Nach der Party
Susi wachte ziemlich verkatert in ihrem Zimmer auf. Meine Güte, so ein dummer Traum aber auch, sich in der Disco nackt auszuziehen und so dann Party zu machen... sie musste grinsen.
Doch als sie die Bettdecke beiseite schlug, verging ihr das Grinsen schlagartig: was da zu sehen war, waren Haare über Haare, so als hätte ihr Körper noch nie einen Rasierer gesehen. War das womöglich gar kein Traum?
Auf ihrem Schreibtisch lag ein Flyer, auf dem eine junge Frau in flottem Discodress in die Kamera lächelte, darunter stand: Bin ich schön?
Sie blätterte um. Auf der nächsten Seite war die selbe Frau splitternackt, dafür mit einer erstaunlich dichten Behaarung zu sehen, beschriftet mit "Jetzt auf jeden Fall!"
"Um natürliche und wahre Schönheit zu promoten, wurde die Initiative Absolut Naturist ins Leben gerufen. Willkommen in einem neuen Lifestyle ohne überflüssiges Beiwerk. Durch unser neuentwickelte Mixtur hat sich deine Haut- und Haarstruktur vom Hals an abwärts grundlegend verändert. Die Anfälligkeit für Temperaturen wurde dahingehend modifiziert, daß sich nun sehr hohe und auch sehr niedrige Temperaturen problemlos ohne Schutzbekleidung aushalten lassen - trotzdem wird beispielsweise Schnee weiterhin als kalt oder heißer Asphalt als warm wahrgenommen. Außerdem hat sich das Wachstum der Körperhaare vervielfacht. Wenn Du schon nackig bist, dann wenigstens mit Stil. Zu deinem neuen Look gehört ebenfalls, daß durch die gesteigerte Robustheit deiner Fußsohlen diese sehr schnell eine dunkle Färbung annehmen, die sich nicht mehr entfernen läßt.
Du fragst dich nun: Warum gerade ich? Wir können leider noch nicht allen Frauen zu wahrer Schönheit verhelfen, aber wir können durch ausgewählte Naturgirls eine breite Akzeptanz schaffen, darum werden wir ca. 25 % der Frauen zwischen 18 und 35 dauerhaft von jeglichen Modeströmungen ausschließen.
Um nach außen zu repräsentieren, daß du begeisterte absolute Naturistin bist empfehlen wir dir, auch auf Make-Up, Haarfärbemittel und sonstige Kosmetik zu verzichten - doch dies bleibt weiterhin dir selbst überlassen."
Auf der letzten Seite waren dann einige Fotos von glücklichen jungen Frauen, die so dankbar waren, sich endlich keine Gedanken mehr über Klamotten oder Rasur machen zu müssen.
Susi zerknüllte den Wisch und warf ihn in die Ecke. Auf ihrem Schreibtischsessel lagen ihre Sachen, die sie sich heute nacht so eifrig vom Leib gerissen hatte. Vielleicht war ja die Wirkung dieses Teufelszeugs schon verflogen, sie griff nach ihrem String. Puh, wie unangenehm sich der schon anfühlte. Sie zog ihn an und die edle Seide scheuerte, als würde es sich um grobe Wolle handeln. Nein, das ging einfach nicht.
Ihre Netzstrumpfhose war vielleicht noch tragbar, das war ja soo wenig Stoff - aber selbst dieses Minimum an lockeren Maschen brannte wie Feuer auf der Haut. Aus, vorbei! Ihre Klamotten hatten nur noch Museumswert! Sie öffnete ihren Schrank und hatte Tränen in den Augen. Sollte es das tatsächlich gewesen sein. Der Spiegel an der Innenseite der Schranktüren zeigte einen wohlgeformten schlanken Körper mit einem Paar hübscher Brüste, aber das würde auf Dauer doch furchtbar langweilig werden.
Letzter Versuch, dachte sie und setzte eine schwarze Baseballcap auf - und nichts passierte. "Na wenigstens ein Rest an Coolness..." atmete Susi auf. Nachdem sie geduscht hatte, setzte sie sich mit einer Schüssel Müsli vor den Fernseher.
Die hatten das tatsächlich durchgezogen: in beinahe jeder größeren Stadt hatten sich die Frauen ausgezogen, quer durch alle Schichten und Berufsgruppen, ca. 25 %. Auf einem Musiksender wurde fragte die nackte Moderatorin eine Girl-Group, wie sie jetzt ihre Bühnenshow gestalten wollten, wo doch für zwei Mitglieder jetzt die Kostüme wegfallen würden. In Straßeninterviews meinten einige Männer, es sei schade, daß ihre Frauen / Freundinnen nicht ausgewählt wurden. ein Werbespot meinte, man sollte sich freiwillig bei Absolute Naturist bewerben.
Am interessantesten war ein Bericht, wonach Schulleitungen oder Chefs verpflichtet waren, Textilbefreite gleich zu behandeln.
Inzwischen war es halb zwölf und sie musste eigentlich noch etwas einkaufen, damit sie über das Wochenende was zu Essen hatte. Was soll's, Augen zu und durch! Sie schnappte ihre Handtasche und den Autoschlüssel und verließ die Wohnung. Im Flur war niemand, sie schlüpfte in den Lift und war blitzschnell in der Tiefgarage und im Auto. Sie ärgerte sich, das war doch kein Zustand, es würde sie so oder so jeder sehen, warum also dieses Versteckspiel? Eigentlich war es doch sogar irgendwie geil, nackt im Auto zu sitzen. Wenn nur die Haare nicht wären...
Sie fuhr los, es war ein herrlicher Samstag mit viel Sonne, so daß sie die Scheiben öffnete, laute Musik einlegte und sich fast wie immer fühlte. Barfuß hatte sie viel mehr Gefühl für Gas und Kupplung und der Fahrtwind auf ihrer Haut fühlte sich klasse an. Ihre Nippel wurden hart. Auf dem Parkplatz des Kaufhauses atmete sie tief durch, sie blickte in den Spiegel - ihr Make-up war perfekt und bot einen erotischen Kontrast zu ihrer urtümlichen Haarpracht- und öffnete die Wagentür.
Der Asphalt war heiß, aber auf eine angenehme Art. Sie holte einen Einkaufswagen und genoß die Blicke, die zwischen Geilheit und Ekel schwankten.
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