Karibik (4)


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05.03.2011
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Karibik (4) Renee, George & Gainna

Den ganzen Vormittag des heutigen Tages hatten wir damit zugebracht, die „Swallow“ zu reinigen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Eimer klares Seewasser Mike aus dem Ozean schöpfen musste, bis ich endlich zufrieden war. Die Fischgräten, Muschelschalen, die vergammelten Früchte und die Knochen haben wir den Fischen spendiert. Die Zeitungsfetzen, Flaschen und Büchsen von Mateo haben wir in ein leeres Fass gefüllt. Mike hat ein kleines Segel und einen Kiel aus einem alten Backblech daran befestigt und wir haben es mit dem Wind in die Voodoo-Bucht zurück geschickt, als wir auf unserer Fahrt nach Nassau wieder daran vorbei kamen. Wir behalten nichts, was uns nicht gehört. Der Hafen von Nassau liegt in einem breiten natürlichen Kanal zwischen New Providence Islands und Paradise Island. Der Wind und die Strömung stehen günstig und wir kommen am frühen Nachmittag dort an.

Schon gibt es wieder ein neues Problem:

„Demmi, ich kann dich aber so wie du bist, nicht mit an Land nehmen. Ich könnte dir ja von mir eine Hose und ein Hemd geben, aber wie du damit aussehen würdest, kannst du dir ja wahrscheinlich vorstellen.“

Er schaut mich von oben bis unten an, und ich merke, dass ihn irgendetwas sehr irritiert. Die Tatsache, dass ich immer noch nackt bin, kann es nicht sein. Daran müsste er sich doch längst gewöhnt haben. Leider. „Mike, was hast du denn, du siehst mich so komisch und verwundert an…“

„Verwundert? Wunder, ja, das ist das richtige Wort. Demmi, hast du eigentlich schon einmal in den großen Spiegel geschaut? Der hängt unten in meiner Heckkajüte. Du hast dich ja total verändert…“

„Das kann ich mir schon denken, Mike. Einen gewaltigen Sonnenbrand werde ich wohl haben, knallrot am ganzen Körper. Ist nur komisch, dass ich selber fast nichts davon merke. Keine Schmerzen, nur ein wenig heiß.“

„Nein, eben nicht! Ganz im Gegenteil. Heute früh warst du tatsächlich noch so rot gebrannt, dass ich froh war, als du unten die Kajüten gewischt hast und aus der Sonne kamst. Aber jetzt, seit du den halben Tag am Steuer gestanden hast, ist deine Haut auf einmal goldbraun, und deine Haare erst! ...“

„Was ist mit meinen Haaren, fallen die etwa aus?“

„Nein, um Himmels Willen. Aber die sind auf einmal gar nicht mehr so einfach rot, wie vorher, sondern sie sind dunkler geworden und haben plötzlich einen Braunton drin. Wie bei einer reifen Kastanie. Guck doch mal nach unten, auf dein Drachenbootsegel. Das hat jetzt die Farbe von einer Kokosnuss.“ Ich schaue also auf meine Rechteckbürste und staune selbst.

Die ist ja tatsächlich jetzt rotbraun, mit einzelnen hellbraunen Haaren darin. Sieht wirklich aus, wie eine Kokosnuss. Ich renne doch gleich einmal nach unten zum Spiegel und sehe mir das mal lieber im Ganzen an. Ich erkenne mich selbst nicht wieder! Die, die da vor dem Spiegel steht, ist gar nicht mehr die blasshäutige rothaarige Demmi, sondern sieht aus, wie eine monegassische oder toscanische Italienerin. Meine Haut schimmert goldbraun wie ein frisches Baguette. Das kann doch gar nicht sein! Ist etwa dieser versoffene Signore di Demiani, den ich sein Leben lang nicht ausstehen konnte, tatsächlich mein Vater?

Liegt das etwa daran, dass ich früher immer nur in geschlossenen Räumen, ohne Tageslicht nackt war? Meine Mutter hatte mich ja immer eindringlich davor gewarnt, ohne Körperbedeckung an die Sonne zu gehen. Davon konnte aber eben in den letzten zwei Tagen keine Rede mehr sein. Und jetzt bin ich auf einmal ein fast schon südländischer Typ. Aber irgendwie haben da an meinem Erbgut doch die Wikinger ein bisschen mitgemischt. Oder waren es die Vandalen? Hatten die nicht auch schon einmal Rom geplündert und dort die Frauen alle vergewaltigt? Ich setze mich erst einmal hin und überlege. Ist das jetzt gut, oder ist das jetzt schlecht? Ach was! Ich sehe das ganz einfach mal positiv. Ich kann hier also in die Sonne gehen, nackt, wie ich es am liebsten habe, und muss nicht gleich einen verheerenden Sonnenbrand befürchten. Sogar meine lange schmale griechische Nase passt jetzt besser in mein Gesicht. Danke Schicksal! Ich drehe mich noch einmal vor dem Spiegel und schließe Freundschaft mit der neuen Demmi. Einen schönen knackigen goldbraunen Arsch hast du. Und der Bauch erst! Der wirkt ja auf einmal richtig edel. Nur die Titten sind auf der unteren Hälfte noch ganz blass. Auch an den Innenseiten der Oberschenkel und unter den Armen leuchtet es noch blass und weiß. Die Stellen muss ich noch mal etwas mehr der Sonne präsentieren.

Auf in die Welt, Demmi! Jetzt gibt es dich gleich zweimal. Im Winter blass und rothaarig und im Sommer bronzehäutig und kastanienbraun.

„Was nun, Mike“, frage ich ihn, als ich wieder an Deck komme, „gefalle ich dir jetzt besser, oder war ich dir lieber so, wie ich gestern noch war?“

„Schwer zu sagen, Demmi. Als ich mich in dich verknallt habe, da warst du grün und „blutig“ am Körper. Als du noch blass warst, da habe ich dich vernascht und an die helle Bronze werde ich mich auch schon gewöhnen, denke ich mal.“

„Ich dachte immer, ICH hätte dich vernascht, Mike. Das ist ja gerade das Schlimme, Mike. Du gewöhnst dich ziemlich schnell an mich. Zu schnell. Irgendwelche weiteren Geheimnisse, außer denen, die du schon kennst, kann ich dir leider nicht bieten. Da wird es für mich eng werden, wenn ich einmal Konkurrenz hier kriege.“

Ich hatte ja keine Ahnung, wie schnell sich das bestätigen sollte.

Wir liegen außerhalb des Hafens vor Anker. Mike bereitet seinen Landgang vor. Er pumpt das Schlauchboot auf, sucht seine Papiere zusammen und kurbelt fast eine halbe Stunde am Dynamo des Seenotfunkgerätes, um den Akku aufzuladen und es wieder gebrauchsfähig zu machen.

„Warum hast du das Funkgerät eigentlich nicht genutzt, Mike, als du hilflos dort in dieser Bucht festgelegen hast?“ frage ich ihn.

„Es hat nur eine fest eingestellte Frequenz. Die darf ich nur im Seenotfall verwenden. Das hätte mir dann die Polizei auf den Hals gehetzt und dann wäre ich die „Swallow“ los gewesen, weil die Polizei dort immer das macht, was die Voodoopriester wollen. Das nächste Problem ist nämlich, dass mein Ex-Kompagnon die Papiere der „Swallow“ auch mitgenommen hat. Ich hätte ja nicht einmal beweisen können, dass sie mir gehört. „ „Aha, verstehe…, aber warum kurbelst du es dann jetzt hoch, Mike? Wir sind doch gar nicht in Seenot, oder?“

„Nur zur Sicherheit, Demmi. Falls sich der Anker losreißt, oder dir hier irgendwas passiert, dann lege den grünen Schalter hier um, nimm dir die Sprechgarnitur und drücke auf den schwarzen Knopf am Mikrofon. Dann kannst du um Hilfe rufen. Die Loa-Agwe-Nummer läuft nämlich nicht überall so, wie auf Paradise Island. Deine Position ist: 25° 4'24.66"N, 77°18'8.45"W, Ich habe es dir hier auf diesen Zettel geschrieben. Die musst du dann immer wieder durchgeben, aber auf Englisch: twenty five degrees, four minutes and twenty four point sixty six North; seventy seven degrees, eighteen minutes and eight point forty five West .“

„Ach du dickes Elefantenei! Was soll mir hier denn schon passieren, Mike? Wir liegen doch in Sichtweite des Hafens.“ „Na eben, nur in Sichtweite und nicht an der bewachten Pier, weil ich eben nicht regulär anlegen kann. Dazu fehlt mir die Genehmigung. Und um die zu kriegen, fehlt mir die große Funkstation, die ich ohne Motor aber nicht nutzen kann. Also gib dir bitte Mühe, möglichst nicht aufzufallen, Demmi. Ich bin bald zurück, aber eine kleine Weile könnte es doch schon dauern. Das kommt ganz auf die Umstände an.“  Da weiß ich leider noch nicht, was er unter „Umstände“ versteht.

Mike ist an Land und ich liege auf dem Achterdeck, habe die Beine in Richtung der Sonne ausgerichtet und lasse mir die letzten blassen Stellen am Körper goldbraun brutzeln. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, da höre ich ein näher kommendes Motorengeräusch. Ich richte mich auf, schaue in die Richtung des Motorengeräusches und kriege einen mächtigen Schreck. Da kommt ein Polizeiboot auf mich zu. „New Providence Coast Guard“ steht in großen weißen Buchstaben am dunkelblauen Bug. Da sind sie auch schon da. Einer hält ein Megaphon in meine Richtung und ruft hinein: „Hallo „Swallow“! I’m calling sailboat „Swallow“!  You may not take anchor on this ground. This place is too much nearby the harbour inlet for carriers, ferries and passenger-liners.”

Ich erhebe mich und drehe die Handflächen hin und her. „Nix verstehen!“

Das Polizeiboot hat inzwischen beigedreht und stoppt direkt neben der „Swallow“. Der Mann starrt mich an, wie einen Geist. Die zwei Männer drinnen auf der Brücke grinsen amüsiert. Der Mann zieht die „Swallow“ mit einem Bootshaken an das Polizeiboot heran und kommt über die Bordwand herüber geklettert. Sehr sportlich, ein hübscher Kerl ist es auch. Aber er traut dem Frieden hier nicht, das kann ich ihm ansehen.

„Lady, Please, would You please take on Your clothes?“

Diesen scheuen verschämten Blick zur Seite und diesen roten Kopf kann ich sogar auch ohne alle Englischkenntnisse verstehen.

„Sorry, I have keine, …äh, no clothes.“ Dann halte ich mir wenigstens die Hände vor die Stellen, die man sonst für gewöhnlich versteckt.

„You have no clothes? Is it really true? Are you in emergency, Lady? Do you need any help? Where is the boat-leader, where is the captain?

Ich zeige mit der rechten Hand nach Nordwesten, dahin, wo der Hafen ist.

„The Cäpt’n is dort, in the Hafen, he is looking for the Hafen-Papers.“

Mann! Ich kann ja Englisch. Der scheint mich zu verstehen. Jedenfalls sucht er mit seinen Augen nicht den Hafen, auf den ich zeige, sondern glotzt mir mit aufgerissenen Augen auf meine jetzt wieder frei gelegten Brüste. Süßer Junge! Ein richtiger Gentleman.

Da kann ich ja die Hand unten auch wieder weg nehmen. Ich hebe beide Hände hoch und wedele mit den Handflächen, zucke mit den Schultern.

„I can not alleine das Boot hier wegbringen…“

Auch das scheint er irgendwie verstanden zu haben. Er schüttelt verzweifelt aber verständnisvoll mit dem Kopf, schnappt sich die Schleppleine, die ihm sein immer noch grinsender schwarzer Kollege herübergeworfen hat und bindet sie vorne am Bug fest. Dann kurbelt er geduldig den Anker hoch und gibt dem Mann drüben ein Zeichen. Das Polizeiboot nimmt langsam Fahrt auf und die Schleppleine hebt sich aus dem Wasser. Ich stehe neben dem Mann am Bug und sehe mir die ganze Sache sehr interessiert und sehr ergeben an. Was soll ich dagegen auch machen?

Viel zu spät wird mir klar, was ich hätte machen sollen. Zum Beispiel: mich irgendwo festhalten. Plötzlich gibt es nämlich einen mächtigen Ruck und mir haut es glatt die Beine weg. Ich falle auf meinen Hintern, liege wie ein vom Baum gefallener Käfer auf dem Rücken und strampele mit den Beinen. „Aua!“

Er dreht sich nach mir um und da hat er auch schon das ganze Alpenpanorama vor sich: Die Vorberge, die Po-Ebene und auch noch das ganze Faltengebirge mit Rütliwiese, Zugspitze, Simplontunnel und Brennerpass. Oh Mann! Dieser Blick! Aber Gentleman ist er, das muss man ihm lassen. „Oh sorry, my Lady! Oh, my goodness! I’m so sorry! Are You right, Lady? “

Er reicht mir die Hand hin und zieht mich nett lächelnd wieder hoch auf die Beine. Dann lässt er noch einen langen tiefen Seufzer heraus. Warum seufzt der denn so melancholisch? Ach ja, weil er im Dienst ist, wahrscheinlich.

Sie schleppen die „Swallow“ in den Bootshafen und vertäuen sie da am Anleger. Dann kommt auch noch der zweite Mann, der schwarze Grinser, an Bord und sagt: „Sorry Lady, but You’ll not be able to go out of your boat, if you further want to let your clothes off in everyway.“ Ich verstehe zwar nichts, aber ich kann es mir denken, weil er dabei mit dem Finger auf mich zeigt und den Kopf schüttelt. Ich schaue ihn nur fragend an und mache eine Geste, die ihm anzeigen soll, dass ich das schließlich auch nicht ändern könne. Doch er weiß Rat. Er schnappt sich eine der vielen Leinen, die an Bord herum liegen, und spannt sie zwischen zwei Pfosten, die da an Land stehen auf, wie eine Wäscheleine. Dann hängt er ein Handtuch und ein Hemd, sowie eine alte Hose von Mike darüber. Die nehmen sich zwar sehr dünn auf der langen Leine aus, aber er sagt überzeugt:

„That’s it, Lady. This area is your home now, only yours, and nobody is allowed to look in here, as long as you don’t want to speak with him. Nobody will look in here. Your home is your castle.

Oh ja, die Ex-Briten sind schon echte Gentlemen. Und sie haben mich nicht einmal nach meinem Pass gefragt. Warum sollten sie denn auch eine nackte Frau nach ihrem Pass fragen. Das wäre doch nur peinlich. Oder?

„See you later, my Lady. I’ll just have a look for your captain now, into the harbour-office over there. “ Er salutiert und geht davon.

Später habe ich erfahren, dass verheiratete Frauen auf New Providence Islands und den umliegenden Inseln einen besonderen Status genießen: Entweder sind sie das absolut unantastbare Eigentum ihres Mannes, oder, wenn der verstorben ist, dann sie sind das Familienoberhaupt eines Clans, und damit erst recht unantastbar.

Wer das nicht akzeptieren will, der überlebt hier nicht lange. Und da finden sich auch kein Anwalt und kein Richter, um sein Ende zu ahnden. Die würden dann nämlich auch nicht mehr lange überleben.

Sehe ich denn eigentlich so aus, als wäre ich eine verheiratete Frau?

Könnte schon sein. Wenn er das wie ein Hobby-Gyno-Geologe aus den Klüften meines Faltengebirges herausgelesen hat, dann könnte er schon zu dieser Meinung gekommen sein. Schließlich hatte ja der Mike heute Vormittag erst noch das unstillbare Bedürfnis, mit seiner Lanze einen Drachen aufzuspießen. Den hat er dann auch tatsächlich zur Strecke gebracht. Da kennt er ja nichts.

Ja, der Mike. Wo bleibt der denn bloß? Der schwarze Coastgardist kommt zurück, zuckt mit den Schultern und schüttelt mit dem Kopf. Offensichtlich hat er Mike nicht gefunden. „Hallo Lady, I’ve found that Rubber-boat with the Name „Swallow“on it. I’ve left a little memo for your captain there in it.” Er lächelt mir noch einmal freundlich zu und geht dann gleich wieder an Bord des Polizeibootes. Aber Mike muss doch hier sein. Ich habe schließlich auch sein Schlauchboot vorhin gesehen, als wir in den Hafen eingelaufen sind. ‚Wo steckt der Kerl? Wo steckt der wieder mal drin? Ich meine: In welcher Preduille?’

Vielleicht hat er ja wirklich Schwierigkeiten. Da muss ich eben geduldig weiter warten. Ich lege mich an Deck und genieße die abendliche Sonne. Der Trick mit der Wäscheleine scheint tatsächlich zu funktionieren. Obwohl ich immer noch ratzenackig bin und jeder mich fast ungehindert sehen kann, belästigt mich hier niemand. Leute, fast ausschließlich Männer, gehen vorbei, riskieren einen kurzen vorsichtigen Blick und gehen dann schnell weiter, als gäbe es da gar nichts zu sehen. Manche drehen sich aber vorher noch vorsichtig um, ob vielleicht mein Ehemann irgendwo mit der Flinte lauert, oder meine Schwiegermutter mit dem Hackebeil. Keiner bleibt stehen und gafft mich an. Heute verstehe ich ja auch, warum ich so nackt unmöglich an Land gehen durfte. Die wären da nicht etwa alle über mich hergefallen, ganz im Gegenteil: Die hätten sich dann alle schnell in Sicherheit gebracht, weil sie befürchten müssten, dass mein Ehemann Lust auf einen kleinen Amoklauf mit Massengemetzel hätte. Ob ich das mit der Wäscheleine vielleicht auch mal in Deutschland ausprobiere? Da muss ich aber gleich an meinen ehemaligen Münchener Nachbarn denken, der fast den ganzen Tag lang mit Fernrohr und Fotoapparat bewaffnet auf seinem Balkon gesessen hatte und sich extra ein Guckloch in die hölzerne Trennwand zu meinem Balkon gemacht hatte. Ich habe dann einen Handwerker bestellt, der mir das Guckloch auf Kopfgröße aufgebohrt hat. Dann habe ich meinen Kopf durchgesteckt und ihn gefragt, welches von meinen Körperteilen er als Nächstes zu sehen und zu fotografieren wünscht. Da hat er dann das Loch wieder zugestopft. Nein, in Deutschland klappt das bestimmt nicht. In Deutschland sperrt jeder Mann lieber seine eigene Frau in die Kühltruhe und glotzt sich inzwischen nach anderen Weibern um. Wenn man dann aber schon mal nackt auf den Wiesen im Münchener Englischen Garten gelegen hat, dann haben sie sich auch wieder nicht herangetraut. Ich meine jetzt die Jungen, Hübschen. Die trugen lieber ständig irgendwelche schlabberigen langen Hosen und hielten sich auf Distanz. Nur die alten dicken Väterchen lagen und saßen oder standen immer nackig um einen herum und versuchten krampfhaft, Fotoapparate und Erektionen zu verstecken. Heißt der etwa deshalb „Englischer Garten“, weil die Münchener Männer solche Gentlemen sind? Keine Ahnung, so oft war ich nun auch wieder nicht dort und gefragt habe ich noch Keinen danach.

Es ist inzwischen Nacht geworden. Mike ist immer noch nicht da. Ich bereite mir aus dem reichlichen Konservenvorrat in Mikes Kombüse ein zuerst fades, dann versalzenes Essen und gehe dann alleine ins Bett. Auch gut, da kann ich mich zum ersten Mal seit 4 Tagen endlich einmal richtig ausschlafen. Gute Nacht.

 

„Guten Morgen Demmi! Na, hast du gut geschlafen?“ In Mikes Stimme ist so viel Falschheit und Schuldbewusstsein, dass es mich sofort hochreißt, um mich nach der Frau umzusehen, die dahintersteckt. Und prompt stolpere ich auch schon über sie.

Als ich aus der Kajüte komme, falle ich schon fast über ihre Füße.

Eine schlanke großgewachsene schwarzhaarige schöne Frau, die auch noch duftet wie eine ganze Parfümerie. Sie hat ein schmales edles Gesicht, hüftlange, sehr gepflegte Haare, braune leuchtende Augen mit langen schwarzen Wimpern und trägt eine hellblaue Zoll-Uniform mit goldenen Kragenspiegeln, auf der der  Name „Ltd. Renee Foché“ auf der linken Brusttasche eingestickt ist. Und was für eine Uniform sie trägt! Die ist maßgeschneidert und passt sich so vollkommen ihrem herrlich schlanken wohlgeformten Körper an, dass nirgendwo auch nur die geringste schräge Falte zu sehen ist, und so, dass sie ihren Körper absolut vollkommen betont, als hätte sie gar nichts an.

Und ich stehe hier und habe wirklich nichts an. Dieses Weib duftet, wie die edelsten Blumen und Düfte des Paradieses, und ich?

Ich stinke, wie eine verschlafene oberbayrische Almbäuerin, die gerade aus dem Kuhstall vom Frühmelken kommt. Mikes verlotterte Koje ist ja schließlich auch nicht gerade das Bett von der Erbsenprinzessin. Nein, das ist es wirklich nicht. Es riecht nach Ritterschweiß, Lanzenfett und Drachensaft.

Mike! Wie kannst du mir nur so etwas antun?

Was habe ich verbrochen?

Was habe ich dir getan?

Nicht einmal splitterfasernackt vor einem ganzen Saal voller angezogener Männer habe ich mich jemals so in Grund und Boden geschämt, wie jetzt hier vor dieser Frau. Nie! Zum ersten Mal in meinem Leben laufe ich vor Scham rot an und kriege kein Wort mehr heraus. Mike versucht stotternd zu erklären:

„Demmi, …, es ist,…ist nicht so, wie du jetzt denkst. Das, …das musst du doch verstehen, Demmi, …, es gab Probleme mit den Papieren für die Versicherung, und Renee hat mir nur geraten, den ursprünglichen Besitzer der „Swallow“, den, …den George Hammermacher in Monaco anzurufen, von dem ich sie gekauft habe. Renee spricht nämlich vier Sprachen, auch Deutsch, weißt du? Nur der George kann mir jetzt noch helfen, weil er eine beglaubigte Kopie von dem Kaufvertrag hat. Renee hat mir nur dabei geholfen, …also, dabei geholfen, den George ausfindig zu machen, seine Telefonnummer. Sonst war da nichts,…, wirklich nicht, Demmi, …, das kannst du mir…“

„Ja, ja, Mike, du kannst mich auch, aber etwas ganz anderes, als gestern.“

Genau in dem Moment, als er beteuerte, nichts mit ihr gehabt zu haben, da habe ich nämlich nicht ihn, sondern SIE angeschaut. Sie hat dabei nicht etwa zu Boden oder zu Mike, sondern scheinbar ganz unbeteiligt in den Himmel geblickt. Dabei hat sie aber gelächelt, wie ich gestern nach dem ersten Fick mit Mike: wie die Mona Lisa. Ich weiß bescheid, Mike. Außerdem brauche ich ja nur an dir zu riechen, Mike. Da ist doch sowieso schon alles klar. Mir kannst du nichts vormachen! Sie steht da, wie die unnahbare große majestätische Queen an der Reling neben der Bootsleiter, die ich sonst immer zum Baden herunterklettere. Ich trete einfach durch die Lücke in der Reling, die zur Leiter führt, und lasse mich dicht neben ihr an der Bordwand ins Wasser plumpsen. Ich mache die größte Arschbombe, die ich jemals fertig gekriegt habe und hoffe inständig, dass Renee und ihre Galauniform soviel wie möglich von dem Wasser abgekriegt haben. Wenigstens diese kleine Rache will ich jetzt haben! Dann klettere ich die Leiter wieder nach oben, um meine Rache zu genießen. Dabei gleite ich mehrmals mit den Fingern und Füßen von der Leiter ab, schiebe es aber auf die Nässe. Keiner von den beiden schimpft oder lacht. Sie schauen nur beide ganz entsetzt auf meinen Körper.

Ja alle beide, auch die Renee.

„Was ist denn mit mir? Warum glotzt ihr mich denn so komisch an?“

Dann sehe ich es auch: überall an meinem Körper schimmern die schillernden Regenbogenfarben von stinkenden öligen Schlieren. Meine Haare sind völlig verklumpt und voller altem, aufs übelste stinkendem Maschinenöl und Diesel. Jetzt ist alles aus! Das ist das absolute Ende!

Ich setze mich aufs Deck in den Schneidersitz und fange hoffnungslos an zu heulen und zu schluchzen. Mike will mir zwar tröstend über den Kopf streichen, aber dann lässt er es gleich wieder. Das halte ich nicht aus!

Das ist zu viel! Und ich bin diesmal auch noch selbst und ganz alleine daran schuld. Renee hat auf ihrer strahlend sauberen blauen Uniform von dem ganzen Wasserschwall fast gar nichts abbekommen. Nur ganz wenige kleine Tröpfchen.

Wie das denn? Später hat mir Mike erklärt, dass Bootswände immer so konstruiert sind, dass sie die Wellen erst nach oben und dann nach außen ablenken. Also war meine Bumerang-Rache auch noch völlig umsonst und wirkungslos? Schlimmer noch, sie traf nur mich selbst. Ist das gemein!

„Haut bloß ab! Ich will hier niemanden mehr sehen! Verschwindet doch endlich und treibt es meinetwegen miteinander, bis das Blut kommt!“

Ich heule jetzt ganz einfach hemmungslos drauflos, weil ich annehme, dass die beiden schon gar nicht mehr da sind. Es ist so still geworden.  

Dann höre ich aber, wie an Deck etwas Metallisches zu Boden fällt. Ein Geldstück? Oder eine Gürtelschnalle? Ich blicke auf und traue meinen Augen kaum:

Renee ist gerade dabei, sich ihre Uniform auszuziehen. ‚Was denn, wegen der paar kleinen Tröpfchen Hafenwasser? Wie kann man denn nur so penibel sein? So eine zimperliche Mimose. Wie spießig ist das denn?’

Dabei bleibt es aber nicht. Jetzt fallen auch noch der BH und der Schlüpfer. Was da noch fällt, das sind zwei riesige braune Mango-Brüste. ‚Das war es also, Mike, was sie dir als Köder ausgelegt hat? Das sind ja zwei ganz gewaltige Drachenflügel. Da musste natürlich der heilige Georg gleich ran mit seiner Lanze. Könnte ich ja verstehen, wenn ich du wäre, Mike. Und der Rest war bestimmt auch nicht zu verachten. Schöne runde Cellohüften hat sie und unten herum ist sie blank rasiert, damit sich auch ja keiner auf dem Weg in ihre Drachenhöhle unterwegs im Busch verirrt. Da muss ich wohl auch gar nicht lange raten, welches Lied du auf diesem Cello mit deinem Bogen gefiedelt hast, was Mike? Und was soll jetzt das Ganze? Soll ich jetzt gehen, weil ich eine stinkende nackte Ölschlampe bin, und sie eine duftende nackte Orchidee mit Traumbrüsten und blanker parfümierter Babyspalte? Was soll DAS denn jetzt werden, was sie da macht? Ist die denn total meschugge?’

Ja, diese Renee muss total plemplem sein. Sie nimmt einen kurzen Anlauf und springt dann kopfüber ins Hafenwasser, in die gleich ölige Brühe, aus der ich gerade eben stinkend und triefend heraus gekrochen bin. Ich denke gar nicht nach, nehme auch Anlauf und springe ihr hinterher, damit sie beim Auftauchen einen möglichst großen Schwall davon zu schlucken kriegt. Sie will sich also mit mir anlegen? Na gut, soll sie doch. Dann kämpfen wir eben jetzt auf der gleichen Matte, im gleichen Schlamm miteinander. Ich bin bereit dazu, mir ist ja sowieso alles schon egal. Ich schwimme zu ihr hin und tauche ihren Kopf gleich einmal schön lange unter Wasser, bis sie verzweifelt mit den Armen um sich schlägt und rudert. Dann erst lasse ich sie wieder hoch. ‚Irgendwas stimmt hier nicht, mache ich jetzt etwas falsch?’ denke ich noch dabei. ‚Das hatte sie doch gar nicht nötig, diese Renee. Ist die jetzt wegen Mike in diese Jauche gesprungen, oder wegen…?’

„Das war aber jetzt unfair, Demmi“, sagt sie japsend, „aber auch gut, dann sind wir jetzt eben quitt. Du darfst dem Mike nicht böse sein, ich habe ihn dazu verführt. Es war wirklich schon sehr spät in der Nacht und mir haben einfach seine treuen Dackelaugen so gut gefallen…, Er ist doch so ein lieber Kerl…“

„Seine Dackelaugen? Nicht seine Wolle auf der Brust?“

„Nein, eigentlich ziehe ich ja haarlose Männer vor…“

„Na, dann ist es ja gut, Renee. Entschuldige, ich war wirklich so was von unten und fertig eben. Und jetzt springst du auch noch hier in diese dreckige Brühe… „

„Ich wollte nicht, dass du mir etwas voraus hast, Demmi…“

Erst schaue ich sie ganz deppert an und dann muss ich losprusten.

„Ich hatte dir was voraus? Na, so kann man es auch sehen…Ich schmeiß mich ja gleich weg.“

Dann müssen wir beide hemmungslos lachen, obwohl uns eigentlich zum Kotzen sein müsste. Die Welt ist verrückt! Aber zwei total verrückte Weiber verstehen sich doch immer irgendwie am Ende.

„Was soll jetzt werden mit uns Dreien? Gibt es hier ein anständiges Badehaus?“

„Das schon, aber da würden sie uns jetzt bestimmt nicht reinlassen oder gleich wieder rausschmeißen. Aber lass mal. Mike hat mir schon von deiner misslichen Lage erzählt. Ich habe alles mit, was wir jetzt brauchen: Waschlotion, Kosmetik, Shampoo, etwas zum Anziehen für dich, frische Handtücher und sogar etwas Gutes zum Essen und zum Trinken. Das ist alles in den zwei großen Taschen, die wir mitgebracht haben, Demmi. Der Mike braucht nur noch den Tank auffüllen und dann können wir in die schöne einsame Bucht fahren, wo ich sonst immer baden gehe, wenn ich mal frei habe. Einen vorläufigen Pass für dich habe ich gestern auch schon beantragt, musst du nur noch ausfüllen und unterschreiben. Du bist dann allerdings befristet Bürgerin von New Providence Islands. Das ging zwar nur, weil Mike hier ein Bankkonto für dich eröffnet hat, aber bei Europäern ist das auch nicht so ein Problem.“ „Mike hat mir ein Bankkonto eröffnet? Dann hat er also doch an mich gedacht?“ „Aber ja doch, er hat doch die ganze Zeit an dich gedacht und mir alles über dich erzählt. Ich war schon ganz eifersüchtig und neugierig auf dich.“ 

Na, das sieht doch schon viel freundlicher aus, als ich eben noch zu hoffen gewagt hatte. Wozu dann die ganze Aufregung? Ach, wir Weiber! Immer müssen wir Probleme machen, wo gar keine sind. 

Als wir stinkend aus dem „Wasser“ klettern ist am Pier inzwischen auch schon der Tankwagen herangefahren. Mike hat sich einen Schweißbrenner besorgt, den Tank entlüftet und schweißt gerade das fingerdicke Loch zu, das ihm der Mateo da hinein gemacht hatte. Dazu hat er zuvor den ganzen Tank mit Stickstoff aus einer großen grauen Metallflasche auffüllen müssen, damit es keine Explosion gibt. Dann kommt der Schlauch rüber und wir werden wieder mobil.

Mike hat auch noch eine kleine Botschaft für mich:

„Du, Demmi, ich will ja nicht motzen, aber weißt du eigentlich, dass ich 100$ Strafe zahlen musste, weil du dich hier unbekleidet im Hafengelände aufgehalten hast?“ Ich gebe es ihm gleich zurück:

„Na, dann warte mal, bis die Rechnung für das Abschleppen der „Swallow“ kommt, wegen unerlaubten Ankerns in der Fahrrinne für große Schiffe.“

„Habe ich auch schon bezahlt, Demmi. Das waren 1200$.“

„Ach du dicker Elefant! Hätte das denn deine Renee nicht irgendwie abbiegen können? Die ist doch vom hiesigen Zoll, wenn ich ihre hellblaue Uniform und die Schrift an ihrer Mütze richtig deute.“

„Sie war es doch gerade, die das Geld im Auftrag der Hafen- und Zollbehörde bei mir einkassieren wollte. Sie hat mich gleich dort abgefangen. Irgendwie haben die dort schon gewusst, was mit der „Swallow“ los ist und auch lachend von einer „nude Lady“ geredet. Das warst du. Jetzt kann ich mir das endlich zusammenreimen. Ich habe es ja versucht, die Sache abzubiegen und ihr von deiner und meiner Notlage erzählt. Da wurde sie ganz neugierig und hat mir ihre Hilfe angeboten. Sie hat das mit den Papieren geregelt und das meiste von dem Geld gleich wieder für die Stempelgebühren verwendet. Mit dem Rest vom Geld haben wir dann zusammen ein Hotelzimmer genommen und über das Telefon versucht, den George zu erreichen. Wegen der Zeitverschiebung mussten wir bis in die tiefe Nacht warten. Renee hat sich dann ihre Uniform ausgezogen und ein Bad genommen. Da ist es eben passiert. Als sie nackt aus dem Bad kam, da hat es mich eben erwischt. Mir hat auf einmal die Hose nicht mehr gepasst und sie hat das gemerkt und gleich gesagt: „ziehe sie doch einfach aus, Mike“. Sie ist sehr lieb, die Renee, aber lange nicht so scharf wie du, Demmi. hast du mir wieder verziehen?“

„Ja, und tolle Titten hat sie, stimmts, du Großtittenglöckner von Nassau? Hat sie ihre Mangobrüste an deiner Brust gekuschelt?“

„Nein, ich hatte ihren Rücken und ihren Hintern an mir und habe vorne an ihren tollen Brüsten und an ihrer nackt rasierten Musch herumgespielt. Das ist ulkig, als hätte man ein kleines Mädchen im Bett. Und gepiekst hat es auch. Sie hat so schön geschnurrt und es war ja auch nur ein kleiner Drachenkampf in dieser kurzen Nacht. Sie ist ja so zart und empfindsam. Das ganze Gegenteil von dir. Du verzeihst mir also?“ 

 „Ja, aber du behältst heute gefälligst deine Hose an. Unsere Drachen machen nämlich einen Familienausflug.“

„Na, so wie ihr beide jetzt ausseht, und wie ihr dazu noch riecht, lasse ich die Hose sowieso an, und wenn eure Drachen noch so hungrig wären.“

„Ein Mann, ein Wort? Wann können wir losfahren, ich brauche endlich frisches Wasser.“

„Ein Mann, ein Wort. Wir müssen nur noch auf George warten. Der wollte gegen Mittag mit dem Flieger da sein.“

„Gegen Mittag erst? Nein, auf gar keinen Fall. So lange halte ich diesen Gestank nicht mehr aus.“  

Da meldet sich Renee zum Thema:

„Brauchst du auch nicht, Demmi. George hat ein mobiles Funktelefon. Das hat er mir gesagt und ich habe auch seine Nummer. Das ist so eine ganz neue Erfindung für Millionäre. Angeblich soll das auch hier funktionieren. Florida ist ja ganz nahe, im Norden. Ansonsten hat er die Nummer und die Adresse von dem Hotel, das in der Nähe unserer Bucht ist. Wir können ihn dann ja mittags dort abholen.“

„Na dann los. Mike, schmeiß endlich den Motor an.“

Mike versucht es. Dazu muss er den Motor ankurbeln, weil der Akku ja auch leer ist. Immer wieder zieht der Motor stotternd Luft, stinkt, knallt, qualmt und stirbt dann wieder ab. Endlich, nach einer guten halben Stunde, einer Schlauchpuste-Attacke und einem regelrechten Saufgelage für die Dieselpumpe, haben wir es mit vereinten Kräften geschafft. Die „Swallow“ tuckert endlich los und auch der Akku wird vom Generator wieder aufgeladen. Wir können es kaum erwarten, in Renee’s Badebucht anzukommen. Der Mike stinkt jetzt ganz genauso, wie Renee und ich. Nein, schlimmer! Alle seine Klamotten sind mit Dieselöl getränkt.

Die Bucht liegt im Südosten der Hauptinsel, gar nicht weit vom Hafen entfernt. Das Wasser ist glasklar. Man kann bis auf den sandigen Grund sehen und dort die kleinen Fische beobachten.

„Achtet auf Igelfische, Steinfische, Nesselquallen und Mördermuscheln!“ ruft Mike noch, da sind wir auch schon drin. „Gibt es hier solche bösen Fische wirklich?“ frage ich Renee. „ Mir ist noch keiner begegnet“, sagt sie, aber trotzdem vermeiden wir lieber Grundberührung. Bloß gut, dass es in dieser Bucht eine sanfte kreisende Strömung gibt, die unsere dünnen, bunt schillernden Ölschlieren vom Ufer weg ins Meer trägt. Das ist zwar nicht gerade umweltfreundlich, aber es wird bald eine homöopathische Verdünnung erreichen. Es ist uns egal, denn gegen die großen Schiffe hier sind wir in dieser Beziehung Waisenkinder. Siehe Hafenbecken. Mike hat inzwischen für Komfort an Bord gesorgt. Er hat von der Kühlwasserleitung des leise im Leerlauf tuckernden Motors eine Schlauchleitung abgezweigt und uns daraus eine lauwarme Dusche gebastelt. Renee kramt aus ihrer großen Reisetasche eine große Flasche duftende Waschlotion und eine Plastikflasche mit Shampoo heraus. Wir stehen an Bord und waschen uns gegenseitig. Dabei schnattern und quietschen wir vor Wonne, wie eine ganze Schar junger Entlein, wenn es Futter gibt. Mike schaut uns zu, hält den Duscheschlauch hoch und freut sich darüber, dass seine zwei nackten Drachenweibchen sich jetzt wieder so gut verstehen. Das ist aber auch schön, wenn man von einer Frau am ganzen Körper eingeseift und abgerubbelt wird. Was die Renee alles so findet an meinem Körper, das ist phänomenal. Ich hatte ja noch gar nicht gewusst, dass ich eine Gänsehaut kriege und dass sich mir die Schamhaare aufrichten und die Brustwarzen hart werden, wenn man mich zart hinter den Ohrläppchen anpustet. Und dass mein Kitzler zirpt, wenn sie mich unter dem Steißbein kitzelt, das hat mich auch total überrascht. Darauf wird der Mike gleich mal hingewiesen, damit er das bei nächster Gelegenheit einmal ausprobieren kann. Renee hat es gern, wenn man ihr von unten, vom Po her, seitlich zwischen Schamlippen und Oberschenkeln entlang streift und wenn man ihre Pobacken kräftig knetet, während man sich an ihre Brüste drückt. Umgekehrt geht es übrigens bei ihr auch, also den Bauch an ihren Hintern drücken und vorne die großen Brüste schön kneten. Ihre Schamlippen sehen wirklich aus, wie bei einem unschuldigen kleinen Mädchen: ganz glatt und zart, mit einem schmalen Schlitz dazwischen. Nicht einmal ihr Kitzler steht da raus. Auch sie ist hinter den Ohren und am Steißbein sensibel. Außerdem hat sie noch eine ganze Menge anderer Stellen, die ich vielleicht noch gar nicht alle bei ihr gefunden habe. Vielleicht später einmal, wenn ich mit ihr mal wieder alleine bin.

Dann ist Mike dran. Er wird von uns rabiat ausgezogen, indem wir einen gemeinsamen nackten Überraschungsangriff auf ihn verüben. Dann hält abwechselnd eine von uns Weibern die Dusche und die andere bearbeitet seinen haarigen Piratenkörper. Auch hier ist Renee’s Entdeckerfreude sehr erfolgreich. Wenn man bei Mike ganz unten an der Peniswurzel mit dem Mittelfinger drückt und reibt und dabei mit der Hand seine Eier schaukelt, dann schießt seine Lanze in die Höhe, als hätte Don Quichotte die Windmühlen erblickt. Schade, dass das nur einmal geht. Wenn er steht, dann steht er eben, Renne hat ihn schon scharf geleckt und gleich danach abgeschossen, damit es keinen Streit zwischen uns gibt. ‚Futter bei die Fische’. Aber das muss ich mir unbedingt merken.

Ich habe mich lange nicht mehr so herrlich frei und so herrlich wohl gefühlt, wie an diesem sonnigen Vormittag in dieser schönen Bucht.

Aber leider muss alles auch mal ein Ende haben.

Die Sonne steht schon hoch im Süden.

„Wir müssen jetzt den George abholen! Wollt ihr auch mitkommen?“, fragt Mike.

„Ja, natürlich kommen wir mit, wir wollen ihn doch auch kennenlernen, deinen George!“ rufen wir im Chor.

„Aber ganz so „natürlich“ wird das nicht gehen, etwas anziehen müsst ihr euch dazu schon, ihr nackten Puttchen.“

Jetzt ist die zweite große Tasche von Renee dran. Da sie ja meine Größen nicht kannte und mir auch kaum ihre BHs gepasst hätten, hat sie alles, was sie an Tüchern, Stoffbahnen, Seidenschals und Shirts auftreiben konnte, eingepackt und mitgebracht. Wir wühlen in den vielen Sachen herum, probieren alles aus und entscheiden uns dann für einen Slip, der mir gerade so passt, einen Seidenschal und ein dazu passendes buntes Tuch. Den Slip ziehe ich mir an und schlinge mir dann mit Renee’s Hilfe das Tuch kunstvoll um die Hüften. Den Seidenschal lege ich mir oben um die Schultern und verknote ihn vor meinen Brüsten mit einem Halstuchknoten. Renne zieht ihren Slip wieder an, lässt aber ihren BH ganz weg. Dann sucht sie sich auch ein passendes Tuch und einen Schal heraus und macht es genauso, wie ich. Wir sehen richtig gut aus! Südländisch und abenteuerlich. Die Uniform packt sie in die Tasche. Wir wollen den George doch schließlich nicht erschrecken. Hier ankommen, und dann gleich ein Zolloffizier, nein, das geht doch gar nicht!

Das Hotel, das Renee dem George empfohlen hat, liegt etwa 3 bis 4 Kilometer von hier entfernt. Wie kommen wir dahin? Wir gehen ein paar hundert Schritte zur nächsten Straße und das Problem löst sich recht schnell. Wir finden vor einem Restaurant ein leeres Taxi und lassen uns zum Hotel fahren. Während der Fahrt frage ich Mike: „Wer ist denn eigentlich dieser George, Mike?“

„Ach, der George, ja. Eigentlich heißt er ja Georg Hammermacher und stammt aus Österreich. Aber er nennt sich jetzt George Hammer und war damals in Monaco Anteilseigner von einem Spielcasino. Stinkreich, mehrfacher Millionär. Ich habe ihn in Bremen kennengelernt. Dort hatte er auf einer Bootswerft eine neue Yacht in Auftrag gegeben und war mit der „Swallow“ dort angekommen. Er schwört auf deutsche Wertarbeit. Die alte Yacht wollte er jetzt möglichst schnell loswerden. Ich hatte mich dort im Yachthafen nach einer preiswerten Hochseeyacht umgesehen und bin dabei auf ihn und die „Swallow“ gestoßen. Wir sind ziemlich schnell miteinander ins Geschäft gekommen und er hat mir dann auch noch das Nachtleben von Bremen und Hamburg gezeigt. Wo der als Millionär so überall reinkommt, das ist ja sagenhaft! Aber meine Welt war es nicht. Immer in Frack und Krawatte, da kriegte ich kaum noch Luft, und dann diese Jetset-Weiber! Alles verlogen, überdreht, durchgeknallt und künstlich. Da weiß man nie, ob eine jetzt 18 oder 80 ist. Ekelhaft! Ich wollte einfach nur raus, auf die weite See. Was er heute so macht, das weiß ich nicht. Aber immerhin hat er mich am Telefon gleich wieder erkannt und war sofort bereit, mit dem Flieger selbst hierher nach New Providence Islands zu kommen. Ist das nicht nett von Ihm? Er scheint immer noch so ein guter Freund zu sein, wie damals.“

Als wir am Hotel ankommen, scheint sich diese Meinung von Mike auch sofort zu bestätigen. In der Lobby steht ein großer schlanker braungebrannter Mann mit grau melierten Lockenhaaren in den sogenannten „besten Bahren“ und scheint dort schon den ganzen Betrieb aufgemischt zu haben. Das gesamte Personal schwänzelt und katzbuckelt um „Mr. Hammer“ herum. Kein Wunder! Oben aus seiner Jackentasche lockt sie ein dickes Bündel Dollarscheine an. Mein Typ ist er jedenfalls nicht. Aber ich kann auch sehen, dass Renee ganz leuchtende Augen kriegt und Mike vor lauter Rührung einige kleine Tränen in den seinigen hat. „George! Hallo George, alter Freund!“ ruft er in die Halle hinein.

Alle sehen jetzt zu uns hin und George reißt entzückt seine Arme hoch.

„Hallo Mike, du alter Seebär! Das ist aber mal schön, dass ich dich wieder sehe. Na, was hast du denn mit meiner alten „Swallow“ angestellt, du Gauner? Dir scheint es ja ganz gut zu gehen, mein lieber Mike. Gleich zwei so allerliebste wunderschöne junge Frauen an deiner Seite? Dabei siehst du eigentlich gar nicht so aus, als könntest du dir das leisten.“

Damit kommt er auch schon schnellen Schrittes auf uns zu und breitet die Arme aus. Jedoch, noch bevor Mike ihm in die Arme fallen kann, hat Renee schon die Gelegenheit genutzt. Sie reißt ihrerseits die Arme hoch und wirft sich an die Brust von Mr. Hammer. Allerdings hat sie dabei vergessen, dass sie keinen BH trägt und dass sie ihr Brusttuch ja nur um die Schultern geknotet hat. Das Tuch wird auch prompt von ihren erhobenen Armen nach oben geschoben und ihre Wahnsinnstitten fallen nach unten heraus. Jetzt könnte sie tatsächlich mit ihrer rechten nackten Brustwarze die Dollarscheine in der Jackentasche vom lieben George durchzählen. Sie hat das Dilemma natürlich auch gleich bemerkt und drückt sich umso fester an die Brust von Mr. Hammer. Der hat seinerseits gerade seine Hände genießerisch an ihrem knackigen runden Hintern.

„Ach bitte, Mr. Hammer, George, nicht loslassen jetzt, mein Brusttuch ist verrutscht und meine Brüste sind jetzt ganz…“

George hat wahrscheinlich auch irgendwie ein seltsames Gefühl bei dieser Umarmung, aber er will es natürlich ganz genau wissen. Er lässt ihren Hintern los und greift nach vorn, an seine Brust. Schon hat er auch die Situation erfasst. Besser gesagt: beide Prachtmangos von Renee hat er jetzt erfasst mit beiden Händen. „Oh! Meine Liebe! Das ist ja ein kleines Malheur! Ach, was sage ich denn da? Das ist kein kleines Malheur, das sind die zwei größten und rundesten, die zwei lieblichsten und prächtigsten Schätze dieser Welt! Die möchte ich jetzt bitte auch sehen. Ach bitte Lady, Sie sind doch wohl Renee? Die Frau, deren Stimme mich schon am Telefon so verrückt gemacht hat, die mit dem französischen Akzent? Wenn ich mal ganz ehrlich bin, dann bin ich eigentlich gar nicht wegen dem Mike, sondern wegen Ihnen sofort hier aufgeschlagen. Darf ich ihre Hände von meinem Hals nehmen? Bitte! Für Sie zahle ich auch gerne alle Geldstrafen dieser Welt.“

Renee zeigt Einsicht und nimmt ihre Hände von seinem Hals herunter, jedoch, um sich das Tuch wieder nach unten zu ziehen. Er aber hält ihre Hände fest und schiebt die vor Scham knallrot angelaufene Renee weit von sich, um sie im Ganzen zu betrachten. „Oh, mein Gott! Das muss das Paradies sein! Diese Granatäpfel! Diese Augen, diese Haare, diese Haut, dieser Duft! Oh, Renee, verzeihen Sie mir bitte, aber es hat mich einfach hingerissen. “

Renee hat es auch hingerissen. Sie liegt an seiner Brust und schluchzt. Ob jetzt vor Scham oder vor Glück, das kann man nur erraten. Auf jeden Fall weiß sie jetzt auch, was es für ein Gefühl ist, nackt vor einem ganzen Saal voller Leute zu stehen, die einen dabei anschauen. Mich hätte das jedenfalls kaum noch aufgeregt. Ich denke schon darüber nach, ob ich jetzt nicht einfach alle meine Textilien von mir werfen sollte, als kleine Ablenkung gewissermaßen, aber dann lasse ich es lieber. Mike zuliebe.

Er hat schon Trouble genug, auch mit mir. Außerdem hätte das dann so einen Touch von Neid gehabt. Und das muss ja nicht sein. George ist wirklich nicht mein Typ. Ich ziehe da den wilden Mike vor. Also umarme ich gleich mal meinen Mike und gebe ihm einen langen und sehr tiefgehenden Kuss. Das kennt er noch gar nicht von mir. Aber ich weiß genau, warum ich das jetzt tue. Damit sind die Fronten geklärt. Der Mike gehört wieder zu mir und der George kann gerne seine geliebte Renee haben. Mike scheint der Verlust von Renee aber doch noch ein klein wenig zu schmerzen. Er schaut schon wieder so sehnsüchtig zu ihr hin. Ich drehe seine Nase samt Augen zu mir herum und sage nur: „Denke an dein Versprechen, Mike! Willst du wieder ganz alleine sein?“

„Nein, Demmi. Du hast Recht, das hätte nie was daraus werden können, mit mir und Renee. Sie ist viel zu zart für mich, das sehe ich jetzt auch. Da bleibe ich lieber bei dir, mein lieber alter Drache. Du bist so schön heiß und feurig.“

„Du weißt ja noch gar nicht, wie heiß und wie feurig ich sein kann, Mike. Aber du musst jetzt nichts Falsches denken. Ich habe die Renee auch sehr gern und sie kann jederzeit zu uns kommen oder du kannst auch zu ihr gehen, wenn dir danach ist. Ich glaube nur, dass du dazu in Zukunft wenig Gelegenheit haben wirst, meinst du nicht auch?“

„Sieht ganz danach aus, Demmi. Ich bin ja auch gespannt, wie das weiter geht mit ihr und George.“

Na, bloß gut. Er hat es also kapiert. Wurde auch Zeit.

 

Nachdem sich alle begrüßt hatten, verstauten wir den großen Reisekoffer von George in einem anderen Taxi fuhren zurück zur „Swallow“. Mike sitzt vorn beim Fahrer, um ihm den Weg zu zeigen und ich sitze mit Renee und George hinten im Fond des gelben Mercedes Benz.

George hatte nur Augen und Hände für Renee und sie ganz offensichtlich alle ihre Sinne nur für ihn. Statt meiner hätte da auch ein Baumstamm drin sitzen können, es wäre kein Unterschied gewesen. Renee war beim Einsteigen schon wieder einmal „versehentlich“ ihr Brusttuch verrutscht und da hatte sie es einfach gleich ganz weggelassen. Trotzdem schien sie überhaupt nicht darüber verärgert zu sein, dass sie ihren BH nicht dran hatte. Bis heute weiß ich auch nicht, ob sie die ganze Szene nicht vielleicht doch absichtlich so arrangiert hatte. Schon bei der Anfahrt zum Hotel hatten ihre Augen so interessiert geleuchtet, als Mike uns von George erzählt hatte. Lehre mich einer die Weiber kennen. Das ist ein weites Feld, ein bodenloser Abgrund, wer wüsste das besser, als ich? Der arme Taxifahrer wurde ständig abgelenkt und blickte immer wieder nervös in den Rückspiegel, als würde ihn jemand verfolgen. Mike drehte ihm dann einfach den Spiegel nach oben und George reichte ihm ein paar Dollarscheine nach vorn, dann war Ruhe und wir waren auch schon da.

Nach dem kleinen Fußweg bis zur Bucht ließ George zum ersten Mal die halbnackte Renee stehen und kletterte über den Steg auf die „Swallow“.

„Da bist du ja, mein altes Mädchen! Was hast du bloß mit ihr angestellt, Mike? Hattest du etwa Seegefechte mit Piraten? Die ist ja halb verbrannt, das arme alte Stück! Oh, wenn ihr wüsstet, welche verrückten Sachen und welche verrückten Frauen ich auf ihr erlebt habe…! Mein Gott, ich könnte gleich heulen, so komisch wird mir. Oh, entschuldige, Renee. Man soll ja nicht aus der Schule plaudern, wenn junge Frauen dabei sind. Aber da war doch noch was…“

Dann verschwindet er im Niedergang, bleibt dort eine Weile unsichtbar und kommt dann wieder an Deck. In seinen Händen hält er ganz vorsichtig ein metallenes Ding, so groß, wie eine Torte. „Hier, Mike, das ist nämlich der zweite Grund, warum ich sofort hierher gekommen bin. Ich habe manchmal nächtelang nicht einschlafen können, weil ich so ein verdammt schlechtes Gewissen hatte und schon immer das Schlimmste befürchtet habe, als ich nichts mehr von dir hörte…“

Dann legt er das Ding einfach auf den Klapptisch, den wir auf das Deck gestellt haben. „Was ist das?“ fragt Mike entsetzt, „doch nicht etwa das, was ich denke?“ Ich und Renee, wir verstehen leider nur Bahnhof, aber wir werden von Mikes Entsetzen mit angesteckt. Und das ist ganz enorm, das kann man ihm sehr deutlich ansehen. Er ist weiß wie eine Kalkwand und seine Hände zittern.  

„Ja, leider Mike, genau DAS ist es: eine Haftmine aus dem 2.Weltkrieg. Keine Angst, die ist jetzt noch nicht scharf. Erst, wenn man diesen Knebel hier um 180 Grad dreht und wenn der dann mit einem Klicken einrastet, dann genügt nach 30 Sekunden eine kleine Erschütterung und…Bumms! Aber vorher müsste man dann auch noch diesen Splint hier herausziehen, sonst kann man den Knebel gar nicht erst herumdrehen.“

„Wie schön! Wo hat denn die die ganze Zeit gelegen, Menschenskinder, George?“ fragt Mike entsetzt.

„In der Steuerbordkajüte, in dem Fach, wo die Schwimmwesten drin sind.“

„In der Steuerbordkajüte? Um Himmels Willen! Dort drin hat doch fünf Wochen lang der Mateo gehaust und war fast jeden zweiten Tag besoffen. Wenn der die gefunden und damit herumgespielt hätte! Dann…“

„Dann wäre von dir und der „Swallow“ jetzt nur noch ein Fettfleck übrig. Da kannst du dir vielleicht mal vorstellen, wie ich jahrelang gelitten habe, Mike. Immer dieser Gedanke im Hinterkopf.“ 

„Na, schönen Dank auch, für dein Leiden. Was meinst du, wie es mir jetzt geht! Das hättest du mir wirklich vorher sagen können, George! Das ist ja eine schöne Sauerei! Was, zum Teufel hattest du denn eigentlich vor, mit diesem Ding?“

„Das ist eine lange, alte Geschichte, Mike und ich weiß auch gar nicht, ob es gut ist, wenn ich die euch jetzt erzähle…“

„Das wirst du aber jetzt müssen, George, sonst verlange ich sofort das ganze Geld zurück, das du mir für die „Swallow“ abgeknöpft hast!“

„Na gut, weil ihr hier alle so nett seid und weil es ja auch schon längst verjährt ist: Ich war früher mal ein Revoluzzer, bei der italienischen Fraktion der RAF, wenn du weißt, was ich meine. Wir haben damals den Großen Onassis erpresst, um an Geld für Waffen zu kommen und natürlich auch an ein paar eigene Centimes. Wir haben an einem seiner Tanker eine solche Haftmine angebracht und von ihm dann 10 Millionen Dollar gefordert, wenn wir sie nicht zünden. Das heißt, eigentlich haben wir sie eben NICHT da angebracht, weil ich mächtig Fracksausen hatte und mich nicht getraut habe, wegen der vielen Todesopfer und weil das ja auch nur solch arme Seeleute sind, wie ich selber einer war. Die anderen haben es aber geglaubt. Und vor allem hat es der Onassis geglaubt und sofort die gesamte Summe gezahlt. Er hat ja nie erfahren, an welchem seiner vielen Tanker die Mine klebt und alle untersuchen zu lassen, das war ihm wohl zu teuer. Da war ich dann fein raus. Daher stammt auch das ganze Geld, von dem ich meine Casino-Anteile damals gekauft habe. Aber das Ding da hatte ich eben immer noch am Hals und konnte es auch nie auf anständige Art loswerden. Als ich den Törn nach Bremen machte, um meine neue Yacht, sie heißt übrigens auch wieder „Swallow“, zu holen, wollte ich sie einfach im Atlantik versenken, dort, wo ja sowieso schon die vielen U-Boote und Schlachtschiffe auf dem Meeresgrund herumliegen. Leider hatte ich eine Frau dabei, und ich habe es dann wohl irgendwie vergessen…“

Mir ist ganz schlecht und ich raufe mir die Haare vor Schreck.

„Irgendwie vergessen. Oh Gott, was für ein Wahnsinn!“ sage ich und starre entsetzt auf die Mine, als könnte sie jeden Augenblick hochgehen.

Da hält er plötzlich inne und starrt mir ins Gesicht, als hätte er seine leibhaftige verstorbene Großmutter vor sich. „Gianna! Se sei veramente? Gianna, mi perdoni! È impossibile! ”

Ich verstehe gar nicht, was er von mir will. Meine letzten paar Brocken Italienisch aus meiner fernen Jugendzeit reichen gerade noch so aus, um mir zusammenzureimen, dass er mich für irgendeine Gianna hält, und dass ihm das ganz und gar nicht möglich zu sein scheint.

Mir auch nicht.

„He, George, ich heiße aber nicht „Gianna“ und ich kenne auch keine Gianna, und italienisch habe ich nie fließend gesprochen, obwohl ich vielleicht einen italienischen Vater hatte. Du kannst ruhig Deutsch mit mir reden, ich komme nämlich aus München.“

„Aus München? Nicht aus Siena in der Toskana?“

„Nein, nicht aus Siena, da bin ich noch nie gewesen, George.“

„Aber die Stimme! Und die Haare, das Gesicht, die Größe, deine Nase, einfach alles! Wenn du nicht Gianna Nannini bist, dann bist du ihr aber wie aus dem Gesicht geschnitten! Bist du etwa ihre jüngere Schwester? Einen kleinen Bruder hat sie, das weiß ich ja, aber von einer Schwester hat sie mir nie etwas gesagt. Wartet mal, ich gebe euch jetzt mal was zu hören, da werdet ihr gleich merken, was ich meine…“

Dann holt er seinen großen Koffer, sucht einen Moment darin herum und bringt dann so einen kleinen schwarzen Kassettenrecorder zum Vorschein, wie ich ihn mir nie leisten konnte. Zu teuer, damals in Deutschland. Dann sucht er eine Kassette heraus und legt sie ein. „Passt auf, gleich werdet ihr sie hören. Jedes Mal kriege ich eine Gänsehaut, wenn ich diese Stimme höre.“

Was wir dann zu hören kriegen, klingt so: (hier etwas moderner, und mit Film)

http://www.myvideo.de/watch/6660396/Gianna_Nannini_Bello_E_Impossibile_1986

Wir lauschen andächtig, obwohl uns der rockige harte Klang noch ein wenig ungewohnt ist. Aber da liegt schon eine Kraft drin, in dieser Stimme, olala!!

Auch muss ich zugeben, dass der Klang ihrer Stimme der meinigen ziemlich ähnelt, wenn ich mal laut werde. Singen kann ich aber leider nicht. Und ich soll dieser kleinen energischen Frau so ähnlich sein? Wie aus dem Gesicht geschnitten? Verrückt! Heute ist der Tag der Überraschungen.

Erst verwandele ich mich aus einer blassen Wikingertochter in eine monegassische kastanienbraune Vandalentochter mit Bronzehaut und jetzt habe ich auf einmal auch noch eine toskanische Verwandte. Wo und mit wem hat sich mein Vater da bloß so herumgetrieben? George himmelt mich immer noch an und die arme Renee kriegt so traurige Augen, dass sie mir jetzt wirklich sehr leid tut. Sie zupft sich jetzt schon eine Weile unentschlossen an ihrem Slip herum. Ob sie sich gerade überlegt, ihn auszuziehen? Aber gegen eine solche alte Verehrung kann sie nicht ankämpfen, nicht einmal mit ihren Mangobrüsten. Ich muss ihr jetzt helfen. Ich weiß auch schon wie.

„Sag doch einmal, George, du scheinst diese Gianna Nannini ja persönlich zu kennen? Ist sie denn nicht bei dir geblieben? Wo ist sie denn jetzt und was hast du noch mit ihr zu tun?“

„Ach Desiree! Oder soll ich auch Demmi sagen? Na, egal. Weißt du, sie war damals nämlich auch bei uns Revoluzzern und ist mit uns auf die Straße gegangen. Damals hatte sie gerade mit ihrem Musikstudium angefangen. Da war sie auch noch nicht berühmt und bekannt, wie heute.

Sie hatte was gegen diese Mafia-Millionäre und ihre Morde und ihre Korruption. Dagegen hat sie mit uns gekämpft. Wir haben uns geliebt. Ich war in sie so was von verknallt, dass ich eigentlich alles nur für sie getan  habe. Dann habe ich aber wahrscheinlich einen großen Fehler gemacht. Ich habe ihr von der Sache mit Onassis erzählt und ihr die Hälfte von meinem Geld angeboten. Ich war auch noch mächtig stolz auf mich. Doch sie hat mir einfach Eine geknallt und mich gefragt, ob ich jetzt auch so ein Mafia-Millionärs-Arschloch werden wolle und dass sie nicht zu kaufen sei, schon gar nicht mit Erpressungsmillionen. Danach habe ich sie nur noch im Fernsehen gesehen oder im Radio gehört. Jetzt ist sie selbst Millionärin, aber eben aus eigener Kraft. Darauf kann sie stolz sein.“

Ich schaue ihm lange in die Augen und sage dann:

„Weißt du was, George: Ich sehe das ganz genau so, wie diese Gianna. Ich würde dir nämlich auch sofort Eine knallen, wenn du versuchen würdest, mich zu kaufen. Mich kriegt man nicht für Geld, genauso wenig, wie diese Gianna. Wenn sie mir wirklich so ähnlich ist, dann bin ich ihr auch in dieser Beziehung ähnlich. Ich gehöre zu Mike und dabei bleibt es auch, verstehst du? Wenn ich einmal reich werden sollte, dann will ich das auch aus eigener Kraft geschafft haben.“

George verdrückt sich eine verirrte nostalgische Rührungsträne und sagt:

„Ist gut, Demmi, du hast ja Recht. Das war alles früher einmal und ich werde es am besten gleich wieder vergessen, endgültig abhaken, die ganze Sache mit Gianna. Weißt du was? Ich schenke dir die Kassette und den Recorder gleich mit dazu. Du kannst sie dir ja mal in Ruhe anhören oder sie dem Mike vorspielen… Jetzt heben wir aber immer noch dieses Problem hier…, das verdammte Ding, die Mine. “

Jetzt aber sieht Renee wieder ihre Stunde gekommen:

„Wenn ich vielleicht auch einmal etwas dazu sagen darf…ich bin doch hier immer noch bei der Hafenbehörde angestellt. Wisst ihr was? Wir werfen das Ding morgen früh hier am Ausgang der Bucht ins Meer, so, dass man es ganz leicht wieder finden kann, ins flache Wasser. Dann werde ich morgen bei der Coast Guard anrufen und denen sagen, dass ich beim Schwimmen etwas ganz seltsam Rundes im Wasser gesehen habe, das sehr gefährlich aussieht. Sie werden kommen, das Ding bergen und dann irgendwo sicher sprengen. Dann ist es endlich weg und kann keinem mehr etwas tun. Was meint ihr? Das wäre doch bestimmt das Allerbeste. Und jetzt will ich schwimmen gehen, wer kommt mit?“

Damit hat sie sich auch schon mit einem Ruck den Slip heruntergezogen und steht jetzt herausfordernd nackt vor uns. Das gibt es doch gar nicht! Mir ist es noch nie passiert, dass ich die Letzte in einer Runde bin, die noch ihre Sachen anhat. Weg damit, und rein ins Wasser. Die beiden Männer glotzen uns an wie zwei Grottenolme bei Mondlicht. Dabei ist es immer noch heller Nachmittag.

Im Wasser sagt Renee zu mir: „Das hast du gut gemacht, Demmi, das mit dieser Gianni, das hat aber gesessen. Ich wollte, ich könnte auch so energisch sein.“

„Wenn du wirklich mit George zusammen bleiben willst, dann wirst du dass auch bald lernen müssen. Ich glaube, das ist eine harte Welt, da wird mit harten Bandagen gekämpft und ohne Rücksicht auf Gefühle. Ich kenne sie ja auch nicht, aber ich möchte lieber mein eigenes freies Leben haben, und nicht vom Geld eines Mannes abhängig sein.“

„Das werde ich schon lernen, Demmi. Hier beim Zoll, da habe ich mich als Frau schließlich auch durchgesetzt, wenn mich das auch einige ziemlich unangenehme Nächte gekostet hat. Aber jetzt fressen sie mir aus der Hand. Jedenfalls die, auf die es ankommt.“

„Und das willst du einfach zurück so lassen und ganz neu anfangen?“

„ja, ich muss endlich raus hier, aus diesem Provinzmief. Ich halte das nicht mehr aus. Soll ich mal ganz ehrlich sein? Ich wollte eigentlich mit Mike abhauen und in den Staaten irgendwo neu Fuß fassen. Ich weiß jetzt, das hättest du nicht zugelassen. Du bist schon eine Nummer, Demmi, aber so ganz ohne bin ich auch nicht, das kannst du mir schon glauben.“

„Aber klar doch, Renee. Wenn die Nummer im Hotel von dir so geplant war, dann musst du mir jetzt auch gar nichts mehr erklären. Das war schon echt Klassefrau, alle Achtung!“

„Hast du mich gleich durchschaut, oder erst jetzt? Ach, ist ja egal. Vernaschen wir heute die beiden Jungs noch gemeinsam, dann trennen sich unsere Wege. Du musst dir nur noch morgen deine Papiere abholen. Ich hinterlege sie bei der Hafenbehörde, ja?“

„Danke Renee!“  „Danke Demmi! Mal sehen, wo der George seine spezielle Stelle hat. Kommst du mit suchen?“

Als wir wie die nackten Katzen wieder aus dem Wasser kommen, und die beiden anschleichen, ist unser Plan schon längst fertig. Nur die beiden Männer haben noch gar keinen Plan. Oder etwa doch? Sie verstauen gerade vorsichtig die Mine an Land unter einem Baum. Da wissen sie noch nicht, welche zwei brisanten Bomben gerade auf sie zu geflogen kommen.

 

Es wurde noch ein sehr schöner und erlebnisreicher Abend. Ich blieb danach mit Mike auf dem Boot und Renee hat mit George im Hotel übernachtet.

Die „Swallow war wieder flott und ich hatte wieder einen Pass.

Die Reise ging weiter nach Süden, der Sonne hinterher.

Jahre später habe ich mit George auch noch Mails gewechselt. Renee ist immer noch bei ihm und er verwöhnt sie, wie eine Prinzessin.

Wen es interessiert:

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Kommentare

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