Der Verlag, 2.Kapitel


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29.09.2009
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Der Verlag, 2.Kapitel
 
Mit klopfendem Herzen stand Monika am ersten Ferienmontag wieder im Büro von Frau Schmidt. Sofort vermisste sie deren sonst immer so gute Laune. Niemals hatte sie sie miesepetrisch oder mürrisch erlebt in den drei Wochen ihres Schulpraktikums. Doch heute? Ihr Mund bog die Mundwinkel nach unten, die Augen strahlten nicht wie üblich. Die Tür zum Büro vom Boss war verschlossen.
Wie hatte sie sich gefreut, als Herr Kahn spontan einem Ferienjob zustimmte. Doch was war hier los?
„Kindchen, nimm die Post und geh zu Luigi, der hat sicher auch einen Kaffee für dich.“
Zu Luigi? Auf einen Kaffee? Frau Schmidt, die Kaffeetante schlechthin, schickte sie zu Luigi in den Keller zum Kaffeetrinken?
        Sie drückte Luigis Türklinke herunter, doch die Tür sprang nicht auf. „Luigi! … Mach bitte auf!“
„Wer ist da?“
„Ich, Luigi! Monika. Ich bringe deine Post.“
„Bella mia, sofort!“ Drinnen rumpelte es und Sekundenbruchteile später riss Luigi die Tür auf. „Komm rein, schnell!“ Er zog Monika in sein Reich, schaute hinter ihr suchend in den Gang nach rechts und links, warf die Tür wieder zu und schob den alten, gusseisernen Riegel vor.
„Gute Morgen, Bella.“ Er nahm sie bei den Schultern, zog sie zu sich heran und Bussi rechts, Bussi links begrüßte Luigi sie wie eine alte, liebe Freundin.
„Luigi! Bitte! Jetzt schon die Tür verriegelt? Du hast es aber eilig. Ich bin noch die nächsten vier Wochen hier!“ Entgeistert schaute sie erst Luigi in die Augen, dann auf den schweren Türriegel. „Ich lauf dir schon nicht weg, versprochen. Oder hast du Angst, die Frau Pieper könnte hier hereinplatzen?“
Luigis Arme lockerten den Griff und sanken herab. „Bella, entschuldige. Ich werde nicht über dich herfallen, no, no. Es ist nur…“ Er hob resigniert die Schultern.
„Was ist los hier, Luigi? Frau Schmidt war auch schon so komisch!“ Monika legte den Briefestapel auf den völlig wüsten Schreibtisch.
„Du hast ihn also noch nicht gesehen?“
„Wen denn, zum Teufel noch mal?“
„Diesen … diesen Volontääär, der macht hier alles verrückt?“ Erst jetzt fiel Monika auf, wie müde Luigi wirkte. Sein jungenhafter Schalk in den Augenwinkeln war verschwunden, sogar seinen charmanten Akzent benutzte er nicht.
„Luigi, was ist hier los?“ Energisch schob sie ihn zu seinem Sessel. „Los, raus damit!“
Ein Seufzer beendete die endlose Drei-Sekunden-Stille. „Wir haben hier seit zwei Wochen einen Volontär.“ Seine Augen rollten verächtlich beim letzten Wort in ihren Höhlen. „So einen … Er spielt sich hier auf, wie der Chef vom Ganzen. Alles ist Blödsinn, was wir hier machen. Wir sind genauso veraltet wie unsere Technik. Er fühlt sich berufen, uns allen zu erklären, wie es geht! Dem Viole hat er gleich an seinem zweiten Tag erzählt, wie er seine Maschinen zu bedienen hat….“
Ein Rütteln an der Klinke und ein harsches Klopfen unterbrach Luigis Rede. „Wenn man vom Teufel spricht …“
Durch die Eichentür drang eine schneidend nervige Stimme begleitet von weiteren Klopfen und Klinkenrütteln. „Herr Fuzzile, machen Sie sofort auf, wir müssen die neue Ausgabe besprechen!“
„Uno Momento …“ und leise nur für Monika hörbar: „ … stupido Idiota!“
„Luigi, was soll das? Was haben Sie hier denn nur zu verberg…. Oh, wer ist denn das hier? Luigi, sie wissen doch genau, dass betriebsfremde Personen …“
Abwehrend hob Luigi seine Hand. „Sie ist ab heute hier der Ferienjob.“
„Ferienjob? Und wieso weiß ich davon nichts?“ Dabei musterte er Monika von oben bis unten. Seine Augen bohrten sich in ihren freiliegenden Bauchnabel mit dem dezenten Piercing. Er knotete förmlich den Knoten auf, mit dem sie ihre weiße Bluse verschlossen hatte, zog ihr mit den Augen die Hotpants herunter. Seine Zunge wischte nass über seine schmalen Lippen.
„ … weil du hier nicht der Boss bist, du …“ murmelte Luigi leise vor sich hin.
Der Volontär strich über seine angeklatschten Haare, setzte ein schleimiges Grinsen auf und hielt Monika seine rechte Hand hin. „Wie auch immer, Severinus Meierjohann. Ich belege hier mein Volontariat. Seit zwei Wochen versuche ich nun schon, hier ein modernes System zu installieren und Schwung in den Laden zu bringen. Doch … naja, alles konservative Ignoranten, die nicht mit der Zeit gehen. Die wollen partout nicht verstehen, was ich meine. Ständig werde ich hier gedisst und angefeindet! … Hat Sie dieser … dieser Briatore für Arme etwa belästigt? Die Tür war verriegelt!“
Monika wusste nicht, ob sie laut loslachen, oder den komischen Kauz vor ihr zurechtweisen sollte. Sie biss sich auf die Zunge und sagte stattdessen schnippisch: „Männer wie Luigi oder auch Briatore haben es nicht nötig, Frauen zu belästigen, Severinus!“
Der Gesichtsausdruck von Severinus Meierjohann verfiel zu einer Grimasse der Überheblichkeit. „Herr Fuzzile, wir reden gleich in meinem Büro!“ Ein letzter Blick in Monikas vorn recht weit offen stehende Bluse, dann stiefelte er durch die Tür.
„Und das lassen sich hier alle gefallen, von so einem … Schnösel? Schon wie der angezogen ist! Schauerlich!“ Monika stemmte die Hände in die Hüften.
„Er ist mit dem Boss verwandt, wohl sein Neffe oder so was. Und der Boss ist diese Woche im Urlaub. Darum meint er wohl, hier den Chef raushängen zu können.“
„Geh schon zum … Schnösel, damit das Heftchen in Druck gehen kann. Ich räume in deinem Chaos hier mal ein wenig auf, ja?“
 
*
 
Allein im Kellerarchiv knotete Monika erst einmal ihre recht straff verzurrte Bluse auf, richtete ihren Halbschalen-BH, den sie extra für Luigi angezogen hatte und machte sich ans Sortieren. Dabei schwebte immer wieder die seltsame Gestalt des Severinus vor ihrem geistigen Auge auf und ab. Wie alt mag er sein? 23 bis 25, höchstens. Und seine Klamotten erst. Eine orange Sommerhose mit ¾ Bein, Stachelbeerwaden, ein quergestreiftes buntes Poloshirt, schwarze Socken und schwarze, geflochtene Ledersandalen. Der sieht aus wie … wie … Vivian Westwood auf Koks! Bestimmt sucht die Mama noch morgens die Sachen raus. Der Kerl selber war, so schmierig wie er aussah, auch nicht unbedingt ein Geschenk an die Frauen dieser Welt. Es schüttelte sie, als sie sich vorstellte, er könnte sie irgendwo berühren.
Die vielen noch ungeöffneten Umschläge legte sie alle nach links auf vier große Stapel. Die Berge der schon geöffneten Papiere brachte sie nicht durcheinander, sicher hat da Luigi ein System, wie er was zuordnet.
Dann griff sie sich die Kiste mit der Aufschrift „Druck“, setzte sich, hob die Fersen auf die Schreibtischplatte und begann zu lesen. Oben auf lag eine Story vom „Strippenzieher“. Es ging um Weiber die durch Pheromone so richtig geil wurden. Pheromone? Hatte die nicht auch ihr Kater „Oskar“ bekommen, als er letztes Jahr zu Hause in jede Ecke pinkelte? Das Ding, das da in die Steckdose gesteckt wurde, sprühte irgendwas in die Luft. Das waren doch Pheromone? (Feliway, der Verf.) Oskar hatte dann zwar nicht mehr in die Ecken gepinkelt, dafür nur noch neben sein Katzenklo. Bei sich selbst konnte sie, so lange das Teil in Betrieb war, allerdings keinerlei Wirkung feststellen. Sie zuckte mit den Schultern. Aber warum lag diese Story im Druck?
Die Tür ging auf und ein sichtlich genervter Luigi betrat das Lektorat. Wortlos griff er im Regal hinter eine Kiste, holte einen Ramazotti hervor und setzte gleich die Flasche an. „Ahh, das hab ich jetzt gebraucht. Wenn wir den machen lassen, wie er will, verlieren wir unsere Abonnenten. So ein arroganter, beratungsresistenter Affe. Der meint wirklich, er sei der Größte! Hast du seine höchst selbst verbrochene Story schon gelesen? Er nennt sich … na, was denkst du? … Severinus! Äußerst originell, wie?“
„Nein Luigi, ich hab hier nur den Strippenzieher gelesen.“
„Dass das gedruckt werden soll, ist auch auf seinem Mist gewachsen. Findet er geil, wie er sagt.“
„Aber das könnt ihr doch nicht machen, so was in das Heft nehmen! Warum sagt ihm das denn keiner?“
Jetzt kam der alte Schalk in Luigis Augen zurück. „Wir auch nicht machen, Bella mia! Wir drucken nur so zehne Hefte von die Idiota suchen aus. Die er bekommen als die Muster. Dann wir aber drucken andere Heft wie immer sonst, wie ich suchen aus. Das nicht ganz einfach, weil er immer laufen überall hin. Der Viole ihn schon schmeißen raus aus die Drucker in die letzte Woche, weil keine Haarenetze auf. Schutze bei die Arbeit, du verstehen?“
„Was wird der Chef dazu sagen?“
„Wenn der sehen die Heft von die Idiota, er den schmeißen raus. Wir hier schon seien die dritte oder vierte Volontäre Stelle von die Idiota. Alle andere waren immer so begeistern - er sagen! Aber warum er noch hat keine feste Arbeit?“
„Wahrscheinlich waren die Anderen auch so zufrieden, wie ihr hier, mit seiner Leistung?“
Luigis Augen klebten die ganze Zeit förmlich an Monika. „Bella, du sein die Schönste, wenn ich darf sagen das!“ änderte Luigi das Thema.
Erschrocken schaute Monika an sich herunter, die Bluse stand die ganze Zeit offen, die Halbschalen mühten sich mit ihrem Inhalt, kamen aber irgendwie nicht ganz klar damit. Das hatte sie völlig vergessen, der Knoten war ja offen geblieben. Die freiliegenden Spitzen richteten sich augenblicklich auf. Panisch zog sie die Bluse zusammen.
„Oh, Bella! Bittä nicht. Das sahen aus viel zu gutte. Machen wieder auf, bittä!“ Luigis Blick hätte in diesem Moment Steine zum Erweichen bringen können. „Ich so lange nicht sehen deine Schöneheit, Bella.“
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich jetzt ausziehe, oder?“
„Bella mia, wir können vielleichte anfangen da, wo wir hören auf an deine letzte Tag hier? Was du meinen?“
Zögerlich sanken Monikas Hände, der Vorhang öffnete sich langsam wieder. Mit einem Ruck zog sie sich die Bluse aus und warf sie ihm ins Gesicht. „Zufrieden, du alter Lustmolch!“
„Bella, welch eine Anblicke! Phantastico meine Schöne. Gracie.“ Bewundernd wanderten Luigis Augen über die sich ihm präsentierenden Tatsachen.
„Dann mach aber wenigstens die Türe wieder zu!“
„Oh, natürlich. Momento!“ Knirschend schob er den Riegel vor, ging dann zum Regal und kramte kurz. „Hier, die Story von die Severinus, lesen einemale.“
 
*
 
Kurze Zeit später:
      „Luigi, das geht doch gar nicht. Die direkte Rede nicht in Strichelchen gesetzt, viele Fehler drin, die sogar ich sehe. Dann der Ausdruck und die Wortwahl! Das ist nicht erotisch, das ist primitiv. Die Story an sich reist auch keinen aus dem Sessel. Dafür gibt es höchstens die goldene Annanas aber keinen anderen Preis, nicht mal den Trostpreis! Was hat der studiert?“
„Journaliste! Er meinen, er gewinnen die Preis von die Pulitzer!“ Luigi seufzte laut. „Er unbedingt wollen, wir das drucken! Wenn das sehen dann die Cheffe in die Heft, er mir machen die Kopfe ab.“
„Dann müsst ihr das dem Schnösel sagen!“, erregte sich Monika.
„Wir versuchen jede Tage. Doch er nicht sich lassen sagen etwas. Er meinen, er der Größte, er haben Recht. Andere Verlage immer hören auf ihnen, wie er sagen. Er dort immer alles machen anders und besser als vorhere war. Was du dann sagen dagegen, wenn die Cheffe in die Urlaub und der Idiota is seine Familia? Ich versuchen Cheffe rufen an, doch er nicht haben mit die Telefone in die Urlaub.“
„Dann könnt ihr es nur so machen, wie du es gesagt hast, er bekommt SEIN Heft, die Kunden bekommen das richtige Heft. Und ich werde euch helfen, so gut ich kann.“
Luigi lächelte sie dankbar an. „Danke Bella, du können lenken ab die Idiota … und mich du können wieder bauen auf mit deine Schöneheit!“
Monikas Gesichtsfarbe wechselte ins Rot. Dabei nahm sie unbewusst die Schultern zurück, um sich so besser zur Geltung zu bringen. „Gut Luigi, fangen wir an, hier liegt noch viel Arbeit auf dem Schreibtisch!“
 
*
 
„Luigi, hör mal, hier ist eine eigentlich gute Geschichte!“
Der Angesprochene hob den Blick von seinem Script. Seit mehr als einer Stunde sichteten sie die Eingänge der letzten Tage. „Schießen mal los, Bella.“
„Also … ich fang an: Sie war 42, als sie aus dem Badezimmer kam. …“
„Stop!“ Sein linker Zeigefinger stach senkrecht in die Luft.
„Luigi, was ist?“
„Welche Frage werfen der … ich zugeben eindruckvolle erste Satze auf?“
Ratlos zuckte Monika mit den Schultern. „Keine Ahnung!“
„Wie alt sie ware, als sie gegangen is reine in die Bad? 46 oder 52?“
Kichernd warf Monika das Manuskript auf den Tisch. „Okay, Eins zu Null für dich, jetzt bist du dran.“
Luigi grinste. „Oooch, ich hier haben eine Geschichte von Frau, die erzählen, sie an Bett gefesselt mit die Augen gebunden und die Freund gehen kaufen ein. Sie muss warten lange Zeit. Wenn er kommen zurück, er bringen seine Kumpel mit. Dann gehen los die Party. Bam, bam, bam“ Seine Hände vollführten eindeutige Bewegungen.
„Und?“
„Ich sagen … naja … WIVOLA, in die Mitte von Regale, kleine Fantasia, ganze nette. Wird kommen in die Internet sicher raus ganz große.“
Julia öffnete den nächsten Umschlag. „Ah, der schwarze Jaguar! Den gab es doch schon, als ich zum Praktikum hier war.“ Versonnen schaute sie hinter Luigi an die Wand. „Sag mal, was macht der Eisbär eigentlich? Wieder mal was von dem gehört?“
„Der Maestro von die Erotika für die alte Herren machen wohl Sommerschlaf, lange schon stille. Manchemale er kommen aus seine Höhle und schreiben was in die Forum. Jetzt auch keine Zeit für Paarung von die Bären. Oder er schreiben lieber Krimi, ich nicht wissen?“
Monika vertiefte sie sich in die Lektüre des neuen Jaguars. Luigi saß ihr gegenüber und beobachtete sie lächelnd. Die Sonne schien schräg durch das Kellerfenster und tauchte den Teil von Monikas bloßem Oberkörper, der nicht vom Schreibtisch verdeckt wurde, in ein goldenes Licht. Sie blickte auf. „Was ist?“
„Monika, du seien so schöne. Du ich wollen … ich möchten sehen …“, stammelte er herum.
„Was?“
„Ich dich wollen sehen ganze nackte, hier in meine Reiche, bittä! Du das doch schon machen.“
Monika war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. „Luigi, da ist nichts, was du nicht schon gesehen hättest. … Was du nicht schon geküsst hättest.“ Mit knallroten Ohren senkte sie ihre Augen. Luigi sagte nichts, er schaute sie nur weiter stumm mit seinem unwiderstehlichen Dackelblick an.
Wortlos stand sie auf und öffnete verschämt den BH-Verschluss. Fragend wanderten ihre Augen wieder zu Luigi. Der schaute auffordernd auf ihre Hotpants. Seinem Willen hilflos ausgeliefert, streifte sie die knappe Hose herunter und stieg heraus. Wie selbstverständlich folgte der Stringtanga.
Plötzlich wummerte es an die Türe, die Klinke wurde gerüttelt. „Herr Fuzzile, warum verriegeln Sie immer wieder diese Tür? Machen Sie auf, wenn ich bitten darf!“
Panisch versuchte Monika ihre Blößen zu verdecken. Luigi warf ihr ihre Bluse zu und zeigte auf den Stuhl unter dem Fenster. Hektisch schlüpfte sie in das weiße Teil, verknotete es und setzte sich mit nacktem Hintern auf den kalten Holzstuhl. Sie zog den Stuhl ganz nah an den Tisch heran und betete, dass der Volontär nicht um den Tisch herum kommen würde.
„Wie weit sind Sie? Haben Sie alles vorbereitet für die neue Auflage?“, herrschte der Grünschnabel Luigi an.
„No, no, es seien so viele neue Geschichte, wir noch nicht schaffe.“
„Ach ja? Dann machen Sie mal etwas schneller und lassen Sie mir ja die junge Lady in Ruhe!“ Suchend sah er sich um, was er denn noch bemängeln könnte. „Dieses System in den Regalen! Furchtbar! Da blickt doch kein Schwein durch! Überall nur Kisten und Kästen mit bescheuerten Bildchen, keine Ordner, wie es sich gehört, alles durcheinander. So viel Inkompetenz! Das kommt davon, wenn der Chef sich nicht ständig um alles kümmert, wenn er die Zügel schleifen lässt. Dann reißen Sachen ein! Jeder meint dann, er könne machen was er will.“ Langsam kam er richtig in Fahrt. „Und was soll überhaupt diese blöde Kiste hier unter dem Regal?“ Er ging die ganze Zeit am Regal auf und ab und trat nun mit Schwung vor die gelbe Plastikkiste mit der Aufschrift „Hell“ darunter. Das Unvermeidliche geschah. Der Inhalt schwappte reichlich über und bekleckerte die schwarzen Sandalen. Die klebrig, milchige Flüssigkeit versickerte langsam zwischen den geflochtenen Schnüren der Sandalen und in den schwarzen Socken.
„Verdammt! Was ist das denn? Igitt, igitt, so was Ekeliges! Fuzzile, schaffen Sie das Zeug hier raus!“
Wutentbrannt schoss Severinus mit fatschenden Schuhen aus der Tür. Dabei stieß er beinahe mit Herrn Viole zusammen. Der schaute verwundert dem davon stürmenden Volontär hinterher.
„Was ist denn mit dem los? So aufgebracht hab ich den noch nie gesehen!“
Monika bog sich hinter dem Schreibtisch vor Lachen. Luigi saß auf seinem Sessel und verschränkte belustigt die Arme hinter dem Kopf. „Er können vergessen die geile Schuhe. Die Zeuge gehen nich wieder rause aus die Löcher, genau wie drauf gekotzen.“
Verständnislos runzelte Viole die Stirn. „Was ist passiert?“
Erregt sprang Monika auf, eilte mit schnellen Schritten zur gelben Kiste. „Er hat hier ran getreten, dann kam das Zeug rausgeschwappt, genau auf seine Schuhe!“ Keiner lachte mehr, absolute Ruhe im Raum. Was war geschehen? Beide Männer starrten sie an. Die Sekunden dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten.
„Luigi, du bist ein Lügner vor dem Herrn!“, würgte Viole heraus.
„Ische eine Lugner? Wie du kommen dazu, mir zu sage, hä?“ Er baute sich hinter seinem Schreibtisch auf. Er hatte praktisch das Messer schon zwischen den Zähnen.
„Du hast gelogen, als du Monika beschrieben hast. Nicht mal mit den Händen konntest du sie auch nur annähernd beschreiben! Doch in einer Sache muss ich dir Recht geben: Sie hat einen perfekten Arsch!“
Luigi fiel wieder auf seinen Stuhl zurück. Monika schlug die Hände vor ihr Gesicht. Sie wäre am liebsten im Boden versunken. Nur Viole weidete sich an der hervorragenden Aussicht. Er saß praktisch in der ersten Reihe bei der kleinen Show, die ihm hier geboten wurde.
 
*
 
Eine Stunde später in Luigis Keller, Monika war wieder vorzeigbar gekleidet.
„Okay, wir haben jetzt das Heft des Severinus fertig. Ähm, wo ist der eigentlich?“ Luigi schaute sich suchend um.
„Der sitzt oben im Konferenzraum, seinem Büro, und werkelt am Entwurf seines Titelblattes. Sicher wird er nachher an unserem Grafikprogramm rummeckern.“, klärte Frau Schmidt auf.
Luigi grinste. „Zurück zum Heft. Aufmacher sind seine eigenen … Ergüsse, dann die Geschichte mit der Fesselung am Bett. Gefolgt von der Erpressung nach dem Schaden im Museum, danach die Lack-und-Leder-Story wo am Ende alle nur noch draufwichsen. Die Insel der Nackten natürlich nicht zu vergessen mit 2 Kapiteln. Dann ist da noch eine Story, da sitz Elvira, also Frau Pieper noch dran, wegen der rechtlichen Bedenken. Zusammen 97 Seiten. Thomas, wie lange brauchst du, um das zu drucken, sagen wir 12 Exemplare?“
Die kleine Runde fixierte jetzt Herrn Viole. „Das geht schnell. Die Bindung mach ich auf der alten kleinen Maschine, da kann die neue das richtige Heft schon machen. Monika war super schnell beim Sortieren und Vorbereiten.“
Luigi, der Moderator des kleinen Treffens, wandte sich zu Frau Pieper. „Was sagt die Rechtsabteilung zu der letzten Story? Elvira, bitte.“
Frau Pieper lehnte sich zurück. „Die Rechtsauffassung ist hier nicht einheitlich. Die eine sagt, einen kinderpornografischen *Text* an sich gibt es juristisch gesehen nicht, denn die Textform ist nach dem geltenden Recht nicht wirklichkeitsnah genug, um als gefährlich für reale Kinder zu gelten. Die zweite hält sich wörtlich an den Gesetzestext und deutet es logischerweise genau anders. Doch da das nur ins Fakeheft gedruckt wird, ist es ja egal.“
Monika glaubte nicht recht zu hören. „Kinderpornographie?“
„Oh, das ist immer mal wieder ein heikles Thema, wenn es darum geht, Veröffentlichung im Netz oder nicht. Hier kommt noch Inzest dazu - das nette Spiel für die ganze Familie. Da ist die Story, lies sie selber.“ Luigi warf ein paar A4 Seiten auf den Tisch. „Der Volontär jedenfalls hatte ganz glasige Augen, als er mit Lesen fertig war. Mit hechelnder Zunge wollte er sie unbedingt gedruckt haben.“
Frau Schmidt meldete sich zu Wort. „Das richtige Heft ist also schon in Arbeit?“ Viole nickte nur kurz. „Gott sei Dank. Monika, Schätzchen, jetzt müssen wir nur noch den Wichtigtuer von der Druckerei fernhalten.“
Während sich die Anderen in die technischen Fragen der Produktion vertieften, las Monika die Story. Sie platzte am Ende der Lektüre in das Gespräch. „Das ist ja echt krass! Wenn ich mir vorstelle, mein Bruder und ich oder meine Mutter und er … ne, ne, ich find das pervers. Luigi, wo willst du das überhaupt ablegen hier im Archiv?“
Der Angesprochene stülpte die Unterlippe nach vorn und schloss konzentriert die Augen. „Bella mia, isch werden wohl brauchen neue Kiste aus Plastik, sagen mal Blau. Da ich kleben dann eine Bild von eine Schnuller drauf. Stehen später direkt über die gelbe Kiste mit die HELL. So in drei Jahre, wenn Bambini alt genugge, dann kommen einfach eine Cigarette neben die Schnuller.“
 
*
 
Die nächsten zwei Tage wuchs Monika über sich hinaus. Die ungeordneten Stapel auf Luigis Schreibtisch waren fast abgearbeitet, das Material in die Regale einsortiert. Im Druckregal stand schon eine neue Kiste für die kommende Woche. Luigi bedankte sich bei ihr auf seine ganz spezielle Weise.
Momentan saß sie nackt und zurückgelehnt auf der vorderen Kante des Holzstuhles in Luigis Revier, die Beine weit gespreizt. Luigi saß einen knappen Meter entfernt rittlings auf einem Drehstuhl, das Kinn auf die Hände aufgestützt und beobachtete die Szenerie.
„Weiter, Bella! Du können es gelinge, ich wissen genau.“
„Ich glaube … oahh … nicht, du wirst mir … hmmm … helfen müssen.“
Ihr rechter Zeigefinger wirbelte auf ihrer nass glänzenden Klitoris herum. Die linke Hand spielte mit den Brüsten. Kleine Schweißtröpfchen verfingen sich in den hellen Härchen um den Bauchnabel herum. Ihr Rücken bog sich immer wieder nach oben. Der kleine Strom, der  ihr die Kimme hinab floss und unaufhörlich neue Nahrung bekam, bildete schon eine Pfütze auf der Stuhlkante. Luigi bekam Mitleid mit dem leidenden Fleisch in seiner unmittelbaren Nähe. Er rollte mit dem Stuhl ein Stück weiter heran und stieß zwei Finger in die dicht vor ihm zuckende, weit geöffnete Spalte. Mit schnellen Bewegungen fickte er sie, bis die Wellen der Kontraktionen seine Finger zusammen quetschten. Laut stöhnend sackte Monika auf dem Stuhl zusammen. Ihre Atmung ging heftig. Luigi leckte sich genüsslich die Finger ab.
„Luigi, das war genial … du altes Ferkel kennst aber auch … alle Tricks, um zum … zum Ziel zu kommen, was?“
„Bella, das waren noch gar nichte, du haben noch keine Ahnung, was da draußen alles isse, mir glauben, Bella.“ Luigis Augen verschlangen den leckeren Mädchenkörper förmlich, doch er würde sich heute zurückhalten. Morgen ist auch noch ein Tag und die Kleine wird immer lüsterner. Keine Hektik aufkommen lassen, sie ist noch lange hier, bei ihm in seinem Keller. Diese kleine Belohnung eben hatte sie sich wirklich redlich verdient. Sie hatte viel geleistet und auch den Schnösel auf Trapp gehalten. Der Druck des aktuellen Heftes lief bis jetzt reibungslos. Die zwölf geilen Hefte des Volos lagen im Konferenzraum. Dessen Brust wird sicher noch heute vor Stolz platzen.
„Bella, du ziehen wieder an, bittä, wenn einer wird kommen und du so …“ Er stand auf. „Wir haben noch eine kleine Stapel von alte Briefe, wir machen fertig heute, dann wir viele Zeit für schöne Spiele. Du verstehen?“ Er lächelte sie an.
 
*
 
Donnerstag, 10.00 Uhr im Chefbüro:
Der Chef war, beunruhigt von den vielen Anrufen auf seiner Mailbox, vorzeitig aus dem Urlaub zurück gekommen. Frau Schmidt hatte ihm wortlos eine Nummer des Heftes von Severinus auf den Schreibtisch gelegt. Nach kurzer Lektüre konnte man ihn bis auf die Straße hören.
„Kann mir einer von Euch erklären, was das hier soll? Einen solchen Mist haben wir noch nie gedruckt! Das kann man höchstens für die Selbstbefriedigungsklientel ins Netz stellen. Kann man hier nicht mal eine Woche Urlaub machen? Luigi, warst du hier die letzten Tage auf Droge, oder was?“
Da sich keiner traute, etwas zu sagen, sprang Monika in die Bresche. „Luigi hat damit nichts zu tun.“
„So? Und wer dann?“
„Ich!“, kam es schüchtern aus der Ecke. „Da du nicht da warst, da habe ich…“
„Du hast was?“ Herr Kahn lief puterrot an. „Dich hier als der Big Boss aufgespielt? He? Ich hab`s befürchtet! Ist das der Dank? Ich ertrage hier deinen Aktionismus a`la Stehaufmännchen Sarkotzi die ganzen Tage, dieses ständige Herumgewusel, dein Hereingerede, diese ständige Besserwisserei …“ Er schnappte nach Luft. „Was meinst du, was wir hier machen, he? Wir produzieren hier nicht für Leute, die mit dem Heft auf dem Klo verschwinden und wichsen, bis die Vorhaut qualmt. Das sind zahlenmäßig sicher viele, viel mehr als unsere Abonnenten, doch diese Leute gehen ins Internet und geben kein Geld für Hefte aus! Unsere Kunden sind anspruchsvoll! Die wollen eine gewisse Qualität, keine Vulgaritäten und dumpfes Rumgeficke! Weißt du was das heißt? Scheinbar nicht, wenn du, wie ich befürchte, dieser Severinus bist von der Titelstory. Die ist ja kaum zu unterbieten…“ Die Luft von Herrn Kahn wurde langsam knapp. „Mit so einer journalistischen Meisterleistung wirst du nicht mal eine Praktikantenstelle beim `Grevenbroicher Tachblatt` ergattern können! …“
„Chef!“, versuchte Luigi ihn, in diesem günstigen Moment zu unterbrechen.
„Ruhe! Ich bin noch nicht fertig! … Ich habe hier deine fast schon manischen Allüren ertragen, nur wegen deiner Mutter, meiner Schwester! Du solltest wirklich mal ein paar Pillen nehmen …“
„Chef, bitte beruhigen …“ Auch Luigis zweiter Versuch verpuffte.
„ … Wahrscheinlich sollten die Jungs vom Wasserwerk jeden Morgen ein paar Schaufeln Lithiumtabletten in das Trinkwasserbecken der Stadt schmeißen, dann kommen solche Leute wie du beim Kaffeetrinken endlich mal runter…“
Luigi erhöhte seine Lautstärke: „Chef, hier …“
„WAS IST DENN?“
„Chef, hier ist das richtige Heft.“
„Wie? Richtige Heft?
„Hier ist die offizielle neue Ausgabe, die morgen rausgehen wird.“
Hektisch blätterte Herr Kahn die Seiten durch. „Luigi … Luigi … du hast uns gerettet! Gott sei dank.”
 
 

Kommentare

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AnnabellaX schrieb am 28.10.2024 um 14:16 Uhr

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selena222 schrieb am 08.11.2024 um 18:59 Uhr

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