"skrupellos" Kapitel III


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21.03.2017
BDSM

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„Ich will Dich Julia“, sagte er sehr direkt, als sie wieder Zuhause waren und sie nickte und wollte in das Badezimmer.

„Würdest Du mir eine besondere Freude machen und erst danach Duschen?“, bat er und sie schaute ihn fragend an, als er aber keine weiter Erklärung hinzufügte, nur noch einmal „bitte“ sagte, zog sich aus und legte sich auf das Bett.

Ihre lockigen Haare stimmungsvoll auf dem weißen Kissen ausgebreitet, die Beine leicht gespreizt, sah er die zierliche Öffnung, nur unzureichend verdeckt durch einen durchsichtigen Flaum.

Was für ein erotisches Bild dachte er und hörte sich erregt keuchen und als er seinen Kopf beugte, konnte er zum ersten Mal bei ihr einen schwachen Intimgeruch wahrnehmen und mit seiner Zunge erschmecken.

Es war zuviel des Reizes und unbeherrscht hatte er sie genommen und während der gesamten Dauer des Beischlafs hatte sie, auf eine unschuldige, unbekümmerte Art geschwatzt und war er zu Beginn verblüfft, vielleicht sogar irritiert, wechselte es schon nach kurzer Zeit in pure Erregung und gebannt hörte er ihre Worte, obgleich es doch vielleicht weniger die Worte, als vielmehr ihre Stimme war, die ihn betörte...

Mach ich auch alles richtig? - Liege ich so gut für Dich? - Du musst mir sagen, wenn ich etwas falsch mache, ich will doch das es dir gefällt - es doch soll schön für dich sein, so schön wie mit keiner andern Frau - wirst Du wieder in mir kommen? - Es ist auch für mich schön, wenn Du ... ich spüre dann wie sehr Du mich liebst...

...immer näher hatte er sein Ohr an ihrem Mund geschoben, bis er schließlich die Bewegungen ihrer Lippen spüren konnte, nur ihrer Stimme lauschend, hatte er längst die Kontrolle über seinen Körper verloren, war es schon geschehen, viel zu früh und während er ejakulierte, wieder, wie in den Nächten zuvor, wurde sein Penis von einer unsichtbaren Hand gepackt, gedrückt, gepresst und entfesselt schrie er seine ausfliesende Leidenschaft raus.

Schwer atmend war er von ihr gerollt und lag bewegungslos auf dem Rücken. Es war einmal mehr mystisch, unerklärlich, eine Offenbarung gewesen.

Ärgerlich nur, er war sehr schnell, zu schnell gekommen.

„Du wirst alt, mein Alter“, murmelte er, seufzte ein letztes Mal und schlief doch zufrieden ein.

***

Sie mussten ihn erwartet haben. Völlig überraschend wurde eine Kapuze über seinen Kopf gestülpt und ohne Gegenwehr in einen Lieferwagen gestoßen.

„Das ist Freiheitsberaubung und nach § 239 b Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe bis zehn Jahren...“, dumpf hörte sich seine Stimme unter dem Stoff an und atemlos hatte er diese Worte gesprochen, als ihm ein Ellenbogen in die Rippen fuhr und ihm die Luft nahm.

„Na bravo, Paragraph 223 StGB Körperverletzung kommt nun auch noch dazu, das ergibt eine Gesamtfreiheitsstrafe von...“, und wieder bekam er einen Schlag in die Seite.

Als er wieder sprechen konnte sagte er: „Ich bin Herbert Wallin, vorsitzender Richter am Landgericht München“.

Doch niemand antworte.

Sie hatten nun anscheinend ihr Ziel erreicht, denn man stieß ihn hinaus und immer weiter. Sie erreichten ein Haus, denn er hörte wie eine Türe sich knarrend öffnete.

Man führte ihn in ein Zimmer und die Kapuze wurde weggerissen.

Es war ein fensterloser Raum und nur von einer einzelnen schwachen Glühbirne, die mittig von der Decke hing, kam spärliches Licht.

Das Bild das sich ihm bot war beängstigend. Überall in dem Zimmer lag Müll, Unrat und Abfall auf dem Boden und in den Ecken.

Auf einem großen Bett lag eine Frau, unsymmetrisch ihr Gesicht und breit ihre Hüften, sie kam ihm irgendwie bekannt vor.

Die Bettdecke weit zurückgeschlagen, mit gespreizten Beinen, die voluminösen Titten rechts und links herabhängend, starrte das Weib ihn kalt und gefühllos an.

„Du erinnerst dich wohl nicht mehr an mich?“, fragte das Scheusal mit einer tiefen, fast männlichen Stimme.

„Doch sicher, Du bist die… die...“, doch ihr Name wollte ihm nicht einfallen.

Er starrte auf ihr dunkles Dreieck und obwohl sie üppig behaart, war deutlich der klaffende Schlund zu sehen, … es gab ein Wort dafür und obwohl er wusste, dass er es auf keinen Fall aussprechen sollte, kamen die Worte fast zwanghaft über seine Lippen: „Alter Fischladen“.

Sie lachte ordinär und sagte: „Du Schwein“ und die zwei Frauen an seiner Seite, jede hielt einen Arm von ihm in eisernen Griff, sprachen gleichzeitig: “Schwein von einem Schwein“.

Sie gaben ihm einen Stoß und er stolperte die letzten Meter zu dem Bett hin.  Als er in Reichweite des fleischigen Armes kam, griff das Weib blitzschnell zu und zerrte ihn auf sich.

Hilflos zappelnd, versuchte er frei zu kommen, doch sinnlos und für eine Sekunde schoss ihm die Szene eines Tierfilmes, welchen er unlängst im Fernsehen sah, durch den Kopf. „Das Raubtier hatte die Beute geschlagen“.

Doch dieses Bild verschwand sofort als sie ihn lauernd fragte:

„Wirst Du sie küssen?“.

Und ohne eine Antwort abzuwarten, schob sie unter Gebrauch ihrer unfassbaren Körperkräften, seinen Kopf nach unten.

Über ihre Bauchdecke, immer weiter, schon spürte er die stacheligen Haare ihrer Scham an seiner Wange und mit der Kraft der Verzweiflung versuchte er mit beiden Händen ihren Arm wegzudrücken, aber sie war so viel stärker und derb lachte sie und Zentimeter für Zentimeter schob sie seinen Kopf weiter. Verzweifelt versuchte er den Atem anzuhalten und …

schweißnass erwachte er, was für ein abgefahrener Alptraum und musste doch schmunzeln.

Er stieg kopfschüttelnd unter die Dusche.

Julia schlief immer noch, als er sich wieder hinlegte. Sie hatte sich zwischenzeitlich aufgedeckt.

Es war zu warm im Zimmer. Die Außenwänden des Hauses nahmen die Hitze des Tages auf und gaben sie des Nachts wieder ab.

Sie lag auf dem Rücken und durch ihr weißes Baumwollhöschen zeichnete sich dezent ihr niedlicher kleiner Spalt ab. Minutenlang starrte er ihn an.

Dieser Spalt ist eine Männerfalle stellte er resigniert fest und seine Miene verfinsterte sich.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendein daher gelaufener, ungewaschener, junger, gutaussehender Bursche, mit zerrissenen Jeans und diversen Tattoos, sie ihm wegnehmen würde. Tief in seinem Innern lauerte diese Furcht und er fragte sich, hatte sich das Tor zum Paradies nur geöffnet, um ihn kurz reinschauen zu lassen und verschloss sich schon bald wieder?

Sein Blick glitt über die flache Oberfläche ihres Bauches, die kleinen, handfesten Brüste, hoch zu ihrem schlafenden Gesicht.

Eine Aura der Unschuld umgab diese beunruhigende Mischung aus Frau und mädchenhafter Naivität.

Als sie heute in den frühen Morgenstunden die Tanzbar verlassen hatten, es begann schon hell zu werden und die kaum hundert Meter zu einem Taxistand gingen, war auf dem Gehweg, sehr wahrscheinlich von Kindern, ein Hüpfspiel aufgezeichnet und sie hatte sich von seinem Arm losgerissen und hopste konzentriert, auf einem Bein die nummerierten Felder ab und sprach leise dazu einen Reim.

Bärchen dreh dich um, Bärchen mach dich krumm, Bärchen auf einem Bein, Bärchen das wär fein...“

Er stand regungslos da und konnte nicht glauben was er sah.

Gut, manch eine der alten Schabracken, mit denen er bislang verkehren musste, würde nun höhnisch lachend sagen, Kinder tun so was.

Ja sicher, Kinder tun so etwas.

Aber Julia war kein Kind, körperlich nicht und verstandesmäßig auch nicht.  Sie hatte nur keine große Lebenserfahrung, etwas das in Anbetracht ihrer bisherigen Lebensumstände, alles andere als verwunderlich war. Ihr Vater, dieser weltfremde Kauz, über 50 Jahre älter, war ihre einzige Bezugsperson gewesen.

Alleinunterhalter war sein Beruf und wohl auch ziemlich erfolglos. So jemand, das war offensichtlich, konnte und sollte kein Kind … er hielt inne, „aufziehen“, wollte er sagen und korrigierte sich sofort, wenn so etwas wie Julia das Resultat einer derartigen Erziehung ist, dann sollten nur noch 50 Jahre ältere, weltfremde und alleinstehende Väter Mädchen großziehen.

Es war sicherlich eine glückliche Kindheit für Julia, fern jeglicher Realität zwar, aber glücklich. Nur Lebenserfahrung und Reife wird so nicht gewonnen, aber was macht das schon, das Resultat war ausschlaggebend und das war atemberaubend.

Er lächelte.

Chapeau, alter Alleinunterhalter mit dem karierten Sacco und der roten Fliege, Du hast deine Sache perfekt gemacht und ein Kleinod par excellence erschaffen.

Er schaute auf seine Armbanduhr, es wurde höchste Zeit, er musste sich richten, musste zu Gericht und zu diesen lästigen, nie enden wollenden Strafdelikten.

Er konnte es kaum ertragen von ihr getrennt zu sein, die Stunden zogen sich, seit er sie Zuhause wartend wusste, in unerträgliche Längen. Er war diesem Geschöpf mit ihren tausend Rätseln verfallen,… es nützte nichts sich etwas vorzumachen.

„Amor fou“, schoss es ihm plötzlich durch den Sinn, ja genau das war es, ...Amour fou, ein Begriff aus dem französischen und eine Umschreibung für eine leidenschaftliche Liebe, die einen in den Wahnsinn treibt.

***

„Ich brauche mehr Zeit“, noch bevor ich meine Appartmenttüre schließen konnte, platzte Julia mit diesem Satz heraus.

Panik stieg in mir hoch. Mehr Zeit? Wir hatten keine Zeit. In drei Tagen war Urteilsverkündung und der Prozess gegen meinen Papa vorbei. Ich zwang mich zur Ruhe.

Obwohl erst zehn Uhr am Vormittag, machte sich Julia einen großen Scotch mit Eis.

„Heute Morgen, nachdem ich dem alten Sack echt die Sterne vom Himmel geholt hatte, war ich fast soweit alles auf eine Karte zu setzen. Entweder Du sprichst ihn frei, oder ich bin weg“.

Sie nahm sich eine Gauloises und warf sich in einen Sessel.

„Aber das wär wahrscheinlich schief gegangen und alles umsonst gewesen“.

Sie leerte ihr Glas mit einem Zug.

„Geh zu dem Anwalt, er soll eine Vertagung beantragen, oder was die Jurafuzzis sonst noch für Möglichkeiten haben, aber ich brauch die Woche“.

ich konnte Julia´s Urteilsvermögen vertrauen. „Ihm die Sterne vom Himmel holen“, war eine von uns beiden häufiger gebrauchte Metapher für „Sex bei dem der Mann ausflippt“. Wenn sie trotzdem meinte es sei zu früh, dann war es ganz gewiss so, aber zu Rechtsanwalt Bächelt gehen und ihm sagen, Sie ich hab da was am kochen, ist zwar nicht legal, aber ich brauche noch eine Woche dass es funzt, wie stellt sich Julia das vor?...

***

„Wie stellen Sie sich das vor?“ fragte Papas Rechtsanwalt.

Es war 18 Uhr, am gleichen Tag und ich hatte nach der Verhandlung, vor dem Gerichtsgebäude auf ihn gewartet.

Er schüttelte den Kopf.

„Vertagung? Nein, darauf würde der Vorsitzende nicht eingehen, nicht bei dem jetzigen Stand der Verhandlung. In zwei Tagen ist Urteilsverkündung“, sprach er im Weitergehen und er ging raschen Schrittes.

„Jetzt bleib doch mal stehen verdammt“, schrie ich hinter ihm her.

Erstaunt drehte er sich um und blieb tatsächlich stehen.

„Fuck Rechtsanwalt, entschuldige, ich bin mit den Nerven ziemlich ...“.

Das könne er gut nachvollziehen, meinte er und dass das alles nicht leicht für mich wäre, sagte er noch.

„Aber ich kann Ihnen nicht helfen, so gerne ich es auch tun würde“.

„Schenken Sie mir zehn Minuten, da drüben ist eine Kneipe?“.

„Meine Frau wartet mit dem Essen“, er überlegte kurz, „aber gut zehn Minuten, … nicht länger“.

Das Lokal hieß „Actio“, anscheinend fanden die Betreiber von Lokalen in Gerichtsnähe es originell lateinische Namen, mit Bezug zur Jurisprudenz, zu verwenden.

Das Lokal war völlig leer und wir setzten uns in eine der Nischen.

auf dem kurzen Weg hin zu dem Lokal hatte ich mir überlegt, ich schenke ihm reinen Wein ein, alles andere wäre sinnlos, ich brauche seine Unterstützung und die bekomme ich nur, wenn ich ihm einen guten Grund nenne...

„Herr Bächelt ich muss ihnen etwas sagen, das Sie aber unter allen Umständen vertraulich behandeln müssen, auch meinem Papa gegenüber“.

„Haben Sie einen Zehnmarkschein einstecken?“, fragte er mich.

„Was? Ja sicher, ich denke schon“, antwortete ich verwundert.

„Hergeben“.

Ich suchte in meiner Handtasche, fand aber nur einen Zwanziger.

„Gehen Zwanzig auch“, fragte ich und hielt ihm den Schein hin.

Er schnappte ihn sich und steckte ihn in die Brusttasche seiner Anzugjacke.

Fragend schaute ich ihn an.

„Nun sind Sie meine Mandantin und egal was Sie mir erzählen, ich unterliege der anwaltlichen Schweigepflicht“.

Er trank einen Schluck Bier.

„Wenn wir zur Sache kommen könnten...“.

Ich holte tief Luft.

„Eine Freundin von mir hat sich an den Richter ran gemacht. Sie wohnt mittlerweile schon bei ihm und sie versucht ihn dahingehend zu beeinflussen, dass er … nun ja, dass er meinen Papa freispricht“.

Hatte ich erwartet, dass er beeindruckt, oder zumindest erstaunt war, Fehlanzeige, ungerührt schaute er mich mit seinen kalten Haifischaugen an.

„Diese Freundin, ist das das Mädchen das vorgestern in so beeindruckender Weise den Sitzungssaal betreten hatte?“.

Ich nickte.

„Das ist allerdings schwerstes Kaliber, alle Achtung und sie ist ihre Freundin?“

„Meine Beste“, antwortet ich.

„Sicher, sonst würde sie ja so etwas nicht tun. Pennen die zwei schon miteinander?“.

„Ja“.

Er lachte.

„Ich fasse es nicht, seine honorige Exzellenz, der unnahbare, ehrenwerte Richter am Landgericht Herbert Wallin und hat anscheinend auch nur das Eine im Sinn“.

„Wie jeder Mann Herr Bächelt“.

„Ja? Ist das so und wie ist das eigentlich bei euch Frauen?“, fragte er und lächelte mich an.

„Es kommt da mehr auf die Person an. Da müssen mehr Dinge stimmen wie umgekehrt“, antwortete ich.

„Was Sie nicht sagen“.

„Ihr Männer seid da unkomplizierter. Schauen Sie, zum Beispiel meine Freundin Julia, würden Sie da nein sagen können?“.

„Ich bin glücklich verheiratet“.

„Verstehe, wie lange schon?“, fragte ich.

„Acht Jah...“, er brach ab.

„Sie sind durchtrieben und Sie verstecken es nicht mal Fräulein Rebecca“.

„Ich hätte Lust auf einen Tequila mit Salz und Zitrone, Du auch?“.

Als ich von der Toilette zurückkam, setzte ich mich neben ihn auf die kleine Bank.

„Rutsch mal“.

Ich nahm seinen Arm und legte ihn um meine Hüfte.

Er schaute mich überrascht an, ließ es aber zu und sagte:

“Mit reinstecken und so is aber nix, bin glücklich verheiratet“.

Ich schaute ihm in die Augen.

„Weiß ich doch Andre“.

„Ja, woher willst Du das wissen?“.

Er vertrug nur wenig, nach fünf Runden Tequila, war er schon merklich angetrunken.

„Ich bin glücklich verheiratet, verstehst Du, ob Dir das nun passt oder nicht“.

Sein Arm, seine Hand lagen immer noch um meine Hüfte und mit dem Daumen stieß er nun von unten provozierend gegen meinen Busen.

„Verstehst Du?“, wiederholte er.

„Ich glaube ja“.

„Das ist gut, es stimmt nämlich auch und ich liebe meine Frau. Sie ist die beste Frau der Welt und wir sind sehr glücklich miteinander“.

Lauernd schaute er mich von der Seite an.

„Sag was, los sag was, lass wieder einen fiesen Spruch ab“.

„Nichts könnte ich dagegen sagen, das soll es ja tatsächlich geben, dass...“.

„Dass … was?“, fragte er.

Ich schwieg.

„Los sag schon, dass…?“.

„Dass ein Mann auch nach acht Jahren Ehe, noch seine Frau begehrenswert findet“, antwortete ich.

Er starrte mich aus glasigen Augen an.

„Ganz genau so ist es Du ausgekochtes kleines Biest und weißt Du was? Ich hab meine Frau noch kein einziges Mal betrogen. Ja da schaust Du dumm aus der Wäsche. So was gibt es nämlich auch. Gehen wir in ein Hotel?“, fragte er.

„Ok“.

„Einfach so ok?“.

„Yes“.

„Sag jetzt aber nicht, weil ich so ein toller Hecht bin“.

„Man Andre, hör doch auf, willste nun ficken oder quatschen?“.

„Ok ok, ich sag ja nichts mehr, also los, gehen wir vögeln“, sagte er und stand auf, nur um sich gleich wieder zu setzen.

„Oder warte mal, ...deine Freundin, wie heißt die überhaupt?“.

„Julia“.

„Diese Julia, ging bei der was?“.

Ich blies ihm den Rauch meiner Zigarette ins Gesicht.

„Möglich wär´s Du Casanova“.

Er lallte nur wenig als er fragte: „Kannste sie anrufen?“.

„Heute, jetzt? Nein, das geht nicht“.

Er schaute unzufrieden.

„Verstehe, nur der alte Mann darf von dem Sahnestückchen kosten“.

„Möglicherweise, ginge ja was, ich weiß es nicht, muss sie fragen“, antwortete ich.

doch die Sache war bereits verloren, ich spürte deutlich, ich hatte es vermasselt, hatte diesen Suffkopf mit der glücklichen Ehe völlig falsch angepackt, anstatt provozierend über eheliche Treue zu lästern, hätte ich das genaue Gegenteil machen müssen...und ich sah im Geiste Mee, wie sie den Kopf schüttelt über soviel Unvermögen...

„Das mit dem Erzwingen der Vertagung, wenn das rauskommt, verlier ich meine Zulassung, danach kann ich als Möbelpacker gehen. Das ist die schönste Frau nicht wert“.

Er dachte nach, kam ins Zweifeln.

„Ich denke, ich lass besser die Finger davon“.

schau nur wie er jetzt den Schwanz einzieht,...du bist echt ne Null Rebecca, so lächerlich, nicht mal das kriegste hin und was mich am meisten daran nervte, Julia hätte es mit,...ach leckt mich doch alle am Arsch...

„Ok, Vorschlag. Ich mach das mit Julia klar und Du morgen Vormittag mit der Vertagung und am Mittag trefft ihr euch in einem Hotel, schön kuscheln und liebhaben“.

Doch er blieb eisern, schüttelte den Kopf.

Nein, er könne und wolle das nicht tun und müsse jetzt sowieso Heim, höchste Zeit, seine Frau wartet. Schwankend und ohne zu zahlen ging er.

„Grüß das alte Schlachtross schön von mir“, rief ich ihm wütend hinterdrein.

gut, wahrscheinlich stimmte es sogar, er hatte seine Frau noch nie betrogen. Das ist natürlich auch Scheiße, was sind denn das nur für Männer? Männer, dass ich nicht lache, das sind keine Männer, das sind schwanzlose Zwischendinger zwischen Frau und Kind…

Ich lachte laut auf und die Bedienung musste das wohl als Zeichen verstanden haben, denn sie schlurfte heran.

„Möchten Sie noch was?“.

„Klar, bringen Sie mir einen untreuen Ehemann“.

***

Mit großem Abstand zu seinem Haus parkte ich das Auto und wartete. Es war kurz nach acht Uhr morgens, als er in seinem silbernen Saab das Grundstück verlies.

Verschlafen öffnete Julia die Türe, wurde aber sofort hellwach.

„Was willst Du hier, bist Du verrückt? Wenn er zurück kommt und dich sieht...“.

Sie zog mich in die Diele.

„Zieh Dich an, wir müssen weg“, sagte ich und während sie duschte und sich anzog, erzählte ich ihr über das gestrige Gespräch mit dem Anwalt.

um ehrlich zu sein, ließ ich einiges aus, aber Julia war schlau, sie würde sich ihren Teil sowieso denken...

Es sprach für Julias Auffassungsgabe, dass ich unser Vorhaben und ihre Rolle darin nicht erklären musste.


wir griffen auf einen Lehrsatz aus Mee´s Schulung zurück.

Was begehrt er? Das was er sieht, nur was er sieht wird er begehren, nichts anderes meine Damen“.

Mee, unser aller Dozentin für den Gebrauch von Männern…


„Fährst Du mich, oder soll ich ein Taxi nehmen“, war die einzige Frage die Julia stellte.

Auf der Straße umarmten wir uns.

„Viel Glück“, sagte ich.

„Brauch ich nicht meine Schnecke“, antwortete Julia selbstbewusst und erfolgsverwöhnt und zwinkerte mir zu.

weiß schon, dass Du Mist gebaut hast, aber ich bin ja da, sollte das heisen...

Und als ich in mein Auto stieg: „Ich werd erst gegen 11.30 Uhr ins Gericht kommen“.

Julia würde mit einem Taxi fahren.

***

Ziemlich genau gegen halb Zwölf betrat ich den Gerichtssaal.

Ich könnte nicht sagen, was ich erwartet habe, aber sicherlich nicht diese Situation.

Totenstille und … Papa war nicht im Saal.

Staatsanwalt, die Richter, der Rechtsanwalt, alle saßen mit unbewegten Mienen da, schauten ins Leere und warteten.

auf was? Keine Ahnung,...was war hier los?...

Julia saß gelangweilt in der ersten Reihe und betrachtet ihre Fingernägel. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und ihr knielanges Kleid ließ nur wenig mehr als eine Vermutung ihrer makellosen Beine zu.

Ab- und an wanderte der Blick des Anwalts zu ihr, aber auch einmal zu mir.

Er schaute mich an und schloss für zwei Sekunden seine Augen, wie um zu sagen: „Läuft“.

Der Vorsitzende schaute irgendwann auf seine Uhr. „Meine Herren, machen wir Mittag und setzten die Verhandlung um 13.30 Uhr fort.

In dem Moment, als er sich erhob, betrat ein Herr, um die 50, grauer Anzug, eiligen Schrittes den Saal.

Der Vorsitzende setzte sich wieder.

„Nun Doktor, was können Sie uns sagen“.

Der Mann zuckte mit den Achseln und sprach: „Ich kann es nicht ausschließen Herr Vorsitzender. Der Angeklagte, könnte durchaus, wohl auch wegen der Aufregungen und da ein starker Raucher, Herzrhythmusstörungen haben. Ich würde ihn gerne ein paar Tage in eine Klinik zur Beobachtung einweisen“.

Papas Verteidiger fuhr den Doktor unwirsch an.

„Und warum haben Sie das nicht schon längst gemacht?“.

„Nun ja, ich wollte vorab das hohe Gericht informieren“.

„Soll das ein Witz sein, tragen Sie die Verantwortung, wenn meinem Mandanten durch ihr Verzögern etwas geschieht?“

Er wandte sich dem Gericht zu.

„Ich protestiere in schärfster Form gegen dies Art und Weise, wie hier mit der Gesundheit meines Mandaten, auch von Seiten des Gerichtes, fahrlässig gespielt wird“.

Der Staatsanwalt, entgegen seinem sonstigen abgehobenen Verhalten, sprang erregt auf.

„Ihr Mandant Herr Anwalt ist ein Schauspieler und ein schlechter obendrein und Sie Herr Kollege haben hier eine Schmierenkomödie inszeniert, die ihresgleichen sucht“.

Er sank auf seine Stuhl zurück und sprach: „Ich versteh nur nicht was das soll, glauben Sie in ein paar Tagen fällt das Urteil anders aus? Glauben Sie das wirklich?“.

Aber ich sah in seiner Miene, er war geschlagen.

Und als der Anwalt drohte sein Mandat niederzulegen, sollte das Gericht der Meinung sein, in absentia seines Mandanten weiter verhandeln zu können, gab auch der Richter auf.

„Verhandlung wird abgebrochen und ein neuer Verhandlungstermin bestimmt auf heute in einer Woche“ und zu dem Anwalt gewandt,

„Ich werde die Anwaltskammer über diesen Vorgang informieren“.


 


 


Kommentare

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