lieb an, beugte sich herab, küsste zart seine geschwollene Eichel, und huschte wieder nach oben, um sich den anderen beiden anzuschließen.

 

Am nächsten Morgen, ohne dass einer von den dreien allzu viel Schlaf bekommen hätte, saßen sie schon gegen acht am Frühstückstisch. Michael war bereits angezogen, trank schnell einen Kaffee im Stehen. Er musste vormittags in die Schule. „Also, wie gesagt: Am See haben wir letzte Woche die neue Wasserski-Anlage eröffnet. Auf meinen Namen bekommt Ihr umsonst Wakeboards und könnt das mal ausprobieren. Jan wird es Euch zeigen, der gibt Euch bestimmt gern Sonder-Unterricht.“

„Okay. Wir überlegen es uns.“ meinte Mila unbestimmt.

„Also, entscheidet Euch und sagt mir dann, wo Ihr Euch herumtreibt. Bis später!“ Er küsste erst Julia, dann Mila, und verschwand.

„Ich muss Dir was gestehen.“ begann Mila leise.

Julia setzt mit verängstigtem Blick ihre Tasse ab. „Was Schlimmes? Dein Freund oder sowas?“

Mila lachte. „Keine Sorge. Ich habe keinen. Nein, was ganz anderes. – Ich kann nicht schwimmen.“

Erleichtert lachte auch Julia. „Und ich dachte schon… Also, das ist kein Problem. Lass es mich Dir beibringen.“

„Sehr gern. Aber dann nicht vor allen Leuten.“

„Klar. Am besten gleich hier, an der Badestelle. Fangen wir damit an, und dann fahren wir nachher zum Reiten.“

 

An der Badestelle waren sie zunächst allein, später gesellte sich der kleine Jonas dazu. Julia zeigte ihr die Bewegungen, gab ihr Ratschläge, machte vor, hielt Mila fest unter dem Bauch, so wie Mila es selbst vor kurzem in der Kita in Berlin noch mit den ganz Kleinen gemacht hatte. Jonas lachte sich darüber fast kaputt und neckte Mila fortwährend. Aber vor dem Jungen war es ihr nicht peinlich. Zum Glück machte sie schnell Fortschritte. Als aber Agata hinzukam, hörte Mila sofort mit dem Unterricht auf. Die drei Frauen lagen eine Weile zusammen träge in der Sonne und plauderten über Belangloses. Schließlich zog Julia ihre Freundin davon, um endlich reiten zu gehen.

 

Sie radelten zum Petershof, wie das Reiterhotel Peters alle nannten. Diesmal führte sie der Weg in der anderen Richtung östlich um die Seen herum. Sie kamen nach einem Waldstück und einem Feldweg durch Flursdorf hindurch. Ein Bauer auf einem Traktor grüßte freundlich, ebenso der Briefträger, eine alte Frau beim Wäscheaufhängen. Friedliche Provinz, herrliches Landleben.

Mila fiel auf, dass sie nun seit 48 Stunden, seit dem Essen bei Pröschls, kein einziges Kleidungsstück – abgesehen von Turnschuhen – am Leib hatte. Und wenn es nach ihr ginge, könnte das den ganzen Sommer so bleiben.

 

Sie wurden direkt von Stefan Peters begrüßt, als sie ihre Räder abstellten. Der Chef kannte Julia schon, die ihm nun ihrerseits Mila vorstellte. Er selbst sah gut aus, wie Mila fand, doch nicht zu vergleichen mit dem, der jetzt kam: Der Reitlehrer Pavel, der Schwarm aller Mädchen und Frauen, die zum Reiten auf den Hof kamen. Während Peters in T-Shirt und Cargo-Hose herumlief, hatte Pavel nichts anderes an als Reitstiefel und einen Cowboy-Hut. Er war nicht groß, sogar einer klein mit einem Meter siebzig – aber durchtrainiert und sehr sportlich. Und gut bestückt. Julia und Mila warfen sich einen vergnügten Blick zu. Doch auch Pavel ließ ziemlich unverhohlen seine Blicke über die beiden Schönen schweifen. Beide Mädchen groß gewachsen, beide sehr schlank und schmal, jugendlich rein und bildhübsch, makellos und durchgehend gebräunt, beide vollkommen blank im Schoß. Nur dass die eine sehr lange dunkle Haare und einen eher kleinen Busen hatte und die andere sehr lange blonde Haare und einen volleren Busen.

Pavel brachte ihnen zwei wunderbare Rappen heraus. Die beiden Mädchen striegelten und sattelten die schönen Pferde.

„Was schaust Du?“ fragte Mila grinsend, als sie kurz darauf Julias Blicke von der Seite her bemerkte.

„Du siehst gut aus.“

„Danke.“

„So durchgehend gebräunt, so herrlich schlank, so dunkelhaarig, auf diesem schönen Rappen.“

„Jetzt sag nicht, wie ein Indianermädchen.“

„Doch. Genau so. Besonders mit diesem Zopf. Ja, das ist es. Wie ein Indianermädchen. So schön und so natürlich, und ein bisschen wild…“

Mila lachte. „Und so nackt… Nenn mich Milahontas, wenn Du willst!“

 

Auf einem Waldweg ging vor ihnen eine Familie, Vater, Mutter, etwa vierzehnjähriger Sohn, eine etwa sechzehnjährige Tochter. Ihre Kleidung und ihr Gepäck ließen erkennen, dass sie auf dem Weg zum Baden am See waren. Mila und Julia ritten leise heran. Erst als sie etwa fünfzehn Meter hinter den vieren waren, bemerkte sie der Junge. Er sah sich um, blieb stehen, starrte sprachlos die nackten Mädchen auf den schönen Pferden an. Dann drehten sich auch die anderen drei um. Sie machten zögerlich Platz, je zwei auf jeder Seite, und ließen die beiden passieren. Mila ritt voran und bedankte sich höflich. Keine Antwort, nur verblüfftes Schweigen. Und böse Blicke vom Vater. Auch Julia bedankte sich für das Vorbeilassen. Diesmal antwortete nur das Mädchen, eine süße kleine Dunkelhaarige mit wunderschönen braunen Augen, einem dunklem Teint und in sehr knappen Shorts. Es schaute Julia schüchtern, aber neugierig an und murmelte leise: „Gern.“

Als sie vorbei geritten waren, brach es aus dem Vater heraus: „Unerhört! Was ist das denn?“ Und er rief den beiden Reiterinnen hinterher: „Sauerei! Das müsste man anzeigen!“

Mila kicherte, Julia sah sich grinsend um. Sie hörten ihn noch eine Weile lang, wie er sich  fluchend aufregte.

Der Weg wurde breiter, Julia schloss zu Mila auf und ritt wieder neben ihr her: „Was für ein Blödmann. – Aber das ist seit langem die erste richtig böse Reaktion auf meine Nacktheit.“

„Schon mal passiert?“

„Selten. Jedenfalls selten so offen und aggressiv. Wenn dann nur nonverbal.“

„Egal. Lass sie, sie wissen es nicht besser.“

Mila hörte sich selbst so reden und wunderte sich über ihre eigene Abgeklärtheit, die keineswegs gespielt war.

Sie kamen aus dem Wald heraus auf offene Heidelandschaft. Zunächst lief ihnen ein Schaf über den Weg, dann zwei, dann viele.

„Und da kommt das Hauptschaf.“ rief Julia aus. Auch sie kannte Olav, den Schäfer, schon lange. Und die Schafe kannten die Pferde, denn sie begegneten einander fast täglich. Olav grüßte wieder lässig und stapfte durch das hohe Gras am Wegesrand herbei. Die drei machten ihre Scherze, Olav lud die beiden Mädchen erneut zu sich ein, aber beide lehnten höflich ab und verabschiedeten sich von ihm.

„Mir tut allmählich der Po weh.“ jammerte Mila. „Ich bin das Reiten anscheinend nicht mehr gewohnt.“

„Reiten wir zur Peese. Da lang, ist nicht weit.“

Sie machten kehrt und schlugen dann einen abzweigenden Weg ein.

Kurz vor dem Südufer des Weeslower See bildete das Flüsschen Peese, das den See speiste, selbst noch einmal ein breites Becken, an deren Seiten man prima baden und vor allem im seichten, nur sachte fließenden Wasser mit den Pferden planschen konnte.

Die Pferde genossen die Abkühlung, die Mädchen auch. Schließlich stiegen sie ab und ließen die Pferde frei herumlaufen, legten sich selbst einfach in den feinen Sand am Ufer.

Kurz darauf traf die Familie ein, der Mila und Julia zuvor schon vom Pferd aus begegnet waren. Als der Vater die beiden nackten Mädchen wieder erblickte, konnte man ihn über die ganze Lichtung hinweg knurren hören. Er stellte sich vor seiner Familie auf, den Rücken der Wiese zugewandt, und wollte sie auffordern, eine andere Badestelle aufzusuchen. Doch dann überlegte er es sich anders, hieß seine Familie zu warten und kam schnellen Schrittes auf Mila und Julia zu.

„Zieht Euch gefälligst was an! Das hier ist ein öffentlicher Badestrand.“ rief er drohend.

Julia zog sich eingeschüchtert zusammen. Aber Mila blieb erstaunlich locker. Sie stand sogar auf und zeigte sich in ihrer ganzen Schönheit.

„Haben Sie ein Problem damit? Warum probieren Sie es nicht mal selbst?“ meinte sie ganz gelassen, wissend, dass sie ihn damit nur noch mehr provozierte.

„Werd´ nicht frech! Ich hole gleich die Polizei!“

„Den Vorschlag wollte ich auch gerade machen. Sie belästigen nämlich gerade zwei junge Frauen. Warten Sie, ich rufe da an.“ Und schon wandte sie sich von ihm ab und kramte ihr Handy aus der Tasche. 

Das verschlug ihm die Sprache. Er sah sich nach seiner Familie um, die in einiger Entfernung zuschaute und jedes Wort mitbekommen musste. Mila wählte tatsächlich eine Nummer. Es war die von Jasmin. Mila horchte.

„Das wirst Du mal schön bleiben lassen…“ Er trat nun einen Schritt vor und wollte ihr das Handy wegnehmen, da rief Julia aus: „Mia, pass auf! – Hey Sie, halten Sie ihn zurück!“ schrie sie in Richtung der Familie. „Wir haben ihm nichts getan.“

Währenddessen hatte Jasmin abgenommen. Mila sagte: „Du Jasmin, sag mal Bürgermeister Dreyer, er soll die Polizei herschicken, Julia und ich werden von einem Mann belästigt. – wie heißt das hier?“

Julia antwortete: „Flursdorfer Bruch. An der Peese. Am besten, die fahren über Flursdorf.“ Nun hatte sie eine Idee. „Ich fotografiere den mal, falls er wegläuft.“

Das war nun zu viel für den Mann. „Ich werde Euch anzeigen!“ Aber er machte sich bereits auf den Rückweg. Er gab auf.

„Jasmin, warte...“ Mila nahm das Telefon vom Ohr und rief ihm hinterher, laut genug, dass seine Familie es hörte: „Vielleicht können wir uns ja auch ohne Polizei verständigen.“

„Pah!“ Ohne sich umzudrehen, machte er eine wegwerfende Bewegung.

„Mein Gott, was haben Sie denn?“ rief sie nochmal.

Doch er war schon bei seiner Familie und scheuchte sie mit ausgebreiteten Armen davon. Mila sah, wie sich das hübsche Mädchen nach ihnen umdrehte. Es schien zu lächeln.

 

Sie kehrten zum Reiterhof zurück. Pavel brachte den durstigen nackten Mädchen Wasser, während diese die Pferde abrieben. Als sie die schönen, geduldigen Tiere zurück auf die Wiese brachten, begegneten sie einem jungen nackten Reiterpaar. Man grüßte sich freundlich, als die beiden vorbei ritten. „Aus Berlin. Kommen öfter.“, kommentierte Pavel knapp.

„Wir haben Michael vergessen!“ rief Julia plötzlich aus. Mila holte ihr Handy hervor. Fünf verpasste Anrufe. Sie hatte den Klingelton ausgestellt. Akku-Stand noch drei Prozent. Sie versuchte es sofort, aber er ging nicht ran. Noch zwei Prozent. Julia selbst hatte ihr Handy nicht mitgenommen, aber währenddessen schon Pavel nach Michael befragt. Doch der war wohl bis dahin noch nicht auf dem Hof gewesen. Sie überlegten, was sie am besten tun könnten, um sich mit ihm noch zu treffen – und ihn nicht zu verpassen. Sie würden mit dem Rad direkt zum Forsthaus fahren. Wenn er mit dem Rad käme, dann würden sie ihn treffen. Wenn er mit dem Auto käme, nun, dann müsste ihn Pavel informieren, wo sie seien.

„Pavel, was bekommst Du?“ fragte Julia.

Er winkte ab. „Freunde von Michael zahlen nichts.“

 

Auf dem Heimweg vom Reiterhof sprang bei Julias Fahrrad die Kette ab. Beide hatten mit Fahrrädern nicht viel Erfahrung, und zunächst standen sie etwas ratlos herum. Sie waren etwa zwei Kilometer vom Hof entfernt und etwa genauso weit von der nächsten kleinen Siedlung. Milas Handy-Akku war vollständig leer. Also drehten sie das Rad auf den Kopf und versuchten sich daran. Gerade als sie aufgeben wollten und die Räder nach Hause schieben wollten, näherte sich ein Auto auf dem Feldweg.

Es war die Familie, der sie nun schon zum dritten Mal begegneten. Der Vater schaute grimmig geradeaus, als er mit langsamer Geschwindigkeit vorbei fuhr, die Mutter und ihre Kinder dagegen drehten neugierig die Köpfe.

„War doch klar, dass der nicht anhält.“ schimpfte Julia.

Doch genau das passierte plötzlich, in etwa dreißig Metern Entfernung. Einen Augenblick lang stand der Wagen, ohne dass etwas passierte, dann öffnete sich eine der hinteren Wagentüren. Der Junge schaute heraus und rief: „Können wir Euch helfen?“

„Ja.“ antwortete Mila sofort. „Die Kette ist ab.“

Der Junge stieg aus und kam auf die beiden zu. Zugleich setzte der Wagen zurück und hielt neben ihnen. Alle stiegen aus.

Überraschenderweise meinte der Vater, als er um sein Auto herumging: „Das haben wir gleich.“

„Danke! Ich bin Mila.“

„Und ich Julia.“

„Und ich Ella.“ reagierte als erstes das hübsche Mädchen. Es war einen halben Kopf kleiner als Mila und Julia. Dann stellte sich der Junge vor, die Mutter, zuletzt sogar der Vater.

Der brauchte doch länger als gedacht, weil sich die Kette arg verkantet hatte. Er holte Werkzeug aus dem Kofferraum und begann, das Hinterrad abzumontieren.

Julia und Mila standen mit Ella etwas abseits.

„Ihr seid ziemlich mutig.“ meinte das Mädchen.

„Findest Du?“ entgegnete Julia und meinte grinsend zu Mila. „Also, ich finde uns ganz normal, oder?“

„Seid Ihr nicht die zwei Mädchen aus der Zeitung?“

„Oh! Ist der Artikel schon erschienen?“

„Also seid Ihr es. Ich habe es mir die ganze Zeit schon gedacht. Aber Ihr heißt anders, oder?

„Das sind unsere Tarnnamen.“ lachte Julia. „Und woher kommt Ihr?“ Sie wies auf das Kennzeichen. „Was ist HSK?“

„Sauerland.“

„Und macht Ihr hier Urlaub?“

„Ja, sozusagen. Mein Vater hat hier geschäftlich zu tun und daher wohnen wir in dieser Woche in einer kleinen Pension in der Nähe. Heute hat er mal Zeit. Danach wollen wir nach Rügen.“

Mila musste die ganze Zeit auf das Ellas T-Shirt schauen, das an vielen Stellen, vor allem am Busen ganz feucht war vom darunter noch vom Baden nassen Bikini-Oberteil. Sie fragte sich, warum sie selbst so einen Blödsinn früher auch immer gemacht hatte, wo sich das doch so furchtbar unangenehm anfühlte. Dann sah sie wieder zum Vater herüber, der vor sich hin fluchte.

„Was war denn vorhin mit Deinem Vater los? Der scheint doch ganz nett zu sein.“

Ella lächelte etwas gequält. „Ist er auch. Aber mit Nackten kann er nichts anfangen. Das war schon immer so. Findet er widerlich.“

Julia tat ungläubig. „Widerlich? Wir?“

„Nicht Ihr selbst. Ist mehr so aus Prinzip. Gehört sich nicht, und so… “

„Dann solltet Ihr aber nicht ausgerechnet in dieser Gegend Urlaub machen. Hier ist das Nacktsein nämlich sehr verbreitet.“

„Ich weiß. Hab davon heute schon in der Zeitung gelesen.“

„Und Du? Wie stehst Du dazu?“ wollte Julia wissen.

Ella meinte grinsend: „Keine Ahnung. Ich würde jedenfalls nicht so wie Ihr hier nackig durch die Gegend laufen, das ganz bestimmt nicht.“

Julia zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Aber für Einsteiger wäre zumindest unser Weeslower See ideal.“ Sie wandte sich an Mila. „Oder, was meinst Du?“

Mila nickte. „Wenn Du schon ein paar Tage hier bist, dann komm doch einfach mal mit uns dahin.“

Ella warf einen vorsichtigen Blick in Richtung ihres Vaters. „Na ja, ich weiß nicht.“

„Musst ihm ja nicht verraten, wohin Du gehst. Machst halt mal einen Ausflug allein. Oder mit Deinem Bruder.“

„Bloß nicht!“ Sie machte eine abwehrende Bemerkung. „Aber vielleicht hat meine Mama ja Lust.“

„Frag sie doch mal!“ bestärkte sie Mila und deutete dabei auf Ellas Bikinioberteil. „Ihr müsst Euch ja auch nicht gleich ganz ausziehen. Züchtiges ´oben ohne´ reicht ja für den Anfang.“

In diesem Moment rief der Vater aus: „So, läuft wieder.“ Er stellte das Rad wieder auf die Reifen und wischte sich die Hände an einem Taschentuch ab. „Du bräuchtest aber mal eine neue Kette.“

„Vielen, vielen Dank!“ Julia war drauf und dran, ihn zu umarmen, aber er wich schon vorsorglich aus, und sie hielt sich zurück.

Auch Mila bedankte sich. Dann flüsterte sie Ella zu: „Wir wohnen im alten Forsthaus bei Michael Schneider. Die Telefonnummer findest Du heraus, oder Du kommst einfach vorbei!“

 

Mila und Julia winkten dem davonfahrenden Auto nach. „So kann man sich irren. War doch ganz nett, der Alte.“ begann Julia.

„Und er hat eine sehr hübsche Tochter. Bin mir sicher, dass diese Ella Spaß am FKK hätte. Schien jedenfalls sehr neugierig zu sein.“

 

Im Forsthaus war noch niemand. Die beiden Mädchen verschwanden zusammen im Bett, verwöhnten einander und schliefen dann selig ein. Irgendwann hörte Mila im Halbschlaf unten jemanden in der Küche. Michael räumte Einkäufe ein.

Plötzlich fuhr sie auf. Verdammt, dachte sie, was ist mit meinem Vortrag an der H:S? Der war so wichtig für sie, gab so viele Punkte… Sie sprang aus dem Bett und nahm ihr Handy zur Hand. Immer noch tot, sie hatte vergessen, es aufzuladen. In der Küche entdeckte sie einen Wandkalender. Noch genau eine Woche und ein Tag. Und sie hatte keinerlei Unterlagen hier in Weeslow. Ich muss Nadine anrufen! Oder besser gleich Sylvia… - Unter der Dusche grübelte sie weiter. Sie müsste hierher ihre Unterlagen bekommen und mindestens für den Vortrag nach Berlin zurück fahren. Vielleicht konnte sie ja Julia mitnehmen. Aber zu Nadine? Wohl kaum. - Und die Prüfung sausen lassen? Aber konnte sie denn überhaupt hierbleiben? Michael hatte noch nichts dazu gesagt. Und wenn Julia es vielleicht auch gar nicht wollte? Sie spürte einen Stich im Leib. Erwiderte Julia ihre Gefühle überhaupt?

Genau in diesem Moment kam die noch ganz verschlafene Julia zu ihr ins Bad. Wie selbstverständlich betrat sie die Dusche und schmiegte sich an Mila, küsste sie und begann sie am ganzen nassen Körper zu streicheln. Dann ging sie in die Knie und widmete ihre Zunge ausführlich Milas blanker Möse. Der Stich in Milas Leib ließ nach und wurde von wohligen Schauern abgelöst.

Wenig später saß sie mit Julia auf dem Bett und besprach die Situation. Michael kam dazu. Während Julia zur Begrüßung seinen mächtigen Riesenschwanz in ihrem Rachen verschwinden ließ, lud er Mila ein, so lange zu bleiben wie sie wolle. Wenn Julia einverstanden wäre. Was Julia natürlich war. Sie zwinkerte Mila zu und nickte stumm, ohne allerdings seinen stahlharten Penis aus ihrem Mund entgleiten zu lassen. Mila umarmte und küsste beide überglücklich. Genau das hatte sie sich so sehr gewünscht. Den Sommer in Weeslow verbringen – zusammen mit Julia. Und mit ihm. Michael riet ihr jedoch dringend, wenigstens die Prüfung, also ihren Vortrag noch durchzustehen, viel müsse Mila wohl nicht mehr dafür tun, danach seien eh Semesterferien. Er würde Nadine bitten, die Unterlagen aus Berlin herzuschicken. Aber Mila solle unbedingt das weitere mit Sylvia Pröschl besprechen. Und natürlich auch mit Nadine.

Das tat Mila. Mit Sylvia wurde sie sich schnell einig, dass sie bis zu ihrem Vortrag in Weeslow bleiben und dem Seminar für die restlichen zwei Wochen danach bis Semesterende ausnahmsweise fernbleiben durfte. Außerdem überlegten sie gemeinsam, ob Mila nicht lieber am Weeslower Campus weiterstudieren sollte. Aber das hatte noch Zeit.

 

Vor dem Anruf bei Nadine hatte Mila mehr Bammel. Aber Nadine klang schon wieder recht gefasst. Sie wünschte sich einfach nur etwas Ruhe und Abstand. Immerhin ging es um nichts weniger als um ihren Abschied aus Weeslow, nach immerhin zehn wunderbaren Jahren dort. In ein paar Wochen werde man dann schon sehen, vor allem, wie es mit Michael und ihr weitergehe. Und natürlich schmerzte auch die Erfahrung, dass sie jemanden wie Mila mit anderen teilen müsse. Aber das sei wohl ganz natürlich und nicht zu vermeiden, sagte sie selbst. Dennoch würde sie Mila gern sehen. Nur ohne die anderen. Nadine machte einen Vorschlag: Man könnte sich an einem neutralen Ort sehen. Ivy und Sara, die Mila sehr vermissten, würde sie auch gern mitbringen. Und sei nicht morgen Milas neunzehnter Geburtstag? Es würde sie so glücklich machen, wenn sie den mit Mila gemeinsam verbringen könnte, erklärte sie.

Als Treffpunkt wurde ein Kunstmuseum südlich von Berlin ausgewählt, das Nadine liebte und in dem es gerade eine interessante Ausstellung gab. Das war zwar von Weeslow aus eine fast zweistündige Fahrt, aber das Gelände dieser ehemaligen kleinen Künstlerkolonie sei herrlich gelegen, erzählte Nadine, es gäbe dort ein nettes kleines Café, die Kinder liebten es, dort zwischen Statuen, Mauern, Hügelchen und Büschen Verstecken zu spielen, und unweit davon gäbe es auch ein schöne Badestelle.

 

Mila erzählte den anderen von dem Plan. Michael war sofort bereit, ihr seinen alten Volvo zu leihen. Und Julia war einerseits traurig, den nächsten Tag, noch dazu den Geburtstag, ohne Mila verbringen zu müssen, aber andererseits auch froh, dass Nadine und Mila sich wieder versöhnen würden, denn sie hatte immerzu das schlechte Gewissen, der Grund für diese Trennung zu sein. Und sofort war sie Feuer und Flamme, als es darum ging, für Mila etwas zum Anzuziehen herauszusuchen. Denn Mila hatte ja außer ihren Turnschuhen nichts dabei in Weeslow.

 

Am nächsten Morgen um elf Uhr kam Mila an. Am Ende einer nicht asphaltierten Piste durch einen tiefen Wald lichtete es sich. Auf dem Parkplatz standen nur wenige Autos. Eines davon war Nadines Van. Kaum dass Mila ihren Wagen daneben abgestellt hatte, sprangen zwei kleine Racker heraus und sprangen auf ihren Volvo zu. Nadine folgte ihnen grinsend. Mila öffnete die Fahrertür, aber sie konnte nicht aussteigen. Sie wurde fast erdrückt von Sara und Ivy, die darum rangen, Mila am nahesten zu sein, und sie mit lauten Glückwünschen überhäuften.

Als es ihr gelang, sich loszumachen, trat Nadine an sie heran. „Alles Liebe, meine Süße!“ Sie umarmten einander und küssten sich, leidenschaftlich und sehr lange, so dass Ivy und Sara schon wieder unruhig wurden und an beiden herumzupften. Sie lösten sich und schauten beide bewundernd aneinander herab. „Wow!“ sagten beide im gleichen Moment und mussten lachen.

Nadine trug ein rotes Sommerkleid mit kurzen Ärmeln, bedeckten Schultern und einem sehr tiefen Ausschnitt. Sie zeigte darin ihre schönen, langen, schlanken, sommerlich gebräunten Beine, denn es war für ihre Verhältnisse sehr kurz, und hätte daher eher zu Mila gepasst. Diese wiederum hatte sich selbst übertroffen. Das von Julia geliehene Kleid bezeichnete diese selbst als eines ihrer früheren Lieblingsstücke, aber eigentlich als für sich „herausgewachsen“. Es war dunkelblau mit Blümchenmustern, eher mädchenhaft, hatte ebenfalls kurze Ärmelansätze und bedeckte Schultern, lag wie eine dünne, zweite Haut an Milas schmalem Körper, begann sich dafür ab der Höhe der Hüften umso mehr zu weiten– und hörte direkt unterhalb von Milas Schoß schon wieder auf. Noch kürzer erschien es hinten, dort fiel der leichte, weite Stoff locker über die Rundung des Pos herab und endete direkt darunter am Übergang zu den Schenkeln. Dazu trug Mila schwarze knöchelhohe Stiefeletten.

Obwohl nur wenige Meter weiter ein Auto einparkte, hob Nadine unvermittelt mit beiden Händen Milas Rocksaum weit in die Höhe und musterte sie darunter. „Braves Kind.“ meinte sie, als sie dort nur nackte Haut erblickte. „Ich liebe Deinen süßen, kleinen Schlitz!“ Sofort machte es Mila ihr nach. Auch Nadine hatte auf das Darunter verzichtet. „Ein Teil des Geschenkes für Dich. Den anderen Teil gibt es später.“ Lachend machten sich die beiden jungen Frauen Arm in Arm auf den Weg zum Eingang, flankiert von zwei kleinen Mädchen. Beim Gehen wippte Milas Rocksaum auf und ab und erlaubte immer mal wieder für kurze Augenblicke den Blick darunter. Sie selbst fühlte sich jedoch nach drei gänzlich unbekleideten Tagen ungewohnt verhüllt.

Nadine kaufte die Tickets, und sie sahen sich die auf zwei Räume aufgeteilte Ausstellung an. Das Museum hatte gerade erst geöffnet, es war mitten in der Woche. Es waren nur zwei weitere Pärchen, ältere Leute jeweils, anwesend, die anderen wenigen Besucher verteilten sich auf dem weitläufigen Gelände. So konnte man alles in großer Ruhe anschauen. Nadine wusste schon sehr viel über die gezeigte Kunst und den Künstler und erläuterte Mila alles. Es war wie eine Privatführung für sie. Die beiden Kleinen waren derweil in einer Spielecke beschäftigt.

Mila war erleichtert und glücklich, wie unkompliziert sich Nadine gab. Sie suchte ihre Nähe und fand mit ihrer Hand den Weg unter das Kleid ihrer Freundin. Nadine tat es ihr gleich. Während der ganzen Besichtigung, für fast eine halbe Stunde, ruhte unter hoch geschobenem Stoff beinahe durchgehend eine Hand der einen auf dem nackten Po der anderen. Unendlich lang erschienen so die herrlich schlanken Beine der hoch gewachsenen jungen Frauen auf ihren hohen Absätzen. Die anderen Besucher, die allmählich immer mehr wurden, schielten ab und an hinüber, manche tuschelten.

Mila kam sich vor, als wären sie beide selbst ein Stück der Ausstellung. Angenehm fühlte sie den kühlen Luftzug der Klimaanlage ihre unbedeckten Schamlippen streicheln, was so unendlich gut tat angesichts ihres dauererregten Feuchtseins. Manchmal auch den sanften Druck von einem oder zwei Fingern an derselben Stelle, mit dem Nadine ihr mit ihrer freien Hand stets anzeigte, wenn sie sich dem nächsten Ausstellungstück zuwenden sollten. Dann hatte sie für Sekunden unter ihrem Kleid Nadines eine Hand auf dem Po und ihre zweite direkt in ihrem nackten Schoß. So ließ sie sich gehorsam von ihrer älteren Freundin wortlos durch den Raum dirigieren, und freute sich, wenn Nadine anschließend immer gedankenverloren an ihren Fingern schnupperte.

Sie gingen hinaus auf das Freigelände. Sofort stürmten die Kleinen los, Mila im Schlepptau, und spielten mit ihr Fangen. Mila hätte jederzeit eines der Kleinen erwischen können, aber sie stellte sich umständlich an und ließ sie jedes Mal knapp entwischen. Sie lachten laut und vergnügt, Nadine machte jede Menge Fotos davon. Milas lange, dunkle Haare ebenso wie ihr kurzer Rocksaum wehten und flogen bei jeder schnellen Drehung auf und ab, hin und her. Manchmal zog sie eines der Mädchen am Kleid, manchmal eines der Mädchen sie, was wieder so manche traumhaft süße Anblicke ergab. Mila war wieder ganz und gar unbekümmertes Kind, wie so oft, wenn sie mit den Kleinen zusammen war. Längst hatten sie wieder aufmerksame Zuschauer. Nach einigen Minuten warfen sich die drei ganz außer Atem in die Arme, fielen zusammen ins Gras, die Kleider aller drei rutschten dabei weit hoch, zwei Kinder-Popos kamen zum Vorschein und der ebenso süße blanke Venushügel der Neunzehnjährigen. Mila, ganz erhitzt, rappelte sich auf und bat Nadine, ihr den Reißverschluss hinten am Kleid zu öffnen, damit sie etwas Luft bekam. Dann band sie sich ihre Haare zu einem flüchtigen Knoten zusammen, so dass bis hinunter zur Hüfte ihr schöner gebräunter Rücken sichtbar wurde. Dass das schöne Mädchen keinen BH trug, war aber ohnehin schon für jeden erkennbar gewesen, allzu deutlich zeichneten sich die Konturen ihrer Brüste und deren harte Nippel unter dem engen, dünnen Stoff ab.

Ivy und Sara drängten zum Weitergehen. Sie zogen schon wieder an Mila. Diesmal war Verstecken angesagt. Mila sollte sich die Augen zuhalten. Zwischen Koniferen und kleinen Birken standen einzelne Statuen und Bildhauereien am Rande einer freien Fläche hinter dem Museumsgebäude, hinter denen sich die Kleinen sofort unsichtbar machten. Auch hier suchten Mila und Nadine länger als nötig. Sie hatten einen Riesenspaß. Dann sollten sich die Großen verstecken. Beim ersten Mal gaben sich die beiden noch keine große Mühe. Dann aber wollten sie es den beiden Kleinen auch nicht mehr so leicht machen. Sie liefen ein Stück voraus, während Sara bis 100 zählen sollte. Das würde dauern, das wussten sie. In einer längeren Reihe von lebensgroßen Statuen war eine Lücke, ein leeres, etwa einen halben Meter hohes Podest, auf das Mila aus Spaß hinaufstieg und sogleich bewegungslos in derselben Pose wie das nackte Mädchen aus Stein neben ihr verharrte. Sie hatte dabei einen Arm erhoben und hielt die Hand wie das Steinmädchen im Nacken. Dadurch hob sich ihr Kleidchen ein wenig an und entblößte gerade so eben ihren Schoß. Das ältere Pärchen, das auf der Wiese davor entlang flanierte, lächelte ihr freundlich zu, Mila lächelte zurück. Sofort griff Nadine die Idee auf. Sie trat zu Mila heran und schob ihr vorsichtig das Kleid von den Schultern, zog es herab und nahm es mit sich fort. Mila spielte sofort mit, schlüpfte schnell aus ihren Stiefelletten, warf sie Nadine hinterher, schüttelte kurz ihr Haar auf, strich es sich dann eng anliegend hinter den Kopf und machte einen sehr viel festeren Dutt, stellte sich wieder in Pose, eine Hand locker auf der Hüfte, die andere im Nacken, den Kopf scheu und nachdenklich zu Boden geneigt, das Spielbein leicht angewinkelt. Sie und das Steinmädchen sahen sich zum Verwechseln ähnlich, mit den eher zierlichen, aufrechten Brüsten, dem ganz flachen Bauch, dem leicht gewölbten, glatten Venushügel, der sich nur durch den schmalen, aber recht unauffälligen Schlitz des echten Mädchens unterschied. Auf der gegenüber liegenden Seite der Rasenfläche drückten sich einige Besucher an den Fensterscheiben des Museums die Nasen platt. Nadine machte schnell zwei, drei Fotos und verschwand dann hinter einer Hecke.

Hundert! Es raschelte, dann traten zwei kleine Mädchen auf die Rasenfläche. Die kleinere Ivy lief tatsächlich vorbei, Sara zunächst ebenfalls. Dann aber stutzte sie, drehte sich um und zeigte lachend mit dem Finger auf die lebendige Statue. Mila verharrte noch einen Moment in ihrer Position, dann aber musste auch sie loslachen. Mindestens ein Dutzend Besucher im Museum und einige am Rand der Fläche beobachteten jetzt bereits das lustige Kinderspiel.

Nadine machte gleich nochmal einige Fotos von Mila als Statue, auch noch in einer anderen Pose, dann stieg Mila von ihrem kniehohen Podest herunter, nahm mitten auf dem Rasen ihr Kleid entgegen, zog es sich in aller Ruhe wieder an, mit geöffnetem Reißverschluss jedoch, ließ sich ihre Stiefeletten reichen, die sie einfach in der Hand behielt. Sie gingen über den Hof zum dortigen Café, setzen sich an einen kleinen Tisch in die Sonne, bestellten für die Kleinen Apfelschorle und für sich selbst Milchkaffee.

„Sie sind aber mutig.“ meinte freundlich eine nette ältere Dame, bevor sie sich mit ihrem Mann an einen Nebentisch setzte.

Mila drehte sich ihr halb zu und lächelte lieb. „Das Steinmädchen neben mir aber auch.“

Nadine schlug die Beine übereinander und saß nun so, dass sich unter dem roten Rocksaum ihr nackter Schoß schon erahnen ließ. Sie meinte ganz sachlich: „Die Künstler, die das alles hier erschaffen haben, waren sehr fürs Nacktsein. Es heißt, die arbeiteten oft nackt.“

Die Dame nickte. „Ja. Davon haben wir auch gehört.“

„Wir fanden das einfach inspirierend.“ Nadine rückte etwas an Ivys Stuhl  heran und schob dabei ihren Rocksaum mit einer wie zufälligen Handbewegung noch etwas höher. Nun lag darunter alles wunderbar frei im Sonnenlicht.

„Entschuldigen Sie“, fragte nun ein anderer Mann, der an den Tisch herantrat. „Ich wollte gern fragen…“ Er stockte kurz, als er Nadines Nacktheit bemerkte. „Ob ich auch so Foto von Ihnen machen dürfte. Sie als Statue.“

Ohne lange Nachzudenken antwortete Mila. „Okay. Aber erst trinke ich meinen Kaffee, der wird sonst kalt.“

Der Mann bedankte sich und setzte sich an einen weiteren Tisch.

Nadine blinzelte Mila verschwörerisch zu und überreichte ihr dann ein Geschenk. Als Mila es auspackte, verschlug es ihr den Atem. Es war eine wundervolle Kette mit einem Goldmedaillon daran.

„Ich habe zwei ganz genau gleiche. Die eine gehörte meiner Großmutter, die andere ihrer Schwester. Ich möchte, dass Du die zweite trägst.“

Mila sprang von ihrem Platz auf und umarmte Nadine stürmisch.

„Du gehörst schließlich zur Familie.“

Mila sah ihre Freundin aufmerksam an. „Immer noch?“

„Immer noch. Na klar.“

Mila setzte sich wieder und legte die Kette an. Währenddessen meinte Nadine: „Und der dritte Teil des Geschenks, nun ja, der ist etwas umfangreicher zu beschreiben. Zunächst einmal: Wie ist es, wenn Michael mit Julia seine Sommerreise macht – kommst Du da mit?“

Mila war von der Frage überrascht. „Davon haben wir noch nicht gesprochen.“

„Soviel ich weiß, fahren die beiden bald für zwei Wochen nach Istrien. Wenn Du nicht mitfährst, dann hätte ich einen Vorschlag für Dich.“

Mila richtete sich auf und rückte auf ihrem Stuhl etwas vor. Nun saßen sich beide Freundinnen mit vollkommen entblößten Schößen gegenüber, gut sichtbar für viele um sie herum. „Welchen?“

„Mein Schwiegervater, also Yorks Vater, lebt allein in einer riesigen Finca auf Ibiza. Im Sommer verbringen York und ich dort mit den Kindern immer so zwei bis drei Wochen.“

Da Nadine eine kurze Pause machte, um an ihrem Kaffee zu nippen, fragte Mila ungeduldig: „Und?“

„In diesem Jahr klappt das nicht.“ Da sie Milas fragenden Blick sah, ergänzte sie schnell: „Das hat nichts mit Dir oder Michael und der Geschichte mit Weeslow zu tun. Ganz einfach, ich muss mich um meine Mutter kümmern, die ist schwer krank. Das macht sonst mein Bruder mit seiner Frau, aber die haben gerade andere Sorgen. Ich kann meine Mum aber auch nicht einfach mitnehmen. York würde die Zeit gern nutzen, um in die USA zu fliegen für einen Vortrag. Also haben wir mit Georg – so heißt mein Schwiegervater – besprochen, dass wir erst im Herbst zu ihm kommen.“ Sie machte wieder eine kurze Pause und setzte dann hinzu: „Nun sind Sara und Ivy aber todtraurig.“

„Und nun“, schloss Mila folgerichtig, „komme ich ins Spiel?“

„Wenn Du willst. Georg hat zwar noch einen ´Butler´, wenn man so will. Den mögen die beiden Kleinen auch total gern. Aber ich mag sie nicht die ganze Zeit nur bei den beiden lassen. Immerhin müsstest Du Dich dann aber nicht die ganzen zwei Wochen um die beiden kümmern, sondern könntest Dir das mit Pablo aufteilen.“

„Klingt gut.“ Mila klang verhalten. „Ich meine, also… Ich hätte dann dort weder Dich noch Julia, oder?“

„Ich kann vielleicht nachkommen, je nachdem, wie sich das mit meiner Mutter und meinem Bruder Eric entwickelt. Und Julia, na ja, die wäre dann in Istrien, denke ich.“

Nach einer kurzen Pause sagte Mila: „Danke für das Angebot. Darf ich es mir bis morgen überlegen?“

„Klar!“

Nadine winkte die Bedienung zum Bezahlen heran. Sofort sprang am Tisch nebenan der Mann mit der Kamera auf.

„Hätten Sie jetzt Lust und Zeit für ein paar Fotos?“

Mila sah ihn verblüfft an. Sie hatte ihn ganz vergessen. Sofort aber erschien wieder ihr bezauberndes Lächeln. „Ach so, ja. Gern.“

Ihr folgte nicht bloß der eine, sondern gleich eine ganze Riege von Männern, aber auch einigen Frauen. Das Museum war nun schon sehr viel besser besucht, und Mila kam es so vor, als würden ihr sämtliche Besucher hinterherlaufen.

Auf der Wiese neben dem Museum ließ sie achtlos ihr Kleid fallen und stellte sich dann auf das Podest. Rund ein Dutzend Kameras und Handys nahmen sie in den verschiedensten Posen auf. Mila achtete aber darauf, dass ihre Haltung niemals obzön oder aufreizend wirkte, sondern stets natürlich und anmutig. Gleichzeitig verbarg sie nichts, und ihr schmaler Schlitz, die leicht geöffneten Schamlippen und ihr süßes thigh gap waren meist im Bild.

Nach etwa fünf Minuten bahnte sich eine sehr alte, hagere, dabei noch sehr aufrecht gehende Dame in einem schlichten schwarzen, aber eleganten Kleid durch die Menge.

„Sie da! Was machen Sie da?“ fragte sie laut und streng, aber man hörte ihre Amüsiertheit heraus. „Kommen Sie mal her!“

Mila gehorchte und stieg von ihrem Podest. Sie befürchtete, Ärger zu bekommen. Nadine ging es ebenso, und sie drängte sich nah an die beiden heran, um Mila notfalls schützend zur Seite zu stehen.

 „Kommen Sie mal mit! Ja, Sie beide. Und die Kinder.“ sagte sie im bestimmenden Tonfall, aber schon sehr viel freundlicher. Schon ging sie voran zu ihrem Haus, einem privaten Nebengebäude, aus dem heraus sie alles beobachtet hatte. Es handelte sich bei der alten Dame, wie sie im Gehen erzählte, um die fast neunzigjährige Tochter des Künstlerpaars, auf das die ganze Anlage zurückging. Mila staunte über das Alter, sie hätte die Frau zehn, fünfzehn Jahre jünger geschätzt. Sie wurden gleich in einen dunklen Anbau im Erdgeschoß geführt. Dort traten sie in ein altes Arbeitszimmer, halb Büro, halb Atelier, dessen Einrichtung in den vergangenen sieben, acht Jahrzehnten kaum verändert worden schien. Es roch nach altem Papier und Staub.

„Hier, hier muss es sein.“ Die alte Dame knipste eine Schreibtischlampe an, öffnete die Schublade eines Sekretärs und kramte darin. Mila stand nackt mitten im Raum und schaute sich neugierig um. Die Gefahr jedenfalls schien vorüber zu sein. Nadine stand daneben, Milas Kleid in den Händen haltend, dahinter, etwas verängstigt die beiden Kleinen, die sich hinter ihrer Mama verbargen und vorsichtig an ihr vorbei zu der alten Frau herüber spähten.

„Hier. Das bin ich. Neunzehnhundertvierunddreißig. Mit fünfzehn.“ Sie reichte Mila ein vergilbtes Schwarzweißfoto. Ein Raum, der dem glich, in dem sie sich gerade befanden. Ein Mann in einem Kittel, mit dem Rücken zum Fotografen. Und ein schlankes, schönes, blutjunges Mädchen, das ihm gegenüber in stiller, anmutiger Pose Modell stand. Nackt.

„Es brauchte fast fünfundsiebzig Jahre, bis jemand auf diese Idee kam… Das hier vorn ist mein Vater. Ich habe ihm immer Modell gestanden. Auch für die `Träumende“, neben die Sie sich unten gestellt haben.“

„Mein Gott, wie schön Sie waren.“ Mila reichte das Foto an Nadine weiter.

„Nicht schöner als Sie.“ meinte die alte Dame. „Wenn mein Vater noch leben würde, würde er jetzt sofort zum Meißel greifen.“

„Und ich dachte schon, Sie würden sich darüber ärgern.“

„Ach was! Was ist denn Nacktheit anderes als Natur? Und Sie sind so schön und so anmutig. Das war doch so ästhetisch und so rein, wie Sie dort unten standen. Wie alt sind Sie?“

Mila gab brav Antwort.

„Heute? Herzlichen Glückwunsch, mein Kind, alles Gute! - Wir sind früher hier viel nackig herumgelaufen. Meine Eltern liebten es, und viele Freunde und Bekannte nutzen hier die Freiheit dazu, damals in den zwanziger und dreißiger Jahren. - Nur sehen Sie“, sie tippte auf das Foto, „das trägt man heute natürlich nicht mehr so.“ Und es war klar, dass sie den dunklen Busch im Schoß des jungen Mädchens auf dem Foto meinte. „Momentchen!“ Sie kramte erneut in der Lade und holte ein weiteres Foto hervor. Diesmal war es ein Farbfoto, auch schon etwas verblichen, aber deutlich jünger und schärfer. Darauf lief ein schlankes junges Mädchen fröhlich durch einen Garten, mit wehenden Haaren und gleichermaßen splitternackt wie das auf dem anderen Foto, im Gegensatz zu dieser aber unverkennbar blank im Schoß und durchgehend sommerlich gebräunt. „Meine jüngste Enkelin Nadja.“ Sie drehte das Foto um. „1992. Da war sie neunzehn, so wie Sie jetzt. Ein ganz heißer Sommer. Sie kam so aus einem Urlaub in Südfrankreich wieder. - So schön glatt und rein, das ist einfach viel schöner. – Sie dürfen das Foto von mir behalten, als Andenken.“ Mila bedankte sich artig, und die alte Dame geleitete die vier Besucher hinaus. Zum Abschied meinte sie: „Kommen Sie gern öfter vorbei. Und gern wieder so.“

Mila blieb wie sie war. Was sollte sie nun noch das Kleid anziehen, wo doch alle Besucher sie schon so gesehen hatten und es egal war, ob es noch ein paar mehr wurden. Sie selbst aber hatte noch nicht alles vom Gelände gesehen, und daher ging sie mit Nadine und den Kindern noch eine Weile durch den Park.

Als sie wieder am Ausgangspunkt vor dem Museum waren, fragte Mila: „Und was machen wir jetzt?“ Sie warf einen Blick auf Nadines Armbanduhr. "Halb drei. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Ich soll spätestens gegen sieben Uhr wieder in Weeslow sein, hat Michi gesagt. Und die Fahrt dauert doch nur zwei Stunden.“

„Ich denke, wir verabschieden uns jetzt besser, meine Süße.“

Mila sah sie erschrocken an. „Jetzt schon?“

Nadine versuchte ein Lächeln, aber es wirkte ein wenig schmerzlich. „Ist besser so. Die ganze Zeit möchte ich am liebsten über Dich herfallen, ich kann mich kaum beherrschen. Allein, als Du so unschuldig in dem Atelier herum standest, als würdest Du es selbst nicht mal mehr merken, dass Du nackt bist.“

„Habe ich auch nicht. Die war so nett, die Alte.“

„Aber…“

„Aber…?“

„Besser, ich entwöhne mich mal eine Weile von Dir.“

Mila schaute sie traurig an. „Aber ich würde so gern…“

„Pst! Kein Wort! Die drei Nächte ohne Dich waren schlimm genug. Nur – wenn wir wieder damit anfangen, dann weiß ich nicht, was ich tun soll. – Ich brauche etwas Abstand, Liebes. Okay? - Ivy, Sara, kommt her, wir gehen!“

Schweigend gingen die beiden nebeneinander her zum Ausgang, während die beiden kleinen Mädchen fröhlich voran hüpften. Auf dem Parkplatz umarmte Mila die beiden und versprach, dass man sich bald wieder sähe. Nadine übergab Mila das Kleid und die Stiefelletten, die sie die ganze Zeit für ihre Freundin getragen hatte, auch den Autoschlüssel vom Volvo, den sie für sie verwahrt hatte, dann küsste sie Mila züchtig auf beide Wangen. „Bis bald! Ich sende Dir ein paar Fotos von heute.“ Sie setzte schnell ihre Kinder in den Van, schaute nur noch einmal hinüber zu Mila, ehe sie einstieg, winkte kurz und beeilte sich, davon zu fahren.

Mila sah dem Van noch eine Weile traurig nach, wie er auf der staubigen Piste davon fuhr, dann öffnete sie den Volvo, warf Kleid und Schuhe auf den Beifahrersitz und setzte sich selbst hinein.

Tränen rannen an ihren Wangen herab.

Es musste doch noch eine andere Lösung geben können, sagte sie sich, eine mit Julia und Michael und mit Nadine und ihrer Familie. Sie wollte sich nicht entscheiden müssen. In Julia war sie leidenschaftlich verliebt. Allein der Gedanke an Julias Zunge, wie sie mit ihrer Klitoris spielte, machte sie rasend vor Verlangen. Aber in Nadines Gegenwart, das hatte sie eben wieder so deutlich gespürt, fühlte sie mehr Geborgenheit, eine andere Art der Liebe, eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit. Und das gerade auch im Bett. Oh, wie sie das vermisste! - Dachte sie an die eine, spürte sie unstillbare Sehnsucht, dachte sie an die andere ebenso. – Und diese Ibiza-Geschichte? Wollte sie das? Ohne die beiden? Die Idee hatte nur Reiz, wenn eine von beiden dabei wäre – oder am besten sogar beide.

 

Auf dem Berliner Ring stockte der Verkehr, wie immer. Mila zählte nicht mehr mit, wie oft die LKW-, Lieferwagen- oder SUV-Fahrer hupten, winkten, gestikulierten, wenn sie sie so, wie sie war, in ihrem Volvo erblickten. Sie hatte keine Lust auf solche lüsternen Blödeleien und tat, als bemerkte sie es nicht. Schließlich warf sie sich ihr Kleid über, um mehr Ruhe zum Nachdenken zu haben.

 

Sie war viel zu früh zurück in Weeslow. Sie ging ins wie immer offene Haus und hörte sogleich von oben eindeutige Geräusche. Aber sie hatte keine Lust, sich zu den beiden zu gesellen. Nachher vielleicht, dachte sie, aber in diesem Moment war ihr gerade nicht nach Sex. Sie warf in der Kammer neben dem Flur das von Julia geliehene Kleid in die Wäsche und war froh, damit wieder keinerlei Kleidung mehr zu besitzen. Doch schon nach wenigen Augenblicken, als sie durch die Hintertür auf die Terrasse trat, stellte sie fest, dass ein frischer Wind wehte, der Himmel sich bewölkt hatte. Die Temperatur lag noch angenehm weit über zwanzig Grad, aber fühlte sich nach den zuvor so heißen Tagen ungewohnt an. Also ging sie in die Kammer zurück, wo auch Julias Koffer stand und lieh sich daraus ein bauchfreies weißes, eng anliegendes Top. Das reichte ihr fürs erste. Dann zog sie ihre Turnschuhe an und ging hinaus zum See, ihrem Lieblingsort, wenn sie mal kurz allein sein wollte. Aber dort war es erst recht windig. Auf dem Rückweg traf sie Agata vor deren Haus an. Die hübsche kleine Polin lud Einkäufe aus dem Auto. Von ihr erfuhr sie, dass Julia mit dem Rad zum Eden Resort gefahren war, um sich dort in der Therme aufzuwärmen. Es habe heute in Weeslow mittags sogar mal kurz geregnet, ergänzte sie.

„Ohne Michael?“ fragte Mila überrascht.

„Ja, der ist zu Hause geblieben. Hast Du ihn nicht gesehen?“

„Doch, doch.“ wiegelte Mila ab. Merkwürdig, dachte sie, oder ist Julia schon wieder da? Sie schlich sich leise in Haus und die Treppe hinauf. Da eilte ihr eine junge Frau, Mitte, vielleicht Ende zwanzig, verschwitzt, mit zerzaustem Haar und geröteten Wangen, entgegen, die sie zuvor noch nie gesehen hatte. Sie hatte sich ein kurzes Sommerkleidchen über den nackten Leib geworfen und war gerade im Begriff, vorn den ersten Knopf zu schließen.

Überrascht blieb diese stehen, als sie Mila erblickte. „Oh! Hi!“

„Hi!“ - Hübsch, dachte Mila, vor allem diese schönen braunen Augen, und warf dann gleich noch einen kurzen Blick auf den schlanken, schön geformten Körper. Die junge Frau hatte vor Überraschung aufgehört, sich um ihr Kleid zu kümmern, der kleine Busen, der flache, leicht gerundete Bauch, die glatte Vulva, alles lag noch frei in Milas Sichtfeld.

„Bist Du Julia?“

„Nein. Mila.“

„Ach so. Ja, also, Michi ist oben, falls Du ihn suchst. Tschüß! Ich muss los…“

Oben in der Tür erschien er selbst. „Oh, Du bist es, Mila. Ich dachte schon, es wäre Julia.“ Sein mächtiger Schwanz ragte noch im rechten Winkel vor ihm auf.

„Und wenn?“

Er zuckte die Schultern. „Dann hätte ich ihr wohl einiges erklären müssen. Es wäre lieb, wenn Du ihr nichts davon erzählst, okay?“

Mila nickte. Soll ich das normal finden, oder ist er doch nur ein Arschloch? Warum ist er nicht ehrlich zu Julia? „Darf ich trotzdem fragen, wer das war?“

„Das war Tanja.“

Mila fiel ein, dass Nadine diese Tanja auf der Herfahrt erwähnt hatte. „Auch eine Ex-Schülerin von Dir, oder?“

„Ja, Abi-Jahrgang 1998. Ist eine gute Freundin von mir.“ Dabei beließ er es. Er stieß sich vom Türrahmen ab und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Mila zuckte in seinem Rücken nur verwundert die Schultern und ging hinunter in die Küche.

 

Nachdem er geduscht hatte, setzte er sich zu ihr. Mila reichte ihm einen Kaffee und erzählte ihm von Nadines Angebot, nach Ibiza zu reisen. Er machte keine Anstalten, sie ihrerseits nach Istrien einzuladen. Stattdessen glich er nüchtern die Daten ab.

„In zehn Tagen fahren Julia und ich los. Du könntest weiter hier bleiben, wenn Du willst. Aber ohne Volvo.“

„Klar.“ Sie dachte: Mit dem Auto also, nicht mit dem Flugzeug? Da hätte man theoretisch ja auch zu dritt fahren können.

„Oder Du fliegst nach Ibiza. Ist ja etwa die gleiche Zeit.“

„Ja.“ Mila war längst entschlossen. Sie würde natürlich nicht hierbleiben.

„Und wenn Ihr beide aus Istrien wieder kommt?“ fragte sie.

„Tja, dann haben wir noch ein paar Tage hier, und dann ist das Sommermädchen Julia frei. Sie wird vermutlich zu ihren Eltern zurückziehen. Und Du? Zu Nadine?“

Jetzt wusste Mila, was Nadine mit ´bindungsunfähig´ gemeint hatte. „Ja, vielleicht. Mal sehen.“ Sie stand auf und schenkte ihm Kaffee nach.

„Hübsches Outfit übrigens. Nur ungewohnt.“ meinte er grinsend.

„Danke! Mir war´s vorhin zu kühl.“ Sie zog sich das Top über den Kopf. „Ich gehe auch mal duschen…“

 

Es war zwecklos, mit ihm weiter zu reden. Sie nahm sich vor, die nächsten zehn Tage einfach zu genießen und dann nach vielleicht wirklich Ibiza zu fahren. Und dann, so hoffte sie, mit Julia weiterleben zu können. Und am besten gemeinsam bei Nadine. Dann wären sie dort eben zu sechst… Und York kam ihr plötzlich noch viel mehr wie ein feiner Kerl vor. So im direkten Vergleich.

 

Julia kehrte heim. Nichtsahnend warf sie sich Michael um den Hals. Aufgeregt erzählte sie, während sie ihren Pulli und ihre Shorts ablegte, wie schön es in der Therme gewesen sei, wen sie alles getroffen habe – Weber selbst, die Bodenhain, aber auch Dreyer zusammen mit Lissy – und wen sie kennen gelernt hatte – einen netten älteren Herrn aus Japan, ein Pärchen, Patrick und Alexandra aus Festenwalde, die mal Michaels Schüler gewesen seien und bei deren Hochzeit er wohl einst gewesen sein soll.

Sie gingen zu dritt ins Bett. Mila war zunächst zögerlich, aber dann erinnerte sie sich an ihren Vorsatz, die Zeit in Weeslow maximal genießen zu wollen, und dazu gehörten nicht nur Julias Zärtlichkeiten, sondern auch Michaels lustspendende Künste. Und er konnte schon wieder, und wie! Diesmal kümmerte er sich gewissenhaft und sehr ausgiebig um ihr kleines Arschlöchlein, das dank seiner Mühen im Laufe der letzten Tage immer besser trainiert worden war.

 

Eine Stunde später erhob sich Michael plötzlich vom Bett und meinte: „So, dann wollen wir uns mal fertig machen.“

„Wozu?“

„Überraschung!“

Mila hatte selbst vergessen, dass ja ihr Geburtstag war. Die letzten zwei Stunden hatten ihr ohnehin fast den Verstand geraubt. Sie war fix und fertig. Was sollte nun noch kommen?

Julia war anscheinend eingeweiht und verschwand sogleich unter der Dusche. Kurze Zeit später standen sie zu dritt darunter. Danach fühlte sich Mila wieder munterer.

Auf die Frage, wohin es gehe, bekam sie nur zur Antwort: „Überraschung.“

„Und was soll ich anziehen?“  

„Nichts. Nur die Haare schön haben.“ antwortete Julia knapp, während sie selbst ihr langes goldblondes Haar föhnte.

„Und die neue Kette tragen.“ meinte Michael und nahm das Schmuckstück in die Hand. „Die kenne ich doch. Die ist von Nadine.“

„Zum Geburtstag.“

Michael zog ein Hemd und eine lange Hose an, Julia ein Kleid, ähnlich wie das, das Mila im Museum getragen hatte, nur heller, mit Trägern und tiefem Ausschnitt, dafür einige Zentimeter länger, wenn auch immer noch extrem kurz, dazu farbig passende High Heels.

„Hey, und ich?“

„Du kommst so mit. Bist schließlich das Geburtstagskind. Und das ist ja auch Dein Geburts-Kleid.“

Sie bekam von Julia ein Haarband, ein Leder-Halsband, herrliche High Heels und eine süße kleine Leder-Handtasche überreicht. “Mein Geschenk für Dich!“

Nach dem Dankeskuss fragte Mila sie: „Was nun, Dein Halsband oder die Kette?“

Michael kam ihr zuvor und meinte schelmisch: „Das Halsband. Darin wirkst Du nicht so schrecklich nackig.“

 

Sie hielten vor einem italienischen Restaurant mitten in Weeslow, zwischen Rathaus und Mühlensee.

„Hier?“

Michael kam um den Wagen herum und hielt ihr vornehm die Tür auf. „Ja, hier. Das beste Haus am Platz.“

Michael und Julia flankierten sie und führten sie hinein. An der Tür empfing sie ein elegant gekleideter Kellner, anscheinend nicht im geringsten überrascht über Milas Auftritt.

Und ganz hinten, an einer langen Tafel warteten ihre Feiergäste: Jasmin und Aron, Melanie und Sabine Wollenhaupt, dazwischen der kleine Jonas, Bürgermeister Dreyer mit Lissy, Pavel vom Pferdehof, Wiktor und Agata, und ganz am Rande sogar Elsa.

Mila war gerührt. Sie hatte ihre Nacktheit schon wieder vollkommen vergessen.

„Nur Olav konnte nicht, der ist bei den Schafen.“

Alle waren vollständig bekleidet. Mit der Einschränkung, dass der Ausschnitt von Lissys Kleid nicht ausreichte, um ihre vollen Brüste vollständig zu bedecken. Sie schenkte dem ganzen Lokal freien Blick auf ihre herrlichen Titten.

Mila bekam ein Glas Prosecco gereicht und ging um den Tisch herum, stieß mit allen an und umarmte ihre Gäste. Dann setzte sie sich auf den leeren Platz in der Mitte der Tafel, und alle gaben ihre Bestellungen auf.

Jetzt sind es bald vier Wochen FKK und Nacktheit, dachte sie, während sie sich die Serviette auf den blanken, herrlichen glatten Schoß legte und sich bereits dadurch auf wundersame Weise wie verhüllt fühlte. Und es scheint so, als würde das so weitergehen, dass ich permanent nackt bin, mindestens zehn Tage noch, einfach so. Hier in Weeslow geht das ja überall!

 

Es wurde ein wunderbarer Abend mit gutem Essen, besten Weinen und tollen Gesprächen. Dass noch andere Gäste dort waren und ungläubig hinüber schauten, störte niemanden, schon gar nicht Mila.

Einige verließen die Feier gegen Mitternacht, und als man sich daran machte, das Restaurant schließen zu wollen, fuhr eine etwas reduzierte Gruppe mit zwei Autos hinüber zum Forsthaus.

 

Früh am Morgen fand sich Mila mit Jasmin, Aron und Pavel im Bett wieder. Pavels Kopf lag auf ihrem Schoß, seine kurzen Stoppelhaare kitzelten ihre Lenden. Es war nicht Michaels Bett, das merkte sie sogleich. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie sich drüben im Nachbarhaus befand. Wie war sie hergekommen? Und was war alles passiert? Schemenhaft kamen die Erinnerungen zurück. Schade, dachte sie, dass ich das alles nur so im Nebel mitbekommen habe. Aber es war sehr schön, soviel weiß ich noch. Seltsam, das Sperma in ihrem Bauchnabel war noch nicht getrocknet. Aber hatte sie nicht schon seit Stunden geschlafen? Und von welchem der beiden Männer mochte es sein? In ihren langen dunklen Haaren klebte auch noch welches. Da alle drei noch schliefen, legte sie vorsichtig Pavels Kopf zur Seite, stand leise auf und ging hinunter, rüber zu Michael. Der lag schlafend zusammen mit Julia und Melanie im Bett. Julia lag kopfüber zwischen den beiden und hielt im Schlaf seinen auch im schlaffen Zustand mächtigen Schwanz an ihre schöne Brust gedrückt. Ein süßer Anblick, fand Mila. Neben dem Bett lagen verstreut ihre High Heels vom Vorabend, auf einem Kissen entdeckte sie ihr ledernes Halsband, zerrissen. Stimmt, sagte sie sich, hier ist es losgegangen. Aber wann und mit wem bin ich dann rüber zu Jasmin? Sie wusste es immer noch nicht. Melanie wurde wach, winkte sie schläfrig heran und ergriff ihre Hand: „Es war ein wunderbarer Abend! Vielen Dank!“ Mila legte sich vorsichtig zu ihr, küsste sie und kuschelte sich sanft an. Dann schlief sie wieder ein.

Michael schaffte es wenig später, aus dem Bett zu kommen, er musste noch diesen und den kommenden Tag in die Schule, dann hatte auch er Ferien. Die drei Frauen schliefen bis mittags. Melanie raffte sich irgendwann auf und rief Dreyer an, um sich freizunehmen. Der Bürgermeister und Vater ihres Kindes zeigte dafür größtes Verständnis. Der kleine Jonas war eh von Elsa rechtzeitig am Morgen auf den Weg in die Schule geschickt worden.

Träge verbrachten die vier nackten Frauen – Agata stieß irgendwann dazu - den Nachmittag auf der sonnigen, aber windgeschützten Terrasse, auf der sich das immer noch kühlere Wetter gut aushalten ließ. Jasmin kam auch noch nach der Arbeit – eine schöne Gesellschaft. Michael lud alle fünf später in seinen Volvo – sie quetschten sich zu viert hinten rein, Agata als Älteste durfte vorne sitzen – und sie fuhren noch zum Baden an den See, obwohl es weiter recht frisch war. Aber das Wasser war angenehm warm und gleichzeitig erfrischend und belebend.

 

Am nächsten Morgen berieten Julia und Mila, was sie mit dem Tag anstellen wollten. Das Wetter war noch wie am Vortag, erst gegen Mittag sollte es wieder aufklaren und auch wieder sehr warm werden. Da Mila erneut das enge weiße Top trug, passte sich ihre blonde Freundin an und saß ihr in einem knappen, ebenfalls bauchfreien Top in Camouflage-Optik am Küchentisch gegenüber.

„Lieber nicht wieder reiten, mir tut immer noch der Popo von vorgestern weh.“ sagte Mila.

Julia grinste. „Mir tut der Po von ganz was anderem weh.“

„Ja, das auch. Du kennst Dich hier besser aus. Was schlägst Du vor?“

„Heute Nachmittag, wenn das Wetter schön geworden ist, können wir ja tatsächlich mal zur Wasserski-Anlage am Weeslower See fahren. Was hältst Du davon, wenn wir erstmal Pastor Varnholt auf dem Jugendhof besuchen? Er hat mich konfirmiert – und ich habe da im Jugendhof auch schon mal einen Sommer lang verbracht.“

„Okay. Was muss ich mir darunter vorstellen?“

„Varnholt selbst ist ein skurriler Typ. War früher Pastor hier in der Gegend, hat schon in den Siebziger Jahren die berühmten Gottesdienste am FKK Strand von Prerow für die Camper dort abgehalten und ist dann irgendwann nach der Wende erst in die Schweiz gezogen, um da so eine Freie Kirche zu gründen, und lebte dann wohl sogar mal ein Jahr lang in einer Höhle auf Kreta oder so. Und vor etwa fünfzehn Jahren ist er nach Weeslow gekommen, hat hier tüchtig Werbung gemacht fürs Nacktsein, zusammen mit Dreyer und den Wollenhaupts und den üblichen Verdächtigen, und dann hat er mit dem örtlichen Pastor Schroth zusammen die FreiKörperKirche gegründet. Und unter dem Namen betreibt er auch den Jugendhof, so ein altes Gehöft in der Heide, wo junge Christen den Sommer verbringen können.“

„Nackt?“

„Fragst Du das im Ernst? – Natürlich! Alle. Auch die Erzieherinnen. Und er selbst. Und Schroth auch. Gehört dazu wie das Beten und die Landarbeit.“

„Auch Sex?“

„Ach, Du Naives! Der Jugendhof wird auch `Hymengrab´ genannt. Das sagt wohl alles, oder? Die Jugendlichen gehen gerade dahin, um ihre Unschuld zu verlieren.“

„Dann ist es für mich jetzt aber zu spät…“ lachte Mila.

„Wir sind ja nur Besucher. Gehören sozusagen zu den Großen.“

„Na gut. Also los.“ In diesem Moment sah Mila durch das Küchenfenster und stutzte. „Kriegen wir Besuch?“ Sie trat näher an die Scheibe. „Das ist doch Ella!“ Sie winkte Julia herbei.

„Tatsache.“ bestätigte die und lachte. „Die nehmen wir mit.“

„Zum Jugendhof? Meinst Du wirklich?“

„Ist höchstens ein kleiner Kulturschock für sie.“

„Freikörperkulturschock, meinst Du wohl.“

 

Draußen auf dem Sandweg stand das junge Mädchen und schob unsicher sein Fahrrad hin und her, wusste nicht recht, ob es vor dem richtigen Haus stand oder nicht. Als es Julia und Mila in der Haustür erblickte, begann es über das ganze Gesicht zu strahlen. „Also doch!“

„Hi Ella!“ riefen beide gleichzeitig und liefen durch den Vorgarten zur Pforte. Ella stellte das Rad am Zaun ab und wurde sogleich stürmisch umarmt. Sie wurde überrascht von so viel Wiedersehensfreude, war sie doch gar nicht sicher gewesen, ob die beiden die Einladung wirklich ernst gemeint hatten.

„Allein?“

„Ja, mein Vater besucht einen Geschäftspartner nahe Berlin, da hat er meine Mum und meinen Bruder mitgenommen, die schauen sich die Stadt an. Ich habe gesagt, dass ich keine Lust habe und lieber eine Radtour machen möchte. Haben sie mir auch geglaubt, weil ich gerade erst auf Klassenfahrt in Berlin war.“

„Dann haben wir ja den ganzen Tag zusammen!“ freute sich Julia. Sie schaute an dem Mädchen herab. Es trug einen viel zu großen grauen Kapuzen-Sweater und dazu wieder die knappen Jeans-Shorts. Ella war einen halben Kopf kleiner als die beiden, wirkte weniger gestreckt und weniger langgliedrig. Ihre Beine waren ein wenig stämmiger, aber wohlgeformt, die Hüften etwas breiter, der Po rund und fest, überhaupt alles ein wenig rundlicher, alles in allem aber schien Ella sehr gut proportioniert. Mehr ließ sich unter dem Riesenoberteil, wie auch schon beim ersten Treffen unter dem unförmig weiten T-Shirt, zum Bedauern der anderen Mädchen nicht erkennen. Ihr Gesicht aber war sehr schön. Von lockigen, schulterlangen, dunkelbraunen Haaren umrahmt, mit schönen braunen Augen, einer recht großen, wohlgeformten Nase, einem breiten Mund mit vollen Lippen und süßen Grübchen in den Wangen. Und diese schönen Augen leuchteten vor Glück, die beiden anderen wiedergetroffen zu haben.

„Wir wollten auch gerade losradeln.“

„Etwa so?“ Ella deutete an den Mädchen herab.

Mila zuckte nur mit den Achseln. „Na ja. Ist ein bisschen zu frisch heute morgen, um ganz und gar nackig zu fahren.“ Dann schaute sie kurz zum Himmel, an dem die Wolken allmählich aufrissen und immer mehr Blaues zum Vorschein kam. „Aber nachher vielleicht.“

„Wo wollt Ihr hin?“

Julia erläuterte ihr den Plan, erst den Jugendhof und dann die Wasserskianlage zu besuchen, während Mila nochmals hineinging und die üblichen Sachen – Handtücher, Handys, eine Geldbörse - zusammensuchte.

Es stellte sich heraus, dass Ella katholisch war und auch schon in kirchlichen Sommerlagern war. „Das hier ist wohl ein bisschen anders, habe ich mir sagen lassen“, meinte Mila nur. „Aber immerhin sich wir beide als Katholiken da schon mal zu zweit.“

 

Sie radelten vergnügt durch die Felder. Kurz bevor sie den Hof erreichten, erblickten sie auf einer Wiese davor vier Jugendliche, die mit Sensen das hohe, trockene Gras mähten. Das bisschen Regen vom Vortag hatte kaum Wirkung gezeigt. Die vier Jugendlichen trugen breitkrempige Sonnenhüte, grobe Hemden und Hosen, beziehungsweise das eine Mädchen einen langen Rock, alles in dem gleichen erdfarbenen Braunton. Julia winkte, als sie vorbeifuhren.

„Ich dachte, die wären alle nackt?“ fragte Mila so leise, dass Ella es nicht hören konnte.

„Kommt auf das Wetter an.“ meinte Julia nur.

„Wer waren die?“ fragte nun Ella, die von hinten aufgeholt hatte. „Was hatten die denn für komische Sachen an?“

Julia konnte das ungewöhnliche Erscheinungsbild schnell erklären. Aber sie erzählte erstmal, während sie weiter radelten, den anderen beiden, was es sonst noch so mit dem Jugendhof auf sich hatte. Es gab einige strenge Regeln: Es durfte nicht geraucht werden. Alkohol durfte nicht mitgebracht werden, sondern wurde allein von den Aufsichtsführenden ausgegeben. Das galt auch für Volljährige. Handys wurden eingesammelt und nur eine halbe Stunde am Tag herausgegeben. Fleisch war tabu. Es gab keinen Fernseher, nur während einer Fußball-WM oder –EM brachte Varnholt einen von zu Hause mit. Und was die Kleidung anging: Jedem, jung wie alt, war es erlaubt, so nackt und frei herumzulaufen wie er oder sie mochte. Da aber auch im Sommer nicht jeder Tag gleich schön und warm war, wie man ja wusste, gab es auch Kleidervorschriften, denn niemand sollte sich durch eigene Kleidung auszeichnen oder besser stellen. Also ein bisschen wie in einem Kloster. Sämtliche mitgebrachten Textilien – bis auf Schuhzeug - wurden verwahrt und nur für Ausflüge herausgegeben. Für die Zeit auf dem Hof, am See und drum herum wurde alles vom Jugendhof gestellt: Für die Arbeit – das hatten sie eben gesehen – gab es diese grobe Kleidung aus schlichter Wolle für kühlere Tage, aus Leinen für etwas wärmere. Für die Freizeit gab es weiße Einheits-T-Shirts und wahlweise lange oder kurze braune Baumwollhosen, für Mädchen auch lange und kurze Röcke.

Ella hatte aufmerksam zugehört. „Und Unterwäsche?“

„Stimmt, habe ich vergessen. Für die Arbeit kann man sich hässliche, viel zu weite Baumwollschlüpper geben lassen. Sonst nicht. – Braucht man aber auch nicht.“

Ella verfiel nun in nachdenkliches Schweigen. Sie schien sich innerlich auf das Kommende vorzubereiten.

Als die drei das Tor zum alten Jaseriner Hof, der nun Jugendhof hieß, passierten, erblickten sie vor dem Haupthaus eine junge Frau und ein junges Mädchen. Das Mädchen, etwa so alt wie Ella, trug wie beschrieben ein weißes T-Shirt mit einer langen, unförmigen Baumwollhose, die junge Frau, vielleicht Ende zwanzig, nur die besagten Baumwoll-Shorts, mehr aber nicht. Sie offenbarte ihren wunderschönen Körper mitsamt ihrer gebräunten, herrlich festen, runden Brüste. Sie schaute zu den drei Ankömmlingen. Sie und Julia erkannten sich gleichzeitig.

„Netti!“ - „Julia!“ -

Man hielt vor ihnen an. Julia ließ ihr Rad achtlos zu Boden fallen, und die beiden umarmten sich herzlich.

„Dass Du uns mal wieder besuchst! Und wen hast Du da mitgebracht?“

Julia stellte zunächst Mila vor. Auch Jeanette, wie ´Netti´ richtig hieß, hatte die OMZ gelesen und Julia darin sofort als `Kati aus Dresden` erkannt. Sie freute sich sehr, nun auch `Mila aus Berlin´ kennenzulernen. Und dank des Artikels wunderte sie sich auch kein bisschen darüber, dass auch dieses hübsche Mädchen Mila unten ohne herum lief. Dann begrüßte sie herzlich Ella, die ziemlich verschüchtert mit geröteten Wangen daneben stand.

Jeanette, die in jeder Hinsicht - ob ihr bildhübsches Gesicht betreffend, ihren idealtypischen Körper, ihre kerzengerade, dynamische Haltung oder ihre makellose Haut  - fast schon zu perfekt aussah, um wahr sein zu können, war das Urgestein des Jugendhofes und schon von Anbeginn an im Sommer dort Jugendbetreuerin. Die andere Zeit des Jahres verbrachte sie irgendwo auf Welt, meist auf der Südhalbkugel als Yoga-, Surf- oder Pilates-Trainerin, als Nackt-Model oder Softporno-Darstellerin. Dabei war sie examinierte Sozialpädagogin - natürlich Absolventin der H:S und daher Weeslow und seiner besonderen Nacktkultur stets treu geblieben. Varnholt hatte sie schon als junge Studentin engagieren können. Seitdem war sie es, in der schon hunderte pubertierende Jungs ihre Unschuld hatten verlieren und zum Mann hatten werden dürfen – ehe diese sich dann an die Mädels in ihrem eigenen Alter herantrauten.

„Und Du? Möchtest Du auch mal in den Jugendhof kommen? Wir haben noch Plätze in diesem Jahr frei.“

Ella sah sie mit großen Augen an, wusste nicht, was sie sagen sollte.

An ihrer Stelle antwortete Julia: „Ella müsste wohl erstmal ihren Vater überzeugen. Das dürfte schwierig werden.“

Ella wollte gerade protestieren, da wurde sie von zwei Jungen abgelenkt, die gerade lachend aus dem Haus liefen, einen Football im hohen Bogen geschickt zwischen sich hin und her werfend. Die beiden waren vielleicht sechzehn oder siebzehn, schlank, sportlich – und vollkommen nackt. Ella schluckte. Die beiden Jungs grüßten, verweilten einen Moment mit ihren Blicken auf den hübschen Besucherinnen, dann liefen sie weiter.

„Na gut, du kannst es Dir ja mal überlegen“, meinte Jeanette, „aber ich kann Euch gern mal herumführen.“ Sie wandte sich an das Mädchen, mit dem sie zuvor gesprochen hatte und das die ganze Zeit still neben den anderen gestanden hatte: „Laura, gehst Du dann mal zu den anderen und sagst denen Bescheid? Ich kümmere mich um unsere Gäste. Kommt! Fangen wir mit dem Garten an, der ist ganz neu angelegt.“

Mittlerweile war es fast wieder wolkenlos und deutlich wärmer geworden. Mila stieß Julia leicht mit dem Ellenbogen an und zupfte dann wortlos fragend an ihrem Top. Julia verstand sofort. Beide legten ihre Oberteile ab und ließen sie auf Milas Gepäckträger zurück.

Jeanette, die schon einige Schritte vorgegangen war, machte es ihnen nach, ließ die Shorts sinken und warf sie dann achtlos neben sich auf eine Gartenbank. Nun lief Ella als einzige Bekleidete neben drei nackten Frauen her. Und ihr war in ihrem Sweater längst viel zu warm. Aber erst als sie mitten in dem von Mauern an drei Seiten geschützten Bauerngarten standen, konnte sie sich dazu entschließen, wenigstens den Sweater abzulegen. Darunter trug sie nur noch ein Bikini-Oberteil. Mila und Julia musterten sie jeweils neugierig von der Seite. Jetzt konnten sie endlich mehr von dem erkennen, was zuvor so gut verpackt gewesen war: Schöne, kräftige Schultern, eine schmale Taille, ein bemerkenswert flacher, klar konturierter Bauch und unter dem stoffreichen Oberteil verborgen anscheinend recht volle, feste Brüste. Sehr hübsch, aber es fehlt noch ein wenig die Sommerbräune, dachten beide unabhängig voneinander.

„Treibst Du Sport?“ fragte Mila.

„Ja. Schwimmen, im Verein. Und Ballett.“

„Sieht man.“

Ella lächelte, beinahe verlegen. „Danke. Aber kein Vergleich zu Euch beiden Beauties.“

Mila legte ihr freundschaftlich einen Arm um die nackte Hüfte. „Quatsch. Du bist echt sexy.“

Julia, die alles mit angehört hatte, legte ihr von der anderen Seite den Arm um, allerdings mit der Hand auf dem von den Shorts bedeckten Po. „Du hast nur viel zu viel an.“ Und dann gab sie ihr einen leichten Klaps auf den Allerwertesten.

 

Nicht ohne Stolz zeigte Jeanette den Garten, dann die Wiese davor, hinter der man in einigen hundert Metern einen See erkennen konnte: Das Ostufer des Weeslower Sees. „Hier haben wir direkten Zugang zum See. Und unsere Bewohner bekommen alle den Code für den Nebeneingang zum Vereinsgelände.“

„Gute Beziehungen machen halt alles möglich.“ kommentierte Julia.

Neben der Wiese lag ein Beachvolleyball-Feld. Dort spielten zwei Jungen gegen zwei Mädchen. Alle vier waren komplett nackt.

„Ist Nacktsein hier Pflicht?“ wollte Ella wissen.

„Nein. Jeder wie er oder sie mag. Aber wenn man etwas anziehen möchte, dann nur unsere Sachen hier. Eigene Kleidung mögen wir hier nicht, das sorgt für Unterschiede.“

„Klassenunterschiede.“ ergänzte Julia. „Das kann man draußen machen.“

„Aber es gibt hier doch keine Badekleidung, oder?“

„Stimmt. Aber es hat auch noch nie jemand darum gebeten.“

Ella kam sich allmählich in ihren Sachen fehl am Platze vor. Wenn ihr Bikini doch bloß nicht so bieder, so spießig wäre, vor allem das Unterteil, dann könnte sie wenigstens ihre Shorts ablegen. Sie wünschte sich, alsbald den Jugendhof verlassen zu dürfen. Obwohl…, fiel ihr ein, wollten die beiden dann nicht an den See? Und da? Da konnte sie doch auch schlecht so herumlaufen…

Die anderen riefen sie heran, man wollte sich das Haus von innen anschauen. Sie lief hinterher. Drinnen sah es nicht viel anders aus als in einer Jugendherberge, etwas rustikaler vielleicht, mit viel Holz, aber dafür gepflegter und liebevoller eingerichtet. Man besichtigte den Aufenthalts-, den Spiel-, den Ruheraum, den Andachtsraum, die große Küche, den Speisesaal, und oben die Schlafsäle. Es gab einen großen Saal für zwölf Mädchen und Jungen – ja, gemischt, erklärte Jeanette auf Ellas Nachfrage hin –, einen kleineren mit acht Betten sowie ein separates Doppelzimmer für die jeweiligen FSJlerinnen oder Bufdis. Im Nebengebäude, erläuterte Jeanette, gab es noch zwei Schlafsäle für je sechs Gäste. Außerdem gab es dort fünf separate Zimmer mit Doppelbetten. Eines teilte sich Jeanette mit Varnholt, wenn er mal dort war, eines Pastor Schroth und Monika, die zweite Betreuerin, in einem wohnte Vanessa, Schroths Tochter. Das vierte und fünfte waren die sogenannten Liebeszimmer, die diskreten Rückzugsorte für diejenigen, die gern mal unter sich sein wollten. Man konnte sich für die Zimmer in eine Liste eintragen, immer für maximal zwei Stunden – und war immer für die perfekte Reinigung danach zuständig. „Nicht, dass Ihr glaubt, wir hätten hier keine Regeln und keine Disziplin!“ kommentierte Jeanette das lachend.

„Ich trag mich gleich mal ein.“ scherzte Julia, „Mich und den einen Jungen, der vorhin aus dem Haus kam. Wie heißt der?“

„Entweder Jonas oder Max.“

„Ich nehme beide.“

„Tragen sich auch mal zwei Jungs oder zwei Mädchen ein?“ fragte Mila interessiert.

„Ja, gar nicht mal so selten. Wir sind hier offen für alles. Was zählt, sind Liebe, Freiwilligkeit und gute Gefühle. Wir achten darauf, dass niemand zu irgendwas gezwungen wird, dass niemand verletzt wird, und dass gleichzeitig niemand zu kurz kommt, also sich hier als Außenseiter fühlen muss.“

„Für die bist du dann zuständig, oder?“ meinte Julia.

„Ja, auch. Wer will, darf zu mir ins Zimmer. Oder zu Markus oder zu Monika oder zu Vanessa, je nachdem, wer zu wem passt. Manchmal müssen wir einfach bei einigen die Bremse lösen.“

„Was für ein schöner Job.“

„Deshalb mache ich ihn ja so gern. Und nirgendwo sonst erntest Du hinterher so viel Dankbarkeit.“

Jetzt wurde Mila nachdenklich. Wäre das auch was für sie? – Aber was war das?!

Erstaunt bemerkte sie, dass Ella sich das Oberteil gelöst hatte und nun in der Hand zusammen mit ihrem Sweater hielt. Ihre Wangen waren knallrot, doch sie lächelte tapfer.

„Du hast ja unglaublich schöne Brüste!“

„Ja, danke. Ich kam mir doof vor, so zwischen Euch.“

Jeanette strich ihr über die Schulter. „Ella, entspanne Dich – so geht es hier nach kürzester Zeit allen. Wirklich allen. Und daher, auf die Frage, ob es hier Badezeug gibt, nochmal: Brauchen wir hier nicht. Das ergibt sich ganz schnell von allein.“

 

Wenig später wollten sich die drei verabschieden und gingen mit Jeanette zu den Fahrrädern hinaus. Dort begegneten sie Vanessa, der Tochter von Pastor Markus Schroth. Sie war neunzehn und lebte seit ihrer Geburt mehr oder weniger in völliger Nacktheit, davon seit ihrem siebten Lebensjahr auf dem Jugendhof. Vanessa hatte das Haupthaar komplett abrasiert und trug auch sonst am Körper kein einziges Härchen. Dafür zeigte sie ein schönes, glattes, gebräuntes Haupt, das ihre wunderschönen Gesichtszüge umso mehr betonte. Sie war groß gewachsen, sehr zart und schlank und perfekt gleichmäßig gebräunt. Anders als Mila und Julia hatte sie jedoch nicht nur ein Bauchnabel-Piercing, sondern insgesamt wohl an die zwanzig davon in Gesicht, Leib und Schambereich verteilt, und war an Armen, Schultern und Rücken mit vielerlei Ranken, Schriftzeichen und Symbolen kunstvoll tätowiert.

Vanessa war während Julias Jugendhofzeit bestens mit ihr befreundet gewesen. „Ihr wollt zum See? Ich komme mit.“ Sie holte sich eines der vielen Räder, die überall zur freien Verfügung herumstanden. „Bin um fünf wieder da, wenn die neuen kommen!“ rief sie Jeanette zu.

„Und Du, Ella, bleibst so, verstanden!“ befahl Julia, aber sie lachte dabei.

 

Wenn mich mein Vater sieht… Wenn mich mein Vater sieht… Permanent drehte sich dieser Gedanke in Ellas Kopf herum. Sie saß nur mit knappen Shorts bekleidet auf einem Fahrrad und fuhr an einer - zum Glück! - wenig befahrenen Landstraße zum Weeslower See, begleitet von drei splitternackten Mädchen. Wenn mich mein Vater sieht…

Vanessa erzählte derweil freimütig, dass sie Jeanette im Herbst auf eine mehrmonatige Reise nach Bali und in die Südsee begleite und mit ihr zusammen an dem einen oder anderen Porno-Dreh teilnehmen werde, worauf sie sich schon riesig freue.

 

Endlich waren sie angekommen. Sie stellten ihre Räder ab, und Ella konnte ein wenig entspannen, als sie endlich ein Freibad betraten – erstens eines, in das ihr Vater niemals gehen würde, zweitens ein Ort, in dem Oben-Ohne-Sein nun mal nichts Außergewöhnliches mehr war.

Die vier gingen durch den Eingang, einfach vorbei an der Kasse. Ella wunderte sich. Julia zeigte auf die Preistafel und meinte: „Du bist noch keine 18.“

„Aber Ihr doch?“

Julia wies grinsend auf die Zeile darunter. Dort stand, dass auch FKK-Besucher unter 25 Jahren freien Eintritt hätten.

„Und wie kontrolliert man das?“

„Gar nicht. Einfach vertrauen. Außerdem, uns sieht man es ja wohl an, oder?“ meinte Julia.

,Wieso, wie alt bist Du denn?“ wollte Vanessa von Ella wissen.

„Sechzehn.“

Vanessa grinste. „Dann wärest Du ja gerade alt genug für unseren Jugendhof.“

Bevor Ella reagieren konnte, mischte sich Julia ein: „Ich dachte, ab vierzehn?“

Vanessa schüttelte den Kopf: „Nicht mehr. Schon einige Jahre lang nicht mehr. Gab zu viel Ärger.“

„Wieso?“

„Der ganze Papierkram, die Einverständniserklärungen von allen Seiten, unsere besonderen Aufsichtspflichten, und dann ist doch was passiert, und dann war plötzlich doch wieder ein Mädel schwanger… ach, weißt Du… Ab sechzehn ist das rechtlich schon einfacher. Auch wenn da Eltern und Jugendliche und auch die Volljährigen alles Mögliche vorher erklären und unterschreiben müssen.“

Mila schaute zu Ella hinüber. „Das würde Dein Vater wohl niemals unterschreiben, oder?“

Ella wog den Kopf. „Bestimmt nicht, wenn er spitz kriegte, dass er damit einverstanden sein soll, dass ich da vielleicht, Ihr wisst schon…“

„Nicht vielleicht. Ganz sicher!“ lachte Vanessa. „Bist Du noch Jungfrau?“

„Ja.“ kam leise die Antwort.

„Du wärst perfekt bei Markus aufgehoben, denke ich. Der ist in dieser Beziehung echt einfühlsam. Er ist ein Spezialist fürs erste Mal.“

Ella lächelte bemüht. „Okay.“

Julia, die schon etwas vorgegangen war und den Rest des Gesprächs nicht mitbekommen hatte, entschied für sich, dass sie ein schönes Plätzchen am Strand gefunden hatte und breitete bereits ihre Decke aus. „Dann kommst Du halt in zwei Jahren, wenn Du volljährig bist.“

„Ja, vielleicht. Aber ich hab da noch eine Frage, ganz ernsthaft jetzt: Passiert denn da nichts Schlimmes? Ich meine, ist klar, dass immer alle alles auch wollen und so… Ihr wisst schon…“

Jetzt wurde auch Vanessa ganz ernst. „Das ist ein ganz wichtiges Thema bei uns. Unser Prinzip basiert auf ausdrücklicher Freiwilligkeit und ernsthaftem Einverständnis. Zum einen lassen wir uns von allen vorher schriftlich geben, dass keiner sich etwas nimmt, von dem er glaubt, dass es ihm zusteht oder er es sich nehmen darf. Ja, man darf Sex haben, aber nur, wenn beide das wollen. Und zwar ausdrücklich beide wollen. Darauf passen wir auf. Aber auch die Gruppe untereinander passt auf, dass da keiner aus der Reihe tanzt. Und dann will ja auch jeder gern wiederkommen dürfen. - So, und was macht so ein Jungspund jetzt, wenn er Druck verspürt? Er kommt zu uns. Wir sprechen dann mit dem Mädchen, das er gut findet. Und wenn es nicht passt und es nicht will, dann helfen wir Großen eben ab. Macht ja auch Spaß. Und das gibt den Jungs durchweg Erfolgserlebnisse und Selbstvertrauen. Und, glaub mir, danach, wenn er bei uns war und weiß, dass er ein richtiger Mann sein kann, dann findet der immer auch ein schönes Mädchen bei uns, das mit ihm weitermachen will, garantiert. – Diese Art des Umgangs miteinander zeigt Wirkung: Ein Junge, der einmal bei uns war, der zeigt sein Leben lang Respekt vor Mädchen und Frauen. Der muss nicht unterwerfen, beherrschen, Besitz ergreifen. Der hat Achtung und Anerkennung als Mann erfahren und dadurch Achtung vor sich selbst und vor der Selbstbestimmtheit der Frau.“

„Klingt fast zu schön, um wahr zu sein.“ meinte nun Mila. Ella stimmte ihr zu.   

Für die Sechzehnjährige kam nun der Moment, in dem sie sich von ihren Shorts trennen musste. Sie ärgerte sich, dass sie diesen hässlichen Bikini trug, den sie eigentlich schon hatte ausrangieren wollen. Sie war nicht mehr dazu gekommen und hatte sich auf Rügen gleich als erstes was Neues zulegen wollen. Aber ohne? Niemals!

Da die anderen drei natürlich bereits fertig zum Baden waren, wurden diese bereits ungeduldig.

„Na komm! Runter damit!“

„Gleich…“ Sie holte tief Luft und öffnete die Shorts, ließ sie fallen. Die anderen aber sahen nicht das Muster, die Form des Bikiniunterteils, sondern ihre wirklich schönen, festen, gut trainierten Formen.

„Super! Jetzt komm!“

 

Sie badeten, planschten, schwammen hinaus. Mila jedoch hielt sich nur im Flachen auf. Ella fiel das irgendwann auf. Mila gestand, dass sie nicht schwimmen konnte. Kein Problem, meinte Ella. Und tatsächlich begann Ella sofort mit dem Unterricht. Sie brachte nämlich daheim im Schwimmverein Vorschülern das Schwimmen bei. Und nach dreißig Minuten zeigte sich schon der erste kleine Erfolg.

Mila bedankte sich, als sie schon leicht unterkühlt das Wasser verließen. „Vielleicht setzen wir das morgen fort?“

Ella schüttelte den Kopf. „Leider nein. Wir reisen morgen ab.“

Alle drei waren enttäuscht, denn sie mochten Ella gern. Doch dann tauschten sie Namen, Adressen, Telefonnummern aus und versprachen, in Kontakt zu bleiben.

 

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Mila sah Ella zwar erst zwei Jahre später wieder, aber auch das wurde eine wunderbare Geschichte…

  

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Kommentare

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Adamit schrieb am 23.08.2019 um 07:49 Uhr

Das ist mir alles ein wenig zu langatmig. 

kater001 schrieb am 26.08.2019 um 13:54 Uhr

Wieder eine wunderschöne, gediegene, gefühlvolle Fortsetzung, gewürzt mit einigen Überrraschungen. Für mich sind die Weeslower Chroniken ein Highlight dieser Seite.

qwertzu77 schrieb am 26.08.2019 um 17:11 Uhr

"aber auch das wurde eine wunderbare Geschichte…"? Du meinst sicher WIRD, oder? Enttäusch uns nicht.

Aber so'n bisschen muss ich mich Adamit anschließen. 

Die Geschichte ist super keine Frage. Aber aufgrund der vielen Ereignisse und der vielen neuen Charaktere wirkt sie etwas (ein kleines bisschen) langatmig, sodass man sich beim lesen schon sehr konzentrieren muss.

nudin schrieb am 03.09.2019 um 19:10 Uhr

Ja, zu viele Verästelungen, für die ich dann doch selbst nicht die Geduld habe, diese zu verfolgen. Sehe ich auch so. Und die Mühe, mit `Weeslow´ gleich noch eine neue Welt entstehen zu lassen, war auch zuviel des Guten.

Selbst wenn ´Weeslow´ natürlich eine Phantasie, ein reines Wunschdenken ist, fällt es mir doch irgendwie schwer, weiter daran zu glauben. Mein weltoffenes, tolerantes, freies `Weeslow´ ist nicht mehr stimmig, weder vom Ort her noch von der Zeit, je näher es sich der Gegenwart nähert. Aber war ja eh nur ein Traum. 

Macht nichts. Mila, Julia, Jasmin, Michael, Nadine, Aron, auch Dreyer und all die anderen finden auch woanders ein Zuhause.. .

selena333 schrieb am 04.03.2024 um 19:58 Uhr

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