Leonie - zu Besuch im Gefängnis
Leonie – zu Besuch im Gefängnis
Endlich ist Samstag, Besuchstag. In den letzten zwei Wochen schien die Zeit nicht zu vergehen. Doch nun ist es soweit. Endlich! Meine Besuchsgenehmigung befindet sich seit Tagen sorgfältig aufbewahrt in dem Originalcouvert der Gefängnisleitung in meiner Handtasche, damit ich sie bloß nicht vergesse.
Zuletzt sah ich Mehmet vor vier Monaten, als ich ihn zum Flieger brachte. Er wollte seinen Onkel besuchen, den einzigen Verwandten, den er noch hatte. Eine Woche war geplant, doch er kam nicht zurück. Stattdessen ein Anruf von ihm in der zweiten Woche, er sei in der Nähe seiner Heimatstadt Ankara in Haft genommen worden. Er sei unschuldig, die Haftbedingungen seien schrecklich, er säße aus politischen Gründen ein, sein Onkel sei tot. Türkisch sprechende Männer im Hintergrund schrien herum, das Telefonat wurde jäh unterbrochen. Ich setzte Gott und die Welt in Bewegung, nahm mir einen Anwalt. Doch ein Antrag nach dem anderen wurde ablehnt. Bis vor zwei Wochen – endlich – eine Genehmigung erteilt wurde.
Den ganzen Tag sitze ich nun schon in meinem Hotelzimmer nahe Ankara, gehe immer wieder zum Spiegel, mache mich zurecht, dusche und wasche und föne und glätte meine langen blonden Haare immer wieder, bis sie so liegen, wie Mehmet sie am schönsten findet. Die Zeit scheint nicht zu vergehen. Wieder und wieder verbessere ich mein Make-up, zupfe an meinen Augenbrauen herum, zieh den Lidstrich nach, verdichte meine Wimpern mit Mascara, lege dezent Rouge auf, trage sein Lieblingsparfüm auf.
Es ist 14 Uhr, in gut zwei Stunden sehe ich ihn. Hastig schlüpfe ich in meine helle Bluejeans, knöpfe die weiße, taillierte Bluse zu, sehe mich wieder und wieder an im Spiegel. Ich will ihm gefallen, ihm Hoffnung machen, ihn endlich in meine Arme nehmen. Selbst an die neuen Dessous, die er mir an unserem 2. Jahrestag vor gut vier Monaten schenkte, dachte ich. Ein sehr knapper String und ein meine Brüste betonendes kurzes Hemdchen.
‚Leonie, du siehst so sexy, so wunderschön, so atemberaubend betörend darin aus. Der String ist wie gemacht für den kleines Pöchen. Ich würde es am liebsten anlassen, wenn ich dich . . . es macht mich fast wahnsinnig, wie sich deine kleinen, festen Brüste und deine Brustwarzen leicht abmalen unter dem dünnen Stoff.’
Oh wie ich ihn doch vermisse. Mein Leben ist so karg und trostlos und hoffnungslos gewesen die letzten Monate. Es klingelt, das Taxi steht vor der Tür, ich laufe schnell die Treppen runter. Es ist ein sehr warmer, sonniger Tag. Der Fahrer lächelt mich freundlich an, taxiert mehr oder weniger unauffällig aber dennoch chauvinistisch mein jugendliches Outfit ab, seine Augen bleiben wie magisch an meinem Po hängen, öffnet mir dabei die Autotür. An jedem anderen Tag wäre er sich meiner missachtenden Blicke sicher gewesen, aber heute lächele ich zurück, fühle mich bestätigt, erotisch, denke nur noch an Mehmet.
Während der gesamten Fahrt konzentriert er sich mehr auf den Innenspiegel, denn auf die Fahrbahn. Selbst als ich ihm in knappen Worten die Adresse mitteile, hört er nicht auf zu lächeln und sich des schönen Tags zu erfreuen, legt irgendwelche türkische Bauchtanzmusik auf, flirtet gar unaufdringlich in gebrochenem Deutsch. „Sie schönstes Mädchen in ganz Türkei!“, „ich fahren wohin Sie will“, „bis an Welt Ende, wenn will.“ Es amüsiert mich, heitert mich auf, bestätigt mich. Er schmeichelt mir immerzu.
Die Fahrt vergeht wie im Flug. Mitten in karger Landschaft bei sengender Sonne erscheint der Gefängniskomplex, der wie eine mittelalterliche Festung aussieht. Ich bezahle, er gibt mir seine Karte für eine eventuelle Rückfahrt. „Eventuelle?“ Ich denke mir nichts dabei, will nur noch zu Mehmet, steige ohne Abschiedsgruß aus und gehe eiligen Schritts zum Tor. Es dauerte eine gefühlte Unendlichkeit, bis es sich öffnet und ein uniformierter Mann mittleren Alters mich in ein vorgelagertes Wachlokal führt.
Gestikulierend stehe ich vor ihm, es geht hin und her, keiner versteht keinen, gebei ihm den Umschlag mit der Besuchsbescheinigung gebe. Der Aha-Effekt tritt. Freundlich lächele ich ihn an:
„Was würde ich wohl sonst hier wollen, Sie besuchen?“
Ich muss fast laut auflachen, als mir diese Wort über die Lippen kommen. Gott sei Dank, dass er mich nicht versteht! Er greift zum Telefon. Keine Ahnung, was er da redet, aber es wird schon richtig sein. Ungeduldig vor einer hölzernen Abtrennung stehend schrecke ich ein wenig hoch, als ich im Befehlston „Passport!“ wahrnehme. Nach Vorlage blättert er wirr darin um, gleicht die Daten schließlich mit der Besuchsgenehmigung ab.
„Yakinlasmak!“
Ich versteh kein Wort, sehe ihn fragend an.
„I do not understand.“
„Yakinlasmak!“, diesmal deutet er mit Fingersprache an, ich soll um die Abtrennung herum kommen. Unsicher folge ich seinem Befehl, bleibe etwa 2 m vor ihm stehen.
„Yakinlasmak, Yakinlasmak!“
Mit dem Zeigefinger zitiert er mich immer näher und näher zu sich, bis auf fast Tuchfühlung. In weiterhin burschikosem Ton dann:
„Kafa dönmek.“
Kopfschüttelnd, dass ich kein Wort verstehe, legt er seinen Zeigefinger unter mein Kinn und dreht mit dem Daumen an meiner Wange meinen Kopf zur Seite, vergleicht mein Profil mit dem auf dem Passfoto, streift wie selbstverständlich mein Haar hinters Ohr. Unwillkürlich weiche ich zurück, doch verstehe schnell, dass es wohl sein muss, stehe da wie ein kleines Mädchen, vernehme seinen unangenehmen Knoblauchgeruch, lasse mir aber nichts anmerken von dem Ekel, den ich grade verspüre. Ich fühle mich sehr unwohl!
Wortlos gibt er mir den Ausweis zurück, deutet brummelnd auf meine Tasche. Ich halte sie ihm hin, weiß nicht, ob er das meinte. Sofort greift er danach, öffnet sie und stülpt den kompletten Inhalt auf die Ablage. Mich immer wieder streng ansehend schaut er sich jedes Teil an, öffnet gar mein Mascara-Etuit, die kleine Schatulle für mein Nottampon, wirft zum Schluss alles wieder in die Tasche bis auf ‚oh Gott, was fällt dem ein!’
„Prezervatif? Yok!“, schüttelt er den Kopf, reißt die dünne Verpackung auf und wirft es in den Papierkorb. Am liebsten würde ich ihm jetzt die Augen auskratzen, doch ich stehe nach wie vor, nur jetzt noch sichtlich verlegen, geduldig vor ihm. Immer zu denke ich daran, bald in Mehmets Nähe sein zu können, seiner Stimmer, seinen Worten zu lauschen, was ich tun kann, um ihn wieder nach Hause holen zu können.
„Oturunuz!“, reißt mich seine barsche, tiefe Stimme aus meinem Tagtraum. Seinem Finger folgend sehe ich einen alten Holzstuhl, auf den ich schnell zu gehe und mich wie befohlen setze. Wartend, dass es bald weitergeht, ich zu ihm kann, grault es mich bei dem Gedanken, wie dieser grimmig und geruchsintensive Mensch mir vorhin einfach durchs Haar ging, mich berührte mit seinen großen, dunkelhäutigen, groben Händen. Auch jetzt wieder starrt er zu mir rüber, fixiert mich mit ernster Mimik, kein Ausdruck des Lächelns, selbst als ich ihn freundlich ansehe nichts als verknöcherte, missachtende Blicke.
Ein weiterer Uniformierter kommt herein, sehr groß und breit mit gepflegtem Äußeren, geht direkt auf mich zu. Ich stehe sofort auf, hoffe, er bringt mich zu meinem Freund.
„Guten Tag, junge Frau., wie darf ich Sie ansprechen, wie heißen Sie?“
Meine Mundwinkel ziehen sich sofort freudig nach oben, ‚er spricht deutsch!’
„Wieland, auch guten Tag, Leonie Wieland.“ Ich reiche ihm die Hand und setze nach:
„Ich möchte meinen Freund besuchen, Mehmet Erigan, er sitzt hier in Untersuchungshaft, ich habe eine Besuchsgenehmigung. Toll, dass sie mich verstehen. Sie verstehen mich doch?“
Meine Hand nicht entgegennehmend nickt er nur stur und mustert mich von oben bis unten wie der Grimmige dahinten.
„Dann kommen Sie mal mit mir, Ihr Mehmet wird sicher schon ungeduldig auf Sie warten“.
Er lässt sich die Bescheinigung geben und bittet mich, ihm zu folgen. Es geht über einen langen gepflasterten Weg, der sich bis zum Hauptgebäude sicher knapp 50 m zieht. Mehrmals stolpere ich mit meinen Pumps und bitte ihn, doch nicht so schnell zu gehen.
„Ich heiße übrigens auch Erigan und bin die ersten knapp 20 Jahre in Deutschland aufgewachsen. Sie haben Glück, dass ich heute Dienst habe, denn sonst spricht hier keiner Ihre Sprache. Kommen Sie, wir sind gleich da.“
Ohne auch nur einen halben Schritt langsamer zu werden, eile ich ihm - ab und an leicht umknickend – wie ein Hündchen hinter ihm her.
„Ja, das merkt man, Sie sprechen ein hervorragendes Deutsch. Sie sind aber nicht verwandt mit meinem Freund?“
„Gott bewahre, in meiner Familie gibt es keine Kriminellen.“
„Mehmet ist kein Krimineller, wie Sie das nennen!“
„Nein, nein, sicher nicht, hier gibt es nur redliche Menschen im Gefängnis, keiner von den Gefangen tat je einem anderen etwas zu Leide. So, da wären wir.“
Überall Kameras, die uns beobachten. Es wirkt alles so unwirklich, so gespenstig, diese große stählerne Türanlage, Gitter überall vor den Fenstern, ein roter, massiver Backsteinbau aus den 1950er oder 40er Jahren. Die Wechselsprechanlage brummt, eine türkische Männerstimme, ein kurzes Gespräch und die Tür öffnet sich.
„Folgen Sie mir zur Anmeldung, bleiben Sie dicht hinter mir, die Gefangen hier haben schon lange keine Frau mehr gesehen und es ist zz. Zellenausgang.“
Direkt hinter ihm, aber kein bisschen ängstlich, ich ihm also wieder nach. Mehrere Gänge und Gittertüranlagen lassen wir hinter uns, bis er schließlich die nicht abgeschlossene Tür der Besucheranmeldung öffnet und mich höflich rein bittet. Vier uniformierte Männer zwischen 25 und 50 Jahren sitzen hinter einem gut 5 m langen Tresen an ihren Schreibtischen und schauen zu mir auf. Ich nicke ihnen freundlich entgegen, sie verziehen nicht mal eine Mine, starren mich nur an.
Ich bekomme ein mulmiges, beklemmendes Gefühl, alles ist so karg und kahl und unwirklich. Am Ende des etwa 2 m breiten und mit Linoleum überzogenen Gangs eine Holztür mit der Aufschrift „üst aranmasi’ an der rechten Seite zahlreiche Schließfächer, von denen Erigan eins öffnete.
„Stellen Sie die Tasche da bitte ab, die dürfen Sie nicht mitnehmen“.
Während ich dem folge leiste, spricht er irgendwas zu den anderen. Gelächter erhellt den Raum, ich lächele freundlich mit. ‚Kann ja nicht schaden, nett zu sein’, denke ich und stehe verloren neben diesem fast 2 m großen, breitschultrigen Erigan und vor den anderen und weiß nicht so recht, was nun noch alles kommen mag, bis ich endlich zu Mehmet darf.
Der Besucherschein mit meinen Daten wird von Hand zu Hand weitergereicht. Einer hebt den Telefonhörer ab, und ich verstehe wieder nichts außer „Mehmet Erigan“. Es wird also gleich soweit sein. Meine Augen beginnen in Vorfreude zu strahlen, was den anderen ebenfalls ein leichtes Lächeln, eher jedoch ein Grinsen abverlangt. Mit einem Kopfnicken winkt er den jüngsten Wärter zu sich. Er bleibt unmittelbar vor mir stehen, mustert mich grinsend ab. Ich spüre seine Augen, wie sie unverhohlen lüstern meinen Körper, meine enge Bluse, meine Jeans hoch und runter streifen und sich kurz in meinem Schritt verfangen.
‚Das kann doch alles nicht wahr sein, was bildet der sich ein, wer ich bin.’ Mir wird ganz anders, drehe ich mich um zu Herrn Erigan.
„Was ist denn nun? Wann kann ich zu Mehmet?“
„Gleich, wir sind gleich fertig“, entgegnet er mir, spricht zu den anderen nur ein Wort „soyunmak“, woraufhin alle tumultartig aufspringen und an die Abtrennung treten. Erigan hinter mir, dieser junge Wärter vor mir und die anderen drei seitlich. ‚Was geht hier ab’, denke ich ängstlich, ‚die werden doch wohl nicht verlangen, dass ich mich jetzt…nein, das kann nicht sein.’
„Ziehen Sie Ihre Bluse und Ihre Jeans jetzt aus und geben Sie die Sachen dem jungen Beamten vor Ihnen. Er wird sie kontrollieren.“
Ich zucke innerlich wie sicher auch äußerlich zusammen, mein Gesicht läuft heiß und rot an, wie von selbst schüttelt mein Kopf zum Nein, meine Augen schwenken ungläubig und verlegen in die vielen Augen, die mich fixieren.
„Das, ich, das können Sie nicht verlangen, das dürfen Sie gar nicht. Ich, nein, ich werde mich hier nicht vor Ihnen allen ausziehen!“
„Doch, Frau Wieland, das werden Sie tun. Sie werden jetzt ganz ruhig und nüchtern ihre Bluse und ihre Jeans ausziehen und sie dem Beamten zur Kontrolle übergeben. Ansonsten werden sie die Haftanstalt wieder verlassen, ohne ihren Mehmet gesehen zu haben. Wir tun hier nur unsere Pflicht und die drei da werden sich wieder an ihre Schreibtische begeben.“
„Oturunuz“, fordert er sie höflich lächelnd auf. Und sie setzten sich tatsächlich, starren aber nach wie vor zu mir. ‚Das passiert hier doch gerade nicht wirklich!’
„Ich habe ein Recht auf eine weibliche Beamtin. Das wissen Sie!“
„Nein! Es ist Samstag, Sie haben hier überhaupt keine Rechte, das hier ist ein Männergefängnis. Ziehen Sie sich jetzt aus, oder ich werde Sie hinausbegleiten, und dann können Sie ja freitags oder mittwochs in drei Monaten wieder kommen!“
‚Der meint das tatsächlich ernst. Ich soll mich hier vor ihm und diesem Wärter, der vielleicht gerade mal 5, 6 Jahre älter und damit so alt wie Mehmet ist, ausziehen. Das kann nicht sein. Hier läuft was falsch. Das ist nicht richtig. Und dann die anderen drei, ich könnte ihre Tochter sein. Mehmet, was soll ich tun?!’ Ich möchte am liebsten schreien, weglaufen, mich irgendwo in einer Ecke verstecken und laut losheulen. Mich in Mehmets Armen ausweinen. Da erhallt wieder diese dreiste Aufforderung den Raum und meine Ohren:
„Frau Wieland, ihre Bluse und Ihre Jeans bitte!“
Ich weiß, ich komme hier aus der Situation nicht anders raus, wenn ich Mehmet sehen, fühlen, spüren will. Drehe mich zu Erigan an, sehe ihn böse, verachtend an und beginne, meine Bluse aufzuknöpfen.
„Drehen Sie sich wieder um und übergeben dem Beamten dann Ihre Kleidung, Frau Wieland!“
Mich schaudert es am ganzen Körper, würde am liebsten im Erdboden versinken, wende mich ihm trotzig ab und tu so, als machte mir das alles nichts aus. ‚Dann schaue ich dich eben verachtend an!’, denke ich, ‚den Triumph werde ich euch nicht auch noch bieten!’ Schon ist der letzte Knopf geöffnet. Die beiden Stoffenden hängen leicht geöffnet herunter.
Noch nie im Leben musste ich mich vor einem Mann ausziehen, nicht mal Mehmet sah mir dabei zu. Er legt lieber selbst Hand an und geht auf erotische Entdeckungsreise, wie er es immer nennt. ‚Und gleich sehen sie mich, alle, in seinen Dessous!’
„Nun machen Sie schon. So schlimm ist es doch nicht, wir sind alle verheiratet und wissen, wie eine Fraue aussieht.“
Wütend streife ich die Bluse ab, sehe keinen an, werfe die Bluse auf den Boden vor die Füßen dieses jungen Kerls und öffne, ihn frech ansehend, den Knopf der Jeans. Alles kribbelt ihn mir, bemerke, wie sich meine Brustwarzen unter dem ohnehin schon sehr knappen Hemdchen aufrichten. ‚Oh Gott, auch das noch!’ Seine Augen legen sich wie magisch um meine Brüste, streicheln sie, wandern mit dem Geräusch des Reißverschlusses runter über meinen halbnackten Bauch, schauen sichtlich entzückt und grinsend zu, wie ich mich mit geschickten Hüftbewegungen verlegen widerspenstig auf den Boden schauend aus der engen Jeans winde, sie störrisch mit samt den Pumps in seine Richtung stoße.
Alle starren mich gierig an, ich schäme mich, bedecke mich mit beiden Armen und Händen. Zwischen meinen Schenkeln wird es warm und – hoffentlich – nicht feucht. Ich spüre, wie Erigans Augen sich um meine nackten Pobacken legen, sie streicheln. Ich kneife die Beine zusammen, als müsste ich auf Toilette, bringe kein Wort, keinen Ton mehr raus, drehe mich rücklings zur Wand.
Der junge Wächter bückt sich, hebt meine Sachen auf, schaut von unten langsam meine nackten Beine entlang zu mir hoch. ‚Versucht der gerade, unter mein Hemdchen zu linsen?’ Ich bekomme Gänsehaut, fühle mich irgendwie ausgeliefert, ihm, seinen Blicken, allen!
Langsam richtet er sich auf, legt die Bluse auf die Holztheke und steckt schließlich seine dreckigen Finger in jede einzelne Jeanstasche, dreht sie schließlich auf links. Immer wieder sieht er mich an dabei, fühlt provokant die Hosenbeine, dann den Schritt ab. Mir wird immer bewusster, das hier geht alles nicht mit rechten Dingen zu.
„Er macht nur seine Arbeit, junge Frau“, hämt es in meinem Rücken.
Ich traue mich nicht, mich zu bewegen, meine schützenden Hände von mir zu nehmen. Am liebsten würde ich ihm die Hose aus den Händen reißen. Überall hinterlassen seine Finger schmierige Abdrücke. ‚Ich muss die Hose gleich wieder anziehen, hör endlich auf, sie zu begrapschen’, kommt es in mir hoch.
„Kann ich mich jetzt wieder anziehen, bitte!“
Erigan nickt mich mit auf der Brust verschränkten Armen an. Übersetzt laut mein Anliegen. Gelächter aus allen Fratzen. Er grinst breit. Ich fühle mich verloren und hilflos, möchte laut losheulen. Erinnere mich an die vielen Zeitungsberichte über die Zustände in türkischen Haftanstalten, über die teilweise menschenverachtende Behandlungen der Insassen, der Insassinnen, an Folter! Ich kann meine Unsicherheit, meine Angst, das Beschämende der Situation, halbnackt vor ihnen stehen zu müssen, nicht mehr verbergen, sehe ihn verzweifelt, flehend, mit roten, feuchten Augen an.
„Alles zu seiner Zeit. Treten Sie von der Wand weg!“
Die allgegenwärtige Dominanz in seiner Stimme lässt mich erstarren, ich gehorche, trete wieder vor, schäme mich bis ins Mark. Meine Schwäche baut seine Stärke weiter aus. Ich wende mich ihm zu, bittend, bedecke mich nach wie vor, fühle wieder die Augen der anderen auf meinen fast nackten Po.
„Hände in den Nacken!“
Ich schrecke hoch, mir läuft es eiskalt überall herunter, gehorche instinktiv, senke fast devot meinen Blick. ‚Was tue ich da? Er, sie ergeilen sich an meinem Anblick, an Mehmets Dessous an mir’. Ich fühle mich nackt, obwohl ich es nicht bin. Noch nicht bin. Er wird es verlangen. Das ahne, spüre, weiß ich inzwischen. Die hinter ihren Schreibtischen kommen näher, bis an den Rand der Holzabtrennung, gaffen mich an, wie er auch. In meinem Schritt spüre ich Feuchtigkeit aufsteigen, immer mehr. Meine Brüste, meine erigierten Nippel strecken sich Erigan entgegen. Ich schäme mich vor mir selbst!
Der Beamte hinter mir kommt näher, ich spüre seinen Atem, dann seine Hände an meinen Seiten, auf Hemdchen und nackter Haut. Ich will mich wegwinden, klemme seine Hände mit meinen Armen ein.
„Kıpırdamadan dur, Bayan Leonie. Eller yukari!“, brüllt er mir ins Ohr.
„Sie sollen still stehen und die Hände hochnehmen!“, übersetzt Erigan resolut bekräftigend.
„Bitte, lassen Sie mich doch.“
„Die Hände hoch! Verstehen sie auch kein Deutsch?!!!“
Flehend, bittend, resigniert lasse ich nach, gebe seine Hände frei, hebe meine nur teilweise an. Schon greifen seine Finger in das dünne Hemdchen, zerren, ziehen es hoch. Der Satin bekitzelt meine Brüste, meine Nippel wollen ihn halten, so steif stehen sie ab.
„Eller yukari!“
„Hände hoch!“
Einen Moment sehe ich nichts, meine nackten Brüste umso mehr, er zieht mir das Hemd über den Kopf, lässt es zu Boden fallen. Ich will mich bedecken, sofort bedecken, doch er packt meine Hände, führt sie in meinen Nacken, drückt sie fest zusammen. Ich bin ihren Blicken ausgeliefert, nur ein dünnes Stück Etwas bedeckt mein Intimstes. ‚Wie lange noch? Er wird es mir wegnehmen, alles!’ Es kribbelt trotz aller Scham zwischen meinen Schenkel. Erigans Augen kleben auf meinen nackten Brüsten, alle sehen mich an! Eine Träne kullert herunter, befeuchtet schließlich einen Nippel. Sein Finger wischt sie weg . . .
„Bitte!“
. . . seine Hand liegt auf, nimmt sie einfach in Besitz!
„Schöne feste Titten hast du“, sieht mir unverhohlen in die Augen dabei, „sie fühlen sich so zart und unerfahren an, liegen dennoch prächtig in der Hand. Da wird sich dein Mehmet aber freuen, dass du mich sie anfassen lässt.“
„Bitte, warum tun Sie das? Ich hab doch nichts getan, ich will doch nur meinen Freund besuchen.“
„Weil du jung und schön bist und einen geilen Arsch hast, und weil ich wissen will, wer meine Gefangenen besucht!“
Ich fühle mich elend, erniedrigt, hilflos. Spüre, wie ich feuchter und feuchter werde -‚oh nein!’ Die Hände des hinter mir Stehenden umfassen mich, meine nackten Brüste, kneten sie.
„Tek istediğim külotunu indirip“, lüstert er in mein Ohr.
„Deine Titten gefallen ihm auch, kleine deutsche Schlampe, er würde dir am liebsten den Slip runterreißen. Aber du gehörst doch Mehmet. Das kann er also nicht tun. Aber ich kann es!“
„Eroğlu, bırak onu!“ (Eroğlu, lass sie los)
Er lässt ab, wieder bedecke ich mich beschämt.
„Zieh jetzt dein Höschen aus, danach kannst du dich wieder anziehen.“
Ich weiß, es hat keinen Sinn, mich zu weigern. Er würde es sonst machen, oder der andere, oder wer auch immer. Sehe zu Boden, greife seitlich in den Slip, ziehen ihn runter, immer mehr, mein Hügel…alle schauen drauf…steige schließlich aus, will mich bedecken.
Erigan schüttelt nur den Kopf: „Hände in den Nacken! Lass dich anschauen! Das kennst du doch von deinem Freund bereits!“
‚Was noch? Was wird er noch verlangen? Was soll ich tun? Mehmet, was?'
Er deutet zur dieser Holztür mit dem Schild ‚üst aranmasi’ . . .
Kommentare
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