Karibik (6)
Karibik (6) Hannes, Heike & Hagen
Die „Swallow“ hat wieder Fahrt aufgenommen und liegt bei stetigem Nordwestpassat vor dem Wind. Ich sitze mit von mir gestreckten Beinen nackt neben dem ebenfalls nackten Hannes, angelehnt an der vor dem Mast angeschraubten Totenmanneskiste. Es ist der „FKK-Bereich“ der „Swallow“ und wir sind immer noch die beiden einzigen, die nackt an Bord sind. Zwischen uns sitzt auch noch das komische Gefühl „danach“, das man hat, wenn man über einen gerade miteinander erlebten wilden spontanen Fick nachdenkt. Ich bin ein wenig verlegen und der Hannes ist es noch mehr. „Was wird jetzt mit uns, wie geht das jetzt weiter?“
Es ist eine komische Situation. Einerseits entspannt, sexuell, andererseits angespannt, sozial.
Ich versuche, uns abzulenken und frage: „Wie ist das eigentlich bei den Vögeln, Hannes, wenn denen mal so ist, was machen die da?“
‚Oh Shitt, ich wollte doch eigentlich ablenken…’
„Ja, die Vögel…, bei denen regelt das die Natur. Die haben nur einmal, manche Arten aber auch zweimal im Jahr Saison, in der Balz, vor der Brutzeit. Und dann geht es bei ihnen auch nur um die Brut und die Aufzucht ihrer Jungen. Da wird dann der Nestbau vorangetrieben und die Balz beginnt…“
„Die Balz? Was ist das?“
„Na ja, das ist eben dann das Liebeswerben, die Suche der Männchen nach einem Weibchen mit Nest und die Suche der Weibchen nach dem richtigen Männchen dazu.“
„Und wie machen die das? Wie finden die Weibchen denn dann das richtige Männchen?“ frage ich.
„Manche finden sich nur einmal und bleiben dann immer zusammen. Manche haben aber auch jedes Mal einen neuen Partner. Die Suche geht dann auch nach dem Äußeren, nach dem Federkleid. Das Männchen mit dem schönsten Federkleid gewinnt meistens“, sagt Hannes.
„Hm, und was ist, wenn zum Beispiel einem Männchen, das schon ein Weibchen hat, von einem anderen Männchen das ganze schöne Federkleid ausgerupft wird? Hat das gerupfte Männchen dann noch eine Chance bei dem Weibchen?“
„Das glaube ich kaum. Das Weibchen wird ihren Ex-Partner dann nicht wiedererkennen und ihn links liegen lassen.“
„Danke Hannes, da bin ich ja doch noch nicht ganz so unnormal…“
„Warum solltest du denn unnormal sein, Demmi? Ach so, jetzt verstehe ich, was du meinst. Die Sache mit Mike, seine Brusthaare. Aber du bist doch kein Vogel, Demmi, bei uns Menschen ist das doch ganz anders…“
„Ich bin doch ein Vogel! Ok, ich habe einen, da in mir drin. Das hat mir meine Freundin Claudia erklärt. Komm, Hannes, gib mir mal deine Hand. Siehst du, hier drin in mir, unter den Brüsten, da kannst es fühlen. Hier in meinem Bauch und ganz unten in meiner Musch auch. Das ist nämlich sein Schnabel. Siehst du, wenn ich meine Lippen so auseinanderziehe, ganz weit…, warte mal, ich mache mal meine Beine ganz breit auf, da kannst du es besser sehen. Na, sieht das nicht aus, wie ein hungriges kleines Vögelchen im Nest? Du musst das doch wissen, Hannes, als Vogelkundler. Das hat auch vorhin ganz mächtig gepiepst, gezirpt, geflattert und mit den Flügeln geschlagen, als du ihm deinen Wurm in den Schnabel gesteckt hattest….“
„Demmi! Hör auf! Das halte ich nicht mehr aus, ich kriege schon wieder einen…“
„Was ist, Hannes? Ach ja, jetzt sehe ich es auch. Dein Wurm unterhält sich gerade mit deinem Bauchnabel. Muss was ganz Trauriges sein, er hat eine Träne im Auge. Ist übrigens sehr praktisch, so eine Wurmträne. Ich war vorhin nämlich noch gar nicht so richtig nass im Schnäbelchen, weißt du, mein Vögelchen hatte noch gar keinen Hunger. Aber dann hat es an deiner Träne geleckt und schwups, schon war der Wurm drin. Das ist so wie bei Eis am Stiel. Einmal dran geleckt, dann muss es rein und weg, sonst läuft einem die ganze Soße über die Pfoten…“
„Demmi! Bitte, bitte…! hör auf! Wenn das jemand bei mir sieht, dann ist es hier vorbei mit nackt an Deck…“
„Ach so, du meinst, das stört jemanden hier? Warte mal, so, ich halte einfach meine Hand dran, dann kann es ja keiner mehr sehen. Wir haben doch auch die Absperrung und die Segeltuchplane. Was sich die Leute nur immer so albern haben! Das ist doch schließlich deiner, dein Eigentum, den hast du doch niemandem geklaut, oder? Och, deine Kollerchen sind ja noch ganz kühl. Die werde ich gleich mal mit der Hand ein wenig anwärmen. Ist das gut so? Komische Dinger! Warum hüpfen die jetzt nach oben? Warte mal, ich muss da jetzt gleich einmal bei dir was ganz Wichtiges ausprobieren. Wie ist das bei dir, Hannes, wenn ich dich hier ganz unten an der Wurzel massiere, ganz kurz vor dem Poloch, darf ich mal…?“
„Demmiii! Demmi…! Demm…, de,…, de….de…, de…, daaa..aah! Siehste, da hast du die Bescherung, du bist wirklich unmöglich!“
„Na und? Ich weiß doch, dass ich unmöglich bin. Ich bin eben auch eine Forscherin, genau wie du. Ich habe es doch gleich gesagt: es ist wie bei Eis am Stiel. Zu lange in der Hand gehalten, und schon habe ich die ganze Soße an der Pfote, oder wie du jetzt, am Bauch. Macht nix, wird sie wieder abgewischt. Aber gut, meinetwegen, dann wechseln wir eben das Thema, ok, Hannes?“
„Gibt es denn überhaupt ein Thema, Demmi, bei dem du nicht gleich wieder über drei Ecken beim Sex landest? Na gut, versuchen wir es. Was machst du eigentlich beruflich, Demmi, oder was hast du gemacht, bevor du hier auf der „Swallow“ gelandet bist?“
„Hannes, du denkst doch jetzt bestimmt, dass ich eine Bordsteinschwalbe bin, stimmts? Stimmt aber gar nicht. Ich habe keinen richtigen Beruf, ich habe als Aktmodell gearbeitet. Ganz seriös, an der Kunstakademie, zuerst in München, dann in Hamburg, manchmal aber auch privat, für Künstler. Dann habe den Beruf gewechselt und wollte zur See fahren. Das wurde aber nichts. Jetzt bin ich eben hier gelandet, auf der „Swallow“, bei Mike. Der hat mich nackig und ohne Papiere auf New Providence Islands aufgegabelt.“
„Nein! Du bist wirklich Aktmodell? Ach du meine Güte, jetzt wird mir manches klar, Demmi. Deshalb also bist du also so unverklemmt und offenherzig! Soll ich dir mal was beichten? Ich habe nämlich selbst anfangs Malerei studiert. Wir hatten da beim Studium auch Aktkurse, aber ich habe mich da niemals hingetraut, ich hatte richtig Angst davor. Ich hatte solche Hemmungen davor, einen nackten Menschen anzusehen, gar eine nackte Frau, dass ich zu den Ornithologen gewechselt bin, und jetzt male ich eben Vögel.“
„Du hattest Angst davor? Aber jetzt hast du doch keine Angst mehr vor mir, oder? Du bist doch Naturist, wie du gesagt hast. Das kann ich mir nun überhaupt nicht vorstellen, warum man davor Angst haben sollte…“
„Ja Demmi, es ist leider so. Wie soll man das erklären? Das ist so eine Spannung, so ein sexueller Trieb, eine Art von Zwang. Man ist sich selbst nicht mehr sicher, wie man darauf reagieren wird, wenn da plötzlich eine nackte Frau dicht vor einem steht. Für die meisten Männer ist nämlich der Anblick einer nackten Frau fast immer eine Aufforderung zum Sex. Da können wir nicht mehr normal denken, besonders dann natürlich, wenn die Frau sehr schön ist, oder wenigstens einen schönen Körper hat, so wie du zum Beispiel. Da fühlt man sich sofort unter Druck gesetzt und hat das Gefühl, dass von einem jetzt etwas erwartet wird, was man eigentlich gar nicht will. Etwas, das einem das ganze Leben verändern könnte, etwas Endgültiges, Unabwendbares und Unumkehrbares. Und das macht einem Mann Angst. Das ist, als würde einem der eigene Wille weggenommen, und man nun nicht mehr frei wählen kann, mit welcher Frau man sein Leben gestalten möchte. Die nackte schöne Frau streckt unwiderstehlich ihre Hand nach dir aus und blockiert dein Denken….“
„Puh! Das habe ich aber noch gar nicht gewusst. Da muss ich ja in meinem Leben schon ganze Heerscharen von Männern verängstigt haben. Habe ich vorhin auch unwiderstehlich meine Hand nach dir ausgestreckt, Hannes? Und ich dachte immer, die Männer begucken sich bei mir jedes Körperteil, jede Falte, jede Backe, jeden Buckel und jedes Pickel, um zu prüfen, ob das zu irgendwas Nützlichem zu gebrauchen ist…. ,da finden mich die anderen hier, also zum Beispiel der Hagen, der Björn und die Heike also gar nicht hässlich, sondern sie fühlen sich von mir unter Druck gesetzt… Aber, ich will doch gar nichts von denen, außer von Mike, natürlich. Und wie war das dann bei dir? Wie bist du die Angst wieder los geworden, Hannes?“
„Ja Demmi, irgendwie hast du wohl Recht. So ist es wahrscheinlich. Wie das bei mir war? Eigentlich ganz normal. Als ich auf einer Insel in der Nordsee, Romö in Dänemark, Vögel beim Nisten fotografierte, da fand ich eines Tages im Sommer, dass mir meine Klamotten, mein Gürtel und meine Hosen immer lästiger wurden. Also zog ich mir einfach alles aus und verstaute meine Sachen im Boot. Ich glaubte ja, dass ich ganz alleine auf der Insel, im Vogelschutzgebiet. war. Das war dann so ein wunderbares freies und schönes Gefühl, ohne alle Kleidung durch die Dünen zu laufen, zu schwimmen und zu arbeiten, dass ich das von da an immer so gemacht habe. Als ich aber zum zweiten Mal wieder nackt durch die Dünen der Insel strich und gerade eine Kolonie Seeschwalben fotografierte, hörte ich plötzlich Stimmen hinter mir. Eine Frau und ein Mann. Beide waren genauso nackt, wie ich und sie interessierten sich für meine Arbeit. Es war ganz seltsam: weil ein Mann dabei war, der zu dieser Frau gehörte, war dieses seltsame Zwangsgefühl, jetzt mit der Frau irgendwie persönlich werden zu müssen, überhaupt nicht mehr vorhanden. Sie waren beide sehr entspannt und ganz natürlich. Nach einem kurzen Schreck und einer Viertelstunde Gewöhnung war es einfach nur noch schön. Ich sah auf einmal gar keinen wesentlichen unterschied mehr zwischen dem natürlichen Balzverhalten meiner Seeschwalben und den ungezwungenen Liebesspielchen dieser beiden nackten Menschen. Sie hüpften genauso lustig miteinander herum, neckten sich, drückten sich und berührten sich gegenseitig mit Lust und Lachen am Körper. Ich glaube inzwischen nämlich, dass Liebe und gegenseitiges Vertrauen unlösbar zusammen gehören. Bei den beiden war es jedenfalls unübersehbar so. Sie umarmten sich oft spontan und einmal lachte die Frau einfach belustigt darüber, dass er dabei einen steifen Penis bekam. Das war gar kein Thema, um ein Problem daraus zu konstruieren. Nur, wenn sie wirklich miteinander Sex haben wollten, dann suchten sie sich einfach ein ruhiges einsames Plätzchen. Wir trafen uns dann auch öfters auf der Insel und sie brachten auch noch mehr junge nackte Leute mit, die sich ganz genauso verhielten. Sie waren Naturisten. Allerdings musste ich sie dann doch darauf hinweisen, dass sie eigentlich mit so vielen Leuten das Vogelschutzgebiet nicht ohne Genehmigung betreten durften. Wir haben uns dann aber an anderen freien Stränden in Dänemark wieder getroffen und so bin ich auch überzeugter Naturist geworden.
Schade, dass wir hier die beiden einzigen sind. Dadurch entsteht nämlich wieder diese spezielle Spannung. Ein nackter Mann und eine nackte Frau.“
„Du Hannes…“ „Ja Demmi?“
„Das hast du schön erzählt. Liebe ist Vertrauen. Fandest du es schlimm, dass ich mich vorhin so einfach an dich rangeworfen habe? Muss ich mich jetzt bei dir entschuldigen? Weißt du, das hatte nämlich auch etwas mit Vertrauen zu tun. Zu älteren Männern mit Haaren auf der Brust habe ich irgendwie immer Vertrauen, besonders dann, wenn sie solche lustigen Lachfältchen um die Augen herum haben, wie du. Ich kenne nämlich meinen richtigen Vater nicht, oder ich weiß nicht, ob der, der sich als mein Vater ausgegeben hat, es auch wirklich war. Das kann ich aber nicht glauben. Der hatte zwar auch schwarze Haare auf der Brust, aber er war fast immer besoffen, stank nach Grappa und hat sich selbst bemitleidet und meine Mutter und mich geschlagen. Dabei hatte ich mich als Kind immer danach gesehnt, dass er mich einmal ganz lieb an seine Brust drückt. Aber das hat er nie gemacht. Ja, so ist das bei mir. Immer, wenn ich großen Kummer habe, dann möchte ich mich einem Mann mit haariger Brust an den Hals werfen, ist das schlimm. Hannes? Habe ich dir jetzt Angst gemacht? Und war das schlimm, dass mein Vögelchen deinen Wurm geschluckt hat?“
„Ach Demmi!“
„Was ist, Hannes, warum hast du denn jetzt Tränen in deinen Augen?“
„Schon gut, Demmi. Ich glaube, das war heute seit vielen Jahren der schönste Tag in meinem Leben…“
„Der Tag ist aber noch lang. Hannes. Darf ich heute Nacht und vielleicht auch morgen und übermorgen mit bei dir in deiner Koje schlafen, und mich an deine Brust drücken? Für deinen Wurm wird sich sicher auch ein warmes Plätzchen finden, der muss ja dabei nicht eifersüchtig werden. Aber mal was ganz anderes, Hannes: du hast doch gesagt, dass du Vögel malst, nachdem du sie fotografiert hast. Warum denn eigentlich? Ist nur Fotografieren nicht einfacher? Warum malst du sie auch noch?“
„Das ist ganz wichtig, Demmi, jede kleine Einzelheit ist da wichtig, wenn man zum Beispiel eine neue Art oder eine neue Gattung entdeckt hat. Leider ist ja da auf den Fotos oft ein falscher Schatten, oder eine unscharfe Stelle. Aber wenn man sie direkt nach der Natur zeichnet und danach in allen Farben ausmalt, dann kann man schon ganz genau erkennen, ob es sich um einen besonderen Vogel handelt, oder um einen, den andere schon entdeckt haben.“
„Bin ich auch ein besonderer Vogel, Hannes? Würdest du mich auch malen? Oder noch besser, würdest du mir meinen Vogel, einen Adler auf meinen Körper malen?“
Jetzt lacht der Hannes endlich wieder fröhlich und schaut nicht mehr so traurig aus. „Demmi, du bist überhaupt der aller-besonderste Vogel, den ich je gefunden habe. Und an dir gibt es auch bestimmt keine unscharfe Stelle. Was für einen Vogel soll ich dir denn aufmalen, Demmi?“
„Einen Seeadler“
„Gut Demmi, machen wir sofort, einen Seeadler also. Warte, ich hole nur schnell meine Farben und Pinsel aus der Kajüte, ok?“
OK. Ich setze mich also schon immer mal auf die Kiste und grätsche meine Beine schön breit, damit er auch überall gut ran kommt. Diesmal muss der Hannes auch gar nicht mehr an die Reling gehen und aufs Meer schauen, weil er mich nun schon besser kennt und weil er seine Schreckviertelstunde längst schon hinter sich hat. Jetzt hat er gar keine Angst mehr vor mir.
„Wie groß soll er denn werden, der Seeadler, Demmi? Hier habe ich einen Dollarschein, da ist einer drauf, sieh mal.“ Das erinnert mich doch gleich an Claudia. Die hatte aber dazu einen 5-DMark-Schein verwendet, mit dem Bundesadler drauf. War ihr aber damals nicht so richtig gelungen, das Bild, mit Lippenstift gemalt.
„Ja, so ähnlich Hannes, aber größer und direkt von vorn. Die dicken runden Dinger hier, vorne an den Flügeln…,“
„Das sind die Phalangen, Demmi, die Finger wären das bei einem Menschen.“ „Ja, gut. die Dingsda, die Phalangen, also die Finger hier auf meinen Brüsten…“
„Na, das hätte ich mir ja auch selber denken können, Demmi“, lacht Hannes.
„Komm, Hannes, jetzt bleibe bitte aber mal ernst, ja? Dann die langen Flügelfedern auf meinen Rippen, bis ganz hinten zu meinen Schulterblättern und auch bis ganz unten zu meinen Pobacken. Da kann ich es nämlich immer fühlen, wenn sie heftig schlagen, wie vorhin, zum Beispiel, als du mich im Flug gefi…“
„Demmi!“
„Ist ja gut, Hannes, also dann: als du mich im Flug gevögelt hast. Der Bauch, also, der Mittelkörper von dem Vogel, das ist mein ganzer Bauch, besonders hier, um den Bauchnabel herum. Und dann die Beine, die gehen hier links und rechts an meinen Hüften entlang, bis innen zu den Oberschenkeln, wo es mir immer so heftig schön zirpt und vibriert beim vög…, oh Pardon. Die Krallen sollen über den Knien stehen. Geht das so? Ach ja, und der Schnabel, das sind die Lippen da unten an meiner Musch, das habe ich dir ja vorhin gezeigt, Hannes. Kommst du damit klar?“
Hannes versucht es, Er nimmt ein Stück braune Fettkreide, erwärmt sie in seiner Hand, damit sie geschmeidig wird, und skizziert dann das gewünschte Kunstwerk auf meinen Körper. Das kribbelt überall so komisch, dass ich mich ziemlich beherrschen muss, um nicht zu kichern.
Er ist mit dem Vogel-Bild aber überhaupt nicht zufrieden.
„Ich weiß nicht, Demmi, aber irgendwie sieht das gar nicht wie ein stolzer Seeadler aus. Eher schon, wie ein Reiher beim Kotzen.“
Ich schaue mir das Werk gleich selber mal von oben an. Tatsächlich: Weil ich ja gesagt hatte, dass der Schnabel meine Schamlippen sein sollen, muss der Vogel seinen Kopf ganz nach unten halten, damit das zusammenpasst. Er reckt also seinen Hals samt Kopf nach unten zu meiner Musch und reißt den Schnabel auf, als müsse er gleich kotzen. Eine absolute Beleidigung!
Komisch. Ein Reiher? Bei Claudia war es ein Geier.
Dann macht der Hannes etwas, was mich stark verwundert. Er holt sich Hilfe herbei.
„Du, Hagen! Kannst du bitte mal kommen? Ich brauche schnell einmal deine fachkundige Hilfe. Schau du dir doch das Dilemma hier bitte mal an. Es geht um einen Seeadler!“
Von welchem Dilemma spricht denn der? Ach so, das Bild, hoffe ich.
Und was soll der Hagen hier? Der traut sich doch gar nicht…Oder?
Der Hagen traut sich aber doch. Der kommt tatsächlich. Schließlich geht es ja um Wissenschaft, um einen Vogel, um einen Seeadler.
„Hagen, du bist doch vor zwei Jahren erst in Kanada gewesen, in der Seeadlerkolonie. Die Demmi möchte gerne einen Seeadler auf ihren Bauch gemalt haben. Ich hatte aber noch nie was mit Seeadlern zu tun. Was ist hier an diesem Bild eigentlich falsch? Komm schon, die Demmi beißt dich doch nicht.“ ‚Woher will er das denn so genau wissen?’
Hagen ist zwar im ganzen Gesicht knallrot, aber er stellt sich brav vor mich hin und schaut sich das Vögelchen an. Dann sagt er: „Der Kopf, der Bauch und auch die Füße, der Rest könnte so stimmen. Vor allem aber der Kopf. So, wie er jetzt den Kopf hält sieht es so aus, als würde er sich die Federn am Sternum ausrupfen. War das so gedacht?“
Von Federn ausrupfen habe ich eigentlich genug für heute, das hat sich ja der Mike schon antun lassen.
„Was ist denn das Sternum?“ frage ich neugierig. Hagen antwortet:
Das, was beim Menschen das Schambein ist. Das ist aber beim Vogel im Verhältnis viel größer, als beim Menschen und es sieht aus, wie ein Schiffsbug mit scharfem Kiel. Hast du noch nie eine Gans, eine Ente oder eine Pute zerlegt? Das ist der große Knochen an Bauch und Brust. Der Schnabel passt da unten ja überhaupt nicht hin, viel zu groß.“
„Was hat denn ein Vogel da unten?“ will ich noch wissen.
„Na sein Geschlechtsorgan, genau wie du. Ich würde ja den Adler nicht da unten herumzupfen lassen. Dann eher schon mit stolz erhobenem Kopf.“
Der Hagen hat jetzt auch einen stolz erhobenen Kopf. Der ist ja gar kein bisschen mehr schüchtern. Auch nicht mehr rot im Gesicht. Der nimmt sich jetzt sogar einen Schwamm aus Hannes Malerkiste, wischt mir unten an meiner Musch den Schnabel weg und malt mir einen stolz erhobenen Adlerkopf zwischen die Brüste.“ „So sieht das schon besser aus“, sagt er.
Und noch jemand nimmt etwas.
Die Heike. Sie nimmt dem Hagen mächtig übel, dass er jetzt zusammen mit dem nackten Hannes zwischen den gegrätschten Beinen der nackten Demmi steht und mit ihnen über Geschlechtsorgane diskutiert. Heike hat nämlich schnell mitgekriegt, wo sich jetzt ihr Hagen herumtreibt, als sie mal einen Blick aus der Kombüse riskiert hatte. Jetzt steht sie auch genau vor mir, rümpft die Nase und motzt den Hagen an:
„Was bist du nur für ein Mensch, Hagen, was soll ich denn jetzt bloß von dir denken? So eine Schweinerei!“
„Ach ja? Und was denkst du jetzt von mir, Heike?“
„Was ich von dir denke? Ach,…das weiß ich doch auch nicht, aber das ist doch unanständig, was die beiden hier abziehen, findest du das nicht auch, Hagen?“
„Was ist denn daran unanständig, wenn Hannes der Demmi ein Bild auf den Körper malen will und mich fragt, wie ein Seeadler aussieht?“
„Aber die sind doch beide dabei ganz nackt, das ist doch nun wirklich unanständig!“
„Dann bist du also auch auf eine ganz unanständige Weise auf die Welt gekommen, Heike?“
Das war jetzt aber eine ganz böse Provokation.
Heike bleibt die Luft weg, sie wird knallrot und flüchtet in ihre Bugkajüte. Sie hat als Einzelperson die dreieckige Kajüte vorne am Bug erwischt und es ärgert sie ohnehin schon den ganzen Tag, dass sie immer wieder hier, durch unseren FKK-Bereich gehen muss, wenn sie nicht den schwierigen Umweg über das mit Geräten voll gestellte Unterdeck nehmen will.
Mir ist das Ganze jetzt doch ziemlich peinlich und so habe ich das auch bestimmt nicht gewollt. Auch der Hannes guckt ganz betreten.
Ich frage mal vorsichtig: „Du Hagen, weißt du eigentlich, dass die Heike dich sehr, sehr gerne hat? Das glaube ich wenigstens. Sie ist doch immer so besorgt um dich…und eine hübsche Frau ist sie auch…“
„Klar weiß ich das, Demmi. Aber das ist ja das Schlimme! Sie gängelt mich und bevormundet mich, als wäre ich ein kleines Kind. Ich traue mich kaum noch, eine andere Frau anzusehen oder auch nur über Sex oder so was zu sprechen, wenn es dabei nicht gerade um kleine Vögelchen geht. Das ist doch kaum noch zu ertragen. Ihr habt es doch eben gerade selbst gesehen und gehört. Wie soll man denn dabei noch ernsthafte Forschung betreiben? Stellt euch bloß einmal vor, ich würde mich mit Affen, vielleicht gar noch mit Bonobos, beschäftigen. Die würde mir doch glatt dabei eine Kapuze über den Kopf ziehen, oder mir ein Tuch vor die Augen binden. Da stelle ich mich eben manchmal ein kleines bisschen dumm an, damit ich meine Ruhe habe. Aber wenn das jetzt immer so weiter geht, dann ziehe ich mir die Hosen aus und geselle mich zu euch. Und zwar nackig!“
„Na, das ist doch mal ein Wort, Hagen! Die Demmi und ich, wir würden uns jedenfalls sehr darüber freuen. Dann wäre nämlich hier bei uns auch ein wenig diese gewisse Spannung raus. Du weißt schon: ein Mann und eine Frau alleine und dann auch noch nackt. Du hast doch sowieso heute Morgen für die Freiheit abgestimmt. Das fand ich einfach stark von dir, das war humanistisch im wahrsten Sinne des Wortes. Da war ich richtig stolz auf dich!“ sagte Hannes ganz überzeugt.
Ich pflichte dem Hannes bei: „Ich hätte dich abknutschen können, heute Früh nach der Abstimmung, Hagen. Soviel Mut hätte ich dir gar nicht zugetraut, weil ich immer dachte, dass du in diesen Dingen so schüchtern wärest. Bist du ja aber gar nicht. Aber die Heike hat dich doch wirklich gern. Ich glaube schon, sie liebt dich. Was machen wir da bloß?“
„Was wir da machen?“ Hagen wirkt jetzt ganz entschlossen und bestimmt.
„genau DAS machen wir!“ Und schon hat er sich sein Hemd ausgezogen.
Dann folgen gleich noch seine Hose und seine Badehose, die er darunter trägt. Ich gucke natürlich ganz erstaunt und kann es gar nicht glauben.
Aber Hannes dreht mir gleich den Kopf auf die andere Seite und flüstert: „Jetzt nicht hingucken, Demmi! Er muss sich doch auch erst dran gewöhnen, du weißt schon…, ach nein, du weiß ja nicht, woher solltest du das denn auch wissen?“
„Eis am Stiel?“ frage ich aber doch noch und sehe aus den Augenwinkeln, dass Hagen jetzt an der gegenüberliegenden Reling steht und weit aufs Meer hinaus schaut. Ob es da Haie gibt? Oder Seetölpel in V-Formation…?
Hannes hat jetzt auch die Vorzeichnung von dem Seeadler vollendet und beginnt damit, ihn farbig auszumalen. Der Kopf und der über meine Oberschenkel ausgebreitete Schwanz werden schneeweiß, mit ganz kleinen grauen Federchen darin. Die Flügel an den Rippen und an meinen Armen, meinem Rücken und Hüften bis runter zum Po werden braun und der Bauch, sowie die Beine sind weiß mit kleinen braunen Federn meliert. Der Schnabel und die Zehen über meinen Knien werden gelb. Es sieht ganz prachtvoll und lebensecht aus, besonders der stolze Kopf zwischen meinen Brüsten. Ich bin begeistert. Der Hannes auch. Meine Musch und meine Schamhaare gehen in dem weißbraun melierten Federkleid fast unter und fallen überhaupt nicht mehr auf. Nichts zum Auszupfen.
„So ist es gut!“ sagt Hagen. „genau so sieht ein Seeadler aus. Gut hingekriegt, Hannes.“
Der schmale nackte Hagen steht jetzt auch vor meinem Adler und bewundert ihn gebührend. Sein männliches Gefühlsanhängsel scheint er jetzt wieder voll im Griff zu haben. Aber was für ein Anhängsel! Olala!
Auf einmal kommt von der Seite her noch eine Stimme, eine weibliche.
„Sieht wirklich gut aus, der Adler, Hannes. Das muss ich schon mal zugeben… steht dir sehr gut, Demmi.“
Wir starren alle drei sprachlos die nackte Heike an. Ist das eine wunderhübsche kleine Frau! Die Schönheit der frühen Jugend, aber so was von voll entwickelt! Ihr Gesicht und ihre Brust sind aber glühend krebsrot.
„Na glotzt doch nicht so blöd, Mönsch! Diese weißen Kulturstreifen überall! Ich darf doch wohl auch ein wenig Sonne ab haben, oder? Kann mich vielleicht mal jemand hinten einschmieren?“ Damit hat sie auch schon dem Hagen ihr Fläschchen mit Sonnenmilch in die Hand gedrückt und sich bäuchlings aufs Deck gelegt. Hagen kniet neben ihr und schmiert ihr den Rücken ein. „Unten bitte auch“, haucht sie halblaut, „Überall. Und frage nicht erstüberflüssig, ob du wo was darfst, Hagen, mache es einfach überall.“
Hagen hat aber noch gar nichts gefragt. Der ist noch gar nicht richtig bei Sinnen. Ich kann sehen, wie ihre Beine heftig zittern und auch, dass der Hagen sein großes Anhängsel bald nicht mehr im Griff haben wird. Was jetzt in ihr vorgeht, das kann ich nun wieder besser verstehen, als Hannes. Ich beneide sie darum. Das ist für eine junge Frau das Größte.
„Komm, oller Hannes! Lassen wir sie mal alleine. Wollen wir nicht lieber an die Bugreling gehen und den Delfinen einen Vogel zeigen, meinen Neuen?“
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