Claudia
Es war wieder einer dieser schwülheißen Tage geworden. Noch am Morgen hatte es nach Regen ausgesehen, doch die Wolken hatten sich entgegen allen Wettervorhersagen ziemlich schnell verflüchtigt. Viel zu warm angezogen kam Claudia nun schwitzend die Treppe zu ihrer Wohnung im fünften Stock hinaufgestiegen. Sie spürte schon die Schweißstriemen, die ihr Rucksack auf ihrem T-Shirt verursacht hatte. Schwer atmend erreichte sie ihre Wohnungstür und stellte erst einmal ihren Rucksack auf den Boden um ihre schmerzenden Schultern zu entspannen. Anschließend kramte sie den Schlüssel heraus um die Tür aufzuschließen. Zu allem Überfluss fiel er ihr auch noch aus der Hand, als sie ihn in das Schlüsselloch stecken wollte. Just in dem Augenblick als sie sich nach ihm bückte ging die Tür hinter ihr auf und der Sohn des Nachbars kam heraus und konnte einen Blick auf Claudias wohlgeformten Hintern werfen, der sich unter dem nun gespannten Stoff ihres Rockes schemenhaft abzeichnete. Schnell schaute er weg, als er spürte, dass Claudia seine Blicke spürte, grüßte kurz und lief anschließend immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinunter.
Nachdem Claudia es nun endlich geschafft hatte in ihre Wohnung zu gelangen, ging sie erst einmal in die Küche um ihre Einkäufe im Kühlschrank zu verstauen ehe sie sich auszog um eine kühle Dusche zu nehmen.
Erst vor ein paar Wochen war sie hierher gezogen. Nachdem sie die Schule beendet hatte, hatte sie fast sofort ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau begonnen. Viel Zeit für Ferien war ihr da nicht geblieben. Die Zeit, die sie nun hier in der neuen Umgebung verbracht hatte, hatte noch nicht gereicht um einen neuen festen Freundeskreis aufzubauen.
Die Dusche war einfach erfrischend. Kräftig rieb sie sich am ganzen Körper mit Seife ein, spülte alles mit kurzen schnellen Bewegungen ab und stieg anschließend erfrischt aus der Dusche und trocknete sich in aller Ruhe ab. Hier im Badezimmer war die Temperatur noch erträglich, doch sie wusste, sobald sie in ihren Wohn- und Schlafraum gelangte würde es wieder drückend heiß werden - dies war nun einmal der Nachteil einer Dachwohnung. Und trotzdem gefiel es ihr hier. Vom Fenster aus hatte sie einen wunderbaren Blick über die Stadt unten im Tal, auch war keins der anderen Häuser höher als die Etage unter ihrer Wohnung.
Nackt wie sie war trat sie aus dem Badezimmer in die Wohnstube hinaus und ging zu ihrem Kleiderschrank, einem der wenigen Möbelstücke, die sie aus ihrem Zimmer der Wohnung der Eltern mitgenommen hatte. Doch was sollte sie anziehen? In ihrer Wohnung war es heiß, die Sonne knallte regelrecht auf das Dach. Nur der Trockenboden lag noch zwischen ihrer Einraumwohnung und dem Dach. Unschlüssig stand sie nun da. Sollte sie das dünne orange Spagettiträgertop anziehen und dazu den kurzen hellblauen Rock? Oder doch lieber das rote Tenniskleid? All die anderen Sachen kamen ihr irgendwie zu dick oder unpassend vor. Unpassend für was eigentlich, fragte sie sich plötzlich. Noch einmal die Wohnung verlassen wollte sie heute nicht mehr. Warum dann überhaupt noch mal was anziehen? Sie war wie hin und her gerissen wie sie sich nun verhalten sollte. Zum einen wollte sie sich bedecken, doch zum anderen, wer sollte sie hier in ihrer Wohnung sehen, geschweige denn noch besuchen. In der Berufsschule war sie noch nicht gewesen, dieser Block würde erst in zwei Wochen losgehen. Das hieß, dass keiner ihrer Mitschüler vorbeikommen würde, wer auch immer die sein mochten. Von ihren Mitauszubildenden aus dem Hotel hatte sie auch niemanden eingeladen.
Entschlossen doch so zu bleiben wie sie war, nämlich splitterfasernackt, schloss sie den Schrank wieder und begab sich in die Küche um sich einen Snack zusammenzubasteln. Nachdem sie diesen verputzt hatte, trat sie vor den Spiegel um sich doch einmal etwas genauer zu betrachten.
Da stand sie nun und schaute ihren nackten Körper an. Vor fünf Jahren fand sie sich noch abstoßend. Zu klein waren ihr ihre noch nicht vollkommen ausgebildeten Brüste vorgekommen, außerdem war sie sich zu dick gewesen. Und die Schamhaare, die damals zu wachsen begonnen hatten, waren ihr zu dünn, zu sehr versprenkelt vorgekommen. Vieles hatte sich seitdem verändert, stellte sie nun erleichtert fest. Ihr Busen war zwar noch immer nicht viel größer, doch fand sie, dass er ihre Figur ideal betonte. Sie war nicht die Größte mit ihren eins-fünfundsechzig, ein zu großer Busen hätte wie ein Fremdkörper gewirkt. Auch unbedingt dick war sie nicht mehr. Ja, sie war nicht gerade schlank, doch das bisschen Fett, dass auf ihren Hüften saß, verlieh ihrem Körper einen besonderen Zauber und ließ ihn noch fraulicher erscheinen als er so schon war. Ihr Bauch war flach, mit einem kleinen Bauchnabel im unteren Drittel. Auch das rotbraune Dreieck aus Haaren zwischen ihren Beinen war nun ordentlich dicht und nicht mehr so versprenkelt wie damals als sie die ersten Veränderungen an ihrem Körper festgestellt hatte. Vorsichtig befühlte sie ihren Schritt und spürte zum ersten Mal bewusst, wie weich er sich anfühlte, fast schon samtig.
Zufrieden drehte sie sich um und versuchte sich von hinten zu betrachten. Ja, auch von hier aus gesehen gefiel sie sich. Ihren Rücken sah sie nur wenig, dafür aber ihren straffen Hintern. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht als sie an den Nachbarsjungen von vorhin denken musste. Sie hatte gespürt wie er auf ihren Hintern gestarrte hatte. Da sie Unterhosen trug, die kaum Abdrücke auf der Haut hinterließen musste er wohl gedacht haben, sie trüge überhaupt keine Unterwäsche. Verstohlen musste sie über diese Vorstellung lächeln. Es war unvorstellbar für sie die Wohnung ohne Unterwäsche zu verlassen. Na gut, auf einen BH hatte sie auch schon ab und zu verzichtet, aber ohne Unterhose zu gehen? Nein, dass war dann doch etwas zu viel für sie.
Lächelnd drehte sie sich wieder um. Ja, sie gefiel sich. Trotz ihres doch etwas kantigen Gesichts war sie schön, schön auf ihre Weiße. Sie wusste, dass sie nie einen Schönheitswettbewerb gewinnen würde, doch das wollte sie auch nicht.
Verträumt schaute sie sich in ihrem Zimmer um. Da stand ihr Bett gegenüber der Tür, daneben der Schrank mit einem Spiegel an der rechten Tür. Gegenüber dem Spiegel befand sich die Küchenzeile. Auf ihren Esstisch warf das Licht von draußen lustige Schatten. Die Sonne würde noch eine Weile zu ihr ins Zimmer scheinen. Unschlüssig, was sie nun noch tun sollte, überlegte sie was sie mit dem angefangenen Nachmittag anfangen sollte. Geputzt hatte sie ihre Wohnung erst letzten Samstag und heute war Mittwoch. Nein, dass war erst wieder nächste Woche dran. Abzuwaschen gab es noch nicht viel, dass es sich lohnen würde. Da die Berufsschule noch nicht begonnen hatte, gab es auch noch keine Hausaufgaben zu erledigen, nur die nervtötenden Berichte über jeden einzelnen Tag ihrer Ausbildungsjahre standen noch an. Doch außer diesen fiel ihr keine Beschäftigung für den Moment ein, deshalb rückte sie ihren einzigen Stuhl den sie besaß unter das Fenster, öffnete es bis zum Anschlag, holte ihr Buch und setzte sich damit in die Sonne um noch etwas Bräune zu bekommen - ohne Bikinistreifen auf ihrer Haut zu hinterlassen.
Wie sie nun da so saß und die Sonne und ihr Buch genoss, klingelte es an ihrer Tür. Erschrocken fuhr sie zusammen. Wer kann das denn jetzt wohl sein, fragte sie sich. Schnell lief sie ins Bad und band sich ihr großes Handtuch um den Körper, was hätte sie denn sonst anziehen sollen? Doch nicht etwa die verschwitzten Sachen, mit denen sie heute nach Hause gekommen war.
Als sie die Tür geöffnet hatte, stockte ihr der Atem. Dort stand Tina, ihre beste Freundin aus der achten Klasse. Danach war Tina mit ihren Eltern weg gezogen.
"Nun mach doch mal deinen Mund wieder zu", sagte Tina schließlich um die Stille zwischen ihnen zu brechen. "Du brauchst mir ja zur Begrüßung nicht gleich um den Hals zu fallen." Dabei breitete sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht aus.
Nun fiel die Starre von Claudia und mit ihr auch fast das Handtuch. Claudia hatte ihre Hand unbewusst sinken gelassen und damit dem Knoten die Möglichkeit gegeben, dass er sich öffnen konnte. "Mensch, hallo Tina", schoss es aus ihr heraus während sie krampfhaft versuchte ihr Handtuch wieder an sich zu befestigen. "Was machst du denn hier? Oh, komm doch erst mal rein!"
Mit einem eleganten Schritt trat sie zur Seite und ließ ihre alte Freundin an sich in ihr kleines Reich eintreten. Staunend sah sich Tina in Claudias Zimmer um. "Du hast es ja richtig gemütlich bei dir."
"Ja, nicht wahr?", antwortete Claudia verlegen und warf einen verzweifelten Blick auf den Stuhl, auf dem sie bis vor kurzem noch gesessen hatte. Zum Glück war er trocken und zeigte keinerlei Spur von ihrem nackten Aufenthalt darauf. "Kann ich dir irgendwas zu trinken anbieten?", fragte sie und ging zu ihrer Küchenzeile. "Ist ja extrem heiß heute."
"Gerne", antwortete Tina und setzte sich auf Claudias Bett während sie ihre Freundin von oben bis unten musterte. Das Claudia nichts unter ihrem Handtuch trug war zu offensichtig. Sonst hätte sie vorhin an der Tür nicht so verzweifelt versucht dieses lange Stück Stoff an ihr zu befestigen. Und nun, da Claudia sich zum Kühlschrank runter kauerte, sah Tina wie sich der Stoff dehnte und an der zusammengesteckten Stelle langsam auseinander rutschte. Gespannt hielt sie den Atem an um zu schauen was passieren würde, wenn sie sich wieder aufrichten würde um ihr das angebotene Getränk zu bringen.
Doch auch Claudia hatte diese Verschiebung ihres behelfsmäßigen Kleidungsstückes gespürt und dachte nun verzweifelt nach, wie sie die Peinlichkeit verhindern könnte. Sie wollte nicht urplötzlich entblößt vor ihrer Freundin stehen. Um sich noch ein paar freie Sekunden zum nachdenken zu beschaffen fragte sie schließlich: "Wie hast du eigentlich meine Adresse bekommen?"
"Das war nicht so schwer wie du vielleicht denkst", antwortete Tina mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Natürlich hatte sie Claudias Ablenkungsversuch durchschaut und wollte ihr kaum Gelegenheit lassen darüber nachzudenken. "Ich wollte dich nach der langen Zeit mal wiedersehen und hatte deshalb deine Eltern angerufen. Die sagten mir dann deine Adresse. Ich war überrascht als ich erfuhr, dass du in meine Stadt gezogen bist, quasi mir hinterher."
"Was?", fuhr es aus Claudia heraus während sie sich doch etwas zu schnell umdrehte und damit ihrem Handtuch den letzten Halt nahm. Erschrocken stellte sie das nun gefüllte Glas ab um ihr Handtuch zu fangen, doch es war zu spät. Tina stand keine zwei Schritte vor ihr und hatte das Handtuch in der Hand. Reflexartig hielt Claudia sich die Hände vor ihren Schritt und ihre Brüste und lief knallrot an, unfähig auch nur ein Wort zu sagen.
Tina hingegen musterte sie nun in ihrer vollen Schönheit. Langsam hob sie die Hand um Claudias Haut zu betasten. Doch diese Berührung ließ die Schreckensstarre von Claudia fallen. Blitzartig fuhr sie mit ihrer Hand aus und schnappte sich das Handtuch um es sofort wieder vor ihren Körper zu legen. Wie konnte ihr das nur passieren. Peinlicher ging es ja gar nicht mehr.
"Hat dir eigentlich schon einmal jemand gesagt, wie schön du bist?", fragte Tina um ihrer Freundin die Peinlichkeit der Situation, in der sie sich aufgrund ihrer Körpersprache zweifelsohne befand, zu nehmen. Doch diese Bemerkung ließ Claudia noch mehr erröten. Beschämt senkte sie den Blick. "Doch, ich meine das ganz ernst", fügte sie hinzu. "Du brauchst dich deines Körpers wirklich nicht zu schämen. Viele Mädchen würden dich deiner Schönheit beneiden, ehrlich."
Doch die Aufbauhilfe kam nicht im gewünschten Maße bei Claudia an. Vorsichtig hob sie den Kopf an um ihrer Freundin ins Gesicht zu schauen, um zu erfahren ob sie ihre Bemerkungen wirklich ernst meinte. "Meinst du wirklich?", fragte sie schließlich zweifelnd. Ihre Beine wollten ihr immer noch nicht gehorchen.
"Doch, doch, das ist mein voller Ernst. Von mir aus kannst du hier in deiner Wohnung tragen was du willst, auch wenn das heißt, dass du nichts trägst. Außerdem kann ich das bei diesen Temperaturen hier drin voll und ganz verstehen." Doch Claudia war noch nicht ganz überzeugt und behielt ihr Handtuch an. Schade eigentlich, dachte Tina, die ihre Freundin voller Bewunderung ihrer Figur wegen bestaunt hatte. Viel zu schade um ihn zu verstecken.
Claudia erholte sich relativ schnell von ihrem Schock und die innere Spannung fiel von ihr ab. Dadurch erfuhr sie auch wie es Tina nach ihrem Umzug ergangen war, dass sich deren Eltern vor einem Jahr getrennt hatte und sie dadurch kurz dem Alkohol verfallen war, doch ihr heutiger Ex hatte ihr damals aus der Situation geholfen. Das Gespräch der beiden Mädchen wechselte von einem Thema zum nächsten. So merkten sie auch nicht, wie es draußen langsam dunkel wurde. Erst als Tina zufällig auf die Uhr schaute, erschraken sie wie sehr sie in ihr Gespräch versunken waren.
Nun doch etwas in Eile stand Tina auf, strich ihre Hose glatt und verabschiedete sich nach zwei Wangenküssen von Claudia. Diese begleitete sie dann noch bis zur Tür und war anschließend doch etwas erleichtert, dass Tina nun endlich gegangen war. Ja, es war schön gewesen sie mal wieder zu sehen, mal wieder mit ihr zu reden. Doch ihre zufällige Entblößung wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht nur mit einem Handtuch bekleidet die Wohnungstür zu öffnen schoss es ihr durch den Kopf. Es hätte ja auch irgendein fremder Mann oder sonst jemand davor stehen können. Doch das konnte sie nun auch nicht mehr ändern. Naja, sagte sie sich, passiert eben, und streifte ihr Handtuch wieder ab. Und plötzlich fühlte sie sich freier, freier als sonst. Woran kann das denn nun schon wieder liegen, fragte sie sich. Ist ja auch egal.
An diesem Abend wurde Claudia nicht mehr alt. Schon bald hatte sie sich bettfertig gemacht, doch heute ließ sie ihren Schlafanzug - der ja eigentlich nur aus einem kurzen T-Shirt und einer kleinen Unterhose bestand - Schlafanzug sein und ging so schlafen, wie sie sich heute am Besten gefühlt hatte - ohne alles, also ohne Schlafwäsche. Schnell schlief sie ein, trotz der seltsamen Nachtbekleidung.
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