Sangius Vita Est - Eine abendliche Elegie
Es dämmerte. Unten an der Talfer kreuzten sich beständig diejenigen Jogger und Fahrradfahrer, die, sei es durch berufliche oder private Gründe, den launig-warmen Tag über verhindert gewesen waren und nun, zu jener späten Stunde, ihre letzte Chance auf frische Luft beim Schopfe packten.
Die erlischende Sonne war schon vor mehr als einer halben Stunde hinter die Berge getaucht und versah deren höchste, schneebedeckte Kuppen mit einem rotlichen, fast kupferfarbenen Schimmer, der sich von Minute zu Minute abschwächte und die kleine Alpenstadt in ein zunehmendes Zwielicht tauchte, das von einem leichten, kühlen Wind begleitet wurde.
Emmanuel Caroso, der bis zu diesem Zeitpunkt an einem kleinen Holzhäuschen nahe des Siegestores gelehnt hatte, eine Zigarillo in den spröden Lippen unter seinem blonden Schnauzer, neugierig das geschäftige Treiben in dem Kreisel, den drei kreuzende Straßen hier formten, beobachtend, kehrte, sich seines dünnen Sommerjackets bewusst, seine Schritte zurück über die Brücke Richtung Altstadt.
"Welch idyllischer Abend!", dachte er sich, als er das Geländer entlangschlenderte und in das blaue Wasser starrte, das rasch und schäumend unten durch das steinigen Bett schnellte.
Die Wärme des Frühlings war an diesem Tage erstmals gekommen; ungewöhnlich früh in diesem Jahr, mit ebenso überraschender Kraft, so dass man fast von Hitze sprechen konnte.
Und so war es auch nicht weiter ungewöhlich gewesen, dass die Menschen, die Einwohner der kleinen Alpenmetropole, in Massen, fast schon ungezügelt in das Freie geströmt waren, laut, fröhlich und möglichst unbekleidet.
Auch er, der an jenem Freitag, als Beamter im Landwirtschaftsministerium, natürlich schon am Mittag in den Genuss von Freizeit gekommen war, hatte sich die Möglichkeit auf so einen verfrühten Sommernachmitttag nicht nehmen lassen und war in größter Unternehmenslust mit dem Bus an den Etschdamm gefahren; hatte sich in die Sonne gesetzt und war am Spätnachmittag wieder zurückgekehrt, um noch ein wenig durch die Stadt zu flanieren.
Aber im Laufe des Tages, vor allem als er den zahlreichen jungen Frauen näher gekommen war, die dort am Ufer, auf den Wiesen, im Bikini Ball spielten oder im Wasser plantschten, beim ersten zaghaften Versuch zu Baden, war in ihm ein Gefühl aufgekommen, eine tiefe Sehnsucht nach gewissen Dingen, denen er als lediger Mann zur Zeit - wieder einmal - so fern schien.
Was ihm jedoch vielmehr Sorgen bereitete, als seine bloße Libido, war die Tatsache, dass sich unter jenes Sehnen mit der Zeit auch eine soziale Komponente gemischt hatte.
Mit seinen nunmehr 32 Jahren begann er manchmal, in den stillen Momenten des Lebens, die er zwar entschieden mied, aber doch nie vollständig aus seinem Leben ausklammern konnte, sich einsam zu fühlen und eine gewisse Leere zu verspüren.
Und dann fiel es ihm sehr schwer sich aufzuraffen, eine Frau einfach so anzusprechen, ohne Deckung, ohne tieferen Gesprächszwang, ohne – so glaubte er zu mindest - sich als getriebener der Wollust zu offenbaren.
Oftmals fühlte er sich wie der junge Anatol: Einer der ewig begierte, ewig sich an den Oberflächlichkeiten des Lebens labte, und langsam begriff, dass er den rechten Sinn des selbigen schon längst aus den Augen verloren hatte.
Anderseits gefiel sich Caroso in der Rolle des Einsamen, des Suchenden; es hatte so etwas von dieser männlichen Lonesome-Rider-Mentalität.
Doch nun, als er die aufkommende Dunkelheit am Horizont aufsteigen sah, da war es ihm plötzlich als stürbe etwas in ihm, irgendetwas Altes, Gewohntes.
Es war ihm als würde er an einer Art Metamorphose teilnehmen, er hatte das Gefühl, dass alles anders werden würde!
Lag es an der schwülen Luft des Tages, dass er nun so seltsam gespannt war? Erschöpfung vom langen gehen in der Sonne?
Er beschloss zum Waltherplatz zu gehen, um einen kleinen Happen zu Essen.
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Ende April.
Die Maturaprüfungen an der Oberschule hatten soeben ihren letzten Tag erlebt und dementsprechend groß war der Drang, mal wieder groß Auszugehen und ein letztes Mal, vor dem Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt, die Nacht zum Tag zu machen.
Fast die gesamte Gruppe des Deuschkurses hatte sich für 20.30 Uhr am Walther verabredet, und so wie man sich schulintern kannte, würden es weit mehr als die anberaumten 14 Frauen und Männer werden, die ausströmten um die Altstadt unsicher zu machen.
Unter ihnen war auch Esther, ein hübsches aber – im Verhältnis zu ihren Freundinnen- eher schüchternes Mädchen, mit hellbraunem Haar und weißer Haut, verschmitzten graugrünen Augen und einem halb niedlich, halb tollpatschig wirkenden Gang, der zwar dem Watscheln einer Ente weit mehr ähnelte als irgeneiner Form von Eleganz, aber geradezu geringfügig schien, im Vergleich zu ihren wohlgeformten Konturen und der Aura von Wärme und Fröhlichkeit, die sie ausstrahlte. Nichtsdestotrotz gab es Momente, in denen sich dieser Makel leicht als ein übergeordnetes Indiz verwenden ließ, um beispielsweise zu erklären, warum sie mit ihren 19 Jahren noch immer keinen Freund hatte.
Klar, es hatte den ein oder anderen Flirt gegeben, einer intensiver, einer weniger; aber über die gelangweilte Parodie von Petting war es noch nie hinausgekommen.
Geschweige denn einem Fundament für eine Beziehung, sei es auf körperlicher oder geistiger Ebene.
Im besten Falle natürlich beides, aber wer hoffte schon auf die Kuh, wenn er nicht einmal die Milch bekam.
Es war kurz vor sieben.
Sie stand vor dem großen Spiegel im Ankleideraum und konnte sich einfach nicht entschließen. Sollte sie ein kurzes Coktailkleid, dass ihr kaum über die Knie reichte, anziehen oder doch die beigen Hotpants in Kombination mit ihren glänzenden Seidenleggins?
Sie entschied sich für ersteres, allerdings streifte sie noch eine durchsichtige Strumphose über, man wusste ja schließlich nicht, ob die Nacht nicht doch kälter werden würde, als es die vom Frühling euphorisierte Wetterberichtertattung vorhersagte.
Auf den Bergen lag noch Schnee, wie oft hatte man es erlebt, dass in den späten Abendstunden noch ein kalter Wind aufflaute und durch das Tal schnitt.
Unten klingelte es.
Das musste Ophelia sein.
Ophelia war schon seit der Primärschule ihre beste Freundin, und schon seitdem bestand zwischen den Beiden ein ganz besonderes Band, speziell wenn es um die intimsten Belange einer jungen Erwachsenen ging.
Erst gestern, im fürchterlichsten Prüfungstress, an dem der Walzertakt des Daktylus bis zum Erbrechen durchskandiert, Petrarcas Laura mehrmals angefleht, oder der Sekundenstil minutiös aufgearbeitet wurde, hatte es wieder ein sehr langes Telefongespräch gegeben.
Es war immer dasselbe leidige Thema: Ophelias Freund!
Nach mehreren eher harmloseren Typen mit Standarteigenschaften, war das aktuelle Modell wieder ein komplizierter Fall.
Ophelia hatte nämlich ein ausgeprägtes Helfersyndrom, was, speziell im Umgang mit Männern, dazu führte, dass in verlässlicher Regelmäßigkeit Dinge passierten, die einen faden Beigeschmack hinterließen.
Doch ihr jetziges "Projekt" schlug jedwaigen Rahmen.
Nicht nur, dass ihr Ricardo ein kleines Problem mit Cannabis und anderen Gräßern hatte und auch schon von der Polizei erwischt worden war, als er mit Aufputschmitteln an der Via della Stazione stand und ebenso seelig grinste, wie die eingestanzten Smileys auf denselbigen, nein; nun saß er auch noch in U-Haft und Ophelia hatte eine Vorladung von der Kriminalpolizei bekommen, in der zu Hauf wenig erfreuchliche Formulierungen in bedrohlicher Beamtensprache prangten.
Sie hatte wirklich was besseres verdient, denn eloquent und gebildet war sie ja.
Der Vater war schließlich Intendant beim Staatstheater und was ihr Aussehen anging, konnte sie locker mit den meisten Mädchen in ihrem Jahrgang mithalten.
Mit ihren tiefbraunen Rehaugen und den langen blonden Locken, die schulterlang über ihre schmalen Schultern fielen, den langen Beinen und einem exqusiten Geschmack was Mode und die anderen Äußerlichkeiten anging, war sie weißgott in der Lage sich einen Kerl zu angeln, den man nicht erst auf Augenhöhe hieven musste.
Und genau das hatte sie ihr gestern auch eingetrichtert.
Sie öffnete die Tür.
Außer Atem und verschwitzt stand dort, wie erwartet, ihre beste Freundin.
Sie begrüßten sich.
"Meine Güte!", stöhnte Ophelia, "ist das heiß draußen!"
In der Tat liefen dicke Schweißperlen von ihrer Stirn, rannen ihr ebenmäßiges Gesicht herab und tropften auf den Fußboden.
"Willst du dich nicht erst einmal duschen? Ich kann dir Shampoo und Handtücher borgen, wenn du willst.", sagte Esther und eilte voraus.
Ihre Freundin ließ sich das nicht zweimal sagen und stieg, mit ihr zusammen, die Treppe in den ersten Stock hinauf, in dem sich Esthers Zimmer befand.
Da sie ein Einzelkind war und sie und ihre Eltern in der geräumigen Stadtwohnung mehr Platz als nötig hatten, war für die Tochter des Hauses quasi ein eigenen Stockwerk eingerichtet, wo sich, neben Ankleide, Schlafzimmer und Sportraum auch ein eigenes Bad befand.
Kaum als sie angekommen waren, noch bevor Esther Handtücher und Seife herbeigeholt hatte, begann sich Ophelia ihrer naßgeschwitzten Kleider zu enledigen und stand schon nach wenigen Momenten nur mit einem String und einem knappen BH vor ihrer Freundin.
Ein wenig überrascht blickte Esther sie an. Meist trug sie eher weite und verhüllende Kleidung, so dass ihr noch nie so wirklich aufgefallen war, wie verdammt gut gebaut ihre beste Freundin eigentlich war: Runde nicht zu große Brüste, dazu eine schmale Taille, ein süßer knackiger Po, lange, sehnige Beine und dazu der gleichmäßige leicht braune Taint, der ihre makellos reine Haut überzog; annerkennend entfuhr ihr ein leises: "Wow!"
Ophelia lächelte und nahm die Handtücher.
Sie verschwand in das Badezimmer, lies aber, durch Zufall oder auch gewollt, die Tür einen Spalt geöffnet.
Drinnen erklang das Plätschern von Wasser.
Esther stand unschlüssig da. Ein Gefühl stieg in ihr auf.
Erregung vereinnahmte sie, ihr Denken, ihr Handeln, ihr Bewusstsein.
Sie kämpfte gegen die angestaute sexuelle Gier an. Es war falsch sich jetzt einfach hinzugeben.
Irgendetwas Irrationales zu tun, nur weil ihr Unterleib ihr dazu riet.
Schließlich war Ophelia ihre Freundin, eine Person der sie blindlings Alles anvertrauen würde, selbst das, was sie in ihrem tiefsten Innern bewegte.
Auch wenn sie nicht wollte, irgendetwas zog sie zur Tür, zwang sie einen Blick in das Badezimmer hineinzuwerfen.
Sie ergab sich, es hatte keinen Zweck dagegen anzukämpfen.
Wogen der Begierde erfüllten sie; sie stellte sich ihre Freundin vor, wie sie dort nackt unter dem Wasserstrahl stand, und sie gab zu, es erregte sie auf eine Art und Weise, die ihr völlig fremd schien. Plötzlich spürte sie das Verlangen, Ophelia auf den Mund zu küssen, irgendwie empfand sie plötzlich eine Liebe, die die körperliche Ebene erreicht hatte.
Vorsichtig steckte sie ihren Kopf zwischen Türe und Rahmen und drückte die Tür ein klein wenig, unter der Vermeidung jeglichen Geräuschs, auf.
Aus ihrer Perspektive konnte sie durch das angelaufene Glaß der Dusche nicht viel sehen.
Nur die Pobacken, die sich vom Rest der Körpers abzeichneten, da sie leicht heller waren, eher blass leuchteten, im Vergleich zu der hellbraunen Haut, waren zu erkennen.
Außerdem glaubte sie zwischen den Beinen den Ansatz einer Schambeharrung zu erahnen, von dem das Wasser in einen dünnen Schwall herunterlief.
Doch dann drehte sich ihre Freundin ins Profil und sie konnte mehr erspähen.
Der Busen war noch größer, als es der BH zunächst hatte erahnen lassen.
Die dunkelroten Warzen, mit den verhältnismäßig großen Vorhöfen, standen erregt ab und teilten den Wasserstrahl, wie zwei Berge, durch denen ein Gebirgsbach brach.
Esthers Augen wanderten weiter, den flachen, eher muskulösen Bauch hinab, musterten die Hüftknochen, die wiederum den Wasserschwall einfingen, wie ein Delta, vielströmig und breit, und es schließlich in den Schambereich leiteten.
Sie hatte sich geirrt. Ihre Freundin war glattrasiert.
Es war keine einzige Stoppel zu sehen. Kein Halm auf einen kahlen Feld.
Nur brache, glatte Schönheit.
Ophelia nahm die Shampooflasche und begann ihre dunkeln Haare zu waschen, in denen das Naß jetzt schon schäumte und brandete.
Esthers Hände hatten sich mittlerweile verirrt und rieben an empfindlichen Stellen, so dass sie heiße und kalte Schauer durchfuhren.
Durch die Bewegung ihrer Arme zum Kopf spannte sich der Oberkörper der Duschenden, und bildete ein leichtes C, dass ihre große Oberweite noch besser zu Geltung brachte.
Sie hatte ihre Augen geschlossen, erwartete blind das rauschende Wasser und hatte keine Chance ihre Beobachterin zu erblicken, die inzwischen relaltiv ungeniert auf dem Boden kauerte, das Kleid hochgeschoben, den Slip zur Seite gezogen und ihre Genitalien bearbeitete.
Unfähig logisch zu denken, unfähig zu ahnen, dass sich die Beobachtete umdrehen, sie sehen würde.
Doch noch kam es nicht dazu.
Ophelia verteilte Duschgel, in einer großzügigen Menge, auf ihrer reinen Haut und begann es einzumassieren.
Sie fing mit den Brüsten an. Mit kreisenden Bewegungen rieb sie den Schaum ein.
In immer kleineren Kreisen rotierte sie um die Brustwarzen, zwirbelte kurz die Knöpfe und begab sich dann nach unten.
Täuschte es Esther, oder verweilte sie ungewöhnlich lange damit, das Gel zwischen ihren blassrosa Schamlippen einzuarbeiten?
Als sie schließlich den Duschkopf nahm und ihn unvermittelt zwischen ihre Beine richtete und dabei leise stöhnte, war es zu viel für Esther.
Ein Stöhnen unterdrückend, sich auf die Zähne beißend, kam sie.
Sie bemerkte nicht, dass sich Ophelia genau in diesem Moment ein wenig zur Seite drehte und ihre Freundin erspähte.
Lächelnd drehte sie sich wieder um. Sie hatte sich schon die ganze Zeit beobachtet gefühlt.
Dass ihre Freundin scharf auf sie war, hatte sie spätestens an dem verschlingenden Blick vorhin gemerkt.
Aprubt stellte sie die Dusche aus.
Plötzlich verklang das Plätschern. Esthers Lust war versiegt.
Peinlich berührt kroch sie hoch und huschte dann in ihr Zimmer.
"Mit etwas Glück", dachte sie, "hat sie mich nicht gesehen!"
Mit hochrotem Kopf, verschwitzt und erschöpft setzte sie sich auf ihr Bett.
Ophelia stieg aus der Kabine. Sie nahm ein weißes Handtuch und schlang es sich um den Körper.
Sie überlegte, dann lies sie es wieder fallen und spazierte völlig nackt zu Esther in das Zimmer.
Mit gespieltem Erstaunen blickte sie ihre Freundin an.
"Ich glaube du musst auch noch einmal Duschen!"
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Als Caroso die Via Museo entlanging und die hohen Häuser der Alstadt ihn umschlossen, der kalte Wind sich verstärkte, da überkam ihn abermal ein Schauern und er überlegte in seine Wohnung zurück zu kehren, um einen Mantel zu holen.
Da diese aber am anderen Ende der Altstadt gelegen war, und er schon beschlossen hatte an diesem Abend in einem Restaurant zu speisen, wohlwissend, dass in seinem Zuhause eine leerer Kühlschrank wartete, bog er nun an der Piazza delle Erbe in die Goethestraße ab, um auf kürzesten Wege zum Walter zu kommen.
Als er gerade auf der Höhe der Via Argentieri war, erblickte er etwas, was ihn dermaßen in seinen Bann zog, dass er auf der Stelle inne hielt und mit steigendem Interesse in dieselbige blickte.
Es war eine junge Frau.
Caroso konnte nicht einmal sagen, dass sie herausragend hübsch war oder eine über die Maßen beeindruckende Figur besaß.
Es war eher ihre Aura, die Art wie sie über das Pflaster ging, die Art mit der sie ihn angelächelt, ja fast schon gelockt hatte, sie genauer zu betrachten.
Sie hatte braunes, leicht in rötliche Töne gehendes Haar, das in geschwungener Krause auf ihre Schultern fiel.
Ihr sommersprossenbedecktes Gesicht mit tiefen, wasserblauen Augen, wirkte in der zunehmenden Dunkelheit nur wie eine verschwommene Kontur, doch Caroso schien es, als lag in ihren Gesichtszügen eine tiefe Nachdenklichkeit, gleich einem sinnenden Künstler in Erwartung des Geistesblitzes.
Nun begriff er auch, dass es genau dieser schiefrunde Zug in ihrem Antlitz gewesen war,
der ihn anzog, gleich einer Motte zum Licht.
Es war als würden sie ohne Worte sprechen, als hätten sie einen Weg gefunden still zu kommunizieren.
Caroso wagte kaum zu Atmen, völlig ungwohnte Gefühle überkamen ihm beim Anblick dieses Wesens.
Gleich lachend, gleich weinend, eine tiefe Zuneigung spürend, von der er nicht wusste woher sie kam oder was sie begründete.
Was sollte er tun? Ihr nachlaufen?
Was war das hier eigentlich? War er so verzweifelt?
Kündigte sich da etwa schon die Midlife-Crisis an?
Er verstand sich selbst nicht, irgendwie war dieser Moment einzigartig unwirklich.
In seinem Kopf schwirrten die wildesten Gedanken, auch solche die ihm höchst ungeheurlich schienen, er konnte doch nicht hier...
Gleich einem freudigen Hund wollte er auf sie zustürmen; doch er besann sich; wie würde das wohl aussehen?
Da bemerkte er das sie sich umgewandt hatte. Sie ging weiter. Er konnte es nicht verstehen.
Ihr folgend bewegte er sich vorwärts, doch er taumelte.
Ein Fahrrad, das quer über den Randstein lag, fast unsichtbar im Finsteren, war zu einem Stolperstein geworden.
Er fiel.
Während sich Caroso peinlich berührt aufrappelte, eilte das Mädchen ihm entgegen.
Noch bevor sie angekommen war, begann er sich laut zu entschuldigen:
"Verzeihen sie, Signora! Ich wollte ihnen nicht nachstellen."
Sie blieb ihm Schatten stehen.
Zwei Meter entfernt.
Stille.
Gegenseitig musterten sie sich, wobei ihm immer mehr die Röte in das Gesicht stieg.
Er wollte sich gerade umwenden, um zu gehen, mehr noch, den Rückzug anzutreten, da bewegte sich der Schatten und ehe er sich versah, legte sich eine Hand um die Seine.
Warm und weich, mit dünnen zarten Fingern, die er nun vorsichtig umschloss.
Sie zog ihn an sich heran, aber sagte kein Wort, was die Erregung, auf Seiten von Caroso, wieder steigen lies.
"Mi chiamo, Elena!", ertönte es da plötzlich aus der Stille.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, allmählich kam ihm dieses Aufeinandertreffen in jeder Weise sonderbar vor.
Die Straße schien verlassen, was ihn noch mehr verwunderte, denn man war hier schließlich in der Altstadt, die normalerweise zu fast allen Zeiten belebt war.
Es konnte doch nur ein unglücklicher Zufall sein, dass gerade in diesem bestimmten Moment, kein Mensch weit und breit zu sehen war?
In diesem Moment ertönte in unmittelbarer Nähe Gelächter.
Auch sein Gegnüber drehte sich in die Richtung, aus der die Geräusche zu vernehmen waren.
Dann zog sie ihn durch ein Tor, das sich rechts von ihnen befanden, in einen dunkeln Innenhof.
Der Abend war schon weiter fortgeschritten.
Am viereckigen Himmelsauschnitt, den der Hof freigab, standen bereits die ersten kaltweißen Gestirne; hin und wieder verdeckt von einem schwärzlichen Wolkenschleier.
Der Mond war nirgends zu sehen.
Caroso verstand sich selbst nicht.
Warum hatte er sich diesen Tätlichkeiten nicht erwehrt?
Warum hatte er das alles fast teilnahmslos über sich ergehen lassen?
Und vor allem: Was hatte die junge Frau vor? Seine Gedanken gingen zwar schon in eine gewisse Richtung, aber gleichzeitig kam es ihm so schrecklich unsinnig vor.
Elena lachte leise und schubste ihn herausfordernd gegen einen Container, der in einer Ecke des Hinterhofes, wohl zur Entsorgung von Müll, plaziert worden war.
Ihm schossen jetzt viele Dinge durch den Kopf, wenige davon ergaben Schlüssiges, aber eines konnte er wohl ausschließen: Das er träumte!
Er überlegte sich zu wehren. Die Kraft um sie zu überwältigen hätte er wohl. Auch erinnerte er sich an ein Taschenmesser, das er in seiner Jackettasche bei sich trug.
Aber warum sollte er sich verteidigen, noch war nichts vorgefallen!
Vielleicht hatte sie ja Drogen konsumiert?
Doch das brachte nichts.
Er musste abwarten was als nächstes passieren würde!
Dann war es ihm immer noch möglich einzugreifen.
Sie war ein wenig zurück in den Schatten gegangen und bewegte sich hin und her.
Er sah nur die Schemen.
Doch dann verstand er.
Langsam hatte sie ihre Bluse abgestreift und es zu Boden geworfen.
Er ahnte was jetzt kam.
Sie huschte vorwärts, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund.
Er hatte das Gefühl diese Geste erwidern zu müssen, sonst würde sie wohl glauben, er habe kein Interesse an Ihr.
Also griff er ihr an die Brust. Es war sondergleichen weich, was er da in seinen Händen hielt.
Sie stöhnte.
Mitunter wunderte er sich, dass sich all sein Verlangen so unverhofft, in Gestalt einer jungen, offenbar ganz und gar unkonventionellen jungen Frau zu erfüllen schien.
Sie küssten sich abermals.
Caroso glaubte eine leichte Note von Rotwein in ihrem Mund zu schmecken.
Ein gewisses Stadium der Enthemmtheit war erreicht.
Nun ging es ganz schnell. Elena entledigte sich ihres Shirts und zog auch das darunter lauernde Bustier aus. Mit bloßer Brust stand sie nun vor ihm. Die dunkelroten Brustwarzen standen aufgerichtet in die Luft.
Etwas überfordert mit der zunehmenden Geschwindigkeit der Vorgänge verhielt er sich etwas passiv und wartete gegen den Container gelehnt, den nächsten Schritt ab.
Doch als Elena auch noch damit begann ihre enge Jeans von den Hüften zu schälen und darunter ein, im Dunkeln, rötlich scheinender Slip mit Punktmuster hervorkam, konnte er sich nicht mehr beherrschen.
Wild und ungestüm packte er sie, drehte sie um 180° Grad und drückte sie gegen den Container.
Während er mit der einen Hand unter das Bündchen fuhr und mit dem Finger einen Eingang zwischen ihre Schamlippen suchte, nestelte er mit der Anderen an seinem Gürtel, um seine Erektion von der einschnürenden Enge seiner Hose zu befreien.
Er wollte. Jetzt.
Sie küssten sich nun immer inniger, wie ein Katzenjunges mit der Wolle spielten ihre beiden Zungenspitzen in den Mündern.
Auch ihre Hände hatten mittlerweile an seinen Unterleib gefunden und rieben dort stetig mit steigendem Rythmus hin und her.
Sein ganzer Finger spürte die fast schon unerträgliche Hitze die in ihr aufstieg, als er denselbigen in sie hineingleiten lies, er blickte in ihr flehendes Gesicht und er verstand.
Mit einem Ruck zog er ihr Höschen nach unten.
Ohne große Umschweife führte er sein Glied zwischen ihre Beine und drang ein.
Sie quittierte das mit einem leisen Aufstöhnen.
Die Wucht des ersten Stoßes, hinter dem so viel Begierde steckte, so viel aufgeladene sexuelle Gier, die sich den schwülen Tag über aufgeladen hatte, warf sie beide mit voller Wucht gegen den Container.
Es schepperte dumpf.
Trotz der aufkommenden Kälte stand der Schweiß auf Carosos Stirn.
Beim zweiten Stoß hatte er schon das Gefühl zu explodieren, zu heiß, zu feucht, zu eng schien ihm seine Partnerin.
Er wollte gerade zum Dritten ausholen, schwer atmend und auf ihr lehnend, da passierte etwas Unglaubliches. Der Innenhof wurde von Licht durchflutet.
Elena schrie laut auf und sie stürzten auf den Steinboden.
Vor seinen Augen flirrte das ungewohnte Licht.
Noch bevor er sich aufrappeln konnte, hatte sie ihre Sachen gegriffen und rannte erschreckt und splitternackt, ohne sich umzusehen, in die Dunkelheit.
Auch Rossi beeilte sich seine Hose wieder über die Knie zu ziehen und wegzukommen.
Fluchend rannte er auf die Straße zurück, übersah dabei aber eine Stufe und stolperte abermals.
Mit schmerzverzerrten Gesicht rappelte er sich auf. Seine Hose war rechts am Knie zerissen.
Er sah sich nach ihr um.
Nichts!
Er wusste nicht welches Gefühl in diesem Moment in ihm überwog: Der Scham über dieses Maleur oder das Erstaunen über diese, wenn auch zufällige, aber doch komische Begegnung.
Was hatte das zu bedeuten?
Im fielen die Zeilen wieder ein, die er neulich auf einem Monument in der Chiesa dei Francescani gelesen hatte:
O fortuna
velut luna
statu variabilis,
semper crescis
et decrescis.
Nachdenklich und erschöpft ging er weiter, nahm die Mustergasse, um endlich zum Dom und zum Waltherplatz zu kommen.
Mit der Zeit meldete sich nun auch sein Magen, der knurrend seinen Tribut forderte, so dass er zusah dies schnell zu tun.
Noch konnte er nicht wissen, dass die Dinge noch weit anders verlaufen sollten, als sie von ihm geplant worden waren.
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Sie fuhren zusammen mit dem Rad in Richtung Innenstadt. Ophelia konnte, bedingt durch ihr kurzes Sommerkleid, nur vorsichtig treten, um nicht in Gefahr zu laufen durch einen unvohergesehenen Lufthauch ihren Slip zu entblößen und war so, gegenüber Esther, etwas zurückgefallen.
Am Durchgang von der Via Piave Richtung Rathausplatz, in den gotischen Bögen die der Stein dort schlug, stellten sie ihre Fahrräder ab und machten sich auf den restlichen Weg zu Fuß zu bestreiten.
Die Stadt schien mittlerweile wie leergefegt, nur ab und an gingen noch vereinzelt Menschen durch die Pflasterstraßen.
Esther spürte abermals eine gewisse Aufregung in sich. Vielleicht hielt dieser Abend eine, wenn auch minder wahrscheinliche, Chance auf einen Kerl bereit.
Neben ihr blickte Ophelia mit nachdenklichem Gesicht in den düster werdenden Himmel.
Sie hatte Ricardo wohl noch nicht überwunden.
Doch das sollte durch genügend Abklenkung möglich sein.
Sie lenkte das Thema wie beiläufig auf eine neue Diskothek, die kaum einen halben Kilometer vom Zentrum, vor ein paar Wochen neu eröffnet hatte.
Nach all dem was sie wusste, würde die Gruppe heute Nacht diesen Weg nehmen, um zu feiern.
Ophelia seufzte nur. Sie waren mittlerweile in die Gumergasse gekommen.
Es war nun fast vollständig dunkel, sie hatten die Helligkeit wohl überschätzt.
Der Mond würde noch lange nicht aufgehen.
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Fortsetzung folgt, wenn gewünscht.
Kommentare
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