Kunstunterricht
Es war wieder soweit: der alljährliche Leistungskurs "Nacktheit und Erotik in der Kunst - ein
Streifzug durch die Kulturgeschichte. Mit praktischen Übungen in der Aktmalerei" für den
13. Jahrgang hatte begonnen. Die Kursleitung hatte - wie immer - Frau Dr. Sabrina Stolze. Sie
hatte Kunstgeschichte studiert und war für ihre Lockerheit im Umgang mit dem Thema bekannt.
Frau Dr. Stolze (im Folgenden nur Sabrina) war Mitte 40 und, soweit man wusste, unverheiratet.
Ihr jugendliches Aussehen wurde durch die Kurzhaarfrisur unterstrichen. Ihre Figur war weiblich
üppig, aber den Annäherungsversuchen des männlichen Teils des Lehrkörpers hatte sie bislang
erfolgreich widerstanden.
Es war kein Wunder, dass ihr neuer Kurs einen hohen Andrang hatte. Sabrina wählte unter den
vielen Bewerbungen je 8 Schülerinnen und Schüler aus, denn beide Geschlechter sollten bei diesem
Thema gleich vertreten sein. Alle Teilnehmer mussten über 18 sein, und sie hatte sich in den
Vorgesprächen vergewissert, dass kein vordergründig sexuelles Interesse an der Teilnahme vorlag.
Ausserdem hatte sie nur SchülerInnen ausgewählt, die bereits über sexuelle Erfahrungen verfügten,
wie sie durch geschicktes Fragen herausbekommen hatte. Nicht zuletzt hatte sie aus gutem Grund
darauf geachtet, dass alle Teilnehmer irgendwie zueinander passten.
Für die praktischen Übungen hatte sie weibliche und männliche Modelle bestellt, die mit dem
Honorar ihr Studiengeld aufbesserten. Einmal passierte es, dass ein männliches Modell bei einem
stehenden Akt aus heiterem Himmel eine Erektion bekam. Der Mann wollte sofort mit hochrotem Kopf
das Podest verlassen, zumal einige Schülerinnen bereits leise lachten, wurde aber von Sabrina
zurückgehalten.
"Bitte warten Sie. Dies", und sie wies auf den Ständer des jungen Mannes, "ist das beste
Beispiel dafür, dass Nacktheit nicht vom Geschlecht und auch nicht von der Sexualität immer
trennbar ist. Dieser Mann hat weder Hand an sich gelegt noch ist er von uns in irgendeiner Weise
provoziert worden. Vielleicht ist aus Versehen sein Kopfkino angesprungen oder er hat längere
Zeit keinen Sex gehabt. Wir wissen es nicht, und wir wollen es auch gar nicht wissen."
Zu den Schülerinnen gewandt ergänzte sie wütend:
"Und euer blödes pubertäres Gekicher hat dazu geführt, dass das eingetreten ist, was wir beim
Thema "Nacktheit in der Kunst" vermeiden wollten: falsche Scham. Er schämt sich für seine
Männlichkeit, statt stolz darauf zu sein. Seine Erektion ist ein Kompliment an euch!"
Die Klasse wurde ruhig, die Stunde wurde fortgesetzt und die Erektion verschwand nach wenigen
Minuten.
Es kam jedoch immer wieder vor, dass, obwohl diese Stunden spät angesetzt waren, Schüler unter
fadenscheinigen Vorwänden hereinplatzten, um einen lüsternen Blick auf das nackte Modell zu
erhaschen. So entschloss sich Sabrina, für die weitergehenden Studien ein Wochenendseminar
anzusetzen.
Eine Unterkunft, nicht allzu weit entfernt, mit geeigneten Räumen, die keinen Blick von aussen
zuliessen, war schnell gefunden.
Nach der kurzen Anreise, und nachdem alle Handys eingesammelt worden waren, begann am Samstag
pünktlich um 10 Uhr der Unterricht:
"Für dieses Seminar habe ich ein ungewöhnliches Thema vorgesehen, nämlich die Darstellung des
Anus in der Kunst." Ein Raunen ging durch die Klasse, Gekicher, Getuschel.
"Ja, ich weiss, dies ist eigentlich ein Tabuthema. Ist die Darstellung des Pos in der Malerei
und Bildhauerei allgemein anerkannt, gilt der Anus als schmutzig und anrüchig. Andererseits ist
klar, dass der Anus eine erogene Zone ist, bei der viele Nervenenden zusammenlaufen.
Ich werde jetzt keinen Vortrag über die Einzelheiten analer Erotik halten, das könnt ihr im
Internet jederzeit recherchieren, wahrscheinlich habt ihr das schon.
Aber um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Es gibt Männer und Frauen, die anale Praktiken
ablehnen, aus welchen Gründen auch immer. Und das ist völlig in Ordnung. Lernziel dieses Kurses
ist ausdrücklich nicht, sich anale Erotik zu eigen zu machen, das muss jeder und jede für sich
entscheiden, sondern zu akzeptieren, dass es so etwas gibt, und dass dies seinen Ausdruck in der
Kunst und Literatur findet."
In der folgenden Slide-Show begann sie, in groben Zügen die Geschichte der "analen" Kunst zu
skizzieren.
Sie begann mit prähistorischen Felszeichnungen einer längst untergegangenen indigenen Kultur in
Südamerika, aus denen eindeutig hervorging, dass Analverkehr zwischen Männern und Frauen die
häufigste Sexualpraktik war, Vaginalverkehr war fast ausschließlich der Fortpflanzung vorbehalten.
Es ging weiter mit antiker griechischer Keramik, auf denen nackte Sportler dargestellt waren, die
sich lächelnd gegenseitig einen Finger in den Anus steckten. Es folgten unter anderem
Darstellungen von homo- und heterosexuellem Analverkehr aus dem persischen und indischen Raum.
Schließlich das Bild von Christopher D'Alton aus dem Jahre 1855, welches einen weiblichen Po
zeigt, der Anus sowie die Vagina sind detailliert dargestellt, ausserdem ist im rechten oberen
Rand eine Zunge erkennbar (s. Bild 86356). Es folgten 2 Illustrationen von Paul Avril, die er 1892
für eine Ausgabe der "Sonnets luxurieux" von Pietro Aretino aus dem 16. Jahrhundert angefertigt
hatte. Auf der einen ist ein Mann zu bewundern, dessen Finger im Po seiner Partnerin steckt, die
dies sichtlich geniesst (s. Bild 86358). Die andere zeigt einen Mann, dessen voll erigierter Penis
im Begriff ist, in den Anus der vor ihm knienden Geliebten einzudringen (s. Bild 86359).
Und so ging es weiter, bis zur Jetzt-Zeit: Ein Bild zeigte den Kot-verschmierten Hintern der
Performance-Künstlerin Ann Liv Young, die bei einer Performance in eine Schüssel kackte. Die mit
Zuckerstreuseln und Papierschirmchen verzierten Fäkalien wurden am Schluß der Veranstaltung teuer
verkauft, ob Nasenklammern zum Lieferumfang gehörten, war nicht bekannt, wie Sabrina versicherte.
Schließlich präsentierte sie 2 Fotografien einer brasilianischen Performance-Gruppe, bei der die
meist männlichen Künstler -es waren allerdings auch 2 Frauen dabei- sich im Kreis oder in einer Art
Polonaise bewegten, wobei alle Mitwirkenden einen Finger in den Anus des Vordermanns bzw. der
Vorderfrau steckten (s. Bild 86357).
Zum Schluß wurde in Gross- und Nahaufnahme je ein weiblicher und männlicher Anus gezeigt.
"Nach dieser Einleitung dürftet ihr schon ahnen, dass heute das Zeichnen eines Anus auf dem Programm
steht." Erneutes Raunen, Getuschel, Gekicher, nur lauter.
"Ich habe dabei an den After einer Frau gedacht, weil die Rundungen eines weiblichen Popos ganz einfach
ästhetischer sind. Leider habe ich kein Modell gefunden, das bereit wäre, so explizit zu posieren.
Um eine Lösung zu finden, habe ich mich entschlossen, selbst Modell zu stehen...äh, also eher zu knien."
Noch lauteres Raunen, Getuschel und Gekicher.
"Ihr könnt mir glauben, es fällt mir nicht leicht, als eure Lehrerin meine intimsten Öffnungen vor
euch zu präsentieren, aber ein wichtiges Lernziel dieses Kurses ist es, Schamhaftigkeit und falsche
Hemmungen abzubauen, und das gilt letztlich auch für mich."
****
Entlassen wir nun die SchülerInnen und die Kursleiterin in die wohlverdiente Mittagspause.
Natürlich bleiben quälende Fragen offen:
Was gibt es zum Mittagessen?
Wird Frau Dr. Stolze ihr Arschloch wirklich zeigen?
Wie reagieren die SchülerInnen?
Was passiert am Sonntag?
Wird alles gut?
Das, liebe Leser, und noch viel mehr, erfahrt ihr in der nächsten Folge, die jedoch nur bei
entsprechenden Resonanzen in den Kommentaren veröffentlicht wird.
Kommentare
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Beginnt vielversprechend. Würde gerne einen 2. Teil lesen.
Sorry, bin beim erscheinen des Anus ausgestiegen. Nicht ganz mein Fall. Trotzdem schön geschrieben
Mir gefällt sowohl der Beginn einer erotischen Geschichte, als auch sein Schreibstil. Die Geschichte hat viel POtential. Bitte schreib weiter.
bin sehr gespannt wie es wird
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