Schwarzer Samt
Schwarzer Samt
von Patrizia Panther
patriziapanther@gmx.de
„Das traust du dich nicht!“
Sie hatte Recht. Sie hätte Recht gehabt. Aber ihr Tonfall war einfach ein wenig zu schnittig und herausfordernd gewesen. Und wie sie da stand in der Umkleide des Tenniscenters, und halb in dem engen Top steckte, die Hände in den Ärmeln feststeckten, da überkam mich etwas. Seltsames.
Sie hatte mich durch den Squash-Court gejagt und nach Strich und Faden abgezogen. Wir hatten geduscht, und wie sie so war, zu hastig und impulsiv, hatte sie sich in den Ärmeln verheddert.
„Hilf mir! Ich stecke fest!“
Irgendwie war es plötzlich da.
Aus dem Nichts.
Wie ein schwarzes Samttuch. Schwer und weich. Undurchsichtig
Sie sah irgendwie anders aus. Es sah nicht lächerlich aus, wie sie die Arme in die Luft hielt, sie mit den Ärmeln kämpfte, ihr Kopf im Top steckte. Na gut, es sah schon lächerlich aus. Aber da war noch etwas anderes. Ein anderes Gefühl. Es fühlte sich an wie schwarzer Samt.
„Hilf mir doch. Ich bin hier gefangen. Verdammt!“
Es war dieses schwarze samtige Gefühl, das durch meinen Körper pulsierte. Aus dem Nichts gekommen, vorher noch nie gefühlt. Irgendwie schwer. Es verdunkelte mein Blut, ließ mein Herz fester schlagen. Schwerer. Es pochte. Pochte in meinem Leib. Meinem Unterleib.
Wie sie da stand, ich sie beobachten konnte, ohne dass sie mich sehen konnte.
Wie sie zappelte.
Wie ihr blanker Bauch hervorlugte. Weiß und straff.
Ich konnte ihre Muskeln sehen unter der Haut. Über der kleinen Wölbung ihres Bauches. Ihre breiten Hüften bewegten sich zappelig, aber auch bauchtänzerinnengleich im Kampf mit dem Kleidungsstück. Sie war sehr gut in Form, und sie wusste das auch. Wenn sie sich auch immer beschwerte, dass sie Hüften wie ein Brauereipferd hatte und einen zu dicken Hintern. Sie kokettierte. Wenn wir zusammen rausgingen, dann war sie es, nach der sich alle Männer und Frauen umschauten. Und in diesem Moment schaute ich sie an.
Anders als sonst schaute ich sie an.
„Menno, jetzt tu doch was! Ich habe mich gefesselt. Ich bin doch so hilflos! “
Ich musste lächeln und das Gefühl wurde verscheucht durch die Bewegung meiner Mundwinkel. Es war ein scheues Gefühl. Sie stellte sich manchmal so an.
Aber es war kein leichtes Lächeln. Vielmehr ein fieses, böses Lächeln.
Ein dunkles.
Es war nicht nur der sexy Bauch meiner Süßen und ihre Situation. Es waren die Worte, die sie benutzte.
Hilflos, gefangen, gefesselt.
Schwarze Wörter.
Samtige.
Ich saß da auf der Holzbank in der Umkleide des Tenniscenters und sagte nichts. Schaute sie nur an und spürte das Pochen.
Ein neues Gefühl, das nicht passte.
Nicht zu der Location, nicht zu ihren Windungen und dem Zerren ihrer Arme.
Sie war schon ungeschickt.
„Hallo? Bist du noch da?“
Ich war noch da. Und ließ den Samt sprechen.
„Jetzt stell dich nicht so an! Und tanz hier nicht so rum!“
„Na du hast leicht reden. Du bist ja auch nicht überwältigt worden von einem Top. Befreist du mich jetzt? Bitte! Bittebitte!“
Überwältigt, befreien, bitte.
Wusste sie, was sie sagte?
Nein. Es war wohl Zufall und nur dieser Samt, der sich in meinem Hirn breit machte und alles umdeutete.
Ich stand auf mit einem Seufzer, eigentlich nur um ihr zu helfen.
Aber dann hatte ich auf einmal ihre Handgelenke in meiner Hand. In einer Hand hielt ich sie. Über ihrem Kopf unter den Ärmeln. Und ich spürte sie. Spürte Sara, wie sie sich bewegte. Ungeschickt und wackelig.
Während ich da stand. Entspannt und locker.
Ich spürte das Gefälle der Bewegungen zwischen uns. Ihre Anstrengung, meine Leichtigkeit. Sie bewegte sich stärker und ich griff fester zu. Vielleicht unwillkürlich. Vielleicht um ihr Halt zu geben.
Nein, es war etwas anderes.
Ich begann zu verstehen, was es war.
Und Sara unter ihrem Top verstand es auch. Sie sagte nichts. Sie sprach sonst immer. War nicht zu bremsen. Aber in diesem Moment war sie einfach still und kämpfte gegen meine Hand an. Nicht vehement, nicht entschlossen. Natürlich hätte sie sich locker aus dem Griff befreien können. Ich war zwar größer, aber sie war flinker, sportlicher, gelenkiger. Sie drückte ihre Arme auseinander. Ich spürte die Spannung, spürte wie die Sehnen ihrer Handgelenke sich strafften.
Ich spürte, meine Finger.
Die dem Druck stand hielten.
Die sich nicht auseinander biegen ließen.
Die die Kontrolle behielten.
Die stärker waren als ihre Versuche, sich zu befreien.
Es war, als flösse der schwarze Samt von meinen Fingern in sie über.
Wie ein steter, kribbelnder elektrischer Strom.
Keine Ahnung, wie lange diese Situation andauerte. Vielleicht nur Sekundenbruchteile. Es kam mir nachher länger vor, weil so viel durch meinen Kopf ging.
So viele Informationen, die einflossen.
So viele Fragen, die sich stellten.
So viele Antworten, die ich erhielt. Zweifelhaft und vage.
Vielleicht war es nur ein winziger Augenblick, aber es kam mir ziemlich viel länger vor.
Und dennoch zu kurz.
Ich begann den schwarzen Samt ein wenig zu verstehen.
Schließlich sprach Sara.
„Befreist du mich jetzt endlich? Bitte. Bittebitte. Oder wie lange willst du mich noch in dieser peinlichen Lage gefangen lassen, Claudia? Komm schon!“
Es klang spielerisch, neckend. Aber da waren sie wieder. Die Worte. Und noch deutlichere.
Sara hatte den Augenblick verstanden. Ich erkannte irgendwo hinter der Betonung ihrer Worte den bläulichen Schimmer des schwarzen Stoffes.
Ich musste tief einatmen, um meinen schweren Herzschlag zurückzudrängen, der mich nicht nachdenken ließ. Ich brauchte die richtigen Worte, um es nicht kaputt zu machen. Sie mussten leicht klingen und spielerisch, aber auch signalisieren, dass ich sie verstand und weitermachen wollte.
„Wenn du weiter so zappelst, dann lass ich dich hier drin stecken und zerr dich so aus der Umkleide. Das wär ein Anblick!“
Es waren nicht ihre Worte, sondern das erneute vergebliche Sträuben und die Anspannung, viel mehr aber die resignierende Entspannung ihrer Muskeln. Wie jemand, der erkennt, wie nutzlos es ist, sich gegen eiserne Ketten zu stemmen und sich dem Schicksal ergibt. Ihr Seufzer zum Schluss machte das noch einmal deutlich.
„Bitte, ich flehe dich an. Befrei mich!“
„So leicht mache ich es dir nicht.“
Was hier ablief, war uns beiden klar.
Es war ein Spiel.
Mein Herz schlug schwerer. Mein Blut musste dicker fließen in meinen Adern.
Vom Samt verdickt.
„Ach komm, bitte. Was muss ich tun, dass du mich befreist?“
„Zunächst einmal hörst du auf zu zappeln. Sonst zerre ich dich hier echt raus. So wie du bist. Steh still und gerade.“
„Jawohl, Claudia!“
Ihr Körper spannte sich an. Es war der erste Befehl, den ich ihr gegeben hatte.
Und sie befolgte ihn.
Mein Hirn wurde überschwemmt mit Fragen:
Was passierte hier? Was war das? Wie war das entstanden? Wo sollte das hinführen? Was sollte ich als Nächstes tun?
Mir schien, als hätte ich etwas losgetreten, das mich überforderte, das ich nicht kontrollieren konnte. Dabei war ich diejenige, die die Kontrolle hatte. Die Fragen klatschten auf mich ein, wie Wellen in der Brandung. Aber das Wasser war warm und angenehm. Irgendwie erfrischend.
Ich wollte am Liebsten anhalten, wollte die Regeln aushandeln, wollte eine Bestätigung von ihr, dass wir hier das gleiche machten und wollten.
Ich wollte das Ziel definieren.
Ich wollte ihr Einverständnis.
Ich wollte mich versichern.
Aber nichts davon konnte ich haben.
Ich musste weitermachen und mich darauf verlassen, dass ich sie richtig verstand. Dass ich das Spiel ihres Körpers, den Ton ihrer Stimme, die Bewegungen ihrer Muskeln richtig deutete.
Worten waren nutzlos in diesem Moment.
Vielleicht sogar schädlich.
Vielleicht spürte sie meine Unsicherheit, jedenfalls machte sie den nächsten Zug:
„Kannst du mich bitte hier rauslassen? Ich flehe dich an. Was soll ich tun? Ich werde machen, was du sagst. Was ist, wenn jemand reinkommt und mich hier so sieht? Das wäre echt peinlich für mich.“
Diese devoten Worte. Dieses Unterwürfige. Unter dem Griff meiner Hand.
Und sie begann wieder sich zu winden, mit den Hüften zu wackeln, missachtete meinen Befehl.
Ich musste reagieren.
Ich ging ganz nah an sie heran, flüsterte scharf in ihr Ohr, und hoffte, dass sie meinen Atem durch das Top spüren konnte:
„Hör zu, mein kleines Wildpferd! Ich bestimme, wo es hier lang geht und wie es laufen wird. Du hast hier nichts zu fordern. Wenn ich will, bleibst du hier so den ganzen Abend drin stecken.
Und dabei streichelte ich mit dem Zeigefinger über ihren Bauch. Ich spürte die zarte Haut, unter der sich ihre Muskeln abzeichneten.
Ich spürte jede Kurve ihres Körpers.
Dann drehte ich den Finger, dass mein Nagel über ihre Haut glitt, umspielte ihren Bauchnabel, drückte etwas fester. Drohend, als wäre der Nagel eine Klinge.
Scharf und gefährlich.
Sie hielt die Luft an, ihr Bauch zog sich zusammen, die Muskeln wurden hart, wie um sich zu schützen vor einer unbekannten Gefahr.
Sie hielt die Luft an. Ihr Körper zitterte leicht, sie musste ihren Stand ändern, um die Balance nicht zu verlieren.
Meine andere Hand verstärkte den Druck auf ihre Handgelenke.
Mir schlug das Herz bis in den Hals. War ich zu forsch? Wohin sollte das führen? Wohin?
Ich spielte weiter. Ließ sie in dieser angespannten Haltung. Meine Hand umfuhr ihre Taille. Die schlanke Taille, die ich schon immer bewundert hatte. Ich strich über ihren Rücken, folgte seinen Linien bis an den Saum ihrer weißen Jeans. Erfühlte die beiden kleinen Einbuchtungen über dem Steißbein. Links und rechts der Wirbelsäule. Diese kleinen Senken, die so einladend aussahen. Fuhr höher, bis an den Rand des Tops. Wie ein Gewitterschauer zog eine Gänsehaut über ihren Rücken.
Sie konnte ihre Gefühle vor mir nicht verbergen.
„Das scheint dir wohl zu gefallen“ spottete ich mit strenger Stimme.
Sie nickte unmerklich. Als wäre es ihr peinlich.
Meine streichelte weiter.
Sie hätte sagen können, dass ich damit aufhören solle. Sie hätte das alles abbrechen können. Mit einem Wort. Einer Geste.
Sie tat es nicht.
Minutenlang streichelte ich sie. Der Samt in meinem Blut machte mein Streicheln weich und verführerisch. Bis sie die Spannung nicht mehr länger halten konnte und mit einem hörbaren Seufzer ausatmete.
Was passierte hier? Das Pochen in meinem Leib war nicht mehr zu ignorieren. Die Wärme.
Ich musste die Spannung etwas rausnehmen. Lenkte mich ab.
Ich sah mich um. Das kalte grelle Licht der Neonröhren, die weißen Fliesen, der Geruch nach Schweiß und Chlor. All das passte nicht zur Situation. Oben in der Gaststätte des Tenniscenters konnte man gedämpft die Stimmen und das Gelächter einiger Gäste hören.
Was sich hier gerade abspielte gehörte nicht an diesen Ort.
Wir mussten hier raus.
Aber ich konnte Sara nicht einfach das Top über den Kopf ziehen und sie hier rauslatschen lassen. Das hätte die Stimmung kaputt gemacht. Ich wollte den Samt behalten. Er sollte mir nicht entwischen. Aber wie?
Ich lehnte mich an sie mit meinem ganzen Körper. Sie sollte mich spüren. ein wenig so, wie ich sie gespürt hatte, und flüsterte:
„Ich schaffe dich jetzt hier raus, und du kommst mit mir mit! Und du wirst schön artig sein, hast du verstanden?“
Es war relativ lahm, das war mir klar und Sara wohl auch.
„Und was, wenn ich nicht will? Wenn ich nicht mit dir mitkommen möchte?“
Meine Drohung war ihr offensichtlich nicht genug. Sie forderte mich offen heraus.
„Dann fessele ich dich halt, und du marschierst gefesselt hier heraus. Dass alle es sehen können, was du für eine unartige wilde Stute bist.
„Das traust du dich nicht!“
Da war es.
Wie gesagt, das Spiel war zu weit gediehen, um es jetzt abzubrechen. Ich hätte mich wirklich nicht getraut, wenn man mir das vorher gesagt hätte. Ich hätte vieles, was passiert war und passieren sollte, nicht geglaubt.
Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Und sie wollte es so.
„Dann werde ich dich zäumen müssen!“
„Dann wirst du das wohl tun müssen!“
Und um zu unterstreichen, wie wenig sie sich durch Worte würde fesseln lassen, begann sie wieder gegen meinen Griff zu rebellieren.
Verdammt, das war schwieriger, als ich gedacht hatte.
Sie war wirklich entschlossen, dieses Spiel zu spielen.
Entschlossener als ich? Nein. Was ich da erfühlt hatte, wollte ich fortsetzen.
Ich sah mich um in der kargen Umkleidekabine, ließ meinen Blick schweifen. Schließlich fiel er auf Saras Schuhe. Segelschuhe mit weißen Schnürsenkeln.
„Also gut, du wilde kleine Stute! Du hast es so gewollt!“
Ich zerrte sie hinunter, bedeutete ihr, sich hinzusetzen, was in ihrer Position nicht ganz einfach war und ihr einige Schwierigkeiten bereitete.
Dann zog ich ihre Handgelenke bis auf den Boden, was zur Folge hatte, dass sie sich ziemlich beugen musste. Ich war mir sicher, dass das keine angenehme Haltung war, ihr vielleicht sogar einige Schmerzen bereitete. Aber sie beschwerte sich nicht. Mit einer Hand hielt ich immer noch ihre Handgelenke, mit der anderen zog ich die Schnürsenkel aus ihren Schuhen. Einhändig war das zunächst nicht ganz einfach, aber schließlich gelang es mir. Dann zog ich ihr die Ärmel des Tops so weit hinunter, dass ihre Hände wieder frei waren, nur um die Handgelenke einen Augenblick später wieder zusammen zu fesseln mit einem der Schnürsenkel.
Den anderen band ich wie eine Leine an dem anderen fest.
Sie hätte sich locker befreien können. Es wäre ein Kinderspiel gewesen.
Sie tat es nicht.
Jetzt war sie wirklich gefesselt.
Ich setzte mich zu ihr auf die Bank, rückte nah an sie heran und hauchte ihr ins Ohr:
„Das hast du jetzt davon, meine kleine wilde Stute. Du hast es so gewollt. Du siehst, ich meine es ernst.“
„Und wie soll ich jetzt hier rauslaufen, ohne Schnürsenkel in den Schuhen?“
In ihrer Stimme schwang ein wenig Unsicherheit mit. Sie hatte wohl nicht erwartet, was ich getan hatte, wohl nicht geglaubt, dass ich sie wirklich fesseln würde.
„Tja, daran hättest du früher denken sollen!“
Mir gefiel das Spiel.
„Ich werde dich jetzt dein Top richten, und dann gehen wir beide hier raus. Und du wirst ganz artig sein. Verstanden?“
Sie wollte etwas sagen, aber ich legte ihr nur den Zeigefinger auf den Mund und machte:
„Schhh, du hast jetzt gar nichts mehr zu sagen. Du sprichst nur noch, wenn du gefragt wirst. Hast du verstanden?“
Sie nickte, und ich konnte spüren, wie sie unter dem Top leicht die Lippen spitzte um meinen Finger zu küssen.
Und mir lief ein Schauder über den Rücken.
„Sehr schön. Kein Wort mehr, verstanden?“
Sie nickte.
Ich stand auf und zerrte sie etwas unsanft an der Schnürsenkelleine auf ihre Füße.
„Dann werden wir dich mal richten. Du siehst ja lächerlich aus.“
Ich kann nicht sagen, dass ich sonderlich sanft war, als ich ihr das Top über den Kopf zog. Eher so wie eine Mutter genervt an der Kleidern ihrer unartigen Tochter herumzerrt.
Zum ersten Mal, seit wir unser Spiel begonnen hatten, blickte ich in ihre Augen.
Sie waren noch nie so gewesen.
So braun.
So groß.
So anders.
Zart, unsicher, samtig.
Am liebsten hätte ich sie sofort geküsst. Auf der Stelle.
Hätte sie an mich gedrückt, hätte ... –
Aber so lief das Spiel nicht, und ich erkannte, dass meine Rolle Disziplin verlangte.
Ich blickte sie an. Meine Augen hart, reglos, inquisitiv. Ich blickte nicht, ich starrte. Auf sie herab.
Und sie schmolz.
Unter meinem Blick.
Wurde kleiner.
Die Ironie und das Kecke, das eben noch ihr Handeln bestimmt hatte, war verschwunden.
Mein Blick hatte es exorziert. Dafür war kein Platz mehr.
Nicht an diesem Abend.
Himmel, wie fühlte sich dieser schwarze Samt an!
Edel und erhaben.
Es würde peinlich für sie werden. Die gefesselten Hände konnte sie vielleicht kaschieren, wenn sie sie dicht an ihrem Körper hielt. Wer nicht genau hinsah, würde es nicht bemerken. Aber in Schuhen ohne Schnürsenkel zu laufen würde die Aufmerksamkeit auf sie richten. Sie würde die Füße über den Boden schleifen lassen müssen.
Wie würde sie sich dabei fühlen?
Ein Lächeln flog über meine Lippen. Der Weg bis zum Auto. Sie würde den jetzt an ihrem geistigen Auge vorbei laufen lassen. Dachte an die Schwierigkeiten, die Treppe hoch in den Gastraum steigen zu müssen. Durch das Lokal zu laufen. An den Tischen vorbei, wo die Gäste saßen. Und das Restaurant war um die Zeit gut gefüllt. Dachte daran, die schwere Glastüre aufmachen zu müssen und zum Parkplatz zu laufen.
Es würde ihr so peinlich sein!
Aber Sara hatte es so gewollt.
Und ich hatte noch nicht genug.
Ich war im Rausch des schwarzen Stoffes und wollte noch mehr.
Dieser Gang sollte zu einem werden, den sie so schnell nicht vergessen würde.
Ich trat einen Schritt näher, in ihren Bereich, drohend und flüsterte, während ich sie eindringlich ansah mit stählernen Augen:
„Schatz, du hast dich mit jemandem angelegt, der nicht so harmlos ist, wie du glaubst. Jetzt musst du das auch durchstehen.“
Kleine Pause.
„Mir ist durchaus aufgefallen, wie du die ganze Zeit mit deinen Hüften geschwungen und deinen super trainierten Bauch rumgezeigt hast. Du bist ziemlich stolz drauf, was?“
Sie regte sich nicht, und ich zerrte an der Leine, um eine Reaktion zu bekommen.
Sie nickte beschämt.
„Dann zeig ihn doch auch.“
Damit zog ich ihr das Top hoch, schief, dass ihr Bauch für jeden zu sehen war. Das war keine große Geste, aber es würde dazu beitragen, dass man sie beachtete. Während ich so an ihr herumzupfte, kam mir noch ein anderer Einfall.
Ein fieserer.
Sara hatte für meine Begriffe nervig oft darauf hingewiesen, dass ihr, seit sie ihr Fitness-Training intensiviert hatte, all ihre Hosen zu weit geworden waren.
Sie hatte eine tolle Figur, das konnte jeder sehen, aber sie musste das nicht noch immer so platt erwähnen. Mit einer lässigen Handbewegung und einem süffisanten Lächeln öffnete ich den Knopf ihrer Jeans.
„Wollen wir doch mal sehen, ob dir die Hosen wirklich alle zu weit geworden sind! Ich würde gerne sehen, ob sie rutscht.“
Für einen Augenblick sah ich Entsetzen in ihrem Blick. Damit hatte sie nicht gerechnet.
War ich zu weit gegangen?
Aber was konnte schon passieren? Die Jeans würde ihr nicht bis auf die Knie rutschen. Sie würde nur ein wenig breitbeiniger laufen müssen, und zur Not könnte sie mit ihren gefesselten Händen die Hose auch oben halten. Im schlimmsten Fall würden die Gäste komisch gucken. Aber das wollte ich ja.
„Hast du damit ein Problem?“
Ich mochte den schneidigen, herablassenden Ton in meiner Stimme.
Sie sah mich an, bis mein Blick sie erdrückte, sie die Augen senken musste und leicht den Kopf schüttelte.
„Gut, dann wäre das ja geklärt.“
Sie nickte wieder. Fast unmerklich.
„Dann können wir uns ja auf den Weg machen. Du packst jetzt noch unsere Sachen zusammen und dann können wir!“
Eigentlich hatte ich das selbst machen wollen, aber es wäre viel lustiger, sie das machen zu lassen mit ihrer eingeschränkten Bewegung.
Mit gefesselten Händen.
In Schuhen ohne Senkeln.
Mit rutschender Hose.
Ich setzte mich auf die Bank und sah ihr zu mit einem spöttischen Lächeln.
Wie sie sich abmühte.
Ungewohnte Bewegungen machen musste in ihrer unangenehmen Lage.
Und sie hatte sich verändert.
Sie war vollends unterwürfig.
Keine Neckereien mehr.
Keine Herausforderungen mehr.
Keine Respektlosigkeiten mehr.
Als sie schließlich fertig war, stand ich auf, nahm unsere beiden Taschen und sagte:
„Ich trag das Gepäck. Deinen tollen Körper brauchst du ja nicht zu verstecken. Du gehst vor!“
* * *
Als wir im Auto saßen sah ich sie an. Sara hatte den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände im Schoß, wand die Handgelenke ein wenig.
War ich zu weit gegangen? Hatte ich sie zu sehr gedemütigt? Hatte ich den Bogen überspannt? War es mit mir durchgegangen? Was sollte ich machen?
Ich entschied, in meiner Rolle zu bleiben.
„Das war doch gar nicht so schlimm, fandest du nicht auch?“
Die Ironie war schneidend.
Die Frage war ein Test. Ich hoffte, dass sie meine Unsicherheit nicht mithörte. Sie könnte jetzt alles beenden. Ein Wort würde reichen. Ich könnte es ihr nicht verdenken.
Ich muss zugeben, mein Herz hatte ebenso gepocht wie ihres, und ich war mir sicher, dass in unser beider Herzen nicht nur das Adrenalin kochte, sondern auch die Endorphine.
Ich hatte sie gezwungen, sich zu demütigen. In einer Art und Weise, wie ich es selbst nie mit mir hätte machen lassen.
Diese Geste, die Sara mir gegeben hatte, war mir ein Mysterium. Warum ließ jemand so etwas mit sich machen? Die nächste Frage wäre, warum ich so etwas machte? Warum ich jemanden in solch eine Lage gebracht hatte? Warum ich daran Spaß empfunden hatte. Jemanden zu demütigen. Nein, Spaß war das falsche Wort.
Lust.
Mir wurde klar, dass dieser Samt so pechschwarz war, bis in meine Seele glänzte.
Sie sagte nichts.
Schüttelte nur leicht den Kopf.
Wie es ihrer Rolle gebührte. Sie war noch drin. Ich sah sie an. Ihre Haltung hatte sich immer noch nicht geändert. Sie war demütig wie in der Umkleide.
Haderte nicht mit ihrem Schicksal, beschwerte sich nicht.
Ein Wort, eine Geste und ich hätte alles abgebrochen.
Sie kam nicht. Das Spiel ging weiter.
Eine Welle der Erleichterung schwappte über mich.
„Wir fahren zu mir. Aber ich kann nicht sehen, wie deine Hände da in deinem Schoß rumkneten. Was machst du da? Ich will das nicht. Nimm mal schön die Hände hinter die Kopfstützen.“
Ich wollte, dass sie spürte, wer das Sagen hatte.
Sie gehorchte. Hob die gefesselten Arm über den Kopf und hinter die Kopfstütze.
Und wieder war sie schutzlos, konnte ihren Oberkörper nicht beschützen. Ich reichte hinüber zu ihr, strich über ihren Bauch, der sich wieder versteifte, der immer noch so wunderbar weich und darunter so straff und hart war.
Gott, wie mich das anmachte!
Dieses Pochen war zurück.
In meinem Unterleib.
Der schwere Samt.
Am liebsten hätte sich sie jetzt und hier vernascht.
Meine Güte, wie konnte man nur so scharf in einem alten Opel Corsa sitzen?
Wie konnte man so scharf sein?
Wie sie?
Aber ich hielt mich zurück. Nahm mir Zeit, sie zu streicheln. Wie, wo und so lange ich es wollte.
Ich war trunken von ihr. Berührte sie. Forschend.
Immer wieder kam ich in die Nähe ihrer Brüste. Doch ich berührte sie nicht.
Nicht, weil ich nicht wollte oder mich nicht traute, sondern weil ich fühlte, dass sie es wollte.
Sie hielt den Atem an, wenn ich in die Nähe ihrer Brüste kam. Sie bog das Rückgrat durch. Nur ein wenig, fast unmerklich, aber ich merkte, wie sich ihr Körper anspannte.
Sie bot sich meinen Fingern an.
Konnte es nicht erwarten.
Reckte sich ihnen entgegen.
Aber so schnell sollte sie nicht bekommen, was sie wollte.
„So, dann wollen wir mal. Aber erst müssen wir dich noch anschnallen.“
Natürlich hätte sie sich auch selbst anschnallen können, aber ich wollte sie noch ein wenig aufreizen. Also lehnte ich mich zu ihr hinüber, etwas weiter, als notwendig gewesen wäre, nahm den Gurt, fummelte damit etwas mehr, als notwendig gewesen wäre, herum und stellte sicher, dass mein Oberkörper ihren berührte, und dass sie meine frisch gewaschenen Haare roch. Ich zog den Gurt eng an ihrem Körper vorbei und klickte ihn ein.
Dann startete ich den Wagen und fuhr los.
* * *
Was mich an der ganzen Sache am meisten irritierte, war, wie sehr es mich angemacht hatte. Hinter ihr her zu laufen. Mit einem maliziösen Lächeln tief eingebrannt auf dem Gesicht. Alle Schwierigkeiten, die sie haben musste, mit Genugtuung hinnehmend. Darauf zu hoffen, dass irgendwer bemerkte, was hier los war. Vielleicht die vier Typen mit ihren Bierwampen, die vorher bestimmt keinen Sport betrieben hatten und laut lachten und Bier aus großen Humpen tranken.
Was für ein Schauspiel das gewesen wäre. Sie hätten mit den Fingern auf sie gezeigt. Sie hätten geprustet und gelacht. Sie hätten ihr blöde Sprüche gedrückt.
Und ich hatte daran Spaß. Das war doch irgendwie krank.
Oder nicht?
Wie Viertklässler auf dem Schulhof, die Mitschüler demütigten, weil die nicht dazu gehörten. Mobbing. War es das? Nein, sicher nicht. Das passte alles nicht.
Macht und Lust.
Eine Kombination, die ich zuvor noch nie gekostet hatte.
So wie Schokolade mit Chilipfeffer.
Ich machte mir schon ein wenig Sorge über meine Gemütslage. Meine Gehässigkeit. Meinen Spaß an der Demütigung dieser tollen Frau, die ich noch gar nicht so lange kannte.
Es war schon peinlich gewesen, wie sie durch die Umkleide geschlurft war, die Treppe hinauf. Langsam, krampfhaft bemüht, nicht aufzufallen und auf der andere Seite ihre Hose am Rutschten zu hindern, was sich gegenseitig ziemlich ausschloss.
Aber sie machte das ganz gut. Niemand merkte etwas. Bis auf die Kellnerin, die plötzlich vor ihr stand.
So eine Blonde, die noch nicht lange dabei war.
Wir hatten schon über sie gelästert, weil sie die viel zu blonden Haare zu streng zu einem Dutt zusammengebunden hatte. Sie hätte damit in einen neumodischen Gourmetladen gepasst, nicht aber in das Restaurant eines Tenniscenters.
Die stand jedenfalls plötzlich vor ihr.
Mit vier Tellern. Jägerschnitzel, Wienerschnitzel, zweimal Zigeunerschnitzel.
Sara war so mit sich beschäftigt gewesen, dass sie es nicht gemerkt hatte, wie sie der jungen Frau den Weg versperrte.
Die stand da, erst ein wenig genervt, beide Hände voll, ein Bein angewinkelt, dass der etwas zu kurze schwarze Rock Falten warf und ihre Hüften betonte.
Fast ein wenig lasziv. War das ihre Masche, mehr Trinkgeld zu kassieren?
Aber mein Verstand war so sexuell aufgeheizt, es konnte auch sein, dass ich einfach zu viel interpretierte.
Sie musterte Sara.
Sah die fehlenden Schnürsenkel.
Sah, dass Sara damit gefesselt war.
Ich konnte es in ihrem Blick erkennen.
Ich wusste nicht, wie sie sich das zusammenreimte, aber sie suchte Saras Blick. Doch die merkte es erst nicht. Als sie es dann mitbekam, dass sie gemustert wurde von dieser Kellnerin, über die wir schon gelästert hatten, und deren strenges Aussehen in dieser Situation eine ganz andere Bedeutung erhielt, da war es ihr peinlich. Sie starrte auf den Boden, wand sich ein wenig, als wollte sie im Boden versinken.
Als Sara an ihr vorbei gegangen war, sah sie mich an.
Fragend, vielleicht ein wenig anklagend. Ob sie wusste, was wir hier trieben? Sah ich den Hauch eines süffisanten Lächelns? Fast wurde es mir auch ein wenig peinlich. Aber ich wischte den Gedanken beiseite. Das passte nicht hierher.
Ich ging an ihr vorbei und hörte, wie sie mit klackernden Absätzen an den Tisch ging und die vier Schnitzel servierte.
Als ich mich umdrehte an der Glastür, weil Sara mit ihren gefesselten Händen Schwierigkeiten hatte, diese zu öffnen, da stand sie vor der Theke und beobachtete Saras Versuche, die Tür zu öffnen. Unsere Blicke trafen sich wieder für einen Augenblick. Ich konnte ihre Blicke nicht deuten. Mysteriös.
* * *
Wir fuhren zu mir. Einerseits ignorierte ich Sara auf der Fahrt, sprach nicht mit ihr, sah sie nicht an. Auf der anderen Seite hatte ich meine rechte Hand locker auf ihrem Oberschenkel liegen. So wie Typen das bei ihren Freundinnen machen. Mal streichelte ich über ihr Knie, mal ließ ich die Hand ihren Schenkel hochfahren, ließ sie auch mal zwischen ihren Schenkeln verschwinden. Aber nur kurz. Und ich berührte sie nicht im Schritt. Überhaupt waren meine Bewegungen beiläufig. Ein wenig gelangweilt. Ich wollte sie nicht anheizen. Es war mehr so ein Streicheln aus Langeweile, zumindest sollte es so wirken. Wie man seine Katze beiläufig streichelt, während man ein angeregtes Gespräch führt. Abwesend.
Wenn ich abbiegen oder blinken musste, nahm ich die Hand weg ans Steuer, wenn ich sie zum Fahren nicht mehr benötigte, legte ich sie wieder auf ihren Schenkel. Ich wollte den Eindruck erwecken, als wäre sie für mich etwas Belangloses.
Aber ich war mir sicher, dass sie jede Bewegung meiner Hand, jedes Streicheln genau registrierte.
Bis in meine Fingerspitzen.
Sie sollte nicht zur Ruhe kommen.
In ihren Gedanken an mich gekettet bleiben.
Aber natürlich ging es mir nicht anders. Mein Desinteresse war nur gespielt. Schlecht gespielt. Ich brodelte. Und das merkte sie bestimmt auch.
Wie konnte es dazu kommen? War das wirklich alles Zufall gewesen? Diese Situation und ihre Worte, die diesen schweren Stoff heraufbeschworen hatten. War das alles einfach so gekommen? Konnte das sein? Mir kamen Zweifel. Hatte sie was damit zu tun? Hatte sie mich da hineingezogen? Machte sie so was häufiger? War ich verführt worden, sie zu dominieren? Ging das? Hatte sie mich manipuliert und nicht ich sie? Stand sie auf so was? Stand ich auf so was?
Ich kannte Sara noch nicht lange. Vor ein paar Monaten war sie in meine Abteilung gekommen. Wir hatten uns recht schnell angefreundet. Ganz normal. Ich wusste nicht, dass sie auf Frauen stand. Ich hatte zwar schon mal was mit einer Frau gehabt, aber das war schon lange her. Es war nett gewesen, aber irgendwie, ich weiß nicht, war es auseinander gegangen, und ich hatte einen ziemlich netten Freund gefunden. Dieses Frauending hatte ich als Phase abgetan, und irgendwie war mir das auch ganz recht. Ich musste nicht unbedingt lesbisch sein. Das war mir zu kompliziert und mit dieser ganzen Homosexuellenbewegung musste ich auch nicht unbedingt was zu tun haben. Ich war dafür zu konventionell, zu spießig - und die waren mir zu egozentrisch. Look at me. I’m schwul! Das musste ich nicht haben.
Wie auch immer.
Aber wie konnte das sein, dass aus einer solch harmlosen Situation so eine erotische Spannung entstehen konnte? Konnte es das einfach so? Hatte sie mich da hinein gelockt?
Das würde erklären, warum sie mich so provoziert hatte und die Demütigungen so anstandslos akzeptiert hatte. Warum sie so willig gehorchte. Als hätte sie dieses Spiel schon einmal gespielt. Wenn das so war, dann würde sie noch mehr akzeptieren als ich zu verlangen beabsichtigt hatte. Stimmte das?
Sie war so still, sagte nichts. Ich hatte ihr das befohlen, okay, aber das war nicht ihre Art. Sie plapperte und brabbelte sonst, dass es mir manchmal zu den Ohren rausquoll. Und jetzt? Hielt sie sich strikt an eine Order, die ich ohne Hintergedanken einfach so ausgesprochen hatte.
Die Straßenlaternen ließen beständig ihr Licht über sie gleiten. Hell. Dunkel. Hell. Dunkel.
Ich musterte Sara. Wie das Licht über ihren Körper fuhr. Für eine Sekunde. Um sie dann wieder in Dunkelheit zu tauchen. Es enthüllte bei jedem Streifen ein neues Detail. Für einen Bruchteil.
Wie sie da saß.
Aufrecht.
Angespannt.
Das Licht, das über sie streichelte.
Die Brüste, die durch ihre strenge Körperhaltung aufgerichtet waren.
Der gesenkte Kopf.
Sie war wunderschön.
In dieser devoten Haltung.
Ich hätte nie gedacht, dass man so erotisch in einem Auto sitzen konnte. Und das, ohne etwas zu tun. Sie saß da, still und reglos. Für mich saß sie da und wartete. Wartete, was ich mit ihr anstellen würde. Was würde ich mit ihr anstellen?
Wieder war der Samt da.
Was war das nur? Was machte sie mit mir?
Ich war besessen.
Trunken von ihrer demütigen Schönheit.
Ich konnte es nicht erwarten, mit ihr allein zu sein.
* * *
Ich fuhr in die Tiefgarage, stellte den Wagen ab und gab ihr knappe Befehle:
„Steig aus“, „Folge mir“.
Sie hatte einige Mühe, den Gurt zu öffnen und auszusteigen mit den gebundenen Händen. Die Haltung war wohl nicht ganz bequem gewesen. Aber sie beschwerte sich nicht. So sollte es sein.
Ich schloss meine Wohnung auf. Glücklicherweise hatte ich heute noch aufgeräumt. Von einer Domina erwartete man nicht, dass sie in einem Saustall lebte.
Ich hielt in Gedanken inne. War ich das? Eine Domina? Nein. Das Wort schmeckte schal, abgegriffen. Nach Schmuddel. Lack und Leder und billigen Posen. Ruf mich an!
Aber ich dominierte Sara. Zu was machte mich das?
Mein Herz klopfte. Klopfte ihres auch? Sicherlich. Mehr als meines? Ich wollte es.
Die Zweifel nagten an mir. Ich wollte die Herrin sein. Nicht die im Korsett mit schwarzen Netzstrümpfen.
Ich wollte diejenige sein, die die Kontrolle hatte.
Ich wollte, dass Sara aufgeregt war, während ich die Kälte sein wollte. Die Bette Davis oder Marlene Dietrich. Sie sollte die Audrey Hepburn sein. Süß. Verletzlich. Mit den Rehaugen.
Gewissheit brauchte ich und noch mehr das Gefühl der Macht.
Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich in meinen hohen Sessel. Schlug die Beine übereinander und blickte sie kalt an. Musterte sie.
Wieder schmolz sie unter meinem Blick. Verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, wand die immer noch verschnürten Handgelenke.
„Steh still!“
Sie senkte den Blick.
„Und gerade. Sieh mich an!“
Meine Augen fingen ihre ein wie Stahlseile verband uns der Blick.
Unerbittlich.
Ich strich über meinen Oberschenkel. Aber ich fühlte nicht die Jeans. Ich fühlte wieder diesen schwarzen Samt unter meinen Fingern. Weich und schwül.
Mein Gott!
Es war ein Rausch.
Es pulsierte durch meinen Körper, färbte mein Blut dunkel.
Ich sah sie nur an, und sie sah mich an.
Und in diesem Blick steckte alles.
So hatte ich noch nie jemanden angeschaut, und so hatte mich noch nie jemand angeschaut.
Ich suhlte mich geradezu darin. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte sie gewalttätig umarmt und wild geküsst. Hätte meine Hände über sie gleiten lassen. Nicht sanft und zart. Sondern hart und brutal. Wie ein Raubtier. Hätte meine Finger in ihre Haut gekrallt. Dass auch Stunden später noch die Spuren zu sehen gewesen wären. Hätte sie geküsst, bis es weh täte. Mir, aber noch mehr ihr. Ich wollte sie verschlingen. Ich wollte, dass sie litt. Vielleicht büßte. Büßte für diese Anmut und die Schönheit. Für alles, was sie war. Sie erschien so rein und makellos. Wie ein Reh. Wie Audrey Hepburn. Und ich war die Raubkatze. Durchtrieben. Gefährlich. Geschmeidig in meinem Jagdtrieb.
Der Gedanke irritierte mich. Wie ein Rabe, der krächzend über eine idyllische Landschaft fliegt. Wollte ich ihr wehtun? Ich verscheuchte den Gedanken.
„Das ist nicht das erste Mal, dass du so was machst. Habe ich Recht?“
Sie nickte fast unmerklich, als sei es ihr peinlich.
„Du hast das schon öfters gemacht.“
Sie nickte wieder.
„Wie oft?“
„Zwei oder dreimal.“
Es war ein Flüstern.
„Sprich gefälligst lauter.“
Sie wiederholte es lauter, aber mit wackeliger Stimme. Das Flüstern gefiel mir besser.
„Ich mache das hier auch nicht zum ersten Mal.“
Das war gelogen, aber ich wollte nicht die Unerfahrene sein. Aber ich bereute die Worte. Sie waren nicht ehrlich, und das war ein Moment absoluter Ehrlichkeit.
Ich musterte sie lange, zwang sie meinen Blick zu ertragen.
Dann sagte ich:
„Geh in die Küche, in der dritten Schublade findest du ein Küchenmesser. Hol es!“
Sie sah mich an, dann schlurfte sie aus dem Wohnzimmer. Ihr Gang war kleiner als zuvor.
Zusammengesunken.
Erwartungsvoller.
Devoter.
Sie kam zurück, und ich fing ihren Blick wieder ein.
„Schneid deine Fesseln auf!“
Ich hätte sie auch eine Schere holen lassen können, aber irgendwie mochte ich das große Messer mit der langen, glänzenden Klinge besser.
Ich wollte es ihr nicht zu einfach machen. Sie musste sich ein wenig verrenken, um die Klinge so anzusetzen, dass sie sich nicht verletzte. Aber schließlich fielen die Schnürsenkel auf den Boden.
„Gib mir das Messer!“
Ich spielte beiläufig mit der Klinge. Nicht drohend, mehr desinteressiert und verspielt. Samtig halt.
Und dann sprach ich es aus.
„Zieh dich aus.“
Sie zögerte einen Moment. Sah mich an. Ich glaubte, etwas Neues in ihrem Blick zu erkennen. Ihre Augen waren größer geworden.
Ich war gespannt. Wieder die Frage, ob ich zu weit gegangen war. Aber sie hatte zugegeben, nicht die Unerfahrene zu sein, die sie vorgegeben hatte. Ich wollte das Heft des Handelns in der Hand halten. Selbst wenn das bedeutete, dass ich dabei zu stürmisch werden müsste.
„Na los!“
Sie stieg mit kleinen Schritten aus den Segelschuhen. Dann griff sie das Top. Ihr Blick hielt inne, fragend, ob ich vielleicht den Befehl zurücknähme. Ich bedeutete ihr mit einem ungeduldigen Wackeln des Messers, dass sie weiter machen solle.
Sie zog sich das Top über den Kopf und streifte es ab. Diesmal ohne Probleme. Ein weiterer Beweis, dass das in der Tennishalle alles gestellt gewesen war.
Sie öffnete den Reisverschluss ihrer Jeans und diese glitt fast von allein ihre Beine herunter. Als sie heraus stieg, ließ sie für einen Augenblick den Blickkontakt abreißen.
Aber bevor ich sie ermahnen konnte, hatte sie ihn schon wieder hergestellt.
Jetzt stand sie da in Slip und BH und hielt wieder inne.
Dies war der entscheidende Augenblick. Mein Befehl war etwas vage gewesen. Wie ein Test.
Zieh dich aus. Was verstand sie darunter? Wie weit würde sie gehen?
Die Entscheidung lag nicht mehr bei ihr.
Das Pochen in meinem Leib hatte die Entscheidung bereits getroffen.
In meinem Unterleib.
Es lag nicht bei ihr.
Nichts lag mehr bei ihr. Alles bei mir.
Zögernd griff sie den Verschluss ihres BHs am Rücken, als sie erkannte, dass ich sie nicht unterbrechen würde. Sie öffnete ihn und ließ das Kleidungsstück die Arme hinabgleiten.
Ich hatte ihre Brüste schon gesehen. Beim Duschen. Aber jetzt waren sie anders. Ihre Nippel standen hart und aufrecht. Ihre Brüste waren relativ klein, aber wohlgeformt. Ich musterte sie beiläufig.
Es waren auf einmal andere Brüste.
Zum ersten Mal waren es Brüste, die ich gerne gefühlt hätte.
Nippel, die ich in den Mund nehmen wollte.
Rundungen, die ich mit meiner Zunge nachfahren wollte.
Aber es ging nicht um ihre Brüste.
Es ging um den Blick.
Es war dieser Blick, der alles ausmachte.
Der die improvisierten Fesseln ersetzte.
Der eine Verbindung zwischen uns herstellte.
Der meinen Schoß zum Pochen brachte, in Flammen setzte.
Sie hakte ihre Finger in den Slip, wieder zögernd. Dann streifte sie ihn ab.
Und war nackt.
Ich hatte sie schon nackt gesehen. Beim Duschen.
Aber jetzt war es anders. Sie hatte einen schönen Körper. Durchtrainiert, glatt, weich.
Für den Augenblick war es mein Körper.
Welch ein Gefälle der Macht!
Sie stand dort.
Nackt.
Schutzlos.
Verletzlich.
Und ich saß in meinem Sessel. Scheinbar entspannt in meinen Klamotten.
Noch nie war mir bewusst geworden, wie viel Macht in ein paar Stücken Kleidung stecken konnte.
Wie viel machtvoller ich war, nur weil ich mit einer Jeans und einer Bluse bekleidet war und sie keinen Fetzen Stoff mehr an sich hatte, um sich zu verbergen.
Ich sah ihr nicht zwischen die Beine.
Betrachtete nicht das Glitzern zwischen ihren Schenkeln, das sich zwischen ihrer rasierten Scham zeigte.
Ich hielt den samtigen Blick.
Hypnotisierend.
Sie legte die Hände mit den Handinnenflächen auf die Schenkel und stand gerade.
Es sah wie ein Ritual aus.
Eines, das sie irgendwo anders gelernt hatte.
Ich wollte das nicht. Sie sollte meinen Ritualen folgen.
„Verschränke die Arme hinter dem Kopf!“
Sie gehorchte.
Ich stand auf.
Trat an sie heran.
Ganz nah.
Mit dem schwarzen Blick.
Kalt und herablassend.
Und in ihren Augen, da sah ich ...
Lust.
Demut.
Hingabe.
Aber ich sah mehr.
Ihr Blick schenkte mir etwas unglaublich Kostbares:
Vertrauen.
Ich sah es.
Sie sagte mir:
Ich gebe mich dir hin.
Tu was du willst.
Ich werde es ertragen.
Ich weiß, dass du es nicht enttäuschen wirst.
Ich schenke mich dir.
Ich lege mich in deine Hände.
So etwas hatte ich noch nie erlebt.
So etwas hatte mir noch nie jemand gesagt.
Weder mit Worten, schon gar nicht mit einem Blick.
Diese Augen.
Diese unglaublichen Augen!
Ich war überwältigt.
Nie hatte ich einen Menschen so sehr geliebt wie in diesem Moment.
Es spülte über mich.
Es pochte nicht mehr in meinem Schoß.
Mein ganzer Körper brannte.
So schwarz.
So weich.
Unendlich.
Unendlich.
Samt.
Meine Knie zitterten.
Ich brach den Blick.
Umkreiste sie.
Musste meine Contenance wiedergewinnen.
Mein Atem ging schwer.
Keuchte.
Es dauerte eine Weile, bis ich es bemerkte.
So sehr pulsierte es in mir.
Aber ich konnte es auch nicht unterdrücken, wollte es auch nicht. Sie sollte wissen, dass ich verstanden hatte, und wie kostbar ihr Geschenk für mich war.
Ich betrachtete ihren Körper.
Die verschränkten Hände, die von ihren braunen Haaren umspült wurden.
Die angespannten Muskeln ihrer Arme.
Den Hals.
Die winzigen, gläsernen Härchen an ihrem Haaransatz.
Die gespannten Schulterblätter.
Den geraden Rücken.
Mit der kleinen Kerbe, die das Rückgrat abzeichnete.
Die breiten Hüften.
Die runden Pobacken.
In diesem Moment gab es keine schönere Frau auf der Welt.
Als ich mit meinem Zeigefinger über den Haaransatz fuhr, schoss wieder eine Gänsehaut über ihren Körper, und Sara verspannte sich vor Überraschung.
Ich fuhr mit der stumpfen Seite des Messers über ihren Rücken, was sie erschaudern ließ.
Die Klinge auf ihrer Haut.
Die matte Reflexion im Metall.
Der Kontrast zwischen Metall und Haut.
Ihre Verletzlichkeit.
Die Wärme ihres Körpers vor der kalten Klinge.
Sie erwärmte die Klinge.
Sie würde sie auch zum Schmelzen bringen.
Verformen. Stumpf machen. So überstrahlte ihre Wärme alles.
Ich streichelte sie.
Jeden Quadratzentimeter ihres Rückens, Mal sanft, dann fordernder. Mein Zeigefinger folgte ihrem Rückgrat. in das Tal zwischen den Pobacken. Ganz leicht folgte ich der Linie, ohne Druck, ohne in sie einzudringen.
Dann verließ ich das Tal, folgte der Rundung ihrer Pobacke am Schnitt zwischen Po und Oberschenkel.
Langsamer.
Ich spürte, wie sie die Luft anhielt, nun, da ich näher an den magischen Ort kam.
Und auch meine Finger zitterten.
Schließlich war ich angelangt, an den geschwollenen Schamlippen.
Ich fuhr langsam darüber, bis mein Finger an eine warme Feuchtigkeit stieß.
Ihre Oberschenkel begannen zu zittern.
Sie musste ihren Stand verändern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Schhh!“ hauchte ich ihr ins Ohr und wurde von dem warmen Geruch ihrer Haare betäubt.
Mit der anderen Hand umfasste ich ihre Taille. Um sie zu stützen im Notfall.
Ich war wie von Sinnen, und sie war es auch.
Was war das hier? So was hatte ich noch nie erlebt.
Und ich konnte es nicht mehr ertragen.
Ich trat vor sie, breitbeinig. Sie sah mich an. Durch das Zittern in ihren Beinen war sie längst nicht mehr in der Lage, gerade zu stehen.
Ein letztes Mal schoss ich einen Blick der Stärke durch sie hindurch.
Ein letztes Mal war ich das Bollwerk der Beherrschung.
Ein letztes Mal nahm ich mich zusammen.
Ein letztes Mal, in dem ich erkannte, was es war.
Macht.
Es war die Macht.
Die Macht, die sie mir gab.
Die sie meinem Blick gab.
Meiner Haltung.
Allem, was ich besaß.
Was ich war.
Es war das Gefühl über sie verfügen zu können.
Mit ihr machen zu können, wonach mir war.
Indem sie sich entkleidete vor mir, hatte sie auch alle Zivilisation abgelegt.
Alle Normen, Konventionen.
Sie war das Reh. Ich war die Raubkatze.
Und sie opferte sich mir.
Meinen Gelüsten.
Meinen Begierden.
Meinen Perversionen.
Indem sie ihren Körper und ihre Seele in meine Hände legte, zeugte sie mir ihren Respekt, ihre Hochachtung.
Nie hatte mir jemand das Gefühl gegeben, so wertvoll zu sein.
So stark.
So mächtig.
So wunderbar.
Nie hatte mir jemand die Möglichkeit gegeben, diese Katze zu entdecken.
Schwarz, geschmeidig.
Mit samtenen Pfoten.
Mit samtenem Fell.
Mit samtenen Bewegungen.
Und tödlich.
Sie hatte sich ihrer Kleider und der Konventionen entledigt. Nun lag es an mir.
Ich ließ los.
Ich ließ mich fallen.
Ich öffnete den Käfig und ließ den Panther heraus.
Ich packte sie.
Umarmte sie.
Presste meine Lippen auf ihre.
Fordernd.
Gewaltig.
Gewalttätig.
Mit einer Hand an der Taille, der anderen an ihrem Kopf.
Meine Zunge drang in sie ein, hart und unnachgiebig.
Und sie reagierte.
Schien mit ihrer Zunge meine abwehren zu wollen.
Ein Kampf.
Erbittert und unnachgiebig.
Und es bestand kein Zweifel, wer gewinnen würde.
Mein Angriff auf sie war so stark, das sie zurückwich.
Einen Schritt nach dem anderen.
Gleichzeitig aber meinen Kuss erwiderte.
Bis ich sie an die Wand gepresst hatte.
Bis sie keinen Ausweg mehr hatte.
Sich meinem fordernden Körper stellen musste.
Meinen Händen, die über ihren ganzen Körper glitten.
Meinen Fingern, die in sie eindrangen und nach kürzester Zeit zum Höhepunkt trieben.
In den warmen See tauchten.
Das weiche Fleisch spürten.
Das ich den ganzen Abend über gequält hatte.
Ohne es zu berühren oder auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Ich drang in sie ein.
Rüde.
Brutal.
Und sie stöhnte dazu.
Stachelte mich nur noch mehr an.
Ich wollte es ihr austreiben.
Das Stöhnen. Ich wollte sie vernichten. Mit meinen Fingern, die immer wieder in sie fuhren.
Tiefer. Tiefer.
Härter.
Schneller.
Aber sie hörte nicht auf.
Das Stöhnen.
Hörte nicht auf.
Wurde nur noch lauter.
Fordernder. Wer war sie, Forderungen zu stellen?
Wer war ich, sie nicht zu erfüllen.
Ich drückte meinen Körper an sie.
Fest. Wollte sie verschmelzen.
Unsere Körper.
Wollte mit ihr eins werden.
Meine Hand flog über sie.
Ihre Brüste.
Ihren Po.
Zwischen die Schenkel.
Ich drückte meine Finger in ihren Mund.
Sie sollte ihre eigene Geilheit schmecken.
Als Anklage.
Sie sollte ihre Schuld schmecken.
Dann wollte ich sie Schmecken.
Ihre und meine Schuld.
Dann brach es aus ihr hervor.
Ich musste sie an die Wand pressen, damit sie nicht zusammensackte.
Alle Energie war in ihren Sch0ß geflossen.
Für ihre Beine hatte sie keine Kraft mehr.
Und als ich sie hörte.
Wie sie stöhnte.
Unkontrollierte Laute ausstieß.
Wie sie in ihrer eigenen Welt der Lust gefangen war.
Wie sie nichts mehr wahrnahm.
Ihre Hände sich in meinen Po krallten.
Mit aller Kraft.
Mit aller Begierde.
Mit allem Schmerz.
In Trance.
Da kam es mir auch.
Explodierte in meinem Schoß.
Bahnte sich seinen Weg.
Schwarz, Samten.
An der Wand gelehnt.
Ekstatisch.
Ich weiß nicht, wie lange wir da standen.
Uns irgendwie gegenseitig stützten.
Beiderseits nicht wussten, was da passiert war.
Wann wir wieder zur Besinnung kamen.
Langsam.
Keuchend.
Stöhnend.
Ungläubig.
Als ich später an diesen Moment zurück dachte,
bekam ich Angst.
Nie zuvor hatte ich etwas Animalischeres entdeckt.
Nie zuvor war ich tiefer in diese Schwärze eingedrungen, hatte meinen Verstand weiter hinter mir zurückgelassen.
Nie zuvor hatte ich den schwarzen Samt gespürt.
In diesem Augenblick aber war ich weiter gegangen.
War zur Pantherin geworden.
In diesem Augenblick gab es keinen Verstand.
Es gab nur animalisches Sein.
Als ich mich ein wenig unter Kontrolle hatte, richtete ich mich auf.
Hielt Sara immer noch umfasst, spürte die kleinen Schweißperlen auf ihrer Haut, ihr schweres Atmen, das ihren Brustkorb hob und senkte. Betrachtete ihre Brüste, die im Rhythmus auf und ab schwangen.
Ich sah ihr in die Augen.
Und lächelte.
Und sie lächelte zurück.
Ich musste aus der Rolle fallen. Es ging nicht anders. So wie in einem Film die unendliche Spannung durch einen kleinen Witz abgebaut wird. So mussten wir ein wenig der Energie hinauslassen.
Und ich musste ihr versichern, nur für einen kleinen Moment, dass das, was ich ‑ was wir gerade erlebt hatten, kein Spiel war. Sondern wahrhaftig.
Sie lächelte zurück.
Erschöpft.
Friedlich.
Warm.
Ich küsste sie wieder.
Sanfter zunächst. Aus Dankbarkeit für ihr Geschenk, ihre Hingabe. Spürte wie weich ihre Lippen waren, wie zart ihre Zunge. Strich über ihr Gesicht. Hielt inne. Sah sie an. Sie hatte die Augen geschlossen. Es dauerte eine Zeit, bis sie sie öffnete. Und sofort war es wieder da.
Das Devote in ihrem Blick.
Das Dienende.
Das Empfangende.
Sie brachte den Samt in mir wieder zum Glänzen.
Ich drückte meine Küsse wieder in sie hinein, bog ihren Kopf zurück, in den Nacken.
Leidenschaftlicher.
Und als ich die Position an der Wand leid war, da zog ich sie weg.
Mit Wucht.
Wir stolperten durch das Wohnzimmer.
Und ich warf sie fast auf den kleinen Wohnzimmertisch.
Die Couch oder den weichen Flokati-Teppich wollte ich ihr verwehren.
Sie sollte das kalte, harte Holz spüren.
Die Raubkatze hatte wieder Besitz von mir ergriffen.
Scheppernd kippte die Vase um. Das Erbstück von Tante Hanna. Von dem alle sagten, dass es nichts wert sei, aber das mir immer so gefallen hatte. Mit einem Klirren zersprang sie auf dem Boden.
„Verflixt!“, dachte ich. Und dann dachte ich an ihre Brüste, an die steifen Brustwarzen, die an die Decke zeigten. Ich strich erst zart darüber, um sie zu stimulieren. Dann presste ich sie hart zusammen zerquetschte sie zwischen meinen Fingern.
Ich fiel über sie her.
Verschlang sie.
Wild.
Ihr Geruch zwischen ihren Beinen in meinen Nüstern.
Ich hätte ihr die Kleider vom Leib gerissen.
Hätte sie noch welche angehabt.
Wühlte mich in ihre Scham, brachte sie zum Höhepunkt.
Ließ sie mich zum Höhepunkt bringen.
Ich zählte nicht wie oft.
* * *
Ich muss gestehen, ich weiß nicht mehr genau, wie es weiterging. Die Details sind mir in all der Ekstase entglitten.
Irgendwann landeten wir auf dem Boden. Wälzten uns in dem weichen Flokati.
Irgendwann entledigte ich mich meiner Kleider. Die Knöpfe meiner Bluse fand ich am nächsten Tag in allen Ecken verstreut. Die Knöpfe der teuren weißen Bluse. Die so richtig viel gekostet hatte. Sündhaft viel.
Ich wachte in meinem Bett auf, als das Sonnenlicht in das Fenster schien. Ich hatte die Rollladen nicht heruntergelassen. Das Licht schien noch kühl von der Morgensonne.
Ich wollte mich aufrichten, aber auf meiner Brust lag ihr Kopf.
Schlafend.
Ich hob meine Hand, berührte ihre Haare.
Vorsichtig, ganz vorsichtig, um sie nicht zu wecken.
Die Wärme ihres Körpers an meiner Seite.
Meinen Kopf richtete ich langsam auf.
Ich wollte ihr Haar riechen. Den schwülen Geruch des Haares am Morgen.
Sie lag da, so friedlich. Wie das Reh. Wie Audrey Hepburn.
Eigentlich mussten mir Tausende von Gedanken durch den Kopf gehen. Doch er war leer. Ich sah nur Sara und dachte daran, wie schön sie war.
Wie schön der Moment war.
Wie schön das Geschenk war, das sie mir gebracht hatte.
Wie schön sie war.
Wie schön ich dadurch geworden war.
Ende
* * *
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