Heiß


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28.06.2009
Voyeurismus

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Heiß


An Tagen wie diesen wünscht er sich, er hätte einen Ventilator angeschafft. Jedes Mal nimmt er es sich vor und vergisst es dann wieder. Erst der nächste wirklich heiße Tag erinnert ihn daran. Wenn die Luft im Zimmer steht, wenn Schweißtropfen langsam am Hals herunter rinnen und im Hemdkragen verschwinden. Still sitzen. Trinken. Es geht auf drei Uhr. Eigentlich gar nicht so unangenehm, das Schwitzen. Herrlich afrikanisch irgendwie. Alles wird langsam. Die Tropfen auf Hals und Rücken, wenn man die Augen schließt, fühlen sie sich an wie zärtliche Fingerkuppen, die sanft über die Haut streichen. Er hält die Augen geschlossen. Ein wenig dösen, still sitzen, loslassen, die Hitze spüren. Er braucht eine Weile um zu sich zu kommen, als es klingelt. Es dämmert ihm, es gab da einen Termin. Heute Nachmittag. Ein Lächeln. Seine Schülerin. Die Nachhilfestunde, wie immer am Dienstag. Das heißt zwar aufstehen, aber wie immer freut er sich auf sie. So frisch und fröhlich, ihre Augen, die immer strahlen. Immer häufiger fällt ihm auf, wie hübsch sie tatsächlich ist. Mittlerweile fast neuzehn. Schon sieben Jahre. Kommt jetzt immer mit dem eigenen Auto. Alte Kiste, aber sie ist stolz drauf. Der Gewinn an Freiheit. Er hebt sich aus dem Sessel, geht durch den Flur, öffnet ihr. Ihr Lächeln. 'Schön, dass es so heiß ist.', denkt er, selbst überrascht von diesem Gedanken. Sie in kurzem Rock und lockerem Top. Farben des Sommers. Dazu das Strahlen ihrer Augen. "Komm rein!" 'Hübsche Beine hat sie auch. Sieht man ja sonst nie, in Jeans.' Sie kennt sich aus, geht voraus, setzt sich auf ihren Stuhl im Arbeitszimmer. "Hast du Durst?" Er bringt Wasser und Saft, sie trinkt mit großen Schlucken. Über den Rand des Glases schaut sie zu ihm herüber. Mathematik. Eigentlich kein Wetter für Mathematik. Aber was sein muss, ... Er setzt sich neben sie an den Schreibtisch. Sie packt Bücher aus. Unterhaltung über die Schule. Über das Wetter. Was macht sie im Moment so, außer Nachhilfe? Schwimmbad, Freunde, oft einfach nur da sitzen und die Hitze genießen. Die Tropfen, die den Hals hinab über Brust und Rücken laufen und sie leise kitzeln. Den Weg der Tropfen nachzeichnen. Quatsch, sie ist neunzehn. Aber was sie ihm so alles erzählt, ganz frei. Weiß sie, wie er sie bisweilen sieht? Die Aufgaben fallen ihr schwer. Immer dieselben Fehler. Er erklärt. Mal so, mal anders. Seine Hand auf ihrer Schulter. Nur ganz leicht. Zufällig. Ihre Haut ist feucht, glänzt von Schweiß. Sie wendet sich ihm zu. Lauscht konzentriert auf die Erklärungen. Ihre strahlenden Augen. Der Ansatz ihrer Brust. Er zeigt ihr, wie man's macht. Sie beugt sich leicht nach vorn, schaut genau hin. Wie soll man sich noch konzentrieren? Samtig schimmernde Haut. Sehr hell für ihren dunklen Typ. Schwarze Haare. Die kleinen Löckchen an der Stirn, im Nacken, hinter den Ohren. "Versuch's noch mal." Sie nimmt Papier und Stift, schreibt konzentriert. "Noch Saft?" Er geht und füllt die Gläser in der Küche. Soll man ihr was anderes anbieten? So als sei dies ein Rendezvous, nicht einfach Nachhilfestunde? 'Du, wenn ich dich so anschaue, ...' Nein! Da ist nichts zwischen ihnen. Er: Lehrer. Sie: Schülerin. Punkt. Er stellt die Gläser ab. Steht hinter ihr. So kann er sehen, was sie zu Papier bringt. Und ihren Rücken. Ein Tropfen macht sich auf den Weg, vom Haaransatz, ganz langsam über den Nacken, zwischen den Schultern hindurch, lenkt dann ein auf die Senke der Wirbelsäule, die Brustwirbel entlang und langsam in Richtung Ausschnitt ihres Tops. Was für ein zarter Hals. Haut, Haare, Schweiß. Sein Finger streckt sich nach dem Tropfen. Ahnt sie was? Merkt sie, was in ihm vorgeht? Sicher nimmt sie ihm die unbedachte Geste ab? Von Kamerad zu Kamerad? Er stoppt den Finger noch vor der Berührung. "Schau da noch mal genauer." Über sie gebeugt. Sie dreht den Kopf. Diese Augen. Selbst aus diese Perspektive. Das Strahlen, diese Offenheit. Man kann sagen: Sie hat eine gute Ausstrahlung. Das hilft später im Job, bei Prüfungen. Den Ellbogen gleich neben sie auf den Tisch gestützt. Die Linke freundschaftlich auf ihrem Rücken, wie um sie näher an ihre Aufgabe zu schieben, sie der Mathematik näher zu bringen. Sie zu berühren. Ihre Haut zu fühlen, warm und feucht und zart. Ihr Duft. Verwendet sie Parfüm? Wenn ja, dann nur ganz leicht. Sie braucht das nicht. Diese Frische trotz der Hitze. "Versuch noch eine Aufgabe. – Ich glaub, du hast es jetzt." Hinter ihr auf und ab während sie schreibt. Die Kleidung zeichnet sanft ihre Konturen nach. Sie mal im Schwimmbad treffen. 'Willst du duschen, nach der Mühe, bei dem heißen Wetter?' ein zu direktes Angebot. Sie könnte es missdeuten. Richtig deuten. Zufällig ins Bad kommen. 'Hast du ein Handtuch gefunden?' Auf und ab während sie schreibt. "Hast du's? Na, also. Da soll einer sagen, du kannst das nicht." "Sicher musst du gleich weg. Noch einen Schluck Saft? Oder Wasser?" Sie steht auf. "Ja, gern. Wasser" Der Rock ganz verknittert, wo sie draufgesessen hat. An ein paar Stellen durchgeschwitzt. Sie zieht ihn zurecht. Richtet ihr Top. Kommt in die Küche hinterher. "Meinst du, ich könnte schnell duschen? Es ist so heiß!" "Na, klar. Kein Problem. Handtücher sind im Bad. Aber schließ gut ab. Die Katze, man weiß ja nie." "Danke, bis gleich, ich komm schon zurecht. Is' ja niemand da, den's stört." Im Bad verschwunden. Das Wasser läuft. 'Ganz nackt jetzt, unter seiner Dusche. Ein Vorwand! Das Schlüsselloch. Unter seiner Würde, also wirklich. Ein kurzer Blick. – Doch lieber standhaft bleiben, anständig.' Warum geht er im Flur hin und her? Zurück ins Arbeitszimmer. Den Schreibtisch richten. Ihre Sachen auf einen Stapel – wie ihre Kleider im Bad. Wasser auf der nackten Haut. Ihre Hände auf ihren Brüsten. Noch was trinken. Ein Glas Wein. Eigentlich zu früh – und bei der Hitze? Macht locker. Ein paar zweideutige Worte vielleicht. Wer weiß? Sie ist so jung, so schön. Das Strahlen ihrer Augen, der Ansatz ihrer Brust, ihre Beine auf seinem Stuhl, das Gefühl ihrer Haut. Da ist sie wieder. "Das war gut! Einen Moment kann ich doch noch bleiben? Hab' in'ner halben Stunde 'ne Verabredung hier in der Nähe." "Klar, logisch, gerne, kein Problem, so lang du willst!" 'Wie ein Sechzehnjähriger. Stammel, stammel, stammel.' Sie lässt sich auf's Sofa fallen, ganz entspannt, erfrischt. Ungeniert. Ihre Beine, lang, jetzt fast ganz zu sehen. Der Rock ist hochgerutscht bis beinahe in die Leiste. Zarte Härchen, heller als die Haut. 'So schöne Beine!' "Du trinkst sicher keinen Wein?" "Sonst schon, aber bei dem Wetter! Ich wär' sicher gleich blau." "Och, nein, nein, nö, so'n Schlückchen haut mich nicht gleich um. – Du wolltest noch Wasser?" "Gern" Wieder in die Küche. Das Glas füllen. Zurück ins Arbeitszimmer. Sie genau von vorn. Man sieht mehr als man eigentlich will. Weniger als man möchte. Ins Gesicht schau'n? Unauffällig. "Hier bitte." "Danke." Von schräg oben, Stirn, Nase, Kinn, Brust. Ihre Hand auf ihrem Hals. "So richtig schön frisch jetzt." 'Ihr gegenüber sitzen? Keine gute Idee. Auf der Armlehne neben ihr – alter Schwerenöter. Am besten auf dem Schreibtischstuhl' Sie steht auf. Es ist ihr eingefallen, sie wollte noch was fragen. Steht ganz dicht neben ihm. Ihr Schenkel an seiner Hose. Ihr nackter Arm ganz nah an seinem Gesicht. Sein Arm ganz leicht, ganz nebenbei auf ihrer Hüfte. Da wo zwischen Top und Rock die Haut frei liegt. Ganz kühl jetzt, nach der Dusche. "Mensch, jetzt muss ich aber. Wegen nächster Woche alles klar?" "Ja, ja, sicher, wie immer, vergiss die Sachen nicht, viel Spaß noch. Falls noch was ist, du kannst ja anrufen, bis dann." Ihre Hand ganz zart auf seinem Arm. Ihre Lippen auf seiner Wange. Ein Abschiedsküsschen. Schon immer eigentlich. Bis nächste Woche. Die Tür fällt ins Schloss. Zurück ins Zimmer. In den Sessel. Weiterdösen. Die Augen zu. Sie setzt sich zu ihm auf die Lehne, den Rock hat sie im Bad gelassen ...


Kommentare

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libra53 schrieb am 02.01.2019 um 10:45 Uhr

Armer Mann!

Ist aber besser so.

selena333 schrieb am 04.03.2024 um 22:24 Uhr

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