Ein Märchen Teil 2
Teil 2
Langsam schritt ich auf das Häuschen zu, das einsam auf der großen Lichtung stand. Das vom Morgentau noch feuchte Gras kitzelte angenehm an meinen Füßen. Im Garten war niemand zu sehen, so ging ich näher und spähte vorsichtig durch eines der kleinen Fenster ins Innere. Es war schwer, durch die schmutzigen Fenster etwas zu erkennen, aber das Haus war vollständig eingerichtet. Ein großer Tisch in der Mitte des Wohnraums war von 7 kleinen Stühlen umrahmt und in einem großen offenen Kamin an der Wand glimmte ein Feuer gemächlich vor sich hin. Über dem Feuer hing ein riesiger Kessel aus dem kleine Dampfschwaden emporstiegen.
Ich trat durch den verwilderten Garten zur Vorderseite des Hauses, auf der sich die Eingangstüre befand. Sie war so niedrig, dass wohl nur ein Kind aufrechten Ganges hindurchpassen würde.
Ich klopfte lautstark an den hölzernen Eingang und mir wurde ganz flau im Magen. Wer würde wohl öffnen? Wer wohnte so tief im dunklen Wald? Waren es am Ende gar Räuber? Wie würden sie auf eine junge nackte Frau wie mich wohl reagieren? Mein Körper war angespannt und jederzeit zur Flucht bereit.
Doch es öffnete niemand.
Ich klopfte ein zweites Mal.
„Hallo?!“
Keinerlei Reaktion.
Ich drehte vorsichtig an dem kleinen Türknauf und zu meinem Erstaunen war das Häuschen nicht abgeschlossen. Die Türe quietschte laut in ihren Angeln, als sie sich langsam öffnete und den Blick ins Innere freigab.
Ein schmaler Gang lag vor mir. Schuhe häuften sich an der einen Wand und Jacken und Mäntel türmten sich an einigen Haken auf der anderen Seite. Der Größe nach mussten es Kinder sein, die hier wohnten. Vielleicht Waisen, die sich hier im Wald versteckten? Aus meiner anfänglichen Angst wurde Mitleid für die kleinen Geschöpfe.
Ich bahnte mir einen Weg durch die Unordnung und befand mich nun in dem Wohnraum, den ich bereits durch das Fenster hindurch gesehen hatte. Auf dem großen Tisch sah es nicht weniger unordentlich aus. Es stand schmutziges Geschirr und restliches Essen vom Frühstück herum und obwohl es etwas unappetitlich duftete, spürte ich wieder meinen Hunger und den Durst in mir.
Gierig griff ich nach einem Stück Brot, welches in einem Korb in der Tischmitte stand und schlang es fast ohne zu kauen hinunter. In einem Krug war noch ein wenig restliche Milch gegen meinen Durst und vor lauter Hast lief mir die Milch über das Gesicht und tropfte über mein Kinn auf den Busen. So aß ich mich an den Resten satt, bis mein Magen krampfte und ich mich auf einem der kleinen Hocker ausruhen musste. Ich wischte mit der Hand die Milch von meinem Busen und ließ meinen Kopf erschöpft nach hinten fallen. Spinnweben hingen von der Decke und der Staub lag dick auf den Küchenschränken. So beschloss ich, mich für mein Mahl zu revanchieren, indem ich hier ein wenig für Ordnung sorgte.
Ich räumte den Tisch ab, spülte das Geschirr und fand sogar einen Besen, mit dem ich die Spinnweben aufkehrte. Als ich die Schuhe zurechtrückte und die Jacken ordentlich aufhing, versuchte ich mich in einen der Mäntel zu zwängen, um meine Nacktheit zu bedecken, doch der Mantel war viel zu klein und ich gab auf, bevor ich ihn noch zerrissen hätte.
Als ich zu guter Letzt noch den Fußboden wischte, entdeckte ich eine kleine Treppe, die nach oben führte. Vielleicht fand ich oben etwas anzuziehen.
Die Stufen knarrten, bei jedem Tritt der mich höher führte. Sie waren so klein, dass ich nur jede zweite Stufe nehmen musste und oben angekommen stand ich in einem Schlafgemach, in dem sieben Kinderbetten standen. Bevor ich die Fenster putzen wollte, musste ich mich ein wenig ausruhen und so ließ ich mich erschöpft niedersinken. Das Bett war so kurz, dass ich mich quer legen musste und drei der Betten in Anspruch nahm doch es dauerte nicht lang und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
Ich wurde von Stimmen geweckt. Es dauerte eine Weile, bis ich die Orientierung wiederfand und ich wusste, wo ich mich befand. Anscheinend hatte ich lange geschlafen, denn inzwischen war es fast dunkel.
Die Stimmen von unten wurden immer lauter und erschrocken stellte ich fest, dass es keine Kinder, sondern eindeutig Männerstimmen waren.
„Was ist hier los?!“
„Irgendjemand ist in unser Haus eingebrochen!“
„Alles ist weg!“
„Nein, es ist aufgeräumt! Seht nur, die Teller sind im Schrank!“
„Die Krüge auch!“
„Jemand hat sauber gemacht!“
Panisch sah ich mich nach etwas zum bedecken um und zog eine der Bettdecken über meinen Körper. Der dadurch aufgewirbelte Staub kitzelte in meiner Nase und ich musste laut Niesen.
„Das kam von oben!“
„Schnappt ihn euch!“
Schon hörte ich zahlreiche Füße die Stufen hoch stampfen! Ich zog die Decke hoch bis an meinen Hals, der vor lauter Aufregung kräftig pulsierte. Erst jetzt merkte ich, dass ich statt der Decke nur eines der Kissen in der Hand hielt, welches viel zu klein war um meine Nacktheit zu bedecken, doch noch ehe ich reagieren konnte, purzelten sieben kleine Männer mit lautem Getose zur Tür herein. Einer von ihnen reckte mir eine lange Mistgabel zum Angriff entgegen.
Als sie mich auf ihren Betten sitzen sahen klappte einem nach dem anderen der Kinnladen herunter und sie blieben regungslos und mit weit aufgerissenen Augen vor mir stehen.
Ich zupfte verlegen an dem Kissen. „.....ähm....Hallo?“
Eine endlos lange Pause.
„Mein Name ist Schneewittchen.“
Noch immer Schweigen.
Der eine Zwerg ließ die Mistgabel langsam sinken.
„Entschuldigt bitte, dass ich bei euch eingedrungen bin, aber ich war so durstig und...
...und die Tür stand offen.“
Anscheinend hatte ich das Eis gebrochen, denn mit einem Mal sprudelte es aus ihnen heraus.
„Wie bist du hier her gekommen?“
„Was hast du mit unseren Sachen gemacht?“
„Wieso liegst du in unseren Betten?“
…
„Und wieso bist du eigentlich Nackt?!“
Bei der letzten Frage zog ich instinktiv das Kissen weiter nach unten um meine Scham zu bedecken, wodurch ich wiederum meine Brust zu sehen war.
Die kleinen Männer trauten sich immer näher zu mir ans Bett und bildeten einen Halbkreis. Ich bekam es mit der Angst zu tun, als sie so auf meine nackten Stellen starrten. Ich fühlte mich hilflos ausgeliefert und griff mit einer Hand nach der Bettdecke, um sie gegen das Kissen auszutauschen, doch einer der Männer war schneller und zog sie beiseite.
„Die will unsere Sachen stehlen!“
„Das ist nicht wahr, ich habe noch nie etwas gestohlen!“
„Zeig, was du unter dem Kissen versteckst!“
„Ich verstecke gar nichts! Wieso sollte ich so etwas tun?“
Meine Stimme überschlug sich fast.
„Dann kannst du uns das Kissen ja ohne schlechtem Gewissen wieder geben!“
„Nein!“, entgegnete ich bestimmt.
Doch damit kam ich nicht durch. Ehe ich mich versah, zog mir einer von ihnen das Kissen unter den Armen weg und nach Luft ringend saß ich splitternackt auf dem Bett und sieben Augenpaare starrten gierig auf meine intimsten Körperteile. Sie standen nun ganz dicht gedrängt um mich herum und ich konnte ihren übel riechenden Atem spüren.
„Fesselt sie!“
Noch bevor der Ruf verklungen war stürzten sich die Männer auf mich und versuchten mich festzuhalten. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen und konnte sie eine ganze Weile in Schach halten, doch es waren einfach zu viele von ihnen. Bei dem Handgemenge fühlte ich immer wieder Hände auf meinen Brüsten und zwischen meinen Beinen und einer rammte mir (wohl eher versehentlich) sein Knie genau in meine Körpermitte. Der Schmerz ließ mich zusammenfahren und das war dann auch genau der Punkt, an dem ich die Kontrolle verlor. Ich spürte, wie sich ein Seil um mein rechtes Handgelenk legte. Zwei Männer zogen an meinen Arm und banden ihn am Bettrand fest. Das selbe geschah auf der anderen Seite und auch meine Knöchel waren im Handumdrehen ans Bett gefesselt. So lag ich nun mit allen Vieren von mir gestreckt auf dem Bett und meine weit gespreizten Beine verbargen nichts mehr vor den gierigen Blicken der kleinen Männer. Trotz meiner Angst verspürte ich eine starke Erregung und mir wurde plötzlich ganz heiß zwischen den Beinen. Verwirrt schloss ich die Augen. Ich schämte mich und dennoch konnte ich meine Lust kaum bändigen. Ich stöhnte sogar laut auf, als sich die Fesseln mit einem Ruck festzogen. Sie hatten mich besiegt.
„Happy, Sneezy, Bashfull, seht nochmal nach, ob irgendetwas fehlt! Die anderen bleiben bei mir und passen auf, dass sie sich nicht losreißt!“
„Chef, was hast du mit ihr vor?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Sie ist wunderschön!“, hauchte einer von ihnen.
„Sie ist gefährlich! Ich bin dafür, sie dorthin zu schicken, wo sie hergekommen ist!“
„Nein! Bitte nicht!“, mischte ich mich in die Diskussion der Zwerge ein. „Ich kann nicht zurückkehren. Die Königin wollte mich töten und nur mit einer List konnte ich mich befreien. Wenn ihr mich ausliefert, muss ich sterben!“
„Ich sage doch, sie ist gefährlich! Wenn die Königin herausfindet, dass sie bei uns ist, wird sie uns alle töten!“
„Sie hat keine Ahnung, dass ich noch am Leben bin! Bitte, hört auf mich! Ich mache auch alles, was ihr von mir verlangt!“
Der Zwerg, den sie Chef nannten kratzte sich nachdenklich am Bart.
„Ich denke nicht, dass sie gefährlich ist. Dennoch sollten wir auf der Hut vor dem Zorn der Königin sein. Sie weiß oft mehr als normale Menschen.“
„Sie ist sooo schön!“, seufzte der eine Zwerg erneut und sein Blick hing dabei verträumt zwischen meinen Beinen.
„Sie wird uns alle im Schlaf töten, wenn wir sie behalten!“
„Jetzt hör doch auf, Grumpy! Sieh sie dir doch an! Sie sieht aus wie ein Engel!“
Bei dem letzten Wort strich er mir sanft über die Wange.
Die anderen drei Zwerge polterten gerade wieder zur Tür herein.
„Alles scheint noch da zu sein!“
„Es ist nur alles sauber und aufgeräumt!“
„Sogar der Fußboden ist gewischt!“
Chef trat vor die sechs anderen Zwerge und ergriff das Wort.
„Ich bin dafür, ihr Zuflucht zu gewähren! Hier fehlt schon lange eine helfende Frauenhand. Ihr Wohnrecht muss sich Schneewittchen allerdings durch folgende Pflichten erkaufen:
-
Aufräumen und Putzen in regelmäßigen Abständen
-
Täglich Kochen
-
Der Garten soll gepflegt werden
-
Wäsche waschen
Und zu guter Letzt noch die oberste Grundregel: Die Arbeiten müssen nackt getätigt werden und zu keiner Zeit hat sich Schneewittchen in Anwesenheit der Zwerge zu bedecken!“
Er grinste breit bei der letzten Regel und alle Zwerge grölten lautstark ihr Einverständnis. Mit Ausnahme von Grumpy, der noch immer eine skeptische Mine an den Tag legte.
„Damit dies nicht gegen den Willen von Schneewittchen geschieht, fordere ich hiermit ihre bedingungslose Zustimmung oder sie muss unseren Wald auf der Stelle verlassen!“
Mit erhobenem Zeigefinger sah der Chef mir in die Augen.
Ich dachte einen Moment über die Forderungen nach, doch angesichts was mich in der Wildnis draußen erwarten würde, schien es mir ein durchaus fairer Handel zu sein und die kleinen Männer machten mir doch keinen allzu gefährlichen Eindruck.
„Ich werde meine Aufgaben mit Freude erfüllen und ihr werdet es nicht bereuen, so gutherzig gewesen zu sein.“
„Bindet sie los, sie ist nicht länger unsere Gefangene!“
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