Die Hexe - Teil 2
Als ich im Badezimmer das Licht einschaltete, erklang ein Brummen. Es ging rasch in ein Surren über und ein Rauschen gesellte sich ihm hinzu. Ein Strom warmer Luft kam herangeweht, der meine Beine liebkoste. Ich folgte diesem Strom bis zu dem Gitter in der Wand, dem er entsprang, ging in die Hocke und drehte und wendete mich in ihm und genoss seine sanfte Berührung auf meinem Körper.
Ich sah mich um.
Das Bad war sehr geräumig, war ganz mit Kacheln ausgekleidet, deren roséfarbener Ton angenehm und beruhigend auf mich wirkte und enthielt neben einer Wanne auch eine Dusche. Über einer breiten Stange hing ein Badetuch und auf dem Schildchen über ihm las ich die Worte „Für unsere Gäste“.
Mir meine Füße zu waschen, hatte Dominika mir aufgetragen, aber sie würde wohl nichts dagegen einzuwenden haben, wenn ich mich abbrauste, denn umso frischer würde ich dann sein.
Frisch und bereit für sie!
Ich näherte mich der Stange, vergrub meine Nase im blütenweißen Flausch des Tuchs, sog seinen Duft ein, der mich an Flieder erinnerte und nahm es ab.
Der Wollust einer ausgedehnten Dusche gab ich mich hin und verließ danach das Badezimmer, in dem es heiß und dämpfig geworden war.
Draußen im Flur war niemand zu sehen.
Ich ging zu der Stelle, an der ich mich hatte ausziehen müssen, suchte nach meinen wenigen Kleidungsstücken und nach meiner Umhängetasche mit dem Handy darin, dem Geldbeutel, dem Personalausweis, suchte nach meinen Schuhen. Fand nichts von all dem!
Eine jähe Angst stieg in mir auf!
„Dominika, wo bist du?“.
Stille. Nur das Ticken einer Standuhr war zu hören.
Was für ein Spiel trieb sie mit mir?
Sollte ich mich - aller meiner Sachen beraubt- in diesem großen, fremden Haus auf die Suche nach ihr machen?
Oder hatte sie mich am Ende belogen? Was wäre denn, wenn außer ihr noch jemand anderes zugegen war? Jemand, der auf mich lauerte! Dem ich nackt in die Arme laufen sollte!
„Lucia, du blöde, kleine Zicke, hast dich in eine Falle locken lassen!“ dachte ich. „Bist blind vor lauter Geilheit in sie hineingetappt!“ Panik erfasste mich! Ich lief zur Haustür, drückte auf die Klinke, fand die Tür verschlossen vor. Die Fenster! Ich sah mich um, aber kein Fenster war zu erkennen. Das hier war ein dunkler Flur.
„Oh Gott!“
Alle Wärme, die die Dusche mir gespendet hatte, war verflogen. Ich fröstelte, schlug hilflos mit der Faust gegen die schwere Eingangstür, spürte wie ein scharfer Schmerz mir in die Hand fuhr, kam durch ihn jedoch zur Besinnung. „Ruhig, Lucia, ganz ruhig“ sagte ich leise vor mich hin. „Kleine, dumme Lucia! Du bist gefangen, aber einen Ausweg muss es geben! Such nach ihm!“
„Das Badezimmer!“ Ich lief hinein, nahm das Badetuch auf und umhüllte mich damit. Es war feucht und gewährte mir nur wenig Schutz, aber etwas sicherer fühlte ich mich doch damit.
Zurück im Flur rief ich nochmals nach Dominika. Nur das entfernte Miauen einer Katze antwortete mir. NUR einer Katze? Ich war nicht mehr allein! „Und wenn’s auch nur ein Kätzchen ist,“ dachte ich bei mir „so bin ich doch nicht mehr allein! Bin in der Nähe eines kleinen harmlosen Wesens, das mir Trost spenden kann! Und, wer weiß, vielleicht führt es mich ja auch zu seiner Herrin, zu Dominika! Oder führt mich … wohin?“ Wo war die Katze?
Auf der Treppe? Ich ging hinüber zu dem großen, schweren Pfosten aus dunklem Holz, der den Abschluss des Treppengeländers bildete, verbarg mich hinter ihm und streckte nur den Kopf vor, um auf die Stufen sehen zu können. Ich sah die Katze. So leise ich auch aufgetreten war, mit meinen bloßen Sohlen, hatte sie mich doch gehört. Sie war im Begriff gewesen, nach oben zu klimmen, war dann in der Bewegung erstarrt und sah mit zurückgewandtem Kopf zu mir herab. Klein und schwarz war sie. Ich trat hinter dem Pfosten hervor und begann die Treppe hinaufzusteigen. Die Katze sprang vor mir her, erreichte das obere Stockwerk und verschwand. Ich folgte ihr rasch, gelangte auf einen Gang, an dessen entferntem Ende soeben ein Katzenhinterteil mit hocherhobenem Schwanz in den Spalt einer nahezu angelehnten Tür eintauchte.
Nach wenigen Augenblicken stand ich vor der Tür, vergrößerte den Spalt und sah durch ihn hindurch in ein großes Zimmer. An der mir gegenüber liegenden Wand stand zwischen zwei Fenstern ein mächtiger, altväterischer Armsessel und auf ihm saß mit geschlossenen Augen – Dominika!
Ich trat ins Zimmer, näherte mich ihr, stellte mich vor sie hin und begann, sie zu mustern.
Sie hatte ein großes, offenbar mit Leder bezogenes weißes Polster vor den Sessel gezogen, auf dem ihre ausgestreckten Beine ruhten. Immer noch war sie barfuß, trug jetzt aber ein ärmelloses, bunt gemustertes Kleid, das ein Stück weit vor den Knien endete. Es war tief ausgeschnitten und gab so den Blick frei auf die oberen Teile ihrer wohl nicht allzu großen, anscheinend aber festen, straffen Brüste, die mir weiß entgegenleuchteten. Ein Teil der Höfe war zu sehen, die Nippel aber waren verdeckt.
Die Katze war auf ihren Schoß gesprungen, hatte sich dort niedergelassen, sah mich mit erhobenem Kopf aus weit geöffneten, wachsamen, schwarzen Pupillen an. Es war wohl ihr ruheloser Schwanz, beständig auf- und abgehend, dabei immer wieder auf die rechte Hüfte der jungen Frau schlagend, der zu erkennen gab, dass im Zimmer sich etwas rührte, denn plötzlich schlug Dominika die Augen auf und sah mir direkt ins Gesicht.
„Wenn das nicht das nackte Nüttchen ist“ sagte sie. – „Nüttchen ja! Das Nüttchen ist jetzt gar nicht mehr so nackt! Und es will wissen, was du für ein Spiel mit ihm treibst!“ – „Ich wollte dir nur etwas Angst einjagen. Dich etwas leiden lassen. Das ist es doch was du willst, leiden, oder nicht?“ – „Du hast mir alle meine Sachen weggenommen. Gib sie zurück!“ Sie schüttelte den Kopf: „Erst, wenn ich mit dir fertig bin!“ – „Ich will sie auf der Stelle! Weil ich dich nämlich jetzt verlasse!“ – „So bald willst du schon wieder gehen? Und das hier?“
Sie hob das rechte Bein an, was die Katze dazu veranlasste, von ihrem Schoß zu springen und zeigte mir ihre Fußsohle. „Ich habe dir versprochen, dass du dir meine Füße anschauen darfst. Komm her, ich zeig sie dir!“ – „Ich will sie gar nicht sehen!“ - „Sie bleckte die Zähne: „Komm her, habe ich gesagt!“ Immer noch hielt sie mir ihre Sohle entgegen und unwillkürlich blickte ich darauf. Sah das weiße Fußgewölbe, das eingebettet zwischen einer rosigen schmalen Ferse, der Kante und den Ballen vor mir lag. Und ich sah ihre Zehen, die nach oben hin aus dem an seinen Rändern sanft geschwungenen Fußpolster herauswuchsen. Sah die Zehenbeeren.
Und erlag wieder ihrem Zauber, so schön war dieser Anblick! „Zeigst du ihn mir auch von oben?“ Sie warf den Kopf in den Nacken, lächelte und stellte ihren Fuß auf das Polster.
Schlank und schmal und weiß war er. Besaß einen hohen Spann und die Zehen waren feingliedrig und gerade gewachsen und es war ein Fuß, so schön und zart und verlockend wie ich kaum jemals zuvor einen gesehen hatte. Sie trug zwei Zehenringe und über dem Gelenk ein feines Goldkettchen mit einem ebenfalls goldenen, sehr sorgfältig gearbeiteten Anhänger.
Es war ein Pentagramm.
„Darf ich ihn berühren?“ fragte ich. „Ihn küssen vielleicht gar?“ – „Gefällt dir mein Schmuck?“ – „Ja, sehr!“ – „Und du? Liebst du auch Schmuck an deinen Füßen? Und an den Armen?“ – „Ich trage gerne Kettchen an Hand- und Fußgelenken“ – „Hast keinen Hand- und Fußschmuck angelegt. Aber das können wir ja ändern. Geh zu der Truhe dort drüben und bring mir die rote Schachtel, die du darin findest!“ Ich gehorchte ihr.
Sie legte die Schachtel auf ihren Schoß, öffnete sie und entnahm ihr zwei Paar Manschetten aus schimmerndem schwarzem Leder. In jede der Manschetten war ein Ring eingearbeitet.
„Es ist der Schmuck einer Sklavin“ sagte sie. „Wirf das Badetuch ab und leg die Fußmanschetten an!“ Ich tat wie mir geheißen und stand jetzt wieder nackt vor ihr.
Sie erhob sich, legte mir die Handfesseln an, trat einige Schritte zurück und betrachtete mich. „Hübsch siehst du aus, mit deinem Sklavinnenschmuck! Meine Füße darfst du berühren, musst dafür aber etwas tun“ – „Was soll ich tun?“ – „Nackt vor uns tanzen“ – „Vor dir und deiner Katze?“ – „Auch die Katze wird dich tanzen sehen, wenn es ihr auch nichts bedeutet."
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