Panther 2
Panther 2
Wir gehen auch langsam zum Feuer. Fritze nestelt an seinem Kleidungs-Bündel herum.
Es ratscht zweimal ziemlich heftig und laut. Und dann reicht er mir plötzlich zwei Dinge: Erstens einen Ärmel aus seinem Hemd. Ich erkenne ihn am Schottenmuster. Zweitens: den Baumwollgürtel meiner alten zerfetzten Shorts. Er hat ihn sichergestellt.
Fritze schnallt sich seinen Gürtel um und zieht sich den anderen Ärmel seines Hemdes so hindurch, dass es einen Lendenschurz ergibt.
Das heißt: Der Ärmel wird hinten mit Hilfe der Manschettenknöpfe am Gürtel befestigt, Dann zwischen den Schenkeln nach vorn durchgezogen und schließlich als lose Schlaufe über den Bauchnabelteil des Gürtels hängen gelassen. Indianisch elegant. Schottisch geil.
Partnerlook. Sind wir das schon? Fritze ist jetzt salonfähig.
Ich auch. Ich habe nur noch die Brüste nackt. Blutrot mit Fingerabdrücken von ihm.
Es ist immer noch früher Morgen und der Beschluss von Gestern harrt noch seiner Umsetzung. Das Reisegepäck holen.
Die Männer sind mal wieder am Abstimmen. Und wir wollen gerne daran teilnehmen.
Als wir ankommen, wird Fritze einfach ignoriert. Ich nicht. Wegen meiner Titten.
Erstaunt: „Die sind ja ganz rot!“, Heimtückisch: „Hat Sie jemand verletzt?“ und so was.
Ja. Die sind jetzt ganz rot und blutverschmiert, Das Ohrläppchenblut von Fritze.
Und alle seine Finger als Abdruck.
„Frau von Hambach, wollen Sie wirklich so bleiben?“. Und: „Das halte ich nicht aus!“
Ich kontere: “Ich habe mich daran gewöhnt. Was haben Sie denn Besseres zu bieten?“
Zustimmendes Schweigen. Beredte Blicke, verschämtes Grinsen,
und da ist noch etwas heimlich Verborgenes, was ich nicht einordnen kann…
Ich ergreife die Initiative.
„Ich würde gerne mit Carl-Friedrich die Sachen bergen, die noch von Wert sein könnten.“
Darauf:
„Nein! Wir haben schon beschlossen, wer da hingeht: Alle, außer Ihnen und Axtmann.
Axtmann hat sich die rechte Schulter ausgerenkt und kann nichts tragen.
Und Sie sind verletzt, Sie haben so viele Schrammen und Wunden am Körper,
Sie brauchen Ruhe.“
Ich protestiere: „Aber, ich kann ihnen doch genau zeigen, wo die Sachen liegen.“
Axtmann: „Das finden sie schon, wenn Sie es ihnen genau beschreiben.
Und, mal ein Vorschlag: könnten wir nicht alle uns duzen, wo wir nun mal schon zusammen im gleichen angeschlagenen Boot sitzen?“
Dabei schaut er mich mit einem ganz seltsamen Blick an. Notgeil.
Ich schreibe es der besonderen Situation zu.
Ich habe im Prinzip nichts dagegen. „Warum nicht?“
„Schade, dass nichts zum Anstoßen da ist.“ Sagt Arnold Maibach, der Optimist.
Er steht dann auch als Erster auf und kommt auf mich zu.
Umarmt mich. „Arnold“, sagt er.
„Priska!“, sage ich und ich merke, wie er mich leidenschaftlich an sich zieht und mir über den nackten Hintern streichelt. Ein Schmatz und ich bin per „du“ mit ihm.
Jetzt grinst er schon wieder sehr optimistisch und fröhlich. Sein Schnauzer kitzelt mich.
Carl-Friedrich lächelt zuerst und verzichtet. Wir sind ja auch schon, per „du“
Dann kommt er doch noch zu mir und flüstert mir ins Ohr: „Lass es so gut sein, ich muss mitgehen, weil in meinem Gepäck Dinge drin sind, die ich keinem anderen überlassen will.“
Pablo Ermandes versteht das Ritual nicht so richtig, wie es scheint, Es ist in seiner Heimat wohl nicht üblich. Er hält sich auf Distanz und gibt mir einen Handkuss. Reserviert.
Ich frage nach: „Pablo?“. „Si, Seniorita Priska“. Er spricht das „S“ wie ein „sch“ aus, eben portugiesisch. Prischka.
Johann Hemmingland entschuldigt sich erst mal bei mir: „Tut mir wirklich leid, Priska, ich wollte, ich könnte das alles hier rückgängig machen! Wenn du ein Problem hast: ich bin für dich da. Ich tue alles für dich. Wenn ich doch nur einen Teil davon wieder gutmachen könnte“
„Schon gut, Johann, wir kommen da raus, wir schaffen es schon.“
Er legt mir die Arme um die Schultern und drückt mich dankbar und fest.
Als er mir seinen Kuss gibt, sehe ich Tränen in seinen Augen.
Nur Axtmann fällt aus der Rolle. Er legt mir gleich beide Hände auf die Brüste, drückt sie fest, gibt mir einen schmatzenden Kuss und rutscht dann mit seinen Pfoten langsam und genießerisch an meinem Bauch runter.
„Du bist ein tolles Weib, Priska! Ich kann es kaum erwarten, du willst es doch auch!“
Dann will er mir seitlich durch den Lendenschurz an den Venushügel fassen.
Ich schiebe seine Hände weg, zische ihn an: „Da kannst du lange warten! verpiss dich!“
„Ok, Priska, du wirst es noch wollen, das ist sonnenklar, keiner hier kann dich so lieben, wie ich…“.
Ich glaube kaum.
Bildet sich der etwa ein, ich hätte mich ihm ausgeliefert, nur weil ich nackt bin?
Leider weiß ich nur zu gut, dass er nicht der einzige dieser Macho-Trottel ist.
Da kenne ich schon einige. Leider zu Viele.
Die Männer geben sich reihum die Hand und versprechen sich gegenseitig Brüderschaft.
Was immer sie darunter verstehen. Für mich hat sich nichts geändert, außer der Ansprache.
Danach kommen wir noch auf das Essen zu sprechen, und auf das Wasser.
Ich habe seit dem Absturz noch gar nichts zu mir genommen und auch keinen Schluck Wasser getrunken. Ich verspüre heftigen Hunger und auch gewaltigen Durst.
„Ist noch irgendwas zu Essen und zu Trinken da?“
Ich blicke dabei auf die Alu-Asietten, die rund um das Feuer verstreut liegen.
Die müssen aus der Mini- Küche stammen.
„Ist davon noch was übrig? Ich hatte zweimal vegetarisch gebucht.“
Schweigen.
„Ach, das war das Gemüse, das ich mir gestern Abend…?
Sorry, war so gar nicht mein Fall, aber leider, es ist jetzt…“ Arnold spielt den Geknickten.
„Aufgefressen?“ „Hmm, wir konnten ja nicht wissen, dass du überlebt hast…, aber vielleicht findest du hier im Dschungel ein paar Früchte, die du essen kannst, immerhin, wäre doch möglich.“
Mir kommt da so eine Hoffnung auf. Ein Blick zu Fritze. Der nickt.
„Eigentlich kein Problem Priska. Früchte gibt es genug. Ich werde mich unterwegs danach umsehen. Wenn du selber sammeln willst, dann ein wichtiger Tipp:
Lass die Finger von grellbunten roten, gelben, blauen oder gar mehrfarbigen Früchten.
Die sind fast immer giftig und nur für Nahrungsspezialisten geeignet.
Die unauffälligen erdfarbenen, braunen oder grünen Früchte sind meistens auch essbar.
Aber trotzdem: nur sammeln, nicht gleich essen.
Ich erkläre sie dir, wenn ich wieder zurück bin, ja?“
Ich gebe mich erstmal damit zufrieden. Was bleibt mir denn auch anderes übrig.
„Und Wasser? Was ist da in diesem Kanister?“
„Wenn du Glück hast, dann ist da noch ein kleiner Rest drin. Wir müssen so schnell wie möglich nach einer Wasserquelle suchen.“ Sagt Arnold.
Ich greife mir den Kanister und es ist wirklich gerade noch ein Becher voll warmes,
abgestandenes Wasser darin, Welch ein Genuss, wenn man solchen Durst hat!
Die Männer ziehen los, um das Gepäck, oder was davon übrig ist, zu bergen.
Pablo schaut mich mit ganz großen Augen an und lässt dann seine Augen immer wieder ganz intensiv zur riesigen Wurzel eines haushohen Caoba-Baumes schweifen, als wollte er mir etwas ganz Wichtiges mitteilen. Ich verstehe ihn nicht.
Schade. Wie schade, das sollte ich später noch merken. Leider zu spät.
Ich bleibe mit Axtmann allein zurück.
Mir ist kein bisschen wohl dabei.
Fortsetzung in Arbeit
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