Wiener Epigramm - oder: Die Lust an der Lust


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21.07.2012
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Proömium


 

Nachdem sich auch "camping for beginners", in einem doch überraschenden Akt von später Bewertungssteigerung noch über die magische "Vier!" retten konnte, kommt nun der designierte Nachfolger.... ;-)


 

Wiener Epigramm – oder die Lust an der Lust


 

Was war das nur für ein Lärm auf der Kärtnerstraße? Da wachte ja halb Habsburg in der Kapuzinergruft auf! "Haben sie Wien schon bei Nacht gesehen?", fragte zwar nicht Orson Welles, aber der dritte Mann würde sich seine "Waschln" auch zuhalten, wenn er diesen Krach ertragen müsste! Das schepperte es ja wie im Prater auf der Liliputbahn! Und doch, die Herkunft der Geräuschkulisse war ebenso banal, wie typisch für Wien.


 

Die Wiener "Kehrforce" (und die heißt wirklich so!) leerte die großen Restmüllcontainer am Straßenrand und gab sich kaum Mühe die Anwohner in irgendeiner Weise zu schonen.

Warum auch? Sie schafften deren Dreck weg, war es da nicht ausgleichende Gerechtigkeit, sie schon morgens um 6.30 Uhr aus dem Bett zu werfen?

Im orangefarbenen Mülllaster lief laut EAV und Leopold Prokopetz, der langbärtige Fahrer, der verwegen wie ein Pirat das große Lenkrad führte, grölte lauthals mit: "Ich bin eine Mischung aus Albert Einstein und Arnold Schwarzenegger, doch das Dumme ist nur: Ich hab Schwarzeneggers Hirn und von Einstein die Figur!"

Josef, genannt Sandler-Beppi, der hinten am Trittbrett sein abgasreiches Dasein fristete, musterte mit rotunterlaufenen Augen die dunklen Fenster der barocken Altstadthäuser. Ihm war langweilig! Gleich würde sie auf die Ringstraße abbiegen und zur Deponie in Hüttldorf fahren, dann gab es Verlängerten und Plunderteigkolatschen, wie jeden morgen! Er seufzte. Hätte er nur mal nicht Ägyptologie auf Lehramt studiert, dann könnte er jetzt auch Taxifahren wie die Anderen!

"Wo ist der Kaiser? Wir brauchen ihn, und keinen Rock'n'Roll!", Leopold hörte jetzt Track 28 der Greatest-Hits-CD.

Ja der Kaiser, der hatte es gut da unten im Marmorsarkophag, der musste sich jetzt nicht die schlechten Witze vom Schickedanz, ihrem Gruppenführer anhören.

Die große Ringstraße war jetzt erreicht, der Verkehr nahm zu. Sie fuhren stadtauswärts in den Westen.

 

6 Uhr 45!

Der Radiowecker oder besser gesagt der leicht grenzdebile Ö3-Moderator brüllte los:

"Guten Morgen, liebe Werner, und dass das Kipferl besser runter rutscht gibts jetzt die neue von Taio Cruz: "Hangover", also aufstehen, es hat exakt 17,3 Grad in der Neustadt und 16,8 in Schönbrunn.

Anna Thun-Hohenstein blinzelte verschlafen und erhob sich mit einem Ächzen aus dem Bett.

Aus der Küche ihrer kleinen Innestadtwohnung drang bereits der Duft von Kaffee und krossem Speck. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie völlig nackt im Bett lag und im gleichen Moment erinnerte sie sich woran das lag. Gestern war nämlich diese Vernissage im Belvedere gewesen und da hatte es sie ganz unverhofft erwischt!

Im ersten Moment war sie noch ein wenig befremdet gewesen, als ihr jemand einfach auf die Schulter klopfte und behauptete: "Madame, irgendwoher kenn ich sie doch, sagen sie waren sie nicht die Maria Stuart im Burgtheater?"

Es war ja nicht ungewöhnlich, dass man als erfolgreiche Schauspielerin Fans hatte, aber in den Kreisen in den sie sich normalerweise bewegte, herrschte ein ganz anderer Tonfall, der solche nun ja – Direktheiten verbat! Da ahnte sie natürlich noch nicht, mit wem sie es zu tun hatte.

"Darf ich mich vorstellen, Wojciech Lammert mein Name!", sagte der Fremde dann und reichte ihr galant die Hand. "Wie gesagt, sie sind doch Anna von Thun, oder?", fragte er mit der Konsequenz von Josef Lang.

"Anna Thun-Hohenstein! Das "von" hat meine Familie 1918 verloren. Der Programmzettel schien das vergessen zu haben!", erklärte sie ihm etwas genervt, speziell in Deutschland nannte man sie ständig "von" Thun, sie wusste auch nicht woran das lag.

"Oh, Verzeihung, sie müssen wissen, ich bin kein regelmäßiger Theatergänger! Aber ich habe damals im Sportinternat Schiller geradezu verschlungen und besonders Maria Stuart, da zog ich immer so eine Kraft heraus!", seine Augen leuchteten, als er ihr das erklärte.

Anna war sich nicht sicher, ob sie ihr Gegenüber nicht auf den Arm nahm.

"Sind sie Skifahrer?", fragte sie.

"Nein. Nein. Ich bin Fußballprofi. Ich spiele linke Außenbahn bei Rapid!", erklärte er hastig.

"Ach darum kenne ich sie nicht!, sagte Anna erleichtert aber gleichzeitig auch etwas verwundert.

"Ich weiß, wir Fußballer gelten als ein wenig..."

"Minderbemittelt!", vollendete sie seinen Satz.

"Sehen sie, Frau Thun-Hohenstein, was ist, wenn ich sie vom Gegenteil überzeuge? Ich bin zwar kein Experte, aber Klimt ist wohl neben Schiller ein Künstler, dessen Weltsicht ich sehr schätze!", sagte er und wies ihr ihm zu folgen.

Zwei Stunden später, um einige Bonmots und Anekdoten reicher, waren sie dann zu Anna gefahren. Und nach einer Tasse Rooibusch und etwas Rosmarinknäckebrot waren sie dann im Bett gelandet.

Es war durchaus schön gewesen, Anna schätzte eine gewisse "Herangehensweise" an die Sexualität, zu der auch die konsequente Verhütung beide Partner zählte. Anna ekelte sich vor Sperma und anderen Körperflüssigkeiten, es erschien ihr irgendwie dreckig und unnatürlich, darob bewunderte sie auch die wirbellosen Tiere und Mikroben, die es ja meist schafften, sich durch Selbstbefruchtung oder mitotische Zellteilung fortzupflanzen!

Der Spaß beim Geschlechtsakt war ihr natürlich wichtig, aber auch nur wenn er unter sterilen Rahmenbedingungen stattfand. Und so hatten sie sich vergnügt, sich sogar ausgezogen dabei und waren selig, Arm in Arm, zusammen entschlafen.

 

"Sag einmal, Beppi, du bist doch zu blöd für alles!", scherzte Leopold, als Josef seine Kolatsche auf den, von Metallsplittern und Schmutz übersähten, Boden fallen hatte lassen.

"Die geht schon noch!", antwortete Josef, hob sie auf und putzte sie notdürftig mit einem Ärmel seines dreckigen Anzugs. Der Kaffee war schon kalt gewesen als sie angekommen waren. Außerdem hatte Schickedanz Blätterteigkolatschen gekauft, keine aus Plunderteig. Und anstatt sich für diesen Fauxpas zu entschuldigen:

"Es wird gegessen was auf'n Tisch kommt, solange ihr bei mir arbeitet. Könnt's froh sein,wenn ihr überhaupt was kriegt, ihr zwei Dödel!", schnaufte ihr Chef und ließ seine 123 Kilo auf den Klappsessel am Halleneingang krachen, so dass dieser gefährlich knarrte.

Das war das allgemeine Zeichen, dass es jetzt losging. Schickedanz würde ihn wieder irgendeinen Schmarrn erzählen, der keinen interessierte! Leopold erhob sich hastig von seinem Lager, aus zwei alten Lastwagenreifen und sagte: "Bevor ich's vergess', ich muss ja noch die Batterien sortieren, AA und AAA, ihr versteht?!" Dann ging er.

Dieser Hund! Jetzt war er allein mit Schickedanz.

Dieser fing gleich an: "Stell dir vor, Beppi, was ich gestern im Fernseher gesehen hab!"

"Sag! Ich bin schon ganz gespannt, Alfred!", gähnte Josef.

"Dieser Steinzeitfilm da, mit dem Jack Black, wo's so Neandertaler spielen!"

"Ja, und...?"

"Kennst du Olivia Wilde?"

"Nein nicht persönlich!"

"Die is' scho geil, oder?"

"Ja kann sein!"

"So ein Mordshase!"

"Was du nicht sagst!"

"Findest du sie auch geil?"

"Ja, ungemein! Sicher eine wunderschöne Frau mit der Anmut einer Gazelle, dem Lächeln der aufgehenden Sonne, dem stolzen Antlitz einer Amazonenfürstin, hübsch und zugleich kühn, weich und doch hart und unverwüstlich, gleich der Athene von...!"

Da wurde es Schickedanz zu bunt.

"Sag einmal, verkohlst du mich?", bellte er verstimmt.

Dabei kannte Josef durchaus eine Frau, die den eben genannten Eigenschaften entsprach!

Sie war Schauspielerin am Burgtheater, eine sagenhaft schöne Frau, noch ziemlich jung für Darstellungen auf dem Niveau, so Mitte 20 wie er auch.

Er hatte sie in einer Theaterübertragung gesehen, und seitdem ließ sie ihn nicht mehr los. Obschon er sich natürlich seiner geringen Chancen bewusst war, verbrachte er in Gedanken so manche schöne Stunde mit ihr. Aber wie hieß es so traurig: Träume sind Schäume!

 

Wojciech hatte die Spiegeleier mit Speck liebevoll auf den IKEA-Tellern platziert und lächelte die noch etwas verschlafene Anna zufrieden an.

"Schatzki, ich muss jetzt dann los, Reha-Training beim Physio! Lass dir die Eier schmecken und ich hab dir auch noch einen frischgepressten Passionsfruchtsaft gemacht, schau!", er stellte ein Glas mit roter Flüssigkeit auf den modischen Küchentisch.

Obwohl das ja noch nie Annas Art gewesen war, irgendwie begeisterte sie dieses spontane, ungezwungene One-Night-Stand mit dem Fußballer, so sehr sogar, dass sie, unter jeglicher Missachtung ihres Diätplanes und mit atemberaubender Geschwindigkeit, die ganze Portion in sich hineinstopfte.

Sie freute sich schon auf den Abend, dann würden sie in dieses englische Kino in der Mariahilfer gehen.

Plötzlich klingelte ihr, mit Swarovski-Steinen verziertes Smartphone: Es war ihr Agent, Sarvaz.

"Hallöchen, Anna-Engelchen.", gurrte seine, für einen Mann Mitte 50 ungewöhnlich hohe Stimme, durch den Lautsprecher. "Wie war der Gustav, der Klimt den gestern so?"

"Toll, Nicolai! Aber stell dir vor, es ist noch was ganz anderes passiert!", antwortete Anna freudig.

Sarvaz verstand nicht ganz, er begann einfach mit dem nächsten Tagesordnungspunkt. "Annalein, du darfst nicht vergessen, morgen ist Premiere von diesem Thomas-Bernhard-Musical, "Die Helden vom Platz", in der U-Bahnstation auf der Reichsbrücke."

"Aber da spiel ich doch gar nicht mit!", gab Anna verwirrt zurück.

"Papperlapapp, das Musical ist mir egal, aber da geht's um dein Image, Anna, was meinst du wer da alles da ist, von Rang und Namen? Von der Regenbogenpresse mal ganz zu schweigen! Da gehört Anna Thun-Hohenstein hin! Die graue Theatermaus war gestern, Annchen!", führte Sarvaz euphorisch aus.

Doch Anna wollte es jetzt endlich loswerden:

"Du Nicolai!", flötete sie, "Es ist passiert. Anna Thun ist liiert!"

"Was?", rief Sarvaz, "wer?"

"Wojciech Lammert!"

"Der Fußball-Hallodri?"

"Sagt wer?"

"Die Krone-Zeitung!"

"Und denen glaubst du?"

"Na ja, wem soll ich den sonst glauben? Die Krone-Zeitung bestimmt über Leben und Tod in dieser Branche, Anna-Mäuschen!", antwortete Sarvaz etwas brüskiert.

"Jedenfalls treffen wir uns heute Abend wieder!, sagte Anna.

"Und wo?", fragte Sarvaz nicht ohne Hintergedanken bevor er das Gespräch beendete.

In seinen verdorbenen Gehirnwindungen keimte schon längst ein bösartiger Plan...

 


 

Josef betrat seine kleine, schäbige Wohnung. Bogota-light! Der kaputte Heizkörper im Flur gluckerte höhnisch, als er seine Jacke auf die durchgelegene Couch warf und sich eine schwäbische Spätzle-Pfanne by Hofer in die Mikrowelle legte.

Desillusioniert schaltete er den Fernseher an. Erst ZiB, dann den neuesten Brenner-Krim! Er mochte diese Art von Abendunterhaltung zwar nicht, der legendäre Wiener Schmäh lag seiner Meinung nach schon längst auf dem Zentralfriedhof begraben, aber was sollte das schon...

Ihm hörte doch eh keiner zu! Während sich also Josef Hader bereitmachte, in die Provinz zu fahren, fielen ihm langsam die Augen zu.

Er träumte etwas höchst seltsames: Seine Füße standen knietief im Meereswasser, dass in einer Art unterirdischer Säulenhalle sachte hin und her schwappte. Am Ende des Säulenganges war eine wackelige Holzbühne aufgebaut. Plötzlich ertönten Trommeln und es erklang ein langer, bräsiger Trompetentusch. Ein dicker Mann mit fettigen schwarzen Locken und einem Schnurrbart, der Papa Moll neidisch gemacht hätte, torkelte betrunken auf die Bretter die die Welt bedeuteten und lallte:

"Meine Damen und Herren, jetzt kommt der kritische Teil!"

Daraufhin betraten orientalische Tänzerinnen die Bühne und wirbelten herum. In ihrer Mitte tanzte eine besonders große, tief verhüllte Gestalt. Schwungvoll und muskulös ließ sie ihren Körper durch den Raum schweben, so dass Josef ganz angetan auf sie starrte.

Plötzlich ließ sie ihren Schleier fallen und er erkannte sie, es war Olivia Wilde.

Langsam schälte sie sich aus den fernöstlich anmutenden Kleidern und Josef wurde ganz heiß. Mit großen Augen ging er auf die wirbelnde Schönheit zu. Die entledigte sich mittlerweile ihres Oberteils und stand nun barbusig vor ihm.

Sie flüsterte: "Nicht dem Schickedanz, nur dir gehöre ich Josef"

Josef erklomm über eine kleine Treppe die Bühne und stürmte nun auf sie zu. Endlich würde er mal was mit einer Frau haben, die nicht über sechzig und/oder betrunken war!

Er umarmte Olivia und sie führte seine Hand in ihren Schritt. Das kleine Höschen, dass ihre Blöße bis zu diesem Zeitpunkt mehr recht als schlecht verdeckt hatte fiel zu Boden. Er kraulte sie zwischen den Beinen und steckte ihr seelig die Zunge zwischen die Lippen. Sie zog und rüttelte unterdessen immer stärker an seiner Hose und griff dabei an sein steifes Glied. Sie küssten sich immer inniger.

Doch im selben Moment rief Olivia Wilde plötzlich "Hossa, Hossa!", und verwandelte sich zu Josefs entsetzten in einen angezogenen, und nicht minder gut gelaunten, Rex Gildo.

"Fiesta, Fiesta Mexicana. Heute geb' ich zum Abschied für alle ein Fest!", röhrte er und gab Josef die Hand, um mit ihm Lambada zu tanzen.

Im selben Moment kräuselte sich das Wasser. Ein Sturm kam auf. Der Ozean in dem kleinen Kellerverließ tobte und schäumte, die Gischt schlug bis über die Bühne. Rex Gildo verwandelte sich in Michael Holm und türmte, während Josef ängstlich und allein auf der mittlerweile sturmumbrausten, hölzernen Insel zurückblieb.

Da ertönte eine mächtiger Stimme über dem Tosen der See:

"Josef. Jooseeef!", rief sie fein.

Und aus dem Wasser brach, mit wehendem goldblonden Haar, gleich einer Meeresgöttin, gleich Botticellis Venus, grausam aber doch schön, fern aber doch mit naher Wärme, nackt im Meeresschaum geboren: Anna Thun-Hohenstein. Und ihr Gesicht umspielte ein Lächeln. Eines das nur ihm, dem Josef galt. Er war wie von Sinnen, überwältigt stürzte er auf sie zu.


 

Plötzlich klingelte das Telefon. Jäh wurde er aus diesem wunderbaren Traum geweckt.

Stöhnend setzte er sich auf und griff den Hörer vom Nebentisch.

"Nein Mama, ich komm nicht die Antenne reparieren!, sagte er genervt. Es war immer seine Mutter, um diese Zeit. Einerseits konnte er sie ja verstehen, was sollte sie auch machen, seit sein Vater über den Jordan gegangen war, und wenn Armin Assinger nur grieselig in den Bildschirm grinste?"

Doch es war eine Männerstimme am anderen Ende.

"Ja, Krüssigott, mein Name ist Sarvaz, Nicolai Sarvaz!", entgegnete diese unbeirrt. "Sind sie der Josef Moosbauer?", fragte er dann.

"...Ja, der bin ich!", Josef war immer noch etwas beschämt.

"Sie, ich weiß das das ungewöhnlich klingt, aber könnten wir uns in einer halben Stunde treffen?", führte sein Gegenüber im Buchhalterton weiter aus.

Josef traute seinen Ohren nicht, was wollte dieser ominöse Ungar von ihm?

"Jetzt hören sie mal, ich bin...", weiter kam er nicht, Sarvaz schnitt ihm das Wort ab.

"Es gibt da dieses hippe Bistro, "Da Luigi", in der Mariahilfer Straße. Ich erwarte sie in 30 Minuten!", sprach er und legte auf. Noch minutenlang lauschte Josef dem Freizeichen. Er war sich unschlüssig, ob er diesem – in seinen Augen – wahnsinnigen Vorschlag folgen sollte. Da ertönte ein Piepen, die Spätzle-Pfanne war fertig!

"Na gut, was soll's!", dachte er sich achselzuckend, und hob seine Jacke auf.


 

Die Werner U-Bahn war überraschenderweise pünktlich, so dass er um Punkt 23 Uhr vor dem "Da Luigi" stand, in gespannter Erwartung, was nun als nächstes passieren sollte.

Drinnen war die Hölle los, Lana del Rey hauchte durch riesenhaft anmutende Lautsprecherboxen und das Personal lief gehetzt von einem Tisch zum anderen. Kaum hatte er die Schwelle des Eingangs überschritten und sich in dem Lärm versucht zu orientieren, da schlug ihm jemand auf die Schulter. Hinter ihm stand ein blondes Mädchen, eine Kellnerin mit hübschen Gesicht, einzig und allein die auf voller Fläche tätowierten Oberarme ließen ihn kurz stutzen. Er selbst trug einen Schriftzug von Siddhartha auf dem Oberschenkel, aber die Erinnerung an die Behandlung mit der heißen Nadel und das mitleidlose "Jetzt sei halt nicht so ein Weib!" des vollbärtigen Tätowierers, erzeugten in ihm einen gewisses Unwohlsein.

"Bist du der Josef?", fragte sie ihm mit gehetzter Stimme.

"Ja, wo....", fragte er doch Josef wurde sofort von ihr unterbrochen.

"Der Herr Sarvaz wartet bereits, komm mit!", sagte sie und führte ihn nach hinten, in eine etwas ruhigere Ecke.

Dort saß ein etwas älterer Herr, mit ordentlich gekämmten Haaren und einem teuren Anzug samt Samtfutter und wies ihn wortlos Platz zu nehmen.

Als er saß, bestellte Sarvaz bei der blonden Bedienung, die immer noch etwas unschlüssig vor ihrem Tisch stand , eine Flasche Vino Nobile di Montepulciano und für Josef ungefragt einen Swimming Pool. Noch bevor sich Josef auch nur in irgendeiner Weise wehren konnte, schaute ihn Sarvaz durchdringen an und begann leise aber bestimmt zu sprechen:

"Schön das sie hergefunden haben, Herr Moosgruber, ich bin, wie ja schon telefonisch bekannt, der Nicolai Sarvaz."

Als Josef etwas erwidern wollte, hob er die Hand und bat ihn zu Schweigen. Er führte weiter aus: "Sie werden sich sicherlich fragen, warum ich sie zu so später Abendstunde aus dem wohlverdienten Feierabend hergeholt habe. Nun, dazu müssen sie wissen, ich führe seit einigen Jahren eine sehr erfolgreiche Schauspielagentur, meine Klienten spielen regelmäßig in den Top-Produktionen des österreichischen Kulturbetriebs."

Und dann holte er eine Schriftstück aus der Hand, das Josef auf ein wenig beschämende Weise bekannt vorkam: Es war der verzweifelte und grenzenlos naive Brief den er nach einer einsamen, volltrunkenen Nacht in seiner Zweizimmerwohnung, hastig aus ein Stück Faxpapier gekritzelt hatte.

"Und jetzt kommen sie ins Spiel!", er nickte Josef freundlich zu. "Ihr – sagen wir mal – "gesteigertes" Interesse gilt ja, wie aus diesem Brief eindeutig hervorgeht, der Frau Thun-Hohenstein! Stimmt's ?"

Josef wusste gar nicht was er sagen sollte, niemals zuvor in seinem Leben hatte er sich so verwirrt gefühlt. Was wollte diese windige Gestalt von ihm?

 


 

Das Scarlett Johansson keine überragende sondern eher eine überbezahlte Actresse war, machte in Schauspielerkreisen schon länger die Runden. Doch spätestens seit "The Spirit" war klar, Anna Thun-Hohenstein würde ihr bei einem möglichen Treffen auf dem roten Teppich nicht die Hand geben. Wojciech schien da zwar anderer Meinung, aber der war ja auch kein Schauspieler und hatte sich bezüglich der Darstellerleistung wohl von der Größe gewisser primärer Geschlechtsmerkmale etwas einlullen lassen. Vielleicht lag es auch daran, dass er kein Englisch verstand und ihm so die Banalität des Plots nicht auf gleiche Weise auf den Magen geschlagen hatte. Anna schlug vor, irgendetwas Essen zu gehen, und da das In-Restaurant "Da Luigi" direkt neben dem Kino lag, wurde das Notwendige mit dem Praktischen verbunden.

Dort wurde Anna zu ihrer großer Überraschung schon erwartet.

...................


 

Epilog

So nach dem nun etwas Spannung aufgebaut sein dürfte, habe ich einen besonderen Vorschlag: Ich als Autor habe mir die weitere Entwicklung dieser Geschichte völlig offengelassen. Auch der Stil ist noch nicht eindeutig festgelegt, ich habe mich bemüht weder zu witzig, noch zu ernst, weder zu geschwollen, noch zu einfach zu schreiben!

So, und nun komme ich zu meiner Idee: Ich möchte, dass die geschätzen Schambereich'ler sich in die Storyentwicklungen mit Ideen und Kritik einbringen und den weiteren Verlauf so mitbestimmen können. Ich bin bereit an jeder Kontroverse teilzunehmen, auch auf die Gefahr hin, dass ich es nicht jedem Recht machen kann, oder dass man versucht mich davon abzubringen.


 

Liebe Grüße,

euer claurel :-)


 


 


Kommentare

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