Die Hand
Ich höre das Klingeln an der Haustüre und krieche noch tiefer unter meine Bettdecke. Mein Hals fühlt sich an wie Schmirgelpapier, meine Nase läuft und mein Kopf fühlt sich so an als wäre ein Scheunendrescher drüber gefahren. Ich möchte nur die Augen schließen und schlafen.
„Kathy, wach auf“, höre ich an meinem Ohr. Unwillig drehe ich mich auf die andere Seite, „ Der Arzt ist da“.
„Ich brauch keinen Arzt“, murmele ich und ziehe mir die Bettdecke über den Kopf.
Ich höre das meine Mitbewohnerin das Zimmer verlässt und atme erleichtert auf. Das ganze zieht sich jetzt schon seit fast einer Woche und meine Mitbewohnerin will mich die ganze Zeit dazu zwingen zum Arzt zu gehen, aber ich mag Ärzte nun mal einfach nicht. Ich versuche wieder zu schlafen und habe gerade die Augen geschlossen als ich wieder einmal einen dieser fiesen Hustenanfälle bekomme. Ich kriege fast keine Luft mehr.
Ich bemerke, wie jemand mir dabei hilft mich hinzusetzen und sofort kann ich wieder besser atmen. Ich habe die Augen immer noch geschlossen, alles dreht sich um mich. Warme Hände berühren behutsam meinen Hals und verharren etwas an meiner Halsschlagader. Ich öffne die Augen und versuche mich weiter aufzurichten doch da überkommt mich wieder der Schwindel, der mich nun seit fast einer Woche begleitet. „Ganz ruhig atmen“, sagt eine männliche Stimme, und drückt mich sanft aber doch bestimmend wieder ins Kissen zurück. Mir bleibt gar nichts anderes übrig. Die Hände tasten sich ihren Weg an meinem Hals entlang und verweilen etwas an meinen Lymphknoten. „Wie lange hast du das mit dem Schwindel schon?“, fragt mich die männliche Stimme. Ich muss mich erst zweimal räuspern bis ich antworten kann: „seit ungefähr einer Woche“. „Mhm“. Ich höre das Klappern einer Tasche die geöffnet wird. „Ich werde jetzt deinen Blutdruck messen, bitte nicht erschrecken.“ Ich spüre wie die Manschette um meinen Arm gelegt wird und den Druck als sie aufgeblasen wird. Langsam versuche ich wieder die Augen zu öffnen. Ich sehe einen Mann, vielleicht um die 30 Jahre alt. Er sitzt am Rand meines Bettes und schaut mit ernsten Augen auf mich herab. Als er bemerkt, dass ich die Augen offen habe, schaut er mir direkt ins Gesicht. Er sagt nichts, nimmt nur sein Stethoskop und hilft mir mich auf die Seite zu legen. Er schiebt mein T-Shirt hoch und setzt das Stethoskop an meinem Rücken an. „Tief ein- und ausatmen“. Ich versuche seiner Forderung nachzukommen, bekomme beim tief einatmen allerdings wieder einen Hustenanfall. „mhm, dass hört sich ja nicht so toll an“. Ach nee, denke ich in Gedanken du verdrehe die Augen. Mit festem Griff hilft er mir mich wieder auf den Rücken zu legen, schon bei dieser kleinen Bewegung wird mir wieder schwindelig. Ich schließe wieder die Augen. Ich bemerke wie die Hand mein T-Shirt hochschiebt und das Stethoskop an meiner Brust ansetzt. Ich zucke kurz zusammen als die Hand meine Brustwarze streift. Ich versuche weiterhin ruhig zu atmen. Kurz darauf spüre ich die Hand an meinem heißen Kopf. Sie fühlt sich gut an. Ich merke wie die Müdigkeit wieder kommt und von mir Besitz nimmt. Den Rest der Untersuchung habe ich nicht mitbekommen. Ich muss wohl eingenickt sein. Kurze Zeit später wache ich davon auf, dass jemand meinen Schrank öffnet. Das Geräusch hallt schmerzhaft durch mein Ohr. „Hey, na wie geht’s dir?“ fragt Nina, meine Mitbewohnerin. Ich sehe wie sie Kleider in eine kleine Tasche packt. „Na ja, nicht so toll“, was machst du? „Reg dich bitte nicht auf, ja. Der Arzt hat gesagt, dass du zur Beobachtung mit in die Klinik musst“. Sie schaut mich bittend an. Ich habe keine Kraft zu protestieren. Ich sehe wie der Arzt wieder ins Zimmer kommt und zu Nina sagt, dass der Krankenwagen schon bestellt ist. Danach kommt er an mein Bett und setzt sich neben mich. Er legt die Hand wieder auf meine Stirn. „Kathy, ich werde dich jetzt mit in meine Praxisklinik nehmen und dich dort für ein- bis zwei Tage beobachten und weiter untersuchen. Das hohe Fieber und der Schwindel über einen so langen Zeitraum ist nicht normal. Um dich für den Transport bereit zu machen werde ich dir jetzt einen Zugang legen. Keine Angst das tut fast nicht weh.“ Ich höre wie er in seiner Tasche hantiert und dann meine Hand mit einem kühlen Tuch abwischt. Dann piekst es kurz. Ich höre draußen einen Wagen vorfahren. Kurze Zeit später klingelt es an der Tür. Zwei Männer heben mich auf eine Trage, dann falle ich in einen tiefen Schlaf, dass einzige was ich spüre ist die Hand auf meiner Stirn.
Kommentare
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