Die Schlaglochpiste am Schwesternheim


Luftikus

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16.02.2017
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Erster Akt – auf dem Rathaus, ein kommunaler Karosserieschaden

 

In dem minimalistisch eingerichteten Büro herrschte Ordnung. Wie leer gefegt, präsentierte sich der hypermoderne Schreibtisch, der nur zwei Objekte beherbergte. Frisch poliert strahlte über der dunklen Maserung des Holzständers das Messingschild mit dem Namen der Büroinhaberin. „Irka Wolmoerts-Grünheide, Baustadträtin.“ Neben dieser Zurschaustellung kommunaler Repräsentation lag die Rechnung einer KFZ Werkstatt. 534 Euro und 77 Cent wies das Papier als dick gedruckten Endbetrag aus. Soviel hatte die Reparatur des Karosserieschadens an der vorderen linken Seite des sportlichen Kleinwagens gekostet.

 

Nun zeigte die Besitzerin des demolierten Automobils ein all zu tiefes kommunales Schlagloch auf der Zufahrtsstraße zu ihrem Einzimmerapartment im Schwesternheim als schuldigen Unfallverursacher an, und da es sich somit um einen kommunalen Karosserieschaden handelte, sollte die Stadt natürlich für das zerdepperte Blech blechen. Vollständig!

Lassen wir uns nicht täuschen. Dass sich hier die Baustadträtin höchstpersönlich um die Sorgen und Nöte einer kleinen Bürgerin kümmert, ist nicht dem serviceorientierten und bürgernahen Charakter der Rathausverwaltung jener mittelgroßen Stadt geschuldet, in der unsere Anekdote angesiedelt ist.

 

Vielmehr hat dieses Gespräch seinem Ursprung in einem Büschel dickborstiger Haare. Es sind die auf den Zähnen der Heldin unserer Geschichte: Stationsschwester Claudia.

Mit ihren 184 cm, den breiten Schultern, und dem großen ausdrucksvollen Gesicht, gab die 32 jährige eine stattliche Erscheinung ab. Ihren Laden hatte sie fest im Griff. Die Patienten fraßen der resoluten Stationsschwester aus der Hand.

 

Eigentlich wollte sie nach ihrer Scheidung nur kurz im Schwesternheim wohnen, so lange, bis sie ein eigenes kleines Appartement günstig zur Miete gefunden hätte. Dann kam immer etwas dazwischen. Als Claudia dann die Chance bekam, die Leitung der Station Inneres A zu übernehmen, und dafür viele Lehrgänge absolvieren musste, entschied sie sich, endgültig dort zu bleiben. Da außer ihr, fast nur Schwesternschülerinnen im Heim wohnten, wuchs sie schnell in die Rolle der Mutter der Kompanie.

 

Es lebte sich gut im Hühnerstall, wie sie ihr Zuhause liebevoll nannten. Ruhig gelegen, mit einem großzügigen Parkplatz direkt vor der Eingangstür bot es ein sehr kurzen Arbeitsweg. Die Mieten waren günstig und die Atmosphäre unter den Bewohnerinnen gut. Eigentlich ein ideales Heim, wäre da nicht diese katastrophale Zugangsstraße. Eine Schlaglochpiste ohnegleichen, und die Stadtverwaltung unternahm nichts dagegen. Die Krankenschwestern gaben sich bei den Anfahrten schon zufrieden, wenn nicht mehr passierte, als dass die Radkappen wegflogen.

 

„Wann werden endlich die Schlaglöcher geflickt?“ Mit einem herablassenden Kopfschütteln gab ihr die Baustadträtin die Rechnung zurück. Was dachte sich diese Krankenschwester eigentlich? Im belehrenden Ton erklärte sie ihr, dass die Stadt durch das Anbringen der Schilder der 10 KM Geschwindigkeitsbegrenzung ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen ist. Der Karosserieschaden sei allein auf eine unsachgemäße Fahrzeugführung, sprich, zu schnelles Fahren zurück zuführen. Somit könne die Stadt auch nicht haftbar gemacht werden.

 

„So ein Quatsch, da kann ich nicht mal Schritttempo fahren, ohne dass mir die Karre auseinander fällt.“ Wieder belehrte sie die Baustadträtin in einem arroganten Ton. Erst vor drei Monaten hätte sie diese Straße bei einem Ortstermin persönlich mit ihrem technischen Sachverständigen begutachtet. Bei 10 Km/h könne nichts passieren. Sie müsse das wissen: „Schließlich habe ich das studiert.“ Trotzdem habe sie eine gute Nachricht. Die Zugangsstraße zum Schwesternheim ist in die Pioritätenliste für für den dringenden Erneuerungsbedarf aufgenommen worden.

 

Claudias Gesicht erhellte sich. „Und wann beginnen die Bauarbeiten?“ Die Baustadträtin ging zum Aktenschrank und begann zu blättern. Die Seiten glitten durch ihre Finger, während sie durch ihre tiefsitzende Brille lugte. Dann fand sie den entsprechenden schriftlichen Vorgang: „Beginn der Maßnahme, voraussichtlich Herbst 2022.“ Claudia sprang wütend auf und stopfte ärgerlich die Rechnung in ihre Tasche. „Das ist ja in mehr als fünf Jahren!“ Die Baustadträtin verstand die Aufregung nicht. Die Grundsubstanz der Straßendecke sei doch noch gut. Frustriert verließ die Stationsschwester das Rathaus.

 

 

Zweiter Akt – beim Bowling, eine Story ist eine Story, ist eine Story.

 

Langes Wochenende für die Schichtfolge Claudia. Nun ja, zwei Tage, der Freitag und der Samstag. Frei für die ganze Schichtfolge, keine Zusätze wegen Krankmeldungen. Endlich das ganze Programm: Freitag, Mädelsabbend, Samstag die Männer. So saßen sie nun vergnügt in der Bowlingarena, dem einzigen Höhepunkt der Freizeitgestaltung, welchen das Kaff zu bieten hatte. Die Stimmung war angeheitert, dann platze das leidige Thema Schlaglochpiste in die fröhliche Runde, und im Hühnerhaufen wütete eine lautstarke Diskussion hell schriller Frauenstimmen los.

 

Claudia ließ ihrem Ärger über die Kuh auf dem Amt freien Lauf. „Da muss doch endlich etwas getan werden!“ Die Krankenschwestern nickten sich entschlossen zu. Aber was? Damit sollte zur Zeitung gegangen werden, oder ein besser eine Unterschriftensammlung. Ihre Patienten würden bestimmt alle mit unterschreiben. Da käme einiges zusammen. Oder eine Demonstration. Alle im Krankernschwesterkleidchen vor dem Rathaus. Das gebe ein tolles Pressefoto.

 

„Wir bestellen uns selbst Bauarbeiter und schicken die Rechnung aufs Rathaus.“ Ja, das könnte Frau machen. Aber wovon Bezahlen? In den Moment der Stille mischte sich ein kichernder Ausruf von Schwester Judith. „Die Baubeiter bekommen von uns ein großartigen Krankenschwesternstrip als Belohnung.“ Es brach ein alles durchdringendes anarchisches Gelächter los, wie es so nur einer Weiberversammlung entspringen konnte. Schon drehten sie die anderen Besucher nach ihnen um.

 

Ausgerechnet Judith, dieses verhuschte Fräulein Rühr-Mich-Nicht-an. Die kleine zierliche Schwester, mit den braunen Locken, die scheu tat, sobald sie auch nur ein Mann anlächelte. Der Alkoholspiegel des Hühnerhaufens überschritt die 1.2 Promillegrenze, die Hemmungen fielen. Im nüchternen Zustand hätten sie entrüstet geschwiegen. Schließlich waren sie Krankenschwestern, keine Sexobjekte. Jetzt malten sie sich den Striptease wortreich lachend aus, vergaßen darüber, dass sie nicht allein waren. So drang ihr Stimmengewirr auch zu der Dreiergruppe auf der Nebenbahn.

 

Diese drei zufälligen Zuhörer versuchten gerade, ihren öden Tag zu vergessen. Dabei hatten sie sich nach dem Abitur vorgenommen, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen, die sie geistig befriedigt. Kein Arbeitstrott, nicht für alles Geld der Welt. So begannen sie etwas mit Medien, und erledigten nun für einen kleinen Lohn die Laufburschenarbeiten des privaten Nachrichtensenders „24 Aktuell“. Der hatte sie hierhin geschickt, in Straßeninterviews des Bürgers Meinung zu den hohen Stadtschulden in O-Tönen einzufangen. Ihr Tagesresultat bestand aus schmerzenden Füßen und den immer gleich bräsigen Aussagen, dass die es da Oben doch von sich selbst holen sollen.

 

Mangels besserer Möglichkeiten ließen sie nun ihren Arbeitstag auf dieser Dorfkegelbahn ausklingen. Was für ein aufregendes Leben in der großen Welt der Medien! So saßen die drei lustlos an ihrer Bahn, und schoben eine sehr gelangweilte Kugel. Die Nachwuchsreporterin, der Kameramann und der Mikrofonstangenhalter, der sich bei der Bezeichnung Tontechniker einfach besser fühlte. Die beiden Männer ergaben sich in ihr Schicksal als schlecht bezahlte Medientechniker, Felicitas strebte nach Höherem, die Story, die sie ganz groß nach oben katapultiert.

 

Die leitenden Redakteure nannten sie Rolling Fellatia, doch nicht aufgrund irgendwelcher besonderen mundwerklichen Künste beim Blasen. Ihren Spitznamen verdankte Felicita der Skrupellosigkeit, mit der sie unbedarften Bürgern solange durch wiederholte suggestive Nachfragen das Wort im Munde herum drehte, bis sie den O-Ton erhielt, den sich der Chefredakteur für seinen Bericht wünschte. Manches beteiligte Opfer stammelte hinterher als Zuschauer verwundert vor dem Fernseher, dass er es so gar nicht gemeint hätte. Der Journalismus arbeitete mit harten Bandagen. Sie musste für ihre Story kämpfen. Da heiligte der Zweck die Mittel, auch die schmutzigen.

 

Erst mit halben Ohr, dann mit vollster Aufmerksamkeit verfolgte Felicita die aufgeregte Diskussion der Frauengruppe an der Bahn nebenan. Krankenschwestern, die öffentlich einen Striptease veranstalten wollen? Eine geniale Story, ihre große Chance! „Kommt, da machen wir uns dran“, flüsterte sie ihren Kollegen zu. Die beiden Männer reagierten mit unwilligen Gesichtsausdrücken. Zu offensichtlich drängte sich ihnen die spaßhafte und keineswegs ernsthafte Haltung der angetrunkenen Frauen auf, mit der sie über die Stripteasepläne fabulierten.

 

Den Widerspruch ließ Felicitas nicht gelten. „Ihr Amateure, wann kapiert Ihr es endlich? Ein Story ist eine Story, ist eine Story.“ Den Tontechniker herrschte sie im Flüsterton an, die Mirkrofonstange zu verstecken, die kompakte Kamera sollte sein Kollege, in die Jacke eingerollt, unter dem Arm tragen, aber das Objektiv frei halten. „Sieh zu, dass Deine Büchse die ganze Zeit mitläuft.“ Felicitas erhob sich, ein diabolisches Theaterstück zu spielen.

 

„Hallo, wir sind fremd hier. Habt Ihr für uns nicht einen Tipp, wo wir noch feiern können.“ Die Schwestern lachten. „Willkommen in unserem Kaff, Ihr könnt draußen das Hochklappen der Bürgersteige bewundern. Ansonsten müsst Ihr mit der Bowlingbahn vorlieb nehmen. Kommt setzt Euch zu uns.“ Der Hühnerhaufen rückte zusammen, um den dreien Platz zu machen. Felicitas spendierte einige Runden, um den Kontrollverlust zu erhöhen. Leider schenkte die Bowlingbahn nur Bier aus, die durchtriebene Reporterin übte sich in Geduld.

 

„Mein Rücken tut so weh, die ständigen Stöße beim Autofahren, die Straßen sind einfach eine Katastrophe.“ Rolling Fellatia manipulierte vom Feinsten, die Frauen sprachen nur noch über ihre Zufahrtsstraße zum Schwesternheim, und dass da endlich was getan werden müssen. Felicita ließ sie reden. Dann viel das erhoffte Stichwort, der Striptease. „Ihr wollt wirklich einen Striptease für die Bauarbeiter veranstalten?“, fragte sie Claudia und trat unter dem Tisch kräftig mit dem Fuß gegen das Bein des Kameramannes. Der Trottel durfte es jetzt nicht vermasseln.

 

„Jawohl, das tun wir. Für jedes reparierte Schlagloch fällt ein Teil unserer Schwesterntracht.“ Durch ihren Alkoholnebel schimmerte Claudia der Gedanke, was für einen Unsinn sie erzählte. An die Oberfläche ihrer Wahrnehmung gelangte die innere Mahnung nicht. Die sonst sehr kontrollierte Stationsschwester hatte zu viel getrunken. „Und Ihr seid richtige Krankenschwestern?“ Leicht torkelnd kramte Claudia ein Foto aus ihrer Tasche. Wieder trat Felicita gegen das Bein des Kameramannes. Das Bild zeigte die ganze Schwesternschaft in ihren weißen Berufskleidchen, aufgereiht vor ihrem Hühnerstall.

 

Das Foto musste in den Bericht. Warum kommt der Trottel nicht aus den Puschen! Felicitas kickte ihren Kollegen ein zweites mal an. Endlich reagierte er, stand auf, und stellte sich hinter die Frauen, um mit seiner Kamera das Foto über deren Schultern aufnehmen zu können. Kurz darauf folgte die Verabschiedung. Rolling Fellatita heimste ihre Beute ein.

 

 

Dritter Akt – samstagmorgens im Schwesternheim, ein böses Erwachen

 

 

Schwere im ganzen Körper. Kopfweh. Halb schlafend hörte Claudia durch das Fenster Männerstimmen. Das mussten Handwerker sein. Können die nicht woanders weiter palavern? Weiterschlafen! Sie drehte sich im Bett um, weg vom Fenster. Kurz nickte Claudia ein, schreckte aber erneut durch ein Grummeln hunderter Stimmen hoch. Freier Samstag. Ausschlafen! Sie drückte sich das Kissen auf die Ohren, schloss die Augen. Dann riss sie ein tosender Lärm aus dem Bett. „Es ist am Morgen kalt. Da kommt der Willibald. Der Willibald, der Willibald, der macht den süßen Schwestern die Schlaglöcher zu.“

 

Ein grausam grässlicher Gesang aus unzähligen dunkel kratzenden Männerkehlen hallte über das Gelände. Was zum Teufel? Egal. Fenster zu, und weiterschlafen. Mühsam quälte sie sich aus den Federn. Am Fenster erblickte Claudia schlaftrunken eine große Menschenmenge, die sich vor dem Schwesternheim ballte. Die vielen Gestalten trugen Warnwesten, dicke Arbeitsstiefel, gelbe und rote Helme. Die meisten schulterten eine Spitzhacke oder eine Schaufel. Bauarbeiter. Das mussten mehrere tausend sein. Der Geruch erhitzten Teers kroch ihr in die Nase.

 

Aber das konnte doch gar nicht. Langsam kehrte die Erinnerung wieder, eine böse Ahnung. Ihr Puls schnellte hoch, den Schlaf konnte sie vergessen. Aus dem Gang hörte sie die aufgeregten Schreie der anderen Krankenschwestern. Sie zog sich den Morgenmantel an, und verließ ihr Zimmer. „Claudia, was sollen wir bloß machen?“ Die Mutter der Kompanie war gefragt, ihren Hühnerstall zu ordnen. „Wir versammeln uns erst mal im Frühstückraum.“ Dort lief der Fernseher, 24 Aktuell.

 

Ungläubig blickten die verkaterten Krankenschwestern auf den großen Flachbildschirm an der Wand, als der Moderator einen Bericht über eine ungewöhnliche Aktion ankündigte. Der Hintergrund rechts neben ihm zeigte eine Bildmontage: ein Schlagloch im Asphalt und ihr Foto, wie sie aufgereiht vor ihrem Schwesternheim standen. Jenes Foto, dass Claudia gestern zittrig in den Händen gehalten hatte. Unter der Grafik stand die dicke Schlagzeile: „Schwesternstrip für's Schlaglochflicken“ Da war doch keine Kamera gewesen. Oder doch? Verdammter Alkohol.

 

Der Bericht begann mit einer Einstellung ihres Schwesternheims, das in der frühen Morgendämmerung aufgenommen wurde. Es folgten Aufnahmen der Schlaglochpiste. Die Stimme aus dem Off erzählte, dass die Krankenschwestern beschlossen hätten, etwas dagegen zu unternehmen. Dann erschien auf dem Bildschirm Claudia mit dem Satz, den sie jetzt bereute, ihre Aussage, dass für jedes geflickte Schlagloch ein Teil ihrer Schwesterntracht fallen würde. Dieser Bericht lief wohl schon den ganzen Morgen. Wo sonst sollten die ganzen Bauarbeiter herkommen?

 

Claudia schüttelte den Kopf. So dumm können die Zuschauer nicht sein. Die mussten in den Aufnahmen erkennen, wie betrunken sie da waren, wie wenig ernst sie es meinten. Als sie es sagte, da lachten alle. Jetzt im Bericht war das Lachen nicht zu hören. Hatte sie bei dem Satz nicht schon vor Trunkenheit getorkelt. Der gute gewählte Bildausschnitt blendete es aus. Selbst wenn. Krankenschwestern machen so etwas nicht. Das müssen die Zuschauer wissen. Wieder brandete draußen der Gesang der Bauarbeiter auf.

 

„Ach Claudia, wir rufen die Polizei, dann dementieren wir alles, und lassen das Gelände räumen.“ Ausgerechnet Judith, gestern betrunken übermütig, heute nüchtern schüchtern. Wie lange warteten sie schon darauf, dass Bauarbeiter kommen, die Schlaglochpiste zu reparieren. Jetzt wegschicken, wo sie endlich vor der Tür standen? Nicht so übereilig. „Also Mädels, wir ziehen uns was an, und spendieren den Junges da draußen erst mal eine Tasse Kaffee. Dann sehen wir weiter.“ Angstschreie gingen durch den Raum. „Ruhe Mädels, von Striptease hat doch keiner was gesagt. Lasst uns mal sehen, wie weit wir ohne kommen.“ Die anderen Schwestern nickten.

 

„Aber ein bisschen sexy aussehen sollten wir schon.“ Schwester Martha, eine der wenigen älteren Mitbewohnerinnen, kam mit einem großen Karton auf den Armen herein. „Bunte Nylons machen sich unter den weißen Schwesternkleidchen gut, dazu scharfe Schühchen mit hohen Absätzen und das Beste, Schwesternhäubchen.“ Die gab es seit den Siebzigern nicht mehr. Verdutzt fragte Claudia, wo Martha die aufgetrieben hatte. „ Die sind der Renner auf meinen Dessousparties nur für Frauen. Kleiner Nebenverdienst. Ihr versteht schon.“

Martha stellte den Karton auf einen der nicht gedeckten Tische im hinteren Teil des Frühstücksraumes. Skeptisch näherten sich die Krankenschwestern, zögerten, bis die weibliche Neugierde Oberhand gewann, und die ersten Nylons zur Begutachtung zwischen zarten Fingern glitten.

 

Schwesternschülerin Monika zog sich den Morgenmantel aus, streifte sich lila gemusterte halterlose Strümpfe unter ihr kurzes Nachthemdchen. „Willst Du Dich wirklich so Bauarbeitern zeigen ?“ fragte Judith, die ihr Gesicht pikiert verzog. Monika bewunderte sich keck in ihrem Smartphone. „Aber nein. Ich ziehe mir doch noch das Schwesternkleidchen drüber.“ entgegnete sie verschmitzt. „Und Dein Freund. Was wird er heute Abend sagen?“ Monika streckte das lila benetzte Bein lasziv zur Seite, während sie den Touchscreen ihres Smartphones am ausgestreckten Arm mit dem Daumen antippte. „Der hat mir gar nichts zu sagen. Außerdem belebt so ein bisschen Eifersucht das Liebesleben.“

 

Judith verschränkte verärgert die Arme. „Claudia, sag doch was. Wir können doch nicht so raus gehen. Du hast uns das schließlich eingebrockt.“ Die Staionsschwester konnte das gehörte nicht fassen. Sie soll das ihren Kolleginnen eingebrockt haben? Was erzählte diese verpeilte, vollgehemmte alte Jungfer? Wer hatte denn mit dem Thema im Suff angefangen? War das nicht Judith selbst gewesen?

 

Schon holte Claudia tief Luft, um Judith so richtig den Marsch zu blasen. Martha kam ihr zuvor. „Ach, von so ein paar bunten Strümpfen ist noch keiner gestorben. Die Junges da draußen wollen etwas für uns tun, dann müssen wir uns revanchieren. Und wenn wir nicht strippen, so ziehen wir uns eben nett an. Lasst Uns darüber abstimmen.“ Judith hob hastig den Arm. „Ich bin dagegen.“ Die anderen Krankenschwestern sahen sich unschlüssig an. Martha konterte, „Ich bin dafür.“ Monika hob jetzt ebenfalls die Hand, um Martha zu unterstützen.

 

Jetzt richteten sich alle Blicke auf Claudia. Die hatte bis jetzt auf den Moment gewartet, Judith endlich die passende Antwort zum Thema Einbrocken zu geben. Der richtige Zeitpunkt war in der Diskussion vorbeigerauscht. Nun zahlte sie ihr es in dieser Abstimmung heim. „Wir machen es!“ Die anderen Schwestern stimmten jetzt auch zu. Judith stand übertölpelt und trotzig da. Claudia herrschte sie an. „Wir haben abgestimmt, und Du machst auch mit!“ Widerwillig griff Judith in den Karton, hoffte dabei, etwas weniger anzügliches zu ergattern.

 

Wieder dröhnte der schräge Gesang der Bauarbeiter von draußen in den Frühstückraum. Die Krankenschwestern spürten, dass sie etwas tun mussten, damit die Situation nicht eskaliert.

Sie zogen sich verführerisch an, kochten Kaffee wie die Weltmeisterinnen, kramten sämtliche Tassen hervor, deren sie habhaft werden konnten. Tabletts gab es genug in der Krankenhausküche. Die Frauen kratzten ihr ganzes Kleingeld zusammen, die Getränkeautomaten zu plündern. Dann servierten sie Kaffee für tausende Bauarbeiter.

 

 

Vierter Akt – die Lifeübertragung, einstmals waren wir ein seriöser Nachrichtensender

 

„Die Öffentlich Rechtlichen trauen sich da nicht dran. Das ist unsere große Chance!“ Euphorisch brüllte der CEO der gewinnorientierten Mediengesellschaft durch das Telefon. „Seit diesem genialen Vorbericht hat sich unser heutiger Marktanteil verdoppelt. Unsere Werbekunden machen mir die Hölle heiß.“ Der Chefredakteur wischte sich die Stirn. Ausgerechnet an diesem Morgen, bei diesem diensthabenden Redakteur musste es passieren. Er war nicht nicht da gewesen, hatte dieses Schmierstück nicht verhindern können.

 

Jetzt sollte das ganze noch zum Tagesthema mit Liveübertragung hochgejazzt werden. Der Gedanke daran bereitete ihm Unbehagen. Niveaulos, unter aller Sau. Noch weniger passte es ihm, dass diese Rolling Fellatia ihren großen Auftritt bekam. Sollte der Journalismus der Zukunft von solchen durchtriebenen Persönlichkeiten dominiert werden? „Denken sie an die Zahlen, und unsere Shareholder!“ Der Chefredakteur dachte ans Kündigen, nochmal neu anzufangen. Dazu war er zu alt, steckte zu viel eigenes Geld in diesem Sender.

 

„Die Dokus über die Dinosaurier und die US Präsidenten mit den Ufo's schmeißen wir raus. Bürgerinnen nehmen gegen den kommunalen Schlendrian selbst das Heft des Handelns in die eigenen Hände. So was gefällt auch unseren Kunden aus der Wirtschaft.“ Widerwillig setzte sich der Chefredakteur vor die Kamera, seinen Tagesdienst als Moderator zu beginnen. Er ließ sich das Gesicht abpudern und sah auf dem Monitor die aktuelle Liveschalte des Senders. Da stand Rolling Fellatita mit dem Mikrofon in der Hand, stolz wie Oskar, schick in ihrem Kostümchen.

 

In ihre Anmoderation brach das laute Gejohle der Bauarbeiter. Die ersten Krankenschwestern kamen mit Tabletts voll von Kaffeebechern aus dem Schwesternheim. Rolling Fellacita erging sich nun in einem, sich sehr sachlich gebenden Report, detailliert genüsslich in der Beschreibung der sexy Aufmachung der Krankenschwestern. Dann erblickte sie im Augenwinkel Stationsschwester Claudia, die entschlossen ihren Weg durch die dichte Menge in Richtung der Reporterin bahnte.

 

Weitermoderieren. Profis behalten die Nerven. „So müssen wir bei allem Verständnis für die Situation der Krankenschwestern dennoch fragen, ob eine solche Zurschaustellung weiblicher Attribute noch dem heutigen Frauenbild entspricht. Dem Anliegen ihrer Geschlechtsgenossinnen nach gleichberechtigter Anerkennung erweist diese Aktionsform einen Bärendienst.“

 

Wutentbrannt stürzte Claudia auf die Reporterin zu. Die blieb gelassen. 23 Sekunden bis zum Werbeblock. Das reichte. Sollte sich diese Schwester in den nächsten sieben Minuten ruhig echauffieren. Die Zuschauer bekämen es eh nicht mit. 3 Sekunden nach dem Anlaufen der ersten Reklame riss Claudia das Mikrofon an sich, und schaute entschlossen mit hochrotem Kopf in die Kamera. „ Diese Person hier hat uns übelst getäuscht und rein gelegt. Das ganze war nur ein Spaß auf einer privaten Feier. Die Aufnahmen wurden versteckt und ohne unsere Zustimmung gemacht. Es wird keinen Schwesternstrip geben!“

 

Rolling Fellatia lächelte süffisant. „Eine oskarreife Leistung, Verehrteste. Leider sind wir nicht auf Sendung.“ Claudia schmiss ihr das Mikrofon vor die Füße. „Es gibt auch noch Zeitungen und andere Fernsehsender. Deren Reporter werden sich bestimmt für Ihre Machenschaften interessieren.“ Rolling Fellatia quittierte die Drohung mit einem angedeuteten Gähnen. Grinsend begutachtete sie Claudias rosa Strümpfe und die mit Straßsteinen besetzten Riemchen ihrer Stiletoschuhe. „Ich denke, dass sich meine Kollegen eher für Ihre extravagante Aufmachung interessieren. So angezogen, mangelt es Ihrer Version an Glaubwürdigkeit.“

 

Die Entgegnung traf die Magengrube. Claudia saß in der Falle der abgebrühten Nachwuchsjournalistin. Ihre Stimme begann zu zittern. „Ohne Ihren miesen Tricks hätten wir das bestimmt nicht gemacht.“ Selbstgefällig kommentierend nickte Rolling Fellatia den Kopf. „Natürlich! Das alte Lied haben wir schon so oft gehört. Die Presse ist schuld. An allem sind wir schuld.“ Die Reporterin zeigte auf die Masse der Bauarbeiter. „Da sehen Sie. Die sind alle gekommen, um Ihnen die Schlaglöcher zu stopfen. Unsere Berichterstattung hat das ermöglicht. Sie können sich ein bisschen Dankbar zeigen, und kooperieren.“

 

In Claudia brannte es. Was dachte sich dieses Journalistenflittchen eigentlich? Dass sie jetzt aus großer Dankbarkeit vor den Bauarbeitern einen Strip hinlegt? „Davon können Sie träumen, wir werden bestimmt keinen Striptease veranstalten.“ Die Nachwuchsjournalistin wusste es besser. „Unser Fernsehsender berichtet da aber etwas ganz anderes.“ Die Stationsschwester ging. Rolling Fellatia schaute auf ihre Uhr. Der letzte Spot des Werbeblocks lief noch für 30 Sekunden. Die Zuschauer hatten nichts von dieser fiesen Konversation vernommen. Profiarbeit! Ach, was war sie heute wieder gut.

 

Damit unterlief der Intrigantin der entschiedene Fehler. Einer hörte zu. Der Chefredakteur. Auch wenn die Fernseher in den Wohnungen der Zuschauer den Werbeblock zeigten, auf dem Monitor der Liveschalte konnte er im Studio das hintertriebene Gebaren Rolling Fellatias studieren. Grimmig blickte der Chefredakteur auf die weitermoderierende Nachwuchsreporterin.

Helmut Schimdt sagte einst, dass unter den Journalisten Staatsmänner und Verbrecher zu finden sind.

 

Der Chefredakteur sah sich stets auf der Seite der Staatsmänner, hielt sich aus dem schmutzigen Angelegenheiten raus. Nun griff er zum Handy, einen kleinen dreckigen Anruf zu erledigen. Die Zukunft des Journalismus sollte nicht den Rollings Fellatias ihrer Generation gehören.

 

 

Fünfter Akt – im Büro des Geschäftsführers, moderne Ansichten und alte Befindlichkeiten

 

„Wir bevormunden unsere Mitarbeiterinnen nicht. Darin unterscheiden wir uns als modernes Unternehmen im Bereich der medizinischen Dienstleitungen deutlich vom patriarchalischen Gebaren der Kliniken in kirchlicher Trägerschaft.“ Schon im dritten Jahr betrieb der landesweit agierende Konzern das ehemals evangelische Krankenhaus. Die PR Abteilung verordnete ein weltoffenes modernes Image, weg vom Muff der einstigen gestrengen Ordensschwestern.

 

Da passte die geplante Aktion der Krankenschwestern gut ins PR Konzept. So dachte der Mitvierziger im dunklen Sakko und weißen Hemd ohne Krawatte nicht daran, den kritischen Einwürfen der jungen Journalistin in seinem Büro zuzustimmen. Rolling Felatita blickte über die Schulter des Geschäftsführers durch das Bürofenster auf die weißen Kleidchen der Krankenschwestern, die in einiger Entfernung zwischen den Bauarbeitern durch huschten und Kaffeebecher verteilten.

 

Sie wusste, dass die Schwestern nicht strippen wollten, verstand es jedoch, durch wiederholtes kritisches Nachfragen beim Geschäftsführer den Eindruck zu erwecken, dass seine weiblichen Angestellten fest zu Strip entschlossen wären. Das war Teil ihres Plans, die Schwestern doch noch zum Strippen zu bringen. Rolling Fellatia wollte ihre Story. „Und Sie fürchten nicht um den guten Ruf Ihres Standortes?“ Der Mitvierziger öffnete den obersten Knopf seines weißen Hemdes.

 

„Aber Felicita, wir leben nicht mehr in den Fünfzigern. Da werden Sie mir sicher zustimmen. Wir wollen weg von der überholten Strenge der Kabol schwingenden Stationsschwestern. Das streckt doch nur unsere aufgeschlossen lebenden Kundenschichten ab. Ich verspreche mir von dieser Aktion einen durchaus positiven Werbeeffekt für unseren Standort.“

 

Wieder blickte Rolling Felatita auf die weißen Schwesternkleidchen. Schon bald würden sie zu Boden fallen. „Fürchten Sie keine Klagen wegen sexueller Nötigung, wenn Sie Ihre weiblichen Angestellten derart entblößt für PR Aktionen Ihres Konzernes mißbrauchen?“ Gekonnt gelassen lächelte der Geschäftsführer den Anwurf weg. „Aber Felicita, da müssen Sie etwas falsch verstanden haben. Diese zugegeben eigenwillige Aktion beruht rein auf privater Eigeninitiative der Krankenschwestern. Die Geschäftsführung dieses Standortes ist darin in keiner weise involviert.“

 

Mit einem streng vorwurfsvollen Gesichtsausdruck hielt Rolling Felatita das kleine Gehäuse mit dem aufgesteckten Mikrofon in die Höhe. „Da sagt der Speicher meines Aufnahmegerätes etwas anderes. Da ist etwas von positiven Werbeeffekten zu hören. Insbesondere die weiblichen Zuschauer unseres Nachrichtensenders werden sich bestimmt sehr für unsere Berichterstattung über die sexistischen Machenschaften Ihres Konzernes interessieren.“

 

Der Geschäftsführer ließ seine inneren Anspannung nicht an die Oberfläche seines Gesichtsausdrucks, lächelte unverbindlich weiter. „Damit werden Sie nicht durchkommen.“

Rolling Fellatia triumphierte. Die weisen Schwesternkleidchen waren schon so gut wie ausgezogen.

„Unterschätzen Sie nicht die Macht und die Möglichkeiten der Presse. Sie werden Ihrer

Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nachkommen müssen, und diese sexuelle Bloßstellung ihrer weiblichen Angestellten unterbinden.“ So überrumpelt stand der Geschäftsführer auf, tätig zu werden.

 

 

Sechster Akt – vor dem Schwesternheim, sie strippen nicht, vielleicht doch ein bisschen

 

 

Die Kaffeebecher leerten sich, das allgemeine Grummeln nahm ab, zunehmend richteten sich die erwartungsvollen Blicke der Bauarbeiter auf die Krankenschwestern, die sich wieder vor ihrem Hühnerstall zusammen fanden, und nun unsicher mit den Füßen tippelten. Wie sollten sie der Menge der immer ungeduldiger werdenden Männer verständlich machen, dass alles ein Missverständnis sei, und sie nicht strippen würden?

 

Besonders die Schwesterschülerinnen rückten nun, Schutz suchend, näher an Stationsschwester Claudia. Sie sollte es richten. Die dazu nötige charakterliche Stärke war ihr eigen. Musste sich die groß gewachsene Claudia doch oft in der Notaufnahme gegen betrunkene Randalierer durchsetzen. Nun wollte sie entschlossen auf die Bauarbeiter zugehen. Aber die hohen Absätze ihrer Schühchen ließen ihre Bewegungen lasziver wirken, als beabsichtigt. Die Männer brachen in einen lauten Jubel los.

 

Claudia hob ihre Handflächen und bedeutete den Männern, dass sie etwas sagen wollte. Die lauten Stimmen senkten sich. Viele hunderte Augenpaare richteten sich auf die Stationsschwester, warteten mit gespannter Vorfreude auf die Ansage der attraktiven Frau in weißen Kleidchen, mit der das Event seinen Anfang nehmen konnte. Nun merkte Claudia, dass es etwas anderes ist, sich, eins zu eins, gegen einen Betrunkenen durchzusetzen, als die hunderten hellwachen, wie die Flitzebögen gespannten, hormongeschwängerten Kerle wieder auf den Teppich zu bringen. Claudia wusste nicht, wie sie es anfangen sollte. Das verlegene Lächeln, mit dem sie ihre Unsicherheit überspielen wollte, machte das Ganze nur noch schlimmer.

 

Mit der ungewollten Geste steigerten sich Aufwallungen der Bauarbeiter, die Enttäuschung würde um so größer, die darauf folgende Wut heftiger. Erklärende Worte blieben ihr im Hals stecken. Mehr als 2 Minuten stand sie wie angewachsen, bis sich die Ungeduld der Menge in ein lautes rhythmisches Klatschen entlud. Der Takt nahm zu, wurde lauter, fordernder. Claudia wusste nicht mehr weiter, spürte den inneren Impuls davon zu laufen. Dann trat, wie aus dem Nichts, der Geschäftsführer vor sie.

 

„Schwester Claudia, was denken Sie sich eigentlich bei dem, was Sie hier machen? Ich untersage Ihnen ausdrücklich die Weiterführung dieser ungenehmigten Aktion.“ Das Klatschen der Bauarbeiter ging in Buhrufe über. Claudia nahm sie nur noch am Rande wahr. Was mischte sich dieser Fatzke hier ein? Dieser Geschäftsführer hatte den Schwestern nun zur Genüge das Leben Hölle gemacht.

Erst erhöhte er ständig die Patientenzahl pro Krankenschwester, indem er viel zu wenig neues Personal einstellte, machte dann aber den Schwestern zum Vorwurf, dass die Qualität des Services und die Freundlichkeit gegenüber den Kunden nachgelassen habe.

 

Ja, wie denn auch, wenn die Schwestern mit raus hängender Zunge von einem Krankenbett zum nächsten hetzten. Alle Forderungen nach mehr Personal bügelte er mit immer neuen fadenscheinigen Begründungen ab, um dann in der nächsten Dienstanweisung wieder die wachsende Kundenunzufriedenheit den Schwestern anzulasten.

 

An Allem waren nur die faulen Krankenschwestern schuld, aber der Geschäftsführer natürlich frei von jedem Tadel. Schlimmer noch nagte die Sorge um ihren Hühnerstall.

Hatte dieser verkorkste Neoliberalist vor zwei Wochen anklingen lassen, dass ein Schwesternheim ein wirtschaftlicher Anachronismus sei, der auf auf den Prüfstand gehöre, und Firmenangestellten in der heutigen Zeit bei Wohnungsfragen durchaus mehr Eigenverantwortung zuzumuten sei. Die Schwesternschülerinnen sorgten sich schon, ihre Ausbildung abbrechen zu müssen. Wie sollten sie bei diesem schwierigen Wohnungsmarkt etwas Eigenes finden?

 

In Claudia kam die ganze aufgestaute Wut über Ihren Geschäftsführer hoch. Die Bauarbeiter wurden zur Nebensache. Mit blitzenden Augen fixierte sie ihren Chef. „Was ich mir dabei gedacht habe? Wie oft habe Sie ich sie schon darauf angesprochen, dass endlich was wegen dieser Schlaglochpiste unternommen werden muss? Aber was kümmert es Sie? Ihr Dienstparkplatz liegt ja direkt an der Hauptstraße, weit weg von allen Schlaglöchern“.

 

Der Geschäftsführer versuchte zu beschwichtigen. „Aber ich hatte Ihnen doch schon mehrmals erklärt, dass die Zufahrtsstraße nicht zum Krankenhausgelände gehört, und somit außerhalb meiner Möglichkeiten liegt. Trotzdem muss ich Sie jetzt bitten, mit Ihrem Tun hier aufzuhören. Das ist eine Dienstanweisung.“ Claudia schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe heute meinen freien Tag. Und in meiner Freizeit haben Sie mir keine Vorschriften zu machen.“ Die Bauarbeiter klatschten zustimmend.

 

„Aber nicht auf dem Gelände des Krankenhauses. Hier habe ich das Hausrecht.“ Claudia verschränkte entschlossen die Arme. „Dann machen wir eben auf der Zufahrtsstraße weiter. Denn die liegt außerhalb Ihrer Möglichkeiten.“ Die Bauarbeiter nickten. Es bewegte sich ein großer Tross weg vom Schwesternheim. Die anderen Krankenschwestern gingen aus Solidarität mit ihrer Stationsleiterin mit. Auch bei ihnen war in der Aufregung des Moments die Wut auf ihren Chef größer als die Scham vor den Bauarbeitern.

 

So leicht gab der Geschäftsführer nicht auf. Er wollte sich vor Rolling Fellatita keine Blöße geben, die ihn gerade herablassend gemustert hatte, und lief den Schwestern hinterher. „Ihr Arbeitsvertrag verpflichtet Sie zu einem pfleglichen Umgang mit ihrer Dienstbekleidung. Die von Ihnen hier angedachte Zweckentfremdung kann als Verletzung der Verpflichtungen aus Ihrem Arbeitsvertrag ausgelegt werden.“ Claudia hob den Saum ihres Schwesterkleidchens und zeigte auf eine kleine Flickstelle.

 

„Wie oft habe ich Sie schon gebeten, neue Dienstbekleidung für die Kleiderkammer zu bestellen, damit wir nicht länger wie die Vogelscheuchen durch die Patientenzimmer laufen müssen.“ Dann winkte sie den Bauarbeitern zu. „Hört her Jungs, für die geflickten Schlaglöcher dürft Ihr unsere Schwesternkleidchen behalten, und als Trophäe mit nach Hause nehmen, damit mein knausriger Chef endlich mal gezwungen ist, neue Dienstbekleidung zu bestellen.“ Die Bauarbeiter jubelten, Rolling Fellatias hinterhältiges Spiel zeigte seine ersten Erfolge.

 

 

 

Siebter Akt – an der Zufahrtsstraße, beim textilen Abzählreim verrechnet

 

 

Endlich hatte Claudia diesem Schnösel von Geschäftsführer einmal so richtig Paroli gegeben. Das war schon lange nötig gewesen. Aufgeregt standen die jungen Frauen in ihren weißen Kleidchen um die Stationsschwester, und schnatterten sich noch einmal den ganzen Frust über ihren Chef von der Seele.

„Hallo Schwesterchen, echt Klasse, wie Ihr Euren Oberindianer runter geputzt habt. Aber wann fangt Ihr denn jetzt mit dem Strippen an?“

Die krächzende Stimme des feisten Bauarbeiters mit den vielen Harren auf den Oberarmen ließ das Geschnatter des Hühnerstalls schlagartig verstummen.

Claudia stockte der Atem. Langsam dämmerte ihr das in unkontrollierter Wut gesagte. Sie hatte es doch nicht wirklich ausgerufen? Die gierigen Blicke der Bauarbeiter gaben ihr die Antwort. Wieder erhob sich ein forderndes Klatschen der Männer.

 

Claudia winkte ihre Kolleginnen zu einem engen Kreis zusammen, um sich mit ihnen zu beraten. „Hört zu. Wir sind 24 Krankenschwestern. Zwei mal Schuhe, zwei mal Strümpfe, dann das Häubchen und das Schwesternkleid mal 24. Das gibt insgesamt 144 Kleidungsstücke. Uns so viele Schlaglöcher hat doch selbst unsere Katastrophenpiste nicht. Dann haben wir immer noch unsere Unterwäsche an, und zeigen nicht mehr als im Bikini im Schwimmbad.“ Die anderen nickten unsicher.

Hüpfend zog sich Claudia ihren rechten Schuh aus, und hielt den in die Höhe. „Wer will der Erste sein?“

 

Jubelnd wuselte die bunte Menge los, sich mit den mitgebrachten Gerätschaften an die Schlaglöcher zu machen. Doch die Kerle waren mit allen Wassern gewaschen. Suchten sich die Halunken doch gezielt die kleinsten Löcher als erstes aus. Bei jeder neuen Flickstelle entfaltete sich aufs neue eine Diskussion, ob diese kleine Pore im Asphalt ein Kleidungsstück wert sei.

Doch alles Zetern half nichts. In Windeseile tauschten die Textilien ihre Besitzer, und die Krankenschwestern standen zunehmend blanker werdend, inmitten der werkelnden Bauarbeiter.

 

Claudia hatte als erste der Krankenschwestern nur noch ihr Schwesternkleidchen zu vergeben, dringende Zeit, die Situation zu kontrollieren, und das Tempo der Entkleidung zu verlangsamen. Sie winkte die anderen Schwestern zu sich, und rief laut, dass sie aufzuhören sollten, sich auszuziehen. Als die Bauarbeiter das hörten, stellten sie ebenfalls die Arbeiten ein und blickten verwundert und verärgert auf die Stationsschwester. Die trat, keck mit dem Saum ihres Schwesternkleidchen spielend, vor die Bauarbeiter. „Die Schwesternkleider gibt es nur für das Flicken der ganz großen Schlaglöcher. Und damit da keine Diskussion um die richtige Größe aufkommt, bestimme ich wo geflickt wird.“

 

Grimmig blickten sie die Männer an. Sie wollten das Spiel nicht mitmachen, endlich etwas zu sehen bekommen. Zu lange warteten sie schon. Aggressive Unmutsäußerungen dröhnten durch die erhitzte Menge. Die Stimmung drohte umzukippen. Mit einer solch heftigen Reaktion hatte Claudia nicht gerechnet.

Sie sah sich alleine einer wütenden Menschenmenge ausgeliefert. In ihr stieg ein Gefühl der Hilflosigkeit auf, schon spürte sie ihren Kreislauf wegsacken. Der Druck der Masse lies sie in ihrem Inneren einen Zwang spüren, der stärker als ihre klaren Gedanken drängte. Instinktiv gab sie dem Zwang nach, Chancenlos, darüber Nachdenken zu können, was sie in ihrer Panik tat.

 

Verführerisch lächelte sie die Bauarbeiter an, und sprach ganz langsam weiter, hauchte dabei jedes Wort laut schnurrend in die Menge. „Jetzt suche ich mir unter Euch einen starken Mann aus, der mir das ausgesuchte Loch flickt, und mir dann mein weißes Kleidchen ausziehen und behalten darf.“

 

Endlich wachte sie aus ihrer Panik auf. Zu spät. Was tat sie da? Sie machte sich vor den Kerlen zum Flitchen. Warum nur? Sie hätte doch nein sagen können. Mehrmals. Judith! Sie war die schuldige Verursacherin des Ganzen. Claudia ergab sich in ihre Opferrolle und machte weiter.

 

Die Kerle mutierten zu wilden Stieren. „Ich, ich, nein hier ich“, brüllten sie wie verrückt, als Claudia an ihnen, mit den Finger suchend, vorbei streifte. Die anderen Schwestern schluckten, fragten sich ängstlich, ob die Bauarbeiter auch ihnen an die Wäsche gehen würden.

 

Dann zeigte Claudia auf einen jungen blonden etwas pummeligen Mann mit Pausbacken. „Boh nee, wieso denn dieser Schulffi“, maulten einige der Unerwählten. Der junge blonde Bauarbeiter selbst reagierte schüchtern. Darum hatte ihn Claudia in der Hoffnung ausgewählt, das er sich halbwegs anständig benehmen würde. Seine Kollegen klopften ihn aufmunternd auf die Schulter. „Jetzt aber los, Du Glückspilz. Ran an die Buletten!“

 

Er legte Schaufel und Spitzhacke auf eine Schubkarre mit erwärmten Teer, und trottete der hochgewachsenen Stationsschwester hinterher, die ihm winkend zu dem kraterhaften Schlagloch führte, das drei Tage zuvor ihr Auto demoliert hatte. Mit der Spitzhacke löste er die losen Brocken, säuberte die Ränder, schaufelte einen riesigen Haufen Teer hinein. Dann klopfte er die Oberfläche sorgfältig mit der Unterseite seiner Schaufel glatt.

 

Verlegen schaute der pausbäckige junge Bauarbeiter auf Claudia. Traute er sich nicht, seinen Lohn einzufordern? „Die Masse muss noch aushärten. Es dauert noch einige Zeit, bis Sie darüber fahren können.“ Die anderen Bauarbeiter schüttelten fassungslos mit dem Kopf. „Eh Kleiner, erzähl das Deinen Berufsschullehrer, komm jetzt zur Sache.“ Wieder brauste ein Klatschen auf. „Zieh sie aus, zieh sie aus.“ Unbeholfen begann er am Saum ihres Schwesternkleidchens zu nesteln, um es über ihr über den Kopf ziehen zu können. Zustimmend johlten seine Kollegen.

 

Er wollte es hochziehen, blieb aber an Claudias Brüsten hängen. Unangehnem spürte sie seine Hände an ihren Nippeln, als er weiter nach oben pressen wollte. Die anderen Männer lachten dreckig. Schon tat Claudia der schwitzende junge Mann etwas Leid. Mit einem Lächeln zog sie das Kleid glatt und öffnete die oberen Knöpfe. Dann hob sie die Arme. Jetzt glitt der weiße Stoff wie von selbst an ihr hoch. Stolz präsentierte der pausbäckige Blondschopf die erbeutete Trophäe und erhielt seinen Szenenapplaus.

 

Nun stand Claudia in Unterwäsche vor den Bauarbeitern, die sie neugierig begutachteten. Sie trug breite einfarbige Sportunterwäsche. Auch, wenn nun die sportliche Figur der hochgewachsenen Stationsschwester mit den großen Brüsten bewundert werden konnte, richtig sexy wirkte es nicht.

 

Auch Rolling Fellatia befand den Anblick für ihre Sensationsstory zu unspektakulär. Den Strip selbst hatte sie verpasst, weil sie erst ihren Kameramann herbei schleifen musste. Dieser Trottel machte im unpassendsten Moment Nahaufnahmen von irgendwelchen Bauarbeitern, anstatt auf die strippenden Krankenschwestern zu fokussieren. Wie sollte sie sich denn vor der Kamera glaubhaft über diesen Frauen verachtenden Rummel echauffieren, wenn nicht im Hintergrund die nackten Krankenschwestern die notwendige journalistische Authentizität gewährleisteten?

 

„Da, die Barocke. Die macht jetzt weiter. Halt jetzt blos drauf!“ ranzte Rolling Fellatia ihren Kollegen schrill an. Nervös hin und her rennend suchte sie eine Lücke in der Phalanx dicht stehender Bauarbeiter, durch die das genüssliche Treiben von Schwester Martha für die geschulterte Kamera sichtbar würde. Es gab kein durchkommen. „Halt die Kamera hoch.“ Das nützte nicht. Ein Meer bunter Schutzhelme verbarg das Objekt der Begierde.

 

Martha wiegte verführerisch ihr Kleidchen. „Hallo Boys. Ich suche mir jetzt einen ganz süßen, starken Kerl für ein,“ Martha riss die Arme auseinander, „so großes Schlagloch.“ Die Männer antworteten mit einem lauten Johlen. Grinsend beäugte sie sich das Spalier der bereit stehenden Bauarbeiter. Dann blieben ihren Augen an einem großen Schwarzharrigen mit breiten Schultern hängen. „Komm mein Held.“ In Windeseile flickte ihr Supermann ein tiefes Schlagloch.

 

Martha hielt ihre Arme nach oben und wackelte mit dem Hinterteil. „Süßer, hol Dir Deine Belohnung.“ Es folgte entschlossener Griff. Martha quietschte erschrocken, und schon schwebte ihr weißen Kleidchen hoch über ihren Kopf. Rote Strapse, die stramm die ausladende Hüfte umspannten, kamen ans Tageslicht. Die Männer pfiffen und klatschten. Rolling Fealltia und ihr Kameramann hatten davon nichts mitbekommen.

 

Nun sah die Nachwuchsjournalistin eine junge Frau mit langen brünetten Harren aus den Pulk der Krankenschwestern heraus treten. Sexuelle Bloßstellung einer Schwesternschülerinn! Das war ein sensationeller Aufhänger für eine Anmoderation. Nichts mehr konnte Rolling Fellatia jetzt aufhalten. Wie ein kleiner bissiger Kampfhund zwängte sie sich zwischen die Bauarbeiter. „Presse, lassen Sie uns durch.“ Unsanft stieß sie einen behäbigen älteren Polier zur Seite. „Platz da, Presse!“

 

Dann eröffnete sich endlich ein freies Blickfeld auf Lernschwester Monika, die sich nach einem netten jungen Bauarbeiter umsah, mit dem sie ihren Freund so richtig eifersüchtig machen konnte. „Lifeschalte, Lifeschalte.“ schrie Rolling Fellatia in das Mikrofon, das sie mit Fernsehstudio verband. 5 Minuten später wurde sie live zugeschaltet, rechtzeitig zum spannenden Moment.

 

Genüsslich empörte sie sich, hinter ihr im Bildausschnitt Monika, die sich gerade das Schwesternkleidchen über den Kopf ziehen ließ, über die unterlassende Fürsorgepflicht der Oberschwestern für ihre Schutzbefohlenen. Mit gekonnt ernster Mine fragte sie, warum die Geschäftsführung nicht eingriff. Rolling Fellatia sah sich schon vor ihren inneren Auge im Studio von Spiegel TV sitzen, und dort in nordischer Kühle mit objektiver Abgehobenheit über menschliche Abgründe sinnieren. Es folgte die Werbepause.

 

Die drei Mutigen der Schwesternschaft standen nun die Unterwäsche da. Die noch ihr Schwesternkleidchen am Leibe trugen, schauten ängstlich aus ihren blasen Gesichtern. Einige telefonierten in der Hoffnung mit ihren Freunden, dass diese ihnen das Strippen verbieten würden. Doch die sagten nur, das es in Ordnung sei, so lange sie die Unterwäsche an behielten, und keiner der Bauarbeiter sie betatschen würden.

 

Sie blickten Hilfe suchend auf Claudia. Die fühlte sich wie durch den Fleischwolf gedreht, und wusste nicht mehr weiter. Verlegen blickte sie zurück und nickte zögernd. Lernschwester Sybilla fühlte sich angesprochen, obwohl Claudia den Kopf nur ungefähr ihre Richtung richtete. Langsam, mit zaudernden Schritten bewegte sich die kleine Blonde auf den Pulk der Bauarbeiter zu. Ihrem verängstigten Gesicht nach zu urteilen, schritt sie ihrer eigenen Hinrichtung entgegen.

 

Sie stand vor den Kerlen, die sie durchdringend anstarrten. Sybilla traute sich nicht, fingerte an ihrem Kragen. „Los zieh Dich aus!“ brüllte einer. Dann stimmte die Menge ein. „Ausziehen. Ausziehen.“ Sybilla brach in Tränen aus, rannte zurück zu den anderen Schwestern. Das war ein gefundenes Fressen für die sensationslüsterne Rolling Fellatia, die nun mit größter journalistischer Empörung vor laufender Kamera das rückständige sexistische Frauenbild der Herren der Schöpfung geißelte.

 

Schwester Martha ergriff das Heft des Handelns. Die Hände fest entschlossen an die, mit roten Strapsen bekleideten Hüften gepresst, platzierte sie sich vor die Baurbeiter, die still wurden, als sie realisierten, dass sie die blonde Schwesternschülerin zum Weinen gebracht hatten. „Sagt mal Jungens, Ihr seid doch Kavaliere. Oder?“ Einzelne verhaltene „ja, eigentlich schon“ Entgegnungen erreichten ihre Ohren. Martha hakte nach. „Oder?“ wiederholte sie laut und streng. Jetzt bekam sie ein einstimmiges deutliches „Ja“ als Antwort.

 

Martha nahm Lernschwester Sybilla aufmunternd in den Arm, und ging mit ihr zurück zu den gebändigten Herdentieren. Die guckte immer noch verängstigt aus den rot verheulten Augen. „Aber das Schwesternkleid zieh ich mir selbst aus. Und keiner fasst mich an!“ Die ersten aufkommenden unwirschen Blicke, blockte Martha mit einem erneuten, streng fragenden „Jungens?“ ab.

Die so angeblafften Männer nickten. Sybilla suchte sich einen der stillen älteren ruhigen Bauarbeiter aus, dem sie nach getaner Arbeit ihr Schwesternkleidchen überreichte. In ihrem knappen türkisfarbenen Büstenhalter sah die kleine blonde Lernschwester einfach zum anbeißen aus. Aber die Männer hielten sich zurück, beschränkten ihre Reaktion auf einen leisen höflichen Applaus.

 

Es folgten nach und nach die anderen Schwestern, die sich eher lustlos wie bei einer lästigen Arbeit ihre Schwesternkleidchen über den Kopf zogen und übergaben. Die Reaktionen der Bauarbeiter blieben zurückhaltend, bis es als Vorletzter an Lernschwester Annika war, ihr Kleidchen zu heben. Zögerlich griff sie an den Stoff, hielt kurz überlegend inne, schüttelte dann mit dem Kopf und nahm die Hände wieder weg. Als sie die anderen Schwestern in Unterwäsche sah, wollte sie dann doch nicht unsolidarisch sein.

 

Verschämt drehte sie sich weg. Die Kerle sollte ihre Vorderseite nicht zu sehen bekommen. Wie sie sich drehte, stets blickte sie in ein neugierig gespanntes Männergesicht. Ihre Unsicherheit machte die Männer erst so richtig aufmerksam. Die Menge wurde wieder unruhiger. Annika merkte, dass sie es nur schlimmer machte, verzog das Gesicht, und riss, so schnell sie konnte das weiße Schwesternkleidchen hoch.

Hastig drückte sie den schnell zusammengeknüllten Stoff in die Hände des ausgesuchten Bauarbeiters. Ein kleiner weißer Stringtanga kam zu Vorschein, der den kleinen straffen Hintern nahezu unbedeckt ließ. Die freundliche Mittagssonne strahlte in den dünnen Stoff der Vorderseite, durch den ihre Muschi in die Menge blitzte. Die Männer bekamen Stielaugen. Schon rückten sie näher an Annika, die erschrocken Hintern und Vorderseite mit den Händen bedeckte, und so leicht wackelnd, zurück rannte, um zwischen den anderen Schwestern Schutz zu suchen.

 

Jetzt war nur Schwester Judith übrig, die ängstlich mit den Kopf schüttelte. „Damit habe ich nichts zu tun. Das war alles Claudias Idee. Ich war von Anfang an dagegen.“ Die anderen Schwestern schrien schrill auf. „Wer hat den gestern Abend damit angefangen? Das warst doch Du.“ Wütende Blicke richteten sich auf Judith. „Daran kann ich mich mehr erinnern.“entgegnete sie trotzig. „Wir aber schon. Jetzt suchen wir Dir einen richtig netten jungen Kerl aus, denn Du mit Deinem Liebestöter betören kannst.“

 

Kichernd zogen sie gemeinsam Judith zu den Bauarbeitern. Die wehrte sich kreischend. Ein johlendes „Mädchen, wir beißen doch nicht“, wurde ihr daraufhin aus der Menge zugerufen. Verschmitzt drein schauend, suchten die Krankenschwestern in Unterwäsche nach einem passenden Mann für das Fräulein Rühr-Mich-Nicht-An. Dabei gingen sie sehr wählerisch zur Sache. Der eine war zu dick, der nächste zu alt, ein weiterer zu hager. Dann blieben ihre Blicke an einem sportlichen mittelgroßen Bauarbeiter mit einer schicken blonden Kurzhaarfrisur hängen.

 

Der sah wirklich gut aus und passte genau zu Judith. „Hallo. Unsere Kollegin ist etwas schüchtern. Aber sie würde sich super freuen, wenn Du ihr dort drüben das große Schlagloch glatt machst.“ Der so angesprochene Zuckerboy lächelte derart charmant, dass die Schwestern sich ärgerten, nicht ihn vorher gewählt zu haben. Oh ja, der hätte ihnen auch an die Wäsche gehen dürfen. Ach, diese glückliche Judith. „Aber klar doch Mädels, das mache ich Euch doch gerne.“ antwortete er mit einem freundlich sonoren Tonfall, bei dem die Schwestern hin und weg waren. Nur Judith schaute säuerlich drein.

Schnell war das Loch gefüllt, und der Zuckerboy stand zum zerfließen lächelnd vor Judith. Die tat zutiefst beleidigt, gab aber dann den Gruppenzwang nach, warf ihr Schwesternkleidchen mit verkniffenen Mundwinkel in Richtung des blonden Bauarbeiters. Der bedankte sich höflich, wandte sich aber dann sofort seinen Kumpeln zu. Judiths schlabbrige Feinrippunterwäsche mit dem alles bedeckenden Hemdchen konnte sein Interesse nicht wecken.

 

Nun standen die Krankenschwestern alle in Unterwäsche da, und Claudia guckte verwundert auf die Zufahrtsstraße, die trotz der vielen geflickten Stellen, immer noch das katastrophale Bild einer Schlaglochpiste abgab. Wofür hatten sie ihre 144 Kleidungsstücke hergegeben? Mehr wollten sie bestimmt nicht ablegen. War alles um sonst gewesen?

 

Auch in Rolling Fellatias Sucht nach der Story floss die erste Entäschäuschung ein. Hier bei den Krankenschwestern in gewöhnlicher Unterwäsche durfte nicht Schluß sein. Erste blitzende Nippel und Muschis krönten ihre Sensationsstory. Zu ihrem endgültigen journalistischen Durchbruch fehlte es ihr noch an fallenden Schlüppern. Die durchtriebene Nachwuchsreporterin griff zum Smartphone, um das Weitere zu Deichseln.

 

 

 

Achter Akt – die Baustadträtin kommt, sie hat es schließlich studiert

 

 

Irka Wolmoerts-Grünheide schüttelte altklug mit dem Kopf, als sie den Menschenauflauf auf der Zufahrtsstraße zum Schwesternheim erblickte. Warum erdreisten sich Krehti und Plethi, Sachentscheidungen studierter Fachexperten in Frage zu stellen? Aus gutem Grund legte die Kommunalverfassung die Entscheidungskompetenz in die Hände der Stadtverwaltungen. Die Freizeitpolitiker im Stadtrat sollen sich gefälligst auf das Repräsentieren beschränken, und aufmüpfige oberschlaue Besserwisserbürger kurz halten.

 

Die Baustadträtin hielt sich für etwas Besseres. Das drückte sie auch in ihrem Kleidungsstil aus. Übergroße Knöpfe dominierten das weinrote Kostüm mit dem stufigen Rocksaum, unter dem die schwarzen, grob strukturierten Nylons in Schnürstiefeln ihrer Gesamterscheinung die pfiffige Note gaben. Eine kurz geschnittene Fransenfrisur betonten ihr rundes Gesicht, auf dem eine Designerbrille mit dickem grünen Plastikrahmen saß.

 

Mit großen Ärger hatte sie ihr freies Wochenende unterbrechen müssen, um diesen widerrechtlichen Treiben der Krankenschwestern Einhalt zu gebieten. So schritt sie nun fest entschlossen auf die die Gruppe, nur mit Unterwäsche bekleideter Frauen zu. In Ihrem Schlepptau trottete unlustig der Bezirkspolizeibeamte hinterher, dem die Baustadträtin die Aufgabe zu dachte, ihrer Amtsgewalt die nötige Autorität zu verleihen.

 

So trat sie den Krankenschwestern entgegen, sah diese wortlos blasiert an, wandte ihren Kopf mit fragender Mimik in Richtung der Bauarbeiter, um ihre nonverbale Hochnäsigkeit mit einem Kopfschütteln abzuschließen. Claudia kam ihr trotzig entgegen. Das arrogante Gebaren der Baustadträtin konterte die Stationsschwester, indem sie ohne Begrüßung direkt zum Thema kam. „Da Sie durch Untätigkeit glänzen, haben wir die Sache jetzt selbst angegangen.“

 

Irka Wolmoerts-Grünheide ließ ihre Brille auf die Nasenspitze rutschen, lugte gouvernantenhaft durch ihr Gegenüber durch. „Über den niveaulosen Charakter Ihrer Frei..“ herablassend betonte die Baustadträtin eine Pause, „.. luftveranstaltung möchte ich mich nicht äußern. Den baurechtlichen Aspekt darf ich als verantwortliche Amtsperson nicht ignorieren. Hierbei handelt es sich um eine ungenehmigte Baumaßnahme, die unverzüglich zu unterlassen ist. Bei bereits erfolgten baulichen Veränderung muss der alte Zustand wiederhergestellt werden. Die dafür anfallenden Kosten trägt der Verursacher. Also Sie.“

 

Kampfbereit verschränkte Claudia die Arme. „Jungs, wollt ihr aufhören, oder wollt ihr weitermachen?“ Sie schrie es laut in die Runde, so, dass jeder es hören konnte. Die Bauarbeiter antworteten mit einem dumpf durchdringenden „Weitermachen“. Davon ließ sich die Baustadträtin nicht beeindrucken. „Dann werde ich die anwesende Polizei um Amtshilfe bitten müssen.“ Die personifizierte Staatsgewalt schaute müde aus den Augen.

 

Gerade erst von der penetranten Baustadträtin nach durchzechter Nacht aus dem Schlaf geschellt, verspürte der Bezirkspolizeibeamte wenig Lust, sich mit Bauarbeitern herum zu ärgern. Fast beiläufig widersprach er mit leiser heiserer Stimme. „Bei Fällen akuter Gefahrenabwehr können Baumaßnahmen auch kurzfristig von örtlichen Polizeibehörden angeordnet werden, ohne dass es hierzu einer gesonderter Genehmigung des Baudezernats bedarf. Ich denke das dies hier der Fall ist, und daher ordne ich hiermit die Weiterführung der Baumaßnahme an.“

 

Der Bezirkspolizeibeamte freute sich schon darauf, mehr von den süßen Krankenschwestern sehen zu können, und ignorierte beflissentlich das entsetzte Gesicht der Baustadträtin. Die fuhr ihn so schrill an, dass jedes ihrer Worte als Hammerschlag in seinem verkaterten Schädel wütete. „Hier liegt keine unmittelbare Gefahrensituation vor. Ich muss das wissen. Schließlich habe ich das studiert.“

Der Polizist drückte mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck seine Hände an die Schläfen. „Ich bleibe dabei. Beschweren Sie sich doch beim Bürgermeister.“

 

Die Baustadträtin sah sich gezwungen, ihre Strategie zu ändern. Sie überließ den Bezirkspolizeibeamten seinen Kopfschmerzen, und wandte sich erneut an Claudia. „Bei dem schlechten Zustand des Untergrundes werden die Verfüllungen nicht mehr als drei Wochen halten. Dann ist alles wieder rausgebröckelt.“ Claudia reagierte ungläubig. „Aber auf den Rathaus haben Sie doch gesagt, dass die Substanz noch gut sei.“ Die Baustadträtin schüttelte den Kopf. „ Da müssen Sie etwas falsch verstanden haben.“

 

Claudia blickte fragend die Bauarbeiter an. „Stimmt das mit dem Rausbröckeln?“ Die Männer nickten. „Und Ihr wusstet das, und habt uns trotzdem Strippen lassen?“ Die Bauarbeiter blickten verlegen zu Boden. Claudia griff sich den pausbäckigen Bauarbeiter heraus, der ihr das erste Schlagloch geflickt hatte. „So mein Freund, jetzt noch mal für den Berufsschullehrer, wie müsste das Ganze korrekt durch geführt werden, damit es hält?“

 

Der junge, leicht pumelige Bauarbeiter schaute verdattert drein. „Ehm ja. Die Deckschicht muss vollständig aufgebrochen und weg transportiert, der Untergrund erneuert, und eine neue Asphaltschicht aufgetragen werden.“ Claudia baute sich mit ihrer stattlichen Figur vor dem jungen Mann auf, den sie um einen Kopf überragte. „Und, könnt Ihr uns das machen?“ Mit Claudias großen Brüsten vor der Nase, kam der junge Bauarbeiter fast ins Stottern. „Das Abtragen der Deckschicht können wir machen, Für das andere brauchen wir Maschinen und Material.“

 

Streng schaute Claudia in die Runde. „Also Leute, dann fangt schon mal mit dem Abtragen an. Um den Rest soll sich dann endlich die Stadt kümmern. Auf losem Untergrund fahren wir immer noch besser, als durch Schlaglöcher.“ Einer der Bauarbeiter fragte, ob denn die Schwestern auch weiter strippen würden. „Macht erst einmal Eure Arbeit fertig, dann sehen wir weiter.“

 

 

 

Neunter Akt – der Bürgermeister kommt, schließlich ist Politik ein schmutziges Geschäft

 

 

Der oberste Repräsentant der Stadt betrat die Szenerie, wie es Politiker zu tun pflegen. Er lächelte, schüttelte Hände, lobte die Hilfsbereitschaft und den Bürgersinn der Bauarbeiter, ließ sich in der Mitte verschiedener Gruppen fotografieren. Nur von den Krankenschwestern hielt er sich fern.

 

Sich zusammen mit leicht bekleideten Frauen in Öffentlichkeit ablichten zu lassen, könnte den Argwohn der Frauenorganisation seiner Partei hervorrufen, und einen solchen Ärger wollte der Bürgermeister tunlichst vermeiden, denn bald schon begann der Wahlkampf für seine Wiederwahl.

 

So vertiefte er sich in Gespräche mit den Bauarbeitern. Ein Politiker am Plus der hart arbeitenden Bevölkerung, das kam immer gut. Doch schon passte ihn die Baustadträtin ab, und forderte ihr Recht ein, die ungenehmigte Baumaßnahme endlich unterbinden zu dürfen. Der Bürgermeister dachte nicht daran, viel mehr schwebte ihm vor, die Vorarbeiten zu akzeptieren, und die restliche Sanierung unter städtischer Regie so schnell wie möglich zu realisieren. Die Zufahrtsstraße wäre dann rechtzeitig zum Wahlkampfbeginn fertig.

 

„Die Fachentscheidungen werden in der Verwaltung von studierten Experten unter der Aufsicht der Landesbehörde getroffen, als kommunalpolitischer Repräsentant steht es Ihnen nicht zu, sich einzumischen.“ fauchte die Baustadträtin den Bürgermeister aggressiv an. Der blieb gelassen, und bat, das Gespräch an einer ungestörten Stelle, abseits des Trubels unter vier Augen fortzuführen.

 

Die beiden zogen sich in den hinteren Teil des Parkplatzes vor dem Schwesternhein zurück, blieben stehen, und fixierten sich kurze Zeit schweigend als Duellanten, die das Zucken im Auge des Gegners erspähen suchten. Die Baustadträtin verlor die Geduld, holte Luft, ihr Gegenüber mit vielen hochamtlichen Fachbegriffen in die Defensive zu drängen. Dann stockte sie. Die gelassene Haltung des Bürgermeisters weckte in ihr den Verdacht, dass der Ortspolitiker einen Trumpf im Ärmel versteckte. Als der Bürgermeister ihr Zögern registrierte, eröffnete er mit einer ironisch dozierenden Diktion das Gespräch.

 

„Nun, Frau Wolmoerts-Grünheide, die heutigen Informationstechnologien bieten ungeahnte Möglichkeiten.“ Die Baustadträtin schaute verwundert. „Nehmen wir zum Beispiel das Internet,“ der Bürgermeister grinste verschmitzt. „Wussten Sie eigentlich, dass das Bruno Bauer Gymnasium seine Abiturienten der letzten fünf Jahrzehnte auf seiner Webseite veröffentlicht hat?“ Die Baustadträtin ahnte Böses, gab sich aber kontrolliert.

 

„Laut Ihres Lebenslaufes haben Sie dort 1983 ihr Abitur bestanden. Aber auf der Webseite des Gymnasiums habe ich ihren Namen nicht gefunden.“ Die Baustadträtin machte ein selbstbewusst säuerliches Gesicht. „Dann wird wohl einem der Designer der Website ein Fehler unterlaufen sein.“

Das Grinsen des Bürgermeisters wurde breiter. „ Ich habe mir die Mühe gemacht, Ihre Personalunterlagen einer genaueren Prüfung zu unterziehen, besonders die Urkunden Ihrer Universitätsabschlüsse.“

 

Irka Wolmoerts-Grünheides Gesicht versteinerte. „Meine verehrte Expertin, Sie haben weder Abitur, noch haben Sie studiert. Ihre Urkunden sind gut gemachte, aber keinesfalls perfekte Fälschungen.“ Die Entlarvte reagierte trotzig. „Ich denke, dass Sie mit Ihren Kenntnissen nicht an die Öffentlichkeit gehen werden. Der Skandal würde ihre Wiederwahl gefährden.“

 

Politik ist ein schmutziges Gericht, dass kalt serviert wird. Der Bürgermeister griff in seine Aktentasche, der er einen grünen Ösenhefter entnahm. „Im Mai 2013 wurde der Straßenbelag am Ulmenweg grundsaniert, obwohl dieser nicht in der Prioritätenliste für den dringenden Erneuerungsbedarf enthalten war.“ Mit einem listigen Augenzwinkern zückte er ein Papier aus dem Ösenhefter.

 

„Um die Maßnahme am Ulmenweg zeitnah ausführen zu können, hatten Sie die bereits ausgegebene Durchführungsanordnung für die Zufahrtsstraße zum Schwesternheim wieder gestoppt, da angeblich ein Gutachten über die Schadstoffbelastung des Erdreichs fehlen würde.“ Der Bürgermeister richtete seine Augen streng fragend auf Irka Wolmoerts-Grünheide, die krampfhaft versuchte, sich kaltblütig zu geben. „Verehrte Expertin, steht nicht Ihr Wohnhaus am Ulmenweg?“ Die ertappte Baustadträtin gab sich beleidigt, was den Bürgermeister nicht weiter kümmerte, als er seinen rhetorischen Finalschlag ausübte.

 

„Mit Ihrer Eskapade am Ulmenweg könnte ich Sie politisch vernichten, ohne auf Ihre Hochstapelei eingehen zu müssen. Und selbst, wenn Ihre Urkundenfälschungen an das Licht der Öffentlichkeit kämen, würde ich das überstehen. Ich denke mir sogar, dass ich als knallharter Aufklärer im Wahlkampf gut rüber käme.“

 

Irka Wolmoerts-Grünheide gab auf. „Können wir den Ball flach halten?“ fragte sie kleinlaut. Der Bürgermeister nickte zufrieden.

 

 

Zehnter Akt – Konferenzschaltung ins Fernsehstudio, tue Gutes, rede viel darüber

 

Im Geschäftsleben muss man immer auf Zack sein. Nicht der Große frisst den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen. So musste die Liebste eben warten, bis er weitermachen würde. Im rasch übergeworfenen Morgenmantel saß der Bauunternehmer am Schreibtisch, und tippte mit dem rechten Zeigefinger die Redaktionsnummer des Senders „24 Aktuell“ in sein Festnetztelefon. In seiner linken Hand ruhte sein Handy, durch das ihm Rolling Fellatia einflüsterte.

 

Gute Kontakte sind im Business alles. Jetzt zahlte es sich aus, dass er letztes Jahr dieser jungen Reporterin den Tipp über Pfusch am Bau gegeben hatte. Die revanchierte sich jetzt mit dem Hinweis auf diese Schwesternstrip-Aktion, für ihn eine geniale Möglichkeit seine neuste Spezialmaschine auf einen Schlag landesweit ins Gespräch zu bringen.

 

Der Studioassistent am anderen Ende bat ihn, den Fernseher leise zu machen, und am Telefon zu bleiben, bis er dann direkt zu den Moderator in die laufende Sendung verbunden würde. So konnte der Bauunternehmer nun durch die Hörmuschel die Anmoderation des Chefredakteurs vernehmen. Der kündigte als neuste Entwicklung an, dass sich ein Sponsor aus der Wirtschaft kurzfristig entschlossen hätte, die Schwestern zu unterstützen. Es ein leises Klick verband in die Livesendung. Es folgte die Frage wer an Apparat sei.

 

„Dampfbracke der Name. Willibald Dampfbracke, Bauunternehmer. Willst Du's Rukki Zucki haben, musst Du Dampfbracke fragen.“ Der Chefredakteur unterbrach ihn mit ruhigem Understatement, fragte nach der Art seiner angedachten Hilfe. „Würde gerne meine Streetquix X 3000 vorbeischicken, die ist da zufällig ganz in der Nähe. Also wenn die Junges vor Ort schon mal die Deckschicht weghacken, bis meine Maschine da ist, könnte es sofort losgehen, dann wäre die Zufahrtsstraße bis zum Abend picco bello saniert.“

 

Der Chefredakteur fragte verwundert, ob das wirklich so schnell ginge, da sich solche Baumaßnahmen sonst doch Wochen oder Monate hinzögen. Jetzt war der Bauunternehmer nicht mehr zu halten. In einem explodierenden Wortschwall pries er den innovativen Charakter seiner Streetquix X 3000, die den Straßenbau revolutionieren, und den bisherigen kommunalen Schlendrian ordentlich umkrempeln würde, um dann euphorisch damit zu beginnen die technischen Details seiner Maschine aufzulisten.

 

Der Chefredakteur unterbrach ihn erneut mit der Feststellung, dass tatsächlich mit dem heutigen Abschluss der Sanierung zu rechnen sei.

„Aber.“

Es folgte die Nachfrage, was es mit dem Aber auf sich habe. „Wie es so im Geschäftsleben ist. Nichts ist um sonst. Sie verstehen schon.“

Der Chefredakteur verstand. Trotzdem verneinte er, und kündigte eine kurze Unterbrechung für die Nachrichten an.

 

Willibald Dampfbracke wandte seinen Kopf wieder zum Handy, durch das ihm Rolling Fellatia bestätigte, dass er als ein absoluter Medienprofi agierte. „Und Sie meinen, dass ich es gleich wirklich einfordern soll?“ Rolling Fellatia erinnerte an den riesigen Werbeeffekt für seine revolutionäre Baumaschine. „Da haben Sie sicherlich recht. Aber andererseits. Also vor 20 Jahren prangten bei mir auf den Werbeplakaten ja noch die nackten drallen Blondinen neben dem Betonmischer. Aber heutzutage, bei der ganzen Diskussion um den Sexismus in der Werbung. Ich weiß nicht.“

 

Rolling Fellatia konterte mit einigen Andeutungen, die sie dann dahin konkretisierte, dass man auf den Herrenabenden der Konkurrenz darüber spekulierte, ob er schwul sei. „Wie kommen die auf so einen Quatsch?“ Rolling Fellatia entgegnete, dass in dieser Branche nur überlebe, wer seine durchsetzende Männlichkeit zeigt, Nettigkeiten jeglicher Art dagegen zum Weicheiertum führen.

 

Die Nachrichten endeten und der Chefredakteur fragte durch das Festnetztelefon nach den genaueren Bedingungen seines Sponsorings. „Also, Strippen heißt Strippen. Wenn die Schwestern möchten, dass ich ihnen die Zufahrtsstraße saniere, dann müssen sie dafür eben noch ein bisschen mehr zeigen.“ Der Chefredakteur fragte verdutzt, ob er wirklich verlangen würde, dass sich die Krankenschwestern entblößen. „Genau das. Bis meine Maschine da ist, sollen sich drei der Damen splitterfasernackt präsentieren. Wenn nicht, gibt es auch keine Sanierung.“

 

Der Chefredakteur wollte das Interview unter Protest abbrechen, doch der Studioassistent legte ihm einen Zettel mit der Handschrift des CEO auf sein Pult. „Dicker Werbeauftrag, unbedingt weitermachen.“ War es jetzt nicht der Zeitpunkt, bei allen Konsequenzen zu seinen Idealen zu stehen? Dazu fehlte es ihm an Kraft und Mut. Der Chefredakteur schluckte. Er dachte daran, dass es sein kleiner schmutziger Anruf vom Morgen schon richten würde, und spielte das unwürdige Schmiereintheater mit großem Unwillen mit.

 

 

 

Elfter Akt – an der Zufahrtsstraße wird nach drei Opfern gesucht

 

 

Rolling Fellatia genoss die vor ihr zurecht gedrehte Situation. Schnell steckte sie das Smartphone weg, griff sich Kameramann und Mikrofonstangenhalter und zerrte die beiden zu den den Krankenschwestern, die aufgeregt ihre verfahrene Situation diskutierten, nachdem die Bauarbeiter das Aufhacken der Deckschicht plötzlich eingestellt hatten, und mit gierigen Augen die Krankenschwestern in Unterwäsche geradezu auffraßen.

 

Vom unmoralischen Angebot des Herrn Dampfbracke wussten sie noch nichts, so konnten sie sich auf dem Stimmungsumschwung keinen Reim machen. Sollte wirklich alles um sonst gewesen sein, wo sie doch so weit gegangen waren. Noch weiter? Alles zeigen? Bei den vielen gaffenden Bauarbeitern kam ihnen das Schaudern. Wie hatte es überhaupt so weit kommen können? Claudia blickte zornig auf Schwester Judith, die abseits der Gruppe kauerte. Mit einem abwesenden Gesichtsausdruck versuchte sie den Eindruck zu erwecken, dass es sie alles nichts anginge.

 

Das machte Claudia nur noch wütender. „Also Judith, wer hat den gestern Abend laut schreiend mit dem Thema Schwesternstrip angefangen? Das warst Du. Und jetzt machst Du einen auf Fräulein Mimose.“ Judith zuckte zusammen. „Ich habe nicht laut geschrien.“ widersprach sie leise ängstlich wispernd. Claudia überlegte, Judith zu sagen, das zum gespitzten Mund auch das Pfeifen gehört, und sie dazu aufzufordern, sich vor den Bauarbeitern ganz nackig zu präsentieren.

 

Dann unterbrach die heran stürzende Rolling Fellatia Claudias Rachegedanken. Die sensationsgeile Reporterin strebte zielsicher auf Lernschwester Annika, deren unbedecktes Hinterteil beim Interview mit einer seitlichen Kameraführung bestimmt den, von ihr gewünschten marktschreierischen Effekte ergebe. „Los. Die im weißen Stringtanga. Sieh bloß zu, dass Du die Hüfte mit in den Bildausschnitt bekommst.“ herrschte sie den Kameramann ins Ohr.

 

Claudia hörte es. Dieses mal würde sie sich nicht von diesem Journalistenflitchen überrumpeln lassen. Sie stellte sich dem Fernsehteam in den Weg. Hastig versuchte Rolling Fellatia ihre beiden Medientechniker an der hochgewachsenen Frau in Sportunterwäsche vorbei zu lotsen. Die anderen Krankenschwestern sprangen Claudia zur Seite, schirmten Annika ab.

 

Rolling Fellatia verbarg ihrer Ärger, um diese Stationsschwester in ihr nächstes Spielchen zu verwickeln. Sie stellte sich neben Claudia für die Kamera in Positur. Die sah die Reporterin mit einem sturen bewegungslosen Gesicht an. Nicht noch einmal wollte sie dieser falschen Schlange auf den Leim gehen, still bleiben, keine Antwort geben. Rolling Fellatia wandte sich mit einer gut gemeinten Botschaft an Claudia.

 

„Der Bauunternehmer Wiilibald Dampfbracke macht Ihnen das Angebot, im Rahmen eines Social Sponserings den Straßenbelag mit seiner Spezialmaschine grundlegend zu sanieren. Nehmen Sie das Angebot an?“ Hoffnung keimte in Claudia. Zeigte sich da wirklich ein Ausweg aus ihrer verfahrenden Situation?

 

Des Herrn Dampfbrackes Bedingungen verschwieg Rolling Fellatia. Claudias Gesichtszüge lockerten sich, ihr schien ein tonnenschwerer Stein von der Brust zu fallen. Die Krankenschwestern jubelten. „Wir freuen uns, und nehmen das nette Angebot gerne an.“ verkündete Claudia hoch offiziell in die Kamera. Rolling Fellatia drehte sich zur Kamera, wiederholte kurz die Aussage der Stationsschwester, um dann höchst analytisch die Frage aufzuwerfen, wie verzweifelt diese Frauen sein mussten, dass sie derartige Entwürdigungen ohnmächtig akzeptierten.

 

Die hinterlistige Nachwuchsjournalistin endete ihren Bericht mit der Feststellung, dass drei der Krankenschwestern in Bälde vollkommen nackt, ohne jegliche Unterwäsche vor den Bauarbeitern stehen. Sie würde sich dann selbstverständlich wieder melden, um ihr journalistischen Pflicht zur objektiven Berichterstattung nach zu kommen. Schnitt, es folgte die Werbepause. Den überrumpelten Krankenschwestern blieb keine Gelegenheit zum live gesendeten Widerspruch.

 

„Und wer von Ihnen wird sich so zeigen, wie sie geboren wurde?“ Die kurz zuvor noch fröhlichen Gesichter erstarrten. „Was?“ Die Krankenschwestern verstummten, blickten sich hilflos an. Schockiert realisierte Claudia, das sie erneut rein gelegt wurde. Sie ärgerte sich mächtig über sich selbst. Irgendwer musste ihnen doch glauben, sich ihrer Sache annehmen. Der Bürgermeister. Wenn einer dieser Journalistenschlange Einhalt gebieten konnte, dann er.

 

Die Krankenschwestern stürmten auf den Politiker, kreisten ihn ein, um dem Volksvertreter ihr Leid

vorzutragen. Der blickte verängstigt aus dem Augenwinkel, ob sich eine Kamera auf ihn richtete. Ein Pressefoto mit den Damen in Unterwäsche könnte sein mühsam aufgebautes innerparteiliches Image verhageln. Mit seinen Parteifreundinnen, den sittenstrengen Damen der Frauenorganisation war nicht gut Kirschen essen, sobald die nur den kleinsten Verdacht einer sexistischen Übertretung hegten.

 

Dann erfüllte sich sein schlimmster Albtraum. Aus einem verhärmten grauen Gesicht blitzten ihn, böse entrüstet die Augen der Oberstudienrätin Meier an. Kopfschüttelnd gab die Vorsitzende der giftspeienden Weiberversammlung seiner Partei dem Bürgermeister ihre Abscheu über sein Machogehabe kund. Auf der nächsten Parteiversammlung erwartete ihn ein Scherbengericht in Form einer derben Protestresolution.

 

Dem Lokalpolitiker dämmerte, dass sie in ihrem Eifer öffentlich dazu aufrufen würden, ihn nicht zu wählen. Ein Politprofi schaltet schnell, stellt sich geschickt auf die veränderte Lage ein. Er ging zur Flucht nach Vorne über. Für jede verlorene Stimme einer empörten Oberstudienrätin würde er nun zwei Stimmen hinzu gewinnen, die eines Bauarbeiters, und die einer Krankenschwester.

 

Mit seinem einstudierten, alles einnehmenden Lächeln drängte er sich vor die Menschenmenge. „Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, verehrte Krankenschestern, mit großer Freude kann ich Ihnen Mitteilen, dass sich unsere Baustadträtin Frau Irka Wolmoerts-Grünheide mit Ihrer fantasievollen Aktion solidarisiert, und sich als erste der drei geforderten Damen sich vollständig ihrer Kleidung entledigen wird.“

 

Die Krankenschwestern klatschten zustimmend, die Baustadträtin versteinerte. Der Gedanke, nackt vor den männlichen Pöbel stehen zu müssen, ängstigte sie. Es gab kein Entkommen. Das Strafmaß für Urkundenfälschung betrug bis zu 10 Jahren, zudem drohte der Verlust der Pensionsansprüche. „Selbstverständlich wird Frau Wolmoerts-Grünheide ihre sämtlichen Kleidungsstücke den Bauarbeitern als kleines Dankeschön für ihren selbstlosen Einsatz übergeben.“

 

Der Mund der Baustadträtin legte sich schief. „Wie soll ich nach Hause kommen?“ protestierte sie leise. Der Bürgermeister richtete seinen linken Arm bedeutungsvoll in die Richtung des Stadtkerns. „Genießen Sie die Sonne unserer schönen Stadt.“ Gedemütigt und hilflos stand die Baustadträtin der Menschenmenge gegenüber. Ausweglos. Schnell wollte sie es hinter sich bringen, die innere Verletzung nicht anmerken lassen.

 

Teilnahmslos öffnete sie die Knöpfe ihre rotes Oberteils, zog es aus, und hielt es ausdruckslos dem Bürgermeister mit ausgestrecktem Arm hin. Der wandte sich an die Frauengruppe in Unterwäsche. „Meine verehrten Krankenschwestern, bitte verraten Sie mir, wer der Herren Bauarbeiter durch besonderen Fleiß aufgefallen ist.“ Ein Günstling fand sich schnell. „ Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, Frau Wolmoerts-Grünheide wird nun das erste kleine Dankeschön persönlich übergeben.“

 

Widerwillig trat die Baustadträtin mit kleinen Schritten auf den Bauarbeiter zu, übergab das Oberteil, ohne ihn anzusehen. Sie beugte sich vor, um ihre Stiefel auf zu schnüren. Als ihre Finger die Schnürsenkel errichten, spürte sie eine unheimliche Stille, die sich langsam um sie herum ausbreitete. Schwerer Atem vieler Männer drang an ihr Ohr. Sie hob den Kopf, sah viele Augenpaare auf sich in ihrer gebückten Haltung gerichtet. Erschreckt fuhr ihr Oberkörper hoch.

 

Die Nähe der nach Schweiß stinkenden Proleten, löste bei ihr einen Würgereiz aus. Fluchtartig rannte die Baustadträtin von den Bauarbeitern zu der Gruppe der Krankenschwestern, die 20 Meter vom Menschenauflauf weg standen. Dann beruhigte sie sich wieder, beugte sich wieder vor, zog die Schnürstiefel aus. Die Krankenschwestern zeigten auf einen kleinen Drahtigen mit einer Zigarette im Mundwinkel neben dem eine große Warze prangte. In der Baustadträtin stieg Ekel auf. Verzweifelt flehend blickte sie auf den Bürgermeister. Auf keinen Fall wollte sie zurück zu den abstoßenden Bauarbeitern.

 

Der Lokalpolitiker lächelte unverbindlich, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Seine Augen sprachen anders. Die sagten der Baustadträtin ohne Umschweife, dass er sie in der Hand hatte, und sie Schlampe weitermachen sollte. Irka Wolmoerts-Grünheide hielt ihre Gesichtszüge unter Kontrolle. Ihr rechtes Bein zitterte, als sie auf den Bauarbeiter zuging. Das Gejohle seiner Kollegen drehte ihr den Magen, schnürte die Kehle.

 

Das Schauspiel des sich wiederholenden Vor-und Zurück setzte sich fort. Es folgten Bluse und Rock. Mit jedem weggegebenen Kleidungsstück verschlechterte sich ihr körperliches Unwohlsein, nahm ihre innere Unruhe zu. Kichernd beobachteten die Krankenschwestern, wie die Baustadträtin ihre schwarze strukturierte Strumpfhose herunter rollte, und mit einigen Verrenkungen von den Zehen zog. Dann zeigten sie grinsend auf einen Bauarbeiter mit einem dickem Bierbauch.

 

Seine vorstehenden Glupschaugen stierten debil auf ihren Büstenhalter, als sie auf ihn zu schritt. Die Baustadträtin würgte, konnte nicht weiter. Sie drehte sich weg, den Mann mit dem Bierbauch wollte sie nicht länger ansehen müssen. Die Strumpfhose warf sie rücklings über ihre Schulter in die Richtung des Bauarbeiters. Das Buhen und Pfeifen der Krankenschwestern ließen sie innerlich zusammenbrechen.

 

Am ganzen Körper zitternd, öffnete die Baustadträtin den Verschluss ihres Büstenhalters. Rolling Fellatia stürzte mit ihrem Kameramann herbei. Eine nackte Politikerin! Ihre Sensation. Irka Wolmoerts-Grünheide versuchte sich von der Kamera weg zu drehen. Rolling Fellatia schleifte den Kameramann rasant im großen Rund hinterher. Noch war der BH nicht gefallen.

 

Die Baustadträtin dachte daran, ihre Hochstapeleien und Urkundenfälschungen jetzt hier öffentlich zu gestehen. Eine Bewährungsstrafe, dann Hartz 4. Den Bürgermeister könnte sie dann wegen Erpressung dran kriegen. Sie schaute auf die Journalistin vor ihr. Einige wenige Worte, jetzt und hier. Um sie herum toste eine alles verzerrende Geräuschkulisse auf. Klatschen, Buhen und schrilles Pfeifen. „Zieh das Teil endlich aus.“ rief die Menge.

 

Es folgte der Nervenzusammenbruch. Die Baustadträtin brach in Tränen aus. „Proleten. Arschlöcher, hier habt Ihr es.“ Sie riss sich Büstenhalter und Slip vom Körper, und rannte wild stammelnd schreiend, ziellos nackt mit den Armen wedelnd, umher.

 

Der unbeobachtete Bürgermeister nickte zufrieden. Angesichts ihres offensichtlich geistig verwirrten Verhaltens bot sich nun eine Frühpensionierung aufgrund einer psychischen Erkrankung an. Das wäre die beste Lösung für alle.

 

 

Zwölfter Akt - Schwester Judith, ein Gänseblümchen wird entblättert

 

Claudias Schadenfreude über die gerechte Strafe für die blöde Kuh vom Amt dauerte nur kurz. Die nahe Kirchturmuhr läutete schon die zweite Stunde nach Mittag ein, und die Sanierung der Zufahrtsstraße war noch keinen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Der Bezirkspolizeibeamte fing die die nackt umher rennende Baustadträtin mit seiner Dienstjacke ein, um sie zur naheliegenden Notaufnahme des Krankenhauses zu bringen.

 

Ärgerlich schaute die Stationsschwester auf die herumlungernden Bauarbeiter, die in vielen Einzelgesprächen das eben Geschehene heftig diskutierten. Ans Abtragen der desolaten Fahrbahnoberfläche dachten sie nicht. Tatenlos lagen die Spitzhaken zu ihren Füßen. In Claudia stieg die Unruhe. Es musste endlich etwas passieren. Mit einem lautem Pfiff machte sie die Bauarbeiter auf sich aufmerksam. Die unterbrachen ihre Unterhaltungen und blickten die Stationsschwester voller Erwartung an.

 

„Hört mal Junges, Ihr doch Euren Strip gehabt. Wollt Ihr nicht jetzt anfangen, die Oberschicht aufzuhaken?“ Die Kerle reagierten mit einem unaufgeregten Achselzucken. Einer der Bauarbeiter trat vor. Treudacklig fragte er, wer von den süßen Schwestern denn die beiden anderen wären, die sich noch nackig machen würden? Claudia blickte ihn fragend an.

 

Der Bauarbeit legte die Hand ans Kinn, und tat so, als ob er intensiv nachdenken würde. „Also der Dampfbracke hat im Fernsehen gesagt, dass drei von Euch nackt sein müssen, damit sich was tut. Die erste lassen wir gelten, auch wenn sie keine Krankenschwester ist. Aber zwei fehlen trotzdem noch.

 

Claudia machte große Rehaugen, setzte ihr süßestes Lächeln auf. „Ach Junges. Es ist doch schon so spät. Könnt Ihr Euch vielleicht doch mit diesem einem Strip zufrieden geben, und uns Krankenschwestern helfen? Wir selbst sich zu schwach dafür.“ bettelte sie. Die Bauarbeiter ließen sich nicht erweichen. Claudia sah sich einem Meer schüttelnder Männerköpfe gegenüber. Sie ging zurück zu den anderen Frauen in Unterwäsche.

 

Die Krankenschwestern stellten sich wieder in einem Kreis zusammen. Eine Zeit lang schwiegen sie sich an, ohne einen rechten Anfang zu finden. Die wartende Stille aus dem Menschenauflauf der Bauarbeiter brüllte ihnen in Ohren. Nein. Die sollten nicht auf ihre Brüste und zwischen ihre Beine glotzen. Oder würde sich eine von Ihnen freiwillig opfern? Blicke kreisten suchend in der Runde, zuckten schnell wieder zurück, wenn sie sich zu lange begegneten.

 

„Martha, so wie Du Dich gerade aufgeführt hast, scheint es Dich nicht zu stören. Willst Du es nicht für uns machen?“ Judith brach das Schweigen. Martha war nicht abgeneigt. Als älteste der Schwestern hatte sie einiges an mehr an Erfahrung und Selbstsicherheit, als die jungen Schwesternschülerinnen. Auch genoss sie durchaus die Bewunderung der Männer. Gerade wollte sie zustimmen, als ihr Claudia in die Parade fuhr. Die fand jetzt endlich Gelegenheit, ihre Rechnung mit Judith zu begleichen.

 

„Nicht so schnell, mein Fräulein Mimose.“ polterte sie los. „Du hast gestern laut gesagt, das Du einen großartigen Schwesternstrip hinlegen willst. Was ist denn jetzt damit?“ Verlegen schaute Judith zu Boden. Ihre Finger wickelten sich in ihr Unterhemdchen. „Aber Claudia, das habe ich so doch gar nicht gemeint. Ich war doch betrunken.“ Claudia packte Judith an den Schultern, zog sie in die Mitte der Schwestern. „Rede Dich jetzt nicht heraus!“

 

Judith fing an zu weinen. „Die schauen mich doch alle an. Ich mag die Kerle nicht. Ich will nicht.“ Lernschwester Monika kicherte los. „Aber Deinen Zuckerboy, dem Du gerade Dein Schwesternkleidchen gegeben hast, dem magst Du schon.“ gab Monika keck zur Auskunft. „Tue ich nicht.“ reagierte Judith zickig. Die anderen Krankenschwestern in Unterwäsche fingen an zu lachen.

 

„Und warum schaust Du die ganze Zeit zu Ihm herüber?“ Judith verzog beleidigt die Schnute. „Tue ich nicht.“ Verschmitzte Blicke wechselten, schmiedeten unausgesprochen einen Plan. Dann griffen viele Hände nach Judith, zogen ihren Körper zu hin zu den Pulk Bauarbeiter, in dem der Zuckerboy stand. Judith kreischte, wehrte sich verzweifelt, bis die Frauengruppe in Unterwäsche das Objekt der Begierde erreichte. „Unsere Freundin wird nun strippen, vollständig.“ Die Bauarbeiter jubelten beim Anblick der süßen Judith mit den braunen Locken. Die schrie laut „Nein, das tue ich nicht.“

 

Dann versammelten sich die Schwestern um den Zuckerboy. „Unsere Judith wird ganz speziell nur für Dich strippen.“ Der setzte wieder sein alles zerfließendes, charmantes Lächeln auf. „Ich freue mich schon riesig.“ Schmachtend strahlten die Krankenschwestern mit den Augen, selbst Judith wagte einen verstohlenen Blick. Claudia hob die Hand. „Stopp mein Herr. Nicht so schnell. Erst mal versprechen Sie uns, unsere Judith richtig fein zum Essen auszuführen.“ Er nickte.

 

Die Krankenschwestern musterten den Zuckerboy mit scharfen Blicken. „Richtig fein?“ fragten sie streng. Das genannte Restaurant genügte den hohen Ansprüchen, es konnte beginnen. Die Krankenschwestern hakten sich ein, bildeten einen Kreis, der Judith und den Zuckerboy allein in der Mitte zurück ließ. Erst wollte Judith wieder protestieren, aber sie blieb still. Das Lächeln des Zuckerboys trocknete ihre Tränen.

 

Sie stand vor ihn, schaute heimlich schüchtern in seine Augen, wagte es aber nicht, die Initiative zu ergreifen. Er wartete geduldig, lächelte, konnte sich nicht entscheiden. Der schlabbrige Feinripp törnte ihn ab, doch war da noch dieser süße verlegene Augenaufschlag der zierlichen Frau mit den braunen Locken. Sie stand vor ihm, eine leichte Andeutung eines Lächelns zierte ihr Gesicht. Zaghaft bewegten sich ihre Finger zum Bund ihres Schlüpfers, glitten zwischen Stoff und Haut, um den Feinripp dann doch nur beschämt gerade zu ziehen.

 

Grinsend beobachten die anderen Krankenschwestern das Schauspiel. Die Bauarbeiter hinter ihnen grummelten, ihre Unruhe nahm zu. Dicht drängten sie sich neugierig an die Rücken der im Kreis stehenden Frauen in Unterwäsche, nutzten die Situation aber nicht aus. Die Kerle blieben anständig. „Mimose, Mimöschen öffne Dich.“ kicherte Matha hell tönend in die Mitte. Judith gab sich einen Ruck, ergriff kurz entschlossen den Saum ihres Unterhemdes.

 

Sie hob den Kopf. Die wachen Augen des Zuckerboys trafen sie als elektrisierender Schlag. Dann traute sie sich nicht mehr. Ihre Wangen erröteten. Noch einmal blicke sie kurz auf, erschrak, und richtete ihren Blick jäh nach unten. Die Hände verkrampften sich im Saum. „Mimose, Mimöschen öffne Dich.“ Judith verkrampfte sich noch mehr. Verschämt schielte sie zu ihrem Zuckerboy hoch. Der gab ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Lass Dir Zeit.“

 

Judith verzog unschlüssig den Mund, drehte zaudernd ihre Füße. „Gänseblümchen, entblättere Dich.“ riefen laut die anderen Krankenschwestern. Mit traurigen Augen sah Judith ihren Zuckerboy an, schüttelte den Kopf. Jetzt wurde es Claudia zu viel. Gemeinsam mit Lernschwester Monika und Martha hechtete sie auf Fräulein Mimose zu, packte das Unterhemd, um es hoch zu zerren. Judith schrie, hielt tapfer den Saum fest. Der Zuckerboy schaute verdattert, hielt sich raus.

 

Die Menge tobte. Pfiffe, derbe Ausrufe, und lautes Johlen vermischten sich zu einer tosenden Lärmkulisse. Mit kräftigen Hebelbewegungen öffneten Monika und Martha des Mimöschens Hände, zwei Sekunden später befand sich das Unterhemd schon auf Höhe des Kopfes. Ein kurzer Ruck und Judith stand oben ohne da. Schnell verschränkte sie die Arme vor ihren Brüsten. Das machte es nur leichter, ihr den Schlüpper herunter zu ziehen.

 

Judith stampfte heftig mit den Füßen. Es half ihr nicht, im Nu stand sie nackt vor ihrem Zuckerboy. Claudia präsentierte die beiden erorberten textilen Teile triumphierend den Applaus klatschenden Bauarbeitern. „Wer will die Sachen haben?“ schrie sie in die Menge. Hunderte Arme hoben sich. „Hier ich.“ ausrufe hallten durch das Meer bunter Bauhelme. „Werdet Ihr dann endlich anfagen, die Oberschicht ab zu hacken?“

 

Als Claudia keine richtige Antwort erhielt, winkte sie lockend mit Judiths Unterwäsche. „Versprecht Ihr mir es?“ setzte sie nach. Jetzt ertönte ein einhellig dumpfes „Versprochen, Schwesterchen.“ gleichzeitig aus hunderten Männerkehlen. Claudia schmiss die Feinrippteile in ein hungriges Wolfsrudel. Viele raue starke Bauarbeiterhände langten zu, fassten das weiße Gestrick, das sie in viele Fetzen auseinander rissen.

 

Judith stand nun vollkommen nackt vor ihrem Zuckerboy. Mit ihren Armen und den zarten Händen bedeckte sie Brüste und ihr Mimöschen. „Darf ich Dich ansehen?“ fragte er leise. Judith schaute verheult zu ihm hoch, nickte scheu. Langsam lies sie ihre Arme sinken. Da staunte der Zuckerboy nicht schlecht. Kam da unter dem Schlabbergestrick doch tatsächlich ein supersüßes Mädchen zum Vorschein.

 

Zarte helle Haut umgab einen zierlich schlanken Körper. Hier und da, an einigen wenigen Stellen rundeten kleine Sommersprossen die niedliche Gesamterscheinung ab. Auch die kleinen aber sehr straffen Brüste gefielen dem Zuckerboy sehr gut. Schmunzelnd sah er sich aufrichtende spitze Nippel, und fühlte sich geschmeichelt. Zuletzt viel sein sein Blick auf des Gänseblühmchens frischrasierte Muschi mit den feinen schmalen Lippen.

 

Judith erschauderte leicht, als sie seinen Blicken zwischen ihren Beinen spürte. Der Zuckerboy zog ihr seine organgene Warnweste an, die alles Wichtige bedeckte, solange sie die beiden vorderen Teile zusammen hielt. Er sie in den Arm und ging mit ihr auf Claudia zu. Die anderen Bauarbeiter pfiffen im Chor Wagners Hochzeitsmarsch. Vorwitzig versammelten sich die Krankenschwestern um die beiden. „Und?“ fragte Claudia den Zuckerboy.

 

Der antwortete mit einem zufriedenen Ausdruck. „Also Eure Judith hat das so toll gemacht, dass ich sie nicht nur einmal, sondern dreimal fein zum Essen ausführen werde.“ Judith guckte verdutzt, wieder pfiffen die Männer den Hochzeitsmarsch. Claudia zeigte entschlossen auf die Schlaglochpiste. „Es ist schon fast drei Uhr.“ Der Zuckerboy nickte zustimmend.

 

Er griff sich seine Spitzhacke. „Kommt Kumpels, jetzt zeigen wir den Schwesternchen mal was ne' Harke ist.“ Die Bauarbeiter stoben auseinander, verteilten sich, jeder suchte ein freies Plätzchen, an dem er seinen Anteil zum Gesamtkunstwerk beitragen konnte. Die Krankenschwestern bewunderten ein Gewusel bunter Warnwesten. Es wurde gehackt und geschaufelt. Schubkarren voll mit Abraum huschten an ihnen vorbei. Wohin sie auch schauten, es fand sich keine Stelle ihrer Zufahrtsstraße, an der nicht gearbeitet wurde.

 

Auf einer Pyramidenbaustelle im alten Ägypten mochte die Atmosphäre nicht anders gewesen sein.

 

 

Dreizehnter Akt – eine süße Rache in zart rosa hochaufgelöst

 

Die Asphaltbrocken lösten sich in Windeseile, flogen in geschwind heran rollende Schubkarren, verschwanden sogleich in die Bauschuttcontainer der städtischen Entsorgungsbetriebe, die vom umtriebigen Bürgermeister hastig organisiert, bereit standen. Rolling Felltia schaute erregt auf ihre Uhr. Gleich würde es soweit sein, die Streetquix X 3000 des Bauunternehmers Dampfbracke brauchte 25 Minuten bis zum Eintreffen.

 

Sie stand berichtend im schotterigen Untergrund der abgetragenen Fahrbahn und wartete auf den Moment, an dem sich die Krankenschwestern entscheiden mussten, ob sie ein drittes Opfer unter sich auswählten, oder ob sie, kurz vor dem Ziel aus Schamgefühl verzichteten, und sich mit schmierigen Lehm unter den Autoreifen zufrieden gaben. Wahrscheinlich würde sich diese dämlich naive Stationsschwester von ihren bettelnden Lernschwestern breitschlagen lassen.

 

Mit diebischer Freude malte sich die hinterhältige Nachwuchsjournalistin den ironischen Unterton aus, mit dem sie die selbsterniedrigende Zurschaustellung dieser dusseligen Querulantin zu kommentieren gedachte. Ihrer weiteren Karriere konnte es nur beförderlich sein. Wieder sah sie Unruhig auf die Uhr.

Jetzt musste es sein. Der Zeitpunkt der Belohnung ihrer souveränen Winkelzüge näherte sich rasant, dann spürte sie es endlich in der ihrer Hosentasche.

 

Ihr Smartphone vibrierte hoffnungsvoll. Ja, das war seine Zeit, in der er gewöhnlich anrief. Aufgeregt zog Rolling Fellatia ihr flaches Luxusgerät hervor. Mit blitzenden Pupillen erfasste sie ihr Erfolgsicon, das den Anrufer anzeigte, eine stilisierte Tabelle eines hochschießenden Aktienkurses, darunter blendete sich im geschnörkelten Schriftstil die heiß erwartete Nummer ihres Sugardaddys, des CEO der Mediengesellschaft ein.

 

Hastig strich sie mit dem Zeigefinger über den grünen Kreis mit dem Hörersymbol. Den leisen Klick wartete sie kaum ab, um endlich ihr hell süßliches „Hallo Schnuckiputz.“ in den schmalen Sprechschlitz zu rufen. Jetzt sollten alle ihre Bemühungen vom Erfolg gekrönt werden. Schließlich hatte sie dem Sender im Alleingang exklusiv die Sensationsstory über die durchgeknallte nackte Politikerin verschafft.

 

Ihr Sugardaddy würde sie bestimmt mit einen Moderatorenposten im Studio belohnen. Vielleicht bekäme sie auch eine eigene Sendung. Mit steigenden Bekanntheitsgrad käme der Zeitpunkt, sich nach etwas Besseren umzusehen. Vielleicht ein Wechsel zu den Öffentlich Rechtlichen? Ein interessanter Gedanke. „Guten Tag Felicita. Hier spricht die Ehefrau vom Schnuckiputz.“ Rolling Fellatia zuckte zusammen, als das Gesicht der älteren gepflegten Dame auf dem Bildschirm erschien, fing sich wieder schnell. Ein Profi bleibt in brenzeligen Situationen gelassen.

 

„Ich muss dringend mit Ihrem Mann sprechen. Bitte geben Sie Ihm das Handy. Es geht um äußerst wichtige Angelegenheiten der Mediengesellschaft,“ es folgte eine tiefe Atempause, „Und das mit dem Schnuckiputz hat nichts zu bedeuten!“ Die Dame lächelte souverän. „Mein Mann ist nicht anwesend. Falls es sich bei der Angelegenheit um Sie handelt, kann ich Ihnen vergewissern, dass Sie nicht wichtig sind.“ In Rolling Fellatias Augen funkelte die Wut. Kann sich diese alte Schrumpel nicht aus der Arbeit ihres Ehemanns heraus halten.

 

„Nun, wichtig oder nicht, meine selbst recherchierte Story hat dem Sender immerhin den heutigen Marktanteil verdreifacht. Und nun geben Sie mir endlich ihren Mann.“ Die Dame mit der hoch gesteckten Frisur schüttelte den Kopf. „Aber Felitia, bleiben wir bei den Tatsachen. Sie haben zum Schaden dieser Krankenschwestern hinterhältigst manipuliert, nicht recherchiert.“ Das Lächeln der Dame breitete sich zum fiesen grinsen. „Zur weiteren Steigerung des heutigen Marktanteils meines Senders möchte ich eine Idee beisteuern.“

 

Böse schaute Rolling Fellatia in ihr Smartphone. „Das ist nicht Ihr Sender, und Ihre Idee könne Sie behalten. Die Entscheidungen trifft immer noch Ihr Mann. Sagen Sie mir, wo Ihr Mann ist, damit ich ihn auf anderen Wege erreichen kann.“ Überlegen wiegte die Dame den Kopf, um Rolling Fellatia an zu deuten, wie sehr sie auf dem Holzweg war. „Mein Ehemann schläft. Da er aus versehen 25 Tropfen Schlafmittel im Kaffee mit getrunken hat, wird er wohl bis heute Abend unpässlich sein.“

 

Die Dame genoss ihre Kontrolle mit einer kleinen Pause. „Sehen Sie Felitia, der Sender „24 Aktuell gehört in der Tat mehrheitlich mir. Bei seiner drohenden Insolvenz in 2011 überschrieb mein Ehemann seine sämtlichen Anteile des Senders auf mich. Ohne meine Zustimmung entscheidet er nichts.“ Für Rolling Fellatia wurde es Zeit, sich bei ihrer eigentlichen Chefin ein zu schmeicheln. „Haben Sie schon die heutigen Zahlen gesehen?“

 

Die Dame nickte. Das hielt Rolling Fellatia nicht davon ab, die Zahlen noch einmal zu betonen. „27,39 Prozent mehr Werbeeinnahmen, dazu noch der neue dicke Werbeauftrag von Willibald Dampfbracke.“ Erneut wendete sich das unverbindliche Lächeln der älteren Dame im Display zum fiesen Grinsen. „Ja Felitita, die Zahlen sind gut, aber nicht gut genug. Lassen Sie mich also auf meine Idee zurück kommen.“ In einer kurzen Unterbechung sinnierte die Dame, wie sie es noch fieser angehen könnte.

 

„Lassen Sie mich mit einem Kompliment beginnen.“ Hinter dem Grinsen folgte eine weitere Pause innerer Genugtuung. „Nun Felitita, Sie haben sich heute wirklich als ein höchst attraktives Aushängeschild meines Senders erwiesen.“ In Rolling Fellatia keimte wieder die Hoffnung auf den ersehnten Moderatorenposten im Studio. „Daher finde ich, das sie sich mit dieser Aktion der Krankenschwestern tätig solidarischen zeigen sollten. Ich bin mir sicher, dass Sie eine besonders gute Figur abgeben werden, insbesondere als das Sahnehäubchen der heutigen Zahlen.“

 

Rolling Fellatita schüttelte abwehrend den Kopf. „Von mir wird es keine Nacktbilder in der Öffentlichkeit geben.“ Die feine Dame schwelgte in ihrem dreckigen Lachen. „Aber Felitita, wussten Sie denn gar nicht, dass mein Ehemann im Schlafzimmer seiner Stadtwohnung eine Kamera versteckt hat.“ Rolling Felatita kochte vor Wut. Dieser Mistkerl! „Habe vorhin seine heimlichen Aufnahmen mit Ihnen bewundern können.“

 

Die Backen der stets abgebrühten Nachwuchsjournalistin färbten sich rot. Süffisant lästerte die betrogene Dame weiter. „Sehr ungewöhnlich, Ihre Stellung, aber auch äußerst sportlich. Ihren Spitznamen verdanken Sie dann wohl nicht nur allein Ihrer Kunst des ständigen suggestiven Nachfragens.“ Das Gesicht der Dame nahm strenge Züge an. „Entscheiden Sie sich, wie Sie wollen. Nacktaufnahmen von Ihnen werden auf alle Fälle öffentlich gezeigt, die meines Senders, oder die meines Mannes.“

 

Rolling Fellatia blieb keine Zeit, Luft zu holen. Schon hörte sie in ihrem Knopf im Ohr die Anmoderation des Chefsredakteurs, der im Studio die neue überraschende Entwicklung verkündete, dass sich die Außenreporterin ebenfalls mit den Krankenschwestern zu solidarisierte, ihre Kleidung in Kürze ablegen würde.

 

Jetzt wusste Rolling Fellatia auch, wer der Ehefrau ihre Affäre mit dem CEO gesteckt hatte. Ausgerechnet dieses ergraute Relikt von Chefredakteur, das ständig den seriösen Journalismus predigte. Das rote Licht der Kamera sprang an. Liveschalte. Der Chefredakteur fragte neugierig, was den ihren Meinungsumschwung bewirkt hätte, da sie ja noch zuvor die negativen Auswirkungen einer solchen Zurschaustellung weiblicher Attribute für das heutige Frauenbild beklagte.

 

Die Werbepause rettete die Nachwuchsjournalistin. 7 Minuten bis zur nächsten Liveschalte. Die Krankenschwestern kamen heran, zeigten Rolling Fellatia die lange Nase. Sie wussten, dass es für die Journalistenschlange kein Zurück gab. Der Chefredakteur hatte sie mittels der Pförtnerin über alle Hintergründe unterrichtet. Claudia wollte ihre Rache zelebrieren. Mit großer Geste baute sie sich vor den Männern auf. „Hallo Jungs, freut Ihr Euch schon darauf, die Reporterin nackt zu sehen?“

 

Die Menge jubelte. „Jawohl Schwesterchen, das tun wir.“ Rolling Fellatia ignorierte es. Grimming begutachtete sie ihre beiden Kollegen, die sie in gieriger Vorfreude mit den Augen fixierten. „Glotz nicht so.“ fuhr sie ihren Kameramann an. Der lies sich nichts anhaben. „Drei Minuten zwanzig Sekunden bis zur Liveschalte.“ entgegnete er sachlich. Rolling Fellatia sah erschrocken auf die Uhr.

 

Höchste Zeit, die Vorbereitungen zu treffen. „Nimm die Speicherkarte aus der Kamera. Es werden keine bleibenden Aufzeichnungen gemacht.“ Der Kameramann zog die Speicherkarte grinsend aus dem Kameragehäuse. „Glaubst Du, dass ich nicht weiß, dass die Kamera zwei Speicherkarten hat? Los. Die andere auch.“ Immer noch grinsend entnahm er auch die zweite Karte.

Rolling Fellatia stutzte. Was trickste der nur? „Ich will die leeren Steckplätze der Speicherkarten sehen.“ Der Kameramann hob die Gummiabdeckungen an. „Und komme ja nicht auf die Idee, irgendein Körperteil heran zu zoomen. Ich würde es sofort an der Bewegung des Objektivringes sehen. Der Kameramann nickte. „Eine Minute Zehn.“ sagte er trocken.

 

Der Mikrofonstangenhalter erhob sein Arbeitsinstrument, lies seine Augen nicht mehr von seiner Kollegin. Die wies ihn schroff zurecht. „Halt Dir die Hand vor die Augen!“ Dann drehte sich Rolling Fellatia zu den Bauarbeitern. „Und Ihr alle haltet Euch jetzt gefälligst auch die Hand vor die Augen.“ fauchte sie aggressiv. Die Bauarbeiter dachten gar nicht daran, sich die Show vermasseln zu lassen.

 

Dann zwinkerte Claudia ihnen verschmitzt zu. Alle spielten mit, hielten sich die Hand vor die Augen. Und Rolling Fellatia fühlte sich wirklich unbeobachtet. Das rote Licht ging an. Die Nachwuchsjournalistin begann über Postfeminismus zu dozieren, dass die moderne Frau die Souveränität über ihren Körper besäße, und blanke Haut als Mittel des politischen Protestes unter der Prämisse der Selbstbestimmtheit durchaus angebracht sei.

 

Dann zog sie ihr Jackett aus. Claudia rief laut „Ätschibätschi.“ Alle nahmen ihre Hände herunter. Viele hunderte Augenpaare richteten sich auf Rolling Fellatia. Die stoppte, blieb starr stehen. 20 Sekunden später vibrierte ihr Smartphone. Das Display zeigte zwei Wörter: Stadtwohnung und Schlafzimmer. Rolling Fellatita wiederholte in ihren Gedanken immer wieder die gleichen zwei Sätze. „Du bist vollkommen allein. Außer Dir ist niemand hier.“

 

In vollkommener Gleichmut zog sie sich aus. Dann stand sie vollkommen nackt mit frisch rasierter Muschi vor der Kamera. Der Kameramann frohlockte innerlich über seine Kollegin, die technische Wildsau. An die Speicherkarten hatte sie gedacht, aber eine moderne Kamera verfügt zusätzlich über einen internen Speicher. Beim Equipment hatte sich das Management für das Leasen der neusten Geräte entschieden.

 

Jetzt konnte der Kameramann sein Glück kaum fassen. Das Signal zum Sender übertrug die Kamera in herkömmlicher HD Qualität, der interne Speicher zeichnete in 8K Ultra HD auf. Bei der riesigen Datenmenge reichte es nur für 45 Sekunden Aufnahmezeit. Dem Kameramann war das genug. Seine allerliebste Kollegin mochte so viel auf den Objektivring starren, wie es ihr behagte. Es bewegte sich nichts. Wozu auch?

 

Bei 7680 × 4320 Pixeln konnte er später nach Belieben die Aufnahme digital vergrößern, bis die schmale Spalte ihrer Muschi auf dem 60 Zoll Bildschirm zur gewaltigen zart rosa Schlucht in bester Bildqualität mutierte. Die Kopie des internen Speichers würde er als kostbaren Schatz bewahren, bis in einigen Jahren 8K UHD Fernseher ein erschwingliches Preisniveau erreichten. Wenn ihm dann die Erinnerungen an die ständigen Sticheleien seiner nervigen Kollegin quälten, bräuchte er zum Seelenheil nur die Videodatei abzurufen.

 

Gerade wollte sich Rolling Fellatia wieder anziehen, als der Chefredakteur nachsetzte, indem er seine Anweisung in die laufende Sendung moderierte. „Felicita, der Sponsor ist gerade eingetroffen. Könntest Du ihn schnell noch interviewen, bevor die Nachrichten dran sind?“ Schnell nahm die blamierte Nachwuchsjournalistin ihre Sachen vom Boden, und rannte, sich die Sachen vor den Bauch haltend zu Willibald Dampfbracke, der sich majestätisch vor seiner Streetquix X 3000 präsentierte. Seine Backen plusterten sich auf, als Rolling Fellatia in dieser Aufmachung auf ihm zukam.

 

„Aber Verehrteste, hätte nicht gedacht, Sie als dritte hüllenlose Dame bewundern zu dürfen.“

 

 

 

Vierzehnter Akt – der Zauber eines glücklichen, alles befreienden Abends

 

 

Des Herrn Dampfbrackes Supermaschine leistete gute Arbeit. Mit einem ohrenbetäubenden Knartschen zog sie ratternd ihre Bahn, summte und dampfte, um dann alles erbebend klopfend eine glatte, glänzende neue Asphaltschicht hinter einer wedelnden Gummiabdeckung den staunenden Zuschauern zur allgemeinen Beachtung freizugeben.

 

Dann war es vollbracht. Das zischende Metallungetüm bog reisefertig auf die Hauptstraße Die Zufahrtsstraße zeigte sich in Gänze Picco Bello saniert. Die Meschenmenge jubelte, die Bauarbeiter stimmten laut und grässlich „We are the Champions“ an. Auch der Bauunternehmer strahlte neben Claudia wie ein Honigkuchenpferd. Morgen sprach das ganze Land über ihn und seine Baumaschine.

 

Seine Hochstimmung ließ ihm jegliches kaufmännisches Geschick abhanden kommen. „Schwesterchen, zur Feier des Tages bekommen Sie von mir 10 Jahre Garantie auf den Straßenbelag. Sollte sich nur das kleinste Loch zeigen, komme ich mit meiner Streetquix X 3000 wieder vorbei.“ Willibald Dampfbracke ergriff polternd die Hand der Stationschwester. „Muss jetzt weiter Schwesterchen. Bauunternehmer bleibt immer am Ball.“

 

Die Freunde der Krankenschwestern kamen, um sie zum Samstagabend auszuführen. Dass sie ihre Freundinnen in Unterwäsche antrafen, machte sie rattengeil. Ohne Umwege steuerten die Pärchen ihre privaten verschwiegenen Räumlichkeiten an. Diesen Abend wollten sie nur zu zweit verbringen. Der Kameramann und der Mikrofonstangenhalter entschuldigten sich bei Claudia für das Geschehene. Sie versprachen ihr, nicht mehr mit Rolling Fellatia zu arbeiten, die sich beleidigt in ihr Pensionszimmer zurückgezogen hatte.

 

Claudia fühlte sich befreit. Alles um sie herum gab ihr den Eindruck einer beschwingten Leichtigkeit. Sie blickte auf die Bauarbeiter, die ihre Sachen einsammelten. Eigentlich waren das doch ganz liebe Kerle. Alle Gefühle der Bedrohung, die das rau herzliche Auftreten der Männer noch am Morgen bei ihr auslösten, fielen ab.

 

Claudia lächelte. Sie spürte ein angenehmes Kribbeln im Körper, eine prickelnde Heiterkeit weckte in ihr die Lust zu Ungewöhnlichem. Die Sonne versank hinter dem Schwesternheim, die aufkommende Abendkühle gab sich milde. Die Sportunterwäsche klebte auf ihrer Haut. Angenehm keimte in ihr der Gedanke, sich jetzt eine sanfte Brise Frühlingsluft über ihre nackte Haut wehen zu lassen. Sollte sie es tun? Ein Schmunzeln wieselte über ihre Lippen.

 

Mit beiden Ziegefingern im Mund ließ sei einen lauten Pfiff erschrillen, und rief zu den aufmerksam gewordenen Bauarbeitern zu. „Ach Junges.“ Sie zeigte auf die fertige Straße. „Ihr habt das heute Alle so toll gemacht, dass ihr Euch noch eine zusätzliche Belohnung verdient habt.“ Mit diesem Worten zog sie sich ihren Sport BH über den Kopf. Ihre wirklich großen Brüste wippten hervor. Die Bauarbeiter gucken, ohne aber irgendeinen abwertenden Laut von sich zu geben. Dann stieg Claudia auch aus ihrem Slip. Ein von straffen Muskelansätzen gerahmter schmaler schwarzer Schamhaarstreifen bot sich den Männern dar.

 

„Wer will sich mit mir fotografieren lassen?“ So nahm sie viele der Bauarbeiter in den Arm, posierte losgelöst mit ihnen vor schnell zusammen gelaufenen Menschenpulk, hochgehaltene Smartphones zückten ihre Blitze. Heiterkeit. Kein Mann hegte dreckige Gedanken, niemand erhob entrüstet den Zeigefinger, nicht ihr Geschäftsführer, auch nicht die verbiesterte Oberstudienrätin Meier. Die üblen Erinnerungen an die erfolgsgierigen Lügen der Rolling Fellatia verflogen in der Dämmerung.

 

Claudia wollte immer weiter machen. „Kommt alle her zu mir.“ rief sie in die Menge. Jetzt war es an den Bauarbeitern, verlegen zu sein, die derben Ausrufe vom Vormittag waren verklungen. Viele trauten sich nicht, mit Claudia zu posieren. Zu sehr hatten sie Angst, zu hause Ärger mit der eifersüchtigen Ehefrau zu bekommen. Dann leerte sich die Zufahrtsstraße. Die Bauarbeiter gingen nach hause, Claudia blieb allein zurück, machte sich auf den Weg zum Hühnerstall.

 

Mit den nackten Füßen streichelte sie den den glatten, noch warmen Asphalt.

 


Kommentare

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