Köhler Liesel (oder Michel und die Huren Tteil 3)
Liesel spülte in dem großen Brunnentrog die letzten Seifenreste aus der Wäsche. Eine schmutzig schäumende Brühe floss aus dem Überlauf in das kleine Bächlein, das einige Ellen weiter unten in den Fluss mündete. Liesel hatte mit der Seife nicht gegeizt, da die Kleidung ihres Vaters und ihrer Brüder immer extrem schmutzig war. Die Köhlerei ist nun mal kein besonders sauberes Handwerk.
Sie wrang die Wäsche aus und legte sie in einen Korb. Oben auf dem Hügel würde sie die Kleidungsstücke auf der Lichtung vor dem Haus zum Trocknen aufhängen.
Liesel trug den schweren Wäschekorb auf dem Kopf, wie es im Schwarzwald üblich war. Das hatte den Vorteil, dass man die Hände frei hatte, um sich in unwegsamem Gelände auch mal an Büschen oder Sträuchern festhalten zu können.
Das junge Mädchen wollte gerade aus dem Wald auf die Lichtung hinaustreten, als sie Stimmen hörte. Fremde Stimmen. Liesel hielt sich im Schutz des Waldes versteckt. Es kamen nicht oft Fremde an der einsamen Köhlersiedlung vorbei. Meist waren es Flößer, die an den Oberlauf des Flusses wollten, um eine neue Ladung Holz zu flözen. Diese Männer waren kräftige, meist recht grobe Gesellen und Liesels Vater wollte nicht, dass diese seine älteste Tochter zu Gesicht bekamen. Man konnte ja nie wissen....
Liesel spähte hinter einem Baum hervor. Da sah sie ihren Vater, der sich lautstark mit einem Fremden unterhielt. Neben dem Haus stand ein Fuhrwerk. Ein großer Wagen mit einer Plane. Er sah aus wie der Wagen eines Händlers aus dem Unterland. Dann sah sie einen weiteren Mann. Nein eigentlich eher noch ein Knabe, der war höchstens so alt wie sie selbst. Er trug nur eine Hose. Sein Oberkörper war frei. Der Bursche sah ganz nett aus.
Der Köhler, Liesels Vater, schien mit dem Älteren der Reisenden um irgendwas zu feilschen. Das junge Mädchen konnte aber nicht verstehen, um was es ging.
Dann glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Aus dem Wagen stieg eine Frau. Sie war nackt.
Splitterfaser nackt!
Die Unbekannte stieg aus dem Wagen und drehte sich vor Liesels Vater einmal um sich selbst, so dass dieser die Frau ganz genau begutachten konnte.
Plötzlich kam Waldburga, Liesels Mutter aus dem Haus gestürmt. Sie war fürchterlich am Schimpfen. Zuerst schrie sie die nackte Frau an, dann den fremden Mann. Liesels Vater wollte sein Weib beruhigen. Doch diese redete sich in Rage und bespuckte die Nackte. Dann bückte sie sich nach einem Holzscheit und warf es nach ihrem Gatten. Es verfehlte seinen Kopf nur um Haaresbreite. Die nackte Frau brachte sich im Wagen in Sicherheit und die Fremden machten sich aus dem Staub. Auch Liesels Vater trottete den schmalen Weg hinauf in den Wald, wohl um einen seiner Meiler zu kontrollieren und dem Gekeife seines Weibes zu entgehen. In der Köhlersiedlung kehrte wieder Ruhe ein.
Das Mädchen trat auf die Lichtung und hängte die Wäsche auf. Anschließend ging sie in die Küche, um ihrer Mutter zur Hand zu gehen. „Ich habe von weitem einen Wagen gesehen. Wer waren denn die Fremden, die hier vorbeigekommen sind?“, fragte sie, die Ahnungslose mimend. „Ach, das waren Huren auf der Durchreise, die deinem Vater den Kopf verdrehen wollten. Das braucht dich nicht weiter zu kümmern. Ich habe schon dafür gesorgt, dass die schnell weiterzogen.“
Damit war das Thema in der Köhlerfamilie erledigt.
Am nächsten Tag war Waldburga wie jeden Tag mit ihrem Haushalt beschäftigt. Nachmittags wollte sie sich um den Garten kümmern. Liesels jüngere Geschwister sollten die Hühner füttern und die Lapiniere der Kaninchen ausmisten. Liesel selbst hatte die Aufgabe, ihrem Vater und ihren Brüdern eine Brotzeit zu den Meilern zu bringen. In letzter Zeit übernahm sie diese Aufgabe ganz gerne, bestand doch immerhin die Möglichkeit, Hannes, den Helfer aus Roedt, der das Köhlerhandwerk bei ihrem Vater erlernen wollte, zu sehen. Der Hannes war ein netter Bursche, nicht so überheblich, wie Liesels Brüder, die sie einfach nicht ernst nahmen. Für die war sie immer noch das kleine Mädchen. Dabei war sie schon fast im heiratsfähigen Alter.
An diesem Tag arbeitete ihr Vater mit seinen Helfern an den Meilern tief im Wald, auf der anderen Fluss- Seite. Glücklicherweise gab es ganz in der Nähe des Köhlerhauses eine Furt, in der einige große Steine lagen. Mit etwas Geschick konnte man von Stein zu Stein springen und das andere Ufer trockenen Fußes erreichen.
Nachdem Liesel dieses Hindernis genommen hatte, machte sie sich an den Aufstieg in den Hochwald.
Nach einer Stunde erreichte sie den ersten Meiler. Dieser wurde von Hannes beaufsichtigt. Seine Aufgabe bestand darin, die Luftzufuhr zu regeln.
Unter einer Schicht Erde schwelte das Holz. Zuviel Luft und es verbrannte, zuwenig und der Mailer erlosch. Nur wenn die richtige Menge Luft an die Glut kam, entstand die von den Glashütten so begehrte Holzkohle.
Hannes trug nur eine vom Ruß geschwärzte Hose. Sein nackter Oberkörper glänzte schweißnass und rußig. Fasziniert beobachtete Liesel das Spiel seiner Muskeln. Sie stellte sich vor, wie es wäre in seinen starken Armen zu liegen.
Während Liesel noch versonnen vor sich hinträumte, drehte sich Hannes um. Erst jetzt nahm er sie wahr. „Hallo Liesel, was hast du uns heute denn schönes mitgebracht? Hast du auch einen Krug Most dabei?“ Hannes kam näher um den Inhalt von Liesels Korb zu inspizieren. Das Mädchen war sich nicht ganz sicher, ob der Bursche sich wirklich für das Brot und den Käse im Korb, oder mehr für die Äpfelchen unter ihrem Kleid interessierte. Stolz drückte sie ihr Kreuz durch, um ihre Brust etwas größer wirken zu lassen. Der Gedanke, dass er ihre Brustwarzen sehen konnte, die sich in den Stoff ihres Kleides bohrten, erregte sie. Sie musste an die nackte Frau denken, die sie am Vortag gesehen hatte. Wie musste die sich gefühlt haben, als sie so schutzlos von Liesels Vater inspiziert wurde? Das junge Mädchen stellte sich vor, sie würde nun genau so nackt vor Hannes stehen und der könnte alles sehen, ihre Brüste und die Haare zwischen ihren Beinen und das, was sich dahinter verbarg.
Der Gedanke lies sie erschaudern.
Hannes Interesse konzentrierte sich aber schnell wieder auf den Inhalt des Korbes. Liesel war enttäuscht. Sah er denn nicht, dass sie eine Frau geworden war? Interessierte er sich denn gar nicht für sie? Oder traute er sich nicht ihr näher zu kommen?
Knackende Zweige rissen Liesel aus ihrem Tagtraum. Ihre Brüder und auch ihr Vater kamen den Abhang herunter. Sie waren bei den oberen Meilern beschäftigt und stiegen nun herunter zu Hannes, um ihre Mittagspause zu machen.
Gemeinsam verspeisten sie alles, was Liesel ihnen mitgebracht hatte. Auch der Most fand seine Abnehmer. Alsbald machte sich Liesel mit ihrem Korb auf den Rückweg.
Nach einer Stunde wechselte der dunkle Nadelwald in einen lichten Buchenhain. Die Herbstsonne lies die Blätter in goldenen Farben erstrahlen. Ein lauer Wind umschmeichelte Liesel, als sie die Furt am Fluss erreichte.
Beschwingt hüpfte sie von Stein zu Stein.
Dann passierte es. Ein Brocken in der Flussmitte war mit feuchtem, rutschigem Moos bewachsen. Das Mädchen rutschte aus und stürzte in einen Tümpel. Zum Glück war der nicht besonders tief. Nach Luft schnappend kam sie wieder hoch. Das Wasser reichte ihr bis zur Hüfte. Mit sich selbst über ihre Leichtsinnigkeit schimpfend, kletterte sie ans Ufer. Ihren Korb hatte sie verloren. In ihren nassen Kleidern wurde ihr schnell kalt. Das vernünftigste wäre, wenn sie schnell nach Hause laufen würde, um sich dort trockene Kleider anzuziehen. Es war ja auch gar nicht mehr weit. Aber heute stand ihr der Sinn nicht nach vernünftig sein. Ein Gedanke keimte in ihrem Innersten und lies sie nicht mehr los. Unentwegt musste sie an die nackte Frau vom Vortag denken. Wie fühlt sich das wohl an, draußen in der freien Natur ganz nackt herumzulaufen?
Liesel sah sich um. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Ja, sie würde es wagen. Langsam streifte sie ihr Kleid ab. Sie zögerte, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und trennte sich auch noch von ihrem Unterkleid. Sie hängte beides über ein Gebüsch, damit es trocknen konnte. Sie selbst setzte sich auf einen großen vom Wasser rundgeschliffenen Felsbrocken um sich von den Sonnenstrahlen wärmen zu lassen.
Sie war völlig nackt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, die Sonne auf der nackten Haut zu spüren. Ein leichter Windhauch lies die Spitzen ihrer Schamhaare erzittern wie Espenlaub. Die feinen Härchen auf ihrem Körper richteten sich auf. Liesel bekam eine Gänsehaut,
Sie schloss ihre Augen und stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie jemand so sehen könnte. Ohne es bewusst zu registrieren, wanderte ihre Hand zwischen ihre Schenkel. Die Berührung der intimsten Stelle ihres Körpers verstärkte den Gänsehauteffekt um ein vielfaches. Leise und lustvoll stöhnte sie, während ihre andere Hand ihre Brust streichelte.
Dann knackte ein dürrer Ast.
Liesel öffnete die Augen.
*******
Zu Fuß, ohne diesen schweren Wagen und ohne Gepäck, kam Michel viel schneller voran. In dem Kramladen bei Roedt erstand er ein Hemd. Michel ging davon aus, dass er noch eine Nacht im Freien oder in einer Scheune verbringen müsse, ehe er wieder nach Hause kam. Da die Nächte um diese Jahreszeit schon recht kühl waren, entschloss er sich, auch noch eine Decke zu erweben.
Nachmittags erreichte der junge Mann die Köhlersiedlung bei Schwarzenberg. Die unfreundliche Begegnung mit der Köhlerin am Vortag steckte ihm noch in den Knochen. Er verspürte absolut keine Lust, sich noch einmal beschimpfen oder gar anspucken zu lassen. Deshalb wählte er den Weg, der direkt am Fluss verlief. So konnte er die Köhlerei umgehen.
An einem Gebüsch entdeckte er Frauenwäsche. Kleid und Unterkleid waren nass. Die hatte wohl das Köhlerweib am Fluss gewaschen und hier zum Trocknen aufgehängt, vermutete Michel. Das war die Gelegenheit, sich für den unfreundlichen Empfang vom Vortag zu revanchieren. Flugs raffte er die Wäschestücke zusammen. Er wollte sie verstecken. Die Frage war, wo?
Dann sah er die dicke Buche. Der unterste Ast war hoch genug für seine Zwecke. Nach dem dritten Versuch hatte er es geschafft. Beide Kleidungsstücke hingen unerreichbar im Baum. Michel musste grinsen, als er sich vorstellte, wie das Köhlerweib fluchend versuchen würde, sich ihre Gewänder zurückzuholen. Voller Schadenfreude wollte er seinen Weg fortsetzen. Da entdeckte er sie. Keine 50 Ellen weiter unten am Fluss lag ein großer vom Wasser blankpolierter Stein. Darauf lag ein unbekleidetes Mädchen. Sie schien zu schlafen.
Vorsichtig näherte er sich. Bei den Weibern schien es in Mode zu kommen, sich nackt am Fluss herumzutreiben. Erst vor zwei Tagen hatte er drei Huren beim Baden überrascht und nun stolperte er schon wieder über eine nackte Frau.
Er war noch etwa zehn Ellen von ihr weg, als sie sich plötzlich rührte. Sie hatte die Augen immer noch geschlossen. Mit einer Hand griff sie sich in den Schritt. Ihr Zeigefinger glitt in ihre Spalte. Die Unbekannte begann sich gleichmäßig zu reiben und ihren Lippen entwich ein lustvolles Stöhnen. Mit der anderen Hand begann sie ihren Busen zu streicheln. Das Mädchen war sehr schön. Sie war etwa in Michels Alter. Sie hatte ein niedliches Gesicht mit Sommersprossen. Ihr, etwas ins rötliche schimmerndes, lockiges Haar trug sie offen. Ihre Brüste, zwei wohlgeformte Halbkugeln, gefielen Michel ausgesprochen gut.
Der junge Bursche wollte noch näher heran, um ganz genau zu sehen, was die unbekannte Maid mit den Fingern da zwischen ihren Schenkeln trieb.
Da trat er auf einen dürren Ast, der mit einem Knacken entzwei brach.
Sie schlug die Augen auf und das geheimnisvolle Lächeln in ihrem Gesicht erstarrte. Entsetzen machte sich breit. Sie öffnete den Mund, als ob sie schreien wollte, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Mit der flachen Hand versuchte sie ihre Scham zu bedecken, mit der Anderen wollte sie ihre Brüste vor den Blicken des jungen Mannes verbergen. Hilfesuchend blickte sie an Michel vorbei auf den Busch, auf dem dieser kurz zuvor die Frauenkleider entdeckt hatte.
*****
Liesel war wie erstarrt. Was sie sich eben noch schaurig schön ausgemalt hatte ist wahr geworden. Ein junger Mann stand vor ihr und starrte auf ihren nackten Körper. Erschrocken versuchte sie ihre Blößen vor seinen Blicken zu schützen. Sie wollte sch so schnell wie möglich etwas anziehen. Sie schaute nach dem Busch, auf dem sie ihr Kleid zum Trocknen ausgelegt hatte.
Der nächste Schrecken fuhr ihr in die Glieder. Ihre Kleider waren weg. Panik ergriff sie. Der Unhold würde sicherlich gleich über sie herfallen. Sie fühlte sich in ihrer Nacktheit hilflos ausgeliefert. Dann erspähte sie Ihr Kleid auf dem Ast einer Buche.
Liesel erhob sich, stets darauf bedacht, dem jungen Burschen nicht zu viel von ihrem Körper zu zeigen. Sie versuchte in einem Bogen an dem Kerl vorbei zu laufen, so dass er sie nicht packen konnte.
Liesel bemühte sich, ihr Kleid zu fassen zu bekommen, aber der Stoff auf dem Ast hing für sie unerreichbar hoch. Sie hüpfte, kriegte aber ihre Wäsche nicht zu fassen. Sie hüpfte wieder und immer wieder und vergaß dabei sogar, ihre Blößen mit den Händen zu bedecken.. Vergeblich.
*****
Mit erstauntem Blick verfolgte Michel das Mädchen, das einen Haken schlug um ihm auszuweichen. Als sie dann verzweifelt anfing nach ihrem Kleid zu angeln und dabei aber immer wieder zu kurz sprang, konnte Michel sich ein Lachen nicht verkneifen. Es sah auch zu lustig aus, wie sich die Kleine streckte und hüpfte. Dabei wippten ihre Brüste lustig auf und ab.
Liesels Verzweiflung schlug in Wut um, als sie bemerkte, dass der Kerl sie wohl auslachte. Zornentbrannt schnaubte sie: „Was gibt es denn da zu lachen? Hilf mir lieber, irgend so ein Idiot hat meine Kleider in den Baum gehängt!“
„Tut... tut... mir schrecklich leid, der Idiot war ich“, prustete Michel. „Ich dachte das seien die Kleider der Köhlerin. Ich wollte mich rächen, weil diese mich und meine Freunde sehr unwirsch behandelt hatte.“
„Ach, tatsächlich, jetzt erkenne ich dich. Du warst einer der Kerle, die gestern mit drei Huren hier vorbeigezogen sind. Ich habe vom Waldrand aus beobachtet, wie meine Mutter euch verjagt hatte.“
Nun war es an Michel, überrascht zu sein. „Das war euere Mutter? Dann seid ihr die Köhlertochter? Tut mir echt leid, ich wollte dir kein Ungemach bereiten. Lass es mich wieder gut machen.“
Michel trat unter den Baum und streckte sich nach dem Kleid. Aber auch er kam nicht heran. Da fehlten mindestens zwei Ellen. Michel hüpfte. Zu kurz! Er versuchte es noch drei bis vier mal, bis er einsehen musste, dass das so nicht funktionieren würde.
Michel dachte nach.
„Ich hab’s!“ verkündete er.
„Ich mache mit meinen Händen eine Räuberleiter und du steigst hinauf. Dann kannst du dir dein Kleid wieder holen.“
Erwartungsvoll blickte er die Köhlertochter an.
„Das geht nicht!“
„Wieso soll das nicht gehen?“, fragte Michel.
„Na, weil ich nackt bin. Um an dir hochzuklettern, müsste ich dir ganz nahe kommen. Da könntest du alles ganz genau sehen. Das wäre mir peinlich!“
„Das ist doch kein Problem. Wenn du dich erinnerst, so habe ich gestern auch schon andere Weiber nackt gesehen. Und nicht nur gesehen. Mit denen habe ich noch ganz andere Sachen gemacht“, verfiel Michel wieder in seine Prahlerei.
„Nun für dich mag es ja nichts Besonderes sein. Ich habe trotzdem Hemmungen. Ich mache es! Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du die Augen schließt.“
„Versprochen!“
Michel stellte sich etwas breitbeinig unter den Baum, verschränkte seine Hände vor seinem Bauch zu einer Räuberleiter. Dabei schloss er die Augen.
Vorsichtig trat die Köhlertochter näher. Sie hielt sich an der Schulter des Schweinehirten fest und stellte ihren linken Fuß in die dargebotene Aufstiegshilfe. Dabei berührte sie seine Hose und spürte unter dem Stoff seine Männlichkeit. Sie schwang sich hoch. Dabei streifte ihre linke Brust durch Michels Gesicht. Dieser kam ins Wanken.
Um sein Gleichgewicht nicht zu verlieren musste er seinen, zusammen mit Liesels Körper ausbalancieren, was mit geschlossenen Augen extrem schwierig war. Der Jüngling öffnete die Augen. Direkt eine Nasenlänge vor seinem Gesicht sah er die behaarte Spalte eines Weibes. Er sah die gekräuselten Hautfältchen, die aus dem Schlitz herauslugten und feucht glänzten. Dort hatte sich das Mädchen kurz zuvor noch gestreichelt, konnte sich Michel erinnern.
Liesel streckte sich, um an ihr Kleid heranzukommen. Dabei berührte sie mit ihrer empfindlichsten Stelle die Nasenspitze ihres Helfers und hinterlies einen nassen Fleck.
Dann hatte sie es geschafft. Sie kriegte ein Stückchen Stoff zu fassen und zog daran. Kleid und Unterkleid fielen vom Baum und landeten auf Michels Kopf. Damit war für ihn die aufregende Vorstellung beendet. Er sah nichts mehr.
Liesel sprang auf den Boden. Nun musste sie lachen. Der Bursche vor ihr sah einfach zu komisch aus. Mit ihren Kleidern über dem Kopf und einer mächtigen Beule in seiner Hose, da wo sie ihn die ganze Zeit mit ihrem Fuß berührt hatte, sah er aus wie eine alte Vogelscheuche.
Der Schweinehirte streifte sich die nassen Sachen ab und reichte sie dem nackten Mädchen. „Die kannst du aber noch nicht anziehen. Das Zeug ist immer noch klatschnass. Was hast du eigentlich damit gemacht?“
„Ich wollte den Fluss überqueren und bin auf dem moosigen Stein dort drüben ausgerutscht. Dann lag ich im Wasser. Ich hab einfach nicht aufgepasst!“
„Da hast du ja richtiges Glück gehabt. Die Frau von gestern, die Nackte, der hatte das Schicksal übler mitgespielt. Deren Kleider wurden von einer Flutwelle weggespült. Die musste deshalb den ganzen Tag nackt herumlaufen. Erst oben in Reichenbach konnte sie sich etwas Neues kaufen.“
„Das muss aber schlimm für die Frau gewesen sein. Den ganzen Tag lang nackt herum zu laufen und sich dabei von Männern anstarren zu lassen, stelle ich mir furchtbar vor.“
„Das glaube ich nicht. Die Nackte war eine Hure. Die ist es gewöhnt, dass Männer noch ganz andere Sachen mit ihr machen.“
„Eines verstehe ich aber trotzdem nicht. Was machen Huren hier im Wald? Ich dachte, solche Frauen gibt es nur in der Stadt“, grübelte Liesel
Doch Michel konnte sie aufklären. Er erzählte ihr, dass er Jakob und seinen Weibern den Weg nach Reichenbach gezeigt hätte, weil diese Leute von dort nach Konstanz zum Konzil wollten, wo sie sich gute Geschäfte erhofften.
„Und da hast du denen den Weg gezeigt und nun gehst du wieder nach Hause? Das wäre mir nicht passiert. Ich wäre mitgegangen. Ach was gäbe ich darum, endlich aus diesem öden, langweiligen Tal herauszukommen.“
„Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht, aber dann habe ich mich entschieden wieder nach Hause zu gehen, auf den Hof meines Bruders. Dort habe ich als Schweinehirte mein Auskommen. Wovon sollte ich aber in der Fremde leben?“
Liesel schalt Michel einen ängstlichen, langweiligen Narren. So eine Gelegenheit dürfe man sich doch einfach nicht entgehen lassen.
Insgeheim bereute der Bursche seine Entscheidung ohnehin schon.
Doch nun keimte ein verrückter Gedanke in seinem Kopf.
„Wie wäre es, wenn wir gemeinsam gehen würden?“, fasste er ihn in Worte.
„Wir beide?“, antwortete sie etwas unsicher. Konnte sie es wagen, Zuhause einfach alles stehen und liegen zu lassen und mit diesem Kerl, den sie gerade eben zum ersten Mal gesehen hatte, durchzubrennen? Andererseits, was für eine Zukunft würde sie erwarten, wenn sie diese Gelegenheit verstreichen lassen würde? Irgendwann würde sie den Hannes heiraten. Der würde ihr jedes Jahr ein Kind machen und sie würde in diesem elenden Tal bei Kochen, Putzen und Waschen versauern. Egal, was sie da draußen in der weiten Welt erwarten würde, besser wäre es allemal.
Fortsetzung folgt
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