Nacktes Gretchen (Teil 2)


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21.06.2008
Kunst

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Am Tag dieser Premiere war ich deutlich aufgeregter als dies sonst der Fall war. Als ich an diesem Tag aufwachte, musste ich sofort daran denken, dass mir heute etwas ganz besonderes bevorstand. Ich werde am Abend vor 712 Personen, soviel fasste das Theater, vollkommen nackt dastehen und meine Rolle als Gretchen spielen. Obwohl ich ja schon einige Proben unbekleidet absolviert hatte, war das für mich nach wie vor unvorstellbar. Ob ich wohl in diesem Zustand meinen Text beherrsche? Ob sich die Zuseher auf das Stück oder auf mich konzentrieren werden? Ob ich wirklich in der Lage bin, vor so vielen Leuten vollkommen nackt, ja splitterfasernackt, dazustehen? Was würden meine Eltern wohl sagen? Wie immer bei einer Premiere wollten sie auch diesmal, dass ich ihnen Karten besorge. Wie wird wohl mein Vater reagieren, wenn ich gänzlich unbekleidet auf der Bühne stehe?

Ich hatte meine Eltern schon vorsorglich auf die Nacktszene vorbereitet. Mein 68jähriger Vater fiel aus allen Wolken, als ich ihm sagte, dass ich eine Nacktszene zu bestreiten hatte. Ich sagte ihm, dass es die Rolle einfach erfordert, diese Szene so zu spielen, aber dennoch vermochte er sich nicht vorzustellen, dass seine einzige Tochter in aller Öffentlichkeit unbekleidet zu sehen sein wird. Ja, ich werde mich sehr vor ihm schämen, vielleicht mehr als vor all den unbekannten Theaterbesuchern. Aber ich wusste, dass ich da durch muss. Wenn es die Rolle erfordert, dann muss ich nackt sein, ganz egal, wer im Zuschauerraum sitzt. Ich musste schließlich damit rechnen, dass auch andere Personen, die mich persönlich kennen, nun Gelegenheit haben würden, mich ohne alles in Augenschein zu nehmen. Gottlob war ja bis jetzt in der Presse noch nicht zu lesen, dass ich nackt auftreten werde. Bei der Premiere würden also hauptsächlich Leute im Publikum sitzen, die mich nicht näher kennen. Aber spätestens zwei Tage danach würden wohl alle wissen, dass ich hier textilfrei zu bewundern bin. Und dann würden sicher auch viele Personen, die mich persönlich kennen, in die Vorstellung kommen, um mich gänzlich entblößt zu sehen.

Ich hatte echt Schiss vor dieser Premiere, mehr als bei meinem Theaterdebüt. Mir war an diesem Tag jeglicher Appetit vergangen, und so musste ich mich fast zwingen, etwas hinunterzuschlingen. Es war bei Gott einer der schlimmsten Tage meines Lebens, nein, es war absolut der Horrortag. Als ich schließlich am Abend ins Theater ging, war ich nervlich total angespannt. Die Vorstellung begann um 19 Uhr. Mein Auftritt war jedoch nicht zu Beginn des ersten Aktes sondern eher gegen Ende. Ich hatte also genügend Zeit, mich zu schminken und mein Kostüm, das ich dann ohnedies sofort wieder abzulegen hatte, anzuziehen. Da saß ich nun im Bewusstsein, dass ich bald auf die Bühne muss und mich dort ausziehen werde. Nicht bloß mein Kleid, sonder alles, was ich am Körper trug. Meine Anspannung stieg von Sekunde zu Sekunde und zehn Minuten vor meinem Auftritt verließ ich meinen Garderoberaum. Ich stand nun hinter der Bühne, bereit auf das entsprechende Stichwort zu warten. Es war wie eine Ewigkeit, hier zu stehen und zu wissen, dass ich in ein paar Minuten völlig nackt vor so vielen Leuten stehen werde. Die Minuten und Sekunden verrannen und schließlich war es soweit. Ich musste nun auf die Bühne, welche ich nun wie in Trance betrat.

Nach Betreten des Bühnenraumes hatte ich mich vollständig zu entkleiden. Wie von der Dramaturgie vorgesehen, begann ich damit, mich Stück für Stück auszuziehen: Kleid, Unterrock, Strümpfe, BH und schließlich den Slip. Je mehr ich mich auszog, umso nervöser wurde ich. Bei jedem Bekleidungsstück kostete es mich enorme Überwindung, es abzulegen. Ich war dann auch reichlich aufgeregt, als ich den BH ablegte, sodass ich schließlich nur mehr in meiner Unterhose dastand. Und dann folgte dieses Höschen, das ja ganz an Urgroßmutters Zeit erinnerte. Ich zog es langsam und bedächtig herunter. Nun war ich nackt, vollständig nackt und mir war absolut klar, dass mich alle im Zuschauerraum betrachteten. Wahrscheinlich die Männer mehr als die Frauen, aber sicher war es für alle hier im großen Theaterraum irrsinnig interessant, eine Nackte auf der Bühne zu sehen. Ja, nackt, das war ich nun wirklich, nackt bis auf die Haut. Ich trug lediglich ein Amulett, das ich im Laufe der Szene an Schlomo übergeben sollte. Und dann musste ich von hinten nach vorne kommen, ja ganz nach vorne, sodass mich die Leute noch besser sehen konnten. Ich trat nach vor, ja ganz nach vorne, direkt vor das Publikum und natürlich hatten die Leute in der ersten Reihe nun einen besonders umfassenden Blick von mir, besser gesagt von meinem nackten Körper. In diesem Moment wusste ich, dass mich über 700 Leute so sehen konnten, wie es bisher nur mein Freund konnte. Ich war nackt, splitterfasernackt bis auf die Haut. Obwohl ich mich in diesem Moment irrsinnig schämte, hatte ich keine Zeit, mich zu schämen, denn ich musste ja mit meinem Text beginnen. Und gerade dann, wenn man vor so vielen Leuten vollkommen nackt dasteht, ist das besonders schwierig. Ich musste ja die ganze Zeit daran denken, dass mich alle nun so sahen: Nackt und bloß, ohne jegliches Textil. Und so begann nun unser Dialog, der Dialog zwischen Schlomo und Gretchen. Ich versuchte, nicht daran zu denken, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren und so hatte ich auch keine Probleme mit meinem Text.

Hier auf der Bühne zu stehen, vollkommen ausgezogen zu sein und dennoch meine Rolle zu spielen, war so beschämend, aber irgendwo dennoch auch aufreizend. Ich habe mich noch nie so geschämt wie jetzt, aber gerade das war nun so spannend., spannender als alles andere, was ich bisher erlebt hatte. Wenn ich gerade keinen Text zu sprechen hatte, blickte ich ins Publikum. Ich sah nur ein paar bekannte Gesichter, aber die schienen alle von meiner Nacktheit angetan zu sein. Ich machte auch meine Eltern aus. Da saß mein Vater und sah mich nun zum ersten Mal seit meiner frühen Kindheit total nackt. Ich sah nur für einen Augenblick hin, denn ich musste mich ja wieder auf meine Rolle konzentrieren. Und dann sah ich in der ersten Reihe Marcel, einen ehemaligen Klassenkameraden. Nein, nur das nicht, auch er sah mich nun in meiner vollständigen Nacktheit. Und sein Blick war in gerade provozierender Weise auf mich gerichtet. Ausgerechnet Marcel konnte mich nun so sehen ohne dass ich mich dagegen wehren konnte.

Ich erlebte diese 17 Minuten wie in Trance und ich konnte es auch in diesen Minuten meines Auftrittes nicht fassen, so entblößt vor aller Welt hier zu stehen. Es folgte dann auch jene Szene, wo mich Viktor zu umarmen hatte. Ich spürte seine Hände auf meinem Rücken, auf meinem Po, auf meinem ganzen Körper und alle hier im Publikum konnten dies mitverfolgen, wie innig er mich umarmte. Ich erlebte das alles sehr intensiv und mir war klar, dass es Viktor äußerst genoss, dass er mich überall anfassen konnte. Nie hätte ich ihm erlaubt, das zu tun, aber meine Rolle verlangte es, dass ich mich am ganzen Körper begrapschen ließ. Nicht, dass ich mich dagegen sperrte, aber es war nun etwas ganz anderes, sich hier vor allen Leuten berühren lassen zu müssen.

Das waren die längsten 17 Minuten meines Lebens. Meine Entblößung war so ausgiebig und umfassend, dass es mir fast die Kehle zuschnürte. Jeder im Publikum kannte nun meinem Körper bis ins letzte Detail, der nun offenbar öffentliches Gut war. Auch wenn ich nach dieser Szene einen Mantel trug, aber allein schon das Bewusstsein, dass mich alle so sehen haben können, war mehr als beschämend. Für den Rest des Stückes war ich bekleidet, aber diese Nacktszene berührte mich selbst in angezogenem Zustand noch. Auch, als wir uns am Ende des Stückes verbeugten, ging mir nicht mehr aus dem Kopf, dass alle mich nun so gesehen hatten, wie es bisher nur meinem Freund vorbehalten blieb. Es gab tosenden Applaus und wir musste viele Male vor den Vorhang treten.

Im Anschluss an die Aufführung fand in der Theaterkantine eine Premierenfeier statt. Genauso wie mich das Publikum beklatscht hatte, feierten mich meine Theaterkollegen. Jeder fand sehr anerkennende Worte und lobte meine Leistung auf der Bühne ohne näher auf meinen Nacktauftritt einzugehen. Aber es war ein seltsames Gefühl, denn jeder der hier bei dieser Feier anwesend war, hatte mich minutenlang splitterfasernackt gesehen und kannte meinen Körper nun bis in die letzte Ritze. Wie üblich waren auch meine Eltern bei dieser Feier anwesend und mein Vater schien trotz meines Nacktauftrittes sehr stolz auf mich zu sein. Er beglückwünschte mich und sagte: „Hannelore, das war eine grandiose Leistung. Ich bin echt stolz auf Dich und Du bist wirklich eine ganz tolle Frau. Deine Nacktauftritt hat auch gar nicht unpassend gewirkt. Du kannst Dich wirklich so sehen lassen!“

Auch der Schauspieldirektor kam auf mich zu und sagte: „Hannelore, Du warst großartig. Und es steht Dir, wenn Du nackt bist! Wir müssen Dich viel öfter so auftreten lassen!“

Mein ehemaliger Klassenkamerad Marcel, der als Reporter für eine Zeitung Kolumnen schrieb, war ebenfalls hier. Es war ziemlich beschämend, dass auch er mich so entblößt gesehen hatte. Er kam auf mich zu und sagte: „Hannelore, Du warst ein hervorragendes Gretchen. Du bist noch schöner als in unserer Schulzeit!“
Ich verlegen: „Du hast mich ja auch ausgiebig studieren können!“
Er ganz offen: „Das war eine geile Situation, meine alte Schulfreundin so auf der Bühne zu sehen! Ich wollte Dich immer schon mal nackt sehen!“

Etwas erleichtert war ich nun schon, denn ich wusste ja nicht, wie meine Eltern diesen Auftritt aufnehmen würden, aber mein Vater hatte nur lobende Worte gefunden. Es war eine irrsinnige Stimmung bei dieser Premierenfeier und obwohl ich ja bloß eine Nebenrolle gespielt hatte, stand ich im Mittelpunkt des Interesses. Mir war schon klar, dass das nicht unbedingt meiner schauspielerischen Leistung galt sondern vielmehr meiner Nacktheit auf der Bühne, aber für meine weitere Karriere konnte dies von Nutzen sein. Ich fuhr schließlich mit dem Taxi zurück in meine Wohnung und sank todmüde ins Bett.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, musste ich sofort wieder an meinen Nacktauftritt denken. Das alles schien mir total unreal, doch es war Wirklichkeit. Ich bin tatsächlich vor mehr als 700 Leuten auf der Bühne gestanden! Die Premiere war zwar geschafft, doch blieb das Bewusstsein, dass ich viele viele Abende weiterhin so auf der Bühne stehen werde. Ich bin damals davon ausgegangen, dass es rund 45 Abende sein werden, an denen dieses Stück gespielt wird. Aber später wurde das Stück wegen des großen Erfolges oder vielleicht auch wegen meines Nacktauftrittes prolongiert. Das Stück war fast immer ausverkauft und ich bin insgesamt 82 mal nackt auf der Bühne gestanden. Wenn ich das hochrechne, haben mich insgesamt rund 57.000 Leute nackt gesehen. Ein bisschen muss man die Zahl nach unten korrigieren, denn es gab Leute, eigentlich nur männliche Zuschauer, die mehrfach die Vorstellung besucht haben. Natürlich war nicht zu verhindern, dass sich manche das Stück öfter als einmal angesehen haben. Auch das war irgendwie beschämend, denn die kamen bloß ins Theater, um mich nackt zu sehen.

Am übernächsten Tag kaufte ich die gängigen deutschen Zeitungen, denn da mussten ja die Kritiken zu lesen sein. Nicht jede Tageszeitung brachte einen Bericht über diese Premiere, aber doch die meisten, speziell die lokalen Zeitungen. Die Vorstellung wurde eigentlich überall über den grünen Klee gelobt und fast in jedem Bericht war zu lesen, dass ich als Gretchen vollständig nackt aufgetreten bin. Manche berichteten ziemlich euphorisch über meinen Auftritt und in zwei Zeitungen war sogar ein Bild von mir, das mich ohne alles auf der Bühne zeigte. Ich war über diese positive Reaktion zwar sehr erfreut, doch war nun auch publik, dass ich nackt auf der Bühne zu bewundern bin, mit vollem Namen und mit Bild. Jeder, der mich kannte, wusste nun, dass ich jederzeit nackt bewundert werden kann. Man bräuchte sich bloß eine Theaterkarte zu kaufen. Allein schon die Tatsache, dass mich jedermann nackt sehen konnte, war aufs äußerste beschämend.

In den darauffolgenden Wochen stand ich also unzählige Male als Gretchen auf der Bühne. Fast jede Vorstellung war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Ich schaute natürlich immer ins Publikum, um zu sehen, wer in der Vorstellung saß. Ich erspähte immer wieder Leute, die ich kannte. Es waren sehr oft Freunde und Bekannte, ehemalige Schulkollegen, Nachbarn usw. darunter. Klar doch, die wollten mich unbedingt nackt sehen und sie bekamen mich auch zu Gesicht. Und meistens saßen sie sogar in der ersten oder zweiten Reihe, sodass sie mich aus einer Entfernung von rund zwei, drei Metern sehen konnten. Auch wenn ich mich mit der Zeit an meinen Nacktauftritt gewöhnt hatte, war es doch beschämend, wenn ich einen Bekannten oder Nachbarn im Publikum erspähte.

Etwa ab der 20. Vorstellung verlangte der Schauspieldirektor, dass ich mich beim Verbeugen vor dem Publikum am Ende des Stückes wieder entblättern sollte. Das war ziemlich ungewöhnlich, doch er sagte: „Es kommen viele, nur um Dich nackt zu sehen. Mach den Leuten doch den Gefallen, Dich beim Verbeugen so zu zeigen, wie sie Dich alle minutenlang gesehen haben!“
Es war zwar seltsam, aber ich tat es und von nun an zog ich mich vollständig aus, ehe ich vor den Vorhang trat. Der Applaus schien nicht mehr enden zu wollen, denn je mehr applaudiert wurde, umso öfter musste ich vor den Vorhang. Beim Schlussapplaus war auch nicht mehr gedämpftes Licht sondern volle Beleuchtung. Ich stand nun splitternackt im grellen Scheinwerferlicht, um mich zu verbeugen. Obwohl dies alles ziemlich beschämend war und ich mich nie wirklich an meinen Nacktauftritt gewöhnen konnte, denn ich hatte vor jeder Vorstellungen ziemliche Hemmungen, war ich als Schauspielerin schlagartig bekannt. Egal ob es Theater, Film oder Fernsehen war, ich bekam unzählige Rollenangebote. Aber es waren vorwiegend Rollen, die eine Nacktszene erforderten. Bekannt war ich nun wohl, aber ich bin auch nie so oft nackt gewesen.


Kommentare

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