Weeslower Chroniken VI - 2002 - Festenwalder Zeitung - Sabrina - Überraschung am FKK-Strand


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Weeslower Chroniken VI - 2002 -  Sabrina - Überraschung am FKK-Strand

Festenwalder Zeitung, 11. Dezember 2002 

´Junge -Dichter gesucht´ - Geschichten–Wettbewerb 2002 -  Thema:  `Mein Sommer`

Wir gratulieren Sabrina Patitz (19) aus Rostock

`Überraschung am FKK-Strand`

- 1. Platz der Leser-Wahl -

- 1. Platz der Jury-Wahl - 

 

(M)eine wahre Geschichte - Überraschung am FKK-Strand

von Sabrina Patitz

Dr. Ulf Berg begab sich am frühen Nachmittag noch schnell an den Strand von Warnemünde zu einem kurzen Spaziergang, obwohl noch eine Menge Arbeit auf ihn wartete und er am Abend noch das Treffen mit der jungen „Rapsblüten-Königin“ hatte. Aber er brauchte etwas frische Luft, auch wenn es an diesem Nachmittag für einen Tag End Juni ausserordentlich heiß war.

Daher war der Strand auch für einen normalen Wochentag sehr gut besucht. Als er am Wassersaum des Hauptstrandes angekommen war, zog er seine Schuhe aus. Er ärgerte sich, dass er sein Jackett nicht im Hotel gelassen hatte und zwängte sich heraus. Dann wandte er sich gen Westen, in der Hoffnung, dass es dort weniger voll war.

An jenem Abschnitt, an dem der offizielle Textilstrand immer mehr von einigen Nackten durchmischt wurde, erblickte er auf dem nahe der Düne gelegenen Beachvolleyball-Feld vier Spieler, die um den Ball kämpften, auf der einen Seite zwei junge, gut trainierte Männer, höchstwahrscheinlich Studenten, auf der anderen Seite, ihm zugewandt, ein etwas fülligerer Mann in den Vierzigern sowie ein deutlich jüngeres, recht groß gewachsenes Mädchen mit langen, frei wehenden dunkelbraunen Haaren. Die beiden jungen Männer trugen Badeshorts, der ältere Mann sowie das schlanke, zart gebaute Mädchen dagegen waren splitternackt.

Sein Blick blieb auf ihr haften. Ein äußerst angenehmer Anblick, fand Berg. Derart schöne und gut gebaute Frauen in diesem Alter – sie mochte erst um die siebzehn, achtzehn Jahre alt sein – erwartete er nicht, in natura nackt herumzulaufen zu sehen. FKK war nicht so seine Welt, und er hatte eigentlich schon, als er die ersten Nackten bemerkt hatte, diskret umdrehen wollen. Er selbst war nicht einmal Sauna- oder Thermen-Liebhaber, obwohl er doch gerade in diesem Segment Unternehmer war.

Nun schaute er im Vorübergehen doch etwas genauer hin, magisch von der jugendlichen Schönheit der nackten Spielerin angezogen. Ihm fiel die für die Jahreszeit ungewöhnlich intensive und dabei vollkommen nahtlose Sommerbräune auf. Er wurde abgelenkt, er musste um ein junges Pärchen herumgehen, das ihm im Weg stand, die Frau war oben ohne und ihre Brüste waren sichtlich nachgebesser. Er beurteilte stirnrunzelnd die sichtbaren handwerklichen Fehler und die unglückliche Gestaltung dieser künstlichen Rundungen.

Plötzlich hört er neben sich jemand fragen: „Dr. Berg?“

Er sah zur Seite. Es war das bildhübsche Mädchen, das er eben noch auf dem Beachvolleyballfeld beobachtet hatte. Es war einem Ausball nachgelaufen, und nun stand es direkt vor ihm. Und er meinte, das süße Lächeln wieder zu erkennen, das er nur wenige Stunden zuvor auf dem Foto im Magazin gesehen hatte, das der Rapsblütenkönigin. Er glaubte zuerst an eine Verwechslung, eine reine Wunschvorstellung, kaum wahrscheinlich, sagte er sich im ersten Moment, dass er das Mädchen, mit dem er später noch in der Innenstadt verabredet war, hier und dann in so völliger Nacktheit vorfinden würde. Und sie, so wie Gott sie schuf, auch noch derart atemberaubend aussehen würde.

Doch die dunkelhaarige Schönheit hob den Ball auf, der nicht weit vor seinen Füßen lag, und wiederholte: „Sind Sie nicht Dr. Berg?“  

Und als er überrascht nickte, streckte sie ihm sofort die freie Hand entgegen und sagte freundlich: „Guten Tag, ich bin Sabrina Patitz! Wir haben gestern miteinander telefoniert.“

„Ja. Sehr angenehm! Dr. Berg!“ Er ergriff ihre Hand und fragte. „Wie haben Sie mich erkannt?“

„Ich habe gestern noch diesen Fernsehbericht gesehen, von dem Sie erzählten. Ich wusste eben sofort, dass Sie das sind. Welch ein Zufall! Wie kommen Sie plötzlich hierher“

Er wies mit der Hand in Richtung des am Horizont hoch aufragenden Hotels. „Ich wohne da hinten im Neptun, und ich hatte noch etwas Zeit für einen Spaziergang…“

Sabrina bemerkte, dass er außer dem, was er trug, nichts dabei hatte. „Wollen Sie gar nicht baden?“

Er aber war mit seinen Gedanken gerade woanders, er schüttelte nur den Kopf und sah kurz auf die Uhr, es war kurz nach zwei Uhr. Dann lächelte er sie wieder an: „Nein, nein, dafür hatte ich eigentlich gar keine Zeit eingeplant.“

 

Allzu verlegen schien ihm das Mädchen angesichts seiner völligen Nacktheit nicht zu sein, ganz im Gegenteil. Dass sie den Volleyball mit der einen Hand so wie ein Feigenblatt vor dem Schoß hielt, wirkte zufällig und ganz unbewusst, sie stand in unverspannter Haltung vor ihm und machte keinerlei Anstalten, ihre schönen blanken Brüste zu verbergen, stattdessen hielt sie sich mit der freien Hand eine widerspenstige Haarsträhne ihres Ponys aus dem Gesicht. Eher war er es, den ihre Nacktheit aus dem Konzept brachte.

 

 

Die beiden waren am frühen Abend für eine Art Vorstellungsgespräch verabredet. Berg eröffnete dieser Tage zusammen mit seinem Partner Hans Weber ein exklusives Wellness-Resort im nordöstlichen Brandenburg und suchte noch Personal. Auf die achtzehnjährige Sabrina Patitz aus Rostock war er dabei per Zufall selbst gekommen: Er war im Hotel auf einen Bericht in einem schon etwas älteren Journal aufmerksam geworden. Zu sehen war die Kür der Mecklenburger `Rapsblüten-Königin 2002`. Das hübsche junge Mädchen in dem bemerkenswert kurzen Kleid hatte inmitten der biederen Funktionäre der Landwirtschaftskammer bezaubernd ausgesehen. Sie würde sich bestimmt auch gut im ‚Eden Resort` machen, dachte er sich sofort. Und da im Bericht stand, sie mache gerade Abitur und sie suche noch einen Job oder eine Ausbildungsstelle, gern in der Gastronomie oder in einem Hotel, hatte er sich prompt an das Journal gewandt, sich den Ansprechpartner der Kammer nennen lassen, der ihm bereitwillig die Telefonnummer des Mädchens gab, weil Berg so drängte. Gestern am frühen Abend hatten sie miteinander gesprochen, sie war spontan begeistert gewesen, und da er die ganze Woche über in Rostock war, hatten sie für den folgenden Abend ein Treffen vereinbart.

Und nun stand diese Rapsblüten-Königin plötzlich vor ihm. Nicht in dem sehr kurzen Kleid, auf das er sich insgeheim bereits gefreut hatte. Sondern splitternackt. Und dabei bezaubernd lächelnd.

„Tja, nun…“ meinte er unschlüssig. Diese Mädchen aus dem Osten, ging es ihm durch den Kopf, haben anscheinend wirklich kein Problem mit dem Nacktsein, zumindest am Strand.

 

Doch da baute sie ihm gedankenschnell eine Brücke: „Wollen wir unser Gespräch nicht gleich führen? Wenn Sie schon mal da sind?... - Ich müsste nur schnell den anderen Bescheid sagen…“

Dr. Berg überlegte und kratzte sich nachdenklich an der Stirn. „Stimmt eigentlich, warum nicht gleich? Wenn es Ihnen nichts ausmacht? Wir könnten uns ja ins Foyer des Hotels setzen, dann sparen wir uns den Weg in die Innenstadt.“

Sie nickte fröhlich. „Okay.“

Aber dann schaute er hinüber zum Volleyball-Feld und fügte hinzu: „Entschuldigen Sie, ich wollte natürlich nicht Ihr Spiel unterbrechen! Wollen Sie nicht erst noch zuende spielen?“

Sabrina war nun ganz hin und her gerissen. Immerhin ging es hier um einiges, das, was er ihr in aller Kürze am Telefon erzählt hatte, klang nach einem Traumjob mindestens für die Ferien, mit Aussicht auf einen Ausbildungsplatz im Anschluß, noch dazu in unmittelbarer Nähe von Weeslow, wo ihre Oma wohnte, in einer Gegend mit stillen Seen, tiefen Wäldern und endloser Heide, die sie so sehr liebte. Und der Fernsehbericht über das neue Resort, auf den er sie gestern aufmerksam gemacht hatte und den sie sogleich gesehen hatte, tat sein Übriges, um sie zu begeistern. -  Vielleicht sollte sie ihm zeigen, dass sie ihm selbstverständlich sofort zur Verfügung stünde. - Aber andererseits, wenn er ihr schon so freundlich anbot, wenigstens noch weiterspielen zu dürfen, wollte sie es mit der Dienstbeflissenheit auch nicht gleich übertreiben.

 

Die anderen Spieler riefen nach ihr und dem Ball. Sie drehte sich um und warf ihnen den Ball zu, wandte sich dann, mit der einen Hand gedankenverloren über den Hals streichend, während die andere auf dem Po ruhte, wieder Berg zu, ihm nun gänzlich frei und offen zugewandt, ohne jeglichen Sichtschutz.

Jener ahnte, was in ihr vorging und ermunterte sie: „Wirklich, spielen Sie ruhig weiter!“

Sie war erfreut, dass er es ihr so leicht machte. „Wirklich? Wir brauchen auch höchstens noch zehn Minuten.“ Ihr fiel noch etwas ein. „Ich habe meine Sachen da hinten, ein ganzes Stück entfernt“, sie deutete mit der Hand den Strand entlang in Richtung des sich anschließenden offiziellen FKK-Teils. „Da finden Sie mich bestimmt nachher nicht wieder. Am besten, ich hole gleich, wenn wir fertig sind, meine Sachen, und wir treffen uns dann wieder hier. So in einer Viertel Stunde?“

Er aber wies stattdessen auf den Schatten eines in der Nähe stehenden leeren Strandkorbes, „Oder macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihnen beim Spielen zusehe?“

Sabrina schüttelte fröhlich den Kopf, so dass ihre langen Haare ihr wieder ins Gesicht fielen und sie sie sich mit beiden Händen nach hinten kämmte und im Nacken zusammenhielt. „So toll spielen wir aber nicht, dass sich das lohnt…“

„Ich meinte eher deshalb…“ Mit einem kurzen Blick nach unten wies er auf ihren unverhüllten Leib.

Sie verstand, lächelte ihn lieb an und meinte achselzuckend: „Nun ist auch egal, oder?“ Dann deutete sie mit einem Kopfnicken auf seine Kleidung und lachte: „Sie fallen hier viel mehr auf als ich…“ Schon wandte sie sich um. „Aber wenn Sie schon mal hier sind, dann können Sie uns ja ein bisschen anfeuern!“ Ohne seine Reaktion abzuwarten, eilte sie auf das Spielfeld zurück, wo man bereits ungeduldig auf sie wartete.

 

Berg, Anfang fünfzig, zwar früh ergraut, jedoch sehr attraktiv, mit markanten, männlichen Gesichtszügen, stahlblauen, mitunter jungenhaft übermütig schauenden Augen, einer perfekten, gut trainierten Figur und dem Gardemaß von einem Meter neunzig, ging ein paar Schritte und setzte sich in den Schatten eines leeren Strandkorbes und schaute dem Spiel zu, was ihm die Gelegenheit gab, dieses junge nackte Mädchen, das womöglich seine zukünftige Mitarbeiterin werden könnte, zu studieren, dabei jede ihrer Bewegungen, jede ihrer Gesten, jedes Detail ihres jugendlichen Körpers, ihrer reinen und makellosen Haut eingehend zu betrachten, so nahtlos braun gebrannt an jedem Fleckchen dieses herrlichen Körpers. Besonders faszinierte ihn, dass diese Sabrina Patitz, also Mecklenburgs `Rapsblüten-Königin 2002`, ihren ebenso durchgehend gebräunten Schoß von jeglichen Härchen befreit hatte und dass sie ihren streichelzart glatten, dadurch so unschuldig wirkenden Venushügel mit dem kaum wahrnehmbaren Schlitz darin so offenherzig und gänzlich unbekümmert präsentierte. Dass sich viele junge Frauen untenherum komplett rasierten, klar, das wusste er, aber dass sich eine von diesen so offen damit zeigte… - Dieses `FKK` hat ja auch so seine Vorteile, dachte er grinsend.

 

Derweil baggerte, pritschte und blockte Sabrina mit vollem Einsatz, warf sich den Bällen nach, hechtete in den Sand, rannte kreuz und quer über das Feld, immer am richtigen Platz und immer präzise und genau spielend, technisch versiert und äußerst dynamisch, man sah, dass sie eine großartige Volleyballerin war. Ihr langes, leicht gewelltes Haar hatte sich längst wieder gelöst, es fiel ihr in wilden Strähnen vor die Augen und war ihrer Sicht ständig im Weg, im Sekundentakt wischte sie es sich mit einer flüchtigen Bewegung von der Stirn. Er meinte schon, sie habe ihn ganz vergessen, so sehr war sie während der Ballwechsel auf das Spielgeschehen konzentriert; doch in den Unterbrechungen sah Sabrina sich immer wieder mal nach ihm um, und wenn sich ihre Blicke trafen, lächelte sie ihm fröhlich zu, manchmal winkte sie, wirkte dabei so unbeschwert und natürlich, als würde sie die Tatsache ihrer eigenen Nacktheit überhaupt nicht wahrnehmen.

 

Er konnte derweil gar nicht fassen, was er dort sah. Ihm fiel bei diesem hübschen Mädchen nichts, aber auch gar nichts auf, was ihm nicht gefallen könnte, alles schien ihm perfekt, das gleichmäßige, ausdrucksvolle Antlitz mit den hohen Wangenknochen und den tiefgründigen, dunkelbraunen Augen, dem breiten Mund mit den vollen Lippen, all die Formen und die Proportionen ihres schlanken, schmalen Körpers, die zarten Rundungen und die harmonischen Linien, all das ein reines, unverfälschtes Kunstwerk der Natur. Was für ein süßer, fester Po!, dachte er bewundernd, welch herrlich schmale Taille, welch flacher Bauch, welch wunderbar langen, schlanken, doch nicht zu dünnen, sondern herrlich geformten Beine - und was für perfekte, runde, aufrechte Brüste. Es freute ihn, der Tätowierungen hasste, dass keine davon ihren Körper verunstaltete. Schmuck genug war bereits ihre natürliche Schönheit, die keine Hilfsmittel oder gar Ablenkung brauchte; einzig ein dezentes Piercing im Bauchnabel trug sie als zusätzlichen Blickfang und dazu mit dieser allergrößten Selbstverständlichkeit ihren vollkommen offenbarten blanken Schoß.

 

Nach gut zehn Minuten war das Spiel tatsächlich vorbei, Sabrina und ihr älterer Partner hatten gewonnen und klatschten einander ab, die Spieler verabschiedeten sich voneinander. Er sah zu, wie Sabrina in einer nahegelegenen Strandbar den Ball abgab, dann kam sie auf ihn zu, dabei mit beiden Händen den Sand von Po und Bauch fegend, fragte ihn artig, ob sie noch mal ins Wasser dürfe, sie sei ganz verschwitzt und voller Sand, knotete sich flüchtig die Haare zusammen, lief den Strand hinunter in die völlig ruhig dahinplätschernde See, tauchte kurz unter, wusch sich eilig mit Salzwasser, kam heraus und wies den weiter oben wartenden Dr. Berg, der noch immer im Schatten des Strandkorbes saß, mit dem ausgestreckten Arm den Weg in Richtung ihres Liegeplatzes. Er kam zu ihr hinunter ans Wasser und sie gingen nebeneinander am Strand entlang, vorbei an den vielen Sonnenbadenden. Er lobte ihr Spiel, sie bedankte sich artig. Ab und an grüßte sie jemand, der sie kannte.

„Sie sind wohl öfter hier?“

Sabrina lachte. „Kann man wohl sagen. Dieser Strand ist so eine Art Wohnzimmer für mich.“, erzählte sie ihm freimütig, „Ich komme im Sommer fast jeden Tag hierher, wenn es sonnig und warm ist.“ Und nach einer kurzen Pause ergänzte sie lächelnd: „Falls Sie also nachher gefragt hätten, was ich in meiner Freizeit gern mache: Das hier.“ 

Mit Blick auf die hier nun in überwiegender Mehrzahl herumliegenden Nackten meinte er beinahe entschuldigend. „Ich habe natürlich nicht erwartet, Sie am FKK-Strand zu überraschen.“

Doch Sabrina erwiderte immer noch genauso unbekümmert: „Der FKK-Teil beginnt ja offiziell erst ab hier, das eben war noch der Textilbereich. Aber so genau nimmt das hier am Übergang keiner, hier ist es ziemlich bunt gemischt.“

Er sah sich aufmerksam um und meinte eher zu sich als zu ihr: „Schönes Fleckchen…“

Doch sie hatte ihn gehört. „Ja, finde ich auch.“ Und sehr viel ernster fuhr sie fort: „Vielleicht ganz gut so, dass wir uns hier schon getroffen haben.“

„Warum?“, wollte er wissen.

Sie blieb kurz stehen, wischte sich wieder eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht und sagte dann erstmals fast ein wenig schüchtern: „Na ja… Ich hatte schon die ganze Zeit über einen Kloß im Hals gehabt, wenn ich an unseren Termin heute Abend dachte. Ich bin immer so furchtbar aufgeregt, wenn es um so offizielle Sachen geht. Und ich habe noch nie ein Vorstellungsgespräch geführt. - Da ist es ganz gut, dass mir jetzt keine Zeit mehr zum Nachdenken bleibt.“ Ergänzte sie lachend.

Berg musste grinsen. „Also, dass ich Sie hier aus heiterem Himmel völlig unvorbereitet antreffe und noch dazu splitternackt, macht Ihnen weniger aus als unsere Verabredung nachher?“

Sie nickte und ging weiter. „Ja, schon, irgendwie… Ein wenig seltsam ist das natürlich schon, aber... – Ich hatte auch überlegt, ob ich Sie da hinten wirklich ansprechen soll. Doch dann dachte ich, ehe ich meine Sachen erreicht habe und mir was übergezogen und so, sind Sie ja vielleicht schon über alle Berge.“

„Gute Entscheidung!“ Berg versuchte erneut, seinem schlechten Gewissen Ausdruck zu verleihen: „Aber ich hoffe, ich habe Sie damit nicht in Verlegenheit gebracht.“

Sie lachte wieder: „Sehe ich so aus? Nein, keine Sorge. – Ich Sie etwa?“

„Sehe ich so aus?“ gab er lachend ihre Worte zurück. „Aber im Ernst, so ein FKK-Strand ist für mich… noch etwas ungewohnt.“

Sabrina stutzte. Erstmals überhaupt überkam sie ein Anflug von Unsicherheit. Sie war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass jemand, der ein Thermen-Hotel eröffnete, das mit seinem großen FKK-Gelände am See Werbung machte (ein Punkt übrigens, der sie besonders neugierig gemacht hatte), dass so jemand selbst dem Nacktbaden gegenüber zumindest nahestand. Sie wähnte sich einem Gleichgesinnten gegenüber. Etwa nicht? - „Sie sollten es mal ausprobieren!“ sagte sie vorsichtig.

„Ja, vielleicht. Aber nicht jetzt. Erst die Pflicht, dann…“

„…das Vergnügen. Sie haben recht. Außerdem habe ich für heute auch schon genug Sonne abbekommen, ich bin schon seit elf hier.“

Er meinte anerkennend: „Man sieht Ihnen an, dass Sie oft und gern hier sind - Sie sind schon sehr schön gebräunt für diese Jahreszeit.“  

Das war sein erstes Kompliment, aber es schien untergegangen zu sein, denn sie bog plötzlich im rechten Winkel vom Ufer ab, einen mit Plastikpaletten belegten Steg hinauf. „Hier entlang bitte!“

Er folgte ihr. Als er aufgeschlossen hatte, kam das nackte Mädchen doch auf seine Bemerkung zurück: „Schön braun? Ja, geht. - Der Nebeneffekt am FKK ist ja, dass man nicht überall diese hässlichen Bräunungstreifen hat. Die hasse ich.“

Er riss sich zusammen, um jetzt nicht auf ihren so schön durchgehend gebräunten Körper zu schauen, und nickte nur.

Nun schlug sie querab den Weg ein mitten hinein zwischen die vielen Decken und Luftmatratzen und Handtücher, die mit nackten Menschen belegt waren. Er hielt plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht inne: „Verdammt, ist das heiß!“ meinte er und flüchtete sich schnell in den Schatten des Vordachs eines kleinen Eisstandes.

Sabrina entschuldigte sich: „Oh, tut mir leid, das merke ich schon gar nicht mehr.“

Er  schlüpfte in seine Schuhe, die er in der Hand gehalten hatte und richtete sich wieder auf. „Haben Sie Lust auf ein Eis – wenn wir hier schon stehen?“ fragte er.

„Gern, warum nicht?!“

Sie kam näher, suchte sich eines aus – der Verkäufer sprach Sabrina mit ihrem Vornamen an, fiel ihm auf - und mit ihrem Eis in der Hand blieben die beiden einander gegenüber an einem Bistrotisch im Schatten des Vordachs stehen, das schöne nackte Mädchen und der gut aussehende, vollständig bekleidete Hotelinvestor. Der Tisch verdeckte ihm die Sicht auf ihren verlockend schönen Unterleib, vor allem auf den gepflegten, zarten, härchenfreien Schoß mit dem schmalen, unscheinbaren, fast vollständig geschlossenen Schlitz und ihren ausgeprägten thigh gap darunter. So kam er wenigstens nicht in Versuchung zu indiskreten Blicken, stellte er beinahe erleichtert fest.

„Und was ist der Haupteffekt am FKK? Neben der nahtlosen Bräune?“ wollte er wissen, wobei er den ironischen Unterton in seiner Stimme gar nicht erst versuchte zu verbergen.

Sie horchte auf: Worauf wollte er jetzt damit hinaus? Lag darin etwa ein ablehnender Unterton, fand er FKK vielleicht blöd oder irgendwie lächerlich – und damit auch sie?! Sie reagierte ausweichend, ebenfalls mit einem Augenzwinkern: „Was Sie jetzt schon alles von mir wissen wollen, das Vorstellungsgespräch hat doch noch gar nicht begonnen, oder?“

„Oh, Entschuldigung! Das war wohl unhöflich von mir.“ meinte er, plötzlich wieder ganz ernsthaft.

Sabrina merkte, dass er das wohl in den falschen Hals bekommen hatte, sie hatte ihn damit nicht zurechtweisen wollen. Nun fühlte sie sich doch aufgefordert, ihre Vorliebe vor ihm zu begründen: „Das eine ist FKK an sich. Dieses nackt Herumlaufen.  Das finde ich einfach viel schöner als mit Badezeug. – Ist schwer jemandem zu erklären, der das nicht kennt. Ich selbst bin es von Kind auf gewohnt… - Das andere ist, dass ich mich hier an diesem Strand auch einfach wohl fühle. Ich kenne hier sehr viele, die so wie ich immer hierherkommen, man spielt zusammen Beach-Volleyball, unterhält sich, ich passe auch mal auf Kinder auf und spiele mit denen, ich habe hier Zeit zum Lesen und Musikhören…“

Sie wurde unterbrochen von einer älteren, tief gebräunten Dame in einem weiten langen Strandkleid, die an ihr vorbeiging und ihr zurief: „Sabrina, ich habe Dir Dein Buch auf Deine Decke gelegt, tschüß, bis morgen.“

„Morgen kann ich nicht, aber wir sehen uns nächste Woche, tschüß, Inge!“, dann wandte sie sich wieder Dr. Berg zu und fuhr fort: „Mein zweites Wohnzimmer halt. Und ich glaube, was diesen Strand von dem anderen da hinten unterscheidet, ist auch, dass man anders miteinander umgeht. Höflicher, freundlicher, familiärer irgendwie. Ich glaube, das liegt daran, dass alle nackt sind.“

Er runzelte fragend die Stirn.

Sabrina überlegte, ob es Sinn machte, ihm es jetzt weiter verständlich machen zu wollen, aber dann gab sie auf. Sie wollte nicht dozierend wirken. Also meinte sie nur: „Ich finde FKK einfach aus vielen Gründen schöner.“ Dann aber ergänzte sie doch noch: „Also, was ich sagen will: Der Unterschied zwischen FKK und Textil ist nicht allein das Bisschen Stoff, das die Leute da hinten am Textilstrand tragen. Sondern das Miteinander.“

Er hatte interessiert und aufmerksam zugehört, jetzt schmunzelte er: „Das will ich nicht bestreiten. – Sie hätten ja auch im Bikini eine tolle Figur gemacht. Aber ich muss sagen, so wirken Sie noch viel anmutiger und natürlicher. Ich möchte Sie mir schon gar nicht mehr anders vorstellen…“  

Sie lächelte, seine charmante Art, so ein Kompliment vorzubringen, gefiel ihr.

 

Die beiden gingen weiter und erreichten Sabrinas Decke.

 

Verdammt! Sabrina schlug sich mit der Hand an die Stirn.

 

„Was ist?“ fragte er.

„Ach, äh, nichts, ich habe nur etwas vergessen.“ stammelte sie. Oh Gott, und was nun?!, dachte sie  gleichzeitig. Erst jetzt, da sie ihre Sachen auf der Decke vor sich liegen sah, fiel ihr wieder ein, dass sie ein Problem hatte – und ihr nun keine Zeit mehr blieb, dieses Problem zu lösen. Dass sie jetzt gleich ihr Gespräch hatten, das brachte nun alles durcheinander…

 

Tatschlich hatte sie einzig ein weißes Männerunterhemd zum Anziehen dabei. Ein Achselhemd aus Feinripp, so eines wie es ihr Vater früher getragen hatte – und vermutlich auch schon ihr Großvater und alle Männer damals. Es war bequem, und da es ihr so gerade eben über Schoß und Po reichte, trug sie es an Sommertagen gern als kurzes Strandkleid. Aber es war eben doch nur ein Unterhemd! Und ausgerechnet heute trug sie es…

 

Eigentlich wäre vor dem Termin mit Dr. Berg um 19.00 Uhr noch jede Menge Zeit gewesen, nach Hause zu fahren, um zu duschen, sich umzuziehen und dann in einem vernünftigen, angemessenen Outfit, nämlich dem Kleid, das sie bei der Rapsblüten-Königin-Ehrung trug, dorthin zu gehen. - Und jetzt war er schon da, sie war auf dem direkten Weg mit ihm ins gediegene Hotel Neptun, ausgerechnet ins erste Haus am Platz – aber in einem so kurzen Kleidchen oder besser Unterhemd konnte sie ja unmöglich mit!

 

„Und was?“ fragte er noch mal, als er sah, dass sie reglos auf die Decke starrte, „was haben Sie vergessen?“

Sie sah ihn mit ihren wunderschönen dunkelbraunen Augen etwas hilflos an. „Ach nichts, schon gut…“

 

Es war noch viel schlimmer! Sie hatte nicht einmal BH und Unterhöschen dabei!

 

Ihre Mutter hatte sie hergefahren und direkt an der Strandstraße abgesetzt. Gegen vier Uhr wollte sie sie dort wieder abholen. Sabrina war einfach so aus dem Haus gegangen, in diesem Unterhemd auf nackter Haut. Weil sie doch lediglich zum FKK wollte. - Mit so etwas wie einem offiziellen Vorstellungstermin gleich hier in Warnemünde hatte sie ja nicht im Entferntesten gerechnet…

 

Sie verzichtete gern mal auf das Darunter, zumindest wenn es nur mal eben an den Strand ging, ob im Urlaub oder an die Ostsee. Dieses befreite, leichte Gefühl, nichts darunter zu tragen, fühlte sich immer schon ein bisschen nach FKK an, noch bevor sie überhaupt am Nacktbadestrand angekommen war. Vor ihrer Mutter musste sie daraus kein Geheimnis machen. Die war selbst FKK-Fan und konnte die Freude ihrer Tochter am Nacktsein gut nachvollziehen. Ihre Sabrina war schon als Kind am liebsten immer nackig herumgelaufen und schien sich dahingehend wohl auch nicht mehr ändern zu wollen. - Warum also sollte man an so einem schönen sommerlichen FKK-Tag ein BH und ein Höschen anziehen?!  - Jetzt wusste sie es…

 

Sie versuchte sich zu beruhigen: Eigentlich war es ja jetzt auch egal, er, Dr. Berg, hat eh schon alles an Dir gesehen, nun kommt es auch nicht mehr darauf an. - Und trotzdem: Die Vorstellung, ihm gleich so unverhüllt, fast unmöglich, es im kurzen Unterhemd dauerhaft zu verbergen, im noblen Hotel gegenüber zu sitzen, während eines Vorstellungsgesprächs, schien ihr unverstellbar. Das war eben nicht nur ein Ausflug an den Strand. Das war etwas ganz anderes. Und vor allem – er musste ja gleich bemerken, dass sie ohne Höschen, ohne BH hineinstieg. Was machte das wohl auf ihn für einen Eindruck?

 

Wie sollte sie ihm das alles erklären? Sollte sie das überhaupt? Oder lieber kein Wort darüber verlieren, was in ihr vorging? Noch immer unschlüssig neben der Decke stehend band sie, um Zeit zu gewinnen, mit einem Haargummi ihr langes Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammen.

„So kann ich doch unmöglich mitkommen…“ begann sie zaghaft, fast mutlos.

Er lächelte süffisant: „Okay, ich hatte eigentlich auch gedacht, sie würden sich noch etwas anziehen. Aber meinetwegen nehme ich Sie auch so….“

„Nein!“ unterbrach sie ihn, „ich meinte auch nicht…“ Sie musste lachen. Das tat gut, es nahm ihr etwas von der Anspannung. „…Ich wollte ja nicht so nackig mitgehen. Aber ich wollte mich eigentlich zu Hause noch umziehen, denn in diesem Teil“, sie hob das Unterhemd hoch und hielt es sich vor den Körper, „ich meine, das ist irgendwie nicht das Richtige für diesen Anlass, oder?!…“

Er sah sie ungläubig an: „Das meinen Sie jetzt nicht ernst, oder?! Falls Sie es vergessen haben sollten: Sie stehen gerade vollkommen nackt vor mir! Wenn Ihnen das schon nichts ausmacht, wieso bitte sollte es Ihnen unangenehm sein, sich mit mir in einem solchen Kleid zu unterhalten, auch wenn es vielleicht ein bisschen knapper ist?“

Sie wusste, dass er vollkommen Recht hatte. Und freute sich ein wenig, dass er ihr Hemdchen wenigstens als Kleid bezeichnete. Und trotzdem, noch immer sträubte sich etwas in ihr. „Aber es ist echt verdammt knapp, ich glaube, Sie bekommen einen ganz falschen Eindruck von mir.“ Ihr war klar, dass das jetzt ziemlich albern klang.

Und er winkte auch tatsächlich ab. „Nun ziehen Sie es einfach an, okay?! Ich kann doch nicht erwarten, dass wenn ich Sie hier völlig überraschend am Strand auflese und Sie dann noch so freundlich sind, gleich mit mir mitzukommen, dass Sie dann voll herausgeputzt in Abendgarderobe aufmarschieren.“

Bei dieser Übertreibung musste sie unfreiwillig schmunzeln.

Er fuhr fort: „Wenn Sie in diesem Kleid nachher in die Bar gekommen wären, dann wäre das für mich das Selbstverständlichste der Welt gewesen, sogar wenn Sie noch Sand zwischen den Zehen gehabt hätten, schließlich bin ich derjenige, der gestern Abend noch mitten in Ihr Leben geplatzt ist… Also, ziehen Sie sich einfach an und machen Sie sich keine Gedanken mehr! Außerdem, an einem so heißen Tag werden Sie darin so oder so viel angemessener angezogen sein als ich“, er wies an sich herunter, „in meinem unpraktischen, durch und durch geschwitzten Anzug…“  

 

Sabrina atmete tief durch und gab seufzend nach. Okay, dachte sie, dann muss es wohl so sein. Sie warf sich das Unterhemd über den Kopf und zog es sich so weit wie möglich am Unterleib herunter. Etwas zu auffällig vielleicht, das merkte sie selbst.

Dr. Berg registrierte durchaus, dass dieses Unterhemd, das ihren Schoß nur notdürftig bedeckte, das einzige blieb, was sie anzog, und dass sie darunter nichts als nackte Haut tragen würde. Und ihm dämmerte, dass das wohl der wahre Grund ihres Zögerns gewesen war. Aber dazu sagte er nichts.

Sie kehrte ihm den Rücken zu und ging urplötzlich zu einem Paar auf einer benachbarten Decke. Dort erhielt sie ihre kleine Handtasche ausgehändigt, in der ihre Geldbörse und ihr Schlüssel steckte.

Er bemerkte, dass ihr als Kleid dienendes Herren-Unterhemd hinten sogar noch kürzer ausfiel und ihren süßen Po wirklich nur um Haaresbreite bedeckte und das wohl auch nur, solange sie aufrecht stand.

Sie kehrte zurück. „Wir passen hier immer gegenseitig auf unsere Sachen auf.“ Dann bückte sie sich vorsichtig, den Schoß sorgsam von ihm abgewandt und hob ihre Flip-Flops auf. „Okay, fertig.“

„Das sieht doch klasse aus!“ meinte er, „na, dann mal los.“

Ihre Decke und ein paar weitere Dinge ließ Sabrina liegen, sie grüßte eine Mutter mit zwei kleinen Kindern und eine Gruppe von fünf Mädchen etwa in ihrem Alter, bei denen von ganz nackt über oben ohne bis Bikini mit Oberteil alles vertreten war: „Bis später!“ rief sie ihnen zu und ging an Dr. Bergs Seite zum Strandaufgang zwischen den Dünen.

Oben an der Promenade kam ihr eine Idee. Man könnte gleich hier in ein Eiscafe gehen, das wäre weniger vornehm als das Hotel Neptun und sie würde sich in dem Unterhemd sehr viel wohler fühlen. Also blieb sie stehen. „Was halten Sie davon, wenn wir hier reingehen, da ist das Eis echt lecker, und ist vielleicht netter als im Hotel?!“

Er schüttelte sofort den Kopf: „Eigentlich eine gute Idee, aber erstens habe ich im Wagen in der Tiefgarage noch ganz viele Unterlagen und Prospekte, die ich Ihnen vom Eden überreichen wollte. Damit Sie wissen, was auf sie zukommen würde“

Also doch ins Hotel, dachte Sabrina resigniert, das hätte ich so gern vermieden. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde sie gerade ihr geliebtes „Wohnzimmer“ verlassen und in eine ihr fremde, verstörende Welt eintreten, und nun spürte sie, wie ihre Nervosität schon wieder anwuchs und der Kloß im Hals zurückkehrte.

Er fuhr indessen ungerührt fort: „Und zweitens würde ich Sie gern meiner Geschäftsführerin vorstellen, Frau Bodenhain, sie ist die zukünftige Leiterin vom Eden. Wenn sie schon vom Strand zurück ist, dann müsste sie jetzt im Hotel sein, oder eben nachkommen. Kommen Sie, es sind ja auch nur noch ein paar Schritte.“

 

Da Sabrina nunmal keines trug, konnte ihr das Herz auch nicht ins Höschen rutschen, aber genau so fühlte sie sich. Oh Mist!, dachte sie, das auch noch! Jetzt muss ich in diesem Aufzug auch noch vor meiner womöglich zukünftigen Vorgesetzten bestehen. Eine Frau! Die wird mich doch bestimmt gleich hassen! „Okay.“ murmelte sie nur mutlos und setzte sich wieder in Bewegung.

 

In ihrem Kopf kreisten wild die Gedanken, die Befürchtungen, ihr wurde ganz schlecht dabei. In Prüfungssituationen war sie ohnehin immer äußerst nervös, aber nun fehlte ihr auch noch die Sicherheit des Umfelds und der angemessenen Kleidung. Und so angenehm und locker dieser Dr. Berg sich auch gab, es ging immerhin um diesen Job. Von dem sie erst am Vortag erfahren hatte und den sie sich seitdem von Stunde zu Stunde aufregender und erstrebenswerter vorgestellt hatte, erst recht nach dem Fernsehbericht gestern Abend. Sie hatte kaum schlafen können, so aufregend war der Gedanke gewesen, dort an der Rezeption oder in der Gästebetreuung zu arbeiten. Und dann dieser große Nacktbade-Trakt… Das alles klang doch sehr nach Sabrinas Traumjob, hier wollte sie unbedingt bestehen. – Aber man konnte nicht wirklich wissen, ob dieser Mann, der ja immerhin gerade sein Personal aussuchte, tatsächlich aufrichtig nett zu ihr war oder sein Wohlwollen nur vortäuschte. Und dann war noch völlig unklar, wie diese Frau Bodenhain tickte.

 

Oh, Mist, dachte sie, als sie dem Neptun näherkamen, jetzt kommt gleich das Gespräch. Ein Horror… Und wieder kehrten die Gedanken zu ihrem Erscheinungsbild zurück. Alles war nun anders gekommen, sie lief im extrem knappen Unterhemd herum, nackt darunter, was das allerschlimmste war, denn es war verdammt schwierig, das im Sitzen auch nur halbwegs zu verbergen. Nervös zog sie immer wieder den Saum am Po herunter, damit es so tief wie möglich herabreichte. Als sie nur noch wenige Schritte vom Hoteleingang entfernt waren, spiegelte sie sich in einer großen verdunkelten Scheibe. Sie blieb etwas hinter Dr. Berg zurück und schaute auf ihr Ebenbild. Sie sah erstmal nur Beine, lange, schlanke, endlose Beine. Dann ihren schmalen, zarten Körper in dem viel zu kurzen Hemdchen. Und sogar in diesem farblos dunklen Spiegel erkannte sie, dass der dünne Stoff nicht den Hauch eines Zweifels daran ließ, dass ihre Brüste darunter nackt waren, denn deren schöne Rundungen und insbesondere deren festen Nippel zeichneten sich mehr als deutlich unter dem dünnen Stoff ab. – An ihre kaum verhüllten Brüste hatte sie schon gar nicht mehr gedacht angesichts des fehlenden Höschens… - Sie fühlte sich nun noch viel entblößter. Mehr sogar als eben, als sie gar nichts trug. Und sie spürte ihre Nacktheit darunter in aller Deutlichkeit, und dieses ihr sonst so vertraute Gefühl des Nacktseins war in diesem Moment so gar nicht mehr das angenehme, freie Gefühl vom Strand, das sie so liebte, sondern gerade jetzt nur noch irritierend und verstörend. 

 

Reiß Dich zusammen, Sabrina!, ermahnte sie sich, so schlimm ist es nun auch wieder nicht, es wird schon alles gut gehen… Da musst Du jetzt durch!

 

Denn sie war idiotisch, diese Aufregung, das wusste sie. Als er ihr plötzlich am Strand gegenübergestanden hatte, da hatte sie sich in dem Moment kein bisschen vor ihm für ihre Nacktheit geschämt. Stattdessen hatte sie gedacht, als er an ihr so erstaunt herunterschaute, wie gut, Sabrina, dass Du Dich heute früh überall noch frisch rasiert hast. Fast ein bisschen stolz war sie gewesen, später vor allem, als sie wusste, dass er ihr beim Volleyball-Spielen zusah. Sie wusste ja durchaus um ihre Schönheit. Komplimente darüber waren ihre ständigen Begleiter.

 

Und jetzt, bekleidet, war sie so gehemmt….

 

Doch all diese autosuggestiven Beruhigungsstrategien, die Sabrina versuchte, halfen nicht viel, sie blieb nervös.

 

 

Sie hatten den Eingang des Hotels Neptun erreicht, gingen hinein in die große Empfangshalle, in dessen Lounge sie sich in bequemen Sesseln bei einem Kaffee unterhalten wollten. Dr. Berg bat Sabrina, schon einmal Platz zu nehmen, er hole noch schnell seine Aktentasche aus dem Wagen in der Tiefgarage, außerdem wolle er von der Rezeption aus Frau Bodenhain in seinem Zimmer anrufen lassen und sie herunterbitten. 

 

Sabrina suchte sich etwas abseits eine stille Nische und setzte sich in einen Sessel. Sogleich nahm sie eine möglichst wenig gefährliche Haltung ein und schlug die Beine übereinander. Sie zog das Unterhemd so weit wie möglich unter den Po und über den Schoß, doch es reichte kaum darüber. Vielmehr straffte sich das Hemd an ihrem Körper und spannte über ihre blanken Brüste, ließ deren Rundungen und aufrechten Nippel noch deutlicher hervortreten. Da es unten nicht zum Verdecken ihrer Blöße reichte, legte sie schließlich ihre Handtasche auf ihre Oberschenkel und ihre Hände möglichst unaufällig darüber.

 

Sie sah sich nach ihm um, er war noch nicht zu sehen. Sie schaute prüfend an sich herab, bemerkte jetzt erst, wie sehr ihr Hemdchen über ihre Brüste spannte, ließ es unter dem Po wieder hervorrutschen, damit es sich lockerte, schließlich war ihr Schoß nun verdeckt, und zog es sich oben herum zurecht. Wieder sah sie sich um. Nichts. Sie nahm nervös und fahrig ihr Mobiltelefon, ein Siemens, aus der Handtasche, schaute nach Nachrichten. Ihr Schlüssel fiel herunter, sie beugte sich zum Boden hinab, hob ihn auf. Dabei verrutschte ihr linker Träger von der Schulter, ihre linke Brust lag vollkommen frei, der dunkle Hof mitsamt Nippel ragte ganz unverhüllt hervor. Hastig zog sie den Träger wieder an den rechten Platz, schaute sich nervös in alle Richtungen um, ob es jemand bemerkt hatte, doch sie hatte Glück, sie saß allein in diesem Teil des Foyers, und dennoch überflog unwillkürlich Röte ihre Wangen. Das war knapp, denn Dr. Berg kam gerade aus dem Aufzug ins Foyer.

 

Sabrina verfluchte sich und ihr „Kleid“, aber sie ließ sich nichts anmerken und strahlte ihn an.

 

Er setzte sich in den Sessel gegenüber, breitete seine Unterlagen auf dem niedrigen Tisch zwischen sich aus und reichte ihr als erstes einen Werbeprospekt des Eden herüber.

 

Gerade in dem Moment, als Sabrina sich zu ihm herüber beugte, um es entgegenzunehmen, erschien Frau Bodenhain. Sabrina sah hoch und erschrak fast. Die Geschäftsführerin sah ganz anders aus, als sie es sich vorgestellt hatte: Ende vierzig etwa, recht groß, sehr füllig, in ein viel zu enges beige-farbenes Kostüm gezwängt, viel zu stark geschminkt und mit gefärbten fast weißblonden Locken. Diese Frau sah eher aus wie die Wirtin eines Stunden- als eines 5-Sterne-Hotels. Dazu wirkte sie auch noch schlecht gelaunt. „Ulf!“ rief sie atemlos aus.

Sie übersah Sabrina völlig. „Ulf! Eilt es wirklich so sehr? Ich war gerade oben auf unserem Zimmer angekommen.“

Ulf Berg wies unbeeindruckt mit dem Kopf auf das Mädchen ihm gegenüber, das sich bereits artig erhoben hatte.

Auf unserem Zimmer, fuhr es Sabrina blitzschnell durch den Kopf. Wenn die beiden auch noch ein Paar sind, dann wird es für mich ja nur umso schwerer, falls sie zur Eifersucht neigt.

Daniela Bodenhain erblickte sie und schaute einmal ganz und gar unverblümt von oben bis unten an ihr herunter. Dann meinte sie lächend, überraschend freundlich: „Mensch, hätte ich gewusst, dass Sie so sommerlich kommen, dann hätte ich mich jetzt nicht noch schnell in dieses Kostüm gezwängt!“ Sie reichte Sabrina die rechte Hand. Sabrina ergriff sie und zupfte verlegen mit der linken Hand seitlich am Saum, was aber nur zur Folge hatte, dass dieser nun schräg war, links tiefer, rechts umso höher.

„So ein Hemdchen hatte ich auch mal!“ Diese lockere Bemerkung und ihr offenes, herzliches Lächeln dazu machten Sabrina wieder Mut. Daniela Bodenhain setzte sich auf den Sessel neben Sabrina, was zusätzlich dafür sorgte, die Distanz zwischen ihnen abzubauen. Und ohne langen Übergang bat sie Sabrina, etwas von sich zu erzählen, und horchte dann still, nur begleitet von einem gelegentlichen ermunternden Nicken, Sabrinas Ausführungen über sich selbst, ihren Werdegang, ihre Fähigkeiten. Ab und an warf sie dabei einen wohlwollenden Blick auf ihre jugendliche Nachbarin mit der herrlich gebräunten Haut, von der es soviel zu sehen gab, auf deren unendlich lange Beine, auf die wohlgeformten schlanken Arme, den herrlichen zarten Hals, die feinen, aber gar nicht so schmalen, sondern schön geprägten Schultern, die festen Rundungen der gut sichtbaren, oben herum fast freiliegenden Brüste, die sie von der Seite her noch besser im Blick hatte als gegenüber Dr. Berg.

 

Nur eine Viertel Stunde später, nach all dem Fachlichen und Beruflichen, nachdem sich der Inhaber und seine Geschäftsführerin ein Bild über die Qualifikation und die Persönlichkeit der jungen Abiturientin gemacht hatten, tauschten Dr. Berg und Frau Bodenhain einen kurzen Blick aus, dann erhob er sich, meinte, das sei ein sehr gutes Gespräch gewesen, und lud Sabrina ganz überraschend zu einem Longdrink ihrer Wahl ein. Sabrina, die die ganze Zeit über ziemlich aufgeregt gewesen war, löste sich innerlich nun etwas und gab ihre verspannte Haltung, die sie die ganze Zeit über beibehalten hatte, endlich auf. Frau Bodenhain erhob sich, und während die beiden an die Bar gingen, um drei Campari-Orange zu holen, lehnte sie sich endlich im Sessel zurück und atmete tief durch. Es war nicht schlecht gelaufen, fand sie. Als die beiden mit den drei Getränken zurückkamen und sich wieder setzten, eröffnete Dr. Berg ihr mit einem freundlichen Lächeln, dass Frau Bodenhain und er darin übereinstimmten, dass man es miteinander versuchen sollte: Sie sei eingestellt!

Sabrina konnte ihr Glück gar nicht fassen, unwillkürlich sprang sie auf und hielt sich beide Hände vor Erstaunen vor den Mund, ihre wunderschönen dunkelbraunen Augen strahlten. Mit soviel Enthusiasmus hatte Dr. Berg nicht gerechnet, er lächelte und erhob sich nun ebenfalls wieder. Das kam alles viel zu plötzlich für Sabrina. Hocherfreut bedankte sie sich mehrmals und schüttelte die ihr hingereichten Hände. Am liebsten hätte sie Dr. Berg oder Frau Bodenhain oder beide umarmt. Er erklärte ihr freundlich, dass er sich ebenfalls sehr freue, sie würde bestimmt bestens in sein junges Team passen. Nun hatte sie plötzlich noch Fragen über Fragen, man setzte sich wieder, und bereitwillig und geduldig beantworteten die beiden sie alle.

 

Sabrina verschwand kurz mal zur Toilette, und als sie wiederkam, hatte sich ihre Aufregung schon ein bisschen gelegt. Die drei begannen, zwanglos über alles Mögliche zu plaudern. Frau Bodenhain erzählte kurz ihren eigenen Berufsweg und von sich selbst – sie war achtundvierzig Jahre alt, geschieden, hatte zwei erwachsene Kinder-, er erzählte ihr von seinem allerersten Hotel, dann auf mitreißend lustige Weise über den Trip im letzten Sommer, als er zufällig Weeslow entdeckte und das dortige Herrenhaus, das er nun zum Thermen-Hotel gemacht habe, und was ihm dabei alles Lustiges widerfahren sei. Sie lachten viel darüber.

Dann erzählte Sabrina, dass sie dieses Weeslow gut kenne, da ihre Oma dort wohne.

Sie erzählte das so selbstvergessen und so engagiert, dass sie ihre Vorsicht allmählich vergaß. Der Longdrink tat sein übriges, und etwas unachtsam änderte sie ihre Haltung, die Beine dabei etwas zu lässig übereinanderschlagend, die Handtasche neben sich abstellend. Sie bemerkte gar nicht und dachte auch nicht mehr daran, dass sie ihrem männlichen Gegenüber dadurch ihre Nacktheit unterhalb des hoch über den Schoß gespannten Rocksaums offenbarte. Waren schon ihre unglaublich langen, sehr schlanken und so schön braun gebrannten Beine eine Versuchung für ihn gewesen, der nachzugeben und allzu offenbar hinzusehen er ständig widerstehen musste, so war es dieser Einblick um so mehr. Doch er bezwang sich, seinem männlichen Instinkt nicht zu folgen und nicht ständig an ihr herab zu schauen, denn sie selbst schien sich dessen offensichtlich nicht bewusst zu sein, und er wollte sie nicht wieder in Unruhe versetzen. Selbst als der Kellner kam und drei weitere Drinks brachte, blieb sie unverändert sitzen und bot auch ihm einen unverhüllten Einblick. 

Und dann erzählte Dr. Berg seiner blonden Geschäftsführerin, dass er Sabrina am nahe gelegenen FKK-Strand aufgelesen habe und ihr beim Beachvolleyball habe zusehen dürfen.

Frau Bodenhain rückte ein bisschen in ihrem Sessel vor, wandte sich Sabrina zu und fragte sehr interessiert: „Sie mögen Nacktbaden? Ich meine, FKK ist heutzutage ja nicht mehr so angesagt wie früher, vor allem unter jungen Leuten.“

Der plötzliche Themenwechsel kam für Sabrina unerwartet. Mit einem Mal war sie wieder etwas gehemmter. Wieder wusste sie nicht, wie die Fragende zu der Sache stand, wie es am besten sei, darauf zu reagieren.  „Ja. Ich mag´s halt.“ antwortete sie daher knapp.

„Warum?“

Es schien ihr, als wenn Frau Bodenhain tatsächlich daran interessiert schien, so wie Dr. Berg zuvor am Strand, und so fuhr sie fort: „Ach, ich kenne das gar nicht anders, also von Kind an schon. Bikini und so ist nicht so meins.“

Berg meinte zu seiner Kollegin: „Der FKK-Strand ist sozusagen das Wohnzimmer von Frau Patitz.“

Warum nur, fragte sich Sabrina, haben die beiden dabei so einen geheimnisvollen Unterton?

„Hier, schauen Sie mal herein. Ich denke, das wird sie sehr interessieren.“ Er hielt ihr zum zweiten Male den Prospekt des Eden hin.

 

Sabrinas Erstaunen nahm mit jeder Seite, die sie durchblätterte, zu. Auf den Abbildungen, teils ganzseitig, waren ausnahmslos nackte Menschen zu sehen, im Park, in der Therme, aber auch in den Zimmern, auf den Fluren. Obwohl, eigentlich waren es immer die gleichen Menschen, nämlich ein und dasselbe wunderhübsche junge Paar. In allen nackten Einzelheiten.

„Was…“ Sie schaute die beiden überrascht an, die wiederum sie angrinsten.

„Da haben wir mit Ihnen wohl einen ganz besonderen Glücksgriff gemacht, mit Ihnen als FKK-Anhängerin, Frau Patitz.“ Dr. Berg lehnte sich zurück. „Diese Entwicklung ist zugegeben recht neu.“ meinte er. „Erst vor wenigen Tagen haben wir uns entschieden, das ganze Eden `clothing optional` auszurichten, nicht nur die Therme. Der Fernsehbericht übrigens ist insofern gar nicht auf dem neuesten Stand gewesen. Und ich hätte Sie daher eh irgendwann fragen müssen, ob sie etwas gegen FKK und so einzuwenden hätten, also hinsichtlich der Gäste. – Aber als ich Sie am Strand entdeckte, wusste ich, dass diese Frage sich wohl erübrigt hatte.“

Sabrina schmunzelte. „Ja, das stimmt. Ganz im Gegenteil. Ich werde mich da bestimmt sauwohl fühlen…“ Noch einmal beschaute sie die wunderschönen Fotos des nackten Paares, und mehr zu sich als zu den anderen ergänzte sie: „Ich fand ja schon die Vorstellung, dass die Therme und der Außenbereich dort FKK sind, sehr verlockend, aber so...“

Das wird mein neuer Arbeitsplatz? Sie spürte, wie sie unwillkürlich feucht im Schritt wurde. Und sie musste sich enorm zusammenreißen, sich nicht, wie sie es so gern tat, mit den Fingern einmal sanft hindurch zu streichen. „Die sind schön, die beiden.“

„Jasmin und Aron.“ erklärte Daniela Bodenhain. „Sie werden die beiden dort bestimmt kennen lernen. Jasmin zieht nach Abschluß ihrer Lehre nach Weeslow und fängt bei der Stadt an. Und Aron ist jetzt so etwas wie der Hausfotograf.“

„Ach, ich dachte, das wären Models.“

Die Bodenhain lachte und erzählte Sabrina kurz die Geschichte vom Fotoshooting, das sie erst zweiWochen erlebt hatte.

 

Bei Berg klingelte das Handy, Frau Bodenhain nutzte die Gelegenheit, die Toilette aufzusuchen, und Sabrina, als sie bemerkte, dass es ein privates Gespräch war, wollte sich diskret zeigen, stand auf, ging zwei Schritte zur Fensterfront, vor der schwere dunkle Vorhänge die pralle Sonne abhielten, schob einen davon beiseite und sah hinaus auf den am Hotel vorbeiführenden Weg, beobachtete die Spaziergänger, Familien mit kleinen Kindern und die Strandbesucher, die leicht bekleidet und verschwitzt, Eis essend und mit Strandtaschen bepackt vorbeizogen. Dr. Berg derweil lehnte sich tief in seinen Sessel zurück und genoss die Vorzüge seiner niedrigen Sitzposition gegenüber dem nur wenige Schritte entfernt stehenden und mit einem Meter achtundsiebzig groß gewachsenen Mädchens, denn nun bot sich ihm ein wunderbarer Anblick. Sabrinas Unterhemd endete bereits auf Höhe des unteren Poansatzes und gab so den Blick frei auf das magische Dreieck zwischen den obersten Innenseiten der schlanken Oberschenkel und dem nackten Schritt, in dem Dr. Berg nun die zwei Wellenlinien ihrer blank rasierten Schamlippen im hellen Gegenlicht deutlich erkennen konnte. Doch davon ahnte Sabrina nichts, allzu sehr war sie in Gedanken bereits in der Zukunft, malte sich aus, was alles auf sie zukommen würde. Sie beugte sich sogar noch weiter vor, mit den Unterarmen auf ein Innengeländer gestützt, wodurch sich der Saum noch weiter hob, darunter alles nur noch deutlicher offenbar wurde. Doch plötzlich überkam sie eine Ahnung, sie sah sich nach ihm um und erkannte, welch ein Anblick sich ihm dort gerade bieten musste, schnell richtete sie sich wieder auf, zog das Hemdchen tiefer und ging ein paar Schritte weiter aus seinem Blickfeld. Obwohl sie sich ins Dunkle verzog, erkannte Dr. Berg doch, dass sich eine gewisse Röte über ihren Wangen ausbreitete, trotz der Sommerbräune.

 

Diese Röte verstärkte sich auch noch dadurch, dass es nicht irgendjemand war, der sie so ansah. Und nicht nur, dass es ihr zukünftiger Chef war. Nein, vielmehr wurde ihr allmählich  bewusst, je mehr sich ihre Aufregung um ihre Bewerbung und um ihr Outfit legte, dass er ein verdammt attraktiver Mann war. Der ihr außerordentich gut gefiel… Als sie sich bei diesem Gedanken ertappte, fühlte sie wieder eine vertraute, angenehme Wärme und Feuchtigkeit im Schoß.

 

Daniela Bodenhain kehrte zurück, und Dr. Berg legte auf.

„Wer war das?“

„Hans.“

„Was wollte er?“

„Ach, nicht wichtig. Aber ich habe eine andere Idee. Frau Patitz?“

„Ja?“ Sabrina wandte sich zu den beiden um und kam an den Tisch zurück-

„Sie kennen ja Weeslow?“

„Ja, klar.

„Und jetzt, wo wir uns ja heute Abend nicht mehr treffen müssen, haben Sie vielleicht ein wenig Zeit?“

„Ja.“ antwortete Sabrina, nun etwas vorsichtiger.“

Er schaute auf die Uhr und dachte laut nach: „Halb vier jetzt. Wenn wir mal annehmen, wir fahren hier in einer halben Stunde los, dann wären wir um sechs da.“

„Ulf?“ fragte nun seine Kollegin. „Willst Du noch zum Eden?“

Er nickte. „Hans ist gerade da. Und Nadine auch.“ Dann sah er zu Sabrina. „Was halten Sie davon, wenn wir jetzt zum Eden fahren und Sie sich alles anschauen? Hans wird sich freuen, Sie gleich kennen zu lernen. Wir essen da fürstlich – nicht im Eden, da wird noch nicht gekocht – aber es gibt dort einen guten Italiener im Ort. Und natürlich bringe ich Sie auch wieder nach Hause. Ich muss ja eh wieder hierher.“

„Ich weiß nicht…“ Sabrina war völlig überfahren von dieser Entwicklung.

„Kommen Sie! Um, sagen wir, elf sind wir wieder da.“

Daniela Bodenhain versuchte sie ebenfalls zu überzeugen: „Sie gehören doch jetzt zu uns!“

„Okaaay…“ meinte Sabrina etwas gedehnt. „Ja, schon, ich habe Zeit...“

Sie wollte eigentlich noch etwas sagen, aber Berg klatschte in die Hände, sprang auf und meinte: „Prima! Also los!“

„So?“ Sabrina wies an sich herunter.

„Ja, klar, so.“ Er schaute erst erstaunt, dann lachte er: „Jetzt fangen Sie nicht schon wieder damit an. Ihr Kleid sieht super aus! Oder?“

Daniela Bodenhain nickte. „Klar. Und passt auch prima nach Weeslow.“

Sabrinas Herz begann wild zu klopfen. Jetzt wurde ihr klar, was da auf sie zukam – das Hotel besichtigen, ihren neuen Arbeitsplatz, zu einem Abendessen ausgehen – mit ihm – und mit lauter fremden Leuten – in diesem superkurzen Nichts von einem „Kleid“ – und darunter nackt! So sehr wie in diesem Augenblick hatte sie ihre Nacktheit untenherum die ganze Zeit schon nicht verspürt…. Oh mein Gott, dachte sie, was mache ich jetzt bloß?! Sie konnte unmöglich mit ihm mitfahren, jedenfalls nicht in diesem Dress.

Doch erstmal unterbrach Daniela Bodenhain ihre Gedanken. „Ich bleibt aber hier. Ich muss noch was schaffen bis morgen. Ich bin ja ab Donnerstag wieder in Weeslow.“

Ulf nickte ihr zustimmend zu, dann sah er Sabrina wieder fragend an. „Also?“

Sabrina, die noch immer neben dem kleinen Tisch stand, wies an sich herab, um ihm die Kürze ihres Kleidchens noch einmal zu verdeutlichen. „Aber…“

„Sie sehen wunderschön aus, wirklich!“

Sie musste unwillkürlich lächeln: „Ja, danke sehr, das sagten Sie schon, aber, nein, das geht wirklich nicht.“

Er ließ nicht locker: „Sie sehen wirklich umwerfend aus, und das Kleid steht Ihnen prima.“

„Ein bisschen sehr kurz, oder?!“ fragte sie vorsichtig.

Die Bodenhain sprang ihm bei „Überhaupt nicht! Keine Angst, so wie ich Nadine, unsere Mitarbeiterin, die dort sein wird, kenne, könnte deren Kleid genauso kurz ausfallen. - Und an Ihnen kann kein Kleid zu kurz sein, mein Kind, wirklich nicht, wenn es jemand so kurz tragen kann, dann Sie…“

„Aber es ist doch viel zu schlicht für ein Abendessen, finden sie nicht?“

„Ach was, überhaupt nicht, an einem Tag wie diesem ist so ein leichtes Sommerkleidchen doch genau richtig.“

Also suchte Sabrina weiter nach Gründen dafür, dass sie nicht einfach so mitkommen konnte. „Aber ich kann so nicht mit, ich bin ganz verschwitzt und salzig, ich müsste erstmal duschen und mich kämmen und…“

„Das können Sie doch auch oben in Ulfs Zimmer!“ unterbrach Daniela Bodenhain sie, und Sabrina hasste sie dafür.  „Ich begleite sie einfach hoch, ich muss ja sowieso noch meine Sachen da herausholen, Sie können duschen und sich fertig machen, während Ulf hier unten wartet.“ Sie sah ihn an, er nickte. „Was meinen Sie, was brauchen Sie, zwanzig Minuten? Dreißig?“

Sabrina wurde langsam weich. Was sprach eigentlich sonst noch dagegen, mit diesem charmanten, wahrlich auch sehr attraktiven Mann mitzufahren, und mit ihm einen Sommerabend in Weeslow zu verbringen? Und anscheinend war das Unterhemd nur für sie selbst ein Problem. Und, war es das wirklich? Deshalb auf so einen schönen Abend verzichten? Sie würde schon gern mitfahren, und dass er sie einlud, war doch auch ein sehr gutes Zeichen.

 

Aber natürlich war nicht das Kleid ihr eigentliches Problem, auch nicht die Dusche, sondern dass sie nichts darunter trug, und dass es nur ganz wenige Zentimeter hauchdünner Stoff waren, die ihre Blöße vor aller Augen verbargen, und er wusste das genau, dachte sie erbost, er hatte es doch eben gerade erst gesehen. Sie ärgerte sich darüber, dass er mit ihr spielte. Und sie ärgerte sich wieder über sich selbst, darüber dass sie nicht mal ein Höschen dabei hatte - und nun traf sie ausgerechnet heute auf diesen Mann, der ihr ihren Traumjob anbot, der selbst ein Traummann war und der sie auch noch mit zu einem Diner entführen wollte!

 

„Nun kommen Sie schon! Tun Sie mir diesen Gefallen, ich würde mich wahnsinnig freuen!“ drang er weiter in sie ein.

„Na ja… Ich habe ein kleines Problem…“

„Und das wäre?“

„Das wissen Sie doch!“

„Fangen Sie nicht schon wieder mit dem Kleid an! Und dass Sie kein Unterhöschen tragen, finde ich persönlich überhaupt nicht schlimm. Oder Du?“ Er sah Daniela Bodenhain fragend an.

Die tat ganz überrascht: „Ehrlich, Sie tragen nichts darunter?“

Sabrina sah zu Boden und nickte stumm, Röte überzog erneut ihre Wangen. Musste er ihr das nun unbedingt erzählen, dachte sie böse.

Dr. Berg sah Sabrina verständnislos an, ein wenig gespielt, wie sie fand: „Das passt doch nun überhaupt nicht zusammen: Sie sitzen mir doch auch jetzt die ganze Zeit so gegenüber, als wäre das überhaupt nichts Besonderes für Sie…“

„Also…“ Sabrina stockte, peinlich berührt, wie sollte sie ihm das sagen, während auch noch Frau Bodenhain zuhörte. „Das ist was anderes. Sie haben mich vorhin ja schon nackt gesehen, und Sie haben ja auch gesehen, dass ich unter dem Kleid nackt geblieben bin, weil ich gar kein Höschen mit habe. Sie haben mich ja am FKK aufgelesen. - Aber nachher, bei fremden Leuten…“ „Moment“, unterbrach er sie, „vor einer Stunde war ich auch noch ein Fremder, genauer gesagt, bin ich es noch.“

Sie schluckte und sagte mit leiser Stimme. „Ehrlich gesagt, mir ist nicht wohl, wenn ich daran denke. Sie haben ja recht, ich laufe nun schon die ganze Zeit so herum, aber das war auch alles so nicht geplant. – Können wir nicht schnell noch zu Hause bei mir vorbei? Ist nur eine halbe Stunde von hier.“

Er schaute auf die Uhr. „Und dann noch duschen und so…? Nein, das wird zu knapp. Ich möchte eigentlich jetzt schon los.“

Daniela Bodenhain sprang ihm bei. „So, nun mal ehrlich: Wir machen ein FKK-Hotel auf. Nadine, Aron und viele andere da stehen total auf Nacktheit. -  Und außerdem: Ich finde es süß, dass sie so herumlaufen. Die anderen bestimmt auch. Wenn sie es überhaupt bemerken. – Aber Ihr müsstest jetzt echt bald mal los. Also – wenn Sie noch duschen wollen.“

Sabrina hatte eine Idee: „Sie waren doch vorhin am Strand, dann haben Sie doch auch einen Bikini dabei?“ Die blonde Frau jedoch hatte Bergs Absicht, Sabrina nicht davon kommen zu lassen, längst durchschaut und spielte nun mit. Schmunzelnd flunkerte sie: „Der ist aber ganz feucht, da holen Sie sich was weg.“

„Könnten Sie mir nicht ein Unterhöschen leihen?“

Daniela Bodenhain lachte: „Ach Kindchen! Das letzte saubere, das ich habe, brauche ich selbst für morgen.“

Berg mischte sich wieder ein. Ganz langsam und betont meinte er: „Kommen Sie bitte einfach so mit!“ Er ließ den Satz wirken, dann setzte er fort: „Und ich bin sicher, dass Sie den Abend sehr genießen werden, einfach so, weil Sie ihn mit netten Leuten verbringen werden, darunter übrigens ich, Ihr neuer Chef…“ Daran erinnert überflog ein leises Lächeln ihr Gesicht, „… und dieser Chef wird Sie auch ganz artig anschließend nach Hause bringen wird, und sich schon riesig darüber freuen würde, von einer so klugen, so charmanten und so glücklich strahlenden jungen Frau zu einem Abendessen mit Freunden begleitet zu werden – würde Sie das beruhigen – und überzeugen? Sagen Sie ja, kommen Sie mit!“

Sie hauchte fast ein „Ja.“

Daniela Bodenhain stöhnte auf: „Oh neee, jetzt wird’s aber kitschig.“ Alle drei lachten.

 

Dr. Berg fragte: „Wollen Sie nun noch duschen? Dann hole ich derweil Ihre restlichen Sachen vom Strand. Ich weiß ja wo sie liegen.“ 

„Okay.“

Daniela Bodenhain erhob sich und meinte: „Zimmer 2030, ganz weit oben, ein herrlicher Blick! Und Sie werden es nicht bereuen, mit ihm nach Weeslow zu fahren. Ich begleite sie.“

Dr. Berg schaute ihr aufmerksam nach, wie sie neben Daniela Bodenhain in ihrem aufregend kurzen weißen Unterhemd und den Flip-Flops durch das Foyer zu schweben schien.

 

Erst im Fahrstuhl bemerkte Sabrina, wie wackelig zwischenzeitlich ihre Knie geworden waren. Ich fasse es nicht, dachte sie, ich laufe hier in diesem winzigen Bisschen Stoff herum, splitterfasernackt darunter, und jetzt begleite ich ihn auch noch so nach Weeslow. Er hat mich doch wirklich überredet, so mitzukommen! Erneut sah sie an sich herab. Sie atmete tief durch. Was für ein Tag! – Aber ich habe den Job! Ich habe ihn!! Ich fasse es nicht, gestern Mittag habe ich mit meiner Mutter noch darüber gesprochen, dass ich noch immer nicht weiß, was ich nach den Ferien machen soll - und jetzt, im Eden! Mit tollen Aufgaben und super Ambiente, nicht mal weit weg von hier, nur zwei Stunden von Rostock, bei Dr. Berg! Und dieser echt netten Frau Bodenhain! Die anderen werden staunen! Und Mama erst! Okay, dafür lohnt sich ein bisschen Mut, dann begleitet Sabrina Patitz ihn eben im Männer-Achselhemd und ohne Slip zum Abendessen nach Weeslow. Irgendwas dabei?! Sie lächelte in sich hinein und trat aus dem Fahrstuhl.

 

Sie staunte nicht schlecht, als sie mit Daniela Bodenhain zusammen ins Zimmer im 20. Stockwerk trat, zwei große, modern eingerichtete, durch einen Mauerdurchbruch verbundene Räume, und ein famoser Blick weit über das Meer, Segelboote und Fähren am Horizont. Während Sabrina den Ausblick bewunderte, packte ihre neue Vorgesetzte überall ihre Sachen zusammen. Daran, wie verteilt alles lag und wie viele Sachen es waren, war deutlich zu erkennen, dass die beiden mehrere Nächte gemeinsam in diesem Zimmer verbracht haben mussten, also hatten sie doch etwas miteinander, bemerkte Sabrina, die derweil etwas unschlüssig dastand und ihr zusah.

„Ich bin gleich fertig.“ meinte Daniela Bodenhain. Sabrina fand, dass Frau Bodenhain sich sehr viel Zeit ließ. „Sie können gern schon anfangen zu duschen.“

Sabrina aber blieb unschlüssig am Fenster stehen. Daniela Bodenhain hielt in ihrer Suche nach ihren Kleidungsstücken inne und blickte auf: „Und Sie sind wirklich nackt darunter?“

„Ja.“

„Zeigen Sie mal!“

Sabrina sah sie verblüfft an.

„Hey, kommen Sie, nun tun Sie nicht so schüchtern. Sie wollen doch eh duschen.“

Sabrina reagierte noch immer nicht.

„Ich würde Sie einfach gern mal nackt sehen, wirklich, Sie sind bestimmt wunderhübsch.“

Sabrina gab nach und hob sich das Hemdchen über den Kopf.

„Wow!“ Sie trat auf Sabrina zu: „Ab sofort: Daniela. Wir sollten uns duzen.“

Beinah schüchtern ergriff das nackte Mädchen die hingehaltene Hand. „Sabrina.“

Daniela Bodenhain deutete auf Sabrinas Schoß. „Und natürlich vollkommen rasiert. Sehr schön.“

Diesmal konnte Sabrina keinen doppelsinnigen Unterton heraushören. „Ja, bin ich schon immer. Finde ich viel schöner so. Und anders würde ich mich gar nicht zum FKK trauen, ehrlich gesagt.“

Daniela Bodenhain war fertig mit Packen. Sie sagte zum Abschied: „Mit Dir macht das bestimmt riesig Spaß zusammen zu arbeiten.“ Und damit gab sie Sabrina einen leichten Kuss auf die Wange und verschwand. Sabrina schlüpfte aus den Flip-Flops und ging ins Bad, um zu duschen.

 

 

Die Zimmertür wurde vorsichtig geöffnet. Ob er hereinkommen dürfe, fragte er leise durch den Spalt hindurch. Sabrina sang vor sich hin und hörte ihn nicht gleich. Er steckte den Kopf durch die Öffnung und sah hinein. Mitten im Raum stand das schöne Mädchen, splitternackt, und kämmte sich das lange dunkle Haar. Etwas lauter wiederholte er seine Frage. „Darf ich herein kommen?“

Nun bemerkte sie ihn, wandte sich zur Tür und antwortete fröhlich: „Ja, klar, das ist doch Ihr Zimmer.“

Er trat herein.

„Tut mir leid, ich bin noch nicht ganz fertig.“ entschuldigte sie sich.

Er setzte sich aufs Bett und stellte Sabrinas Badetasche daneben ab. „Ich hoffe, es fehlt nichts.“

„Bestimmt nicht, mir ist noch nie etwas dort weggekommen.“ Sie legte den Kamm weg, trat zu ihm und nahm aus ihrer Badetasche eine Lotion, um ihre Haut nach dem Sonnenbad und der Dusche zu pflegen. „Vielen Dank für das Holen! Haben wir noch einen Moment Zeit?“ fragte sie.

„Na klar.“ meinte er und sah ihr dann aufmerksam dabei zu, wie sie ihren wunderschönen Körper an jeder Stelle gründlich mit der Lotion einrieb, deren angenehmer Duft den Raum erfüllte.

Sie bemerkte, wie er in der Luft schnupperte.

„Riecht gut, oder? Ich mag das total. Und die Haut fühlt sich danach so toll an.“ Dabei verteilte sie es gerade in ihrem Intimbereich.

Jetzt, in vollkommener Nacktheit, hatte Sabrina wieder kein Problem damit, sich so vor ihm zu zeigen. Schließlich hatte sie geduscht, was konnte er anderes erwarten? Noch immer mit dem Eincremen beschäftigt, stellte sie sich ans große Fenster und sah hinaus. „Ein herrlicher Blick!“

„In der Tat…“ sagte er vom Bett aus und meinte damit nicht allein die Ostsee.

„Ich war noch nie hier oben. Auch nicht im Restaurant. Das ist wirklich wunderschön.“ Sie drehte sich um. „Und ein sehr schönes Zimmer! – Übrigens, da fällt mir ein: In zwei Wochen wollte ich Urlaub machen.“

„Wo geht es hin?“

„Erstmal ist ja die Frage: Geht das noch?“

„Wie lange?“

„Zehn Tage.“

„Das bekommen wir hin. Sie sagten ja, Sie könnten sofort anfangen? Also Montag?“

Sie nickte eifrig.

„Dann hätten wir noch ein paar Tage zum Kennenlernen des Eden. Dann machen Sie Urlaub, und danach fangen wir richtig an. Okay?“

Sie strahlte. „Danke! Das ist großartig.“

„Und wohin geht es?“

„Nach Formentera.“

„FKK?“ fragte er mit leicht ironischem Unterton.

Sie nickte. „Klar. Ich nehme gar keinen Bikini oder so mit. In der Nähe vom Hotel soll es viele prima Nacktbadestrände geben.“ Sie grinste ihn fröhlich über die Schulter hinweg an. „Und ich werde super braun gebrannt wiederkommen, völlig nahtlos an jeder Stelle meines Körpers.“  

„Das sind Sie doch jetzt schon. Gefällt mir übrigens sehr gut.“ sagte er anerkennend.

Das dunkelhaarige Mädchen war fertig mit dem Eincremen, verspielt drehte es sich einmal im Kreis, damit er es von allen Seiten bewundern konnte. Von ihrer makellosen Haut ging nun ein verlockender glänzender Schimmer aus. 

„Wollen Sie nicht gleich so mitkommen?“ scherzte er.

Sie nickte. „Manchmal hätte ich schon Lust, einfach mal so durch die Straßen zu laufen.“

„Tun Sie es doch…“

Sie schmunzelte nur in sich hinein. Sie ging kurz ins Bad, legte etwas Lippenstift an, verwuselte dann noch einmal mit kritischem Blick ihr Haar, dann glättete sie es wieder mit den Händen, bis es so saß, wie sie es mochte. Er schaute ihr durch die offene Tür dabei zu. Sie kam heraus, lächelte ihn still im Vorbeigehen an und durchquerte den Raum, um ihr Unterhemd von der Stuhllehne zu nehmen.

Er meinte: „Das ist wirklich ein wunderschönes Kleid, und Sie sind darin wunderschön!“

Sabrina blieb stehen, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und meinte mit gespielter Empörung: „Jetzt hören Sie aber mal auf mit Ihren Komplimenten, ich werde ja noch ganz eingebildet!“

Dann nahm sie das „Kleid“ vom Stuhl, betrachtete es einen Moment nachdenklich, hielt es sich prüfend vor ihren schlanken Körper und beschaute sich so im Spiegel. Schließlich drehte sie sich wieder ihm zu, immer noch das „Kleid“ vor sich haltend. „Oh Mann, das ist nicht Ihr Ernst, oder?! Ich soll echt so zum Abendessen mitkommen?“ Tatsächlich hielt sie es ein wenig zu hoch, so dass ihr blanker Schoß darunter zu sehen war.

Doch das störte ihn keineswegs. „Ich fände es total schade, wenn Sie jetzt einen Rückzieher machten und wir noch von irgendwoher ein anderes Kleid besorgen müssten.“

Entmutigt ließ sie ihre Arme, mit denen sie sich das Hemdchen vorhielt, sinken. Mit flehendem Unterton bat sie: „Okay, kein anderes Kleid, aber wenigstens ein Höschen? Ein winziges, klitzekleines Höschen vielleicht?“

„So, Schluß jetzt.“ Er erhob sich. „Vor wem schämen Sie sich denn eigentlich? Sie tun, was Ihnen Spaß macht, Sie sind gern nackt, mögen das Gefühl, und Sie dürfen tun und lassen, was Sie mögen. Viele Menschen lieben FKK, und auch Sie lieben FKK und sind gern nackt, hey, nur Mut, Augen zu und durch, und Sie werden sehen, morgen werden Sie sich freuen, dass Sie den Mut dazu gefunden haben…“

Sabrina gab ihre ohnehin nur noch schwache Gegenwehr auf, atmete tief durch: „Na gut, da muss ich jetzt wohl durch…“

„So, ich dusche jetzt auch noch schnell. Dauert nicht lange. In zehn Minuten sollten wir los.“

„Okay. Ich rufe kurz meine Mutter an.“ Sie setzte sich  nackt auf das Bett und begann ihrer Mutter alles zu erzählen, was sich in den letzten drei Stunden zugetragen hatte.

 

Nach einer Weile kam Dr. Berg aus dem Bad zurück, nur mit einem weißen Handtuch um die Hüfte geschlungen, und ging zum Schrank im Nebenraum. Sabrina meinte am Telefon: „Du, ich muss Schluss machen. Ich bin so gegen Mitternacht zurück.“

Nachdem sie aufgelegt hatte, legte sie sich quer auf das Bett, so dass sie Dr. Berg im Nebenraum sehen konnte. Er stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Schrank und wählte ein Hemd und eine Hose aus.

„Von meiner Mutter habe ich übrigens die Liebe zum FKK.“

Ohne sich umzudrehen fragte er zurück: „Ist ihre Mutter auch so schön wie Sie?“

Sabrina lachte: „Viel schöner!“ Sie beobachtete ihn vom Nebenraum aus, ihm schien das nichts auszumachen. Er hatte ein beachtlich gut trainierte Figur, bei seiner Größe die idealen Maße, nicht massig, schon gar nicht füllig, kein Gramm Fett zu viel, aber auch nicht dünn oder hager, sondern schlank und trotzdem muskulös und fit, mit einem  muskulösem Bauch, wie sie schon beim Herauskommen aus der Dusche hatte sehen können. Und als er das Handtuch an sich herab rutschten ließ, um in die Unterhose zu steigen, sah sie, dass er einen sensationell knackigen Hintern hatte. Alle Achtung!, dachte sie.

Er zog sich weiter an, stieg in seine Schuhe und kam in den Raum, in dem Sabrina lag.

„Wollen wir los?“ fragte sie und erhob sich vom Bett. „Gleich.“ meinte er, „Ich möchte schnell noch einen Kaffee trinken, Sie auch?!“

Sie bejahte, und er füllte aus einem Krug Wasser in den Behälter der Kaffeemaschine und setzte einen Kaffee-Pad ein. Dann öffnete er die Balkontür. „Haben Sie eigentlich schon mal rausgeschaut?“

Sabrina nickte: „Klar, aus dem Fenster. Aber ehrlich gesagt, da raus gehen, damit habe ich es nicht so, ich bin nicht so ganz schwindelfrei.“

„Kommen Sie, ganz langsam! Das Geländer ist hoch und massiv, probieren Sie es aus.“

Sie näherte sich vorsichtig, trat behutsam auf den Balkon hinaus, dann zögerte sie.

„Noch einen Schritt. Nehmen Sie das Geländer fest in die Hand, und fixieren Sie zunächst einen Punkt am Horizont, da, das Boot da hinten.“

Sie folgte gehorsam jeder Anweisung und stand nun am Geländer und sah hinunter. „Mein Gott, ist das hoch.“ „Das ist noch nicht das oberste Stockwerk. Aber sehen Sie, was für ein Tag!“

Die Sicht war herrlich, und hier oben ging ein leichter, warmer Wind. Sabrinas Härchen im Rücken stellten sich auf, sie schauderte leicht. Sie zeigte ihm ihr ´Wohnzimmer´, ihre Lieblings-Strandbar, das Volleyballfeld.

Er ging hinein und brachte den Kaffee hinaus. Sabrina löste sich ängstlich vom Geländer, nahm ihm eine Tasse ab und nippte an ihrem heißen Espresso.

„Ich werde dann also ab Montag bei Ihnen arbeiten. Mein Gott, geht das jetzt alles schnell.“

„Finde ich auch. Aber Sie haben uns nun mal sofort überzeugt.“ Er trank seinen letzten Schluck, schaute auf ihre Tasse, ob auch sie schon ausgetrunken habe und fragte: „Wollen wir los? Dann können Sie nachher noch andere so gut von sich überzeugen.“

„Oh bitte! Machen Sie mich nicht schon wieder nervös! Ja, wir können.“ Sie trat ins Zimmer, stellte die Tasse ab, und hob ihre Flip-Flops vom Boden auf.

„Aber nicht dass Sie noch vergessen, Ihr Kleid anzuziehen.“ scherzte er.

„Oh, gut, dass Sie mich daran erinnern…“, gab sie lachend zurück, lief zum Bett, nahm das weiße Männer-Achselhemd und schlüpfte kopfüber hinein. Dann setzte sie sich in einen Sessel und zog ihre Flip-Flops an, wodurch er gleich noch mal einen ausgiebigen Blick auf ihren darunter nackten Schoß werfen konnte. Sie warnte ihn: „Hey, wegschauen! Das werde ich jedenfalls nachher in Weeslow vor den anderen bestimmt nicht machen…“

„Schade eigentlich.“

 

Sie gingen hinaus, vor dem Fahrstuhl wartend fragte er sie: „Könnten Sie sich eigentlich vorstellen, auch in so einem kurzen Kleid zu arbeiten?“

„Tja…“ sagte sie gedehnt. „Warum nicht? Ist das denn im Eden möglich?

Er nickte. „Ja. Das sollten wir so einrichten können.“

„Also, von mir aus…“ meinte sie schmunzelnd. „Ich mag gern kurze Sachen. Spart Stoff.“.

Sie stiegen in die leere Fahrstuhlkabine. „Was das Darunter angeht, da sind Sie anscheinend auch sehr sparsam.“ Sabrina war bei diesem Thema nun längst nicht mehr so befangen, sie erklärte ihm ganz ernsthaft: „Das ist einfach so schön umkompliziert: Wenn man am Strand ankommt, kann man einfach so rausschlüpfen aus dem Kleid, fertig, kein BH, kein Höschen, und auf dem Weg ist das schon so ein leichtes Gefühl, besonders an so heißen Tagen wie heute.“ Als sie ihm erzählte, dass sie es ‚FKK to go’ nenne, musste er lachen.

„Haben Sie so schon mal gearbeitet? Oder waren Sie so schon mal in der Schule?“

„Nein!“ sagte sie mit Bestimmtheit. „Schon gar nicht unter so was Kurzem! – Nur auf dem Weg zum Strand. – Bisher“, ergänzte sie nach einer kurzen Pause.

Und obwohl im achten Stockwerk ein Ehepaar mittleren Alters zustieg, erläuterte sie ihm ganz offen, dass sie keine Lust habe auf irgendwelche blöden Situationen, denn ihr sei durchaus bewusst, dass man bei so kurzen Kleidchen nicht immer alles verbergen könne und längst nicht jeder so verständnisvoll reagieren würde wie er, deshalb werde sie das auch nur da machen, wo es halt nichts ausmache, wenn jemand ihr kleines Geheimnis entdecke.

Man war im Erdgeschoß, das Ehepaar stieg aus, nicht ohne noch einen kurzen und dabei doch sehr interessierten Seitenblick auf Sabrina und dann auf Dr. Berg zu werfen, dann fuhren sie weiter ins Untergeschoß zur Tiefgarage. Sie fuhr fort, heute habe sie wirklich nur ausnahmsweise dieses kürzeste und gewagteste all ihrer Kleidchen an, eines, in dem sie wirklich nur zum Strand habe gehen wollen und in dem sie bei klarem Verstand niemals zu einem Vorstellungsgespräch und dann sicherlich niemals unten ohne gegangen wäre.

„Da habe ich ja richtig Glück gehabt.“ meinte Dr. Berg schmunzelnd. „Aber ins Eden, also ins FKK-Hotel, passt das eigentlich ganz prima, finde ich.“

Sabrina spürte, sie war dabei, ihn für sich gewinnen. Also auch da hatte sie alles gewagt und alles gewonnen, sagte sie sich. „Wenn Sie meinen.“

„Abgemacht“, bemerkte er schelmisch grinsend, „im Eden: Keine Röcke länger als so“, und er zeigte auf ihr Unterhemd, „und FKK to go, wann immer es Ihnen beliebt.“

„Das erste geht klar, das zweite muss ich mir noch überlegen.“

 

Unten in der Tiefgarage stand sein weißer Porsche Cayenne Turbo S – ein bisschen fett, fand Sabrina, aber als sie drinnen saß, war sie begeistert.

 

 

Die Fahrt war rasant und kurzweilig. Sie erzählten einander soviel, dass kaum mal eine Pause eintrat. Schnell war vergessen, dass sich ihr Unterhemd durch den Gurt verkürzte und die ganze Zeit über ihr nacktes Schößchen frei und offen lag, sogar von ihm auf dem Fahrersitz aus zu sehen. Er bot ihr das Du an, machte weitere Komplimente, und als sie nach einer und einer dreiviertel Stunde die Auffahrt des Eden hinauffuhren, war Sabrina verliebt.

 

 

Hans Weber war nicht ihr Typ, zu laut, zu angeberisch. Aber auszuhalten. Nadine dagegen gefiel ihr sehr. Was für eine schöne Frau, nur fünf Jahre älter als sie selbst. Das Eden war ein Traum. Alles stimmte.

 

Doch sie nahm das alles nur halb wahr. Denn eigentlich hatte sie nur noch Augen und Ohren für Dr. Ulf Berg. Oder nun: Ulf.

 

Ach ja, und ihr Unterhemd kam prima an. Auch, dass man oft einen Blick darunter erhaschen konnte, gefiel durchweg allen. Auch Sabrina selbst. Das passte nach Weeslow, da hatte Daniela recht gehabt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Kommentare

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