Ein Ausdruckstanz
Ingrid tanzt nackt. Ihr Publikum zählt fünfzehn junge Menschen in zirka ihrem Alter, elf Männer und vier Frauen. Sie zählt 22 Jahre. Die meisten der Zuschauer tragen abgewetzte Lederjacken, einige recht auffällige Frisuren. Nein, ihr Publikum bildet nicht Teil der feinen Gesellschaft und des Bildungsbürgertums. Ganz nackt ist Ingrid nicht, immerhin wurden ihr die Schuhe belassen, wofür sie dankbar sein darf, denn es ist Oktober und der Steinboden in der alten Lagerhalle ist kalt. Doch macht dies die Situation nicht angenehmer für Ingrid. Die Schuhe haben hohe Absätze und Ingrid ist sich nicht gewohnt, in Stöckelschuhen zu tanzen. Um das Gleichgewicht halten zu können, nimmt sie eine recht krumme Körperhaltung ein. Sie streckt den Po hinten heraus, was dessen Rundung betont und zu bissigen Bemerkungen: wie ein paarungswilliges Pavianweibchen im Zoo, und ähnliches. Dabei beugt sich Ingrid leicht vor, was ihre mittelgroßen, festen Brüste etwas abstehen und damit größer erscheinen läßt. Eben hat sie die spöttische Feststellung gehört, die Dame verspüre offenbar große Lust, ihre Nippel seien ganz hart. Da hat sie spontan ihre Arme um die Schultern geschlungen. Nun berühren ihre Brustwarzen ihre Unterarme und sie spürt mit leisem Entsetzen, daß diese wirklich hart geworden sind. Ja, die Ohnmachtsituation wirkt auf sie aufreizend. Und dafür schämt sie sich, denn das kann doch nur pervers sein. Oder doch nicht? Ingrid weiß nicht, ob der junge Mann wirklich die Zeichen ihrer sexuellen Erregung erkennen konnte, oder ob er bloß dahingeredet hat, um sie zu demütigen. Daß sie durch die beidarmige Umklammerung ihres Oberleibs die bislang mit der linken Hand notdürftig bedeckte intimste Stelle ihres Unterleibs offen einsehbar macht, wird Ingrid erst nach einigen Sekunden bewußt (siehe dazu das SB-Bild 5354).
Seit einem halben Jahr steht die alte Lagerhalle der Fabrik leer. Die Fabrikbesitzer konnten das Nachbargrundstück erwerben und bauten dort eine neue, große und moderne Lagerhalle. Bald wurde die alte Halle zum Tummelplatz einer Gruppe von insgesamt rund 60 jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, von denen regelmäßig zwischen zehn und dreißig die späten Freitag- und Samstagabende hier verbringen. Sie hören Musik aus Ghettoblastern, essen und trinken die mitgebrachten Fressalien, Biere und Limos, tanzen, plaudern, schmusen. Ihr Umgang und ihre Sprache sind in der Regel herzlich, jedoch rüde. Manchmal schreien sich auch zwei gegenseitig an. Die Fabrikbesitzer lassen die jungen Menschen gewähren, denn bisher haben sie keine Schäden angerichtet und einigermaßen Ordnung gehalten, und sie halten durch ihre Anwesenheit im ansonst während des Wochenendes menschenleere Industrieareal weit weniger erwünschte Gestalten fern. Doch nicht alle Stadtbewohner sind glücklich über diesen unbeaufsichtigten Jugendtreffpunkt. Es schwirren Schlagworte herum: rechtsfreier Raum, Drogenhandel, Alkoholmißbrauch, ungezügelter Sex. So kam es vor zweieinhalb Wochen in der Stadtverordnetenversammlung zu einer häßlichen Anfrage. Der für Sicherheit und Soziales zuständige Stadtrat versicherte, Polizeistreifen hätten schon dreimal routinemäßig an Freitag- oder Samstagabenden einen Blick in die Lagerhalle geworfen. Zwar hätten sie einzelne Personen angetroffen, mit denen sie auch schon dienstlich zu tun gehabt hätten, doch hätten sie in der Halle nichts feststellen können, was auf strafbares Tun hingewiesen hätte. Es bestehe deshalb keinerlei Grund zur Intensivierung der Streifendienste im Industriegelände und zu polizeilichem oder sozialamtlichem Eingreifen. Ein Teil der Stadtverordneten war nicht befriedigt von dieser Antwort. Ingrids Vater ist ein solcher Stadtverordneter und gehört einer kleinen lokalen Gruppe an, welche ein besonderes Augenmerk auf "Recht, Ordnung und Sittlichkeit" bzw. was sie dafür halten werfen. Er kündigte an, es würden sich schon Möglichkeiten ergeben, die "Jugendbande" unter die Lupe zu nehmen und nötigenfalls zur Strecke zu bringen, auch wenn die Stadtregierung einmal mehr die Ängste der Bevölkerung nicht ernst nehme.
So kam Ingrids Vater auf die Idee, seine Tochter könne sich doch einmal unauffällig unter die jungen Menschen in der Halle mischen und dann berichten, was sie gesehen habe. Ingrid war keineswegs begeistert, doch als Studentin ist sie von ihrem Vater finanziell abhängig, und sie wagte nicht, nein zu sagen. Heute Abend, es ist Samstag, besuchte sie ein Orgel- und Gesangskonzert mit modernen Interpretationen alter Meister in der evangelischen Theobaldkirche. Auf dem Nachhauseweg, der sie in die Nähe des Industriegeländes führte, kam ihr der Gedanke, sie könnte den ihr unangenehmen Auftrag ihres Vaters sogleich erledigen und einige Zeit dem Treiben in der alten Lagerhalle zusehen. Niemand schien von ihr Notiz zu nehmen, als sie kurz vor zehn Uhr die Halle betrat. Die Lautstärke der Musik und auch deren Stil waren nicht nach Ingrids Geschmack. Ansonsten konnte sie nichts Auffälliges feststellen, weshalb sie sich bereits nach fünf Minuten wieder dem Ausgang zuwandte und die Halle verlassen wollte. Doch auf dem Vorplatz lief sie Pia in die Arme. Mit ihr hatte sie vor mehr als sieben Jahren einmal einige Zeit die Schulbank gedrückt. Was machst denn du hier, fragte Pia. Ingrid antwortete nicht gerade überzeugend, sie sei zufällig vorbeigekommen. Pia packte Ingrid am Unterarm und führte sie zurück in die Halle. Ingrid wehrte sich nicht. Nun bildete sich rasch ein großer Kreis um sie. Die Tür, durch welche eben Pia und Ingrid die Halle betreten hatten, fiel ins Schloß. Das ist doch die Tochter des Lemmenmeyers, der in der Stadtverordnetenversammlung das Maul über uns aufgerissen hat, hört sie eine männliche Stimme. Sie will offenbar wissen, was bei uns läuft, um dann darüber bei ihrem lieben Papa zu tratschen. Eine Spionin! Ingrid schwieg. Im Innersten schämte sie sich, denn die jungen Menschen haben eigentlich richtig erkannt: sie ist eine Spionin. Und diese Menschen hatten ihr nichts angetan. Nun war sie hier, weil sie nicht den Mut aufbrachte, ihrem Vater und dessen Ansinnen ein Nein entgegenzuhalten. Was wird jetzt mit ihr geschehen? Ein Unbehagen, leichte Angst stieg in ihr auf. Sie hörte mehre Stimmen den Namen ihres Vaters nennen, verbunden mit Ausdrücken wie Arschloch, und sich selbst als Tochter eines Hurenbocks bezeichnet. Was machen wir mit der Spionin? hört sie nun eine Stimme. Einer, der sich bald als Wortführer entpuppte und Charly gerufen wurde, meinte höhnisch, vielleicht wolle das Mädchen etwas erleben, so zum Beispiel wie böse Menschen es einem zarten Fräulein zu besorgen wüßten. Solche Erfahrung könne es heute gewinnen.
Was hat mit einer ertappten Spionin als erstes zu geschehen? Sie ist zu kontrollieren! Zieh den Mantel aus! Ingrid blickte unsicher in die Runde, in grinsende Gesichter und entledigte sich ohne weiteres Nachdenken des Mantels. Eine der jungen Frauen nahm ihr diesen ab und legte ihn auf eine herumliegende Kiste. Sie trug einen dicken weißen Rollkragenpulli und einen knielangen schwarzen Jupes sowie weiße Strümpfe. Ah, das kleine Schwarze, hörte sie "anerkennende" Zurufe. Unter einem solchen Pulli läßt sich vieles verstecken, auch ein Mikrophon, meinte Charly. Einer lachte heraus: Du hast wohl zu viele Agentenroman gelesen! Jedenfalls, so wieder Charly, sei die Spionin gründlich zu durchsuchen. Los, mach den Adler! Pia wird dich abtasten. Ingrid blickte Charly fragend an. Sie verstand zunächst nicht, was "Adler" bedeuten soll. Streck die Arme in die Höhe und schiebe deine Füße auseinander, wiederholte Charly den Befehl, so daß nun auch Ingrid verstand. Nein, antwortete nun Ingrid rasch, ihr spinnt ja komplett. Mit scharfer, drohend klingender Stimme stellte Charly nun Ingrid vor die Wahl: Kontrolle entweder durch Pias Hand oder mit den Augen der Anwesenden, also ein kleiner Striptease. Die meisten Umstehenden lachten, einer wies Charly zurecht, dies gehe doch zu weit. Ingrid ekelte sich beim Gedanken, vor allen Kerlen von Pia begrapscht zu werden. Ihr ging der Gedanke durch den Kopf, im Freibad während des Sommers trage sie meist einen Bikini, der kaum mehr verdecke als ein BH und ein Höschen. Sie spürte, daß die Situation langsam drohte zu eskalieren, und hoffte, die Kontrolle über das Geschehen nicht vollends zu verlieren. So entschloß sie sich blitzschnell zum Striptease. Einige Umstehende blickten sie erstaunt an, wie sie langsam den dicken Rollkragenpulli über den Kopf zog. Es war offenkundig nicht mehr allen Zuschauern wohl, ein Pärchen verlies die Halle. Ein roter BH kam zum Vorschein; den Pulli reichte sie der jungen Frau, die bereits ihren Mantel entgegen nahm. Dann rollte sie betont langsam unter den Augen der gaffenden Umstehenden, von denen sie einige mit offenen Mäulern anstarrten, zuerst den linken Strumpf hinunter, stieg aus dem linken Schuh und streife den Strumpf vom Fuß. Dann wiederholte sie dasselbe mit rechts. Zuletzt öffnete sie den Reisverschluß des Jupes und ließ diesen zu Boden gleiten. Dann stemmte sie die linke Hand in die Hüfte und fragte mit lauter, allerdings leicht brüchiger Stimme, ob die Damen und Herren nun zufrieden seien. Es herrschte Schweigen. Einige begannen nervös zu kichern. Dann fragte sie, ob ihr erlaubt werde, die Schuhe wieder anzuziehen, der Boden sei doch etwas sehr kalt und sie friere an ihre Zehen. Verwirrt reichte ihr ein junger Mann ihre Stöckelschuhe, die sie sogleich anzog. Daraufhin stand die ganze Szene buchstäblich still; nur der Ghettoblaster lies leise Musik erklingen. Alle Anwesenden, Ingrid und die Zuschauer, wußten im Moment nicht, wie es weitergehen sollte.
Dann riß Charly die Kontrolle wieder an sich. Von der Tochter des Lemmenmeyers wollte er sich doch nicht vorführen lassen; das hätte sein Stolz nicht zugelassen. Er tritt vor Ingrid und reißt ihr rasch und mit einem Ruck den roten BH vom Leib. Höhnisch meinte er, ja, tatsächlich, hier sei nichts versteckt. Einige der Zuschauer erwachten aus ihrer Starre, lachten, teils belustigt, teils nervös. Ingrid blickt Charly böse an, und dann haute sie diesem eine runter, daß es nur so knallte. Wieder Lachen, teils unsicher. Wieder verließen einige der Anwesenden die Lagerhalle; die Situation war ihnen nicht mehr geheuer. Die meisten schauten gebannt auf den sich die Backe haltenden Charly und auf die barbusige Ingrid. Wie sollte es nun weitergehen. Noch einmal fing sich Charly auf, Ingrid einen Stoss, so daß diese nun auf dem Boden lag. Jetzt war sie wehrlos, denn nun wirkte die Kraft der Übermacht. Es bildete sich ein Kreis um Ingrid. Langsam löste sich die Stimmung der Umstehenden. Ingrid mußte sich nun böse Sprüche über ihr Äußeres und Hohn und Spott über ihre hilflose Situation anhören. Die Kerle und die vier verbliebenen Mädchen begannen sich nach und nach wieder stark zu fühlen. Dann die Frage von Charly: Und was machen wir jetzt mit ihr. Pia erinnerte sich, daß ihr Bruder, der das Abitur am gleichen Gymnasium wie Ingrid machte, einmal erzählt hatte, daß Ingrid einen Freifachkurs in Ausdruckstanz besucht habe. Wie wäre es, wenn Ingrid uns nun das Gelernte vorführen würde. Wieder Gelächter, der Vorschlag wurde als gut befunden. Pia forderte nun Ingrid in schroffem Ton auf, sich zu erheben. Eine Stimme aus dem Hintergrund meinte, man sollte der jungen Dame die Chance bieten, ihrem wunderbaren Körper in vollkommenster und offenster Weise Ausdruck zu verleihen und ihr zu "gestatten", sich auch ihres letzten Stoff-Fetzchens zu entledigen. Auch dies wurde für gut befunden.
So steht also jetzt Ingrid bis auf die Stöckelschuhe nackt im Kreis ihres fünfzehnköpfigen Publikums, hält sich die linke Hand vor den Schambereich und die rechte Hand vor die Brüste und macht zum Vergnügen ihrer Zuschauer einige tanzähnliche Schritte, streckt den Po hinten raus und beginnt mit den Händen zu rudern, da sie beinahe das Gleichgewicht verloren hat. Ihre Brüste liegen nun frei. Die Situation ist ihr äußerst peinlich. Und dann fällt der Ausspruch aus dem Hintergrund, die Dame verspüre offenbar große Lust, ihre Nippel seien ganz hart. Sie schlingt die Arme um die Schulter, spürt, daß ihre Brustwarzen tatsächlich hart geworden sind, legt ihren Schambereich frei. Wieder hört sie spöttische Töne, ihr sauberer Schamhaarschnitt wird "bewundert". Nach und nach spürt sie einen Erregungszustand durch den Körper ziehen, auch ein leises Ziehen im Unterleib bis in ihre Lustgrotte. Offenbar steht sie auf Demütigung, erregt sie eine solche Situation. Zwar hatte sie schon solche Fantasien, doch das hier ist echt. Sie fürchtet, die Kontrolle über ihre Erregung vollends zu verlieren. Die demütigende Situation, vor all diesen boshaften Kerlen und Weibern an intimster Stelle naß zu werden, gar in ein Stöhnen zu verfallen - und ein solches könnte laut werden, das wußte sie -, wollte sie sich ersparen. Es mußte etwas geschehen.
So entschließt sie sich zu einem Schritt nach vorn. Wenn ihr Publikum einen Ausdruckstanz sehen will, so soll es dies. Mit fester Stimme fragt sie in die Runde, welche CDs denn vorhanden seien. Verwirrt beginnt ein 18jähriger aufzuzählen. Das meiste kennt sie nicht, doch an einen Titel mag sie sich zu erinnern. Sie verlangt, daß diese CD in den Ghettoblaster eingelegt wird. Sie zieht nun die Stöckelschuhe aus, wartet barfuß auf das Einsetzen der Musik, gibt sich dieser voll hin und läßt sich in eine Trance versetzen. Sie nimmt ihr Publikum nicht mehr wahr, reißt die Arme in die Höhe, macht ausladende Schritte. Daß sie nackt ist und nichts mehr zu verstecken hat, kümmert sie nicht. Die Zuschauer blicken gebannt auf die junge Frau. Als das Musikstück nach vier Minuten und 37 Sekunden ausklingt, beginnen einige zu klatschen, andere stimmen ein. Ingrid verbeugt sich kurz, nimmt ihre Kleidung vom Boden und von der Kiste und kleidet sich ruhig an. Niemand hindert sie. Dann verläßt sie die Halle ohne ein Wort des Abschieds.
Zuhause erzählt sie am nächsten Tag, sie habe nun die alte Lagerhalle auf dem Industriegelände besucht, ohne etwas Besonderes wahrgenommen zu haben. Die anwesenden Männer und Frauen hätten sie spontan in ihre Gespräche und in ihren Discobetrieb eingeschlossen. Sie hätten also, wie es scheine, nichts zu verbergen. Zwei Wochen später begibt sie sich mit Butterbroten und Limo sowie einer ihr behagenden CD ausgerüstet und diesmal in älterer, bequemer Kleidung wieder in die alte Lagerhalle, wo ihr Erscheinen zunächst etwas Erstaunen auslöst, zumindest bei denjenigen, welche den besagten Abend miterlebt hatten. Weder Ingrid noch die andern sprechen jenen Abend an. Schon nach kurzer Zeit ist sie in lebhafte Gespräche verwickelt. Der Mentalitätsunterschied zwischen dem feinen Gutmenschentum an der Uni und der groben Welt der Fabrikhalle tut ihr gut, weshalb sie sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder dorthin begibt. Charly, der Wortführer, zieht es allerdings noch längere Zeit vor, die Halle jeweils nach wenigen Minuten still zu verlassen, wenn Ingrid auftaucht.
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