"skrupellos" Kapitel IV
Wie gehetzt rannte Herbert Wallin, Richter am Landgericht München, durch das Haus.
„Wo ist sie?“ und obwohl alleine, sprach er immer wieder diese Worte.
Nach dem er die Verhandlung gegen diesen Steuerganoven, bereits gegen zwölf Uhr aussetzen musste und deswegen einen frühen Feierabend hatte und sich schon auf ein gemeinsames Mittagessen mit ihr freute, nahm er an, sie würde vor dem Gerichtsgebäude auf ihn warten.
Doch Fehlanzeige und obwohl er eine Viertelstunde verstreichen ließ, keine Spur von Julia. Danach war er nach Hause gefahren und hoffte sie wäre schon da, aber auch das war nicht der Fall.
Nun, fast drei Stunden später war er sehr beunruhigt, machte sich große Sorgen. München war in den letzten Jahren eine unsichere Stadt geworden und niemand wusste das besser als er.
Und Julia, mit ihrer freundlichen, niemals arges vermutenden Art, war das prädestinierte Opfer für einen der zehntausend Perversen in dieser Stadt.
Wie leicht konnte sie ein Mann in sein Auto zerren, obwohl das bei Julia nicht notwendig ist, freiwillig würde sie einsteigen, wenn er nur freundlich lächelnd sagen würde, „kommen Sie, ich fahr Sie nach Hause“.
Er konnte, in Kenntnis ihrer Person, Schlimmes nicht ausschließen.
Wo ist mein Mädchen?
***
Sein Mädchen hatte just in diesem Moment, den aufrecht stehenden und in Kürze abschießen wollenden Schwanz des Herrn Rechtsanwalt Andre Bächelt im Mund.
Behutsam bewegte sie ihre Lippen über die bloßgelegte und empfindliche Spitze. Er würde gleich kommen, wusste sie sicher und spielte ihr altes Spiel, lautlos zählte sie herunter.
Neun-acht-sieben-sechs-fünf-vier-drei-zwei-eins-Raumfahrt.
„Julia“, rief er laut und seine Beine zitterten und den zuckenden und spuckenden Schwanz immer noch fest von ihren Lippen umschlossen, schaute sie hoch zu ihm und in seine Augen und schluckte seinen Erguss.
Und als würde sie einen guten Wein verkosten, spitzte sie ihre Lippen und machte ein schlürfendes Geräusch.
„Traditionell in seiner Komplexität, Feinheit und Abrundung, aber modern im fruchtigen Geschmack, in seiner Zugänglichkeit und den weichen Tanninen. Intensives Aroma in der Nase und im Mund, langanhaltender Abgang“.
Mehr erstaunt als belustigt hatte er ihr zugehört.
Was für ein ungewöhnliches Mädchen.
Bei meiner Frau darf ich nicht mal im Mund kommen, geschweige denn, dass sie mein Sperma schlucken und dabei einen ulkigen Spruch ablassen würde.
Ja, dieser Nachmittag hatte viele Überraschungen für ihn bereit gehalten. Dachte er vorab, sie wird sich sicher nur hinlegen, die Beine breit machen und hoffen, dass es rasch vorbei ist, wurde er aber schnell eines besseren belehrt.
Liebevoll war sie mit ihm umgegangen, hatte ihm schon bei der Begrüßung in der Hotelbar gezeigt, ich mag Dich. Ging im Bett auf seine Obsession Küssen ein, ja machte begeistert mit. Es war so, als wären sie schon lange ein Liebespaar. Sie schuf die perfekte Illusion dafür.
Das einzig Negative an ihr, sie war zu erregend, zu aufwühlend und nur wenige Minuten konnte er widerstehen und einen Samenerguss zurückhalten.
Das war natürlich sehr ärgerlich und als sie sich anzog und dabei sagte, dass sie nun rasch fort müsse, wusste er wohin sie jetzt gehen würde und konnte sich nicht erinnern, zu welchem Zeitpunkt in seinem Leben, er jemanden mehr beneidet hatte als den Richter Wallin, zu dem sie nun gehen, dort den Abend und die ganze Nacht verbringen würde.
***
Es musste ihr etwas zugestossen sein, dessen war er sich nun sicher.
Aber was tun?
Sollte er losfahren und sie suchen, oder sollte er seine Kontakte zur Kripo nutzen und eine Personenfahndung auslösen?
Er hatte hervorragende Verbindungen zu Kriminaldirektoren und Kommissaren und alle standen sie in seiner Schuld. Zu oft hatte er ihre lausigen, mit Fehlern behafteten Ermittlungen vor Gericht gedeckelt.
Es wäre ihm zwar nicht recht, wenn seine Beziehung mit einer so jungen Frau bekannt werden würde, aber, … er schaute auf die Uhr, es war jetzt 16.30 Uhr, wenn Julia bis 18 Uhr nicht da ist, wäre es ihm dann völlig egal, wer was erfuhr, oder wer was dachte. Hauptsache sie würde gesucht und gefunden.
Er würde den gesamte Einfluss seiner Person nutzen und eine Fahndung auslösen, wie diese Stadt lange keine gesehen hatte. Jawohl, das würde er tun, obwohl, … warum so lange warten? Wertvolle Zeit würde eventuell vergeudet.
Fünfzehn Minuten noch, dann werde ich telefonieren, … ich kann nicht länger warten.
Doch zehn Minuten später und fünf Minuten vor Ablauf seiner sich selbst gestellten Frist, hörte er wie die Haustüre aufgeschlossen wurde.
Eilig rannte er zur ihr und nahm sie in den Arm und glücklich sprach er: „Ich bin so froh dass Dir nichts geschehen ist“.
Und noch im Flur begann sie zu erzählten.
Zu erzählen von dem Abenteuer das sie erlebt hatte.
Sie ist durch die Fußgängerzone geschlendert, am Rathaus habe sie dem Glockenspiel zugesehen und dort habe ein jüngerer Mann im Anzug und eine ältere Dame mit Aktentasche sie angesprochen.
„Wir müssen ihnen etwas sehr wichtiges überreichen“.
Ich fragte, was es denn sei, ein Geschenk vielleicht?
„Ja, gewissermaßen haben wir ein sehr wertvolles Geschenk für Sie“, sagte der nette und höfliche junge Mann.
„Ich dachte was es wohl ist? Ich hatte keine Ahnung und war sehr neugierig, das kannst Du dir ja denken“.
Sie sagten, sie könnten es mir nicht hier, sozusagen auf der Straße überreichen und so gingen wir in einen Innenhof, wo wir ungestört waren.
ich kann sie nie mehr alleine aus dem Haus lassen, dachte der Richter sorgenvoll...
„Haben Sie schon einmal über den Ursprung allen Unglücks auf der Erde nachgedacht?“, fragte die ältere Dame.
Nein, sagte ich ehrlich und die Zwei schauten sich an und meinten, das wäre nicht gut. Die Frau zog dann ein Buch aus der Aktentasche.
„Glaube und Leben!“.
Es sei das wichtigste und meistverkaufte Buch überhaupt, geschrieben von einer Magnifizenz. Es kostet nur 29.99 und wer dieses Buch gelesen hat, ist ein Erleuchteter.
„Ich wollte es natürlich kaufen und ärgerte mich, dass ich nur fünf Mark mitgenommen hatte. Sie sagten aber, sie wären morgen um die selbe Zeit wieder hier und ich solle einfach dann vorbei kommen“.
Sie schaute den Richter erwartungsvoll an.
Er, bislang stehend und fassungslos zugehörend, setzte sich nun zu ihr und nahm ihre Hand.
„Julia, ich hab mir sehr große Sorgen gemacht“.
Sie schaute zu Boden.
Das tut ihr leid, sagte sie leise, aber es wäre ja auch etwas ganz besonderes heute geschehen.
„Ja mein Liebling“, antwortete er, er brachte es einfach nicht über´s Herz sie aus ihrer Traumwelt zu reißen.
Aber entgegen seinem Vorsatz, brach es doch aus ihm heraus.
„Julia, das hätten doch Kriminelle oder sogar Mörder sein können. Du hast Dich da in eine gefährliche Situation begeben, verstehst Du das?“.
Julia schaute ihn an und sprach sehr bestimmt, jedes einzelne Wort überdeutlich betonend:
„Herbert, ich kann auf mich aufpassen“.
wenn es nicht so ernst wäre, wäre es zum Schreien komisch dachte er, ach es war sinnlos und so schwieg er nun...
***
„Anwaltskanzlei Nossy, Veronica Zinn am Apparat, guten Morgen, was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine freundliche Dame.
„Ich hätte gern Herrn Bächelt gesprochen“.
„Herr Bächelt ist in einer Besprechung, kann ich ihnen weiterhelfen, oder vielleicht etwas ausrichten?“.
„Ich wollte fragen, wo man meinen Papa hingebracht hat, mein Name ist Rebecca Montez und er wurde…“
Sie unterbrach mich.
„Oh Frau Montez, einen Moment bitte, ich stelle durch“.
„Guten Morgen Rebecca“.
„Hallo Andre“.
„Na Du“.
„Na Du selber“, antwortete ich.
„Ich wollte mich entschuldigen, mein Benehmen in der Kneipe,… sorry vielmals“, sagte er.
„Schon vergessen. Weshalb ich anrufe, ich will meinen Papa sehen. Geht es ihm gut? Wo haben diese Schurken ihn diesmal hin verschleppt?“.
Er lachte.
„Weißt Du, dass Du einmalig bist, aber ja, ihm geht es gut, er wurde in die Krankenstation der JVA Aichach gebracht. Ich dachte dass Du ihn sehen willst und habe schon eine Besuchserlaubnis holen lassen. Sie liegt hier bei Frau Zinn“.
„Merci bien, Andre, ich hol sie heute noch ab, also dann, wir sehen uns...“.
„Warte mal, nicht so schnell“.
Er zögerte.
„Julia, … also ich würde sie gerne treffen...
mein Gott Julia, was stellst Du nur immer an?...
...könntest Du noch einmal ein gutes Wort für mich einlegen, … bitte?“.
„Andre, der Deal war, Vertagung gegen einmaligen Sex mit ihr. Was möchtest Du noch?“.
„Scheiße ja Rebecca, das weiß ich doch, es ist nur…“.
es ist nur, ich hab mich verliebt bla bla bla, man sind Männer Idioten, immer wieder unfassbar...
„Oder wärst Du so nett und würdest mir ihre Handynummer geben?“.
typisch Julia, ficken durfte er, but Fonnumber no…
„Komm schon, es wäre mir wirklich wichtig“.
spätestens jetzt, sollte ich ihm sagen das Julia eine Edelnutte ist, für ihn nichts, aber auch gar nichts empfindet, dass alles nur gespielt ist bei ihr und er aufhören soll, seine Ehe auf´s Spiel zu setzten, ja das sollte ich sagen, tat es aber nicht...
„Andre, das ist doch noch kein 24 Stunden her, dass ihr euch getroffen habt“.
„Ja das stimmt, trotzdem, … bitte Rebecca“.
„Wie war es denn für Dich?“.
„Es war sehr schön und ich denke auch, dass Julia ebenfalls etwas dabei empfunden hat“.
ja sicher, Langeweile. Man Julia, musste das sein, der arme Junge, nun ist er verliebt und kommt da nicht mehr raus. Aber sie konnte anscheinend nicht anders, machte das schon automatisch, was wir beide seit Jahren taten, Männer verarschen. Ok, wenn´s denn so sein soll...
„Verstehe Andre und eigentlich sollte ich Dir das nicht sagen, aber Du hast das vielleicht richtig erkennt. Julia sagte auch was in diese Richtung zu mir“.
„Wirklich?“
„Klar Du Ehemann, Du treuer, weiß net ob man das schon sagen kann, aber ich denke sie mag dich, vielleicht auch etwas mehr“.
„Wirklich? Dann soll sie mich doch bitte anrufen, bitte“.
***
Julia lag auf dem Teppich, in dem mit Bücherregalen und dicken Wälzern vollgestopften Arbeitszimmer.
Sie hatte sich nicht mehr vollständig angezogen nach dem sie geduscht hatte und lag nun mit dem für sie typischen weißen Baumwollhöschen und einem ebenfalls weißen T-Shirt vor dem Fernsehgerät.
Der Richter saß an seinem Schreibtisch, während er mit Hornbrille und verrutschter Krawatte Zeugenaussagen des nächsten Prozesses, welcher direkt nach diesem Steuerbetrüger beginnen würde, durchging. Ein Ehemann hatte seine Frau umgebracht, unklar noch, Mord oder Totschlag und auch die Ermittlungen der Kripo gaben kein klares Bild. Er blätterte in den Unterlagen und Julia schaute einen alten französischen schwarz-weiß Film mit Jean Gabin in der Hauptrolle an und sehr bedächtig begann sie ihre Scham zu reiben.
Er hatte es zuerst nicht bemerkt, erst als ein Seufzer von ihr ihn aufblicken ließ, wurde er auf den ungewöhnlichen Vorgang aufmerksam.
Bemüht kein Geräusch zu machen, beobachtete er sie.
Ihre rechte Hand hatte sich von oben in ihr Höschen geschoben und eindeutig konnte er die kreisende Bewegung ihrer Finger erkennen.
Er konnte es nicht fassen, in seinem Blickfeld, völlig ungeniert, masturbierte sie, rieb sich die Klitoris.
Ihre Augen waren geschlossen.
Woran sie wohl denkt, oder an wen?….
Die Bewegungen wurden schneller und ihr Atem ebenfalls. Stetig steigerte sie nun das Tempo, es waren nun sehr schnelle wischende Bewegungen, dann plötzlich ein leises „ouch“ und vorbei war das seltene Schauspiel und als wäre nichts gewesen, zog sie ihre Hand aus dem Höschen, stand auf und ging ins Badezimmer. Als sie zurückkam, legte sie sich wieder auf den Teppich vor dem Fernseher und schaute weiter den Film.
Kein einziges Mal hatte sie zu ihm geschaut, es war, als würde er nicht existieren.
Verblüfft war er, war das eben wirklich geschehen, oder war es eine erotische Phantasie gewesen? Fing er langsam an zu spinnen, ausschließen würde er es nicht völlig.
Amour fou, die wahnsinnig machende Liebe, waren das ihre Symptome?
Er wollte die Begebenheit ablegen unter Realitätsinntest No. 22, was aber nicht wirklich gelang.
Er konnte sich nicht mehr auf die Akten konzentrieren. Immer wieder gingen seine Gedanken zurück, zu dem eben Erlebten.
Es war ihr anscheinend völlig egal, dass er im Raum gewesen war.
Gut, seit sie miteinander schliefen, war ihm durchaus aufgefallen, dass sie sich mittlerweile ohne Scham und völlig unbekümmert, auch bar jeglicher Kleidung, vor ihm zeigte.
Obwohl, zeigte das falsche Wort ist, es war ihr schlicht egal, ob er sie nackt sah.
So auch unlängst geschehen im Badezimmer, als er am Waschbecken stand und sich rasierte.
Völlig ungeniert hatte sie sich geduscht, dabei die Beine leicht angewinkelt und mit zwei Fingern ihre Scheide auseinander gezogen und den Strahl des Wassers dorthin gelenkt.
Noch nie hatte er die intime Körperpflege einer Frau derart und in aller Deutlichkeit ansehen können und fasziniert hatte er zugeschaut. Als sie einmal aufblickte und es bemerkte, lächelte sie ihm zu, nur um sogleich wieder konzentriert weiterzumachen.
Könnte man sagen, sie tut so etwas weil sie mir völlig vertraute? Wäre das eine plausible Erklärung?
Er wusste es nicht, es blieb nur weiteres Rätsel um dieses an Rätseln so reiche Mädchen.
***
Der Raum war freundlich und hell und im Gegensatz zu der JVA Stadelheim, wo mindestens noch sieben oder acht andere Häftlingen mit ihrem Besuch an den kleinen Tischen saßen, würden wir hier alleine sein.
Ich musste nur fünf Minuten auf ihn warten.
Gott sei Dank, er wurde ohne Handschellen hereingeführt. Ich hätte nicht vorhersagen wollen, wie ich sonst reagiert hätte.
Er nahm mich in den Arm und ich drückte ihn.
„Papa, mein Papa“, und vorbei war es mit der Selbstbeherrschung.
Ich schluchzte laut auf, versuchte aber mich zusammen zu reißen.
„Letzte Nacht habe ich von Dir geträumt mein Liebling“, sagte er als wir uns gesetzt hatten.
„Ich träume von Dir jede Nacht“, sagte ich und:
„Letzte Nacht träumte ich wir haben geheiratet. Es war so eine wunderschöne Hochzeit und viele Menschen waren...“
„Rebecca“, unterbrach er mich.
Ich schaute ihn fragend an.
„Du weißt doch, dass wir uns schon öfters über das Lügen unterhalten haben, ja?“.
„Das war aber keine Lüge“, beharrte ich trotzig.
„Ok, aber gut dass wir beim Thema sind, hast Du mir etwas zu sagen Rebecca?“, fragte er.
„Ich? Nein, wieso?“.
„Herr Bächelt machte so eine merkwürdige Bemerkung“.
dieser blöd-geile Anwaltsaffe, „jetzt sind Sie meine Mandantin und ich unterliege der Schweigepflicht“, von wegen und das mit Julia kann er nun sowieso vergessen, soll er doch wieder auf sein altes Schlachtross aufsteigen, das werde ich ihm auch sagen, alternativ werd ich ihm noch empfehlen, er kann es sich auch selber machen.
Wütend war ich auf diesen Deppen, beunruhigte er Papa doch unnötigerweise mit etwas völlig nebensächlichen. Aber was hatte er genau gesagt?...
„Ich hab keine Ahnung was Du meinst, was hat er denn gesagt?“, fragte ich.
Papa schaute auf den JVA-Beamten, der in einem Eck saß.
„Ich kann jetzt nicht sehr deutlich werden, verstehst Du?“, sagte er leise.
„Bitte nicht flüstern“, kam es dann auch direkt von dem Beamten.
klar verstand ich und war sehr zufrieden mit dem Besucherreglement der bayrischen Strafanstalten...
„Hast Du mir also etwas zu sagen Rebecca?“, wiederholte er seine Frage.
„Ich? Nein, wieso?“, wiederholte auch ich meine Antwort.
Er schaute mich streng an, das heißt er hielt es dafür, eigentlich konnte er überhaupt nicht streng gucken, wenigstens nicht bei mir.
„Rebecca bitte, ich weiß nicht was Du dir da wieder ausgedacht hast, aber ich bitte Dich sehr, tue nichts unüberlegtes. Versprichst Du mir das?“.
„Ja Papa, ich verspreche es“.
Weit davon entfernt mir zu glauben, schaute er mich skeptisch an.
***
Auf der Rückfahrt läutete mein Handy.
„Sie ruft nicht an“.
„Hallo Andre“.
„Warum ruft sie nicht an, kannst Du mir das bitte sagen?“.
„Sie weiß dass Du verheiratet bist und da ist sie ein gebranntes Kind. Hatte wohl mal was mit einem verheirateten Mann und das war ihr sehr Nahe gegangen“.
Schweigen.
„Andre, biste noch dran?“.
„Ja, ich versteh das ja. Trotzdem bitte, sie soll mich anrufen“.
„Ich sprech nochmal mit ihr“.
„Aber auch wirklich?“.
„Natürlich“.
***
„Ich hab das heute nicht so recht verstanden, ist er nun frei, weil er so krank ist?“, fragte Julia den Richter.
Spät bekamen sie noch Hunger und waren zu einem spanisches Restaurant gefahren. Eine Paella für zwei Personen und einen Liter Sangria hatten sie bestellt und als der Ober fort war, stellt sie diese Frage.
„Nein, die Verhandlung ist nur vertagt und er wurde in die Krankenstation der JVA Aichach verlegt. Ausserden ist der alte Gauner nicht krank“.
„Aber der Doktor sagte doch so was“.
„Nein, er konnte es nur nicht ausschließen, was ein großer Unterschied ist“.
„Lustig fand ich, wie der Herr Staatsanwalt sich aufgeregt hat“, sagte Julia und lächelte.
Der Richter lächelte auch.
„Ja, das war witzig, aber natürlich hatte er recht. Es ist ein dreistes Bubenstück was der Gauner und sein Anwalt da abgeliefert haben“.
„Du meinst, dass diese Herzanfall nur gespielt war?“.
„Aber ganz gewiss war er das, Julia mein unschuldiger Engel“.
Und der Wein war so süß und süffig und nachdem die Karaffe leer, bestellten sie noch eine.
„Ich muss Dir was sagen, Du darfst aber nicht böse sein“, sprach Julia und hatte dabei ihren Kopf gesenkt.
„Wie könnte ich mit Dir böse sein?“, fragte er.
„Gestern in der Pause, also da hab ich mit der Tochter gesprochen.
Sie tat mir so leid, wie sie so alleine da stand, fast geheult hat sie schon und als ich sagte, „Du liebst deinen Papa sehr“, gab es kein halten mehr.
Sie weinte und ich fing dann auch an und gegenseitig erzählten wir uns wie sehr wir unsere Papas liebten und obwohl meiner schon tot ist, liebe ich ihn noch immer und sie sagte, das wäre bei ihr ganz bestimmt auch so und dass er nun, wie der Rechtsanwalt sagt, für zehn Jahre ins Gefängnis muss, das wäre wie tot.
Das kann sie nicht ertragen, er ist doch unschuldig“.
„Das ist schon traurig, aber unschuldig ist er nicht Julia, das kannst Du mir glauben. Ich verurteile keinen Unschuldigen“.
„Er nahm sein Glas und stieß mit ihr an.
„Und deswegen musst Du doch kein schlechtes Gewissen haben. Das war zwar bestimmt ein sehr emotionales Gespräch, aber ansonsten ...“.
Julia senkte wieder ihren Blick.
„Das war ja auch noch nicht der schlimme Teil“.
„Nein?“, fragte er.
„Nein“, sagte sie.
Julia trank ihr Glas mit einem Schluck aus.
„Ich sagte ihr, dass ich mit Dir zusammenlebe, dass wir ein Paar seien“.
Julia schaute den Richter unsicher an.
„Und sonst habt ihr nichts gesprochen?“.
Julia bekam einen roten Kopf, sie log so offensichtlich, dass er fast gelacht hätte.
„Nein Herbert, nein, das musst Du mir glauben, was sollen wir denn sonst auch noch gesprochen haben?“.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, das war unverkennbar. Er aber wollte nicht weiter in sie dringen, wollte sie nicht blosstellen.
Was konnte bedeutsames schon gesprochen worden sein, wenn sich zwei unreife Mädchen unterhielten?
Nichts, gar nichts.
Kommentare
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