Maggie Gyver und der Grüne Kaiser I


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19.08.2010
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Maggie Gyver und der Grüne Kaiser

 

(Vorwort für Kritiker: Diese Geschichte ist erfunden und irreal)

 

  Im Hintergrund plappert die Nachrichtensprecherin ihren Text langweilig vom Video-Prompter:

„In Europa greifen die Fälle von männlicher sexueller Dysfunktion immer weiter um sich.

Nachdem schon in den USA kaum noch zeugungsfähige Männer existieren, ist nun auch hier die Zeugungsfähigkeit bei Männern auf knapp 30% gesunken. Es betrifft aber nicht nur weiße, sondern auch asiatische und afrikanische Männer über 25 Jahre. Immer mehr erhärtet sich der Verdacht, dass die unter dem Namen „DOMINUS“ vermarktete Super-Potenz-Pille der Firma „POPP-Chemical“  der Auslöser dieser Nebenwirkung ist. Der renommierte Sexualwissenschaftler Professor Dr. Blasius Pimml von der Harvard Universität sagte dazu:

 

„Es ist zwar unbestritten, dass der Wirkstoff in DOMINUS gegenüber VIAGRA eine zehnfach längere und absolut sichere Wirkung hat. Jedoch erzielt er diese Wirkung auch nur durch absoluten Raubbau an den männlichen Geschlechtszellen und an den bei der Befruchtung aktiv beteiligten Zellen im Stammhirn. Das gesamte sexuelle Potenzial eines Mannes wird quasi dabei innerhalb weniger Wochen irreparabel zerstört.

Er fällt praktisch in den Status eines schwächlichen Rentners.

Leider ist es bisher nicht gelungen, ein Gegenmittel zu finden, weil Dr. Phil Oppenburger, der deutschstämmige Inhaber der inzwischen millionenfach auf Schadenersatz verklagten Firma „POPP-Chemical“, mit dem gesamten Konzernvermögen und allen wichtigen Unterlagen der Produktion verschwunden und bisher unauffindbar geblieben  ist. Zuvor hatte er noch sämtliche Aktien der Firma abgestoßen und dadurch einen Börseneinbruch an der Wallstreet verursacht.

Es wird in informierten Kreisen vermutet, dass er sich in einer kubanischen Spezialklinik ein völlig neues Gesicht und eine neue Identität… (blah, blah).“

 

„Hi, Maggie, hast du das schon gelesen? Der Grüne Kaiser hat die Genehmigung zur Multi-Ehe gekriegt und hat jetzt schon die Verlobung mit der neuesten „Miss Europa“  bekanntgegeben. Dabei ist er immer noch mit der vom vorigen Jahr verheiratet!“

 

Das ist Steffi, unsere Klatsch- und Tratschtante, die alle Frauenzeitschriften verschlingt, und seien sie noch so albern und platt. Gerade eben kommt sie hereingeflattert und quillt wieder mal über von Neuigkeiten aus der „Gesellschaft“.

 

Die Nachrichtenredakteurin scheint die gleichen Klatschblätter zu lesen, denn ihre Sprecherin fällt gerade in das Thema ein: „…Stuttgart: Heute am Vormittag hat der sogenannte „Grüne Kaiser“, Guido Austernburg, der Vorsitzende der Bewegung „Sonne ist Leben“, durch einen bevollmächtigten Sprecher in Stuttgarter Parlament der Landesregierung angeboten, den gesamten Landeshaushalt für fünf Jahre aus seiner eigenen Kasse zu bezahlen, allen Bürgern und der Industrie die Steuern zu erlassen und zusätzlich 2 Milliarden für den Ausbau der Weinlokale, der Casinos, der Sonnen- und Spaßbäder und der Bordelle beizusteuern. Als Gegenleistung verlangte er einige leichte Gesetzesänderungen, die allerdings sofort umzusetzen wären:

 Das Recht der Multi-Ehe und der Polygamie für  Männer, da ja ohnehin ein Überschuss an sexuell unbefriedigten Frauen zu erwarten sei. Außerdem das Recht auf Präsentation ihrer nackten Persönlichkeit für Frauen in der Öffentlichkeit, einschließlich aller öffentlichen Gebäude, Geschäfte,  Gaststätten und Hotels, sowie auch für Schulen und Universitäten.

 Schmähungen und persönliche Angriffe auf unbekleidete Frauen sollen mit einem Bußgeld von mindestens 200€ belegt werden, die den Stadtkassen zugute kommen.

 Nackten Frauen zu Fuß oder am Steuer von Fahrrädern sowie von mit Sonnenstrom betriebenen Fahrzeugen aller Art ist stets die Vorfahrt einzuräumen.

Weitergehende Probleme, die sich durch die Einführung dieses Gesetzes ergeben, sind im Sinne der Intentionen dieses Gesetzes unkompliziert und unbürokratisch zu regeln.

Frauen, die sich dieser Regelung entgegenstellen, verlieren das Recht auf  Sex und eheliche Verbindungen und sollen dies schriftlich bei Notaren und Ämtern dokumentieren lassen.

 Der Stuttgarter Landtag hat nach kurzer Beratung dieses Angebot des „Grünen Kaisers“ in einer Abstimmung mit übergroßer Mehrheit angenommen und die betreffenden Gesetze   umgehend verabschiedet.

Wann die die gültig sind? Warten Sie mal, also, die sind ab sofort, auf der Stelle gültig.

Hat das nicht schon mal jemand so gesagt?

Entschuldigung, liebe Hörer, ich ziehe mich gerade mal schnell aus.

Huuhuhuu! Herrlich! Ja, Guido, hier bin ich! Auch ich bekenne mich zu „Sonne ist Leben“.

 

  Wie uns gerade mitgeteilt wird, ist es zurzeit auf dem Stuttgarter Rathausplatz und zeitgleich in mehreren Städten Baden-Württembergs zu riesigen Massenaufläufen und heftigen Auseinandersetzungen zwischen unbekleideten und bekleideten Frauen gekommen.

Mit Fäusten, Fußtritten, Regenschirmen und Handtaschen sollen sie aufeinander losschlagen.

Auch zwischen Lesben und Schwulen herrscht Bürgerkrieg. Die Schwulen und Tunten sollen angeblich gleiche Rechte fordern, wie die Frauen

Die inzwischen alle komplett nackten Politessen der Stadt und die Landespolizei sollen,  wie es heißt, bereits unter den Protestlern Verhaftungen vorgenommen und erhebliche Bußgeldbeträge erhoben haben.

Die Gesetzesänderung war vorzeitig  publik  geworden, weil die gemeinnützige Vereinigung „Sonne ist Leben“, (SIL) sie schon am Morgen auf Flugblättern bekannt gemacht hatte. Regierungssprecher von Sachsen, Thüringen, Hessen, Bremen, Berlin  und Mecklenburg-Vorpommern haben Guido Austernburg darum gebeten, auch ihren Ländern zu helfen und boten dabei noch viel weiterhegende Freiheiten an, zum Beispiel ein nacktes Frauenparlament mit täglicher Ausstrahlung im TV“

 

„Ja sind die denn allesamt irre?“ Ich kann es nicht glauben.

„Wohl eher pleite sind die.“ Sagt Steffi.

Diesmal aber ist auch sie fast sprachlos. Das kommt bei ihr selten genug vor. Sie hält sich vor Aufregung die Hand vor den Mund. Könnte die Hand nicht gleich da anwachsen?

 

„Und ich dachte immer, das wäre wieder mal so eine neue spinnerte Sekte, wo der Ober-Guru seinen Jüngern das ganze Geld aus der Tasche zieht. Aber so viel kann das doch auch wieder nicht einbringen. Woher hat der nur so gigantisch viel Knete? Hast du ne Ahnung Steffi?

Du liest doch immer diesen ganzen Quatsch.“

 

„Du weißt das nicht, Maggie? Das finde ich ja nun mal herrlich!

Die immer ach so oberschlaue Maggie Gyver hat von etwas keine Ahnung!

Ich fasse es nicht!“

 

„Ist ja gut! Hast Recht. Sabbere nicht herum, sondern sage mir endlich, was du weißt.“

Ich bin ziemlich genervt. Dieses Triumphgeschrei meiner alten Klatschtante und promigeilen Steffi geht mir mächtig auf die Binde.

 „Na sag doch schon!“

 

Steffi setzt ein ganz wichtiges Ober-Eulengesicht auf und belehrt mich:

„Also, dann pass mal auf Maggie: Der Guido ist nämlich ein ganz großes Genie.

Der hat was entdeckt oder erfunden, was die ganze Menschheit schon immer gesucht hat.

Die autonome Sonnenernährung durch körpereigenes Chlorophyll.“

 „Was??“

„Ja, ist so. Früher hat er nämlich mal als Gehilfe in einem Württembergischen Weinberg gearbeitet.“

„Im Weinberg des Herrn?“ frage ich spöttisch.

„Ach du! Du bringst mich aus dem Konzept,  Mensch! Nein Priester war er nicht.“

 

„Ach nee? Hätte aber gut dazu gepasst. Ich meine ja nur:

 „Sonne ist Leben“ das ist doch nicht neu.  Ok, ich bin jetzt still und du erzählst, ja?

 Ich quatsche dir auch nicht mehr dazwischen.“

 

Steffi hört auf zu schmollen und macht weiter:

 „Gut. Also dort hat er den Weinbau gelernt und dann hat er Chemie studiert. Dabei hat er entdeckt, dass Menschen und Tiere sich genau wie die Pflanzen ernähren könnten.

Sie stammen ja auch schließlich von der gleichen Urbakterie ab und haben sich dann nur auseinandergelebt, oder so. Sagt der Guido. Man muss nur genügend Sonne an den Körper ranlassen und außerdem noch bestimmte Minerale und Stoffe aufnehmen. Und natürlich Wasser. Viel Wasser, wie die Pflanzen eben. Oder Wein. Das ist noch besser.

Der Guido hat nämlich in einer ganz bestimmten Weinsorte ein Gen entdeckt, oder ein Mineral, ich weiß nicht so richtig. Einen Stoff eben. Den hat er an sich selber getestet und ist lange ganz nackig im Sommer überall herumgegangen. Dabei ist er sogar mal verhaftet worden, weil er so nackig über einen Friedhof gelaufen und mitten in einen Beerdigungszug geraten war, kannst du dir das vorstellen? Ich habe  mich kringelig gelacht, als ich das gelesen habe.

Und dann ist mit ihm ein Wunder geschehen!“

„Also doch, ein Prophet, wie?“ Das kann ich mir nicht verkneifen.

 

„Nein! Hör mir doch zu, verdammt noch mal! Er ist grün geworden.“

„Waas? Grün?“

 „Ja verdammt. Er ist grün geworden am ganzen Körper, außer an seinem Schniedel und an seinen Eiern. Die ganze Haut. Stell dir das bloß mal vor Maggie.

Und er brauchte dann auch nie mehr was essen. Nur Wasser trinken oder eben Wein. Diesen besonderen Wein. Essen konnte er gar nicht mehr. Dabei ist er aber nicht abgemagert, sondern ganz kräftig geblieben. Außerdem sind ihm abgetrennte Körperteile wieder nachgewachsen.

Ausgefallene Zähne, eine Hand, die er sich mit der Kreissäge abgetrennt hatte. Ebenso seine Nase, die ihm der Witwer der Verstorbenen auf dem Friedhof eingeschlagen hatte und beide Ohren, die er verloren hatte, als ihm ein schwerer Messing-Bilderrahmen über den Kopf gefallen war.

 

„Das ist ja ein Massaker! Sein Schniedel etwa auch?

  Weil, der soll ja nicht mit grün geworden sein.“

„Kann sein, weiß ich aber nicht. Stelle dir doch das bloß mal vor, Maggie, kein Essen mehr und trotzdem beieinander bleiben. Keine Bulimie! Nicht mehr Einkäufe schleppen, Geld ausgeben, kochen, abwaschen. Nie mehr. Nicht mal mehr Kacken, nur noch Pinkeln.“

 

Steffi schwärmt begeistert von ihrem „Genie“.

„Du und nicht mehr essen? Das kann ich mir gar nicht so richtig vorstellen, Steffi.“

Wenn man Steffi so ansieht, dann weiß man schon, dass Essen ihre Leidenschaft ist.

 

„Ja, aber du!  Du gehst doch manchmal heimlich aufs Klo und da hört man solche grässlichen Geräusche und sehr schlank bist du auch. Also Maggie, ich habe da schon lange einen Verdacht…“

 Jetzt werde ich ziemlich verlegen und rot. „Nee,  Steffi, das ist ganz bestimmt keine Bulimie, das liegt ausschließlich an meiner Kochkunst. Was meinst du denn, warum ich dich so gerne besuchen komme?“

 

Ich ziehe mal ein Resümee:

„Wenn ich das also richtig verstehe, Steffi, dann ist das so:

 Die Sonneneinstrahlung erzeugt durch das Chlorophyll in seiner Haut genügend Nährstoffe, um ihn ausreichend zu ernähren und gleichzeitig werden bei ihm verlorene Körperteile genau wie bei einer Pflanze einfach neu ausgetrieben. Wenn das so stimmt, dann wäre das ja wirklich genial.“

„Na sag ich doch, Maggie, das ist genial!“

 

Steffi schreit auf. „Da! Da, mach doch mal den Ton wieder an beim Fernseher!

Da siehst du es selber und da hörst du es. Die Werbung!“

 

Ich glotze zum TV.

Tatsächlich. Da läuft gerade eine Werbung für grüne Männer.

Ein leicht angegrünter Mann schwenkt eine Flasche mit einem bunten Etikett, auf der ein Grüner Mann mit einem roten Bart zu sehen ist und eine große gelbe Sonne strahlt über ihm.

„SILWANA. Der Wein, der das Leben wieder lebenswert macht!

Sie haben Probleme? Sie hatten.

Sie sind zu dick? Sie waren es. Lachen Sie darüber.

Sie haben Probleme mit ihrer Sexualität? Vergessen sie es!

Sie finden sich unattraktiv? Haben Sie es schon mal mit SILWANA-EDELGRÜN versucht?

Trinken Sie SILVANA-EDELGRÜN und glauben Sie wieder an sich selbst.

SILVANA plus Glauben ist Leben!

SILVAAAANA, DIE SOHONNE, DAS LEEHEHEEEBEN!

Und dann kommt eine Sondermeldung:

 

„Liebe Bürger von Baden-Württemberg. Aus Anlass der erfolgreichen Gesetzesänderung, die allen Frauen ab sofort die freie Entfaltung ihrer blühenden Schönheit und ihrer ganzheitlichen Persönlichkeit zusichert, hat Unser Geliebter Grüner Kaiser, Dr. Guido Austernburg beschlossen, ab sofort das Weltprogramm zur Rettung der Menschheit hier bei uns, in unserem geliebten Baden-Württemberg zu starten. Unsere Kinder und alle Kinder dieser Welt sollen nie mehr hungern, nie mehr Not leiden, nie mehr über Verkrüppelungen und Mangel klagen.

In Seiner Residenz Baden-Baden hat unser Grüner Kaiser soeben das Programm zur Verbesserung der Menschheit gestartet.

Alle gesunden, potenten und zeugungsfähigen Männer unseres Landes sind hiermit aufgerufen, die schönsten und attraktivsten Frauen unseres auserwählten Landes mit gesunden grünen Kindern zu befruchten, die niemals wieder die Zukunft zu fürchten haben werden.

Die Sonne, unsere allgegenwärtige Mutter und Lebensspenderin wird für ihr ganzes Leben ihre freigiebige Patin sein.

Alle jungen Frauen Baden-Württembergs sind aufgerufen und können sich ab sofort im neu erbauten und heute feierlich eingeweihten Sonnenpalast zu Baden-Baden als zukünftige  Grünmenschmutter bewerben.“

 

„Weißt du was, Maggie? Ich gehe auch da hin. Ja! Ich hatte schon immer Bedenken, dass meine Kinder auch mal so dick werden, wie ich. Und wenn es kaum noch richtige Männer im alltäglichen Leben gibt, Was kann mir da besseres geschehen? Ich gehe hin und lasse mir ein grünes Kind machen.“

 

Ich bin noch am Nachdenken und Grübeln. Mir schwant da was. Ich habe heute so Vieles gehört, mehr oder weniger bewusst oder unbewusst.

Nachtigall, ick hör dir trapsen. Da ist doch noch so eine innere Stimme in mir, die ganz heiß darauf ist, Ordnung in dieses verrückte Chaos zu bringen…

 

„OK, Steffi. Gehe du mal da hin und lasse dir ein grünes Kind machen.

  Ich komme aber  mit. Ich passe auf dich auf.“

 

Nächste Folge:

Maggie Gyver und die Höhle des Grünen Krokodils

 


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