"skrupellos" Kapitel 17


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28.05.2017
Voyeurismus

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Der Tag der Urteilsverkündung im Verfahren gegen Papa war gekommen und so wartete er im Saal eins des Landgerichts München zusammen mit seinem Verteidiger und dem Staatsanwalt auf den Vorsitzenden Richter.

Doch dieser kam nicht, nicht um 8.30 Uhr und auch nicht um 9 Uhr.

Um 9.15 Uhr, gab der Staatsanwalt einer Justizangestellten den Auftrag in der Geschäftsstelle nachzufragen, ob es Erkenntnissee über den Verbleib des Vorsitzenden gab. Die Beamtin kehrte zurück und schüttelte den Kopf. Der Staatsanwalt eilte nun selbst zur Geschäftsstelle und ließ Richter Wallin Zuhause anrufen.

 

                                                     XXX

 

Herbert Wallin saß in seinem Arbeitszimmer, der Fernseher lief und Marcel Reich-Ranicki diskutierte mit einigen Leuten über Autoren und Bücher und wenn auch „das literarische Quartett“ eine seiner bevorzugten Sendungen war, hörte er kaum hin und obwohl er die Nacht nicht geschlafen, auch nichts gegessen, stattdessen eine halbe Flasche Remy Martin getrunken hatte, war er weder müde, noch betrunken.

Er hatte auch keinesfalls vergessen, dass er Strafrichter war und an diesem Tag eine Verhandlung zu führen hatte.

Das hatte er nicht vergessen, ganz gewiss nicht, es war ihm nur völlig gleichgültig geworden. Die Prioritäten in seinem Leben hatten sich geändert und in dieser Nacht wurde Herbert Wallin von einem vertrauensvoll in die Zukunft blickenden Menschen zu einem Fatalisten.

Die Veranlagung schlummerte möglicherweise schon längere Zeit in ihm, doch nun brach sie mit aller Macht hervor und ihm war klar geworden, sein Schicksal, die Ereignisse seines Lebens sind unabänderlich von Anfang bis zum Ende seit Ewigkeiten festgeschrieben.

„Es ist völlig egal was ich tue und wie ich handle, alles nimmt einen vorherbestimmten Lauf“, und er war durchaus zufrieden mit dieser Philosophie der sich dem Schicksal ergebenden Rahmenbedingungen seines Seins.

Konnte er doch dadurch und ungeachtet allen Geschehenen, Julia weiterhin lieben, anbeten, vergöttern und begehren.

Wenn er sie doch nur erreichen, ihr sagen könnte, es ist alles in Ordnung, komm zurück, du bist die einzige Frau mit der ich leben möchte.

Er wählte ihre Nummer. Unzählige Male hatte er es in den vergangenen Stunden versucht, doch wie auch nun vergebens.

Als kurz nach neun Uhr sein Telefon läutete, riss er den Hörer von der Gabel, hoffte so sehr, sie wäre am anderen Ende und wurde doch enttäuscht.

Es war der Staatsanwalt und während er den unsinnigen Worten dieses Menschen lauschte, der irgend etwas von Prozesstermin faselte, lief im Fernseher ein Werbespot für eine Sexhotline.

Eine junge Frau mit Silicontitten, forderte obszön stöhnend die Zuschauer auf, man(n) möge sie sofort anrufen und er hätte ihr am liebsten zugerufen: „Du bist so hässlich, so potthässlich“.

„Herr Vorsitzender hören Sie mich?“, fragte der Staatsanwalt.

„Ja sicher, ...geben sie mir bitte Frau Schneiderrath“.

Frau Schneiderrath war die Leiterin der Geschäftsstelle des Langgerichtes und als er sie am Apparat hatte, diktierte er ihr zwei Verfügungen.

Mit der Ersten veranlasste er den Steuerbetrüger sofort, bis zur Urteilsverkündung aus der U-Haft zu entlassen.

Mit der Zweiten, vertagte er den Prozesses um eine Woche.

Im Hintergrund hörte er einen aufgebrachten Staatsanwalt „das ist ungeheuerlich“ blöken, was ihn aber in keinster Weise berührte und wollte schon auflegen, als ihm noch etwas einfiel.

„Frau Schneiderrath, holen Sie mir den R A Bächelt ans Telefon“.

Und nach einigen Minuten:

„Herr Bächelt, ich benötige für eine Befragung in der Sache, die Rufnummer der Tochter ihres Mandanten“.

 

                                                          XXX

 

Zögerlich und schweren Herzens ging ich auf den halbkreisförmigen, aus roten Ziegelsteinen bestehenden Eingang des Krankenhauses zu. Zu sehr fürchtete ich mich und wusste, wenn in wenigen Minuten jemand zu mir sagen würde, Julia wäre tot, ich zusammenbrechen würde und so beschloss ich Gott, an den ich zwar nicht glaube, aber das musste ich ihm ja nicht sagen, zu einem Geschäft zu überreden.

„Lieber Gott, bitte lass Julia leben, höre meinen Hilfeschrei oh Herr und rette sie und ich verspreche, ich will Dich loben und deinen Namen preisen allüberall. Ich werde jeder Unzucht und Fleischeslust abschwören und fortan ein keusches Leben, Dir zu Ehren führen“.

ER hatte sich zu meinem Angebot nicht geäußert und so konnte ich nur hoffen, dass wir einen Deal hatten und betrat, nicht wesentlich beruhigter die Klinik...

um Probleme aus dem Wege zu gehen, hatte ich mich entschlossen, mich als Julias Schwester auszugeben und spekulierte darauf, dass man keinen Ausweis sehen wollte...

„Ihre Schwester lebt Frau Pfeil und liegt auf der Intensiv. Da dürfen Sie aber nur rein, wenn der behandelnde Arzt sein ok gibt“, klärte mich die freundliche Nachtschwester auf.

mir fiel ein gigantischer Felsbrocken vom Herzen, sie lebt...

„Ich sage aber dem Arzt gleich Bescheid, wenn Sie dort vorne solange Platz nehmen wollen“, sagte sie noch.

 

XXX

 

„Sie ist nicht mehr in Lebensgefahr, schläft aber im Moment. Ihre Schwester hatte so um die 60 Tabletten Paracetamol genommen. Als Antidot habe ich N-AcetylCystein verabreichen lassen. Dieses fungiert als Spender für Glutathion und hilft, die Zwischenmetabolite im Körper abzubauen. Möglicherweise bleibt aber ein Leberschaden, das kann man jetzt noch nicht sagen“, klärte mich der Assistenzarzt auf.

„Wann kann ich sie mitnehmen?“, fragte ich.

„Normalerweise, behalten wir solche Fälle drei Tage hier, aber bei suizidgefährdeten Personen, kann es auch manchmal zu einer Überstellung in eine psychiatrische Anstalt kommen, aber das entscheidet der Psychologe“.

„Wie denn, ohne Einverständnis des Patienten in die Klapse?“.

Er nickte.

„So ist die Rechtslage, allerdings muss jede Zwangseinweisung von einem Vormundschaftsgericht abgesegnet werden“.

„Sehr viel schlimmer kann auch Stalins UDSSR um 1950 nicht gewesen sein“, sagte ich.

er lachte, dachte wohl ich mache einen Spaß...

„Wann kann ich zu ihr?“.

Er zuckte mit den Achseln.

„Schwer zu sagen, zwei, drei Stunden vielleicht. Warum gehen Sie nicht in die Cafeteria und ich lasse Sie rufen, wenn ihre Schwester wach ist?“.

Er war 27, vielleicht 28 und sah gut aus, was ihm offensichtlich bewusst war, denn er schaute mich mit jenem Lächeln an, das ich bei selbstbewussten und gutaussehenden Männer schon öfters sah. „Ich kann Dich haben, wann immer ich will und ...wo immer ich will“, sagte es.

maaaan, ich weiß doch...

„Kommst Du mit?“, fragte ich und er schaute nicht eine Sekunde überrascht.

„Einen Kaffee trinken“, ergänzte ich.

„Klar, was auch sonst?“, scherzte er.

Im Moment würde es nicht gehen sagte er nach kurzem Überlegen, aber in zwei Stunden wäre seine Nachtschicht vorüber und dann hätte er Zeit für mich, viel Zeit.

„Ich warte auf Dich“, sagte ich und setzte mein naiv-feierlichstes Lächeln auf, dessen ich an diesem Morgen fähig war.

Ich ging schon zum Fahrstuhl, um ins Erdgeschoss zu fahren, da ich dort die Cafeteria gesehen hatte, als er mir nach eilte.

„Komm“, sagte er und fasste mich am Arm.

Julia hatte eine Infusionsnadel an ihrem linken Handrücken.

Sie schlief.

„Sie ist sehr schön“, sagte der Doc leise und auch mehr zu sich selbst.

„Wie ist eigentlich dein Name?“.

„Rebecca Pfeil“, sagte ich eine Spur zu rasch und er sagte er hieße Axel.

Er holte mir einen Stuhl und stelle ihn neben ihr Bett und meinte, dass er sich sehr freuen würde, wenn es bei unserem Date bliebe.

„Ich werde bestimmt … kommen“, sagte ich.

„Ganz bestimmt wirst Du das“, sagte er mit einem frechen Grinsen.

Als er fort war, nahm ich Julias freie Hand und drückte sie gegen meinen Mund und dabei flüstere ich: „Was bildest Du dir eigentlich ein? Davon schleichen, mich in diesem verkommenen Drecksland alleine lassen? Das könnte Dir so passen. Aber nicht mit mir Julia, da musste Dir ne Dümmere suchen, nicht mit mir Du blödes Weibsstück“.

Ihre Hand war von meinen Tränen feucht geworden.

Ich beugte mich über sie und während ich meine Lippen auf die ihren drückte, dabei die Tränen nun auch auf ihr Gesicht tropften, schlug sie die Augen auf und erstaunt starrte sie mich an und murmelte: „Rebecca“.

„Du dumme Gans“, sagte ich und sehr glücklich drückte ich meine Lippen nochmals auf ihren Mund.

 

                                                     XXX

 

Während der Richter die Handynummer wählte, die er von Rechtsanwalt Bächelt bekommen hatte, dachte er kurz darüber nach, gegen wie viele Vorschriften und Paragraphen der Strafprozessordnung, er mittlerweile schon verstoßen hatte...

„Hallo“.

„Guten Morgen, spreche ich mit Frau Rebecca Montez?“.

„Wer ist denn da?“, schniefte ich ins Telefon, noch aufgewühlt.

Nachdem mich ein burschikoses Mannweib, später erfuhr ich es war die Oberschwester, aus der Intensivstation mit den Worten „ist ja eklig“, rausgeworfen hatte, saß ich in der Cafeteria des St. Ansgar Krankenhauses.

„Hier spricht Herbert Wallin, Richter am Landgericht München“.

Wut stieg sofort in mir hoch, das war der Penner deswegen sich Julia um ein Haar umgebracht hätte…

„Was willst Du?“, fauchte ich ihn an.

„Ich wüsste nicht, das wir per...“ er besann sich, „aber egal, können Sie mir helfen, ich versuche seit gestern Julia zu erreichen?“.

„Und weshalb sollte ich Dir helfen?“.

„Fräulein Montez, Sie wissen es noch nicht, aber ich habe vor zehn Minuten ihren Herrn Vater freigelassen und wenn Sie so freundlich wären mir nun eventuell...“

Papa frei? Und plötzlich fiel mir ein, heute war ja Urteilsverkündung, wie hatte ich das nur vergessen können?…so vollständig vergessen können?...

„Sie haben ihn freigelassen?“, fragte ich verwundert und siezte ihn nun auch wieder.

„Ja sicher, bitte können Sie mir sagen wo Julia ist“.

ich überlegte, was konnte ich ihm sagen, was sollte er wissen...

„Hallo Frau Montez, sind Sie noch da?“.

„Ja“.

„Helfen Sie mir, ich bitte sehr“.

„Herr Wallin, kann ich Sie in einer halben Stunde zurückrufen? Ich muss erst Julia fragen“.

„Ja natürlich und vielen Dank und sagen Sie mir bitte, geht es ihr gut?“.

„Den Umständen entsprechend schon“, antwortete ich und schluchzte dabei jammervoll.

ich gebs zu, das war gegaukelt, mir gings so gut wie schon lange nicht mehr...Julia lebt, Papa frei, was für ein herrlicher Tag...

Bestürzt klang seine Stimme als er fragte: „Den Umständen entsprechend, was bedeut...“.

Noch in seine Frage hinein hatte ich die Verbindung unterbrochen.

immerhin hat er Papa freigelassen, aber doch nur wegen Julia, das war sicher…also soll er schmoren, ein wenig wenigstens…


                                                  XXX

 

Zunächst rief ich Jason an.

„Julia gehts gut“, sagte ich.

„Gott sei Dank“, sagte er.

„Jason?“.

„Ja?“.

„Danke Dir“.

Danach rief ich Andre Bächelt, Papas Rechtsanwalt an.

„Hi Andre, ist mein Papa bei Dir?“.

„Ich steh vor der JVA Stadelheim und warte auf ihn“.

„Ich bin so erleichtert, das kannst Du Dir nicht vorstellen“, sagte ich.

„Das glaube ich gerne. Was Julia da abgeliefert hat, also ich bin sicher, dass Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit, als sie das sah, sich ebenfalls hinlegte, die Beine breit machte und sich sagte, das kann ich auch“.

Ich lachte.

„Andre, wenn Papa raus ist, soll er mich anrufen. Bitte sag ihm das“.


                                                     XXX

 

„Hallo Rebecca“, hatte Axel gesagt, sich einen Kaffee geholt und zu mir gesetzt. Er habe Julia von der Intensiv auf die Station 3, Zimmer 324 verlegen lassen.

„Du kannst Sie also jederzeit besuchen“, sagte er gerade, als etwas merkwürdiges geschah. Eine asiatische Schwesternschülerin trat an unseren Tisch und schüttete wortlos eine Tasse Cappuccino über ihn und seinen Arztkittel.

„Ach nee Yui Mei, nicht schon wieder, hör doch mal mit dem Unsinn auf“, schimpfte er mit ihr.

 

                                                      XXX

 

Aus dem Haupteingang des Krankenhauses, über den Parkplatz und an meinem Porsche vorbei, eine kleine Straße überquerend, betraten wir auch schon ein mehrstöckiges Apartmenthaus.

Er ging voran und schloss die Türe auf und noch im Flur küsste er mich und griff unter mein Kleid.

„Oh man“, sagte er, „Du bist ja schon ready to rumble“.

„Axel warte, lass mich bitte duschen vorher, ich stinke“.

Er zog seine Finger aus mir und hielt sie an seine Nase und gleichzeitig rochen wir daran.

„Du darfst auf keinen Fall duschen“, sagte er und steckte sich die feucht-glitschigen Finger in den Mund und als wäre es ein Eis am Stil zog er sie genussvoll wieder heraus.

„Auf keinen Fall“, wiederholte er und warf mich auf das Bett. Es war ein breites Bett, für zwei Personen und während er mich leckte, sah ich auf dem Kissen neben mir zwei lange Haare, ein braunes und ein blondes.

„Fick mich jetzt“, sagte ich hitzig, nachdem es mir zu lange dauerte.

In Windeseile schlüpfte er aus seiner Hose und ich sah seinen Schwanz. Es war ein bemerkenswert schöner Schwanz und er stand auch schon prächtig. In dem Moment wo er sich auf mich legen wollte, läutete jedoch mein Handy.

Papa!

„Da muss ich ran“, sagte ich und stieß ihn zur Seite, sprang auf und holte das Telefon aus meinem Blazer.

„Papa?“.

„Ja mein Engel“.

„Oh Papa“.

„Ja“.

„Wie geht es Dir Papa?“, fragte ich.

„So gut wie schon lange nicht mehr“.

„Ich freue mich so sehr“, sagte ich, während ich gleichzeitig versuchte Axel daran zu hindern mich bäuchlings auf das Bett zu legen. Ich schüttelte den Kopf, schlug nach ihm, aber alles sinnlos. Er steckte mir seinen Schwanz bis zum Anschlag rein.

„Wo bist Du denn Rebecca? Kannst Du mich abholen? Ich würde dich sehr gerne sehen. Vielleicht auch zum Mittagessen treffen ja?“.

„Papa … Pap … ich ruf ...gleich noch mal“ und unterbrach die Verbindung, ... gerade noch rechtzeitig.

„Schade, das hätte mir gefallen“, meinte Axel.


 


Kommentare

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