Das Mädchen aus dem Wasser Teil 2


Holzratte

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10.04.2011
Insel der Scham

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Das Mädchen aus dem Wasser #2

Holzratte, © 2011

 

Johannes hatte lange gebraucht bis er die Spuren des Sturmes wenigstens halbwegs beseitigt hatte und als er sah, dass er es nicht alleine schaffen würde hatte es ihn noch einmal viel Überwindung gekostet um sich zu seinen Nachbarn aufzumachen und sie um Hilfe zu bitten. Diese willigten erstaunlich rasch ein und schon am nächsten Tag hatte er fünf freiwillige Helfer die ihm tatkräftig zur Hand gingen. Auf diese Art und Weiße gelang es ihnen binnen kürzester Zeit die Holzreste seines Schuppens und seines Bootes aufzuschichten, den halb verwesten Fischfang zu vergraben und damit den immer größer gewordenen Schwarm an Möwen zu vertreiben, das Dach und Mauerwerk seiner Hütte auszubessern und die Mole seines kleinen Hafens zu erneuern. Er wusste gar nicht wie er sich bei ihnen bedanken sollte doch sie erwiderten nur, dass er doch mal wieder in der Dorfschänke vorbeischauen solle. Dort könne er ja jedem von ihnen ein Bier spendieren.

So kam es, dass nach nur zwei Wochen ununterbrochener Arbeit sein Haus wieder fast wie neu wirkte und nur noch das blattlose Buschwerk an die Zerstörung jener schicksalsvollen Nacht erinnerte. Doch das Leben kehrte zu ihm zurück. An manchen Stellen kämpften sich schon wieder die ersten Grashalme durch die Erde.

Es hatte ihn erneut Kraft gekostet den Mut aufzubringen um nach Jahren wieder einmal in das nahe gelegene Dorf zu gehen und dort das Gasthaus aufzusuchen. Zu lange schon hatte er allein an seinem Ende der Bucht, nicht weit weg von seinen Mitmenschen aber doch weit genug um ein einsames und ungestörtes Leben führen zu können, gelebt.

Ungewöhnlich schnell fand er sich eingebunden in die Gespräche an seinem Tisch, lachte sogar mit den Anderen wie als wäre er jede Woche ein Teil des Stammtisches gewesen und spendierte mehr als nur eine Runde Bier. Trotzdem erfüllte es ihn mit tiefer Erleichterung als er sich spät in der Nacht wieder auf den Heimweg machte, begleitet nur von dem Säuseln des Windes und den Geräuschen der Nacht.

 

Nur mit seiner Unterhose bekleidet saß Johannes am nächsten Tag am Strand, umringt von mehreren kleinen Holztafeln und der Sonne im Rücken. Eine dieser Tafeln lag auf seinen ausgestreckten Beinen und in der Hand hielt er ein Stück Holzkohle. Schon seit dem Morgen saß er hier und entwarf sein neues Boot, doch hatte er schon viele Entwürfe verworfen. Es sollte schneller und beweglicher sein als sein vorheriges, doch gelang es ihm nicht das Bild aus seinem Kopf auf die Hölzer zu übertragen. Zum Einen lag das daran, dass das Bild in seinem Kopf noch recht vage war, hier und da teilweise noch recht verschwommen, zum Anderen daran, dass manche seiner Ideen nicht realisierbar waren. So wusste er zum Beispiel noch nicht wie er seinem Boot eine stabilere Wasserlage geben konnte. Sein altes Boot hatte schon bei dem kleinsten Wind angefangen zu schaukeln, ganz zu schweigen bei Stürmen. Bei Stürmen war er sich immer hilflos und auf seinem Boot wie in einer tanzenden Nussschale vorgekommen. Wie also konnte er seinem Boot mehr Stabilität bei höherem Wellengang verleihen?

Johannes starrte ins Leere als ihm dieser Gedanke immer und immer wieder durch den Kopf ging. So bemerkte er auch nicht wie sich Mair dem Strand näherte. So lautlos wie möglich kam sie wie ein Delphin angeschwommen. Kurz tauchte ihr Rücken bei jeder Schwimmbewegung aus dem Wasser auf, tauchte wieder ab während er von ihrem Fischschwanz abgelöst wurde der in ihrer Fluke endete die mit Eleganz beinahe geräuschlos in den Wellen verschwand. Als sie mit ihren Händen den Grund berührte hörte sie auf zu schwimmen und zog sich dem Strand entgegen. Dann und wann steckte sie wie ein Seelöwe ihren Kopf aus dem Wasser um zu schauen ob Johannes noch immer an der gleichen Stelle saß.

Bewegungslos verharrte sie im Wasser als sie nur noch wenige Meter vom trockenen Land trennten und beobachtete ihn. Er schien zu zeichnen. Langsam schob sie sich der Brandung entgegen und robbte, als er immer noch keine Regung von sich gab, den Strand zu ihm hinauf. Als sie ihm mit ihrer kühlen Hand den Rücken zu streicheln begann und etwas Wasser aus ihren Haaren in seinen Nacken tropfenließ fuhr er erschrocken auf, stolperte ein paar Schritte zurück, fiel rücklings hin und starrte sie mit großen Augen an.

„Mair, mein Kind“, stieß er aus, nachdem er sich von seinem Schrecken einigermaßen erholt hatte und in seinem Bauch begann es zu kribbeln. Vorsichtig erst, dann immer schneller werdend kroch er auf sie zu und fiel ihr um den Hals als er sie endlich erreicht hatte. Nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass sie nicht wie zwei im Sturm geknickte Schilfrohre umfielen als er sie an sich drückt und sein Gesicht an ihre Schulter presste um den salzig-würzigen Geruch ihrer Haare einzuatmen.

Lange genossen die Beiden die körperliche Nähe des Anderen. Gierig zog Johannes die Eindrücke ihrer Haut auf der Seinen auf; wie sich ihr vom Meer gekühlter Busen gegen seine von der Sonne erwärmte Brust drückte, wie sich das salzige Aroma ihrer nassen Haare in seiner Nase ausbreitete, wie ihr Atem über seinen Nacken fuhr und wie ihre Hände über seinen Rücken wanderten, ihn liebkosten und damit wohlige Schauer in ihm auslösten.

„Du hast mir gefehlt“, sagte er schließlich und brach damit die Stille. „Anfänglich dachte ich du wärst nur ein Traum gewesen, ein schöner aber doch nur ein Traum, und nun bist du wieder da. Träume ich wieder?“

Mair löste sich aus seiner Umarmung, griff nach seiner Hand und begann sie zu küssen. Unschlüssig was er nun denken sollte schaute Johannes ihr bei diesem Schauspiel zu. Das Kribbeln in seinem Bauch verstärkte sich und er spürte wie ihm das Blut in die Leisten schoss. Mair hingegen hatte angefangen an seinen Fingern zu knabbern und schaute ihm dabei ins Gesicht - dann biss sie zu.

„Au.“ Johannes riss seine Hand zurück, funkelte sie wütend an, beschaute seine Finger und blickte zurück zu Mair. Ihr Lächeln ließ seinen Zorn in Rauch aufgehen, ihre Augen fingen seinen Blick auf und ließen ihn darin versinken.

Schon längst hatte Johannes die Entwurfszeichnungen seines neuen Bootes vergessen als Mair in darauf ansprach. Johannes stand auf um seine letzte Zeichnung zu suchen und kam mit ihr zurück zu Mair die schon voller Erwartung auf ihrem zusammengerollten Fischschwanz hockte. „Schau“, begann er als er sich neben sie gesetzt hatte und die kleine Holztafel auf seinen Schoß gelegt hatte, „ich habe den Rumpf breiter geplant um damit eine größere Auflagefläche auf dem Wasser zu erreichen, und damit eine stabilere Wasserlage. Zuerst wollte ich es schmaler bauen um die Beweglichkeit zu erhöhen, doch hätte es dann zu unruhig im Wasser gelegen.“ Vollkommen in seinem Element schilderte er Mair seine Gedanken zu seinem neuen Boot, wie er die Schwächen seines zerstörten verringern und die Stärken ausbauen wollte. Mair hörte ihm gespannt zu bis sie einen Schmerz in ihrem Unterkörper verspürte der sie unwillkürlich versteifen ließ.

Johannes wurde erst aus seinen Gedanken gerissen als sich Mair immer stärker auf seine Schulter abzustützen und in Stößen zu atmen begann. Erschrocken blickte in ihr vor Schmerz verzogenes Gesicht. Als sie immer mehr Halt bei ihm zu suchen begann glitt sein Blick an ihr herab und er sah, dass ihr Fischschwanz sich vollständig versteift hatte und sie fast vollständig an ihm hang. Seine Gedanken überschlugen sich vor Entsetzen doch mit einem Male wusste er was zu tun war. Vorsichtig griff er nach ihren verkrampften Händen, löste sie von seiner Schulter und sprach beruhigend auf sie ein: „Keine Angst, mein Kind, du hast es gleich hinter dir.“ Natürlich wusste er nicht wie lange ihre Verwandlung noch dauern würde doch sah er, wie sich ein Funke Dankes sich in ihr ausbreitete.

Mair schrie auf, Tränen lösten sich aus ihren Augen und rollten ihre Wangen hinab während Johannes sie mit größter Sorgfalt zu Boden gleiten ließ und auf ihren Rücken drehte. Ihre Hände verkrampften sich erneut und griffen in den Sand als sich ihr Fischschwanz in der Mitte nach innen zu wölben begann. Ein unterdrücktes Stöhnen entwich ihren Lippen als sich unterhalb ihres Schrittes ein Riss in ihrem Fischschwanz bildete und ihn in zwei Hälften teilte während er sich vertiefte und in Richtung ihrer Fluke wanderte und sie zerriss bevor sie sich in zwei Füße verwandelte. Ein letzter Laut der Pein entfloh ihrer Kehle, dann lag sie nackt, zitternd und in Schweiß gebadet im warmen Sand.

Johannes, der die ganze Zeit neben ihr gekniet und nicht gewusst hatte wie er ihr hätte helfen können griff nach ihrer Hand, streichelte sie mit seinem Daumen und hauchte ihr anschließend einen Kuss auf. Mit einem Lächeln wandte Mair ihm ihr Gesicht zu. Die Strapazen ihrer Verwandlung waren noch immer darin abzulesen. Ihre Haare klebten in kleinen dünnen Strähnchen an ihren Schläfen, der kalte Schweiß begann bereits zu trocknen.

Matt, doch schon mit neuer Kraft drückte sie seine Hand. „Danke, Johannes“, flüsterte sie und das Funkeln das er an ihr so liebte kehrte in ihre Augen zurück.

„Danke wofür?“, fragte Johannes und schaute verlegen zur Seite. „Ich habe doch gar nichts getan.“ Sein Blick schwenkte zu ihr zurück und blieb an ihrer Blöße hängen. Wie ein Schauer durchfuhr es ihn als ihm auffiel, dass er auf Grund der Ereignisse der letzten Minuten vergessen hatte dass Mair nackt war. Den Bruchteil eines Augenblickes musterte er noch ihren wohlgeformten Körper; ihre kleinen apfelförmigen Brüste, ihren flachen muskulösen Bauch mit dem niedlichen Bauchnabel, ihre im Sonnenlicht funkelnde, mit Schuppen bedeckte Scham und ihre unglaublich langen Beine. Dann schaute er schamvoll weg, griff nach seiner Holztafel und begann sie krampfhaft anzustarren.

Mair spürte wie Johannes sich bemühte nicht zu ihr zu schauen, doch das Zucken seiner Augen verriet ihr seinen inneren Kampf. Langsam richtete sie sich auf, verschränkte ihre Beine etwas ungeschickt und legte ihre Hände auf ihre Knie. Sie spürte wie sich ihre Scheide auf Grund der abgewinkelten Beine leicht öffnete und ein wissendes Lächeln stahl sich in ihre Züge.

„Du brauchst einen Ausleger!“, sagte sie schließlich nachdem sie Johannes eine Weile angeschaut hatte.

„Was?“ Sein Kopf ruckte herum und sein Blick fiel auf Mair wie sie im Schneidersitz neben ihm saß, die Hände auf ihre Knie gelegt und... Johannes wurde heiß und kalt zugleich, seine Kehle schnürte sich zu und seine Hände begannen zu schwitzen. „Mair...“ Johannes musste sich räuspern um seine Stimme wenigstens halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. „Mair, bitte...“, er unterbrach sich, „bitte, schließ deine Beine.“Während er dies sagte starrte er ungebannt auf ihren Schritt und es kostete ihn Kraft nicht seine Hand zu heben und ihr zwischen die Beine zu greifen. Es kostete ihn Kraft nicht aufzuspringen, sich die Hose vom Leib zu reißen und wie ein Tier über sie herzufallen. Dann riss er sich von diesem Anblick los, hob seinen Blick und schaute Mair in die Augen: „Bitte Mair, ich könnte jetzt wenn ich wüsste, dass du es ernst meinst, aber ich will nicht – noch nicht!“

Mair senkte ihren Kopf und schaute zu Boden. Hatte sie es zu weit getrieben? Der Zauber war gebrochen. Eine Träne löste sich aus ihren Augen, gefolgt von einer Zweiten und rollte ihre Wange hinab. Ihre Schultern begannen zu zucken als sich Endtäuschung in ihr ausbreitete.

„Aber nicht doch“, sagte Johannes mit ruhiger Stimme, setzte sich neben sie und nahm sie in seine Arme. Anfangs zögerte er noch seine nackten Arme um ihre nackten Schultern zu legen doch spürte er wie er ihr auf damit Trost zu spenden schien.

Mair schlang ihre Arme um seinen Leib und presste ihr Gesicht an seine Brust bis ihre Tränen versiegten. Während all dieser Zeit sah Johannes das Bild ihrer freudigen Begrüßung vor seinem geistigen Auge und er fragte sich warum es ihm jetzt so schwer gefallen war Mair zu umarmen, vor kurzem aber noch nicht. Lag es vielleicht daran, dass er sie vorhin nur wie eine Tochter oder sehr gute Freundin gesehen und einen gewissen Besitzerstolz verspürt hatte? Nur allzu deutlich hatte sie ihm, als sie ihm ihr geöffnetes Geschlecht präsentiert hatte, klar übermittelt: Schau mich an! Ich bin mehr als nur eine Nixe; ich bin eine reife Frau.

Eine Weile noch saßen sie in dieser innigen Umarmung, auch nachdem Mair die Tränen längst versiegt waren. Schließlich aber begann sie sich wieder zu bewegen, entwand sich seinen Armen und stand auf. Sand klebte an ihren Beinen und ihrem Hintern als sie so vor ihm stand und auf ihn mit geröteten Augen hinabschaute. Johannes wollte sich ebenfalls erheben doch trat Mair auf ihn zu, legte ihm ihre Hände auf die Schultern, gab ihm somit zu verstehen dass er sitzen bleiben sollte, und hockte sich vor ihn. Mit flehendem Blick sagte sie: „Bitte Johannes, mach es mir nicht noch schwerer. Lass mich gehen.“

„Aber...“

„Schhhhh“, machte sie und legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Sag nichts. Wir werden uns wiedersehen, ich versprech es. Aber jetzt möchte ich allein sein.“ Sie schaute ihm tief in die Augen, suchte und fand darin die Flamme des Verlangens, die sie ihm bei ihrer letzten Begegnung entzündet hatte, beinahe erloschen und entfachte sie zu neuem Leben. Dann erhob sie sich, wand sich mit dem sicheren Gewissen er würde auf sie warten von ihm ab und trat in die Fluten. Als ihr das Wasser beinahe bis an die Hüfte reichte schaute sie noch einmal zu Johannes zurück. Unverändert saß er am Strand und schaute ihr hinterher. Mit einem Ruck wand sie sich von seinem Anblick ab, schloss ihre Beine, spürte Augenblicklich wie sich vereinten, und sprang mit dem Kopf voran in die Wellen.

Wie versteinert saß Johannes am Strand und schaute zu wie Mair in das Meer eintauchte. Die Rückverwandlung ihrer Beine zu ihrem Fischschwanz schien schneller von statten zu gehen als andersherum. Bei ihrer ersten Schwimmbewegung sah er noch ihre Füße abtauchen doch schon beim nächsten Mal war es ihre hellgrün schimmernde Fluke die ihr in die Wellen folgte. Noch einmal sah er sie auftauchen, dann war sie fort und eine bleierne Schwere schien sich auf ihn zu legen. Müde ließ er sich auf den Rücken in den warmen Sand fallen und sah in den Himmel hinauf. Möwen kreisten über ihm und schienen sich gegenseitig etwas zuzurufen.

Was hatte Mair doch noch gleich gesagt bevor sie ihn kalt überrascht hatte? Du brauchst einen Ausleger. Was hatte sie damit gemeint? Seine Gedanken begannen sich zu überschlagen als er darüber nachdachte. Er würde es herausfinden, koste es ihn was es wolle.

 

Der Mond stand hoch am wolkenlosen Himmel als Mair auf dem Felsen saß der der Küste vorgelagert aus dem Wasser ragte. Tränen liefen ihre Wangen hinab als sie ein Lied sang das so von Trauer und Wehmut durchdrungen und doch so schön war das selbst die Robben von ihrer nächtlichen Jagt abgelassen hatten und ihr zuhörten, ihre Blicke stets auf Mair gerichtet. Mair aber sah sie nicht. Ihr Blick war starr auf die Silhouette eines einzelnen Hauses gerichtet. Die Wellen umspielten sie als der seichte Wind ihre Melodie mit sich nahm und dem Haus entgegentrug.


Kommentare

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libra53 schrieb am 27.04.2022 um 16:10 Uhr

Was für eine traurige Geschichte!

Sehr schon, aber furchtbar traurig.

Früher dachte ich, schön und traurig schließen sich aus. Geht wohl doch.

Das gilt für beide Teile.

AnnabellaX schrieb am 28.10.2024 um 14:28 Uhr

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selena222 schrieb am 08.11.2024 um 18:44 Uhr

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