Life is a Porn! - Teil 3: Mina


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28.11.2014
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Es war Mittag als Leon aufwachte. Einen verräterischen Moment lang glaubte er die Ereignisse der vergangenen Nacht nur geträumt zu haben. Doch der nach wie vor anhaltende leichte Kopfschmerz sprach eine andere Sprache. Ernüchtert quälte er sich aus dem Bett und tappte mit einem unguten Gefühl in der Magengegend in die Küche. Dort saß nur Manu und starrte griesgrämig in seinen Kaffee.

"Morgen!", murmelte Leon und goß sich ebenfalls eine Tasse des schwarzen Gebräus ein. Als er sich an den Küchentisch setzen wollte, reichte ihm Manu wortlos einen Umschlag. Verdutzt nahm er diesen und zog zwei 500-Euro-Scheine heraus. In deren Mitte befand sich eine mit der Schreibmaschine getippte Nachricht.

"Grüße von unserem neuen besten Freund!", ächzte Manu unheilschwanger. Leon schluckte und begann zu lesen:

 

Liebste Freunde der Zerstörung,

 

kaum bricht sich die Nacht mit dem Tageslicht, begebe ich mich pflichtbewusst zu meiner Schreibmaschine, um Euch die Bedingungen unseres Paktes zu verkünden. So höret nun meine Worte:

Ich gebe Euch volle 14 Tage, ein pornografisch-kineastisches Meisterwerk in der Länge eines abendfüllenden Spielfilms zu ersinnen, welches in Form eines Datenträgers Eurer Wahl bis Ablauf der obengenannten Frist in Schließfach 217 am Hauptbahnhof zu hinterlegen ist.

Inhaltlich habe ich eigentlich nur einen, aber dafür umso expliziteren Wunsch: Langweilt mein empfindsames Gemüt nicht mit schamhaftem Petting oder verschwommenem Oralverkehr. Ich erwarte nicht weniger als echten hemmungslosen Sex in allen Variationen.

Also lasst Eurer Fantasie freien Lauf!

 

Es grüßt

Eure Nachtbekanntschaft

 

PS: Da ich ein wirklich netter Mensch bin und keine gesteigerte Lust auf verwackeltes Handykamera-Geruckel verspüre, lege ich dieser Nachricht außerdem eine kleine Aufwendung für einen ordentlichen Camcorder bei.

 

PPS: Solltet Ihr Euch doch noch anders entschieden haben oder den törichten Versuch unternehmen mich hereinzulegen, dann muss ich Euch leider mitteilen, dass dies keine gute Idee wäre!

 

 

Keine drei Stunden später saßen alle Beteiligten auf der alten Ledercouch in der WG und hielten Kriegsrat. Manu hatte neuen Kaffee gemacht und Zoe selbstgebackene Cheese-Strawberry-Cupcakes mitgebracht, was das ganze wie einen gemütlichen Nachmittag unter Freunden aussehen ließ. Doch als sich nach der allgemeinen Begrüßung und etwas Gesprächssimulation ein gleichsam angespanntes wie ängstliches Schweigen ausbreitete, verpuffte dieser flüchtige Eindruck. Nach langem Zögern ergriff schließlich Leon das Wort.

"Wir sollten", sagte er langsam und peinlichst darauf bedacht niemanden aufzuregen, "Nachdem nun jeder den Brief gelesen hat, so eine Art Brainstorming durchführen! Was ..."

Doch Mina die müde und mit einer fahlen, leicht ins gelbliche gehenden Gesichtsfarbe auf dem Sofa kauerte, fiel ihm ins Wort. "Ich verstehe nicht ansatzweise, wie du, Leon, dich hier ernsthaft hinstellst und einen auf Prof. Dr. Kümmerer machst! Dieser eklige Wichser erpresst uns und anstatt auch nur halbwegs ernsthaft über diesen gequirlten Mindfuck nachzudenken, sollten wir schnellstens zur Polizei gehen!"

Manu seufzte. "Dir ist aber schon klar, dass wir eine Straftat begangen haben? Und am Ende steht Aussage gegen Aussage. Der Brief ist außerdem anonym! Wir haben ja nicht mal einen Namen. Und wenn am Ende noch an's Licht kommt, dass jeder einzelne von uns ordentlich was intus hatte, lachen die uns im besten Fall laut aus!"

"Zumal unsere 'Nachtbekanntschaft' nicht unbedingt den Eindruck eines philanthropischen Altruisten machte.", pflichtete Gus ihm bei. "Besonders du, Mina, solltest das ja festgestellt haben!" Die Gescholtene pustete verächtlich Luft zwischen Zähnen und Unterlippe hervor und schwieg daraufhin mit unverändert düsterer Miene.

"Vielleicht sollten wir erst einmal festlegen, wer welche Aufgaben übernimmt. Schließlich kann jeder von uns nur bestimmte Bereiche eines solchen Films abdecken.", nahm Leon seine angefangenen Ausführungen wieder auf. "Ich würde vorschlagen, du Gus, übernimmst alles technische, insbesondere den Post-Production-Bereich. Du, Manu machst die Kamera und hilfst mir beim Drehbuch und der Regie. Maxi hilft wiederum Gus und sucht zusammen mit mir nach einer geeigneten Location." Die drei nickten zustimmend.

Dann schaute Leon zu Mina. "Du, Mina, übernimmst die Hauptrolle. Sie ist nämlich die einzige von uns, die schon mal vor einer Kamera gestanden hat."

"Moment mal!", protestierte Mina. "Ich bin Theaterschauspielerin, keine billige Kameranutte! Ich verstehe sowieso nicht warum, dass nach dem Musketier-Motto abläuft. Manu hat doch die Scheiße gebaut. Er ist besoffen gefahren, ich hab' ja nicht mal 'nen Führerschein. Was ist wenn ich einfach nicht will, hä? Das hier ist doch alles so lächerlich! Wer sagt uns denn, das er seinen Teil der Vereinbarung einhält? Danach will er als nächstes nicht nur einen Porno, sondern mich oder irgendeinen anderen von uns!"

"Naja, dich will er sicher nicht, dem mitleidigen Blick von gestern Nacht zu schließen!", keifte Maxi zurück.

"Oh, Verzeihung Manu, ich glaube deine Mätresse hat etwas gesagt.", entgegnete Mina hämisch.

"Lieber bin ich eine Mätresse, als im knappen Minikleid in der Disko rumzuturnen, in der Hoffnung ein völlig umnebelter Suffkopp erbarmt sich!"

"Klar, offenbar bin ich die einzige Frau, die es nicht voll toffte findet, sich wie frisch aus dem Pferdestall anzuziehen. Oder hat dein Freund einen Bibi-und-Tina-Fetisch?"

Maxi war inzwischen knallrot angelaufen und auch Mina hatte sich kampfeslustig aus ihrer kauernden Position erhoben. Es fehlte nicht viel zu einer Schlägerei.

Doch plötzlich stand Zoe auf und sagte ruhig: "Leute, ich kenne eigentlich keinen von euch so richtig gut, aber ich glaube das Falscheste was wir jetzt tun können, ist uns gegenseitig fertigzumachen. Wir sollten solidarisch mit Manu sein, schließlich haben wir ihn ja fahren lassen, wir hätten ja auch ein Taxi nehmen können!" Sie blickte zu Leon. "Sag mir, was ich tun kann! Wir sollten diese Sache schnell und ohne emotionale Kollateralschäden zu Ende bringen, oder?"

"Nun!", überlegte Leon und sein Blick streifte dabei die nurmehr mit Krümeln übersäte Kuchenplatte, "das wichtigste bei Filmen aller Art ist und bleibt das Catering! Wäre das was für dich? Also abseits einer kurzen ... ähem ... Rolle in unserem Film."

Zoe lächelte erleichtert. "Natürlich, nichts leichter als das!" Leon blickte Zeo tief in die Augen und mit einem Male tauchten vor seinem Auge wieder die Bilder von letzter Nacht auf. Ihr nächtlicher Spaziergang. Die kleine Interaktion am Teich. Ob Zoe auch daran dachte? Manu riß ihn aus seinen Gedanken. "Will noch jemand Kaffee? Wenn man eine halbe Tasse mit Milch aufschüttet, ist er sogar genießbar!"

 

Es dämmerte bereits, als sich die Mädchen verabschiedeten. Kurz bevor die Haustür ins Schloss fiel, machte Mina plötzlich auf der Schwelle kehrt und zog Leon nach draußen. Überrascht sah dieser sie an. Sie lächelte unsicher. Leise und peinlichst darauf bedacht, dass Manu und die anderen nichts mitbekamen, flüstere sie: "Ich muss mit dir reden. Jetzt gleich. Es ist ziemlich wichtig!"

"Dann schieß los!"

"Nicht hier. Lass uns ein Stück draußen spazieren gehen!" Leon konnte gerade noch nach einer Jacke greifen und in seine Sneakers schlüpfen, bevor sie ihn mit typischer Vehemenz durchs Treppenhaus nach unten zog. Im Eingangsbereich wartete sie kurz, bis die anderen hinter der

Milchglasscheibe verschwunden waren, dann traten sie auf den Bürgersteig.

Um diese Zeit war die Straße wie ausgestorben. In der Ferne leuchtete die Skyline der Innenstadt. "Was ist denn nun so wichtig?", fragte Leon verärgert.

"Psst!" Mina legte dem verdatterten Leon den Zeigefinger auf den Mund und zog ihn zu einer verlassenen Bushaltestelle. Verdeckt durch fahrplanbehangene Plexiglasscheiben begann sie schließlich zu erzählen:

"Also, ich ... Also, da es ja beschlossene Sache ist diesen Film zu drehen, muss ich dir etwas gestehen ..."

"Das da wäre?"

"Ich ... Ich bin nicht das Mädchen, das du glaubst zu kennen. Früher, als ich noch in die Schule ging, war ich immer eher eine graue Maus. Nicht, dass ich gemobbt wurde oder keine Freunde hatte. Aber die Exzesse haben auf dem Provinzgymnasium, das ich 12 lange Jahre besuchte, andere geliefert. Ich war eher ein wenig alternativ, habe "Free-Tibet"-Schilder gemalt und mich im Theaterkurs eingebracht. Mit Jungs lief da wenig. Auf einer Grillparty irgendwo an einem abgelegenen Baggersee hab ich mal mit einem Jungen aus der Stufe über mir ein bisschen geknutscht, inklusive Fummeln ..."

Leon sah Mina halb verlegen, halb verwirrt an. Dann fiel es ihm wie Schuppen vor die Augen. Der Sinn des Ganzen, worauf dieses äußerst peinliche Zwiegespräch wohl hinauslief. Er lachte laut auf. "Mina soll das etwa heißen, du hast noch nie ..."

"Also, einmal betrunken auf einer anderen Grillparty am gleichen See, da haben wir es versucht!", stotterte sie. "Aber ich bin eng gebaut, es hat wehgetan und ... naja ... deswegen noch Jungfrau!" Leon wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Einerseits war die Situation unheimlich skurril, andererseits hatte ihm Mina gerade ihr intimstes Geheimnis offenbart. Und damit musste er sorgsam umgehen. Er setzte sich neben Mina, die mittlerweile mit feuchten Augen auf der verwitterten Wartebank Platz genommen hatte, und legte ihr den Arm um die Schulter. Durch das dünne Oberteil spürte er ihr knochiges Schulterblatt.

"Du weißt, was ich von dir verlange, oder?", flüsterte Mina mit erstickter Stimme.

"Ja!", entgegnete Leon in Gedanken und schwieg. Was sollte er tun? Er wollte Mina nicht verletzen! Gestern um diese Zeit war sie noch irgendeines dieser Mädchen gewesen, deren Gesichter und Namen man zwar kannte, aber welche nicht mehr waren, als Kulissen im dahinplätschernden Alltag. Das hatte sich seit gestern Nacht, der eher unfreiwilligen Gefährtschaft im Auto und dem anschließenden Unfall geändert. Besonders als Mina so entblößt vor ihnen gestanden hatte, da hatte Leon das Gefühl gehabt tiefer zu blicken und unter der Fassade einer überdrehten und oberflächlichen Schauspielschülerin, die eines zutiefst unsicheren und verletzlichen Menschen zu entdecken. Die Offenbarung von gerade eben hatte dieses Gefühl noch verstärkt. Zoe war plötzlich in weite Ferne gerückt, wie eine entfernte Bekannte aus einem längst vergangenen Leben. Eine seltsame Berührtheit stak mit einem Mal wie ein Klos in seinen Hals und er spürte, was zu tun war. So zärtlich und vorsichtig, wie es der ungemütliche Sitzplatz ihm erlaubte, umgriff er Mina mit seinen Armen und zog sie zu sich heran. Ihre Gesichter waren nun kaum mehr eine Handbreit voneinander entfernt. Die fast gelbliche Gesichtshaut glänzte tränennass und ihre Augen wirkten so seltsam leer. Unendlich behände fischten Leons Finger ein paar verirrte Strähnen blondierten Haares von ihrem spröden Mund. Dann neigte er seinen Kopf nach vorne und presste seine Lippen auf die von Mina. Er spürte wie der Körper, den seine Arme schutzgebend umklammerten erbebte.

Schmatzend löste Leon sich und flüsterte in ihr Ohr: "Wann? Jetzt?"

"Nein, morgen Abend! Um 7 bei mir! Da hat meine Mitbewohnerin Vorsprechen!", schluchzte Mina.

 

Leon war eine Viertelstunde zu früh, als er das etwas heruntergekommene Altstadthaus betrat und der knarrenden Holztreppe bis in den vierten Stock folgte. Er war aufgeregt. Auf irgendeine bizarre Weise war das hier ein erstes Date, bei dem die zentrale Herausforderung schon gemeistert worden war. Leon hoffte nur, dass es nicht allzu peinlich oder gar dramatisch werden würde. Mina war eine sehr schwierige, wenn nicht gar labile Person und dies stellte gerade in dieser besonderen Situation nicht unbedingt einen Vorteil dar.

Zögerlich klopfte er an der hohen, altertümlichen Eingangstür. Fast augenblicklich wurde diese aufgerissen. Doch es war nicht Mina, die prüfend durch den Türspalt lugte, sondern ein anderes Mädchen, das Leon aufgrund des exaltierten Benehmens und der zu perfekten Schminke als ihre Mitbewohnerin identifizierte.

"Du bist Leon, oder?", sagte sie knapp und drängte sich an ihm vorbei in den Gang. "Mina ist noch im Bad. Setz dich doch ins Wohnzimmer, bis sie fertig ist. Tschüß!" Mit diesen Worten stürmte sie die Treppe hinunter.

Leon schloß die Tür und sah sich um. Da war er nun. In der Höhle der Löwin sozusagen. Angespannt setzte er sich auf die indisch anmutende Sitzgruppe im Wohnzimmer und musterte die ausliegenden Zeitschriften und Bücher auf dem dazugehörigen Tisch. Eine der beiden schien ein großer Annie-Leibowitz-Fan zu sein. Denn er entdeckte gleich zwei Bildbände, die aufgeschlagen und umsäumt von einer Reihe loser Zeitungsseiten mit Theaterkritiken auf der Glasplatte lagen.

Plötzlich hörte er ein dumpfes Poltern und schreckte auf. Das Geräusch kam aus dem Raum auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs. Unschlüssig näherte sich Leon der fraglichen Richtung. Das Geräusch schien aus dem Raum hinter der Tür zu kommen, auf die jemand ein Filmplakat geklebt hatte. Das Badezimmer! Einen kurzen Moment lang blieb er vor dem verschlossenen Zimmer stehen und lauschte, ob weitere Geräusche an sein Ohr drangen. Irrte er sich oder hörte das leise Prasseln der Dusche? Gerade wollte er leise zurück ins Wohnzimmer gehen, da drang plötzlich ein ärgerlicher Schrei an sein Ohr. "Scheiße! Fuck!"

Das klang nicht gut. Er nahm all seinen Mut zusammen und rief "Mina?!" in Richtung der Tür. Stille. Dann ertönte ein fragendes "Leon?"

"Geht es dir gut?" Er näherte sich der Türklinke.

"Ja, natürlich. Ich hab hier 'ne Menge Spaß!"

Ohne weiter darüber nachzudenken, drücke Leon den Griff nach unten. Zu seinem großen Erstaunen war nicht abgeschlossen.

 

Ihm bot sich ein skurriles Bild. Der gesamte Raum glich einem Dampfbad. Der Duschvorhang hing heruntergerissen an ein paar letzten Ringen und das Wasser aus der Dusche rann in breiter werdenden Rinnen die Bodenkacheln entlang. Mina lehnte mit geschlossenen Augen nackt an der Wand. Aus einem dünnen Cut am Haaransatz tropfte Blut auf den Boden und vermischte sich schlierig mit einer der Wasserlachen.

Leon tappte umständlich durch die Nässe zu ihr und rief dabei: "Mina! Was zum Teufel ist passiert?"

"Was wohl? Mir ist beim Duschen schummrig geworden. Gottseidank haben der Vorhang und das Waschbecken meinen Fall gebremst!" Sie lachte verbittert. "Wenn ich aufgeregt bin – vor Proben oder bei einer Premiere – hab ich das öfter."

"Falls es dich beruhigt – ich konnte heute Nacht kaum ein Auge zu kriegen.", sagte Leon, setzte sich neben sie und wollte ihr ein Handtuch reichen, doch Mina reagierte nicht.

"In was für eine Scheiße hab' ich dich da hineingeritten! Weißt du, bei einem anderen Jungen wäre mir das alles hier hochnotpeinlich, aber in deinem Fall ist das nur ein schlechter Witz im Vergleich zu gestern."

"Du brauchst ein Pflaster! Außerdem solltest du dich vielleicht hinlegen!", fiel Leon dazu nur ein.

"Sollte ich? Seit gestern erlebe ich eine Achterbahnfahrt und da lasse ich meine Gefühle noch außen vor! Alles entwickelt sich in so einem rasanten Tempo. Ich hab Angst, dass ich nicht mehr mitkomme, Leon!", murmelte sie und ein feuchtes Glitzern lag in ihren Augen.

Leon musterte Mina. Besonders weiblich war sie nicht. Eher kantig und knochig. Auf eine gewisse Weise entsprach der Körperbau ihrem Wesen. Ungeschminkt sah sie nur noch verletzlicher, noch jünger aus.

"Ich ... ich bin für dich da!", sagte Leon mit leiser aber fester Stimme. Und auch wenn es wie eine leere Floskel klang, quittierte Mina seine Antwort mit einem weichen, fast gerührten Lächeln. Fürsorglich nahm Leon ihren nackten Körper in seine Arme und drückte ihr einen aufmunternden Kuss auf die blutige Stirn. Dabei legte er seine Fingerspitzen auf ihren Oberschenkel. Die Fingerkuppen ertasteten eine weiche, durch den Flüssigkeitsfilm ausgekühlte Haut. Langsam wanderte seine Hand nach innen und erreichte ihren Beckenknochen. Mina ahnte wohl, was er vorhatte und lehnte sich gegen ihn, was zur Folge hatte, dass ihr Unterleib für ihn etwas leichter zu erreichen war. Wie am vorhergehenden Abend verhielt sie sich passiv und wartete Leons Bemühungen ab. Er roch ihr frisch gewaschenes Haar, welches den Duft von Flieder verströmte und war mit seinen Fingern mittlerweile an den ersten Haarstoppeln ihres Intimbereichs angekommen. Suchend passierte er Stück für Stück ihres Schoßes, bis er in die unmittelbare Umgebung ihrer Vulva gelangte. Mina ließ ihn gewähren. Sie hatte sich schwer atmend mit vollem Körpergewicht in seine Umarmung gelegt, sodass Leon sich einen Moment Sorgen machte, ob ihre Kopfverletzung nicht doch über eine oberflächliche, kleine Platzwunde hinausging. Doch dann drehte sie ihren Kopf leicht nach oben und sah ihn mit gleichsam wachen wie glühenden Augen an. Leon neigte sein Haupt und küsste sie. Während sich oben ihre Lippen trafen, erforschte er weiter unten mit seinem Zeigefinger ihre Schamlippen. Seine Zunge hatte ihren angestammten Platz im Mund verlassen und drängte zwischen die Lippen Minas, wo sie postwendend von ihrer Zungenspitze begrüßt wurde. Der Ringfinger hatte inzwischen den Zeigefinger ersetzt, der weiter oben auf die Suche nach dem Wichtigsten gegangen war. Er spürte mehr und mehr, dass Mina Wachs zwischen seinen Händen geworden war. Er bearbeitete sie, ihren Kitzler und erzielter damit einen Wirkungstreffer. Mit einem wohligen Seufzen löste Mina ihren Kuss und zitterte leicht. Da schoß ihm plötzlich der Schmerz in den Rücken. Leon wusste nicht, wie viel Zeit seit ihrem Aufeinandertreffen im Badezimmer vergangen war, aber die erneut ungemütliche Position an der gekachelten Wand bewegte ihn zu einem Ortswechsel.
"Komm, du musst dich hinlegen!", riet er ihr. Er packte sie und hob sie kurzerhand hoch. Mina war überraschend leicht. Immer noch angezogen trug er den knochigen Körper durch die Wohnung.

 

Als sie im Wohnzimmer angekommen waren, keuchte Mina: "Nicht hier. In den Gang und dann rechts, da ist mein Schlafzimmer."

Auf der Türschwelle begannen sie wieder zu knutschen. Leon staunte wie sinnlich und bereitwillig sie seine Küsse im Vergleich zu gestern entgegnete. Als seine Knie die Kante von Minas Bett berührten, ließ er sie fallen. Mit einem spitzen Schrei versank sie in einem undefinierbaren Gewülst aus Decken, Kissen und Büchern. Leon begann sein Hemd aufzuknöpfen und zog seine Jeans nach unten. Schließlich stand er nur noch mit Boxershorts bekleidet vor der im Schneidersitz auf dem Bett thronenden Mina. Sie fixierte die nicht zu übersehende Beule in seiner Hose. Er seufzte. Fragend blickte er Mina an.

"Riskieren wir's!", sagte sie ernst. Leon suchte sich zwei weiche Kissen auf dem Bett und stapelte am unteren Ende der Matratze übereinander. Dann packte er Mina am Fuß und zog sie leicht nach vorne. Sie begriff und legte sich mit dem Po auf den kleinen Turm, sodass ihr Becken schräg nach oben gerichtet zum Liegen kam. Langsam öffnete Mina ihre Beine und gab Leon den Blick auf ihr Allerheiligstes frei. Zufrieden stellte er fest, dass seine Fingerarbeit im Bad bereits erste sichtbare Spuren hinterlassen hatte. Minas äußere Schamlippen waren leicht angeschwollen und hoben sich sichtbar rötlich vom Rest ihres bleichen Körpers ab. Innerhalb dieses Ringes glaubte Leon ein kaum sichtbares, feuchtes Glänzen zu erkennen. Davon wie magisch angezogen ließ er sich auf seinen Oberkörper fallen und näherte sich mit seinem Gesicht Minas Schoß. Ein intensiver aber wohlriechender Duft weiblicher Erregung schlug ihm entgegen. Er bedachte den Quell dieses herrlichen Geruchs mit einem andächtigen Kuss und leckte dann ein wenig des Sekrets auf, wie das reine Wasser eines nahezu versiegten Brunnens. Mina stöhnte laut auf und warf ihren Kopf nach hinten. Leon glaubte das Weiße in ihren Augen zu sehen, als er kurz aufblickte. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit zwischen ihren Beinen und pochte nach sekundenlanger Orientierung mit seiner Zungenspitze an ihrem Scheideneingang. Zielstrebig bearbeitete er diesen Bereich, bis er merkte, dass sich sein Speichel mit einer anderen Flüssigkeit zu einer brodelnden Emulsion vermengt hatte, die seine Zunge umschwappte. Mit flinken Fingern teilte er die Labien und legte ihre Klitoris frei. Als seine Zunge über ihr Lustzentrum fuhr, erfüllte Minas Körper ein Sturm der Gefühle. Japsend schnappte sie Luft, während sich ihre untere Körperhälfte vor Lust wand. Nach dem sich das Unwetter gelegt hatte, prüfte Leon das Ergebnis seiner Arbeit, und als der Saft nur so von seinen Fingern tropfte, wusste er: Mina war bereit!

 

Er fummelte aus seiner Hosentasche das obligatorische Kondom, zog unter dem fast ängstlichen Blick von Mina seine Unterhose nach unten und rollte es über seinen Penis ab.

"Sei vorsichtig!", hauchte Mina und wartete auf seine nächste Aktion.

"Los geht's!", intonierte Leon und fand im gleichen Moment, wie unpassend das klang. Er positionierte seinen Körper zwischen den geöffneten Schenkeln von Mina und bewegte sich ihr entgegen. Sie hatte ihre Augen geschlossen und wartete mit zusammengepressten Lippen. Mit größter Sorgfalt nahm er seinen Penis in die rechte Hand und dirigierte die Spitze an Minas Pforte.

Zentimeter für Zentimeter bewegte er sein Becken nach vorne. Zentimeter für Zentimeter drang die Spitze seiner Eichel in Minas Scheide. Es war gerade ungefähr mit seiner ganzen Glans in ihr, da hielt er inne. Es war unglaublich! Von allen Seiten spürte er Minas Scheidenmuskulatur auf seinen Penis einwirken. Engagiert begann er gegen die Enge zu arbeiten.

Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam und in der er vor Erregung fast verbrannte, merkte er, dass schon über die Hälfte seines Glieds in Mina steckten. Ein Blick in ihre geweiteten Augen bestätigte ihm, dass es ihr ähnlich ging, auch sie verging fast an diesem unbeschreiblichen Gefühl der Vereinigung. Leon wurde mutiger und setzte sein Körpergewicht ein. Dadurch rutschte er mit einem Mal fast vollständig in sie hinein. Eine paar Wimpernschläge herrschte eine auf das äußerste gespannte Stille, dann zog Leon sich zurück, um anschließend wieder zuzustoßen. Diesmal ging es weitaus widerstandsloser. Wie von Sinnen warf er sich auf Mina und küsste sie wild. Ihr gepresster Atem vereinigte sich mit seinem kehligen Schnaufen zu einer Symphonie der Lust. In leicht kreisenden Bewegungen forschte Leon ihren Unterleib. Spucketropfen entglitten seinen noch vom Küssen geöffneten Mund und benetzten Minas Oberkörper. Offenbar war er jetzt ein wenig zu forsch, denn er merkte, dass Mina begann zu verkrampfen. Das wiederum gab ihm den Rest. Die zurückgekehrte Enge gestattete ihm noch zwei, drei äußerst intensive Stöße, dann ergoß er sich in das Kondom.

Völlig groggy rollte sich Leon zur Seite. Zu seiner großen Überraschung spürte er Minas Hand, die ihm zärtlich durch die Haare fuhr. Er blickte zu ihr. Ein erschöpftes aber glückliches Gesicht sah ihn an. Und dann rutschte es Leon heraus. "Ich glaube ich liebe dich!", sagte er.

Mina verzog ihr müdes Gesicht zu einem gequälten Lächeln. "Du bist mir mal ein postkoitaler Romantiker!" Es war dunkel geworden. Noch schweißgebadet dämmerten die beiden aneinander gekuschelt der Nacht entgegen.


Kommentare

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