Im Park
Zur Überbrückung bis zu Michels nächstem Abenteuer eine Kurzgeschichte, die ich für einen Wettbewerb geschrieben habe, die aber auch zu SB passt. Die Vorgaben lauteten:
Thema: Blind date im Park; max. 600 Worte.
Rhythmisch zuckten ihre verschwitzten Körper im Takt des Techno. Er brüllte ihr etwas ins Ohr, sie verstand jedoch kein Wort. „Was hast du gesagt?“, schrie sie zurück. „....so laut hier,... ruhigeres Plätzchen....lass uns gehen!“ Sie konnte nur Gesprächsfetzen verstehen. Eine vernünftige Unterhaltung war nicht möglich. Aber sie war nicht hierher gekommen um zu labern. Sie wollte tanzen und wenn sich die Gelegenheit bot, einen Kerl aufreißen.
Der Typ, mit dem sie gerade tanzte, passte ganz gut in ihr Beuteschema. Groß, Mitte Zwanzig, kurze blonde Haare, markantes Kinn, breite Schultern. Waschbrettbauch. Ihr Blick glitt weiter nach unten. Was sich da in seiner engen Jeans abzeichnete, sah auch recht vielversprechend aus. Nur zu bereitwillig lies sie sich von ihm zur Tür drängen. Davor waberte ihnen eine Qualmwolke entgegen. Sie drängten sich durch die umherstehenden Raucher, die ihrem Laster ja nur noch im Freien frönen konnten.
„Oh manno, da drin versteht man ja sein eigenes Wort nicht. Und so stickig ist es da“, versuchte sie sich in Konversation. Statt einer Antwort drängte er sie um eine Ecke ins Halbdunkel. Sie spürte seinen Körper, Lippen, die die Ihren suchten. Eine Hand an ihrem Hintern zog sie dicht an seine Hüften. Sie spürte seine Erregung. Seine Zunge in ihrem Mund. Der Typ war scharf auf sie. Sie hatte ihn an der Angel. Ungeduldig fuhr seine Hand unter ihr Top und versuchte ihren Busen zu begrabschen. „Nicht hier, zu viele Leute“, hauchte sie ihm ins Ohr.
„Dann lass uns da rüber gehen.“
Engumschlungen überquerten sie die Straße und liefen in den Park.
Es war dunkel. Die Parkbeleuchtung wurde aus Kostengründen um Mitternacht abgeschaltet. Nur der Mond, der immer wieder kurz hinter den Wolken hervorlugte, spendete etwas fahles Licht. Sie schafften es bis auf eine, von Rhododendren gesäumte, Rasenfläche.
Wieder fielen sie übereinander her. Sie knieten engumschlungen auf dem taufeuchten Rasen. Er wollte ihr das Top ausziehen, sie machte sich an seinem Hemd zu schaffen. Auch ihr Rock stellte kein ernsthaftes Hindernis dar. Nur noch mit ihrem String bekleidet lies sie sich nach hinten ins Gras sinken. Sofort war er über ihr. Seine Männlichkeit drängte ungestüm gegen ihren Körper. Nur eine Lage Stoff trennte ihre Leiber.
Sie fummelte fiebrig erregt am Reisverschluss seiner Jeans. Es war stockdunkel. Dann plötzlich kam der Mond wieder hinter einer Wolke hervor.
Sie erstarrte! Drüben, bei einer Birke, nur wenige Meter entfernt stand eine Gestalt.
Eine Frau mit wirren, langen strähnigen Haaren. Ihre Augen schreckgeweitet! Ihr Kleid voller Flecken, ein Träger war abgerissen. Ihre rechte Brust entblößt und von zahlreichen Messerstichen zerfetzt. Die Flecken, das musste Blut sein, auch wenn im fahlen Mondlicht keine Farben zu erkennen waren.
„Fliehe, so lange du noch kannst!“, flüstert die Gestalt der starr am Boden liegenden Frau zu.
Vor Schreck unfähig auch nur einen Ton herauszubringen deutet diese mit ausgestrecktem Arm auf die grausige Erscheinung zwischen den Büschen. Irritiert durch ihre plötzliche Passivität folgte sein Blick ihrem ausgestreckten Arm. Doch er konnte nur Büsche, eine Birke und die bizarren Schatten sehen, die das Mondlicht warf.
„Fliehe, er hat ein Messer, beeile dich, sonst bist du die Nächste!“
Panisch zappelnd robbte sie rückwärts unter dem Männerkörper hervor, der auf ihr lag. Sie raffte ihre Kleider und Schuhe zusammen und rannte.
„Was hast du denn? So bleib doch“, rief er ihr verständnislos hinterher.
Bedächtig klappte er sein Messer zusammen und steckte es in seine Hosentasche.
An nächsten Morgen sah sie das Bild in der Zeitung. Sie erkannte die Frau aus der vergangenen Nacht.
Darunter las sie:
„Heute jährt sich der Mord an dieser unbekannten, jungen Frau zum dritten Mal. Vom Täter fehlt noch immer jede Spur.“
Kommentare
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