Kuss der Ewigkeit - Verhängnisvolle Umarmung 2
Kuss der Ewigkeit - Verhängnisvolle Umarmung 2
Holzratte, © 2013
Der Vollmond stand hoch am wolkenlosen Himmel als sich Emilia dem Waldsee näherte. Noch immer klebte der Schmutz der vergangenen Nächte an ihr. So konnte sie sich nicht unter die Menschen trauen. Mit leichtem Auftritt und schwebendem Schritt glitt sie aus dem Wald an den Rand des Sees, schaute kurz dem Mond entgegen, ließ ihren Blick über die Ufer des Weihers gleiten und begann sich schließlich langsam zu entkleiden.
Ihr schwerer Kapuzenmantel glitt von ihren Schultern und legte eine im fahlen Mondlicht bläulich erscheinende Bluse und einen nachtschwarzen Rock frei. Nachdem sie auch diese zwei Kleidungsstücke abgelegt hatte trat sie langsam an das Ufer des Sees und stieg mit vorsichtigen Schritten hinein. Das Wasser hätte kalt sein müssen doch empfand sie es eher als angenehm warm.
Emilia drehte sich um und trat aus dem See wieder heraus. Ihre persönliche Reinigung musste vorerst etwas warten. Eins nach dem Anderen begann sie ihre Kleidungsstücke in das klare Wasser des Sees zu tauchen und zu waschen. Erst als dies vollendet war und alles fein säuberlich über die Äste der umstehenden Bäume und auf die vereinzelten Felsen zum trocknen gehängt und gelegt worden war trat sie wieder an das Ufer. Sie watete in das Wasser bis es ihr bis zur Hüfte reichte, blieb stehen, blickte noch einmal in den Sternenhimmel und sprang schließlich kopfüber in die Fluten.
Alles hatte so friedlich und harmlos begonnen, nun jedoch rannte er so schnell er nur konnte dem Wald entgegen.
Ursprünglich hatte Karl nur ein paar Eier und eventuell ein Huhn stehlen wollen, doch dann hatte er von seinem Versteck im Schatten neben dem Hühnerstall aus zwei Personen von den Feldern aus auf den Hof rennen gesehen und ihnen dabei zugeschaut wie sie sich anschließend zu der Scheune schlichen. Aus purer Neugier war er ihnen lautlos gefolgt, hatte sich in der fast vollkommenen Dunkelheit im Scheuneninneren erst einmal orientieren müssen und war dann, als seine Augen sich wenigstens etwas an die Finsternis gewöhnt hatten, den doch recht eindeutigen Geräuschen langsam gefolgt. Ein kleiner, kaum wahrzunehmender Lichtschein hatte ihm den Weg gewiesen. So leise wie er nur konnte hatte er die Leiter erklommen die zum Heuboden führte. Sie hatte leise geknarrt als er sich an ihr emporgezogen hatte und bei jedem Knarren war er in eine schreckhafte Starre verfallen, immer ängstlich darauf lauschend ob er bemerkt worden war.
Das Bild das sich ihm geboten hatte als er vorsichtig einen Blick auf den Heuboden warf hatte ihm zum einen den Kopf schütteln, zum anderen aber auch seine Säfte mächtig in Wallung bringen lassen.
Die Tochter des Bauern hatte dort mit irgendeinem Tölpel, wahrscheinlich ihrem Freund, in der Umarmung des Liebesspiels gelegen. Beleuchtet worden war die ganze Szene von einer einzelnen, fast heruntergebrannten Kerze die wiederum auf einem wackeligen Stein in einem von Stroh befreiten Kreis gestanden hatte. Keinen Meter von ihr entfernt hatten sich die zwei nackten, ineinander verschlungenen Körper geräkelt.
Eine Weile noch hatte er den Beiden mit einer Hand in seiner Bruche zugeschaut, dann hatte er sich nicht mehr beherrschen können, war auf den Boden gestürmt, hatte den Jungen von dem Mädchen heruntergerissen und sich anschließend selbst auf sie geworfen. Der Junge war nach hinten getaumelt, hatte einen Schritt ins Leere getan und war wild mit den Armen rudernd und einen Schrei der Panik ausstoßend abgestürzt während das Mädchen sich unter Karl gewunden, geschrien und mit den Händen nach ihm geschlagen hatte. Er aber war von ihrer Gegenwehr nur noch mehr angetrieben worden und kam schließlich unter wilden Zuckungen.
Mittlerweile war die Kerze umgefallen und fast erloschen. Doch die kleine Flamme war an einen der Strohhalme gelangt. Von da an war es ganz schnell gegangen. Mit noch immer geöffneter Bruche hatte er die Flucht ergriffen und fand nur mühsam einen Korridor durch das Flammenmeer um ihn herum, war die Leiter mehr hinab gerutscht als geklettert und unten fast über den Leichnam des Freundes der Bauerstochter gestolpert. Als er aus der Scheune getreten war hatte er schon die ersten Dorfbewohner mit Eimer bewaffnet auf den Hof laufen sehen.
Ohne darüber nachzudenken hatten er die Beine in die Hände genommen und war schnurstracks auf den Wald zugerannt, weg von dem Hof und dem Feuer, weg von den Menschen denen er gerade eben einen Schaden zugefügt hatte den ein einziges Leben nicht wieder gut machen konnte.
Karl rannte immer noch als er die Waldgrenze schon längst hinter sich gelassen hatte und beruhigte sich erst wieder als er kaum noch seine Füße heben konnte und seine Lunge pfiff. Erschöpft ließ er sich hinter einen Busch sinken, atmete mehrmals tief durch, wartete bis sein Herzschlag sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und bekam erst jetzt mit, dass sein Gemächt immer noch aus seinen Beinkleidern heraushing. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht als er sich vorzustellen versuchte wie es wohl ausgesehen haben musste als er mit seinem wild um sich schlagendem Geschlecht über die Felder gerannt war. Was für ein toller Kerl er doch war.
Langsam ließ sie sich von der Luft in ihrer Lunge an die Oberfläche des Waldsees tragen. Wie unwirtlich still es doch wurde sobald man die Wasseroberfläche durchstieß und sich unter ihr befand, da, wo nur das trübe klatschen der Wellen auf den Strand in Ufernähe zu vernehmen war; und wie die Laute wieder auf einen einströmten sobald man den Spiegel wieder durchbrach, so klar und unverzerrt. Doch nicht nur die Laute kehrten zurück, auch die Haut begann wieder unter den Berührungen des Windes zu erzittern, Düfte, vom Wind mitgetragen, durchströmten die Luft.
Kaum hatte sich ihr Kopf aus dem Spiegel des Wassers herausgehoben sog sie gierig mit weit geöffnetem Mund die süße Luft in ihre Lunge. Langsam richtete sich ihr Körper in den Fluten auf während sie wieder und wieder tief Atem holte.
Etwas war anders, anders als noch vor ihrem Bad. Ruckartig kehrte sie in die Nacht zurück in der sie in den See gestiegen war. Wieder schloss sie die Augen und strengte ihre Sinne an. Die Geräusche des Waldes waren die gleichen wie noch zuvor, Tiere die durch das Unterholz schlichen und nach Nahrung suchten; Vögel die nach Insekten flogen um ihren Hunger zu stillen, das Plätschern der kleinen Wellen die gegen die Uferböschung schlugen, das Säuseln des Windes in den Ästen. All dies schien unverändert, doch etwas war anders, was nur? Suchend ließ sie ihren Blick über den See und die Lichtung in der er lag gleiten, schaute zu den Wipfeln der Bäume empor, und entdeckte ein schwaches Licht, orange-rot flackerte es und bildete einen kleinen halbrunden Fleck über dem Schwarz der Bäume.
Emilia bekam Hunger. Wo ein Feuer ist - sie war sich sicher, dass es ein Feuer sein musste – da waren auch Menschen, und wo Menschen waren gab es Nahrung. Mit kräftigen Bewegungen schwamm sie zurück an das Ufer wo sie ihre Sachen zum trocknen ausgebreitet hatte. Im Mondlicht glitzernd rann das Wasser an ihrem nackten Körper herab als sie aus dem Wasser stieg. Eine Gänsehaut überzog ihre Haut als ein Windhauch darüberstrich und ließ sie frösteln. Ihre Sachen waren noch immer feucht, doch würden sie später, wenn sie in der Nähe des Feuers war wieder trocknen.
Sie wollte sich gerade daran machen sich anzukleiden als ihr ein Geruch in die Nase stieg der sie mitten in ihrer Bewegung inne halten ließ. Emilia schloss ihre Augen, hob ihre Nase in den Wind und zog tief die Luft ein. Ja, eine klare Witterung lag in der Luft. Mit noch immer geschlossenen Augen ging sie dem Geruch nach. Die Steine am Ufer stachen ihr in die Füße, die Äste der Büsche zerkratzten ihr die Beine doch all dies spürte sie nicht. Für sie gab es nur noch diesen einen Geruch, und den damit anschwellenden, immer gieriger werdenden Hunger.
Karl konnte nicht glauben was sich da vor seinen Augen abspielte. War er unter dem Busch eingeschlafen? Träumte er schon? Da stieg doch nicht wirklich eine nackte Frau mitten in der Nacht aus dem See den er bis vor kurzem noch gar nicht wahrgenommen hatte und lief ohne sich anzukleiden umher. Hart kniff er sich, rieb sich mit den Händen über die Augen, doch das Bild blieb das gleiche.
Vorsichtig kroch er durch das Unterholz und gab sich redlich Mühe so leise wie nur möglich zu sein. Die Frau stand nun zwischen den Felsen auf denen etwas ausgebreitet lag, wahrscheinlich ihre Sachen, und den Büschen unter denen er lag. Still stand sie da, den Blick in den Himmel gerichtet. Karl schien sie vollkommen in ihre Gedanken versunken, den frischen Hauch der Nacht auf ihrer nackten Haut genießend. Fasziniert ließ er seinen Blick über ihren vom fahlen Mondlicht beschienenen Körper wandern. Ihre Haut schien ungewöhnlich hell zu sein und bildete damit einen starken Kontrast zu ihrem dunkel erscheinenden Haar. Stolz hob sich ihr Busen vom ansonsten flachen Oberkörper ab, hob und senkte sich ihr Bauch bei jedem Atemzug den sie nahm.
Karls Gier erwachte aufs Neue in ihm und sein noch immer frei hängendes Glied verhärtete sich erneut. Mit größter Vorsicht erhob er sich und setzte sich langsam in Bewegung, seinem Ziel, der Frau, entgegen.
Emilia zog die Luft tief ein. Täuschte sie sich oder hatte der Duft sich tatsächlich verändert? Roch es vorher noch leicht nach Schweiß und Erde so meinte sie nun auch eine süße Note wahrzunehmen. Ja, eindeutig, sie roch einen Mann, einen erregten noch dazu, und er hatte begonnen sich zu bewegen. Vor ihrem geistigen Auge erschienen die Lichtung und der darum liegende Wald. Mit gespitzten Ohren lauschte sie dem leisen Knacken brechender Zweige, das scharren dürrer Äste auf Kleidung und sah somit wie sich der Mann langsam und vermutlich für seine Ohren lautlos auf sie zubewegte. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Was für ein Narr er doch war. Ihr konnte man sich nicht lautlos nähern.
Karl musste den Schutz der Büsche verlassen wollte er zu der Frau gelangen. Noch immer stand sie bewegungslos am Wasser. Täuschte er sich oder hatte sich gerade ein Lächeln in ihre Gesichtszüge gestohlen? Nein, sie lächelte tatsächlich. Woran sie wohl gerade denken mochte. Einen Schritt tat er auf die Lichtung, einen Zweiten, doch die Frau blieb unbeweglich stehen.
Sein Penis streckte sich mittlerweile heftig pochend dem Ziel seiner Lüste entgegen. Ihn schon leicht reibend trat er ihr entgegen,…
…und blieb mitten im Schritt stehen. Hatte sie ihn bemerkt?
Als Emilia spürte, dass er ihr immer näher kam öffnete sie ihre Augen, senkte ihren Kopf und drehte sich ihm entgegen. Ihr Lächeln verschwand und wurde durch einen Blick voller Angst ersetzt. Da stand er, auf halbem Weg zwischen ihr und den Büschen aus denen er herausgekrochen war, mit offener Bruche, seine Absichten regelrecht herausschreiend. „Wer…“, begann Emilia mit zitternder Stimme, ihre Augen vor Schreck weit aufgerissen.
Langsam kam er auf sie zugetreten, ein schmieriges Grinsen im Gesicht. Emilia trat zurück, Stück für Stück, bis sie die Feuchtigkeit des Waldsees unter ihren Sohlen spürte. Der Mann kam ihr übermütig immer näher, kam schließlich bei ihr an, stieß sie grob zu Boden und warf sich seines Sieges sicher auf sie.
Auf diesen einen Moment der Unachtsamkeit in der er sich ihr überlegen vorkam und seine Konzentration aufgab hatte sie gewartet. Gerade als er in sie eindringen wollte und sein Hals ihr nahe kam biss sie zu und schloss ihre Lippen über der frischen Wunde.
Karl erstarrte mitten in der Bewegung und wurde steif wie ein Brett als Emilias Zähne seine Halsschlagader öffnete. Zu spät erkannte er seinen Fehler, wollte gegen sie ankämpfen, sich von ihr wegstoßen doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.
Emilia musste gar nicht saugen, Karls Blut ergoss sich wie von selbst in ihren Mund und sie hatte Mühe nichts daneben laufen zu lassen. Wellen der Ekstase rollten mit jedem Schluck durch sie, Bilder seines Lebens schossen an ihren Augen vorbei. Karl hieß er also, ein Dieb, Mörder, Schänder. Sein gesamtes Leben nahm sie wahr, nahm es auf und stärkte sich daran. Der Fluss ließ nach, Emilia ließ von Karl ab und rollte ihn von sich herunter. Ein dünnes Rinnsal lief aus den zwei Bisswunden in seinem Hals in das Wassers des Sees. Röchelnd lag er neben ihr und sah sie mit gläsernen Augen an. Er versuchte zu sprechen, seine Lippen bildeten Worte, doch kein Laut löste sich von ihnen. Dann brach sein Blick.
Emilia fühlte sich wie neugeboren als sein Leben sie durchströmte. Das Wasser fühlte sich kälter an als noch vor wenigen Minuten. Noch einmal schaute sie zu Karl hinunter. Menschen, schoss es ihr durch den Kopf, sie würden es nie lernen. Dann stieg sie noch einmal in den See, tauchte unter, wieder auf, rieb sich intensiv ab und trat aus dem Wasser.
Ihre Sachen lagen noch immer dort wo sie sie zum trocknen ausgelegt hatte. Sie trat auf sie zu und machte sich daran sich wieder anzukleiden. Hart zeichnete ihre Bluse ihren Oberkörper nach, eng legte sich ihr Rock an ihre Beine, schwer legte sich ihr Kapuzenmantel über sie. Noch ein letztes Mal drehte sie sich zu Karl um und ein Lachen stahl sich aus ihrer Kehle.
Hier war sie fertig, doch ihr Hunger war gerade erst geweckt worden und wollte gestillt werden. Die Jagd konnte beginnen.
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