… Das Laufen hat mir gut getan. Der Regen und der Wind haben mir den Kopf frei gepustet. Mein Zorn ist verraucht und ich kann wieder halbwegs klar denken. Nein, wütend bin ich nicht mehr auf die Drei. Nur zutiefst verwundert. Ich frage mich, wer von ihnen diese Schnapsidee hatte, dass wir alle vier einmal miteinander schlafen könnten. Wahrscheinlich war es Claudia gewesen, denn Hendrik schätze ich in dieser Hinsicht als zu bürgerlich-konventionell ein und Tim, ach nein, das ist völlig ausgeschlossen, so schüchtern und zurückhaltend wie er ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass er den Wunsch nach einer Gruppensexparty hat. Und falls doch, warum ist er damit nicht als erstes zu mir gekommen? Aber was soll ich mir darüber den Kopf zerbrechen. Es ist spät und der Tag morgen wird anstrengend und wenn ich eine Nacht drüber geschlafen habe, sieht die Sache vielleicht ganz anders aus.

Donnerstag, 11. 11. 2020

Kenne sich einer mit den Männern aus! Es war Tim, mein schüchterner, zärtlicher, liebevoller, zurückhaltender Tim, der die Idee hatte. Er hat es mir heute Nachmittag gestanden. Ich merkte ihm an, wie ausgesprochen peinlich es ihm war, als er mir zögernd erzählte, dass er Claudia ziemlich scharf fände und es gerne mal mit ihr treiben würde und dass unser Sexleben in letzter Zeit in seinen Augen ein wenig eingefahren sei. Irgendwann wäre er darüber zufällig mit Claudia und Hendrik ins Gespräch gekommen, die ihm sagten, sie hatten auch schon mal daran gedacht, wie es wäre, wenn wir eine Nacht gemeinsam verbringen und die Partner tauschen würden. Gesagt hatte er mir davon nichts, weil er Angst hatte, dass ich mich verletzt fühlen würde und meine Reaktion gestern hätte seine Befürchtung ja bestätigt. Ich musste erst einmal tief schlucken, als ich das alles gehört hatte und habe Tim gesagt, dass ich das erst einmal sacken lassen und in Ruhe darüber nachdenken muss. Vielleicht gelingt es mir ja durch das Schreiben meine Gedanken zu ordnen und zu einer Entscheidung zu gelangen. Tim hat ja Recht, wenn er meint, dass unser Sexleben in letzter Zeit etwas langweilig geworden ist. Ich finde es immer noch schön, wie er mich nimmt, wie er zart und vorsichtig in mich eindringt und mich langsam zum Höhepunkt bringt. Doch mittlerweile kennen wir unsere Körper so genau, dass wir stets im Voraus schon genau wissen, wie der Andere auf unsere Berührung reagieren wird. Das gibt einem natürlich eine gewisse Sicherheit, der Reiz des Neuen, das Prickeln des Unbekannten ist dabei aber nicht mehr gegeben. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch schon mal daran gedacht, wie es wäre, wenn ich mit Hendrik … Ja, ich muss auch gestehen, dass ich damals, als ich Claudia überraschte und sah, wie sie sich streichelte, für einen kurzen Moment den Wunsch verspürte, mich auszuziehen und zu ihr zu legen, um ihren lustvollen Körper zu genießen. Könnte ich mich darauf einlassen, Sex mit Hendrik zu haben und gleichzeitig zuzusehen, wie Tim es mit Claudia treibt? Könnte ich solch eine Situation nicht nur aushalten, sondern auch genießen? Ich weiß es einfach nicht. Verdammt, verdammt, verdammt, warum muss ich alles vorab bis ins Kleinste analysieren und kann mich nicht einfach mal darauf einlassen und es ausprobieren.

Sonnabend, 13. 11. 2010

Wie es ausschaut haben die Drei keine konkreten Vorstellungen, wie unser gemeinsamer Sexabend ablaufen soll. Als wir heute Nachmittag in der Küche saßen und ich sie darauf ansprach, meinte Hendrik nur lapidar, dass wir halt durcheinander vögeln würden. Doch auf so etwas habe ich absolut keine Lust. Ich finde, so etwas muss zelebriert werden, muss etwas Besonderes sein, wenn ich mich darauf einlassen sollte.

Montag, 15. 11. 2010

Ja, ich mache es. Ich habe mich entschieden, es einfach auszuprobieren. Was kann mir denn groß passieren. Wenn die ganze Sache in die Grütze geht, dann haben wir halt mal einen peinlichen und verdorbenen Abend gehabt, was nun auch kein Weltuntergang ist und wenn es klappt, na dann ist doch alles super. Nur, was kann ich dafür tun, dass es ein schöner, sinnlicher Abend wird..

Dienstag, 16. 11. 2010

Eine Idee zeichnet sich am Horizont ab. Noch ziemlich vage und verschwommen, aber je mehr ich darüber nachdenke, umso besser fühlt sie sich an.

Donnerstag, 18. 11. 2010

Ich habe einen Plan und den werde ich umsetzen. Es ist nur blöd, dass ich mit den anderen nicht darüber reden kann, denn es soll eine Überraschung werden. Auch hier ins Tagebuch werde ich nichts schreiben. Ich bin mir zwar sicher, dass Tim niemals hierin lesen würde, aber sicher ist sicher.

Sonntag, 21. 11. 2010

Der erste Teil meiner Vorbereitungen ist abgeschlossen. Ich war übers Wochenende zu Hause gewesen und habe ein paar Sachen geholt, die ich für den besonderen Abend brauche. Meine Eltern waren zwar etwas überrascht über meinen spontanen Besuch, haben sich aber sehr gefreut, mich mal wiederzusehen.

Montag, 22. 11. 2010

Die Sport-AG habe ich heute Nachmittag ausfallen lassen und bin stattdessen mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren und habe eingekauft. Unter anderen drei Einladungskarten aus schönem festen Papier, die mit ihrer hellgrauen Farbe ausgesprochen elegant und edel aussehen. Zu Hause habe ich dann meinen Füllfederhalter genommen, meine schönste Handschrift hervorgeholt und folgenden Einladungstext geschrieben:

Ihr Lieben,

wie Ihr wisst, werde ich am 28. 11. 2010 18 Jahre alt. Mit einer sinnlich-erotischen Nacht würde ich gerne am Sonnabend in diesen besonderen Tag mit Euch hineinfeiern. Ich würde mich über Eure Zusage sehr freuen, seid umarmt, Eure Laura

Dienstag, 23. 11. 2010

Sie haben alle zugesagt, aber ist das so überraschend? Nun gibt es kein Zurück mehr.

Donnerstag, 25. 11. 2010

Herrgott nochmal. Warum kann diese verdammte Schule keine Rücksicht auf eine junge Frau nehmen, die gerade dabei ist, den wichtigsten Abend in ihrem Leben vorzubereiten. Anstatt mir freie Zeit zu gewähren, werden wir von allen Lehrern derart mit Hausaufgaben überhäuft, dass ich gar nicht weiß, was ich zuerst machen soll und dann noch die Vorbereitungen, die ich in aller Heimlichkeit und alleine erledigen muss. Der sinnlich-erotische Abend wird wahrscheinlich so aussehen, dass ich um zehn Uhr vor Erschöpfung eingeschlafen bin und Claudia sich dann alleine mit Tim und Hendrik vergnügen wird.