Verena allein im Hotel


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21.07.2010
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Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig… Verena biss eisern die Zähne aufeinander, während sie die Sekunden zählte: …siebenundzwanzig, achtundzwanzig, neunundzwanzig – so, das musste genügen! Schnell stellte sie das eiskalte Wasser ab, wrang ihre Haare aus, trat aus der Dusche und griff nach ihrem Badetuch.

Victoria hat mich wohl total vergessen und lässt sich heute gar nicht mehr blicken, dachte sie pikiert, während sie sich abtrocknete. Nach dem Frühstück war sie zum Strand aufgebrochen, um wenigstens mal zu gucken, wie sie gesagt hatte. Eigentlich wollte sie schon am frühen Nachmittag wieder zurück sein. Nun ging es bereits auf den Abend zu, und von Verenas Schwester war noch immer weit und breit nichts zu sehen.

Blöde Victoria, schmollte Verena, während sie das Badetuch wieder über den Halter hängte, das Kabel vom Griff ihres Haartrockners wickelte und ihn in die Steckdose unter dem Badezimmerspiegel einsteckte. Lässt mich hier einfach warten. Dabei kann sie sich doch bestimmt denken, wie sehr ich sie vermisse! Aber vor allem: blöde Muselmanen! Victoria tadelte sie zwar immer, wenn sie diesen veralteten Begriff für Muslime benutzte, was Verena aber stets grinsend damit konterte, ihn bei Goethe gelernt zu haben, was ja sogar der Wahrheit entsprach. Aber vor allem fühlte Verena sich mit ihrer schlechten Laune absolut im Recht: da hatten die hier paradiesisch schöne Inseln mit endlos langen, einsamen Stränden, lockten damit Touristen ins Land – und bestanden dann darauf, dass man mindestens einen Bikini anhatte. Warum nicht gleich eine Burka?

Die verlegene Antwort des peinlich berührten Hotelrezeptionisten, FKK sei hier leider komplett verboten und würde mit hohen Geldstrafen geahndet, als die Zwillinge sich gestern nach dem Bezug ihres Bungalows nach dem nächstgelegenen Nacktstrand erkundigt hatten, hatte Verena jegliche Urlaubsfreude schlagartig verdorben. Seit sie die Bilder von den malerischen weißen Stränden mit ihren geschwungenen Kokospalmen und dem hellblauen Meer im Reiseprospekt gesehen hatte, hatte sie sich darauf gefreut, mit Victoria Hand in Hand und splitterfasernackt dort entlang zu flanieren. Nun wurde aber nichts daraus – wegen dieser blöden Muselmanen!

Wahrscheinlich fällt gerade schon wieder einer von denen tot um, bloß weil ich nackt hier stehe, dachte Verena gehässig, während sie den warmen Luftstrom aus ihrem Haartrockner auf ihre Brustwarzen richtete, die sich verhärtet und zusammengezogen hatten, als sie sich zum Schluss kalt abgeduscht hatte, und nun langsam wieder vergrößerten.

Sie griff mit der freien Hand nach ihrer Rundbürste und begann, ihre Haare zu trocknen. Mensch Victoria, wo steckst du denn, quengelte Verena stumm. Sonst duschten oder badeten die Zwillinge meist zusammen, und trockneten sich anschließend abwechselnd die Haare. „Wenn ich wieder zurück bin, hopsen wir als erstes zusammen in die Wanne!“ hatte Victoria ihr zum Abschied versprochen. Darauf hatte Verena sich die ganze Zeit gefreut. Als Victoria dann aber auf sich warten ließ, hatte sie überlegt, allein zu baden, den Plan aber wieder verworfen. Baden ohne Victoria war doof. Schließlich hatte sie sich entschieden, schon mal eine Dusche zu nehmen. Bis Victoria wiederkäme, wäre es wohl sowieso fast Zeit, zum Abendessen zu gehen, also konnte sie sich ebenso gut schon langsam dafür fertig machen. Victoria musste dann eben allein duschen, das hatte sie dann davon.

Ich kann mich schließlich auch alleine amüsieren, hatte Verena sich noch heute Morgen gedacht. Und im Laufe des Tages gelernt, dass das nicht stimmte. Sie hatte irgendwie zu so gar nichts Lust. Aber, es musste doch irgendwas geben das ihr Spaß machte, und das sie auch ohne ihre Schwester tun konnte? Plötzlich hatte Verena einen Geistesblitz! Sie würde jetzt gleich etwas tun, das sie sogar nur ohne Victoria tun konnte! Sie quietschte vergnügt und stellte den Haartrockner auf die höchste Stufe, um schneller fertig zu werden.

Perfekt, befand Verena, während sie das Badetuch vor dem Spiegel zurechtzupfte. Sie hatte es sich so weit wie nur möglich unter die Achseln gezogen, und es sah tatsächlich so aus, als könnte sich darunter ein trägerloser Bikini oder Badeanzug verbergen. So merkt keiner was, nickte sie sich selbst grinsend zu, schlüpfte dann in ihre Flipflops, nahm ihre Sonnenbrille und den Schlüssel, und machte sich auf den Weg zum Pool.

Die Poolanlage des Hotels befand sich direkt hinter dem eingeschossigen Hauptgebäude, und bestand im Wesentlichen aus einem großen Schwimmbecken mit unregelmäßigen, geschwungenen Rändern, separatem Nichtschwimmerbereich, Sprungbrett und Rutsche. Vom Hotelgebäude aus gesehen links des Pools erstreckten sich die Bungalows, rechts von ihm gab es Sportanlagen wie Tennisplätze und eine Minigolfbahn. An der Rückseite des Pools gab es einen üppig begrünten Hügel mit Wasserfall, an seiner rechten Seite zudem eine Cocktailbar mit Grill. Ringsum standen zahlreiche bunte Sonnenschirme, Stühle und Sonnenliegen.

Nach kurzer Ausschau steuerte Verena zielstrebig auf eine einzeln stehende Liege unter einem Sonnenschirm ganz am Rande der Anlage zu, nahe dem Wasserfall, aber in sicherem Abstand vom Kinderbecken, der Bar und den hohen Fenstern des Speisesaals im Hauptgebäude. Wie für mich gemacht, dachte sie, während sie genussvoll und wie in Zeitlupe ihr Badetuch abnahm und auf der Liege ausbreitete, aus ihren Flipflops schlüpfte, den Schlüssel daneben auf den Boden legte, ihre Sonnenbrille aufsetze, sich auf der Liege niederließ und zurücklehnte.

Verena hatte vor Aufregung einen Kloß im Hals, alles in ihrem Körper kribbelte, bis in ihre Zehenspitzen. Ihr war, als wäre sie noch niemals zuvor nackt gewesen. Sie winkelte ihre Beine leicht an, stellte die Fußsohlen auf der Liege auf und fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Haut, von ihren Füßen über ihre Beine bis hoch zu ihrem Busen. Ganz so, als wollte sie sich ihrer Nacktheit nochmals besonders vergewissern. Es war so spannend, hier nackt zu liegen, so – verboten! Verena kicherte leise.

Sie musste wieder an eine kurze Szene vom Vortag denken. Victoria und sie waren gerade auf dem Weg zum Speisesaal gewesen, als sie am Pool an einem jungen Pärchen, etwa in ihrem Alter, vorbeikamen. Die beiden standen gerade von ihren Liegen auf, um Schwimmen zu gehen, und das Mädchen zog sein Bikinioberteil aus und ließ es auf der Liege zurück. Sie hatte den Pool noch nicht erreicht, als schon ein elegant gekleideter, einheimischer Hotelbediensteter angelaufen kam und sie in radebrechendem Englisch bat, ihr Oberteil doch bitte wieder anzuziehen. Nicht seinetwegen, beteuerte er höflich, er kenne und respektiere natürlich die europäischen Sitten, aber die einfachen Hotelangestellten, die verstünden das einfach nicht, und einer von ihnen könnte die Polizei rufen. Dann bekäme sie genauso Schwierigkeiten wie er.

An ihrem Platz und zu dieser Tageszeit fühlte Verena sich relativ sicher vor Entdeckung. Es war später Nachmittag, und da jetzt, in der zweiten Septemberhälfte, die meisten Gäste sowieso ältere Semester waren, waren die natürlich auch schon längst auf dem Weg zum gerade eröffneten Abendbüffet im Speisesaal. Ganz wie zu Hause im Altenheim eben, spöttelte Verena für sich. Und außerdem, dann sollte einer von den Bimbos hier ihretwegen doch ruhig die Polizei rufen. Was wollten die schon mit ihr machen? Sie verhaften, und züchtig angezogen einer Leibesvisitation unterziehen?

Verena grinste und räkelte sich genussvoll. Es war einfach wundervoll: die warme Luft, der in der tief stehenden Sonne glitzernde Pool, das Rauschen des Wasserfalls – und sie hatte überhaupt nichts an! Sie öffnete ihre Schenkel ein kleines Bisschen, ließ ihre Hände auf deren Innenseiten wandern, spreizte leicht ihre Schamlippen und ließ ihre Klitoris hervorlugen. Zu weit durfte sie hier jetzt auch nicht gehen, das war ihr klar. Auch wenn sie vor Erregung hätte platzen können!

Also ließ sie ihre Hände seufzend wieder nach oben wandern, schloss die Augen und begann zu träumen. Wie schön es doch wäre, wenn Victoria jetzt hier bei ihr wäre. O nein, dachte sie jammernd, ich denke schon wieder an Victoria. Dabei, erinnerte sie sich selbst, hätte sie das hier nicht nur nicht mitgemacht, sondern es auch ihr verboten. Überkorrekt, wie sie eben war. Das musste wohl so eine verbreitete Krankheit bei Jurastudentinnen sein. Eigentlich also doch gut, dass Victoria sich mit ihrer Rückkehr Zeit ließ? So konnte sie ihren Spaß haben, und Verena eben den ihren.

Sie schob den Gedanken an Victoria bei Seite, und gab sich wieder ganz dem aufregenden Gefühl ihrer verbotenen Nacktheit hin. Ihr war, als konnte sie die Luft und die vom Meer herwehende milde Brise auf jedem Zentimeter ihres Körpers einzeln spüren. Das wollte man ihr hier verbieten, aber sie ließ es sich nicht verbieten. Es war einfach viel zu schön, und dabei doch auch so natürlich?

Eine aufgeregte weibliche Stimme riss Verena plötzlich aus ihren Gedanken: „Don’t let ’em catch you!“ Lass dich bloß nicht erwischen!

Verena öffnete die Augen und schob ihre Sonnenbrille hoch. Es war das Mädchen, das gestern von einem Hotelmitarbeiter gerüffelt worden war, weil es am Pool sein Bikinioberteil ausgezogen hatte. Ihr Freund stand neben ihr, beide trugen luftige Freizeitkleidung und waren offenbar auf dem Weg zum Speisesaal.

„I won’t“, gab Verena gelangweilt zurück. Werde ich schon nicht. Und schloss wieder die Augen.

Ihre stoische Ruhe beeindruckte das Mädchen keinesfalls. Mit deutlich vernehmbarem britischem Akzent fuhr sie fort: „If they catch you, they might call the police – and then you’ll be fined!“ Wenn sie dich erwischen, könnten sie die Polizei rufen, und du bekommst eine Geldstrafe!”

Boah nee, dachte Verena genervt, hat die Frau denn keine eigenen Probleme? Sie sah das Mädchen wieder an.  „That’s my problem, I guess. Now leave me alone!“ Das ist, glaube ich, mein Problem. Jetzt lass mich in Ruhe.

“I was just trying to be helpful”, zischte die junge Britin und funkelte Verena feindselig an. Ich habe es ja nur gut gemeint. Wütend drehte sie sich um und ging weiter.

Ihr Begleiter stand noch immer vor Verena und schaute sie verlegen lächelnd an. Na, ich gefalle dir wohl, freute Verena sich diebisch. Ich weiß genau, was du armer Kerl dir gerade wünschst: deine Zicke da im Pool zu ersäufen und dich zu mir zu legen! Sie umfasste ihren Busen von unten mit ihren Händen und drückte ihn sanft, während sie ihrem spontanen Bewunderer erst einen Kussmund zuwarf, ihn dann verführerisch anlächelte.

„James!“ rief seine Begleiterin einige Meter weiter wütend. „Come on!“ Jetzt komm endlich. Der junge Brite lächelte Verena noch einmal nervös an, dann schloss er wieder zu seiner Freundin auf.

„Bye!“, tschüss, hauchte Verena ihm zärtlich nach, und winkte ihm noch mit den Fingern einer Hand. Er registrierte das, als er sich noch einmal für eine Sekunde zu ihr umdrehte. Dann gingen die beiden weiter, und Verena hörte das Mädchen auf Englisch lautstark auf ihren Freund einreden. Armer Kerl, dachte sie seufzend.

Aber, wo war sie eigentlich stehen geblieben? Ach ja, bei diesem herrlichen Gefühl, hier verbotenerweise völlig nackt am Pool zu liegen! Und noch nicht mal einen Bikini dabei zu haben. Der lag ja weit, weit weg im Bungalow. Sie kicherte in sich hinein, streichelte mit ihren Händen über ihre Schenkel und schloss wieder die Augen.

Verena wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie die Augen wieder öffnete. Es war einfach so ein Gefühl, das ihr sagte: mach die Augen auf! Am Hoteleingang sah sie den Typen stehen, den sie für den Manager oder so hielt, und der am Vortag die junge Britin zurechtgewiesen hatte. Ach wie nett, ätzte Verena, Madame haben mich wohl verpetzt! Aber, wer das da neben ihm? Eine Frau, größer als er, lange braune Haare, die in der Brise wehten – Victoria?!

Die Frau sah zu ihr herüber, und schien sie zu erkennen. „Verena?!“ trug der Wind Victorias Stimme zu ihr herüber. Sie war es wirklich! Verena war außer sich vor Freude. Endlich, endlich war ihre Victoria wieder da! Sie setzte sich auf und winkte fröhlich. Victoria sagte noch etwas zum Hotelmanager, der dann wieder in das Gebäude zurückging. Victoria kam auf sie zugelaufen.

„Verena!“ rief Victoria noch mal im Laufen. An der Liege angenommen, kniete sie sich vor dieser hin, so dass sie auf Augenhöhe mit Verena war, und umarmte sie stürmisch. Verena war etwas perplex ob dieser Begrüßung, erwiderte die Umarmung aber. „Du hast mir auch gefehlt“, lachte sie schließlich.

Sie sah ihre Schwester an. Victoria lächelte, aber ihre Augen glänzten feucht, sie schluckte. „Was ist denn los mit dir?“ fragte Verena besorgt. Sie schaute an Victoria herab: sie trug ein weites, verwaschenes T-Shirt, grässliche Herrenbermudas und viel zu große Flipflops.  „Und wie siehst du denn überhaupt aus? Was ist mit deinen Sachen passiert?“

Victoria wischte sich die Tränen aus ihren Augen und lachte. „Das ist eine lange Geschichte.“ Sie fiel Verena wieder in die Arme und drückte sie fest an sich. „Ich hab dich so lieb, Verena! Und ich verspreche dir, ich lass dich ab jetzt nie wieder alleine!“

Verena machte sich wirklich Sorgen. „Ist alles okay?“ fragte sie ängstlich.

„Ja, alles okay“, seufzte Victoria, „dank zweier neuer Freunde!“

„Neue Freunde?“ stutzte Verena. „Ich glaube, das musst du mir erklären!“

„Das werde ich“, versprach Victoria, als sie Verena langsam wieder los ließ und aufstand. Sie streckte ihr ihre Hand entgegen. „Komm“, sagte sie, „ich gehe mich umziehen, du dich -“, sie hielt kurz inne und schaute Verena an, „anziehen, dann gehen wir zusammen zum Essen und ich erzähle dir alles.“

Verena ließ sich von Victoria auf die Füße helfen, schlüpfte in ihre Flipflops, und schnappte sich ihr Badetuch und die Schlüssel zu ihrem Bungalow. Sie setzte ihren Welpenblick auf, der Victorias Herz immer erweichte, wenn sie eigentlich böse auf Verena war. „Du bist nicht sauer darüber, was ich angestellt habe?“ fragte sie gespielt zerknirscht.

Victoria lächelte sie milde an, nahm ihr das Badetuch aus der Hand und legte es Verena um die Schultern. „Nein“, sagte sie und küsste ihre Schwester auf die Lippen, „ich habe heute eine viel größere Dummheit angestellt, die fast ins Auge gegangen wäre.“

„Oh“, machte Verena besorgt und fiel Victoria wieder in die Arme. „Und ich war schon sauer auf dich, weil ich dachte, du hättest mich vergessen“, schniefte sie.

„Ich hab die ganze Zeit nur an dich gedacht, und dass ich niemals ohne dich hätte gehen dürfen“, sagte Victoria, während sie zärtlich durch Verenas Haar streichelte. „Na komm“, sagte sie schließlich.

Arm in Arm schlenderten die Zwillinge langsam zu ihrem Bungalow. Verena hatte ihren Kopf auf Victorias Schulter gelegt. Ihr Badetuch trug sie noch immer nur locker über ihre Schultern gehängt. Es bedeckte ihre Brustwarzen nur halb, ihren Po und ihre Schamlippen gar nicht. Aber das störte sie nicht. Sie fühlte sich sicher und geborgen an Victorias Seite. Zusammen mit ihrer Beschützerin den Rückweg zum Bungalow zurückzulegen, erschien ihr wie das perfekte Happy Ending ihres aufregenden kleinen Abenteuers, eines verbotenen Nacktausflugs zum Pool.

So sehr sie das spannende Gefühl genossen hatte, etwas Verbotenes zu tun, und den Kitzel, den armen James durch den Anblick ihres nackten Körpers ganz wuschelig zu machen, so wohl fühlte sie sich jetzt wieder in der Rolle der kleinen Schwester, die von ihrer großen Schwester beschützt wurde – immerhin war Victoria ja siebzehn Minuten älter sie!

Und welches Abenteuer Victoria auch hinter sich haben mochte, es musste ganz offensichtlich etwas wesentlich Größeres gewesen sein, als sich unerlaubterweise nackt an den Hotelpool zu schleichen! Ein nörgelnder Gast oder erzürnter Hotelangestellter, der wegen ihres freizügigen Aufzuges auf sie losging, wäre mit absoluter Sicherheit überhaupt keine Herausforderung für Victoria. Verena wusste, wie sehr ihre Schwester sie liebte, und dass sie sie beschützte, wie eine Löwenmutter ihr Kitten.

Sie hatte Victoria nie verraten, dass ihr erster gemeinsamer Ausflug an einen FKK-Strand an der Nordsee, damals, im ersten Sommer nach ihrem achtzehnten Geburtstag, in Wahrheit nicht nur Victorias erstes FKK-Erlebnis gewesen war, sondern auch ihres. Verena war schon als Teenager stolz auf ihren Körper gewesen und hatte davon geträumt, ihn mal richtig, also nackt, zu zeigen, hätte sich alleine aber niemals getraut!

Also hatte sie Victoria einfach vorgespielt, das schon oft getan zu haben, um deren anfängliche Skepsis und Zweifel zu zerstreuen. Denn an niemandes Seite hätte sie sich so sicher und überlegen gefühlt wie an Victorias. Schon als die Schwestern einander eigentlich noch hassten, sich ständig stritten, beschimpften und nicht selten sogar handgreiflich gegeneinander wurden, hatte sie Victoria heimlich bewundert. Nicht nur, weil sie wunderschön war, schließlich hatte sie ja ihren Körper, sondern vor allem, weil sie so stark, klug und souverän war!

Ihre Eltern hatten alles andere als ein gutes Gefühl dabei gehabt, die beiden damals, als die Zwillinge in der zwölften Klasse gewesen waren, in den Herbstferien allein zu Hause zu lassen, um zu zweit einen Kurzurlaub zu unternehmen. Es schien einfach unmöglich, dass sie sich vertragen würden. Und so waren sie einander gemäß dem Versprechen an ihre Eltern in den ersten Tagen auch strikt aus dem Weg gegangen.

Bis zu jener Nacht, in der ein Jahrhundertgewitter genau über dem Haus stand. Verena konnte sich noch lebhaft an die Todesängste erinnern, die sie auszustehen hatte, als gleißende Blitze ihr Zimmer erhellten und krachender Donner die Wände erbeben ließ. Niemand sonst war im Haus, außer Victoria, in ihrem Zimmer nebenan. Und insgeheim hätte Verena sich auch niemand anderen gewünscht.

„Hab keine Angst, Schatz, ich bin doch bei dir! Dir kann nichts passieren!“ waren Victorias Worte gewesen, die sie ihr immer wieder sagte, während Verena bitterlich schluchzend vor Angst in ihren Armen lag, und Victoria sie festhielt, streichelte und küsste. So schrecklich ihre Angst damals war, so wunderschön war die Erinnerung daran heute für sie. Seitdem war Victoria ihre Beschützerin, in zahlreichen Situationen. Wie auch jetzt gerade, als sie im Prinzip völlig nackt, nur mit einem Handtuch über ihre Schultern gelegt, durch die Bungalowanlage des Hotels ging.

Ein älteres Ehepaar kam den beiden entgegen. Sie waren klein, rundlich und trugen furchtbar geschmacklose Sachen, der Mann sogar Sandalen mit Socken, die er bis weit auf seine Waden hochgezogen hatte. Sie starrten Verenas nackten Körper an.

„Shocking!“, empörend, raunte der Alte seiner Frau deutlich hörbar zu.

Victoria blieb stehen. Verena wich ihr nicht von der Seite und beobachtete, wie ihre Schwester den Alten mit ihren Blicken fixierte und demonstrativ musterte. „I don’t think you’re up to criticise anyone else’s outfit here. Are you, Sir?”

Ich glaube nicht, dass Sie, so wie Sie hier herumlaufen, irgend jemandes Aufzug zu kritisieren haben, oder, mein Herr? Verena musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut loszulachen. Strike, dachte sie, das hat gesessen! Bravo, Löwenmama Victoria!

Langsam schlenderten die Schwestern weiter. „Impertinent young people!“, unverschämte junge Leute, empörte sich der Alte hinter ihren Rücken gegenüber seiner Frau, laut genug, dass die beiden es hören konnten. „I’m going to inform the manager!“, ich werde das dem Manager melden.

Victoria drehte ich noch mal um. „Yeah, yeah, say hi from us“, ja, ja, bestellen Sie schöne Grüße von uns. Verena konnte nicht mehr an sich halten und kicherte los. Victoria lachte mit. Der Alte blieb, in gar nicht feinem Englisch schimpfend, zurück.

Immer noch lachend erreichten die Mädchen ihren Bungalow. „So frech kenne ich dich ja gar nicht“, grinste Verena, während sie die gläserne Schiebetür aufschloss.

Victoria schaute sie mit gespieltem Ernst an. „Niemand“, sagte sie feierlich, „ist gemein zu meiner kleinen Schwester!“

„Hmm“, seufzte Verena selig, breitete ihre Arme aus, so dass das Badetuch von ihren Schultern zu Boden fiel, und umarmte Victoria. Ihre Schwester erwiderte die Umarmung, wanderte dabei mit einer Hand ihren Rücken hinab, und streichelte Verenas Po.

„Wenn du noch duschen willst“, sagte Victoria dabei, „musst du nur leider ohne mich auskommen – von Wasser habe ich für heute die Schnauze voll!“

Da Verena das sowieso nicht vorhatte, fand sie es auch nicht weiter tragisch. Dennoch war sie neugierig, was Victoria erlebt hatte. „Wieso“, fragte sich kichernd, „bist du im Meer abgetrieben und musstest gerettet werden, oder was?“

Victoria sah Verena an, ohne aufzuhören, deren Po zu streicheln. „Ja, ganz genau“, sagte sie dröge.

„Ja nee, ist klar“, kicherte Verena vergnügt, wurde dann aber ernst, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, dass Victoria das wirklich ernst meinte. „Wirklich?“ fragte sie erschrocken.

„Ja, wirklich“, antwortete Victoria, musste dabei aber trotzdem lachen. Dann schob sie Verena sanft durch die Tür, und gab ihr einen liebevollen Klaps auf den Po. „Und jetzt zieh dir was an, du kleines Teufelchen, ich habe nämlich Schmacht!“

„Bäh!“ machte Verena kichernd, während sie sich zu Victoria umdrehte und ihr spaßhaft die Zunge herausstreckte, ehe sie schnell in den Bungalow flüchtete.

„Na warte!“ rief Victoria lachend und setzte ihrer Schwester nach. Sekunden später hatte sie sie eingeholt, packte sie, und kitzelte sie an den Rippen.

„Aufhören!“ schrie Verena lachend. „Bitte, aufhören! Ich bin ja schon lieb!“ Victoria ließ schmunzelnd von ihr ab.

Verena atmete einmal durch, ehe sie sich an Victoria wandte. „Wo immer du diese scheußlichen Klamotten her hast, was du mir gleich noch erzählen musst – runter damit!“ befahl sie lachend.

Victoria ließ sich nicht lange bitten. „Okay“, grinste sie, schlüpfte aus den Flipflops, streifte das T-Shirt ab und ließ die Bermudas fallen. Darunter kam ihr eleganter roter Bikini zum Vorschein, das gleiche Modell, das Verena in blau besaß.

„Na los“, funkelte Verena sie mit gespielter Strenge an, „den Bikini auch!“

Lachend machte Victoria einen Diener. „Sehr wohl, Madame!“ Nur einen Augenblick später stand sie Verena völlig nackt gegenüber, die ihrerseits auch nur ihre Flipflops an den Füßen und ihre Sonnenbrille auf der Stirn trug. Victoria reckte ihre Arme in die Höhe und drehte sich einmal schwungvoll um die eigene Achse. „Voilà, immer noch die Alte!“ zwinkerte sie Verena vergnügt zu.

„Puh, Gott sei Dank!“ lachte Verena.

Victoria machte einen Schritt auf sie zu. Die Zwillinge fassten einander an den Händen, gingen dann zu einer Umarmung über. Sie genossen es, die jeweils andere ganz nah zu spüren, Haut an Haut. Ihre Lippen und Zungenspitzen trafen sich. Beide schlossen die Augen, und gaben sich ganz diesem Kuss hin.

Langsam öffnete Victoria nach einem Moment wieder die Augen, und löste sich von Verenas Lippen. „Jetzt sollten wir uns aber wirklich mal lieber aufbrezeln und zum Essen gehen“, sagte sie.

„Okay“, stimmte Verena ihr sofort zu.

„Vielleicht“, fügte Victoria grinsend hinzu, „sind am Tisch unseres Freundes von eben ja sogar noch zwei Plätze frei?“

 „Och nöö“, protestierte Verena lachend, „das meinst du doch jetzt wohl nicht ernst…?“

 - Ende -


Kommentare

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selena222 schrieb am 08.11.2024 um 18:38 Uhr

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