Fagslut -Teil 1: Der Funke, der das Feuer zündet
Es war einmal wieder so weit: Ich hockte da in einer Kneipe, die ich in einer überstürzten Protestaktion ausgewählt hatte, um meinen Frust zu ersäufen. Ich dachte nach. Bilder formten sich vor meinem geistigen Auge. Bilder aus der Vergangenheit, als Jörn damals mit mir Schluss gemacht hatte. Wie eingebrannt war der Anblick seines schneeweißen Gesichtes in meinem Kopf. Zuerst hatte er nicht gewusst, was er sagen sollte, dann hatte er unverständliches Zeugs daher gestammelt, bevor er mich geschockt gefragt hatte, ob dies mein Ernst sei. Wohlweislich um seine religiöse Erziehung, in der selbst Kondome nicht nur ein böses Übel, sondern auch ein unaussprechlich schmutziges Wort waren, hatte ich bejaht.
Warum hatte ich das überhaupt getan? Ich hätte sagen können, die Videos seien von meinem Bruder, einem früheren Ex-Freund oder jemand wolle mir damit anscheinend einen üblen Streich spielen… Warum nur hatte ich ihm so offenherzig und überhaupt nicht halblaut gestanden, dass ich auf Männer stehe, die es miteinander treiben? War es vielleicht eine Art von schadenfrohem Sadismus – eine Freude daran zu sehen, wie er in Tränen vor entrüsteter Enttäuschung ausbricht? Ich hörte in mich rein aber mein Gefühl sagte mir etwas anderes. Was war es denn eigentlich genau, dass mich immer wieder dazu verleitete, mein schmutziges Geheimnis früher oder später an die Oberfläche zu ziehen? Ich fand die Antwort, welche ich mir selbst gab, einfacher und plausibler als mir lieb war. Ich wollte mich nicht länger verstecken, anderen etwas vormachen oder mich verstellen müssen! Ich wollte endlich so sein dürfen, wie ich war!
Mittlerweile hasste ich nichts mehr, als die liebe brave Freundin spielen zu müssen, die ja ach so begeistert ist von ihrem mindestens ebenso braven heterosexuellen Freund, von dem ihr größter Traum handelt. Ein Traum, welcher selbstverständlich darin besteht, ihn irgendwann in einem riesigen Aufgebot zu heiraten, um danach in der üblichen Monotonie die imaginäre aber dennoch allgemeingültige Aufgabenliste abzuarbeiten, die darin besteht, Kinder zu kriegen, ein Häuschen zu bauen und jahrelang in einer Eintönigkeit dahin zu vegetieren, bis der mehrfache Vater meiner Kinder, die meinerseits zwar nie geplant aber dennoch von ihm unbedingt gewünscht waren, eine beinahe vierstellige Puffrechnung in der Jackentasche vergisst, die ich natürlich beim Wäschewaschen finden oder eines Tages seine zwanzig Jahre jüngere Geliebte mit einem verschlucktem Fußball vor unserer Haustüre stehen würde und mich heulend anschreit, ich solle den miesen Dreckskerl nur herausholen, damit sie ihm endlich wutentbrannt eine runterhauen und vorrechnen könne, was da in wenigen Wochen bald an Verantwortung und finanziellen Ausgaben auf ihn zukommt.
Ich kehrte von meinen unmöglichen Horror-Visionen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, weil mich der Wirt fragte, ob es noch etwas sein dürfe. „Ja, sicher.“, antwortete ich nicht mehr ganz nüchtern, „Noch mal dasselbe!“
Julian hieß er, so viel hatte ich am Rande mitgekriegt, während ich hier die letzten paar Male meine Zeit totschlug, indem ich heimlich anhimmelte, was ich nicht bekommen konnte. Manche, die sehr vertraut mit ihm schienen, nannten ihn auch Juli, obwohl diese Abkürzung zu dem Alter, auf das ich ihn schätzte, gar nicht passen wollte. Er war nicht wirklich alt, vielleicht irgendetwas um die 35 aber er sah trotzdem nicht aus wie ein Juli, sondern eher wie ein David oder Marco aber nicht wie ein Juli. Sprach man seinen Vornamen vollständig aus, ohne die zwei letzten Buchstaben wegzulassen, dann fügte er sich schon eher in ein harmonisches Bild mit dieser überaus anziehenden Erscheinung, die er abgab. Dabei war er nicht einmal besonders muskulös oder verfügte mit seiner schlanken Figur über einen Körperbau, der gemeinhin als besonders attraktiv galt. Es war hingegen eine Schönheit, die tiefer lag, wie sie mitunter in den geschmeidigen Bewegungen seiner Hüften unter der Lederhose und dem geheimnisvoll verwegenen Funkeln in seinen Augen zum Ausdruck kam. Nicht zuletzt hatte ich mich auch direkt an den Tresen gesetzt, um seinen herrlich wohlgeformten Po zu beobachten, wenn er mir den Rücken zukehrte und sich bückte, um etwas unterhalb der Theke hervor zu holen. Manchmal konnte ich auch seinen Duft nach Aftershave und neuem Leder riechen, wenn er an mir vorbeiging, um Getränke zu den Gästen an den Tischen zu tragen.
Aber ich musste damit aufhören … Dringend aufhören! Denn wenn ich diese aussichtslose Schwärmerei fortführte, würde ich mich unausweichlich in das nächste Übel befördern. Julian arbeitete nämlich nicht nur hier, sondern war auch selbst schwul, so viel hatte ich am Rande in den gedankenverlorenen Unterhaltungen mitbekommen, die manch ein Gast hier mit ihm führte, wenn es ruhig war. Mir blieb also keine andere Wahl, als mich gegen den fesselnden Bann seiner Ausstrahlung verzweifelt zur Wehr zu setzen und doch konnte ich es nicht lassen, hier herzukommen, ihm wehmütige Blicke zu zuwerfen, wenn er nicht in meine Richtung sah und meinen Frust zu ertränken, den ich eigentlich genauso gut hätte abreagieren können, indem ich Pascal das Geschirr um die Ohren gepfeffert hätte, welches ihm seine Eltern zum Einzug geschenkt hatten. In der passenden Stimmung dazu, wäre ich jedenfalls gewesen!
„Sag mal, du verträgst ganz schön viel, hoffentlich übernimmst du dich nicht?“, meinte er mit skeptischem Blick und ich fühlte es erneut in mir hochkochen. Hätte er das einen Mann auch gefragt? „Übernehmen? Wieso denn? Nur weil mir etwas zwischen den Beinen fehlt, was die meisten anderen hier haben?“, antwortete ich schnippisch und ließ meine Augen kurz auf einer kleinen Gruppe junger Männer in Lederoutfits ruhen, die ich äußerst attraktiv fand - nicht zuletzt aus dem Grunde, da sie keine Bären mit dicken Bäuchen und Bärten waren, sondern über eine normale bis leicht muskulöse Statur verfügten und sich allesamt im Gesicht rasiert hatten. Was würde ich nur geben, um einer von ihnen zu sein!
„Hey, so war das doch gar nicht gemeint. Ich meinte ja nur, dass du offensichtlich versuchst, irgendwelche Probleme zu ersäufen“, bemerkte er entwaffnend und sah mich mit großen Augen an, sodass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Ich und Probleme?“, ich machte eine Pause, ehe ich fortfuhr: „Nö, ich habe überhaupt keine Probleme! Die haben nur gewisse Kerle aber ich … nicht!“ Jetzt lächelte er ebenfalls. Anscheinend rechnete er bereits damit, dass es um eine Sache ging, die sich Wirte so gut wie an jedem Abend ab einer gewissen fortgeschrittenen Stunde unfreiwillig widmen mussten, wenn die Betrunkenen am Tresen ihren Mund nicht länger halten konnten und dem unseligen Drang nachgaben, fremde Leute mit ihren persönlichen Angelegenheiten zu nerven.
„Na als Kerl kenn ich mich aus, nur raus mit der Sprache!“, forderte er mich weiterhin auf.
Ich sah in die interessiert drein schauenden grauen Augen unter den dunklen kurzen Haaren und sagte mit Bestimmtheit: „Nein… Ganz gewiss nicht… Es sei denn, du kennst dich mit Heteros aus, mit den Schwulen habe ich nämlich überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil!“ Die letzte Hälfte des Satzes sprach ich betont langsam aus und hoffte, dass er das Zeichen zumindest im Ansatz verstehen würde. Doch der Wirt schob bloß fragend die Augenbrauen zusammen und erkundigte sich mit einem Unterton in der Stimme, den ich nicht so recht zu deuten wusste: „Du magst generell keine Heteros oder zielst du auf jemand Bestimmtes ab?“
Ich beschloss ihn aufzuklären, schließlich lockerte der Alkohol mein Mundwerk und außerdem verspürte ich tatsächlich das Bedürfnis, mich mit jemandem auszutauschen, der mich vielleicht ein wenig besser verstehen konnte. Was hatte ich gerade noch über die Redseligkeit von Betrunkenen gesagt?
„Hör mir bloß mit Heten auf! Ehrlich es ist mir egal, auf welches Geschlecht jemand steht aber wieso geraten diese verdammten Heten ständig an mich? Wie oft habe ich schon davon gehört, dass manche Männer ihren Frauen nach einer Zeit beichten, dass sie auch auf Kerle stehen oder sogar mit einem im gemeinsamen Ehebett erwischt werden, worauf es zumeist so richtig Ärger mit der Angetrauten gibt … Dann frage mich jedes Mal: Warum kann mir das nicht mal passieren? Warum suchen die sich immer solche Frauen aus, die sie dafür in die Wüste schicken und kommen nicht mal zu mir? Nein, bei mir läuft es doch glatt umgedreht! Du kannst dir nicht vorstellen, was mein Freund … äh, Ex-Freund heute für einen Aufriss machte, als er meine Schwulenpornos fand. Der wollte mich doch glatt aus der Wohnung schmeißen! Nicht mal ein kleines bisschen tolerant gezeigt hat der sich, nee, ist ja auch klar, dass immer nur ich diese homophoben Arschlöcher abkriege … Das war jetzt bereits der Zweite, der das rausgekriegt hat, und so langsam habe ich echt keinen Bock mehr! Dabei wäre es doch so schön gewesen, wenn er sich zumindest mal ein bisschen interessiert gezeigt hätte …“
Pascal hatte vor gut eineinhalb Stunden da gestanden, als ich nach Hause kam, mit der DVD-Hülle meines versautesten Lederpornos in der Hand und mich mit einem geschockten Blick desillusioniert angestarrt, der mich an das verwirrte Abbild eines Entführungsopfers nach einer Abduktion durch kleine graue Wesen mit überproportional großen schwarzen Glotzaugen, die vergessen hatten, ihr Opfer nach der Behandlung einer gründlichen Amnesie zu unterziehen, erinnerte. „Was - ist - das?“, waren seine ersten Worte nach Rückkehr auf vertraut irdischem Boden, wobei er jede einzelne Silbe in einer so bedächtigen und ungläubig vorwurfsvollen Art betont hatte, dass ich diese aberwitzige Szene bereits für filmreif erklärte und ich kurz davor stand in meiner Hosentasche nach dem nicht vorhandenen ‚Blitzdings’ zu kramen, um die schlampige Arbeit der extraterrestrischen Eminenzen zu vollenden. ‚Haben Sie in letzter Zeit Eulen oder Rehe mit auffallend komischen Augen gesehen oder vermissen Sie in Ihrer Erinnerungen mehrstündige Zeitabschnitte? Hatten Sie schon einmal Nasenbluten beim Aufwachen? Hören Sie ab und zu unerklärliche Geräusche in ihrem Kopf oder finden in Ihrer Wohnung Pornofilme, deren Herkunft Sie sich nicht erklären können? Ja? Dann kann ich Ihnen helfen: Schauen Sie einfach in den kleinen Fotoapparat, den ich hier in meiner Hand halte und warten Sie auf das grelle Licht – bitte das Lächeln nicht vergessen!’
Fast hätte ich unwillkürlich gelacht, wären mir nicht gleich die kleinen Bildchen auf der Vorderseite der Hülle aufgefallen, die mir so verdammt vertraut vorkamen, dass mir augenblicklich durch den Kopf schoss, was denn da eigentlich so alles Schönes in dem Porno zu sehen war, auf den ich mir immerhin schon mehr als geschätzte hundert Mal einen runtergeholt hatte. Ich kannte ihn auswendig - Pascal wahrscheinlich noch nicht. Hoffte ich wenigstens. Nun ja, wenn er jetzt aber nach der Vorderseite ebenfalls die Rückseite kannte – und das musste er unweigerlich, wenn er die bunte Plastikhülle so demonstrativ vor sich hielt -, wusste er ohnehin bereits, dass es beim Anpinkeln und den schmutzigen Spermaküssen, bei denen die Körper der Protagonisten vollgekleckert wurden, nachdem sie von Mund zu Mund gereicht worden waren, nicht blieb. Da ich auf eine derartige Situation in diesem Moment überhaupt nicht vorbereitet gewesen war, fiel mir nichts Besseres ein, wie eingehend die skandalösen Bildchen zu mustern, als würde ich diesen Schweinkram heute zum ersten Mal erblicken, während ich in naiver Nachdenklichkeit erwiderte: „Hm, ich würde sagen, sieht aus wie ein Schwulenporno...“
Ich guckte ihn nicht an, hörte aber wie er angestrengt bei meiner Aussage schnaufen musste. Ich schluckte. Er glaubte mir kein Wort. „Willst du mich verarschen? Wo kommt der her und was macht der hier?“ Dies war der Todesstoß für unsere Beziehung gewesen, denn eine glaubwürdige Ausrede wollte mir daraufhin nicht mehr einfallen. Selbst die brillante Strategie, den Spieß herumzudrehen, indem ich so tat, als könne der Streifen ja wohl offensichtlich nur ihm gehören, scheiterte kläglich. Indem er mir zu allem Überfluss dann auch noch einen Vortrag darüber hielt, wie widerlich ich sei, brachte er mich dazu, wortlos auf dem Absatz kehrt zu machen und ohne einen weiteren Erklärungsversuch wieder aus dem Haus zu verschwinden.
Und nun saß ich also hier, trank einen nach dem anderen, in der Hoffnung den Vorfall vergessen zu können oder ihn zumindest seiner beschämenden Wirkung zu berauben und wusste obendrein nicht mal, wo ich heute Nacht schlafen sollte.
Julian lachte amüsiert, nachdem er sich aufmerksam meine Geschichte angehört hatte, bei der ich gemerkt hatte, wie er immer wieder verzweifelt gegen sein eigenes Grinsen angekämpft hatte. „Na, was hast du denn erwartet? Du hast dem Jungen einen riesen Schrecken eingejagt, den muss er erstmal verdauen! Der hat mit Sicherheit noch nie in seinem Leben zwei Kerle beim Vögeln gesehen, geschweige denn nur daran gedacht und da kommst du gleich mit so einem derben Hammer an! Du bist ja drauf!“
„Und du bist gut! Er und zwei Kerle beim Vögeln? Verdauen? Es ist aus, selbst wenn er wieder ankommen sollte, von meiner Seite her ist Schluss und daran ändert sich auch nichts! Du kennst nicht zufällig einen gut aussehenden Bisexuellen oder gibt es in unserer Gegend wirklich nichts anderes als nur Schwule und Heten?“, erkundigte ich mich resigniert, ohne die Lösung meines Problems zu erwarten.
Jedoch strahlte mich Julian bloß fortwährend heiter aus seinen auffallend hellen Augen an und ich erkannte, wie er mit einem belustigten Lachanfall rang. In mir stieg Wut auf, ich fühlte mich nicht ernst genommen und vorgeführt aber womit hatte ich denn auch gerechnet? Niemand verstand mich und niemand würde mich je verstehen, ich war nirgends zu Hause, mein Platz lag in einem vakuumgefüllten Zwischenraum, der alles einfache Glück wie ein Schwamm in sich aufsog und mich dadurch zur ewigen unglückseligen Einsamkeit verurteilte. Ich sabotierte mich durch mein eigenes Verlangen selbst, welches sich weder unterdrücken noch erfüllen ließ und mir in der Liebe stets, wie ein tonnenschwerer Klotz am Bein hing, wenn ich mich doch eigentlich so leicht und unbeschwert fühlen sollte, wie im allseits berüchtigten siebten Himmel, der voller Geigen hängt. Jedoch hatte ich in meinem bisherigen kurzen Leben weder den Himmel gesehen, noch die durch engelsgleiche Hand gespielten Violinen gehört. Entweder glaubten einige erwachsene Menschen noch an den Weihnachtsmann oder ich hatte schlicht zu wenig Fantasie (oder vielleicht auch romantische Einbildungskraft), um ihn mir vorzustellen.
Was sollte ich tun, wo sollte ich hin? Wo war mein Platz in dieser beschissenen Welt der Stereotypisierung? Mochte ich mir für meine Meinung auch ab und zu Kritik einfahren, ich fand die Angleichung der Geschlechter eine verdammt gute Sache und war mir sicher, dass hundert Jahre später kein Hahn mehr in unseren Gefilden nach einer Gleichstellung würde krähen müssen. Warum zur Hölle war ich dann erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts geboren und nicht im nächsten? Gab es da oben vielleicht irgendeinen grausamen Quälgeist, der sich daran ergötzte, mich mit meinen Ausprägungen und Eigenschaften auf eine Gesellschaft loszulassen, die mir mit ihrem Unverständnis beständig das Leben schwer machte?
„Na herzlichen Dank auch, ich finde das nicht besonders lustig! Vor zwei Jahrzehnten hat man in der Öffentlichkeit allerdings auch noch über dich gelacht und tut es heute teilweise immer noch, das solltest du bei all der Heiterkeit nicht vergessen!“, versank ich bissig und verärgert über derartig provokative Ignoranz in meinem blinden Selbstmitleid. Es war unverkennbar, dass ich in meinem angetrunkenen Zustand allmählich mutiger wurde. Vielleicht sogar zu mutig.
„Nein, um Gottes willen! Du verstehst mich völlig falsch!“, schlug er in einer abwehrenden Geste der Hilflosigkeit die Hände überm Kopf zusammen, bevor er seine Arme bis zum äußeren Rand über das Bartresen streckte und sein Kinn verzweifelt fast gänzlich auf sie sinken ließ, um mich nun mit einem fixierenden Blick von unten nach oben anzusehen, als wüsste er etwas, von dem ich keine Ahnung hätte. „Bist du immer so nett, wenn du zu viel getrunken hast oder ist daran dein Ex schuld?“, bemerkte er spöttelnd aber ich kam nicht dazu, ihm etwas zu entgegnen, denn als ich gerade dabei war eine passende Antwort in meinem beschwipsten Hirn zu formulieren, fuhr er schon fort: „Also pass auf, wenn du es unbedingt willst … Und es dir wirklich ernst ist …“, druckste Julian plötzlich herum, ehe er mit gedämpfter Stimme fortfuhr: „Kann ich vielleicht was organisieren, da müsste ich aber erstmal herumtelefonieren und außerdem müsstest du dir die Jungs natürlich auch mal anschauen, nicht dass es da zu unangenehmen Überraschungen kommt …“ Sprachlos und völlig perplex starrte ich ihn an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? „Was meinst du damit genau? Ich dachte du … äh … von denen du sprichst, die sind doch schwul, oder?“, erkundigte ich mich skeptisch und auf einmal gar nicht mehr so selbstsicher mit einem kleinen schlechten Gewissen. Zudem wollte ich meine Freude über ein solches Angebot ohnehin vorerst zügeln, denn am Ende würde ich nur eine weitere Enttäuschung auf einer Skala verzeichnen müssen, die heute bereits an ihrem oberen Ende geplatzt war.
„Ja nun, du glaubst gar nicht, für wie viele der Männer, mit denen ich schon gevögelt habe, ‚schwul’ ein äußerst dehnbarer Begriff ist, also halt mal schön den Ball flach. Manche sind offen bi und andere interessieren sich nur für unkomplizierten Sex mit Frauen, da dieser sich aber zumeist mit ihnen sehr schwer gestaltet und Männer da einfacher gestrickt sind, wobei sie sich für das gleiche Geschlecht oftmals sowieso mehr erwärmen können … Das betrifft natürlich längst nicht alle aber einige durchaus. Wir feiern hier manchmal Parties, geschlossene Gesellschaft, du verstehst? Und da geht es meistens ziemlich rund.“, erläuterte er mit einem vorsichtigen schiefen Grinsen und sich verlegen am Kopf kratzend. Ich versuchte mit meinen Lippen Worte zu formen, fand allerdings nicht die richtigen. Das musste ich mir einbilden, es gab keine andere Möglichkeit oder ich war eingeschlafen und träumte – genau das musste es sein! Wurde ich hier tatsächlich gerade zu einer Sexparty mit Ledermännern eingeladen? Wenn dies ein Traum war, dann beschloss ich hiermit, das Beste aus ihm zu machen! „Wann und wo? Ich bin sofort dabei!“
„Ganz ruhig, es eilt nicht. Oder vielleicht doch … Diesen Samstag ist wieder eine, du könntest aber auch vielleicht zum übernächsten Treffen in vier Wochen kommen. Hm, stellt sich außerdem die Frage, wie erfahren du bist, immerhin brauche ich dir ja nicht zu erklären, was für Sauereien wir da anstellen werden, nicht wahr?“, er schmunzelte mich süffisant an.
Was hieß denn da eigentlich wir? Wenn Julian nicht nur dabei, sondern auch mitmachen würde und ich ebenso involviert wäre, würde das dann etwa bedeuten … Ich versank in seinen stahlgrauen Augen und entschied: Nein, das wäre nun aber wirklich zu schön, um wahr zu sein! „Wen meinst du denn alles mit ‚wir’? Ich glaube nicht, dass so ein gut aussehender Typ wie du sich für Frauen interessiert. Schau mich nicht so an, das nehme ich dir nicht ab!“
„Warum nicht? Ich hab dir doch gerade das mit den dehnbaren Begriffen erklärt, oder?“, meinte er frech mit einem Augenzwinkern. Jedoch fand er nur kurz zu seinem lockeren Lächeln zurück, dann wurde aus den freundlichen Augen ein Blick, der mich bis aufs Blut durchdrang. Er ließ mich unmissverständlich spüren, dass ab sofort die Grenze des üblichen Gewäsches zwischen angetrunkenem Gast und dem Seelsorger, der ihn beim Versuch seinen Ärger im Alkohol zu ertränken, tatkräftig unterstützte, überschritten war. „Mal ernsthaft jetzt …“, zog er unsere Unterhaltung immer weiter auf eine höhere Verfänglichkeitsebene, während er mir nun für einige lange Sekunden ohne weiterzusprechen unentwegt in die Augen sah und mich scheinbar auf den Wahrheitsgehalt meiner Aussagen und dem Mut meines Willens zur Umsetzung meiner Träume prüfte. Ich fühlte dabei eine seltsame Verbindung entstehen, die von der Elektrizität eines Blitzes geladen schien und meinen Körper vom Haaransatz bis zu den Fußzehen durchjagte, während wir in dieser wortlosen Kommunikation mehr Informationen übereinander austauschten, als es Worte jemals vermocht hätten.
Ungläubig entdeckte ich dabei einen seltsamen neuartigen Wunsch in mir, dessen Spuren ich durch Julians Augen folgte, wie ein Jäger den Tatzenabdrücken seiner Beute im Schnee. Vielleicht war es bloß eine Laune, die mir mein überstrapaziertes Gemüt heute einredete – vielleicht aber auch nicht. Mein stummes Verlangen, das sich in mir wie ein brennendes Feuer selbst verzehrte, bestand darin mich diesem Mann sexuell zu unterwerfen! Spielte ich mir selbst einen Streich? Woher kam das auf einmal so plötzlich? Ich wusste, nicht woran es lag, man merkte ihm an seiner freundlich aufgeschlossenen und lockeren Art keinen Hauch von Dominanz an. Ich musste es schließlich wissen, wie oft war ich schon von Männern angegraben worden, die gerne bestimmten und die ich allesamt dermaßen abstoßend fand, dass ich ihnen postwendend Körbe verteilte, – mal mehr mal weniger nett, wie gerade eben - da ich mich in der Autonomie meiner Persönlichkeit auf keinen Fall einschränken lassen wollte. Aber war Julian denn einer von diesen Machos, Proleten oder arroganten Schnöseln, die sich gerne als ein persönliches Geschenk Gottes an die Damen-, oder je nach sexueller Ausrichtung, an die Herrenwelt sahen? Nicht die Spur, nein, diesen Eindruck hatte ich wirklich ganz und gar nicht … Die Rede war hier außerdem auch vom Sex, nicht vom alltäglichen Umgang, richtig?
Scheiße, was ging hier überhaupt ab, wir hatten nicht mal darüber gesprochen und schon schien alles klar zu sein! Einer wahrlich bemerkenswerten Begegnung erlag ich hier, die mich in ihrer unbekannten Einzigartigkeit nicht nur zum Grübeln, sondern auch mein Bild von männlicher Dominanz ins Wanken brachte. Es war das erste Mal, dass ich etwas Derartiges in mir fühlte, und konnte es deshalb zu Beginn gar nicht recht fassen. Doch er erhielt den stummen Austausch ungesprochener Informationen beharrlich aufrecht, sodass es mir immer eindeutiger schien, je länger diese geheimnisvolle Verbindung andauerte. Ich hatte zwar keinerlei Vorstellungen, was diesbezüglich zwischen uns geschehen sollte, erkannte aber wie meine Emotionen mir glasklar aufzeigten, dass er in mir als erster und einziger Mensch ein solches Verlangen herauf beschwor und ich weder Abwehr, noch Unbehagen dabei empfand.
Nach dieser eigentlich eher kurzen Zeitspanne, die dennoch alles offen zu legen schien, was offen gelegt werden musste, beendete er seinen Satz, während ich hätte schwören können, dass er genau wusste, was er da eben in mir berührt hatte. „… wir betreiben nicht unbedingt Kuschelsex, weißt du. Darum auch die Frage nach deiner Erfahrung. Es macht nichts, wenn du in einigen Dingen noch unbeleckt bist, jedoch sollten wir deinen Erfahrungsschatz am besten vor der Party erweitern. Wenn du willst, übernehme ich das gerne! Heute ist Mittwoch und bis Samstag haben wir noch ein paar Tage, die ausreichen dürften, um dir ein paar Dinge zu zeigen, die du sonst nur aus deinen Wichsfantasien und Pornofilmchen kennst.“ Die Anspielung sprang mir aus seinen Worten geradezu entgegen, während ich mir bereits über die Umsetzung den Kopf zerbrach. „Verdammt, ich würde so gerne aber ich muss mich erstmal darum kümmern, wo ich die nächsten paar Tage überhaupt schlafen soll! Da ich zurzeit im Urlaub bin, würde es nicht mal ein Problem mit meiner Arbeit geben aber ich muss vorher gucken, dass ich irgendwo unterkomme!“, gab ich verzweifelt von mir, indem ich gedanklich schon einmal die Liste der Freunde und Bekannten durchging, die eventuell noch ein Bett oder wenigstens den unbequemen Schlafplatz auf einem Sofa für mich frei hätten. Doch Julian verzog seine geschwungenen Lippen erneut zu einem schiefen Grinsen, während er gerade einem anderen Gast eine Cola einschenkte und anstatt mich, geistesabwesend das Glas ansah. „Pass auf, ich habe da so eine Idee. Aber das Angebot besteht nur unter einer Bedingung!“, meinte er und übergab das Getränk einem Herrn um die 40, der es offensichtlich vorzog der überwiegenden Mehrheit hier zu beweisen, dass man nicht unbedingt immer Bier und Whiskeymischgetränke konsumieren musste, wenn man ein einschlägiges Lokal aufsuchte. Ich wartete gespannt darauf, dass Julian mir seinen Vorschlag unterbreiten würde, was er auch tat, indem er mir nun sehr nahe kam, seine Hand auf meine Schulter legte und mir in einem vertraulichen Ton anbot: „Du kannst bei mir schlafen, mein Bett ist groß genug.“ Entzückt und überrascht zugleich lächelte ich ihn an, woran er jedoch gleich seine Bedingung anzuknüpfen wusste: „Aber! Und hör mir bitte genau zu, denn was ich dir jetzt sage, ist von unermesslicher Bedeutung für mich …“ Er sprach so leise, dass er schon fast flüsterte, weiter: „Wir werden ein paar sehr schmutzige Dinge tun, ich denke, das weißt du. Allerdings möchte ich unter keinen Umständen, dass du irgendetwas davon – und sei es was es will – nur aus Dankbarkeit, einem Gefühl der Verpflichtung oder anderen Gefälligkeitsdrang mir gegenüber tust. Alles was passiert, solltest du ebenfalls wollen und dieser Wille muss aus dir selbst kommen, sonst funktioniert es nicht. Ich denke, du hast vorhin genauso gut wie ich gemerkt, was los ist. Auf diesen Punkt werden wir bald schon näher eingehen und du kannst dir sicher vorstellen, dass es ausgerechnet bei einer solchen Konstellation sehr wichtig ist, dass du dich wohlfühlst – auch und besonders dann, wenn du mir untergeben bist.“
Julian unterhielt sich sehr einfühlsam mit mir, was für mich zuerst ein wenig ungewohnt war, denn seit Langem hatte ich schon nicht mehr das Gefühl gehabt, dass mir jemand zuhört und mich dabei sogar versteht. Er war nicht mit einem Ohr beim Geschehen im Fernseher, wie Pascal dies immer zu tun pflegte, wenn ich versuchte mit ihm über etwas Belangvolleres, als das Abendessen oder die nächste Autowäsche zu sprechen. Hätte er sich auch nur einmal so interessiert gezeigt, wie es Julian gerade tat, hätte ich ihm vielleicht von meinen verborgenen Wünschen und Sehnsüchten erzählt, jedoch gehörte hierzu wohl ein Maß an Vertrauen, welches sich durch geistige Bequemlichkeit unmöglich aufbauen ließ. Nun würde er das ersehnte Leben eines alten gebrechlichen Greisen führen können, nach dem er immer gestrebt hatte und das lediglich darin bestand, vorm Fernseher zu sitzen, Unmengen an Chips und Pizza in sich hineinzustopfen und sich jedes Mal aufzuregen, wenn er eben doch ab und zu das Haus verlassen musste, und sei es nur um sich Nachschub zu holen.
Er bevorzugte das Leben vor der Flimmerkiste und ich das Leben in der Realität, letztendlich hatte uns dieser gravierende Unterschied weit auseinander treiben lassen.
Bei Julian hingegen fühlte ich mich angenommen, ich konnte ihm die Fragen stellen, die mir schon lange auf der Seele brannten und mit ihm ganz offen über Dinge diskutieren, für welche mich Pascal wohl eher zu einem guten Psychiater geschickt hätte. Bereits nach einer halben Stunde hatte ich den irrwitzigen Eindruck, dass er mehr über mich wusste und mich besser kannte, als es Pascal jemals getan hatte. Wir vereinbarten, dass er mich zu unserer Wohnung fuhr, um einige Klamotten für die nächsten paar Tage einzupacken, von denen ich bereits jetzt schon wusste, dass er sie mir sicherlich schneller wieder vom Leib riss, als ich bis drei zählen konnte. Danach tätigte er ein kurzes Telefonat und keine zehn Minuten später stand ein junger schlaksiger Mann vor uns, der den Thekendienst übernahm, während Julian zum sofortigen Aufbruch bereit hinterm Tresen hervorkam und mir mit einer auffordernden Geste keck zu zwinkerte. Er schaffte es mir ein unwillkürliches Schmunzeln abzuringen, obwohl mir beim Gedanken daran gleich meinem Ex-Freund unter die Augen treten zu müssen, alles andere als wohl zumute war.
Als wir gemeinsam das Lokal verließen, stachen mir die zwei sich knapp überm Eingang im seichten Wind blähenden Fahnen ins Auge. Sie hatten in meiner Brust bei meinem ersten Besuch ein wildes Herzklopfen ausgelöst, jedoch jetzt widmete ich der Rainbow-, sowie der Leather-Pride-Flag nur kurz meine Aufmerksamkeit, denn mir wurde durch eine Eingebung plötzlich schlagartig bewusst, dass ich hier goldrichtig war und nun mehr keine Zeit vergeuden durfte, so schnell wie möglich mit meinem alten Leben abzuschließen.
Julian klimperte derweil freudestrahlend mit einem Schlüsselbund vor meinen Augen herum und drohte mir gespielt theatralisch, während er ein paar langsame Schritte rückwärts machte: „Warte kurz, ich hole nur das Auto vom Hof. Wehe du läufst mir weg!“ Ich sah ihm nach, und betrachtete die eiligen Bewegungen der in schwarzes Leder gehüllten wippenden Pobacken. „Wieso sollte ich denn bitteschön vor dir davonrennen? Julian, du bist zum Niederknien und nicht zum Weglaufen!“, wollte ich ihm laut hinterher rufen, jedoch fand ich leider nicht den nötigen Mut dazu. Derjenige, vor dem ich am liebsten die Beine in die Hand genommen hätte, befand sich hingegen gerade ungefähr zehn Kilometer Luftlinie entfernt von hier – eine Entfernung, welche ich am liebsten eher noch vergrößert, anstatt verringert hätte. Geduldig wartete ich auf meine neue Bekanntschaft und schwelgte in unanständigen Schwärmereien, doch wurde ich nach einer geschätzten halben Minute jäh gestört.
„Na los, steig schon ein oder gefällt es dir vor meiner Kneipe so gut, dass du hier Wurzeln schlagen willst?“, rief es auf einmal neckend aus einem älteren Audi 80 und beinahe wurde ich von den blitzenden Zähnen geblendet, welche mich aus dem offenen Fenster des Wagens breit grinsend anstrahlten. Es war unverkennbar, dass er sich über unsere Zusammenkunft genauso freute, wie ich, die gerade absolut in der Welt ihrer Träume und Gedanken auf dem Parkplatz des Lokals gestanden und von der Außenwelt kaum noch etwas mitbekommen hatte.
Ich nahm auf dem Beifahrersitz platz und stellte verblüfft fest, dass mir hier drinnen die feine Duftnote frischen Leders, welche Julian an sich hatte, noch eine Spur intensiver vorkam, als in der Bar. War er das oder roch der Innenraum dieses Autos auch ohne seine Anwesenheit danach? Ein wenig beklommen merkte ich außerdem, wie mir die Hände feucht wurden und dies lag nicht unbedingt an dem warmen Wetter dieses Sommertags, sondern eher daran, dass wir hier eine neue Ebene beschritten, die unserer Abmachung etwas Hochoffizielles verlieh und die im Begriff war, in eine Bewegung zu kommen, die nicht mehr rückgängig zu machen wäre. Nicht, dass ich einen Rückzieher machen wollte, nichtsdestotrotz war ich allerdings auch nur ein Mensch und diese hatten es für gewöhnlich so an sich, dass sie bedeutungsvollen Umbrüchen in ihrem Leben oftmals mit einem gewissen Grad an Anspannung entgegen sahen. Darüber hinaus war die Bekanntschaft mit Julian noch sehr jung, es war also gut möglich, dass wir vielleicht doch nicht so gut harmonierten, wie es auf den ersten Blick den Anschein machte. Wo sollte ich dann hin? „Egal“, sagte ich mir im Geiste, „Hauptsache raus aus der alten Zwangsjacke!“
Da gegenüber unserer Wohnung ein großer Supermarkt lag, in dem Julian öfter einkaufte, hatte ich ihm den Weg nicht erklären müssen und so beschränkte sich unsere Unterhaltung auf andere Dinge, nachdem er als erster die Stille durchbrochen hatte: „Sieh es als Kompliment, aber ich habe mich so angeregt mit dir unterhalten, dass ich ganz vergessen habe, dich nach deinem Namen zu fragen.“
„Melanie“, entgegnete ich knapp.
„Wie alt bist du eigentlich?“
„25. Und du?“
„Was schätzt du denn?“ Sein markantes Lächeln war wieder voll da.
„Hm, weiß nicht genau ... 35 vielleicht?“
Jetzt wurde es so breit, dass man die etwas spitzeren Eckzähne erkennen konnte, die ihm einen diabolischen Hauch verliehen. Würde ich sie vielleicht schon bald in Form eines leidenschaftlichen Liebesbisses in meiner Haut spüren? Ich wünschte es mir sehnlichst!
“Netter Versuch, du bist nah dran.“
„Na, älter bist du auf keinen Fall! 33 - mein letztes Angebot!“, verkündete ich voll
überzeugter Gewissheit, was bei ihm erneut einen vergnügten Lachanfall auslöste. Allerdings fand ich daran nichts Witziges, denn er sah tatsächlich äußerst attraktiv aus und von lichtem Haar oder Falten im Gesicht war er so weit entfernt, wie die Sonne vom Mond.
„36, aber verrate das bitte niemandem!“, berichtigte er mich sichtlich froh über die Tatsache, dass ich meinen Tipp nach unten, anstatt nach oben verlagert hatte.
Ich begutachtete ihn noch einmal genauer, kam dabei aber trotzdem zu keinem anderen Ergebnis.
„Du wirst es kaum glauben, ich habe da vor langer Zeit ein proteinhaltiges Wundermittel für mich entdeckt, das mich bis zum heutigen Tage unverändert jung hält. Die genaue Rezeptur wird nicht verraten, aber wenn du willst, darfst du es gerne mal ausprobieren.“, kommentierte er meine prüfenden Blicke mit gespielter Ernsthaftigkeit und brachte mich dazu, mir schmunzelnd auf die Unterlippe zu beißen. Die Vorstellung, er könne seine eigene oder auch die Sahne eines anderen schlucken ließ mich ihn in verheißungsvoller Erwartung betrachten, was von ihm nicht unbemerkt blieb.
„Erwischt! Wie der Schelm denkt, so ist er! Ich habe nicht von Wichse gesprochen!“, stellte er mit sichtlicher Genugtuung fest.
„Du hast es aber gemeint.“, erwiderte ich unbeeindruckt.
„Hast du schon mal Sperma gekostet?“, begann er mich über meinen sexuellen Erfahrungsschatz auszuquetschen.
„Von meinen Ex-Freunden? Nee du, warum sollte ich deren Wichse schlucken, wenn sich die Herren selbst zu schade dafür sind!“, entgegnete ich zynisch.
„Gute Einstellung, gefällt mir“, äußerte er sein Statement im Hinblick auf meine Überzeugung.
Es entstand eine kleine Pause, ehe er fortfuhr: „Wurdest du eigentlich schon mal in den Arsch gefickt?“
„Ja, aber nicht allzu oft.“
„Gut. Und wie sieht es mit Fisting aus?“
„Nein, bisher noch nicht.“
„Natursekt?“
„Nein.“
„Schlägen?“
„Hm-hm“, musste ich auch diese Frage verneinen, wenn man einmal von leichten Klapsen auf den Po absah.
„Ohrfeigen?“
„Was?!“, stieß ich entrüstet hervor, was er offensichtlich in seiner auf den Straßenverkehr gerichteten Konzentration nicht richtig mitbekam, denn beiläufig, als hätte ich ihn nicht verstanden, erklärte er: „Na, ob dich schon mal einer ins Gesicht geschlagen hat.“ Dann mussten wir an einer roten Ampel anhalten und er drehte sich zu mir herum, während er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte.
„Keine Sorge, wir reden hier von Schlägen, die im Lustrausch verteilt werden, nicht von minder bemittelnden Kerlen, die ihre Frauen im Zorn verprügeln.“, erläuterte er sofort mit einer entwaffnenden Geste.
„Über Ohrfeigen beim Sex habe ich ehrlich gesagt, noch nie nachgedacht …“, entgegnete ich hingegen wahrheitsgemäß, während ich glaubte, die Andeutung eines schmutzigen Grinsens über seine Lippen huschen zu sehen.
„Brauchst du auch nicht.“
„Was?“
„Nachdenken!“, kam es von ihm wie aus der Pistole geschossen.
Mit einem verwegenen Ausdruck blickte er mich nun an und nahm seine rechte Hand vom Lenkrad, um mir liebevoll die Haare über meine ihm zugewandte Schulter zu streichen. Ich glaubte ein kleines zärtliches Lächeln zu bemerken, welches dezent seine Lippen umspielte, war mir allerdings nicht wirklich sicher. „Es ist meine Aufgabe, die Kontrolle zu bewahren, du sollst nur genießen und dir nicht den Kopf zerbrechen“, verdeutlichte er die Regeln unseres Spiels, während die subtil mitschwingende Wärme in seiner Stimme sich in Form eines behaglichen Schauers auf meinem Körper ausbreitete.
Die Ampel schaltete auf grün um und Julian wendete sich wieder dem Verkehr vor ihm zu, um unsere Fahrt fortzusetzen und es folgten ein paar Fragen meinerseits, auf welche er mir aufschlussreich seine Sichtweise enthüllte: „Für die nächsten paar Tage bist du mein Junkie und ich deine Droge. Den Preis, den du für die Droge bezahlst, ist dein Schamgefühl, wobei mir nicht entgangen ist, dass du davon nicht allzu viel zu haben scheinst. Allerdings werden meine Freunde und ich dich so weit in die Enthemmung treiben, dass du überhaupt keines mehr besitzen wirst. Einzig und allein dein Trieb wird dich beherrschen und dir dafür ungeahnte Rauschzustände bescheren, während ich wiederum deinen Trieb beherrsche. Ich weiß zwar nicht, was deine Ex-Freunde so alles verlangten, jedoch solltest du wissen, dass du trotz allem, weder von meinen Jungs, noch von mir als willenloses Objekt angesehen wirst. Jedoch wirst du über deinen Willen kontrolliert werden und dein Verlangen wird alles sein, was dich überhaupt noch steuert. Dies liegt darin begründet, dass ich meine eigene Lust aus deiner unermesslichen Erregung gewinne, wenn ich in deinen Augen sehe, wie du das Menschliche in dir komplett aufgibst und lediglich ein wildes Tier übrig bleibt, das mir die unverfälschte Schönheit seiner ursprünglichen Leidenschaft zeigt und das von mir fordert, gebändigt zu werden. Man kann ein Tier brechen, damit es einen fürchtet und gefügig wird oder man kann es bändigen, indem man es zähmt, damit es einen liebt und sich freiwillig aus einem Wohlbehagen heraus hingibt, das direkt aus dem Herzen stammt – beides funktioniert, aber ich bevorzuge eindeutig letztere Variante. Was ich von dir will, ist darum keine blinde Speichelleckerei in Form duckmäuserischen Gehorsams oder die ausdruckslose Erwartungshaltung einer Gummipuppe. Sei einfach so, wie du bist, ganz ohne Scheu. Lass dich fallen und unterdrücke nichts, zeig mir deine Bewunderung, wenn sie dich überwältigt, und zeig mir alles andere, was du empfindest, damit bereitest du mir den größten Gefallen.“
Beeindruckt lauschte ich jedem seiner Worte und musste mir eingestehen, dass noch kein Mann jemals auf einer solchen Ebene mit mir gesprochen hatte. Klar, das übliche Gerede unter Verliebten, wie sehr sie doch einander vergötterten und die Beteuerungen, wie wertvoll sie füreinander waren, kannte ich natürlich aber das hier war mir neu. Er hatte es zwar sehr ernst aber nicht kühl ausgesprochen, ich fühlte, dass dies nun kein Spaß mehr war und er mir versuchte klar zu machen, worum es ihm hauptsächlich ging.
Wir hatten unser Ziel jetzt fast erreicht und mein Kopf war aufgrund der Bilder, welche ich bereits im Internet und anderweitig gesehen hatte, voller Befürchtungen. Ich hatte Angst, dass Julian zu viel von mir verlangte, gleichzeitig brachte er mich allerdings auch in Verlegenheit. Wie sollte ich ihm bloß erklären, was in mir vorging?
„Was hast du denn, habe ich etwas Falsches gesagt?“, erkundigte er sich besorgt. Ich konnte ihm diesbezüglich wohl nichts vormachen, also beschloss ich, wenn auch halblaut, Klartext zu reden: „Julian, ich habe Angst, dass du zu viel von mir erwartest. Ich will von dir unterworfen werden oder besser gesagt, mich dir freiwillig unterwerfen aber brutale Quälereien oder dieser strenge Befehlston, wie ich es schon von einigen anderen mitbekommen habe, sind nicht mein Ding. Wenn du mich schlägst, musst du mich auch streicheln können, und wenn ich sage, dass du aufhören sollst, musst du aufhören, das ist sehr wichtig für mich. Die Vorstellung dich um Gnade anzuwinseln gefällt mir ganz und gar nicht, auch wenn ich weiß, dass es wahrscheinlich dazugehört. Für dieses typische Erziehen und Abrichten bin ich wahrscheinlich zu weich … Das verwirrt mich alles, ich fühle etwas Derartiges zum ersten Mal und habe keine Ahnung, wie das zwischen uns ablaufen soll …“ Ich kam mir unglaublich naiv und mimosenhaft vor, wenn er jedoch wollte, dass ich ihm meine Gefühle ganz offen zeigte, dann würde er dafür zweifelsohne Verständnis haben müssen, außerdem konnte ich auch nichts an meinen Befürchtungen ändern – sie waren nun einmal da.
Er schüttelte den Kopf und setzte bereits an, um zu antworten, da sah ich allerdings vor uns in der Ferne die Abzweigung in die Straße des Wohnblocks, in welchem Pascal sich jetzt aufhielt und wies ihn darauf hin: „Am besten hältst du gleich da vorne an der Telefonzelle, sonst sieht Pascal mich noch aus einem fremden Wagen steigen und rastet endgültig aus.“ Ich glaubte zwar nicht, dass mein Ex-Freund die Fenster bewachte, wollte aber trotzdem auf Nummer sicher gehen.
Stumm bog er in die Straße und brachte das Auto kurz vor der Telefonzelle am Gehsteigrand zum Stehen. Er stellte den Motor ab und schaute mich dann mit einem Blick an, der so viel intime Nähe ausdrückte, dass es mir nach der kurzen Zeitspanne unseres Kennenlernens beinahe unheimlich wurde. Vertrauensvoll legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich lehnte meinen Kopf zurück, um für einen Moment die Augen zu schließen. Er hypnotisierte mich – ich hatte in diese rauchgrauen Augen gesehen, fühlte seine Berührung auf mir und schon befand ich mich in einem Zustand, in dem nur noch er existierte. Wie machte er das? Julian verfügte tatsächlich über die Wirkung einer Droge, stellte ich hingerissen fest und öffnete meine Lider erst wieder, als ich seine Stimme vernahm.
„Wie solltest du mich denn wollen können, wenn ich dir deinen Willen nehme, hm? Mein Ziel ist es doch nicht, dich im qualvollen Schmerz leiden oder um Gnade betteln zu sehen, ganz im Gegenteil: Viel mehr ist es das schönste Kompliment für mich, wenn ich dir so viel Lust bereite, dass du in meinen Händen den Verstand verlierst und alle Kontrolle über dich abgibst. Du wirst weder her-, noch irgendetwas aushalten müssen, ohne deine Geilheit geht schon mal gar nichts. Mir geht es nämlich nicht darum, dir den Hintern in einen möglichst tiefen Blauton zu schlagen, sondern um deine Reaktion auf meine Schläge. Glaub bloß nicht, dass ich dich erziehen werde, du bist schließlich kein Kind mehr, außerdem gibt es für mich in dieser Hinsicht kein richtig und auch kein falsch, und wenn ich jemanden brauche, der auf Abpfiff pariert, dann geh ich ins Tierheim und kauf mir ’nen Hund. Es interessiert mich so wenig, wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt, was andere für allgemeingültig erklären. Zum Glück steht es jedem frei seine eigene Vorstellung davon zu haben, wie man die eigene Sexualität ausleben möchte, wobei ich jedenfalls bis jetzt noch kein Regelwerk benötigt habe, um meine Befriedigung zu finden und ausgelastet zu sein. Schon einige Typen, die ich hatte, beschwerten sich, ich sei ihnen nicht hart, kalt und brutal genug, aber ich sag’ dir was …“ Einfühlsam lächelnd berührte er jetzt meinen Hals und strich mit den Fingerspitzen langsam bis zu meinem Nackenbereich, während ich, gebannt von seinen eisgrauen Augen, gar nicht bemerkte, wie die Welt um mich herum allmählich im Nichts versank. Sein Gesicht näherte sich meiner Seite und er kam mit seinem Mund so nahe an mein Ohr, dass ich es beinahe schon unerträglich fand, zwar den zarten Hauch seines Atems auf meiner Haut, nicht aber seine Lippen selbst zu spüren. „… mir scheißegal. Wenn es uns beiden gefällt, ist alles andere unwichtig und bloß dummes Gewäsch. Ich habe ein paar schöne Fotos zu Hause von der letzten Party, schau sie dir an und entscheide selbst“, flüsterte er verlockend.
Als er sich wieder von mir entfernte, hätte ich am liebsten geschrien, dass er mich doch um Gotteswillen küssen soll, oder hätte mich unmittelbar auf ihn stürzen können, nur um endlich diese hoffnungslos verführerischen Lippen auf mir zu spüren aber stattdessen schaute ich ihn einfach nur sehnsüchtig an, während er mich wissend angrinste und mich in geduldiger Zurückhaltung aufforderte: „Jetzt gehst du aber am besten rauf und holst deine Sachen, sonst stehen wir morgen früh noch hier.“ Ich blinzelte, ohne mich von ihm abzuwenden und sagte mich zur Ruhe zwingend: „Du bist gemein.“ Ich öffnete die Beifahrertür und wollte schon aussteigen aber da hielt er mich plötzlich am Unterarm fest. In der Hoffnung, dass er es sich vielleicht doch noch anders überlegt haben könnte, drehte ich mich also noch einmal um aber er schmunzelte bloß unbeirrt und gab mir ungerührt zu verstehen: „Ich weiß.“
Ohne mir etwas anmerken zu lassen, lief ich zielstrebig auf den Plattenbau zu. Dabei brodelte ich regelrecht vor Begierde. Verdammt, Julian hatte bereits damit angefangen, mir den Verstand zu rauben und mich in den Wahnsinn zu treiben, bevor ich davon überhaupt wissentlich etwas mitbekommen hatte! Offensichtlich bereitete es ihm große Freude mit meiner Lust zu spielen, was er unverkennbar auch gerne auskostete. Ziemlich schnell hatte er herausgefunden, wie verrückt es mich machte, wenn er mich auf diese Art provozierte und dass er dadurch ein Verlangen in mir heraufbeschwor, welches mich noch jeden klaren Gedanken kosten würde.
Erst vor dem Gebäude, in welchem sich mein Zuhause des letzten halben Jahres befand, fand ich wieder zu mir zurück. Ich sah hinauf, konnte aber von meiner Position aus natürlich im fünften Stock nicht viel erkennen, außer dass die Fensterscheiben allem Anschein nach noch heil waren und die Gardinen ebenso noch an ihrem gewohnten Platz hingen. Unter die Haustür hatte jemand einen Holzkeil geklemmt, damit sie bei dieser Hitze geöffnet blieb und die Luft ungehindert im Treppenhaus zirkulieren konnte. Ich schluckte. Ich empfand wesentlich mehr Unbehagen gegenüber einem Mann, der mir Vorhaltungen machen und Streitgespräche führen wollte, als vor einem der mich beabsichtigte zu schlagen. War das nicht verrückt?
Schon als ich zögerlich die Stufen empor ging, hörte ich in der Wohnung, die mir nun wie die Höhle des Löwen vorkam, eine Tür knallen. Ich blickte um mich und horchte angestrengt in die Stille des Abends, konnte aber außer Kindergeschrei aus einer anderen Wohnung, nichts weiter ausmachen. Sollte ich da jetzt wirklich rein gehen? Eine ältere Frau kam mit einer Einkaufstasche die Stufen hinauf, grüßte und marschierte angestrengt schnaufend mit einem hilfsbedürftigen Gesichtsausdruck an mir vorbei. Ich kannte Frau Weiß vom Sehen, normalerweise half ich ihr auch gerne beim Tragen Ihrer Einkäufe, war sie doch die Sorte netter älterer Damen, die immer ein gutes Wort für einen übrig hatte, ohne einem dabei gleich das ganze Ohr abzukauen. „Guten Tag“, murmelte ich unaufmerksam, ohne sie dabei richtig anzusehen. Wenn ich hier fertig war, würde sie ohnehin jemand anderen um Hilfe bitten müssen, denn Pascal würde seinen schwerfälligen Hintern sicherlich nicht vom Sofa hochheben, um eine alte Dame beim Schleppen ihrer schweren Einkaufstaschen zu unterstützen. Bei solcherlei Aufforderungen schob er stets Migräneanfalle, Bauchschmerzen oder allgemeines Unwohlsein als Begründung für seine lethargische Faulheit vor. Dies hatte ich in den letzten paar Monaten oft genug am eigenen Leib erfahren.
Selbst wenn man ihm vorschlug, etwas zu unternehmen, das eigentlich Freude bringen sollte, wie etwa ein Schwimmbadbesuch oder ein Spaziergang in zur fortgeschrittenen Abendstunde, blockte er ab und wurde launisch. Wenn man dann nicht von ihm abließ und ihn nach wochenlanger freiwilliger Haft auf der Wohnzimmercouch, doch dazubekam mitzukommen, ließ er einen die ganze Zeit über seinen Unmut spüren und erstickte damit jeden Funken Ausgelassenheit im Keim. Er wollte seine Filme sehen, hatte zu allem Überfluss sämtliche Sendetermine auch noch im Kopf und war zu einem militanten Couch-Potato mutiert, den keiner ausstehen konnte. Mittlerweile gab es nicht einmal Freunde, die ihn besuchen kämen, da auch diese unterhaltsameren Beschäftigungen nachzugehen wussten, als sich über die 28.Wiederholung einer drittklassigen Sitcom auszutauschen. Andere berichteten von realen Erlebnissen, er hingegen berichtete von Dingen, die er im Fernsehen gesehen hatte.
Doch ich hatte jetzt andere Sorgen. Kaum war Frau Weiß hinter der Tür ihrer Räume verschwunden, fummelte ich in meiner Hosentasche widerwillig nach dem Schlüssel und versuchte ihn dann irrwitzigerweise möglichst lautlos im Schloss herumzudrehen, was natürlich vollkommen schwachsinnig war, zumal mich mein frisch gebackener Ex-Freund wahrscheinlich ohnehin bemerken würde, wenn ich im Schlafzimmer anfing, ein paar Sachen für die kommenden Tage zu packen.
Meine Abneigung diese Räume jetzt zu betreten erschien mir dabei fast unüberwindbar, mir wurde schon schlecht, wenn ich mir Pascal nur vorstellte – am liebsten hätte ich ihn einfach vergessen, erschien er mir jetzt doch nur noch als lästig, überflüssig und hinderlich, so brutal sich das auch anhören mochte. Meine Liebe zu ihm war bereits seit einem längeren Zeitraum nicht mehr das gewesen, was man eine tiefere Zuneigung nennt, stattdessen hatte sich diese, nach einigen verbitterten Streitereien in gemütliche Gewohnheit verwandelt, aus welcher ich auszubrechen gerade im Begriff war. Die letzte Zeit hatten wir beide nach dem Prinzip gelebt: „Du hast dein Recht und ich meine Ruhe“, und nun war es viel zu spät, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, dieser war nämlich längst darin versunken und würde auch nicht mehr auftauchen. Trotz der anfänglichen Gefühle für ihn fühlte ich mich obendrein immer nur zur Hälfte geliebt, mein dunkles Geheimnis hütend, in der Gewissheit, dass er mich in meiner Gesamtheit niemals würde lieben können. Alles in mir schrie danach, wieder umzukehren. Ich wollte weder Pascal zurück, noch leidige Kleinkriege austragen!
Ich wollte jetzt viel lieber bei Julian sein, wollte mehr von ihm erfahren, wollte, dass er mir die Fotos zeigt, von denen er gesprochen hatte, und wollte beginnen meine neu entdeckte Neigung auszuleben, zu deren Schloss nur ein Mann den passenden Schlüssel in Händen hielt und das war keinesfalls der wütende Typ hinter dieser Wohnungstür.
Obwohl man meinem Ex-Freund kaum einen Vorwurf machen konnte, empfand ich einen unerwartet aufkeimenden Groll gegen ihn. Er hielt mich von all den Dingen ab, nach denen ich mich sehnte und die mir wirklich wichtig erschienen, außerdem würde er mich zu einer Diskussion nötigen wollen, die ich im Moment keinesfalls führen wollte.
Vorsichtig drückte ich gegen die Türe, schob sie leise auf und spähte abwartend durch einen winzigen Spalt, ohne gleich einzutreten. Im Flur war niemand zu sehen, allerdings hörte ich deutlich den Fernseher (natürlich, was sonst?) im Wohnzimmer laufen. Wenn ich zum Schlafzimmer wollte, musste ich unweigerlich daran vorbeigehen und die Erkenntnis, dass die Wohnzimmertür auch noch angelehnt und nicht geschlossen war, löste in mir ein mulmiges Gefühl aus, was mir die Sache nicht gerade erleichterte.
Ich ließ nach Betreten der Diele die Haustür einen Spalt offen und schlich mich so lautlos wie möglich an dem Raum vorbei, in welchem er saß und seiner Lieblingsbeschäftigung frönte. Scheiße, wenn der wüsste, was ich eben für einen Mann kennen gelernt hatte! Er war zwar zumeist äußerst bequem, allerdings wenn man ihn richtig in Rage brachte, konnte er auch schon mal ganz schön ausrasten und in seiner Wut Dinge durch die Zimmer schleudern. Damals hatte ich beispielsweise von zu Hause zwei Wellensittiche in die Wohnung mitgebracht, deren Laute ihn mit der Zeit, als er immer lethargischer wurde, massiv am Faulenzen gehindert haben und auf deren Käfig er am Ende in seinem Zorn einen seiner Hausschlappen (die Fernbedingung wäre zu diesem Zweck sogar in unmittelbarer Reichweite gelegen aber diese war eben nun mal heiliggesprochen) geschleudert hatte, um endlich Ruhe zu erlangen, was mich zu der erkenntnisreichen Überzeugung gebracht hatte, dass die Vögel bei meinen Eltern besser aufgehoben wären und ich sie daher wieder zurückgab.
Ich schaffte es tatsächlich unbemerkt ins Schlafzimmer zu gelangen, wo ich zwar deutlich ein nachlassendes Herzpoltern, allerdings noch keine merkliche Erleichterung verspürte. Ich stieg aufs Bett, um auf dem Schlafzimmerschrank nach einem Rucksack oder etwas Ähnlichem Ausschau zu halten. Es wäre mir auch egal gewesen, hätte ich bloß etwas aus Pascals Besitz gefunden, Hauptsache schnell wieder raus hier! Aber ich entdeckte hingegen meine alte Sporttasche, die ich ohne Stuhl jedoch nicht erreichen würde. Hektisch sah ich mich um und erblickte einen Kleiderbügel an der Türe des Schranks, welchen ich nahm, um auf dem hohen Möbelstück verzweifelt nach meiner Tasche zu angeln. Ich bekam den Tragegurt schließlich zu fassen und beförderte sie in einer gehetzten Bewegung nach unten, während diese einen Stapel alter Magazine streifte und einige der Hefte nacheinander klatschend zu Boden fielen. Mist, verdammt! Er brauchte nur durch den Spalt im Wohnzimmer zu sehen und zu bemerken, dass die Haustür offen stand, schon würde ich auffliegen! Ich riss vor Schreck die Augen auf und biss mir verstohlen auf die Unterlippe, bis sie anfing zu schmerzen, während ich mit zitternden Fingern die Sporttasche vom Boden aufhob, um fahrig meine Seite des Schranks aufzureißen und wahllos ein paar Kleidungsstücke hineinzustopfen.
Ich erstarrte erst wie vom Schlag getroffen, als eine gereizte Stimme hinter mir plötzlich fragte: „Was soll das? Wo willst du hin?“ Was sollte ich darauf nur antworten? Und viel wichtiger: Warum sollte ich überhaupt noch etwas erwidern? Also schwieg ich und fuhr stattdessen fort, indem ich nun die mittlere Schublade des Schranks aufriss und mich mit Unterwäsche eindeckte. „Nur weil ich nicht auf Kerle stehe, machst du mit mir Schluss?“, erkundigte er sich nun eine Tonlage ruhiger aber trotzdem immer noch feindselig genug, damit ich heraus hören konnte, dass egal welche Antwort ich ihm nun gab, es ohnehin die falsche wäre.
Somit schüttelte ich nur widerwillig meinen Kopf, griff in die nächste Schublade mit den Socken, ohne darauf zu achten, ob sie zueinander passten oder nicht und verfrachtete sie in die vergilbte kleine Sporttasche, die ich das letzte Mal vor fünf Jahren bei einem Campingausflug benutzt hatte und bereits seit Ende meiner Grundschulzeit besaß. „Nein, du verstehst das nicht. Du kannst es einfach nicht verstehen …“
Er fuhr sich hörbar schnaufend durch die Haare, in der Erwartung durch seine Beharrlichkeit zu einer Lösung zu gelangen. „Was verstehe ich nicht? Etwa dass du eine Vorliebe für Schwuchteln hast? Na dann erklär’s mir doch einfach, was daran so toll sein soll, wenn zwei Typen miteinander rummachen! Los, ich höre!“ Das hastige Surren des Reißverschlusses, als ich mit dem Packen endlich fertig war, konnte seine Stimme zwar nicht übertönen, verschaffte mir aber dennoch eine Art befreiender Befriedigung, die tatsächlich der eines wilden Tieres nach jahrelanger Gefangenschaft glich und nun endlich in die Freiheit entlassen wurde. Mit einem beherzten Griff schnappte ich mir die Träger und wollte eilig zur Tür hinaus marschieren aber Pascal schnitt mir den Weg ab, indem er sich mit ausgebreiteten Armen im Flur platzierte und sich mir, offensichtlich wie einen letzten vergeblich ausgeworfenen Rettungsanker, entgegen warf: „Halt, warte nur eine Sekunde! Wir können das Ganze vergessen und nie wieder über das Thema sprechen, alles wird so schön sein wie zuvor oder du kannst jetzt gehen und brauchst dich danach nie wieder bei mir zu melden!“ 'Schön?' Hatte ich Halluzinationen oder sprach er tatsächlich von einer 'schönen' Partnerschaft, welche wir gehabt hätten? Dass ich nicht lachte!
Es war ein wenig die Frage nach dem Aufwachen oder Weiterschlafen, wobei ich mich bereits seit dem Gespräch mit Julian endgültig für das Aufwachen entschieden hatte.
Wählen Sie die blaue Pille und sie bleiben in der Scheinheiligkeit Ihres Lügengebäudes wohnen, in dem sie in einer Art umnachteten Trancezustand stupide vor sich hin dämmern und irgendwann feststellen, dass Sie ihr Leben vergeudet haben oder wählen Sie die rote Pille und alles in Ihrem Leben wird sich grundlegend ändern, es werden sich Ihnen Horizonte auftun, von deren Existenz Sie nicht einmal ahnten und von denen es kein Zurück mehr geben wird …
Ich hatte in letzter Zeit eindeutig zu viele Wiederholungen neuerer Filmklassiker mit ihm angesehen, die er immer und immer wieder schaute, egal wie gut er sie bereits kannte - Hauptsache er wurde von der rappelnden Kiste zuverlässig vom Nachdenken abgelenkt.
Pascal erschien mir durch seinen hoffnungslosen Versuch beinahe wie eine Witzfigur - ähnlich einem Clown, dessen Zirkusnummer, von welcher er selbst absolut überzeugt ist, niemand mehr sehen wollte und man ihn darum einfach seine Kunststückchen vor sich selbst vorführen ließ, während man sich lieber interessanteren Dingen zuwendet. Dabei wollte er einfach nicht begreifen, dass es bereits viel zu spät war, dass die Entscheidung längst gefallen war und er sich einfach nur zum Affen machte, während er mir genau den Weg versperrte, den ich längst beschritten hatte. Wie von Sinnen führte er sich selbst vor, seine Aufgebrachtheit schien keinen Bezug zu meiner jetzt sehr gelassenen Zielstrebigkeit zu besitzen, nein, sie hinderte ihn sogar daran, diese auch nur zu bemerken.
Ohne auch nur einen Moment zu zögern oder mich auf ein Gespräch mit ihm einzulassen, das in seinem Zustand ohnehin nicht möglich gewesen wäre, drückte ich mit einer bissigen Bemerkung seinen Arm weg: „Ich werde garantiert nicht zu dir zurückkommen, darauf kannst du Gift nehmen!“ schob mich an ihm vorbei und verschwand im Treppenhaus, wo Julian – wahrscheinlich durch den Radau, den Pascal veranstaltete, aufmerksam geworden – bereits auf mich wartete. Meine neue Bekanntschaft schien kein bisschen beeindruckt von der Begegnung mit meinem stinksaueren Ex-Freund zu sein, als er ihm auf den letzten Stufen vor unserer Wohnung entgegen sah, ganz im Gegenteil: Er grinste mit den auffallend spitzen Eckzähnen seines weißen Gebisses ein spöttisch breites Haifisch-Grinsen, welches sich des sarkastischen Triumphes voll bewusst schien und vor schadenfrohem Hohn nur so blitzte, während Pascal die Augen weit aufriss und mir lautstark hinterher brüllte, wobei ich überstürzt an Julian vorbei die Stufen hinunter eilte: „Aha, da haben wir sie ja! Die Schwuchtel! Und auch noch einer von den ganz Schlimmen! Dass du dich tatsächlich so weit herablässt, mit so einem perversen Ledertyp zu vögeln, hätte ich nicht von dir gedacht aber anscheinend ist das ja ganz dein Niveau!“ Das letzte Mal, als ich hörte, wie sich Pascal heiser schrie, war schon länger her und ich war ehrlich gesagt überrascht, dass er es immer noch konnte, wo er doch sonst wie ein Halbtoter den lieben langen Tag auf dem Sofa fläzte und sich schlecht synchronisierte amerikanische Comedy-Sendungen reinzog, die vom Zuschauer nicht allzu viel Niveau, geschweige denn Denkbereitschaft forderten. Ihn hatten meine Gefühle nie groß gekümmert, vieles blieb unausgesprochen – kein Wunder, dass sich dies irgendwann rächte.
„Na und?! Zumindest wissen die ganz Schlimmen, im Gegensatz zu dir, wie man richtig fickt!“, antwortete Julian zynisch in kühler Gelassenheit und wendete sich dann mit den Gummisohlen seiner Stiefel, die auf den blitzblank gewischten Stufen bei jedem Schritt quietschten, von ihm ab, um mir zu folgen. Für einen kurzen Augenblick war dies das einzige Geräusch, welches ich hinter mir vernehmen konnte - kein Türenknallen, keine Wutausbrüche, kein Geschrei - und somit befürchtete ich schon Pascal könnte sich ein Werkzeug holen, um sich auf Julian zu stürzen, stattdessen krachte jedoch genau in dem Moment, indem ich mich nach ihm umschauen wollte, mit einem donnernden Stoß, der in seiner akustischen Durchschlagskraft die Luft des Hausflurs zum Erzittern und den Rahmen zum Scheppern brachte, die Tür ins Schloss. Ein klares Statement, für welches ich in Gedanken, ohne jede Ironie, meinem Verflossenen erleichtert dankte, nämlich dass er uns weiteren Ärger ersparte und mich gehen ließ, auch wenn ich jetzt befürchtete taub zu sein.
Julian nahm mir auf dem Weg zum Auto die Sporttasche ab und meinte in gewohnt scherzhafter Manier: „Kein Wunder, dass du vorhin bei mir in der Kneipe so schlecht drauf warst, bei diesem unattraktiven Wicht müsste ich auch saufen, um ihn ertragen zu können! Hat der sich jemals Gedanken um sein Aussehen gemacht? Wäscht der sich überhaupt noch?“ Ich sah Julian an und was ich in seinen Augen bemerkte, war das Gegenteil von dem, was Pascal durch seine Körperhaltung beständig ausgedrückt hatte: Leben! Julian hatte Spaß am Leben, er unternahm etwas, forschte in sich selbst, forschte in anderen, ergründete versteckte Winkel und packte die Dinge an, anstatt sich dahin vegetierend seinem Schicksal zu ergeben. Er hatte eine breit gefächerte Persönlichkeit und zeigte diese, ich konnte richtig fühlen, wie mir von ihm eine mitreißende Energie entgegen schlug, die ich bei Pascal stets schmerzlich vermisst hatte. Julian betörte mich auf eine subtile Weise, die in mir innerhalb des kurzen Zeitraums unserer Bekanntschaft bereits eine sich selbst verzehrende Bewunderung geweckt hatte, die Pascal in einer knapp einjährigen Partnerschaft nicht hatte in mir herauf beschwören können.
Auf der Rückfahrt sah ich in den makellos blauen Himmel, auf welchem die Sonne gerade drohte im Westen unterzugehen. Keine einzige Wolke war zu sehen, nur die zunehmend goldener werdenden Strahlen schmückten das azurblaue Firmament über uns, sodass mich der Wunsch nach einem überdimensionalen Sprungbrett überkam, mit dem ich die Schwerkraft überlisten und in dieses klare erfrischend wirkende Südseemeer springen könnte, um mich unter dem warmen Farbton des glühenden Feuerballs treiben zu lassen. Hatte die Hitze mich heute auf dem Weg zur Bar noch fast erdrückt, so war sie jetzt zusammen mit dem lauen Fahrtwind, ein angenehmer Begleiter des Abends.
Instinktiv fühlte ich, dass nun eine gravierende Veränderung anstand, die ich freimütig empfing und von der ich wusste, dass sie es mir ermöglichen würde, endlich alle Facetten meiner selbst zu entfalten. Es war ein schönes Gefühl, zwar von Aufregung begleitet aber trotzdem überaus wohltuend und heilsam. Endlich! Endlich konnte ich so sein, wie ich war, ohne mich verstecken zu müssen! Ich hätte Luftsprünge vor Freude machen können und doch saß ich ganz ruhig auf dem Beifahrersitz und zählte in Gedanken jede Sekunde, die mir nun gemeinsam mit der, sich in der Ferne einer Fata Morgana ähnlich spiegelnden, Straße so quälend lang erschienen. Julian trug obendrein seinen Anteil dazu bei, meine Ungeduld in die Höhe zu treiben, indem er sich vorhin beim Suchen eines neuen Radiosenders, augenscheinlich unbewusst derart lasziv über die Oberlippe geleckt hatte, dass mir bereits diese unbemerkt kleine Geste ein nicht zu leugnendes Ziehen zwischen die Beine gezaubert hatte. Dieser einladende Mund war einfach von einer Sinnlichkeit gezeichnet, die pure Genusssucht verkörperte, und fügte sich perfekt in das Gesamtbild seines Gesichtes. Ein Mann mit solchen Lippen musste seine Liebhaber abhängig von seinen heißen Küssen machen, ich war mir absolut sicher. Was hatte er über Drogen gesagt? Ich gab ihm bereits recht, ohne, dass mich bis zu diesem Zeitpunkt je mehr von ihm berührt hatte, wie seine Hände. Ich begriff, dass ich begann ihn zu vergöttern – seine einfühlsame Art gleichwohl, wie das, was sich hinter dem wilden Funkeln in seinen eisgrauen Augen verbergen mochte. Es war die Mischung aus Zartheit und Härte, die Abwechslung zwischen Distanz und Nähe, welche ich darin erkannte und die ich später noch zu spüren bekommen sollte, wenn er mich mit diesen Attributen um den Verstand brächte.
Die mysteriöse Tiefe in seinen Augen war es auch, die mich in sprachloser Faszination dazu aufforderte in dieses dunkle Gewässer einzutauchen, dessen Grund sich für mich unsichtbar in der tiefschwarzen Finsternis verbarg. Einmal weit unten in der Schwerelosigkeit gefangen, würde ich nicht mehr abschätzen können, wo sich oben und unten befand. Dann läge es an ihm und zwar an der anderen Seite an Julian, die in ihrer warmherzigen Empathie mit dem bezeichnend goldenen Licht des Abends erfüllt schien, mich wieder zurück an die Oberfläche zu geleiten, ehe ich jämmerlich und orientierungslos in der Dunkelheit ertrank. Doch war ich überzeugt von seinen Absichten und vertraute ihm diesbezüglich voll und ganz. Es war die Art, wie er seine Worte ausgesprochen hatte, an welcher ich erkannte, dass sie ihm absolut ernst waren und er aus ehrlicher Überzeugung sprach.
Schließlich kamen wir wieder an der Bar an und Julian fuhr in den Hof, rechts neben dem Gebäude, der dahinter in einen zugebauten Platz mündete, welcher wahrscheinlich gerade mal genug Raum für eine Grillparty mit den engsten Freunden bot. Der Hauseingang wirkte hier im Vergleich zur Vorderseite regelrecht konservativ – ein schwuler Ledermann war wohl so ziemlich der letzte Bewohner, den man hinter dieser Tür vermuten würde. Mein Herz fing erneut in meiner Brust zu hämmern an, als Julian den Zündschlüssel herumdrehte und das Geräusch des Motors unvermittelt erlosch. Hätte man von mir ein Langzeit-EKG am heutigen Tage angefertigt und es mit dem eines Marathonläufers beim Training verglichen, wäre wahrscheinlich selbst einem Kardiologen der Unterschied nicht aufgefallen.
Julian neben mir hatte sich abgeschnallt und wollte schon die Autotür aufmachen, überlegte es sich dann allerdings noch mal anders und betrachtete mich mit einem schalkhaften Ausdruck. „Du bist aufgeregt, stimmt’s?“ Ich nickte. Wie mochte ein besonderer Mann wie er wohl leben? „Nun, ich denke nach ein paar Stunden im Käfig, den ich im Keller stehen habe, wird sich das bestimmt ganz schnell legen!“ Entgeistert starrte ich ihn an, worauf er mir mit einem scherzhaften Lachen in die Frisur fasste und meine langen Haare zerstruppelte. „Mensch, jetzt nimm doch nicht alles so ernst! Ich will dich doch bloß ein bisschen auflockern!“ Das verstand er unter Aufmunterung? Ich schluckte und brauchte einen Moment, um derlei Spaß lustig zu finden. Später würde ich sicherlich über mich und meine todernste Reaktion lachen können – jetzt war ich jedoch noch nicht so weit.
Egal, es half ohnehin nichts, denn nun stieg Julian aus und holte meine Tasche vom Rücksitz, sodass ich nicht länger zögerte und gleich darauf die moosüberwucherten Ritzen der Pflastersteine unter meinen Schuhen spürte, während ich neugierig zu einem weit geöffneten Fenster hinauf sah, in dem sich Vorhänge aus einem glänzenden und dünnen Material im Wind bauschten. Wie ein treudoofer Dackel lief ich hinter meiner neuen Bekanntschaft her und wartete artig, bis er die Haustür aufschloss. Im Flur erlebte ich bereits die nächste Überraschung, denn bis auf ein Bild, das ich schon oftmals in Internetshops oder im Posterregal des Baumarkts angetroffen hatte, auf welchem einige halb nackte Männer versuchten ein Gefährt anzuschieben und dabei obszön ihre Hintern in die Kamera streckten, unterschied sich hier nichts vom deutschen Durchschnittsbürger: hell, freundlich und mit dem obligatorischen Telefon auf dem Schuhschrank.
Ich ging weiter, spähte in eine offen stehende Tür und erkannte dort ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit einer breiten Ledercouch, zu der sich in direkter Luftlinie ein Breitbildfernseher befand. Mir fiel Pascal ein und musste mir ein gemeines Grinsen verkneifen – war ihm der alte Röhrenfernseher schon das heiligste, so würde er dieses Gerät sicherlich mit einem eigenen Schrein und zahlreichen Opfergaben darauf huldigen. Ich sah zu Julian, der meine Tasche in der Hand hielt, und wollte eintreten, jedoch ließ er mich nicht weit kommen. „Wo willst du denn hin?“, hielt mich seine Stimme vom Eindringen in den Raum ab. „Naja, ich soll doch hier schlafen … Ich dachte das Sofa, oder hast du ein Gästezimmer?“, erkundigte ich mich verwirrt, indessen er an mir vorbei schritt und im Begriff war, die Stufen ins obere Stockwerk hoch zu gehen. „Was? Nein, das ist doch Blödsinn! Du schläfst natürlich bei mir im Bett, es sei denn, du ziehst es vor auf dem Sofa zu pennen.“ Fragend sah ich ihn durch die Metallstäbe des Treppengeländers an und fand einmal mehr keine Worte. Stattdessen zuckte ich mit den Schultern und folgte ihm einfach ins Obergeschoss.
„Du brauchst nicht zu denken, dass ich einer dieser Arschlöcher bin, die sich zwar nicht zu schade für einen harten Fick aber danach zu eingebildet zum Kuscheln sind. Ich bin auch nach dem Sex nicht allergisch gegen Körperkontakte“, erklärte er mehrdeutiger als beabsichtigt und öffnete im oberen Gang eine Tür. „Hier schau es dir an. Da ist genug Platz für uns beide, meinst du nicht?“ Ein gewinnendes Lächeln und eine Geste mit der Hand luden mich zum Eintritt. Dass er meine Tasche neben dem Eingang abstellte und sich dann mit einem zufriedenen Unterton entschuldigte, um uns etwas zu trinken zu holen, bekam ich nur am Rande mit, denn was ich sah, war ein bewundernswert stilvoll eingerichteter großer Schlafraum, der von einem beeindruckenden Perfektionismus zeugte. Es mag ungewöhnlich erscheinen aber selbst die schwarzen Fliesen mit den silbrig glänzenden Elementen, die in jede einzelne Platte eingearbeitet waren und im Abendlicht funkelten, wirkten keinesfalls unpassend, sondern fügten sich in ein abgestimmtes Bild, dessen markanter Mittelpunkt ein großes rundes Bett mitten im Raum bildete. Auf diesem befand sich nicht nur schwarze Satin-Bettwäsche, sondern auch dessen dick gepolstertes Gestell war mit einem ähnlich glänzenden Material überzogen. Mit seiner Überbreite, die ich auf mindestens zwei Meter dreißig schätzte, wirkte es wie die Schlafstätte aus einem nächtlichen Traum, der den Schlafenden einlud in eine Tiefentrance zu versinken, aus welcher er nicht so schnell aufzuwecken sein würde. Umrahmt wurde es von zwei flauschig aussehenden Florteppichen, die in einem tiefen bordeauxrot einen interessanten Kontrast zwischen Bett und Boden zauberten. Wie aus einem Katalog, dachte ich mir und wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich nirgendwo anders einer ähnlichen Einrichtung begegnet war.
Mein Blick schweifte weiter und entdeckte an der seitlichen Wand eine längliche Kommode von geringer Höhe, auf der sich nach Größe aufgereiht acht goldene Anal-Plugs befanden, die in der Mitte nur durch eine männliche Büste in geschliffener Marmoroptik unterbrochen wurde. Die Toys schienen auf jeder Seite identisch zu sein und begannen außen mit den beiden größten Stöpseln, um zur Mitte hin neben dem Torso mit den jeweils kleinsten abzuschließen. Selbst der Abstand zwischen den einzelnen Spielzeugen maß zu jeder Hälfte der Kommode augenscheinlich die gleiche Entfernung.
Neben dem Möbelstück waren an der Wand fünf goldene Haken befestigt an denen verschiedene Peitschen hingen. Ich identifizierte zwei Gerten, vom Rest kannte ich nicht die Bezeichnung, geschweige denn die Wirkung und somit schloss ich die Augen und drehte mich schnell herum, um mein arbeitswütiges Hirn am Nachdenken zu hindern.
Doch als ich sie wieder öffnete, erwartete mich gleich die nächste sonderbare Extravaganz, die ich gebannt anstarrte. Es war ein gerahmtes großes Bild, direkt vor meinen Augen und das Erstaunliche war zweifelsohne, dass es keine Fotografie oder ein Kunstdruck war, sondern das gemalte Original eines Künstlers. Ehrfurcht ergriff mich. Hier hatte jemand mit viel Mühe selbst die Details liebevoll und mit auffallend leidenschaftlicher Hingabe ausgearbeitet, was ich selbst als Laie sofort erkannte. Eigentlich interessierte ich mich nicht für Kunst, wenngleich ich mir eingestehen musste, dass vor allem das Motiv eine faszinierende Magie auf mich ausübte. Denn die sehr realistisch dargestellten Männerkörper, welche sich in inniger Umarmung eng umschlungen hielten, weckten ein Empfinden von bedingungsloser Liebe und erotischer Spannung zugleich, wobei man beim längeren Hinsehen, dem unheimlichen Eindruck erlag, dem Künstler direkt in den Kopf sehen und jeden einzelnen Pinselstrich der darin enthaltenen Leidenschaft bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen zu können.
Einer der beiden wirkte mit seinem athletischen Körperbau sehr maskulin und hatte seine Stirn so an die schmalere Brust seines Geliebten gelehnt, dass die braunen halblangen Strähnen sein Gesicht verdeckten, wohingegen der Schlankere mit der geschmeidigen Statur sein Kinn auf dessen Kopf stützte und ihm Halt zu gewähren schien. Mit einer leisen Vorahnung betrachtete ich diese Figur auf der oberen Bildhälfte genauer und stieß unvermittelt unter den schwarzen Haaren, auf die in lustvoller Begierde halb geöffneten eisgrauen Augen von Julian! Atemberaubend! Einfach atemberaubend! Er war darin in einer solch betörend dargestellter Schönheit eingefangen, dass ich mit offenem Mund einen Schritt zurücksetzte und fassungslos zu dem Kunstwerk empor blickte. Ich war also nicht der einzige Mensch auf der Welt, der Julian von diesem speziellen Blickwinkel aus betrachtete und bei dem er diese für mich befremdlichen Gelüste hervorrief.
Durch zwei lautlose Hände, welche sich in diesem Augenblick beinahe unmerklich auf meine Schultern legten, fand ich schlagartig wieder in die Realität zurück. „Gefällt dir das Bild?“, vernahm ich Julians eindrucksvoll männliche Stimme nah an meiner Schläfe. „Du …?“, brachte ich ungläubig flüsternd heraus, worauf die Finger seiner rechten Hand von meinem Halsansatz sacht zu meinem Oberarm glitten, während er erwiderte: „Und mein Ex. Er war Maler.“ Ich überlegte. Wenn dieser Mann ihn in einer solchen von Liebe erfüllten Leidenschaft gemalt hatte, wie konnte er ihn dann verlassen? „Was ist passiert?“, erkundigte ich mich. „Er lernte einen Designer kennen, der ihm die Welt versprach: Paris, Mailand, New York … Ausstellungen, Parties, das ganze Programm des Erfolgs eben. Da konnte ich leider nicht mithalten.“ Er drückte mich sanft an seinen Körper und ich ließ widerstandslos meinen Kopf an seine Brust sinken. Was sollte ich in Mailand, Paris oder New York, wenn Julian hier bei mir war! Egal, an welchem Ort, ich hätte nirgends glücklicher sein können. Ein wahrhafter Idiot musste es sein, der einen solchen Mann für langweilige Stehpartys, welche man die ganze Zeit Champagner schlürfend und mit gezwungenem Small Talk verbrachte, der lediglich durch noch affektierteres Lachen unterbrochen wurde, verließ. Obendrein konnte ich mir Julian nur schwerlich mit einer seidenschalschwingenden Tucke vorstellen, die sich zweimal am Tag die Nägel feilen und sich gleich mit mehreren teuren Düften einparfümieren musste, bevor sie sich aus dem Haus traute. Ich blickte wieder zu dem kräftigeren Mann auf dem Bild und musste feststellen, dass dieser weder etwas Feminines noch Gestelztes an sich hatte.
Ich entschied trotzdem nicht weiter nachzuhaken und einfach seine Berührungen zu genießen, die nun dazu übergegangen waren mir langsam die Träger meines Tops von den Schultern zu streifen. Während daraufhin seine sanften Lippen die Stelle auf meiner Haut küssten, die eben noch die schmalen Streifen meines Oberteils bedeckt hatten, wanderten seine Hände abwärts, strichen, wie um absichtliche Spannung zu erzeugen, seitlich an meinem Busen vorbei, ohne meine Brustwarzen auch nur im Ansatz zu stimulieren und suchten erfolgreich nach dem Saum am unteren Ende des Kleidungsstücks. Ausnahmsweise trug ich heute keinen BH, würde er es mir nun also über den Kopf streifen, so stände ich obenherum sofort barbusig vor ihm und es gäbe nichts, was ihm meine mittlerweile hart gewordenen Nippel in ihrer dargebotenen Blöße verwehren würden.
Nur kurz fuhren seine Finger unter den Stoff, glitten über meinen Bauch und schoben mir dann das Oberteil höher und höher. Widerstandslos ließ ich es nicht nur zu, dass er mich auszog, sondern erkannte auch, wie ein unerträglich drückender Knoten in mir endlich gelöst wurde. Ähnlich wie der Dunst der nach einer Hitzeperiode, bei einem Sommergewitter unter den lauwarmen Tropfen aus einem Waldstück aufsteigt, breitete sich der Nebel nun auch in meiner Wahrnehmung aus und betörte mittels Julians vereinnahmender Magie meine Sinne.
Achtlos glitt das Top schließlich zwischen seinen Fingern dem Boden entgegen, worauf sich sogleich streichelnde Hände ihren Weg über meine nackte Haut bahnten, begleitet von Lippen, welche meinen Rücken an einer gewissen Stelle zwischen meinen Schulterblättern liebkosten und mir dadurch einen angenehmen Schauer die Wirbelsäule hinab schickten. Ich erinnerte mich daran, dass es die gleichen Lippen waren, die in der Vergangenheit bereits einen Mann geküsst hatten, dieselben Hände waren, die diesen liebevoll berührt hatten und es der gleiche Schwanz war, welcher ihn in wilder Gier penetriert haben musste und sich jetzt hinter mir, in Form einer harten Beule an meinem Po rieb, sowie nicht zuletzt dasselbe Herz, dessen pulsierenden Rhythmus ich vor Verlangen in seinen Fingerspitzen auf meiner Nacktheit erspüren konnte, einen solchen geliebt haben musste oder vielleicht sogar immer noch liebte. Meine Empfindungen schienen für mich kaum mehr mit dem Verstand fassbar zu sein, es war mehr als der pure Trieb und eine Geilheit, die gestillt werden wollte. Darum brauchte ich ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass das, was ich bei diesen Gedanken und dem Anblick des Bildes vor mir fühlte, während er sich im Begriff befand, mich ganz und gar in seinen Besitz zu bringen, einer wundersamen Art von Faszination und Bewunderung glich, wie ich sie in diesem tiefen Ausmaß einem anderen Menschen gegenüber bisher von mir selbst nicht kannte.
Die einfühlsame Art, auf die er jetzt meine Brüste in seinen Händen massierte, offenbarte mehr Sanftheit als alles andere. Man hätte glatt der Annahme erliegen können, dass er dem Bild eines Verführers im klassischen Sinn entspräche, der seine Partnerin versucht mit den zarten und sensiblen Tönen der Liebe und Leidenschaft in eine bereitschaftliche Stimmung zu versetzen, wären da nicht die Peitschen an der Wand und die vier goldenen, am Bettrand befestigten, Ringe gewesen, die so unauffällig dort hingen, dass ich im ersten Moment an eine Art schmuckvoller Verzierung gedacht hatte, mir jedoch mittlerweile da nicht mehr so sicher war.
Ungeachtet meiner drängenden Erregung trieb er meine Spannung, wann und wie wir, ein für mich völlig fremdes und neuartiges Gebiet betreten würden, immer weiter in die Höhe. Ein wenig erinnerte es mich an den berühmten Wolf im Schafspelz, der zwar nicht sofort, jedoch dafür mittels eines Überraschungseffekts nach einer Zeit sein wahres Gesicht plötzlich und unerwartet offenbarte. Ich musste mich ihm zwangsläufig völlig ergeben. Was blieb mir auch anderes übrig, wollte ich erleben, welch ungeahnten Türen zu den versteckten Winkeln meiner Lust er aufzustoßen vermochte? Er wusste, dass ich darauf brannte, dieses Neuland mit ihm gemeinsam zu erkunden und er verwandelte seine Kenntnis über mein sehnsüchtiges Warten in ein ergötzliches Spiel für ihn, in welchem es darum ging, mein Begehren und meine bereitwillige Hingabe auf ein Höchstmaß zu treiben. Es musste ihm zweifelsohne gefallen, einen Neuling wie mich, in seinen Händen zu Wachs werden zu lassen, der sein Verlangen zwar durch die Reaktionen seines Körpers und einem leisen Aufseufzen signalisierte aber der sich nicht auszusprechen traute, wonach es ihm gelüstete.
Seine Finger lösten sich nun von meinen Brüsten und glitten auf einmal an meinem Bauch hinunter, bis zum Bund meiner Hose. Das schwerer werdende Atmen meiner Ungeduld, während seine Hände dort einfach bewegungslos verharrten, anstatt sie endlich zu öffnen, formte deutlich sichtbar ein zufriedenes Lächeln in seinen Augen, als er seinen Kopf über meine Schulter streckte, obgleich er versuchte, sich davon nichts anmerken zu lassen.
„Wenn ich jetzt deine Jeans öffne, erwartet mich dann darin eine Möse, die schon nass ist, oder soll ich dich noch länger auf die Folter spannen?“, verfiel er in einen seltsam erwartungsvollen Tonfall, den ich bisher in dieser Form noch nicht von ihm gehört hatte. Ich registrierte, wie sich durch ein leichtes Frösteln eine Gänsehaut auf mir bildete. „War das ein Ja?“, fragte er halb flüsternd, während ich versuchte mich zu einer halbwegs verständlichen Antwort zusammenzureißen. „Das weißt du doch ganz genau, wie notgeil du mich gemacht hast ...“, brachte ich hervor, was ihn dazu veranlasste, mir nun in einer ruppigen Manier, die in totalem Kontrast zu der vorhergehenden Zartheit seiner feinfühligen Berührungen stand, den Knopf fast abzureißen und danach noch bevor der Reißverschluss vollständig nach unten gezogen worden war, die Hose von meinen Hüften zu zerren. „Dann werde ich mich wohl selbst davon überzeugen müssen, wenn du es unbedingt so willst!“, raunte er in mein Ohr, und ehe ich mich versah, glitt seine Hand zielstrebig und ohne zu stocken oder meine Reaktion abzuwarten, in die Vorderseite meines String-Tangas, wobei seine Finger unvermittelt meine Schamlippen auseinanderteilten und die Öffnung meiner Muschi suchten. Ein leises Schmatzen, welches seine Finger beim Befühlen meines Lochs verursachten, hinterließ ein freches Grinsen auf seinen Lippen, die mein wohliges Seufzen mit hörbarer Zufriedenheit zu kommentieren wussten: „Mh, eine glatt rasierte Fotze und klitschnass vor Geilheit bist du auch noch! Schön, so mag ich das!“
Behaglich schmiegte ich meinen Po an die harte Stelle unter dem schwarzen Leder hinter mir, während Julian meinen Unterleib nun auch noch von dem Tanga befreite und ihn wie meine Hose an meinen Beinen hinabfallen ließ. Hastig streifte ich mir die Schuhe von den Füßen und entledigte mich von diesen letzten Kleidungsstücken, wobei ich nicht im geringsten Verdacht schöpfte, warum Julian noch komplett angezogen war und zudem auch keine Anstalten machte, sich auszuziehen oder sich ausziehen zu lassen. Er führte dieses Spiel an und somit lag es an ihm, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann meine Augen in den vollen Genuss des Anblicks seines eleganten Körpers kamen.
Eigentlich hätte man unser Treiben bis dahin sogar fast noch als normal, im Sinne von: ein bisschen ungestüm aber immer noch vollkommen alltäglich zwischen zwei Menschen, die heiß aufeinander sind, beschreiben können. ‚Fast’ deshalb, weil jetzt seine feingliedrigen Finger aus meiner Muschi flutschten und sich meinen steil aufgerichteten Brustwarzen näherten, die er nämlich anstatt zärtlich zu reiben oder gar sanft zu streicheln, plötzlich immer fester zwischen seinen feuchten Fingerspitzen zusammenkniff. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass dieses Gefühl, welches mir bei dem Schmerz zwischen die Beine schoss, ein Empfinden unstillbarer Gier verursachen könnte aber es war zweifelsohne das Verlangen eines Besessenen, welches mich augenblicklich überkam.
„Knie dich hin“, waren die Worte, die er so liebevoll in meinen Gehörgang wisperte, dass ich sie vielmehr wie eine zärtliche Aufforderung, anstelle eines kühlen Befehls empfand.
Und indem sich mein Körper sogleich wie durch einen automatischen Reflex selbstständig sinken ließ, erfuhr ich nun zum ersten Mal, wie viel Macht er auf mich ausüben konnte, wenn er nur wollte – eine Macht, die richtig dosiert, meine Muschi nicht bloß feucht werden ließ, sondern zum Überlaufen brachte. Ich wusste, dass ich bei jedem anderen Mann lediglich einen unangenehmen Schmerz an meinen Titten gespürt und nichts weiter als widerstrebende Abneigung gegenüber einer solchen Aufforderung empfunden hätte – nicht so bei Julian. Der ausschlaggebende Punkt mochte wohl zweifelsohne sein, dass ich mir selbst aus eigenem Antrieb sehnlichst wünschte, von ihm in Besitz genommen zu werden, ihm untergeben zu sein und seine sexuelle Energie in einer Intensität zu spüren, die auf einer herkömmlichen Ebene niemals möglich gewesen wäre.
Ich sank scheinbar endlos, rutschte immer weiter hinab an seiner schlanken Brust, dann seinen flachen Bauch streifend, bis ich hinter mir an meinem Rücken seine Beine wahrnahm und mein Po die Spitze seines Schuhs berührte. Kurz, nachdem er meine Brustwarzen aus seiner unsanften Berührung entlassen hatte, machte Julian einen Schritt rückwärts und ging betont lässig um meinen knienden, nackten Leib herum, bis er vor mir stehen blieb, und mit einem ruhigen und dennoch durchdringenden Blick zu mir herab schaute, sodass ich unmöglich zu deuten vermochte, ob ihm denn eigentlich gefiel, was er da unten auf den kühlen Fliesen vor sich sah. Ich wusste nur, dass mich diese Augen auf eine Art hypnotisierten, die dafür sorgte, dass ich nichts um mich herum mehr wahrnahm – bis auf ihn. Die tiefe Faszination, in die ich verfallen war und die von seiner warmen Stimme zusätzlich genährt wurde, schien mir den Boden unter den Füßen wegzureißen und mich in eine fremde Welt zu befördern, in welcher ich nur noch ihm gehören wollte. Alles, mein ganzes Verlangen, sämtliche Fantasien, sowie Tagträume, befanden sich nun nicht mehr in meinem Kopf, sondern waren von Julian nach außen auf seine Person verlagert worden, sodass mir nichts anderes blieb, als ihn gebannt anzublicken, von dem sehnlichsten Wunsch erfüllt, dass mich mein verkörperter Traum doch besitzen mochte. Meine Umgebung, sogar der Raum, in dem ich mich befand, verschwamm im Nebenwinkel meines Blickfeldes und existierte schlicht nicht mehr, denn in meiner Wahrnehmung war nur noch Platz für einen Mann: Julian. Er hatte die Tür zu meiner Seele gefunden und erfüllte mein Innerstes unablässig mit seiner verführerischen Energie, die mich unausweichlich in seinen Bann schlug.
Nach ein paar Sekunden des stillen Blickkontakts, beugte er sich leicht zu mir herab, streichelte mein Gesicht und flüsterte etwas, das ich nicht verstehen konnte, um mir dann ganz plötzlich und ohne Vorwarnung seitlich auf eine meiner Brüste zu schlagen und eine Explosion, wie ein Feuerwerk in mir auszulösen. Eine dramatische Kraft ergriff mich und riss meinem Oberkörper unter einem unkontrolliert ausgestoßenen Stöhnen nach unten! Ein Schmerz, der kein Schmerz war. Ein Schmerz, der sich zwischen meinen Beinen entlud, anstatt mein Verlangen zu bremsen und dort zu einem Feuer aufloderte, das nach mehr schrie – so paradox, so unmöglich und trotzdem so real. Vielleicht war ich irregeworden. Vielleicht wäre ich danach wirklich reif für die Couch eines guten Psychiaters. Vielleicht würde ich hinterher aber auch so befriedigt, wie noch nie in meinem Leben, in die gleichen heilsamen Hände fallen, die mich jetzt schlugen.
Der Effekt einer überlasteten Hochspannungsleitung in meinem Hirn, die sich zwischen Julian und mir spannte, deren dünnes Drahtseil er mit seinem Schlag zum Funkensprühen gebracht hatte, war daran schuld, dass ich mich nun vor Erregung hemmungslos auf dem Boden rekelte und dabei seine glänzenden Lederstiefel erblickte. In mir formte sich die unbändige Sehnsucht, ihm die Schuhe zu küssen, ihn zu verehren und ihm zu zeigen, welch unglaublich betörende Wirkung sein Handeln auf mich ausübte, sodass ich mich auf die Unterarme stützte, um zielstrebig auf seine Schuhe zu zukriechen. Er hielt mich nicht auf, sondern beobachtete lediglich gelassen und interessiert, wie ich mein Gesicht über seine Füße senkte und mit meiner Zungenspitze erstmals die glatte Oberfläche eines Schuhs liebkoste. Anfänglich ein bisschen zaghaft und zurückhaltend, dann leckte ich jedoch in meiner Ergebenheit über das Leder, wie ein ausgemergelter Straßenhund über ein blutiges Steak, kurz bevor er beschließt, es im Ganzen hinunter zu schlingen! Hätte mir gestern jemand die Bilder des heutigen Tages, der damit endete, dass ich vor einem Mann auf dem Boden herum kroch und ihm voller Inbrunst die Schuhe küsste, in einer Glaskugel gezeigt, so hätte ich denjenigen wohl lauthals ausgelacht. Jetzt aber erlag mein Geist widerstandslos Julians hypnotischer Anziehungskraft und es war eingetreten, was ich niemals für möglich gehalten hätte: Ich kannte meine eigenen Grenzen und Tabus nicht mehr - jedenfalls solange er mein ganzes Verlangen auf seine Person projizierte. Dies bedeutete, dass auf Julians Schultern gerade eine erhebliche Verantwortung lastete, die ich ihm mit dem Geschenk meiner Hingabe und meines Vertrauens unausweichlich aufgebürdet haben musste und es somit nun an ihm lag dafür zu sorgen, dass ich nach unserem Spiel noch selbstbewusst in den Spiegel schauen konnte.
Es war ein seltsames Spiel, in dem es tatsächlich nicht darum ging meinen Willen zu brechen oder ihn zu unterdrücken, sondern stattdessen erfolgreich die Herrschaft über ihn zu erringen, was zur Folge hatte, dass ich mein nicht auszuhaltendes Verlangen vollständig auf Julian richtete, sodass er in meinem grandiosen Rausch alles war, was ich noch wollte. Und es war wahrlich eine überwältigende Ekstase, in die er mich durch seine Machtübernahme stürzte. Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne, sondern einzig und alleine dieser hinreißende Mann war es.
Ich fühlte wie mir bei meiner Geste der Verehrung der Saft allmählich aus meiner Fotze, die Schenkel hinab rann, und begriff in diesem Zustand nicht einmal ansatzweise, dass ab sofort ein Damm zwischen uns beiden eingebrochen war, der irreparabel ein schwarzes Loch freigeschaufelt hatte, welches ihn und mich unweigerlich auf eine Ebene sog, die von einer weit über das Persönliche hinausgehenden Intimität gezeichnet war. Was uns von nun an verband, war ein dunkler Abgrund menschlicher Leidenschaft und ein gesellschaftliches Tabuthema sowie eine Nähe, die selbst durch eine tiefere Liebesbeziehung in mir nicht hätte geschaffen werden können. Der Boden unter meinen Gliedmaßen vermochte nicht zu verdeutlichen, wie weit unter ihm ich mich tatsächlich befand. Meine Unterwürfigkeit kam einer Offenbarung gleich, für die es obendrein weder Ausreden, noch Ausflüchte gab, zumal ich mich freiwillig aus eigenem Antrieb in sie hinein begeben hatte. Das passive Zufügen lassen lustvoller Schmerzen berührte mich längst nicht in dieser Intensität, wie es das unaufgeforderte Lecken seiner Stiefel tat, was durchaus einer widerspruchslosen Anerkennung seiner Macht über mich entsprach, beachtete man die Tatsache, dass ich seiner Dominanz, anstatt mit stolzer Gegenwehr zu begegnen, in tiefer Bewunderung ihre Bestätigung verlieh.
Nach einer kleinen Weile stoppte ich mein Treiben und nahm erwartungsvoll vor ihm eine kniende Position ein, um ihm in seine bezaubernden Augen zu sehen und auf das zu warten, was nun folgen mochte. Zu meiner Verwunderung musterte er mich allerdings bloß mit einem alles- und auch nichtssagenden Ausdruck.
„Waren meine Schuhe dreckig?“, fragte er in einem undurchsichtigen Tonfall, dessen versteckte Absicht mir zunächst schleierhaft blieb. „Nein, aber ..“, gab ich ein wenig verunsichert von mir, doch er ließ mich nicht ausreden. „Warum hast du das eben dann getan?“, bohrte er weiter, ohne mir mitzuteilen, worauf er eigentlich hinaus wollte. Ich schluckte, blickte kurz zu Boden und beschloss ihm einfach die Wahrheit mitzuteilen: „Weil ich besessen von dir bin. Es war ein tiefer Wunsch in mir und ich konnte gar nicht anders, das Verlangen war übermächtig …“ Ich erkannte meine eigene Stimme nicht wieder, sie war eindeutig die eines Wahnsinnigen geworden, ohne dass ich noch irgendeinen Einfluss darauf gehabt hätte. Außerdem rechnete ich bereits damit, dass irgendetwas wie: ‚Ich hatte es dir nicht befohlen, also wirst du dafür bestraft!’, kommen würde, doch die Situation sollte sich anders entwickeln. Denn unerwartet, als ob er völlig gerührt von meiner Geste der Anbetung war, erschien auf seinen Lippen plötzlich ein zärtliches Schmunzeln und er streichelte mir angetan über die Haare, während er erklärte: „Siehst du jetzt, was ich vorhin meinte? Du hast mir den Beweis deiner Ergebenheit aus freien Stücken erbracht, es war dein eigener Wille, der dich leitete und es war nichts davon aufgezwungen, sondern die Hingabe kam …“ Seine Finger glitten an meinem Hals entlang und verharrten unter meinem Kinn, wo sie mein Gesicht mit dem Blick zu ihm gewandt fixierten. Bedeutungsvoll senkte er seine Stimme: „aus deinem Herzen.“
Es dauerte eine Weile, in der er mich unablässig streichelte, bis sich seine liebevollen Gesichtszüge wieder normalisierten. „Ich habe übrigens vorhin auch mitgekriegt, was du dir außer dem Bild noch angesehen hast“, fuhr er danach wieder unberührt fort und schaute vielsagend zu einer bestimmten Wand, sodass ich sofort wusste, wovon er sprach. „Mir entging ebenfalls nicht, dass das, was dort hängt, dir anscheinend ein bisschen Angst eingejagt hat.“ Betroffen blickte ich ihn an und schwieg. „Aber du weißt ja, wie man Phobiker im Allgemeinen therapiert, nicht?“ Julian erwartete keine Antwort, sondern ging hinüber zu den Goldhaken und griff zu einer der Peitschen, nahm sie in die Hand und hing sie nach eingehendem Betrachten wieder an ihren Platz, bevor er zur nächsten griff: Eine Gerte mit einer kleinen Lederschlaufe als Klatsche und einem dickeren Ende auf der anderen Seite, das den Griff bildete, an welchem ebenfalls eine Schlaufe hing, nur größer, damit die Peitsche dem Reiter bei einem wilden Ritt nicht so leicht verloren gehen konnte. Diese hing Julian nicht zurück, sondern bewegte sich mit ihr wieder auf meinen nackten Leib zu. Verwegen grinsend positionierte er sich erneut vor mir, diesmal allerdings mit einem Blick, der sich mir regelrecht ins Bewusstsein einbrannte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, berührte er mit der Klatsche meinen Venushügel und strich damit in genüsslicher Langsamkeit an meinem Körper nach oben bis an das Ende meines Rumpfes. „Leg dich hin und mach die Beine breit, ich will mir deine Fotze ein bisschen näher ansehen“, sagte er bestimmt, wobei er wieder diese charakteristische Gelassenheit mitschwingen ließ, welche seiner Stimme obgleich aller Ruhe, dennoch etwas sehr selbstbewusstestes verlieh.
Julian wusste nur zu gut, dass er in meinem Zustand ohnehin keinerlei Druck auszuüben brauchte, schließlich war ich notgeil genug, um erst gar nicht auf den Gedanken einer Gegenwehr zu kommen. Wahrscheinlich war es nicht gerade sehr damenhaft, dass ich in meiner Wollüstigkeit widerspruchslos gehorchte und die Beine vor ihm spreizte. Eine anständige Frau hätte womöglich zumindest so getan, als behage ihr diese Behandlung nicht, jedoch war ich in solchen Angelegenheiten wesentlich direkter und signalisierte stattdessen meinem Gegenüber gerne meine Bereitschaft. War ich deshalb etwa eine Schlampe? Und wenn schon: Sei’s drum!
Lüstern präsentierte ich ihm meine Fotze und verfolgte erregt, wie die kleine Lederschlaufe von meinen aufgerichteten Brustwarzen tiefer wanderte, bis sie mit einem leisen Schmatzgeräusch meine Schamlippen auseinanderteilte, damit der Mann, der sie führte, ungehindert einen Einblick in meine intimste Körperregion erhielt. Ein unwillkürliches Stöhnen entfuhr meinem Mund, als er auch noch meine inneren Labien auseinander stob und nur ganz leicht in meine gierige Öffnung vordrang, um sich gleich darauf wieder zurückzuziehen. Auf meinem glatten Schamhügel ruhte daraufhin das Ende der Peitsche für ein paar Sekunden und tippte dann sacht einige Male auf die empfindliche Haut, bevor mich urplötzlich ein Blitz, begleitet von einem Klatschlaut durchschoss. Er hätte wesentlich fester zuschlagen müssen, um mir in meinem Zustand ernsthaft wehzutun, jedoch ließ mich der Überraschungseffekt auch so ruckartig zusammenzucken und das warme Ziehen auf meiner Scham verdeutlichte mir einmal mehr, dass ich Schmerz und Lust nur noch schwerlich voneinander zu trennen vermochte. Liebestoll hob ich mein Becken an und bat Julian durch das ungenierte Darbieten meiner pulsierenden Muschi mich doch endlich von meinen unerträglichen Lustqualen zu erlösen, was von ihm aber nur mit unbeeindruckter Miene beäugt wurde.
„Knie dich wieder hin.“, sagte er so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte, es jedoch dann als Einladung auffaste mich unverzüglich aufzurichten, um ihm ungestüm an den Bund seiner Hose zu greifen und von einem heftigen Drang gepackt meinen Mund über die längliche Beule, die sich unter dem Leder an seinen Unterkörper schmiegte, zu stülpen. Ich hätte nicht gedacht, dass es einen Mann auf der Welt geben könnte, der sich einem Blowjob verweigerte, allerdings tat Julian genau das, indem er meinen Kopf wegschob, mich zu ihm aufschauen ließ und bedächtig fragte: „Brauchst du es so dringend?“ Ich nickte vehement.
„Okay, das kannst du gerne haben, allerdings werde ich ihn dir geben, denn holen wirst du ihn dir nicht!“ Was bedeutete das nun schon wieder? Konnte er mir nicht klipp und klar sagen, was er vorhatte? Klar hätte er gekonnt, doch er wollte einfach nicht! Stattdessen löste er seine Hände von mir und ging um mich herum. Ich machte keine Anstalten hinter mich zu sehen und so spürte ich auf einmal die Sohle seines Stiefels zwischen meinen Schulterblättern, welcher mich durch das Aufbauen eines stärkeren Drucks dazu zwang, meinen Leib vornüber zu beugen und mich auf meine vorderen Gliedmaßen zu stützen.
Nicht mal einen Sekundenbruchteil später dirigierte das Klatschen der Gerte auf die zarten Innenseiten meiner Oberschenkel meine Beine weiter auseinander, sodass ich mich ihm auch in dieser Position leicht zugänglich präsentierte. Anschließend hörte ich, wie Julian hinter mir auf die Knie ging. Finger berührten meine glühende Fotze, streichelten über meine geschlossenen Schamlippen und schlugen dann unerwartet zu. Ich stöhnte, streckte ihm bereitwillig meinen Arsch unter Anstrengung noch näher hin und wusste schon längst nicht mehr, wie mir eigentlich geschah. Julian scherte dies nicht im Geringsten, er tauchte mit seinen Fingerspitzen in die Quelle meiner Feuchtigkeit und verteilte dann den Saft meiner Muschi ausgiebig um mein Loch herum, um sodann nach dem metallischen Klirren seiner Gürtelschnalle die erstaunlich dicke Eichel seines Schwanzes an meine Öffnung anzusetzen. Ich hatte seinen Schwanz vorher nicht gesehen und konnte darum lediglich durch die stramme Silhouette, welche er durch die Lederhose geformt hatte, abschätzen, wie groß und dick er wohl sein mochte.
Ohne jede Vorwarnung rammte er mit einem beherzten Stoß seinen Prügel kraftvoll bis zum Anschlag in meinen Unterleib hinein, sodass ich einen tiefen, hilflosen Seufzer, durch die brachial über mich hereinbrechenden Empfindungen ausstieß, zumal meine Muschi einfach nicht mehr an ein Kaliber diesen Ausmaßes gewöhnt war, wenn man in Betracht zog, dass Pascal unter anderem auch mit gravierenden Potenzproblemen zu kämpfen hatte und er von Mutter Natur ohnehin nicht sehr großzügig bedacht worden war. Ich war mit meinem Ex-Freund solange zusammen gewesen, dass ich bereits ganz vergessen hatte, welch ungeahnten Rauschzustände die vaginale Penetration mit einem derartig massigen Glied verursachen konnte und so wurden diese mir jetzt jäh in Erinnerung gerufen. Die Ekstase des Gefühls, durch Julian vollständig ausgefüllt zu sein und ihn in einer so überwältigenden Intensität in meinem Körper zu spüren, kam für mich einmal mehr der Demonstration seiner Macht über mich gleich und führte mir gleichzeitig mit unmissverständlicher Vehemenz vor Augen, dass es bloß zu meinem Besten geschah und es der richtige Mann war, welchem ich hier die Zügel übergab.
Doch anstatt mich mit rhythmischen Stößen endlich durchzuficken, bis mir Hören und Sehen verging, zog mir jetzt ein beherzter Griff in meine Haare den Kopf zurück, während eine fordernde Stimme hervor presste: „Mh, ich wusste, dass er dir gefallen wird … Was meinst du, wie groß ist er?“ Unfähig ihm in meinem Rauschzustand, den mir dieser fette Prügel durch den Körper jagte, eine auch nur halbwegs verständliche Antwort zu geben, begann ich zu stöhnen, worauf er mir mit der freien Hand unvermittelt einen festen Schlag auf meine linke Arschbacke verpasste, sodass ich abrupt unter ihm zusammenzuckte. „Falsche Antwort!“, bemerkte er sarkastisch. „Ich … ich … weiß nicht, er ist wirklich verdammt ries…“, versuchte ich zu stammeln, bevor der nächste Hieb klatschend auf meinem Po landete und dort ein wildes Kribbeln, wie nach einem Sitzbad in einem Ameisenhaufen, hinterließ. Scheiße, worauf hatte ich mich hier nur eingelassen? „Zwanzig … Zwanzig Zentimeter vielleicht …“, stieß ich sofort verzweifelt aus und erntete dafür einen weiteren Schlag, der jedoch nicht so heftig ausfiel, wie die vorhergehenden. Anscheinend war ihm diese Antwort gut genug, denn nun beugte er seinen Oberkörper, immer noch fest in meine Haare verkrallt, etwas weiter zu mir herunter und raunte in mein Ohr: „Einundzwanzig Zentimeter sind das, du kleine notgeile Sau und darum wollte ich, dass du ihn erst zu spüren bekommst, bevor du ihn siehst!“ Indem er seine Hüften noch fester an meinen Arsch drückte, verlieh er seinen Worten den nötigen Nachdruck, während ich abwechselnd die Zähne zusammenbiss und atemlos nach Luft rang. Er hatte mir gerade unmissverständlich demonstriert, dass es ab sofort mit seiner Beherrschung vorbei war und er mich mittels des mächtigen Gliedes zwischen seinen Beinen vollständig in der Hand hatte. Ich war ihm ausgeliefert.
Bevor er allerdings anfing mich zu ficken, ergriff er wieder die Peitsche, welche er neben sich abgelegt hatte, umfasste sie an beiden Enden und führte mir diese vors Gesicht, wo er mir den Fieberglasstab waagrecht in den offenen Mund schob. Ohne dass ich mich dagegen hätte wehren können, bestimmte Julian auf diese Art meine Haltung, wie es ein Reiter durch die am Zaumzeug befestigte Trense seines Pferdes vermochte, und begann anschließend sein Becken schwerfällig zurückzusetzen, um mir kurz darauf brachial den nächsten derben Stoß zu verpassen, der meinen Leib unter ihm zum Erzittern brachte, sodass mein unwillkürlich ausgestoßener Lustschrei die Luft in einer Lautstärke zerriss, die durch das offene Fenster sicherlich auch noch die Nachbarn unterhielt. Ich hoffte bloß inständig, dass man mich auf der anderen Seite des Gebäudes, wo sich die Bar mit ihren Besuchern befand, nicht hören konnte, denn wenn ich die nächsten Tage mit Julian verbrachte, würde ich mich wohl oder übel dort noch einmal blicken lassen müssen. Mir war natürlich bewusst, dass ich spätestens bei der Sexparty sowieso die Hüllen auch vor mehreren Männern fallen lassen musste, jedoch verkehrten unter dem teilweise recht regen Publikumsverkehr des Lokals auch Personen, die nicht unbedingt von meinem pikanten Part dieser Geschichte zu erfahren brauchten.
Julian kümmerte dies hingegen herzlich wenig, denn mittlerweile war er dazu übergegangen, mir sein imposantes Ungetüm in einem gleichmäßigen Rhythmus unablässig in meine klitschnasse Öffnung zu treiben und sich dabei an meinem mittlerweile unartikulierten Wimmern zu ergehen. Schon lange hatte ich nicht mehr vor Ekstase lustvoll gewimmert – zu lange. Es war ein klares Zeichen dafür, dass alle klaren Gedanken von mir abfielen, wie überreifes Obst von einem Baum. Gleichzeitig war es aber auch ein Zeigen meiner verletzlichsten Nacktheit, die einer Offenbarung gleichkam an denjenigen, der mich so weit brachte und ein äußerst intimes Kompliment bedeutete, welches ich bisher nur sehr wenigen Männern gemacht hatte. Bereits nach kurzer Zeit dieses Ritts fühlte ich meine Unterarme nicht mehr und wollte meinen Oberkörper deshalb auf die kühlen Fliesen sinken lassen, doch Julian hielt mich davon ab, indem er meinen Kopf mit der Gerte im Mund straff zurückzog und mich in dieser Stellung unweigerlich fixierte.
Darum überraschte es mich umso mehr, als Julian auf einmal aufhörte, seinen Schwanz aus mir heraus zog und die Peitsche fallen ließ. „Nein, da geht noch mehr …“, keuchte er atemlos hinter mir und ich drehte mich in meiner abrupt abgebrochenen Trance mit einem klagenden Gesichtsausdruck um, von dem ich nicht befürchtete, sondern sogar hoffte, dass er ihn bemerken würde. „Das ist noch nicht alles …“, kam von ihm ohne eine Erklärung, während er sich rücklings auf den Bettvorleger rollte und mich aufforderte: „Los komm her!“
Auch wenn ich ihn für die jähe Unterbrechung am liebsten zum Teufel geschickt hätte, gehorchte ich und setzte mich auf seinen feucht glänzenden Schwanz, der nun hart und prall auf seinem Bauch lag. Zugegeben war ich mehr als irritiert von seiner Art, die zu besagen schien, dass er etwas über mich wusste, von dem ich nichts wusste. Denn dies würde bedeuten, dass mich eine mehrstündige Bekanntschaft bereits besser kannte, als ich mich selbst. Aber auch wenn es mir auf den ersten Blick von ihm ziemlich anmaßend vorkam, brannte ich dennoch darauf herauszufinden, ob er recht behalten würde. Und was blieb mir außerdem schon anders übrig? War ich ihm doch hoffnungslos verfallen!
Kaum hatte ich mich in der Reiterstellung auf seinen Schwanz gesetzt, verkrallte er seine Finger in meinen Arschbacken und drückte mich auf seinen Prügel, während seine Hüften begannen den imposanten Riemen mit zunehmendem Tempo in mein Loch zu treiben. Ich konnte nicht anders, Julian verlangte mir alles ab, sodass ich mich unweigerlich auf seinen Oberkörper sinken ließ und den erstickten Lauten, die sich mir entrangen, keinerlei Beachtung mehr schenkte. Der Duft seines Aftershaves, stieg mir abermals deutlich in die Nase, wobei ich nicht abstreiten konnte, dass dieser Geruch sich in mein Hirn wahrscheinlich für immer einbrennen würde: Für den Rest meines Lebens würde ich an Julian, an unsere Zeit und an das erinnert werden, was er in mir freigesetzt hatte, als erster und einziger Mann, als Freund und Geliebter. Egal wo ich diesen markanten Duft riechen würde, Julian würde sofort vor meinem inneren Auge erscheinen, wobei ich dieser verführerischen Einladung meiner Imagination, nicht widerstehen würde können und dem leisen Hauch dieser tief greifenden Emotionen, die er einst in mir entfesselt hatte, nachspüren würde. Eine im Verborgenen gelegene Tür der Liebe und der Lust, die jahrelang in den Tiefen meines Unterbewusstseins fest verschlossen und überwuchert vor sich hingeschlummert hatte, war durch ihn geöffnet worden. Es bedurfte erst eines schwulen Ledermannes, um sie im abgelegenen Tal meiner verdorbensten Gelüste überhaupt auszumachen. War das nicht völlig verrückt?
Mittlerweile war Julian dazu übergangen mir seinen Schwanz wie einen Presslufthammer in die Fotze zu jagen, ohne den Druck auf die Pobacken, die er kräftig gepackt hielt, zu verringern. Die Wirklichkeit war für mich inzwischen nicht mehr existent, auch wusste ich längst nicht mehr, was er da eigentlich mit mir anstellte, hatte ich doch teilweise sogar das Gefühl jeden Moment ohnmächtig zu werden. Alles schien mir entglitten zu sein, nichts befand sich mehr unter meinem Kommando, sondern gehörte nur noch Julian alleine, dem ich mich bedingungslos auslieferte. Mein Mund formte zuerst Lustschreie, die dann von abgehackten Lauten abgelöst wurden. Irgendetwas veränderte sich. Oder eine Sicherung brannte durch. Ich wusste es nicht genau, was da mit mir geschah, sondern ahnte allenfalls, dass wir eine wichtige Schranke einfach durchschritten, ungeachtet von Gefahren oder Vorsichtsmaßnahmen. Es war nichts weiter als seine Führung und meine Hingabe, die im Zusammenspiel dafür sorgten, dass ich in meinem wollüstigen Rauschzustand nicht die geringste Chance hatte, auch nur ansatzweise Widerstand zu leisten. Julian lotste mich unweigerlich in das verbotene Tal, wie einen Blinden in den Gefahrenbereich.
Ein Schock! Jedenfalls anfänglich … So könnte man es wohl am besten bezeichnen, wie mir zumute war, als plötzlich ein Sturzbach einer urinartigen Flüssigkeit aus meiner Muschi schoss und teilweise sogar bis hinauf zu Julians Brust spritzte. Perplex und peinlich berührt, wartete ich darauf, dass er unser Treiben zumindest unterbrechen würde, jedoch stattdessen trieb er seinen Hammer wie ein Besessener noch fester in meine Pussy, während er meine linke Pobacke losließ und mich so am Hals, dicht unter dem Kinn, umfasste, dass ich ihn ansehen musste. In seinen Augen schwelte das unverkennbare Funkeln maßloser Gier, die verbissen ihren Tribut forderte, während seine Stirn übersät war von kleinen glitzernden Schweißperlen der körperlichen Verausgabung. „Geile Drecksau!“, grollte er in überlegenem Tonfall, der mir keinerlei Aufschluss darüber verlieh, ob er dies nun als Tadel oder Kompliment an mich richtete und ehe ich mich versah, hörte ich ein lautes: ‚Klatsch!’ und stellte benommen fest, dass Julian mir soeben tatsächlich eine runtergehauen hatte! Zwar nicht so fest, dass es sehr geschmerzt hätte, wusste ich doch bereits, dass es ihm vielmehr um meine Reaktion, als um den Schmerz an sich ging, aber immerhin fest genug, dass ich die Backpfeife auch danach noch in Form von einer angenehm prickelnden Wärme deutlich auf meiner Wange spüren konnte. Noch nie hatte mich ein Mann ins Gesicht geschlagen, wobei ich mir selbstverständlich dieses Tabus bewusst war und es normalerweise auch für absolut richtig befand – die Betonung lag dabei eindeutig auf normalerweise. Hier allerdings fühlte es sich an, als ob er mich dadurch das unverfälschte Feuer seiner Leidenschaft auf unvermitteltem Wege erst so richtig spüren ließ. Es war eine von ihm ausgehende Hitze, mit welcher er mich entfachte, dass ich an meiner eigenen Lust zu verbrennen glaubte.
Jedoch noch wesentlich erstaunlicher als die Tatsache, dass ich ihn offenbar beim Ficken vollpisste und er mir eine gescheuert hatte, fand ich meine eigene Reaktion auf den Schlag. Denn als er mir nun in die Haare griff und bestimmend meinen Kopf nach unten neben sein Gesicht zog, merkte ich, wie Dämme in mir brachen, von deren Existenz ich nicht die leiseste Ahnung gehabt hatte, zumal aus meiner Fotze jetzt unaufhaltsam und scheinbar endlos ein wahrer Wasserfall hervor sprudelte, dessen Plätschern ich deutlich in meinen Gehörgängen vernehmen konnte. Ein Plätschern, das jeden Stoß in mein Loch mit einem nassen Schmatzen begleitete, während inzwischen der ganze Saft von seinem Unterkörper bereits auf den Bettvorleger tropfte. Ich hatte in der Vergangenheit schon mal einen Bericht über das Thema ‚Squirting’ gelesen, konnte mir aber dennoch nicht erklären, woher so viel Flüssigkeit außerhalb der Blase stammen könnte, und nahm daher an, es wäre der Schließmuskel eben dieser, welcher sich durch mein völliges Entspannen und Aufgeben des aktiven Steuerns meines Körpers, gelockert hätte. Dass es sich dabei in Wirklichkeit allerdings gar nicht um Urin handelte, sollte sich erst später herausstellen.
Mein Schamgefühl verwandelte sich jedenfalls durch diese vulgäre Zügellosigkeit in einen unersättlichen Hunger, welcher sich über jeden Zweifel und alle Hemmungen erhob und diese unerbittlich in wahnhafter Maßlosigkeit ertränkte. „Ich habe es gewusst du gieriges Biest! Aber bei mir bist du an die richtige Adresse geraten!“, keuchte seine Stimme unnachgiebig mit den Lippen direkt an meiner Ohrmuschel, unterdessen er mich unablässig in die flutschende Nässe rammelte wie ein Irrer und meine Quelle scheinbar gar nicht mehr versiegen wollte. Die feuchte Wärme zwischen unseren Leibern bestand längst nicht mehr einzig aus Schweiß, mittlerweile waren wir beide über und über eingesaut mit meinem Saft, der zwischen uns bei jedem Stoß klitschte, wie der Inhalt einer verschütteten Flasche Massage-Öls.
Ruckartig riss er meinen Kopf wieder nach oben, musterte mit einem fordernden Aufleuchten in seinem Blick die abgrundtiefe Enthemmung, wie sie sich auf meinem Gesicht wohl nicht sehr zurückhaltend abzeichnete, und verpasste mir die nächste schallende Ohrfeige. Die Muskulatur meines Leibs verspannte sich nicht mal mehr, als er zum Schlag ausholte und seine Hand auf meine Wange sauste. Ich wollte und ich brauchte diese heftige Intensität seiner harten Zärtlichkeit, sehnte und verzehrte mich sogar regelrecht nach ihr. Aber auch Julian empfand offensichtlich Wohlgefallen daran zu beobachten, was er in seiner unstillbaren Triebhaftigkeit mit mir anrichtete und kostete es weidlich aus, dass ich nicht einmal mehr dazu in der Lage war, aus selbstständiger Kraft heraus aufrecht auf ihm zu sitzen, und ohne seine haltende Hand in meinen Haaren auf ihm zusammengebrochen wäre, wie ein nasser Sack. Er blickte an mir herunter, sah die, bei jedem Eindringen seines Schwanzes, nachlassenden Spritzer aus meiner Muschi auf seinen flachen Bauch strömen und versetzte mir diesmal einen Schlag auf die rechte Backe. Dann griffen seine zupackenden Finger beherzt in mein Genick und zogen mich wieder abrupt nach unten neben seinen Mund. „Du hast es so gewollt …“, raunte er verwegen, bevor er mir in die Haut knapp unterhalb meines Kieferknochens biss und mir drei besonders kräftige Stöße versetzte, die seine Eier an meinen Arsch klatschten ließen.
Ein letztes Mal rammte er mir seinen imposanten Prügel in mein durchtränktes Loch und verharrte dann in dieser Stellung, sein Schwanz durchströmt von einem spürbaren Pulsieren.
Mir wurde schwummerig von dieser ungestümen Heftigkeit und vor meinen Augen tanzten bereits kleine Sterne, sodass ich abwechselnd jammerte und verzweifelt nach Luft japste wie ein Ertrinkender, indessen Julian neben mir einen erstickten Laut zwischen seinen Zähnen, die sich anstatt von mir abzulassen, während seines Höhepunkts noch tiefer in meine Haut gruben, hervorstieß.
Hatte er mir vorhin meine Möse gehörig entsaftet, so füllte er sie jetzt im Gegenzug mit seinem eigenen Nektar wieder auf. Regungslos blieb ich auf ihm liegen und versuchte wieder zu mir zu finden, während Julians Schwanz in mir zusammenschrumpfte und seine warme Sahne zwischen meinen Schenkeln hervor troff, um sich anschließend zähflüssig auf seinem Unterleib zu ergießen. Sein nasser Bauch hob und senkte sich unter mir in immer größeren Abständen. Von meinem Hals hatte er bereits abgelassen, als sich sein Orgasmus dem Ende zugeneigt hatte.
Bis auf ein signifikantes Rauschen in meinem Ohr war es plötzlich auffallend still in dem Raum geworden, der bis vor wenigen Augenblicken noch erfüllt war von Lustschreien, hemmungslosem Gestöhne, klatschenden Schlägen und dem versauten Schmatzen verspritzter Körperflüssigkeit. Stattdessen hatte er nun die Arme um meine Schultern geschlungen und drückte mich mit geschlossenen Lidern an sich. Ich konnte lediglich erahnen, was in ihm vorging, wusste allerdings, dass er sich nicht so genussvoll über die Lippen lecken würde, wenn er nicht zufrieden mit unserem kleinen Intermezzo gewesen wäre.
Er war doch zufrieden … Oder? Ich wollte mich gerade zur Seite rollen, wurde aber durch eine eiserne Umarmung daran gehindert und eine Stimme, die nicht die seine zu sein und irgendwo aus einer anderen Welt zu kommen schien, versuchte mit beachtlicher Beherrschung in Erfahrung zu bringen: „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich schon fertig mit dir bin, oder?“ Ich schluckte. Was würde jetzt noch kommen? Ich blickte mich erneut zu seinem Gesicht um. Seine Augen waren immer noch zu und seine Atmung war in einen entspannten Rhythmus übergangen.
Darum erschrak ich umso mehr, als ich urplötzlich von einem kräftigen Ruck herumgerissen, unversehens mit Rücken und Po in der Lache aufgesogener Feuchtigkeit auf dem Teppich landete und zusätzlich mit den Schultern auf den Boden gedrückt wurde, während Julian sich über mir positioniert hatte und mich hämisch angrinste. Ganz nah, sodass sich unsere Nasen fast berührten, kam er vor mein Gesicht und schien so tief in meine Seele zu schauen, dass ich unter seinem Körper erschauderte. „Ich muss dir doch erst noch zeigen, wie man das in unseren Kreisen mit so einer beschaulichen Ladung frischer Wichse handhabt“, provozierte er weiter mein Verlangen heraus, ohne die eisgrauen Fesseln von mir zu lösen, die er mir mit seinem durchdringenden Blick angelegt hatte. Ein geheimnisvoll wabernder Nebel lag darin und allmählich wurde mir auch klar, dass dieser keinem anderen Zweck diente, als mir alle klare Wahrnehmung zu stehlen, indem er mich in seinen undurchsichtigen Schleier von mysteriöser Faszination vollends einschloss und mich dann in seinen magischen Zauber hüllte, bis ich orientierungslos den Verstand verlor. Verführung war die Kunst, welche er bis zur Perfektion beherrschte, wenn man erstmal seiner magnetischen Anziehungskraft erlag, gab es kein zurück mehr.
Von meinen Schultern wanderten seine Hände streichelnd zu meinen Schläfen und fixierten meinen Kopf zwischen sich. „Schau da rüber“, gab er mir mit einem Blick in die Richtung zu verstehen, welche er meinte und ich verdrehte angestrengt meine Augen dort hin. „Du bist total durchnässt, ich kann dich so unmöglich in mein Bett lassen. Aber …“, seine geschwungenen Lippen formten sich erneut zu einem süffisanten Grinsen, „da ich nun mal ziemlich spermageil bin und mir holen werde, was ich will, bleibt mir wohl folglich nichts anderes übrig, als dich an den Ringen dort festzumachen und dafür zu sorgen, dass du schön brav auf dem Boden mit gespreizten Beinen liegen bleibst, ganz egal, was ich mit dir anstelle.“
Julian stieg von mir herunter und geleitete mich auf allen Vieren kriechend mit seiner Hand im Genick, zwischen zwei dieser Ringe, ehe er mich aufforderte, mich mit dem Po Richtung Bett auf den Rücken zu legen. Danach stand er auf, um etwas aus einer Schublade der Kommode zu holen. Ich versuchte vergeblich zu erkennen, was es war und sah daher die zwei breiten Ledermanschetten mit ihren silbernen Ringen und die Kette mit den Karabinerhaken an jedem Ende erst, als er sich wieder zu mir umdrehte. Anschließend ging er auf meine Beine zu, bückte sich und legte meinem rechten Fuß eine der gepolsterten Fesseln an, die er sodann mit den Haken an dem am Bett befestigten Ring fixierte. Die Kette war ziemlich kurz und so war mir bereits jetzt schon absolut klar, dass meine Fähigkeit die Beine zu schließen mit dem Anlegen der anderen Fußfessel schon bald nicht mehr gegeben sein würde – wenn ich mich schon nicht der Blöße schämte, so machte es mich dennoch ein wenig nervös zu wissen, dass er mit meiner empfindlichsten Stelle machen konnte, was er wollte, ohne dass ich ihm dies in dieser Stellung hätte verwehren können.
Zum Schluss formten meine Beine ein großes „V“, wobei meine nass schimmernden Schamlippen meinen Kitzler nicht mehr verbergen konnten, der sich ihm vulgär entgegenreckte. Julian störte das nicht im Geringsten, ganz im Gegenteil, zufrieden schaute er mir zwischen die Beine und murmelte selbstvergessen: „Muss schon sagen, ein geiles Spritzfötzchen ist das …“ Anschließend drehte er sich zu mir um und meinte: „Mal schauen, wie du abgehst, wenn ich mich ein bisschen näher damit beschäftige …“ Er nahm über mir Platz, mit seinem Po nur leicht auf meinem Brustkorb sitzend und fasste mir ungeniert an meine Muschi. Ich fühlte, wie er meine Klitoris zwischen Daumen und Zeigefinger nahm, an ihr zog und dabei die kleine Lustperle drückte, was mir gleichzeitig einen Schauer der Überreizung und der Erregung zwischen die Beine trieb, die ich versuchte aus einem Reflex heraus zu schließen, was natürlich in Ermangelung der Bewegungsfreiheit misslang und ich stattdessen nur verzweifelt mein Becken unter ihm winden konnte.
Sein Arsch, der immer noch in der geöffneten Lederhose steckte, bot mir derweil ein Bild, mit seinen runden wohlgeformten Backen, dass ich nicht anders konnte, als ihn anzufassen, nachdem er meinen empfindlichen Knopf zwischen seinen Fingern endlich wieder entlassen hatte. Glatt, weich und trotzdem gänzlich straff wölbte sich das Leder verführerisch in meiner Hand, als strotze es nur so vor verruchtem Sex-Appeal und zurückliegenden Erinnerungen an schmutzige Spiele. „Freut mich, dass dir mein Arsch gefällt, den wolltest du schon die ganze Zeit, habe ich recht? Wenn du dachtest, ich hätte nicht mitbekommen, wie du mich vorhin unten in der Bar jedes Mal angestarrt hast, wenn ich dir den Rücken zugedreht habe, liegst du falsch.“, hörte ich seine Stimme wenige Zentimeter unterhalb von mir und ohne diesmal aufgrund seiner Anspielung in Verlegenheit zu geraten, dafür waren wir bereits viel zu intim geworden. „Aber es freut mich, denn er soll dir ja auch gefallen. Soll ich dir mal sagen, was mich so richtig wahnsinnig macht?“ Er verlagerte leicht sein Gewicht, was dazu führte, dass ich die Bewegung seiner Gesäßmuskeln unter meinen Fingern spüren konnte und darum, gebannt von dieser Verlockung, ein bisschen abwesend antwortete: „Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung …“ Jedoch Julian fuhr mir unbeirrt über die geöffneten Schamlippen und wiegte fast unmerklich seinen Kopf von der einen auf die andere Seite, während er mein Geschlechtsteil betrachtete. „Es ist der Anblick von zugekleisterten Löchern, an den ich mich nie gewöhnen werde“, raunte er verträumt und senkte anschließend sein Gesicht, um mit seiner Zunge der Länge nach durch meinen Schlitz zu fahren. Nach dieser kleinen Kostprobe stülpte er wie ein Verhungernder seine Lippen fest über meine Fotze und begann mit der gesamten Fläche seiner Zunge hemmungslos mein Loch auszulecken, in welches der imposante Riemen kurz zuvor sein Sperma hineingepumpt hatte.
Das klitschige Gefühl, als er mir seinen eigenen Saft aus der Pussy schleckte, ließ mich behaglich stöhnen und die Fesseln an meinen Füßen total vergessen. Julian kümmerte sich zunehmend mehr um meinen Kitzler, erst, indem er über mein Pissloch leckte und dann gezielt die kleine Lustperle bearbeitete. Ich seufzte, würde er so weiter machen, würde es nicht mehr lange dauern, bis ich kam. Jedoch hatte meine neue Bekanntschaft andere Pläne: Gezielt passte er den Punkt ab, an welchem ich unter ihm zu zittern begann, und saugte dann fest meine Klitoris in seinen Mund, was diese abermals so sehr überreizte, dass von einem drohenden Orgasmus keine Rede mehr sein konnte. Stattdessen sog ich scharf die Luft ein, während mein Körper sich schüttelte. Ich wollte ihn bereits auffordern aufzuhören, da entließ er meinen Kitzler schon aus seinem Mund und machte Anstalten von mir herunter zu steigen. „Was hast du vor?“, nuschelte ich mit kratziger Stimme, was er aber einfach ignorierte, aufstand, sich umdrehte und nun interessiert auf den Leib hinab blickte, der sich zwischen seinen Beinen nackt und wehrlos auf dem Boden befand. Dann machte er seine Hose zu und steckte seine Hände in die Hosentaschen, um mich eingehend zu mustern.
„Willst du kommen, wie du noch nie gekommen bist?“ Julian sah so verdammt heiß aus, wie er da über mir stand und ich zwischen seinen Stiefeln eingeschlossen war. Zögerlich, da ich bei ihm nie wusste, was er genau beabsichtigte, stimmte ich zu: „Einen Abgang könnte ich jetzt echt gut vertragen …“ Daraufhin bewegte er sich erneut auf die Kommode zu und versprach: „Den sollst du haben.“ Was würde er nun schon wieder aus diesem Schränkchen zaubern? Einen Vibrator oder einen Dildo?
Julian kam zurück, zwischen seinen Fingern erkannte ich eine chromfarbene Kette und ich befürchtete bereits, dass es sich doch nicht um eines der von mir vermuteten Stiumlationsgeräte handelte, die man heutzutage nahezu bei allen jungen und aufgeschlossenen Leuten im Haushalt fand. Er ging neben meinem Oberkörper in die Hocke und ließ den Gegenstand über mir pendeln, sodass ich erkannte, dass es sich dabei um zwei, durch das filigrane Kettchen verbundene, Klemmen handelte, die am äußeren Ende mit schwarzem Gummi ummantelt waren. „Ich schätze du weißt, was das ist?“, fragte er mich mit hochgezogener Augenbraue und ich musste unwillkürlich grinsen. „Natürlich weiß ich, was das ist“, entgegnete ich, ihn verträumt anblickend. Dessen ungerührt ging er sogleich kommentarlos dazu über, die erste Klammer an meiner aufgerichteten Brustwarze zu befestigen, während mich ein genießerisches Wohlbehagen durchströmte, sodass ich für einen Moment die Augen schloss und tief durchatmete. „Ist es zu fest?“, erkundigte sich Julian, was ich entschieden verneinte. „Gut, das soll es auch nicht sein, denn ihre ganze Wirkung sollen diese Dinger erst später entfalten.“ Abermals sprach er in Rätseln, doch es war mir momentan völlig gleich, denn seine Finger strichen gerade über meinem Bauch zu meiner Möse und versanken kurz in dem nassen Loch, wo sie sacht gegen meinen G-Punkt tippten. „Ja, das gefällt dir … An diesem Punkt gehen sie alle ab … Bei den einen liegt er in der Fotze und bei den anderen im Arsch, richtig schön geil macht es sie aber alle …“, raunte er neben meinem Gesicht und genoss es sichtlich, wie ich mich unter seinen intimen Berührungen behaglich rekelte.
Die Klammern an meinen Brüsten saßen nicht sehr fest, sodass ich sie mittlerweile gar nicht mehr wahrnahm, jedoch sollte sich dies jetzt bald ändern. „Genug davon, ich will dich kommen sehen!“, sagte er und zog seine Finger aus meiner Öffnung, ehe seine Lippen erneut den Weg zwischen meine Schenkel fanden. Diesmal hielt er allerdings mit einer Hand die Kette zwischen meinen Titten fest und zog an ihr. Erst leicht, dann immer fester, wobei er mich unablässig leckte und die Konzentration seiner oralen Behandlung hauptsächlich auf meinen Kitzler richtete. Aus meiner schweren Atmung wurde wieder ein Stöhnen, denn umso fester er an dem Kettchen zog, desto intensiver kam es mir vor, was seine Zunge da mit meiner Muschi anstellte. Vergebens versuchte ich meine Hüften seinem Mund noch weiter entgegen zu stemmen, Schauer durchjagten unablässig die Blutbahn meines gesamten Körpers und brachten ihn mit drängelnder Erregung zum Erbeben. Es war gleich so weit, ich würde kommen und Julian merkte das, denn er zog nun so fest, dass er bis an die Grenze des Unerträglichen ging, aber eben nur fast. Er wusste, dass zu viel Kraft dem Schmerz die Wirkung auf meine Geilheit hätte rauben können und so spielte er mit mir, trieb mich gekonnt dorthin, wo er mich haben wollte und ließ mich beim ersten Zucken meines Höhepunkts unkontrolliert aufschreien, indem er mir durch einen kräftigen Ruck an der Kette die Klemmen von den Nippeln riss. Ein Schmerz, von dem ich wusste, dass ich ihn außerhalb meines Rauschzustands niemals hätte aushalten können, schoss in Form eines ekstatischen Impulses ohne Umwege direkt in meinen Unterleib, explodierte dort und schien mich aus meinem Körper katapultieren zu wollen. Julian störte meine markerschütternde Reaktion nicht, er leckte einfach weiter, griff mit seiner freien Hand beherzt in meinen Oberschenkel, verkrallte sich dort mit den Fingernägeln wie ein Tiger in seiner Beute und presste seinen Mund so fest er nur konnte auf meine Fotze.
Es dauerte scheinbar endlos, bis er von mir abließ – er wartete erst jede noch so kleine Zuckung ab, bevor sich sein Griff endlich lockerte und er erkennen konnte, dass mein Becken lediglich noch aufgrund der Überreizung, der mein Kitzler durch seine Zunge jetzt ausgesetzt war, erschauderte. Sein Mundbereich war nass, als er sich umwand, um mich anzublicken und in seiner Hand hielt er immer noch die Kette mit den Klammern. Ich schnaufte, bemühte mich wieder klar zu werden und fand keine Worte für das, was ich gerade eben erlebt hatte. Was war nur mit mir los? Was hatte dieser Lederkerl da bloß mit mir angestellt? Egal was es war, diese Art von Sex war das Geilste und verdammt abgefahrenste, was ich jemals erlebt hatte! Und obwohl ich mich total entkräftet fühlte, kreiste in meinem Kopf nur der sehnlichste Wunsch nach einer baldigen Wiederholung!
Julian löste schließlich die Karabiner meiner Fesseln, worauf meine Füße wie leblos zu Boden fielen. Danach rollte er sich neben mir auf die Seite und begutachtete zufrieden den verklärten Ausdruck meiner Augen. „Und was meinst du? Möchtest du, dass das morgen weitergeht?“, erkundigte er sich mit einem wissenden Schmunzeln. Kein Zweifel, ihm war völlig klar, was für ein Feuer er in mir entfacht hatte und welche Antwort er auf seine Frage erhalten würde. „Na das will ich aber mal schwer hoffen!“, zeigte ich mich mehr als einverstanden und lächelte ihn selig an. Ich fühlte mich einfach überglücklich und hätte die ganze Welt umarmen können – wäre da nicht Julian gewesen, den ich viel lieber umarmte.
Zärtlich erkundeten die Finger, welche sich eben noch unsanft in meine Haut gegraben hatten, meinen Torso und kamen auf meinem Oberarm zum Stillstand. „Ich glaube, du wirst noch viel Spaß bei uns haben, wenn das gerade bereits so schön war für dich.“, versicherte er mir und drückte mich an sich. „Komm her“, hauchte er leise und seine samtigen Lippen gaben mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schloss die Lider, ließ meinen Kopf an seine feuchte Brust sinken und kostete es in vollen Zügen aus, mich in seiner sanften Umarmung so umschlossen und geborgen zu fühlen. Erstmals begriff ich, wie bedingungslos liebevoll und sanftmütig Julian sein konnte, und fand es unglaublich, sowie gleichermaßen auch ungemein faszinierend, dass dies derselbe Mann war, wie vor dreißig Minuten. Alles schien bei ihm seinen rechten Platz und jeder Wesenszug den richtigen Zeitpunkt für sein Hervortreten zu besitzen. Instinktiv erkannte er, was ich brauchte und gab es mir in Form eines aufkeimenden Gefühls von Nähe ungekannter Intensität, die sich zwischen uns mit wohliger Wärme ausbreitete. Noch nie hatte ich mich so schutzbedürftig, nackt aber auch vollkommen befriedigt gefühlt nach einem geschlechtlichen Akt. Ein unberührtes Tal voller Geheimnisse, das tief in einem verborgenen Winkel meiner Seele lag, war von diesem Mann angetastet worden und versetzte mich nun mit seinem Reichtum in bloßes Erstaunen.
Auch wenn ich äußerlich wohl sehr ermattet gewirkt haben musste, kollidierten in meinem benebelten Hirn allmählich meine Emotionen mit dem wiedererwachenden Verstand. Ohne den kleinsten Widerwillen hatte ich Handlungen vorgenommen und zugelassen, die man gemeinhin als entwürdigend betrachtet. Doch ich hatte dabei Julian vor Augen gehabt, seine Person, das eisgraue Glänzen in seinem Blick von scheinbar endloser Tiefe, die sinnlichen Lippen und seine warme Stimme und wusste somit nun, warum ich mir trotzdem kein bisschen entwertet vorkam: Julian war es nämlich wert! Ich war seiner unheimlichen Anziehungskraft erlegen und wusste einfach intuitiv, dass er es verdient hatte, die Schuhe geleckt zu bekommen, ebenso wie die Sonderrechte, die ich ihm bezüglich der Ebene des Umgangs überschrieben hatte. Für mich war es das Gefühl seiner Macht und die damit verbundenen Reize, die mich stimulierten und auf die ich mich konzentriert hatte. Meine Unterworfenheit war für mich darum nur Mittel zum Zweck und machte mich ohne seine Dominanz zu spüren nicht an. Ich überlegte … Was war an seiner Art nur so speziell?
Wahrscheinlich, die Tatsache, dass ihm das Entgegennehmen angebotener Hingabe wichtiger war, als streng gestrickte Befehls- und Ausführungsmuster, wie es so oft klischeehaft dargestellt wird. Die Energie, welche er beständig auf mich übertragen hatte, war frei von destruktiven Zügen, er wollte mich nicht einengen, sondern befreien, auch wenn sich das im ersten Moment reichlich paradox anhören mochte. Allmählich verstand ich, dass seine Dominanz mich nicht in die Knie zwingen, sondern in mir den sehnlichsten Wunsch wecken wollte, es freiwillig zu tun – und dies gelang Julian zweifelsfrei sehr erfolgreich.
Außerdem mag es vielleicht seltsam erscheinen, dass mir ausgerechnet der Respekt, den er mir in meiner Unterworfenheit entgegengebracht hatte, weitaus größer und wertvoller vorkam, als jede Anerkennung die mir sonst in Partnerschaften zuteil geworden war aber wenn man den Faden noch ein Stückchen weiter spann, hätte man überdies sogar den Eindruck gewinnen können, der schwule Ledermann wäre der untergebene Part dieser faszinierenden Begegnung - denn hatte er mir nicht gegeben was ich brauchte, indem er mich zur Ekstase und schließlich auch bis zu einem grandiosen Höhepunkt geführt hatte? War das überhaupt wichtig, wenn wir beide darin unsere Erfüllung fanden? Und war Julian wirklich schwul? Oder doch eher bisexuell, wenn man sich vor Augen führte, dass er sein Verlangen, genauso wenig wie ich, hatte leugnen können?
Letztendlich konnte es mir herzlich egal sein, denn ich hatte in ihm endlich gefunden, wonach ich schon so lange gesucht hatte. Es war fraglos eine Suche gewesen, wenn mir das auch nicht von Anfang an bewusst war.
Mein Verstand mochte mir vielleicht etwas vormachen können, mein Verlangen jedoch nicht, welches in der Vergangenheit bereits dafür gesorgt hatte, dass ich mich nächtelang vor kläglicher Sehnsucht auf meiner Bettseite herumgewälzt hatte, während neben mir mein ahnungsloser Freund im Schlaf zufrieden grunzte und schmatzte. Egal, was das Leben für mich nun bereithielt, ich war mir absolut klar darüber, dass mir die Beziehung zu einem heterosexuellen Mann niemals ausreichen würde. Es ging einfach nicht, zumal dieser nur die Frau lieben konnte, die er vor sich sah und niemals den Mann in mir, der sich innen drin befand. Obendrein verzehrte ich mich nach einem Mann, der sich vom eigenen Geschlecht angezogen fühlte. Immer hatte ich versucht mir eifrig einzureden, dass sich diese unstillbare Sehnsucht schon irgendwann von alleine geben würde, stünde erst einmal der Richtige auf der Schwelle. Jedoch überstand keine Illusion die Realität und so musste ich feststellen, dass umso mehr ich mich darum bemühte, meine wahre Natur zu verdrängen, mein Verlangen jedes Mal gestärkter aus dem gescheiterten Versuch hervorging. Es funktionierte einfach nicht, ich brauchte einen Partner, der wenigstens bisexuell war, und musste mich künftig an einem solchen orientieren, wollte ich glücklich werden. Dies war keine Feststellung, die mir erst Julian bewusst gemacht hätte, sondern ein Entschluss, zu dem ich bereits gekommen war, als Pascal mit dem Pornofilmchen entgeistert vor mir gestanden hatte.
Wir verharrten in dieser Stellung einige Minuten, während ich wortlos an ihn geschmiegt da lag und den Duft seines schweißbenetzten Körpers einsog. Erst nach einer Weile wurde die erholsame Stille von Julians Worten durchbrochen. „Lass uns duschen gehen, ich will dir nämlich danach was zeigen, bevor du mir hier noch auf dem Fußboden einschläfst.“ Unwillig brummte ich und gab, ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, in bedeutungsvoller Tonlage bekannt: „Da gibt es nur ein Problem …“ Ich hob meinen Kopf, um ihn anzusehen und erklärte: „Ich war nicht im Bad, als ich meine Sachen geholt habe. Pascal war plötzlich im Schlafzimmer aufgetaucht und ich wollte einfach nichts wie raus da. Deshalb habe ich jetzt nur ein paar Klamotten dabei und sonst nichts.“ Julian sah darin offensichtlich kein größeres Problem, denn er lächelte mich an und strich mir über die Seite. „Na und? Dann nimmst du halt meine Sachen“, bot er an, während er sich auf den Po rollte, um aufzustehen.
Gemeinsam begaben wir uns ins Badezimmer, welches gleich neben dem Schlafzimmer lag und das mit den beigen Fliesen und dem überlaufenden Korb voll Schmutzwäsche neben der Waschmaschine dem konventionellen Stil des übrigen Hauses untermauerte. Einen kurzen Schreck von peinlicher Berührung versetzte es mir, als ich mich im Spiegel erkannte und mir auffiel, wie Julian mich sehen musste: Die Haare standen mir zu allen Himmelsrichtungen vom Kopf oder hingen wirr ins verschwitzte Gesicht, dessen Abbild einer Person glich, die eine Überdosis Valium direkt in die Vene verabreicht bekommen hatte. Was soll’s, dachte ich mir schließlich, ein richtiger Fick war nun mal dreckig, obszön und blieb niemals ohne entsprechende Spuren, selbst wenn diese danach auch nur in Form verschiedener Körpersäfte im Raum und auf der Haut der Beteiligten klebten. Meine neue Bekanntschaft lachte bloß über meine Reaktion, hatte sich zwischenzeitlich komplett ausgezogen und stieg in die verglaste Duschkabine. „Vom Angucken wirst du nicht wieder sauber!“, spöttelte er vergnügt und ich zögerte nicht, zu ihm unter die Dusche zu kommen.
Das Wasser wurde aufgedreht und ein kühler Regen, der sich erst nach einigen Sekunden in eine lauwarme Temperatur wandelte, prasselte in dicken Tropfen sacht auf unsere Leiber herab und ließ mich erzittern. Julian grinste, er schien sich zu freuen wie ein Honigkuchenpferd und ich konnte ihm an seinem verschmitzten Gesichtsausdruck ablesen, dass ihm bereits tausend Ideen durch den Kopf schossen, was er das nächste Mal mit mir anstellen könnte. Seine Nacktheit, die nun in gänzlicher Blöße vor mir stand, zauberte auch mir ein tiefgründiges Schmunzeln auf die Lippen. Er hatte mit den schmalen Hüften und der unbehaarten Brust fast schon etwas Graziles an sich und wirkte doch so maskulin, dass ich mich fragte, wie beides derart harmonisch miteinander verschmelzen konnte. Julian beherrschte einfach die Vereinigung von Gegensätzen und dies bewies er keinesfalls ausschließlich durch seinen geschmeidigen Körperbau, wie er mir gerade eben eindrucksvoll aufgezeigt hatte …
Er bemerkte, was in mir vorging und schlang seine Arme um mich. „Du könntest schon wieder, stimmt’s?“, fragte er, während meine Hände an seinem Rücken entlang fuhren. „Ich weiß nicht … Ich fühle mich schlagkaputt, aber wenn ich dich so ansehe, schreit alles in mir nach der nächsten Runde“, grübelte ich laut und ließ meinen Blick auf seinem halbsteifen Schwanz, der sich zwischen uns wie eine dicke Boa Constrictor an meinen Bauch schlängelte, verharren. Julian drückte mich an meinem Hintern auf seinen Unterkörper und gab mir einen innigen Zungenkuss, wobei unablässig das reinigende Nass auf uns unbeachtet niederregnete.
Mit einem Griff hinter sich stellte er das Wasser ab und schob meine Hand von seinem Po. Gebannt sah ich zu, wie er diese am Handgelenk, ohne unseren knisternden Blickkontakt zu unterbrechen, langsam zu seinem Mund führte, der sich sogleich öffnete, um meinen Mittelfinger einzusaugen. Einen scheinbar endlosen Moment sogen ihn die weichen Lippen gänzlich zwischen sich ein, bevor sie ihn wieder entließen und er ihn ohne den kleinsten Widerstand von mir, zwischen seine leicht gespreizten Beine navigierte. Unter meiner Fingerspitze konnte ich die, von winzigen Fältchen umrandete Rosette ertasten und sog aufgrund der unerwarteten Erregung, die dieses Gefühl bei mir auslöste, scharf die Luft ein. Zwischen uns war es ansonsten sehr still geworden, lediglich vereinzelte Wassertropfen, die von unseren Leibern abperlten und leise plätschernd in die Duschwanne fielen, begleiteten akustisch die zum Zerreißen gespannte Atmosphäre, ehe er beschloss seinen Kopf über meine Schulter zu schieben und mir leise ins Ohr zu flüstern: „Du kannst ihn mir ruhig reinstecken, wenn du möchtest …“
Zaghaft streichelte ich zuerst durch seine Pospalte und stellte dabei lüstern fest, dass er sich nicht nur vorne herum komplett blank rasiert hatte. Sollte ich es wirklich wagen? Unentschlossen umkreiste ich seine Pforte mit sanftem Druck und spürte, wie diese meiner Fingerspitze bereitwillig nachgab. Vorsichtig drang ich ein, fühlte, wie sich sein Schließmuskel um meinen Finger schloss, während ich allmählich immer tiefer in ihn eintauchte. Sobald ich den engen Ring erfolgreich passiert hatte, wurde ich von einer unerwartet samtigen Wärme empfangen, welche zwischen meinen Beinen ein freudiges Ziehen verursachte und mir gleichzeitig verdeutlichte, dass mir zur Erfüllung des mich überkommenden Verlangens, ein wichtiger Bestandteil fehlte. Alleine der Anblick seines Prachtarsches raubte mir bereits den Verstand, jedoch der unwiderstehliche Drang dieses verführerisch schlüpfrige Loch mit einem echten Schwanz auszufüllen, sprengte die Möglichkeiten des Machbaren. Nebenbei bemerkte ich, wie Julian aufmerksam meine Reaktion studierte, was ihm allerdings nicht sonderlich schwer fallen durfte, zumal ich dazu übergangen war, meinen Finger bedächtig hinein und wieder heraus gleiten zu lassen, ohne dabei verhindern zu können, dass meine Atmung tiefer wurde und sich meine andere Hand unbewusst in seine rechte Arschbacke verkrallte. Die Intimität, die entstand, während ich hier gerade das erste Mal einen männlichen Anus – wenn auch nur mit dem Finger - penetrierte, riss mich unweigerlich in ihren Bann und belegte mich mit einer Leidenschaft, der ich mich unmöglich entziehen konnte.
„Darauf hast du wohl schon lange gewartet?“, erkundigte er sich und streichelte liebevoll über meine durchnässten Haare. Ich zog meinen Finger langsam wieder aus ihm heraus, da mein Handgelenk bereits schmerzte, und strich behutsam über seinen Hodensack. „Julian, ich würde jetzt gerne …“, versuchte ich ihn darum zu bitten eine andere Position einzunehmen, in der sein Hintereingang mir besser zugänglich wäre, allerdings legte sich in diesem Moment ein Finger sacht auf meine Lippen und bedeutete mir still zu sein. „Nicht jetzt. Nicht heute“, widersprach er wissend um das Chaos meiner Emotionen, dessen Maß für heute bereits voll war. Er fasste seitlich an meinen Unterkiefer und drückte meinen Kopf an seine Schulter. „Ich werde all deine Sehnsüchte stillen, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Vorerst ist es jedoch genug für heute, auch wenn ich gerade eine unbändige Lust auf dich habe.“
Er lockerte seinen Griff, nachdem er mich noch für einige Augenblicke in dieser Stellung gehalten hatte und fasste wortlos nach dem kleinen rundlichen Spender mit Duschgel, der sich nur wenige Zentimeter entfernt auf dem chromfarbenen Metallgitter eines Duschregals befand. Mit einem Klicken öffnete er ihn hinter meinem Rücken und kurz darauf fühlte ich, wie unter seinen massierenden Berührungen die kühle Flüssigkeit zwischen meinen Schulterblättern verteilt wurde. Während er mit kreisenden Bewegungen zu meinem Nacken und von dort hinab zu meinem Po wanderte, gab er sich große Mühe, keine Stelle auszusparen. Und es grenzte wahrlich an eine Grausamkeit, als er mir mit dem klitschigen Duschgel zwischen meine Arschbacken fuhr und auch dort, auf eine gewissenhafte Reinigung bedacht, nichts weiter tat, als mich gründlich einzuseifen!
Er forderte mich anschließend auf mich umzudrehen und wiederholte das Spiel jetzt vorne, indem seine Hände zuerst Shampoo in meinen Haaren verteilten und dann mehrmals massierend über meine Brüste mit ihren aufragenden Beeren glitten, von denen sie sich schließlich ihren Weg an meinem Bauch entlang hinab zwischen meine Schamlippen bahnten. Unwillkürlich musste ich aufseufzen, als er über meinen Kitzler rieb, was er ungerührt einfach überging und sich stattdessen umdrehte, um die Brause aus der Halterung zu nehmen und das Wasser wieder anzustellen. Sorgfältig wusch er mit den kleinen warmen Wasserstrahlen, die unablässig aus dem Duschkopf strömten, die Seifenreste von meiner Haut und aus den Haaren, bevor er mich anwies: „Da vorne hängen ein paar Handtücher, trockne dich ab und mach es dir unten im Wohnzimmer gemütlich, ich komm gleich nach.“ Verzweifelt schob ich die Augenbrauen zusammen und blickte an ihm hinunter. „Aber ich wollte dich auch gerne einseifen!“, beschwerte ich mich, doch er grinste bloß diabolisch. „Das hättest du wohl gerne! Du bist eh schon spitz genug, da brauchst mich jetzt nicht auch noch auf dumme Gedanken zu bringen. Für heute reicht es, du hast bereits genug erlebt, worüber du erstmal schlafen musst und jetzt geh runter, damit ich dir gleich die Bilder zeigen kann“, ordnete er mit einem Lächeln auf den Lippen und doch auf eine Art an, die jeden weiteren Widerspruch zwecklos erscheinen ließ. Was blieb mir also anderes übrig? Nach einem letzten schmachtenden Blick auf seinen verführerischen Körper stieg ich aus der Dusche und suchte mir ein großes Handtuch heraus mit dem ich mich ausgiebig abrubbelte. Zuletzt ging ich zum Spiegel und kämmte mir die langen blonden Haare mit einer Bürste, die sich dort neben dem Waschbecken befand, bis sie alle glatt und nass wie aus einem einzigen Guss auf meinem Rücken klebten.
Nackt, wie ich war, tapste ich barfuß die Wendeltreppe hinab und bewegte mich auf den Raum zu, den ich vorhin bereits kurz betreten hatte. Beim Wohnzimmertisch angelangt hielt ich inne und starrte auf ein Hochglanzmagazin, das dort herumlag. Auf der Vorderseite lachte mir ein durchtrainierter Kerl im Lederharness entgegen, was dazu führte, dass meine Lippen reflexartig ein schelmisches Grinsen formten. Ja, verdammt, ich wusste es doch bereits, dass ich hier bei Julian mehr als goldrichtig war! Ich hob es, neugierig, ob die Bilder im Innenteil ebenfalls derart ansprechend aussahen, vom Tisch auf und ließ mich in das weiche Sofa sinken. Ein erholsames Gefühl durchflutete mich, während sich die nachgiebigen Polster an meinen Körper anpassten und ich die erste Seite des Heftchens aufschlug.
Vielleicht knapp zehn Minuten verbrachte ich damit mir die bunten Fotos anzuschauen und die heißen Kommentare unter selbigen zu lesen, ehe ich Julians Schritte auf den Stufen hörte. In einem eleganten dunkelblauen Bademantel lugte er kurz zur Wohnzimmertür herein, bemerkte, was ich da gerade durchblätterte und schmunzelte mich kopfschüttelnd an. „War mir klar! Aber ich hab was Besseres für dich – Sekunde!“ Und schon verschwand er in das Zimmer nebenan.
Zurück kam er mit einem zusammengeklappten Notebook unterm Arm und einem siegessicheren Frohsinn, der sich überdeutlich in seiner gesamten Haltung abzeichnete. Er stellte den Computer auf dem Tisch ab und nahm dicht neben mir Platz. „Deine Pornofilmchen haben dir vielleicht so manchen Abgang beschert aber was du hier zu sehen bekommst, ist echt! Bei uns wird nichts gestellt oder bloß vorgespielt…“, murmelte er, während er den tragbaren Computer aufklappte und nach kurzer Wartezeit einen Ordner auf dem Desktop anklickte, in welchem sich wiederum unzählige Unterordner befanden, von denen jeder nach einem bestimmten Datum benannt worden war. Er öffnete das letzte Objekt dieser scheinbar endlosen Auflistung, das die Bezeichnung „09.07.10“ trug und strich mir über den nackten Oberschenkel, ohne mich auch nur einmal anzublicken. „Du kleine Sau wirst mir hier noch die ganze Couch vollsabbern mit deinem Ficksaft …“
„Oder nicht?“, triumphierte er schelmisch und innerhalb eines Sekundenbruchteils wurde der Bildschirm von der Großaufnahme eines Schwanzes ausgefüllt, der gerade in einem Arschloch steckte. Gebannt stierte ich auf die Darstellung und fragte mich, zu wem dieses imposante Kaliber und der aufgebohrte Hintern wohl gehören mochten. Als könnte er meine Gedanken lesen, bemerkte Julian abwesend: „Moment, das haben wir gleich …“ und klickte ein paar Mal auf die linke Maustaste, was zur Folge hatte, dass die Bilder dieser Serie immer mehr von den Personen erkennen ließen. Er klickte so lange ungeduldig vorwärts, bis er an einem Foto angelangte, bei dem der Fotograf mit der Kamera ganz herausgezoomt hatte, sodass die beiden Männer nun in Ganzkörperaufnahme bei ihrem heißen Treiben zu sehen waren.
Mir stockte der Atem. Das war Julian! Und er wurde gefickt von einem muskulösen Kerl, der ihm einen Finger in den Mund gesteckt hatte, unterdessen der Ledermann, der auf ihm saß, in seiner Ekstase, welche ihm durch den massigen Hammer offensichtlich beschert wurde, lasziv den Rücken durchbog.
„Daniel und ich …“, schwelgte er dreckig grinsend in Erinnerungen. „Das irritiert dich doch nicht, oder? Bei uns ist eben nichts in Stein gemeißelt. Wer fickt, wird auch selbst gefickt und manchmal sogar beides gleichzeitig.“, machte er mir verständlich, dass es keine klar definierten Grenzen bei derlei Orgien gab. Nein, es verwirrte mich kein Stück, dass Julian sich durchvögeln ließ, dies war mir bereits klar, als er mich vorhin dazu veranlasste, ihm den Finger in den Po zu stecken. Was mich viel mehr berührte, war die unglaubliche Hingabe mit der er die Penetration genoss.
Ungeachtet meinem vernarrten Blick auf den Monitor klickte er weiter und sofort wurde dieser von einem völlig anderen Bild ausgefüllt, das ein paar Männer in Lederchaps zeigte, deren Gesichter ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Einer von ihnen lag mit dem Oberkörper und den Händen auf dem Rücken gefesselt vornüber gebeugt auf einem Tisch, während auf der anderen Seite des Tischs ein Mann stand, der eine Leine straff gespannt festhielt, die an seinem Halsband befestigt war. Der Dritte verausgabte sich an dem Hinterteil des Wehrlosen, den er zusätzlich mit einer Hand auf die Tischplatte drückte. Der Mann hatte in den Handschellen seine Finger zu Fäusten geballt, so kräftig, dass bereits seine Fingerknöchel weiß unter der Haut hervor traten, unterdessen er den Mund weit aufriss und scheinbar völlig die Kontrolle über sich verloren hatte.
„Das ist Jan, er ist überwiegend Bottom. Ich werde versuchen, es so zu organisieren, dass wir dich und ihn am Samstag ausnahmsweise als reine Subs haben, dann ginge das zahlenmäßig gut auf. Ich muss sowieso gleich noch telefonieren, wenigstens Pier und Daniel muss ich erreichen, die können dann den anderen Bescheid sagen und wer Fragen hat, kann mich dann einfach zurückrufen“, bemerkte er und kratzte sich am Kinn, als wäre es die belangloseste Nebensächlichkeit der Welt. Es hörte sich für mich eher an, wie ein Einkaufszettel den eine Hausfrau im Kopf, kurz vor Betreten des Supermarktes, noch einmal durchgeht, aber keinesfalls wie das Planen eines eingeschworenen Sexgelages. Ich fragte mich, wie er bloß so ruhig sein konnte, wo mir doch das Herz bis zum Hals schlug, wenn ich nur daran dachte, wie seine Freunde das Dazustoßen eines weiblichen Wesens wohl aufnehmen würden.
Er wischte seine Gedanken mit der lapidaren Anmerkung: „Ach, das hat später noch Zeit!“ beiseite und drückte erneut auf die linke Maustaste. Beim dritten Foto, welches nun meiner längeren Betrachtung ausgesetzt war, fragte ich mich allmählich, wo sich dieser rundherum gekachelte Raum, in dem sich Slings, ein Strafbock und eine Wand vollständig behangen mit weiteren einschlägigen Utensilien eigentlich befinden mochte. Ungläubig starrte ich auf die Einrichtung, welche hier zwar nur zum Teil zu sehen war aber mir dennoch beinahe die Sprache verschlug. „Sag mal … Wo ist das eigentlich?“, fragte ich stockend und musterte dabei die Details auf dem Foto. Julian drehte seinen Kopf zu mir um, schwieg einen langen Moment, als wäre dies die letzte Frage gewesen, mit der er gerechnet hätte und erwiderte dann in seiner nebulösen Art: „Näher als du denkst.“
Er zeigte mir noch viele weitere Fotos – einige davon noch viel versauter, als die, welche ich eingangs zu sehen bekam -, ich schätzte, dass es bestimmt, um die dreihundert Bilder gewesen sein mochten, die er mir alle im Vollbildmodus vorführte. Zuerst war ich sehr aufgeregt und sog mit den Augen jede Kleinigkeit der abgebildeten Szenen auf. Es war verdammt scharf was die Jungs da miteinander trieben, keine Frage. Aber würde ich da auch mithalten können? Und würden sie mich überhaupt akzeptieren? Dies war meine Hauptsorge, schließlich kannte ich es doch nicht anders: Selbst wenn ich mit Männern sehr gut klarkam, oftmals scheiterte es trotzdem daran, dass sie sich lediglich wegen meines biologischen Geschlechts mir gegenüber anders oder gehemmter verhielten, wie gegenüber Geschlechtsgenossen – und das war etwas, was ich um jeden Preis verhindern wollte.
Meine Sorgen, die das Karussell meiner sich im Kreis drehenden Gedanken unablässig aufs Neue anstießen, hatten mich endgültig erschöpft, was ich langsam auch vor Julian nicht mehr verbergen konnte. So gähnte ich herzhaft und stützte meinen schwer gewordenen Kopf in die Hände. „Schon müde?“, fragte Julian mit hochgezogener Augenbraue. „Mh“, brummte ich zur Antwort. Heute war wirklich ein anstrengender Tag für mich gewesen. Zuerst der Zwischenfall mit Pascal, dann die Aufregung wegen Julian und abschließend der grandiose Fick, der mir auch noch die letzten Kraftreserven abverlangt hatte … „Du hast mich ganz schön fertiggemacht“, gab ich mit kratziger Stimme von mir und schenkte ihm ein übermüdetes Schmunzeln. Für heute war mit mir wirklich nichts mehr anzufangen. Selbst den Inhalt der Sporttasche würde ich erst morgen auspacken, im Moment wollte ich einfach nur noch in dieses urgemütlich aussehende Bett fallen und mich mit meiner neuen Bekanntschaft in die Laken kuscheln. Julian quittierte mir das Kompliment mit einem frechen Augenzwinkern und diesem hintergründigen Lächeln, welches mich jedes Mal schier um den Verstand brachte. „So soll es ja auch sein!“ Seine ganze Art war einfach nur umwerfend. Alles, was ich tun konnte, war über diese magische Anziehungskraft zu rätseln und hilflos dabei zu zusehen, wie sie mich so stark zu ihm hin zog, dass jeder Versuch einer Gegenwehr, lediglich den Verrat meiner eigenen innigsten Sehnsucht bedeutet hätte.
Er glitt jetzt mit seinem Handrücken über meine Wange und durch die frisch getrockneten Haare, bis er auf der anderen Gesichtshälfte ankam und seine Finger unter meinem Unterkiefer verharren ließ, während er mich liebevoll und auch ein wenig nachdenklich betrachtete. Diese eisgrauen Augen! Ihre betörende Magie, sie schien mich in sich einsaugen und nie wieder loslassen zu wollen. So tief, so unergründlich sein Blick war, so maßlos fesselnd war seine süchtig machende Wirkung. Wenn diese Augen nur ein Geheimnis preisgaben, dann war es zweifelsohne die Tatsache, dass es Julian unverkennbares Vergnügen bereitete, in mir den Wunsch zu wecken ihm zu gehören. Ja, ich glaube wirklich, das war es, was ich in ihnen nur zu deutlich erkannte: Er wollte mich besitzen. Das war Julians Ziel und ich stellte ihm nicht einmal Hindernisse in den Weg. Warum auch? Selbstverständlich gab es da eine kleine Stimme in mir, die aufgrund der Fremdartigkeit meiner Gefühle zur Vorsicht mahnte aber im Grunde genommen, hatte sie keinerlei Chance gegen den innigsten Wunsch meines Herzens aufzubegehren.
„Ich gehe jetzt ein paar meiner Jungs anrufen, okay? Mach es dir ruhig noch ein bisschen gemütlich, ich denke, dass es einige Minuten dauern kann, bis sie mir überhaupt abnehmen, was ich ihnen vorschlage. Danach können wir gerne schlafen gehen“, sprach er leise, streichelte mir ein letztes Mal über die Wange und stand dann etwas behäbig vom Sofa auf, um in den Flur zu gehen.
Anfangs bekam ich noch bruchstückhafte Fetzen des Gesprächs mit und hörte meine neue Bekanntschaft ein paar Mal schmutzig und auch ein bisschen verhalten auflachen, doch schon bald, fielen mir wie von Geisterhand die Lider zu und aller Anstrengung wach zu bleiben zum Trotze, war ich kurz darauf eingeschlafen.
Ohne zu wissen, ob erst fünf Minuten oder vielleicht sogar schon mehrere Stunden vergangen waren, seitdem ich seine letzten, für mich klar verständlichen Worte aus dem Flur gehört hatte, wurde ich plötzlich durch zwei Arme geweckt, die versuchten, sich unter meinen Körper zu schieben. „Mach dir darum keine Sorgen, sie hat von mir heute Abend schon einen Vorgeschmack erhalten, der ihr anscheinend sehr gut bekommen ist! Sie ist ziemlich gierig und braucht es …“, erinnerte ich mich an die letzten zwei Sätze, die bis zu meinem, dem Schlaf entgegengleitenden, Hirn vorgedrungen waren.
Ich öffnete meine Augen einen Spalt und fragte verschlafen: „Was machst du?“
„Dich ins Bett bringen“, entgegnete Julians warme Stimme liebevoll. Keine Spur dieser hämischen Freude, mit der er seinen Freunden von mir berichtet hatte, lag mehr in ihr. Erfolgreich hatte er jetzt einen Arm unter meine Beine und den anderen unter meine Arme geschoben, um meinen ermatteten Leib mit einem erstaunlich kräftigen Ruck von der Couch zu heben. Eigentlich wäre ich sehr wohl noch selbst dazu in der Lage gewesen, ein Stockwerk höher zu gehen, allerdings erschien mir es angesichts der aktuellen Situation als viel zu erschöpfend, jetzt noch - zumal er sich gerade im Begriff befand, mich Richtung Flur zu tragen - aktiven Widerstand zu leisten. Somit ließ ich es einfach geschehen, dass er mich die Treppe empor ins Schlafzimmer trug, wo er mich anschließend auf dem Bett behutsam ablegte. „Das hätte ich auch noch alleine hinbekommen“, ließ ich ihn im Halbschlaf wissen und registrierte, wie er sich den Bademantel von den Schultern streifte, um hinter mir ebenfalls ins Bett zu steigen. „Nichts da, ich bin nun mal nicht ganz unschuldig an deinem Zustand und da kann ich auch dafür sorgen, dass du dich gut erholst! Außerdem möchte ich morgen weiter machen, wo wir heute aufgehört haben und da nützt mir eine wandelnde Schlaftablette recht wenig“, erklärte er, während seine Hand über meine Taille wanderte und mich sanft nach hinten drückte.
Dicht kuschelte sich sein nackter Körper in der Löffelchenstellung an mich, sodass ich an meinem Rücken spüren konnte, wie sich die weiche und warme Haut seines Bauches unter den langen Atemzügen hob und senkte. Eine angenehme Behaglichkeit überkam mich, welche mir ein leises Seufzen entlockte und den Sehschlitz, den meine Lider freigegeben hatten, erneut fest verschloss. Zum Abschluss des ereignisreichen Tages hauchten seine sinnlichen Lippen mir noch einen zarten Kuss auf die Stelle knapp unterhalb meines Ohrläppchens, wo ich ihn leise wispern hören konnte: „Schlaf schön und erhol dich gut, morgen wird ein anstrengender Tag für dich werden.“
Doch ich war bereits viel zu erschöpft, um überlegen zu können, was Julian damit wohl im Detail meinen mochte. Überdies entbehrte es ohnehin jeder Dringlichkeit, zumal ich mit der seligen Gewissheit dem Schlaf entschwand, dass dieser Ledermann für mich die Erfüllung meiner sehnsüchtigsten Träume bedeutete und es unerheblich war, was er mit mir vorhatte, solange er mich damit in diesen unbeschreiblich schönen Gefühlen schwelgen ließ.
Ein Empfinden inniger Wärme begleitete mich ins Land der Träume. Durfte ich bei Julian etwa meine Schwäche zulassen?
Kommentare
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